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Sächsische Volkszeitung : 09.02.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192702096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270209
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-02
- Tag 1927-02-09
-
Monat
1927-02
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.02.1927
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Mittwoch, den 9. Februar 1927 Nr. 32; Seite 4 juin Fall Heidt ««macht, aus dessen Person sich aller sozio- listische Hatz konzentriert. In diesem Falle ist die ..Dresdner Volkszeilung" doch eNvas vorsichtiger. Sie rechnet mit der Zukunft uns schreibt: „Richtig ist. daß die Minister ei» Gehalt bekommen, dos dos Vielfache des Einkommens betragt, mit dem sich im Durchschnitt «in deutscher Staatsbürger lx aniigen muh. Anderseits aber ist zu bedenken, daß das Gehalt eines sächsischen Ministers weit hinter dem Einkommen zurrick- bleibt, das okt schon Leiter mittlerer Unternehmung» beziehen. Unter allen Umstanden muh ober die Forderung abgelehnt wer den. Sah das sogenannte Uebergangsgelü und jedes Ruhegehalt bei Ministern. Sie nicht Beamte waren, ivcgsallen sollen. Die Ministe, «ck'-en sollen nicht nur solche» Leuten zugänglich sein, die genügend wohilialend sind um nach dem Ausscheiden aus ihrem Amt von dem Ertrage ihres Vermögens leben zu kön nen. Jemand, der nicht in dieser glückliche» Lage ist. kann man atrer nicht zumute», dah er. um vielleicht nur ein zmar Monate einen Ministerposten zu bekleiden, seine bisherige Exi stenz ausgibt, wenn er damit rechnen muh. dah ihm nach dem Ende seiner Minlslcrherrlichkeit jede wirtschaftliche Sicherung fehlt. Besonders alleren Politikern dürfte es oft sehr schrver iverden. nach dem Aussct>eiüen aus ihrem Staatsamt wieder eine Stell« im Wirtschaftsleben zu erhalten " Wenn nicht a'les trügt, wird man auf die deutschnationale Aktion hin ziemlich Iebl,of!e Auseinandersetzungen im Landtag zu erwarte» badeir. Dresden Ein Wendenfesk in -er Sächsischen Kauplstadk „E l b f I o r e n z!" Einstmal» ein wendisches Fischerdorf. Jetzt die modernste Grohstaot. Der Anziehungspunkt unzähliger Fremder aller Länder und Nationen Auch vieler Wenden. Nicht erst seil jener Zeit, als sie „zu Dienste hinter Dresden zogen" und in der Musterwirtschaft der „Mutter Anna" — dem Opra-Borwerk — sehr begehrte Arbeiter waren. Auch nicht seit jenen denkwürdigen Maientagcn, da sich das „wendische Regiment" schiitzsno vor seinen König stellte und ihm die Flucht auf die Festung Köniastein ermöglichte. Seit jeher zog es die Wenden nach der Landeshauptstadt. Aber selbst in dem steiner nen Meer haben fick) viele die Liebe und Treue zur angestamm te Scholle, zur engeren Heimat bewahrt Gar bald fanden sich Gleichgesinnte zusammen Völkische Abstammung und die wohl- lauten Töne der einenden Muttersprache führten sie selbst hinter dicken Grohstaotmauern zusgmmen. wo die heimatlichen Laute so spärlich ans Ohr schlugen. Co gründeten sie zunächst einen Verein aus konfessioneller Grundlage — die „Iednota" (Einigkeit) für die katholische» Wenden im Jahre 1879. später folgte der ,.Eo r n o b o h" lder Name für den schivarzen Gott und den bekannten Berg bei Bautzens für die evangelischen. Erst in neuerer Zeit gesellte sich zu ihnen der interkonfessionelle Gesang- rc-ein . H romadnik" (der Sammlers. Vor fast 8V Jahren — l^ld nach Niederwerfung des Maiaufslandes — hat man auch ih'-en religiösen Bedürfnissen Rechnung getragen Seit jener Zeit f'ndcu aller vier Wochen in der