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Rümmer 25 — 26. Jahrgang »mci wöch. für Februar 8.00 .« einschl. veftrllgel» Anzeige »»reis«: Die laesp. Petttzeilr «L. ««Nkngesuche «4. Dir Petitreklame,eile. 8» Milli, «eter bre,». 1 Offertrngebühren stir Selbstabholer W> L. bet Urbersendung durch die Post autzeraem Poriozuschlag. Einzel-Nr. 1» Sonntags-Nr. UL. AeschSftt. Friedrich Pieser in Dresden. Dienstag. 1. Februar 1927 , » Im Falle höherer Gewalt erlischt jede verpflichtunG aus Lieferung sowie Erfüllung o. Anzeigcnaufträge» u. Leistung o Schadenersatz. Für undeull. u. d. Fern, ruf übrrniilt Anzeigen übernehmen wir keine De» anlworlung. Unve-langl eingesandte u. m. Rückport» nicht versehene Manuskripte wert», nicht aufbewahrt Sprechstunde der R daktlon S- 3 Uhr nachmittag» Hauptschriftleit.: Dr. Joseph Albert. Dresden <S»tchtts«»ste0«, Druck NN» Verl««: «aeonia» «uchdriickerei «mbH., DriSde« tu I, PüU.rstroh, 17» grrimis AVIS. V«PIchk«konlo Dresden H7S7. BaiiN-nto: L»«»dn«« U « » k, Dresden. Für christliche Politik und Kultur LHAr Das Thüringer Wahlergebnis Dte Linke bleibt tu der Minderheit — Stimmgewinn -er Wirtschaftspakte» und der Sozial demokrale« — Niederlage der Völkischen und Kommunisten Weimar. 31. Januar. Die Landtags wählen in Thüringen haben gestern nach dem oo.rläusigenamtlichen Wahlergeb nisse folgende Stimmenzahlen gebracht (zum Pergleich geben wir die Ergebnisse der Reichstagswahlen vom 7. Dezember 1924 «nd oer Landtagsivahl vom 16. Februar 1924 wieder): L.-W. 1927 R.-W. 1924 L.-W. 1924 1. Einheitsliste 27 625 333 766 422 246 2. Sozialdemokraten 262 827 250 262 210 165 8. Kommunisten 113 470 107 806 162128 4. Komm Arbeitsgem. 3874 — — 5. Nationalsozialisten 29 918 44 577 81412 6. Deutschvölktsche 9137 - — 7. Demokraten 26531 43 050 — 8. Wirtschaftspartei 75 500 34 334 — 9. Sparer, Auswerter 23156 — — Der neu« Landl tag wird nach diesem Ergebnis 8« e auswegen. »rein Man»»« eryrn» o»» «»» beitsgemeiuschast (Lift« 4). Im übrigen »ertelle» MUtiL Mau- hoN»- folgender Matzen: Kommunisten 8. Sozialdemokraten' 1». Demokraten 2. Sparrer 1, Wirtschaftspartei 8, Einh «»ts - listelS, Nationalsorialisten 2. völkisch« 1. Dte Stimmenergebnisse aus den vier thüringischen Wahl kreisen sind folgende (zum Vergleich sind di« Ergebnisse der Reichstagswahl vom 7. Dezember 1924 angegeben): -- Wahlkreis 1 Jena-Weimar. 1. Einheitsliste 72 259 (90 500) 2. Sozialdemokraten 40113 (46 487) 8. Kommunisten 20 831 ' (22 213 4. Kommunistische Arbeitsgeineiu>a-ost 998 t ) 5. Nationalsozialisten 6 278 (11 116) 6. Deutschvölkische 1524 l ) 7. Demokraten 7 762 (12 260) 8. Wirtschaftspakt«! 20035 (10 027) S. Sparer, Auswerter 6 418 < ) Wahlkreis ll O' '"^n. 1. Einheitsliste 74 508 <94 676) 2. Sozialdemokraten 99 389 (98 860) 3. Kommunisten 20 456 (21942) 4. Kmnmunistische Ackeil st. 1315 l ) 5. Nationalsozialisten 6646 (15 165) 8. Deutschvölkisch« 2212 t ) 7. Demokraten 5118 (11236) 8. Wirtschaftspakte! 27 070 ( 9 536) 9. Sparer, Auswerter 8 357 ( ) Wahilrr?! " -sng r. 1. Einheitsliste 57 585 (72 075) 2. Sozialdemokraten 53 713 (54 011) 8. Kommunisten 28 418 (22 708) 4. Kommunistische Arbkitsz., .,t — t ) 5. Nationalsozialisten 7 201 ( 9 171) 8. Deutschvölkische 1718 l 1 7. Demokraten 9 263 (12 469) 8. Wirtschaftspartei 11 062 ( 6 279) v. Sparer, Aufiverter 2 955 ( ) Wahlkreis IV Gocha-Saalfeld. 1. Einheitsliste 66 274 (76 219) 2. Sozialdemokraten 51 538 (50 406) 8. Kommunisten 43 759 (40 967) 4. Kommunistische Avbei!sgei»>:i»s/asr 1567 ( 1 5. Nationalsozialisten 7 793 (12 104) 6. Deutschvölkische 3 613 < ) 7. Demokraten 2 983 ( 7 153) 8. Wirtschaftspakt«! 