Hof- uv- Kreuzkirche n"»ckschc Gottesdienste für di« beiden Konfessionen getrennt statt. I» vorbildlicher Eintracht trafen sich nun diese orei Ver einigungen mit ihren zahlreichen Güsten, insbesondere aus der Lausitz — Wenden und Deuisä-e — in den weiten Räumen des „Balll-auscs" auf der Bautzencr Straße am Sonnabend Vom Grün umrahmt schmückte die Bühne das Bildnis des verstor benen Vautzener Domkapitulars Michael Hornik, des Be gründers oer katl>oliscl>cn Wochenschrift, Katoiski Posol, und des Herausgebcrs vieler religiöser und profaner Bücher und Schris len Der geräumige Saal prangte in verschiedenen wendischen Embleme» und in den ivendischen Farben. Dazu die Tracht der kalholi chen und evangelischen Wcndinne». Ein äußerst bunt farbiges Bild! Der derzeitige Vorsitzende. Herr He las, w-ümetc herzlich Begriißungsworte in ivenoischer und deutscher Sprache, insbesondere den zahlreichen Vertretern der Orts- und ousivärtmen Vereine. Frl. Me raue Lö schau rezitierte ein G od ch! des iveud'-schen Dichters Eillnski. an das sich -!e Naiional'wmne schloß, die mit Begeisterung stehend gesungen wurde. Mit l'elempfundeneu Verständnis sang dann oie Opern sängerin Frl Elise Bel za aus Dresden (früher am Bauhc- ncr Stodttheatcr Iütio> mehrere Volkslieder nach der Bcarbei tung von B. Schneider nick Herr Schlemmer. Bautzen, dessen wohll-uter Bariton mit Tcnorsörbung an Klangschönheit und Tonncbung beständig .'»nimmt, inlcrpreti'rte Volks- und Kunst- ae'äng'. darunter ein Bariton solo aus ..Die Hochzeit" von Kötzer. Vnd' Tolistc» erntete» reiche,, Beifall beständige Unruhe unter d'i, G"iten wirkte reckt störend aus die Vorträge, womirch sie nickt a'''ntkalken zur oewünsckte» Geltung kamen Die weiteren Dar'-ietungen huldigten dem Humor. Fast naturgetreu ahmte H-rr ck e ! n e aus V->nt'"v d-m por Jahre» verstorbenen >i"h in der Lr-usik weit und deckt h"''anuten ..Eicriockel" nach und erpecke die "'nwel-od-',, auch »och mit iveiteren humoristi schen Geh"». Wahre Lachsalven rief der Einakter von Pech „Der Vagabund" hervor, dessen Titelrolle ein Mitglied oes fest, gebenden Vereins mi! kaum zu übertreffender Mimik und Komik spielte. Die „Jrüuola". Sie i» zivei Jahren ihr goldenes Jubiläum feiern wird, ist oon jeher der Sammelpunkt Dresdner und Lau sitzer Wenden geivesen. Hier wurde das Zusammcngehörigkeits- gesiihl immer praktisch geiibt uns gestählt, religiöse und be lehrende Vorträge in der Muttersprache werden ge-halten. das wendische Lied gepflegt. Möge sich der Verein auch weiterhin »ach dieser Richtung betätigen. ' G. M. Aufklärung Über den AlkohoUsmus Dresden, 0. Febr. Dem Beispiel anderer sächsischer Städte folgend, beabsich tigt das städtische Fürsmgeamt unter Mitwirkung der Landes- llauptstelle gegen den Alkoholismus im März d. I. ein« Ber. aiistäitung zum Zwecke der Ausklärung der Bevölkerung über die Gefahren des A l k o h o l i s m u s. Es ist geplant, am 5. und 0. März 1027 Vorträge für die größere Allgemein heit im großen Saale des Logenhauses. Ostra-AIlee, am 7. bis 9. Atärz d. I. einen wissenschaftlich-praktischen Lehr gang über die Alkoholsrage im kleinen Saal« des Logenhauscs und vom 2. bis 21. März d. I. eine Ausstellung im Licht hose des Neuen Rathauses abZ»I)alten. Die Ausstellung wird ge öffnet sein wochentags von 9 Uhr vorm, bis 9 Uhr abends. Sonn tags von 11 Uhr vorm, bis 9 Uhr abend. Der Eintritt ist frei. Die Bekämpfung des Alkoholismus ist mit Rücksicht aus seine allgemein schädlichen Auswirkungen sür die Volksgesunü- heit, Bolkssittiichkeit und Bolkskultur eine immer brennender werdende Verpflichtung aller einsichtigen Volksgenossen. Es ist desl-alb drinoenü zu empfehlen, daß die Vorträge, der Lehrgang und die Ausstellung von den weitesten Bevölkerunaskrcisen be sucht werden. Lehrpläne wenden kostenlos abgegeben im städ tischen Fürsorgeamte. Landhausstrahe 7/9, 1. Stock. Zimmer 9. Ein Gassparer gefällig? Dem Betr.cbSamt sind i» letzter Zeit aus den Kreisen der Gasabnehmer wiederholt Beschwerden zugegangcn. daß Personen unter sol chen Angaben sich Zutritt zu Len Woh nungen verichassk haben. Sic geben vor, im Aufträge der Gaswerke zu kommen, um d e Gasapparakc zu prüfen, wollen aber in Wirklichkeit nichts weiter, als sogenannte „Gasiparer" oder „gaS parende" Apparate verkaufen und cinbauen. Das Berr:ebsam! legt Wert daraus, festzustellen, Laß von ihm oder der Direktion der Gaswerke nie mand die Erlaubnis erhalten hat, sich beim Ver treiben derartiger Apparate auf das Betriebsam! oder leine Geschäftsstellen zu beritten: es we st vielmehr darauf hin, daß die sogenannten „GasSparer" in der Mehrzahl schlecht konstruiert und :ufolgedes en häufig gesundheitsschädlich find. ES handelt daher jeder in seinem eigensten Jnterese, wenn sr vor Ankauf derartiger Apparate sich mit der Beratungsstelle der Gaswerke, Am See 2, Erdgeschoß, in Verbindung setzt, dam.t er vor unnützen Geldausgaben be wahrt bleibt. Ferner sollte jeder E nwohner von Per lene», die Zutritt zur Wohnung fordern, sich die Legiti- mationskorte zeigen lassen. Die Angestellten des Betriebs amtes sind mit Ausweisen ausgerüstet und haben weder Auftrag noch Befugnis, sich mit dem Vertrieb von Gassparern und dergleichen zu befa'sen. Das Betriebsamt muß auch davor warnen, sich durch Zeugnisse irgend welcher unkontrollicrbarer Stellen beeinflussen zu lassen, da diese be: näherer Prüfung meistens ohne jeglichen Wert sind. — Al'o im eigensten Interesse Vorsicht/trenn Hau sierer m t „Gar pareru" oder anderen „gassparcnde»" Ap paraten kommen! : Politisches Jubiläum Dr. Stresemanns. Am vergan genen Sonnabend iveren 20 Jahre verflossen, seit der ietzigs Ncicheaußcnminifter Dr. Streiemann am 5. Februar 1907 bei der Rcichstcws-Stichwahl im sciner'cit'gen 21. sächsischen Wah!- krcks Annaberg-Schirorzenbcrg als Reichstagsabgeordneter ge wählt wurde. : Eine Leethoven-Ansslellung. Die StädUsche Bücherei und Lesehaü« (Musikabteilun-z) veranstaltet vom 1. bis 15. März zur Feier von Beethovens 100. Todestag ecke Ausstellung 'einer Kompasiticnen: Eefaims werde, Klaviern-erke, Werke für Solo-, Streich- und Blasmusik, Kammermusik (Partitur und Stimmen. Studicn-artüuren), Chorwerke, Ocker, Schauspiclmu- sik in Partitur und Klavierauszug, wo Arrangements vorhan den, auch vier- und achthändig. Wetter ist ausgestellt die neue re und neueste Literatur über bas Leben und Schaffen Beet hovens. Die Ausstcl'ung der Noten und Bücher, die sämtlich ab 16. März entliehen werden können, befindet sich !m Neben zimmer des Dückcrlese'aa''es. Theaterstraße 11. 1. S'ock Sic ist zugänglich werktags 11—1 Uhr und 5—7 Uhr. Der EmtritI ist für jedermann frei. Vereine, Schulen »sw. können nach vor heriger Vereinbarung auch zu anderen Zeiten die Ausstellung besichtigen. : Photographisch« Ausstellung Ursula Richter. Die staat liche Kuiis'geioerbebiblioihek Eüasstraße 31, 1., (Professor Hein rich Wieynck) veranstaltet vom Dienstag, den 8. Februar, bis Vereins - Kalender Dresden. Katholischer Gesellenverein Dresden-Ost. Mitt woch, 9. Februar, in Hammers Hotel Faschingsfeier. Dresden. (K. K. B. Columbus.) Donnerstag, den 10. Februar, abends 8 Uhr Bortrag über: „Das Apo thekenwesen" von Herrn Apotheker Tränkner. — Sonntag, den 27. Februar, im Saale der Harmonie Colnmbus-Maskenball. Sonnlag, den 27. Februar, eine Ausstellung photopr- hisctser Bildnisse, Studien und Akte von der tiekanntcn Dresdner Licht- bildncrin Ursula Nichier Die Ausstellung, die die Er gebnisse mehrjährige» künstlerischen Schaffens umfaßt, ist ge öffnet Montags bis Freitags 9-7. Sonnabend 9—2, Sonntags 11—1 Uhr. Eintritt frei. : Zum dritten »nd letzt.