17 333 (10 574) v. Sparer, Aufiverter 4 426 l ) Einzelergebnisse. Weimar Stadt: Einheitsliste 7685, Wirtschaftspartei 1838, Nationalsozialisten 1648, völkische 252, Sparer 3036. Demokraten 1425, Sozialdemokraten 5991, Kommunisten 2395, Kommunistisch« Arbeitsgemeinschaft 104. Jena Stadt: Einheitsliste 8593, Wirtschaftspartei 2200. Na tionalsozialisten 793, völkische 3V5. Sparrer 586. Demokraten SVV8, Sozialdemokraten 9438, Kommunisten b16ü, Kommunisti sche Arbeitsgemeinschaft 1V8. Arnstadt Stadt: Cinl>eitsliste 4117, Wirtschaftspartei 739. Nationalsozialisten 397, völkische 260, Sparrer 390, Demokra- / ten 539, Sozialdemokraten 3571. Kommunisten 2065. Kommu nistische Arbeitsgemeinschaft 80. Eisenach Stadt: Einheitsliste 6460, Wirtschaftspartei 1481. Nationalsozialisten 691. Völkische 231. Sparer 844. Demokraten 2374, Sozialdemokraten 7652, Kommunisten 2443. Die Anteilnahme der Thüringer Bevölkerung an den Wahlen war nicht überwältigend. Die W a h l b e t e i l i - gung betrug im Durchschnitt 78 Prozent, war also ge ringer als bei den beiden Wahlgängen im Jahre 1924. Das Wahlergebnis bestätigt im allgemeinen die Erwartungen, die vor dem Wahltage ausgesprochen worden sind. Gegenüber der Landtagswahl von 1924, die unter sehr ungünstigen Bedingungen für die Linke vor sich ging, haben sich die Sozialdemokraten stark erholt. Aller dings haben diejenigen nicht recht behulten. die eine glatte Linksmehrheit am 30. Januar erwarteten. Die beiden Linksparteien mit ihren 26 Mandaten bilden eine Min derheit, die zwar in einem Parlament von 56 Köpfen stark genug ist, aber keine Aussicht hat, sich auch nur ge legentlich in eine Mehrheit zu verwandeln. Alls der an deren Seite bilden auch die Abgeordneten der Einheits liste keine Mehrheit für sich, sie bedürfen der Unterstützung der Mittelparteien und dürfen es nicht dahin kommen lassen, daß die Völkischen in Opposition zur Regierung geraten. Denn theoretisch haben die beiden völkischen Gruppen die Möglichkeit, dadurch, daß sie mit der Lin ken zusammenstimmen, eine Mehrheit gegen die Ne gierung zu bilden. Ein Vergleich mit dem Landtag von 1924 wird dadurch erschwert, daß dieser Landtag wesentlich mehr Sitze aufwies, weiterhin dadurch, daß damals alle nicht sozialistischen Parteien mit Ausnahme der Völkischen ge schlossen vorgingen. Von den 72 Mandaten (heute 56) entfielen damals (die Ziffern von 1927 sind zum Vergleich in Klammern beigefügt: auf die Einheitsliste 35 (19), Na tionalsozialisten und Völkische 7 (3), Sozialdemokraten 17 (18), Kommunisten 13 (7). — Das Auffälligste ist beim Vergleich der beiden Wahlergebnisse derRückgangder extremen politischen Parteien: Die Völ kischen sind gespalten und haben mehr als die Hälfte der Mandate verloren, auch die Kommunisten sind stark zu rückgegangen. Vergleicht man aber die Stimmenzahl der Reichstagswahl vom 7. Dezember 1924, so erkennt man, daß dieses Ergebnis schon damals erreicht war. Auch der Stimmengewinn der Sozialdemokraten hat gestern im Vergleich zum 7. Dezember 1924 keine we sentliche Vergrößerung erfahren. — Neu dagegen ist das rasche Vordringen der Wirtschaftspartei, die gegenüber der letzten Reichstagswahl ihre Stimmenzahl mehr als verdoppelt hat und der Stimmengewinn der Aufwertungs partei. Die Stimmenverluste der Einheitsliste und der Demokraten (die nahezu 50 Prozent ihrer Anhängerschaft eingebüßt haben) sind zum größten Teil diesen Gruppen zugute gekommen. Die Radikalisierung nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten hat also auch in Thüringen sehr viele Kreise der Wählerschaft er griffen. Das zeigt, daß diese Bewegung ihre Kreise wohl über ganz Deutschland erstreckt und noch keineswegs zum Stillstand gekommen ist. Einen grundsätzliäM