« Male! Der Vortrag über „Die stille Welt des Mondes" im städtischen Pla netarium findet stet? erneuten Beifall der zahlreichen Be- lucher, so daß er am Mittwoch, den 9. Februar, abends 8 Uhr noch einmal gehalten wird. — Bor und nach dem Vor trage ioll be: klarem Wetter der Mond in den Fernrohren des Planetariums gezeigt und damit Gelegenhe t geboten werde», d.e re:zvo!len Mondlandlchaften selbst zu beobachten. : Vorübergehende Nachtwagenumleitungen. In den Näch ten zu Dienstag, den 8. Februar, und zu Mittwoch, den 9. Fe bruar. werden von 1 Uhr bis 5 Uhr die Nachtwagen der Linien 7 und 29 zwischen Thavandter Straße und Postplatz icher Löb- tauer Straße und Ostra-AIlee umgeleitet. : Sittlichkeitsverletzer. Am 27. Januar 1927 gegen 12,30 Uhr mittags ist in Vorstadt Löbtau auf dem Berbindungsiveg zwischen der Eattsricd-Kcller-' und Grillparzer Straß« ein un bekannter Sittlichkeitsverletzer ausgetreten, der ein Ojühriges Mädchen unsittlich belästigt hat. Infolge des Schreiens des Kindes und des Htnzukommens seiner Mutier hat er von wei terem obaelassen und die Fluch! ergriffen. Er wird beschrieben: Etiva 20 Jahre alt. bekleidet mit dunkekb'ouem Anzug und dunk ler Schiffcrmütze, führte ein Fahrrad bei sich/ Sachdienliche Wahrnehmungen hierzu erbittet die Kriminalpolizei. Leivzi« ) Von der Landesunioersitäi. Der seit 1895 über drei Jahrzehnte an der Sächsiscl)en Landesuniversilät wirkende Direktor des Institutes sür landwirtschaftliches Maschinen- und Meliorationswesen. Hofrat Professor Dr. phil. Strecker, tritt am 1. April ü. I. von seinem Lehramt an der Universität Leipzig zurück. ) Jugendlicher Strahenräuber. Am Sonnabend IM in der Tieckstraße ein 17jährio«r Bursch« versucht, einem Dienstmä-ä)en 50 Mark zu rauben. Auf die Hilferufe des Mädchens ließ der Räuber von seinem Opfer ab. l Tödlicki-cr Rerkehrsnnfall. Am Sonnabendabend st eß an der Kaiier-W lhelm-Straße ein 44 Jahre aUer Rad fahrer mit einem PerwneiikraUwagen zuiamm:n. Der R ad- fahrer zog üch io schwere Verletzungen zu, daß er diesen am Abend erlag. Aus Sachsen vn. Külz und die Deuts i,nationalen Dresden. 8. Februar. Der „Sächsische Boiksboote", das offiziell« Organ der deulschnalionalen Fraktion, schreibt zu den Meldungen über die Ablösung des Innenministers Dr. Dehne durch Dr. Külz u. o.: „Nur eins soll -»nächst sestgestestt wer den: In den Zusicherungen, die die Regierungsparteien den Deutschnationalen vor der Wahl des Ministerpräsidenten ohne irgendwelche Gegenleistungen von diesen zu verlangen, gemacht haben, ist auch ein Satz enthalten, der vor der Berufung des Ministers Dr. Külz nach Sachsen in Erinnerung gebracht wer den muß. Es ivar nämlich — bekanntlich auch von dem- üemo- kratisäien Fraklicnsvorsitzcnden mit unterschrieben — ausdrück lich zugcstanden worden, dah die Zusammensetzung des neuen Kabinetts erst dann a!s endgültig angesehen iverden dürfe, wenn die Deulschnationalen ihre Zustimmung erteilt hät'cn. Diese Zusicherung muß selbstverständlich auch Gültigkeit l)obcii, wenn nun dos Kabinett wieder anders zusammengesetzt wer den soll." Bon demokratischer Seile dagegen iverden die Ding« wesentlich anders dargcstellt. Der Rücktritt Dr D hncs wird nach Acußcrungen Hofer Seite binnen kur-em Wirklichkeit werden. Damit wird die Frage seiner Nachfoigerschast aktuell. Die demokratische Landtaosfraktion steht, icke wir oon dersel ben Seite erfahren, ans dem Stand'nmkt, daß die gegen Dr. Külz als Nachwlger Dr. Dchncs erhobenen Bedenken unbe gründet sind. Was die von dentschnationaler Seite erhobenen Bedenke» anbetrifft. so wird von demokratischer Seite cnt- Anna Pawlowa lanzl Tr.sdc», den 8. Februar. Lebensfreude nu Tanz, Loslü'ung von allem Schtveren, Nnterstrckchung des Beglückenden in der Kunst, bas möge» wahr die Haupteindrückc «ein, die man von der Pawlowa gewinnt und mit fortträgk. Und alle die Schöngeistigen, alle, denen lick ein Sonnenland noch nicht verchloisen hat, alle, für cke auch noch heute die Kunst heiter ist, wer ben mir freudiger Lebensbesachrung empfunden haben, baß sich die Pforten eines wiedergeboren n gr ünden Kunst- gc,chmcxkcs von neuem öffnen. Unsere moderne Kunst leidet am .Hysterie. Man wühlt mit wahrem Wohlbehagen in Schwermut, behängt >:ch :n fanati'cher Selbstfolterung mit Ketten, preßt »ich e:n in Zwangsjacken und hegt und pflegt das Unkraut, bas der Bist- zwischen den Weizen gelär hat. Bergeisen schien bas Dichterwort vom Gott, der die Pracht unierer alten Erbe geschaffen hat. Aber des Frühlings beglückender Hauch 'chmilzt auch bas härteste Eis. Und wie ein Heller warmer Frühlingstag kam Anna Pawlowa. Dia>c alte Ballettkunst, die man in den letzten Jahren als verbraucht brandmarkte, die mann zu den überlebicn und übergriffenen Anhängseln der Vorkriegszeit stempelte, d.e man wurmstch.gen Negustiten gleich in dir Niimpclkammer vcrbannte — diele alte Ballettkunst kommt mir der Pawlowa in Jugenbfrstche zurück, taucht rn kraft voller Schönheit ans e.ncm wundertätigen Jungbrunnen, Gleich „T : e Puppensee", die man gymnastischer Leibesübungen zulwbe, aus Neigung für geometrische For men und ans der plötzlichen Entdeckung, baß der Tanzkult der alten ostasial.schon Welt der modernen Tanzkunst un- ccichlv'seiic Gebiete öffnen könne, als altersschwach und ticch abbaure. r:ß die erkünstelten Tanzdichtunge» der mo dernen tänz:ri-ch.n Achtungen zu Bode». Und wie «:- sr.ichle bw enizückoiide. lck.chibe chwingte B '-llettmusik Joseph Beyers. Es ist gänzl ch belanglos, daß man von der Ur form Abstriche machte und ihr andere Zutaten beifügte. We,ent. ch ist aber, baß ein Bild größter G: chlo.'senheit und Abrundung bervortrat. Scharm, Anmut, Koketterie, Schünkeitsgesühl, Piast k, Freude am Daseim, Formenreich tum. Geställuugskrast, fließende Lebendigkeit, Ueberichwang a» Temperament und crbbesreite Leichtigkeit atmeteien außer der „Puppenfee" arch die „A u f f o r d e r u n g z u m T a » z", nach K. M. v. Webers Musik und das „D i v c r t d s s c-- ment", Leien Höhepunkt wieder „Der sterbend« Schwan" blieb. Selbst in dieser Tanzschöpfung verleugnet die Pawlowa d e Lebensfreude n'cht; denn auch h er noch bricht die Sehnsucht nach glückdu-Liebten Tagen, das Schei den von einer lebensfrohen Jodischkeit in voller Poesie durch. Am ersten Abends teilten d e Triumpfe der Palowa iwch Laurent Novikoff, I. Zalewski, F. War- z: ulk:, A. Al gerann ff, M. Domoslaviki, Vio lett» Fauchcnx, Elza D'Arcy und d.e übrigen Tänzer und Tänzcruineu. Für das Tanzarrangement zeichneten Iwan CIustine und P. Zayli ch, für di« a-fchmackvollen Bühnenbilder und Kostüme O. Allcgri, N. Benois, G. Soudcikine und G. Barb ier. Unter der flotten Leitung von H. O. Fcnsle:n bewährte dos Orchester der Dresdner PH: l Hormon :e se-.ncn Ruf aufs beste. Der Beifall fand keine Grenzen. Man darf gespannt sein, welche Ersahrungen cke neue Tanzrichtung aus diesem Gastspiel ziehen wird. Otto Hollstein. Die zweite Premiere be! An na Pawlowa orachte das Ballett „Die Zauberflöte" von M. Petipe, Musik von Drigo, die Ballrttszene „Die Schneeflocken" von I. Clustine zur „Nußknacker"-Mu,i-ik von Ti'chaikowsky und d:e üblichen Divertiizoments. Di« „Zau'erilöte" ist eine Dorfburlcske, zu der die Requieikeu und Gestalten der alten Oper und Themen alter, be: allen Böllern wohl in einer Variante wiederkehrenlcr Märch nwuuder (wie z. Tanzes, zugleich aber für die ausgezeichneten" schauspiele- rüchin Qualitäten des Eii einbleS. Die weibliche Hauptrolle hat Alice Vronska. Mit ihrer vollendeten Technik und ihrer unnachahmlich n Drolerie di« inkarni«rte Graz«! Da zu ein trefflicher Partner wie Pianowlki und . . alte Zauber bimden weder. Die komxhrn Kräfte des Jan Zalewfkr als alter Marquis, A. Algeranoffs- als lustiger Läufer low:c D o in os l a w i k i s als fetter R chter taten das ihrige, um trotz der gleich zu Anfang vermißten Pawlowa Stimmung zu schaffen. Sie, die Große, kam erst nach der Pause. In den „Schneeflocken". Eine Bagatelle, kaum darüber zu reden. Keine Handln» s. nur c.n Ensemble von Tänzen. Die Pawlowa und ihr Partner Novikoff Wirbeln, fliegen die alte Kunst wird wach, und ein Sturm der Begeisterung setzt ein D e neue Kunst mit ihrer Sachlichkeit wird aus Stunden vergessen. Es ist, als ob sie nie bestanden hätte. Zugegeben 1e:> daß uns manche Pose etwas angestaubt erscheint, aber daß diese Tänzerin wirklich tanzt, das ist ein Vergleich zu den konvulsiv! chen Gliedervervenkungen mit leidendem G'sichtsausdruck, die heute „Höhepunkt" zu sein Pflegen, ein Ereignis! Sie macht sich noch rar in den „Schneeflocken", die große Anna Pawlowa, d«nn die anderen haben fast eben soviel „zutun" wie sie. Ihre Eigenart kommt aber :m letzten Teil, in t«m >»- genannten Divertissements (ein schreckliche- Wort!) zum Durchbruch. Da :st zunächst das Romdino (Beethoven-Kreis- ler). Ein graziöses und kapriziöses Dämchen des erst',«, noch zarten Rokoko erscheint. Ganz Grazie und Scharm spracht hier die Pawlowa lediglich durch die Anmut ihrer Be wegung. Es gibt kaum eine Tänzerin, der ich zutrauen würde, dah s.e d.eies Hinfließen, dieses fast unirdische Schweben über dem Boden, diese we ch: Linie, dickes un endlich subtile Ruhen im Tanz nachmachen könne. Her setzte auch ein fanati'cher Applaus ein, der offenbar e n Dakapo erzwingen wollte, aber n cht erreichte. Dann L.nckeS Glühwürmchen-Gavotte: d.e Tanzschövfung e ncc anmutigen Schelmin, die so jugendlich in ihrer Bewegung ist, daß man nachdenkt: wie lange ist die Pawlowa eigentlich -chon Web ber ühnu heit? Schließlich mit Nckvikoff ei» Bacchanale (G.'agrunosf), ein Schulbeispiel dafür, wie der Bühnen tanz modernisiert werden könnte. Daneben gab es noch hübsche Tänze der anderen, so e n Soio Nov.kofss „Bo gen und Pfeil" (Tschaikowsly), einen entzückende» Walzer A l- perosfs und der Vronska, einen bildhaft chönen spanischen Tanz und eine fröhliche Mazurka mehrerer Paare. D.e Philharmoniker unter Fcnsle-in begleiteten ge.vandl und mit Wohlklang. Es war ein sympathischer Ab nd aus besserer Zeit, ein so lang entbehrter Abend in Mou. Franz Z ckler
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