Wechsel des Regierungs kurses werden die Landtagswohlen nicht zur Folge haben. Es ist zahlenmäßig unmöglich, eiste Linksregierung an die Stelle der bisherigen Regierung des Einheitsblok- kes zu setzen. Ebenso unmöglich wäre es. der Wahlparole der Demokraten entsprechend eine Koalition aus den Par teien der Mitte und der Sozialdemokratie zu bilden, da auch diese Gruppen zusammen nicht mehr Sitze haben als die Linke. Ueberdies dürfte die Thüringische Sozialde mokratie, die nicht weniger radikal ist als die sächsische, eine solche Koalition von vornherein ablehnen. Es durfte also nur eine Verändern ngderbisherigen Re gierung in Frage kommen, bei der Vertreter der Mit« telpärteien in oas Kabinett eintreten. Es ist durchaus möglich, daß dabei der Wirtschaftsvartei als der stärksten Mittelnartei eines der drei thüringischen Ministerien übertragen wird. Die Leitung des Kabinetts dürfte jetzt erst recht unter Führung der Deutschen Volkspartei, also des bisherigen Ministerpräsidenten Leutheußer, blei ben. Freilich wird eine solche Umbildung der Regierung schwierige Verhandlungen nötig machen, deren Abschluß vor dem Zusammentritt des neuen Landtages (Ende Fe bruar oder Anfang März) kaum zu erwarten sein dürfte. — Der von der Thüringer Demokratischen Presse heute früh empfohlene Weg. die Deutsche Volkspartei solle aus dem Einheitsblock ausschetden und mit der Mitte und den Sozialdemokraten zusammen die große Koalition bilden, darf bei der scharfen Kampfstellung, die die Volks partei in Thüringen gegenüber der Sozialdemokratie ein genommen hat, als völlig unmöglich gelten. Jedenfalls steht fest, daß die Basis der neuen Regierung noch unsiche» rer sein wird als die Basis, auf der die Regierung Leut- heußer gearbeitet hat. Leutheußer hatte stets auf die Völkischen Rücksicht zu nehmen, ohne die er keine Mehr heit bilden konnte, die neue Regierung aber wird voraus sichtlich einerseits auf die Völkischen, andererseits auf Wirtschafts- und Aufmertungspartei angewiesen sein. An gesichts dieser unsicheren Lage ist es verständlich, wenn einige Thüringer Blätter schon heute von der Notwendig keit sprechen, den neuen Landtag baldigst wieder aufzu lösen. Diesem Rat der Presse wird man freilich wohl ebensowenig folgen wie in Sachsen, da nicht abzusehen ist, was eine Neuivahl an dem Ergebnis ändern sollte. Das Zentrum hat das Mandat, dessen Träger im Landtag bisher Dr. Schömberg (Weimar) war, dies mal verloren. (Es ist kaum zu erwarten, daß spätere Nachrichten an den bisherigen übereinstimmenden Niel dungen etwas ändern werden). Dr. Schömberg stand an 5. Stelle der Landesliste des Einheitsblockes, auf die nur 3 Mandate entfallen sind. So bedauerlich diese Tatsache ist, muß doch festgestellt werden, daß von vornherein mit einem solchen Ergebnis gerechnet werden muhte. Die Er höhung der für ein Mandat notwendigen Stimmenzahl von 12 000 auf 15 000 hat dem Zentrum, das gegenwärtig wohl kaum mehr als 10 000 Stimmen im Lande Thürin gen aufbringen kann, jede Aussicht für ein selbständiges Vorgehen genommen. Ob es aussichtsreicher gewesen wäre, mit einer eigenen Liste unter Listenverbindung mit dem Einheitsblock vorzugehen, bleibt eine müßige Frage. Das Wahlergebnis zeigt allerdings, daß auf diese Weise die Völkischen mit wenig mehr als 9000 Stimmen ein Man dat bekommen haben. Das ist freilich ein Zufall der Wahlarithmetik, mit dem in keiner Weise gerechnet wer den konnte. Die Thüringer Zentrumsanhänger werden sich jedenfalls durch diese ungünstige Wendung — schließ lich gibt es noch größere politische Aufgaben als eine Landtagswahl — nicht entmutigen lassen, zumal der Wahlkampf gezeigt hat. ein wie reger Eifer und welche ausgezeichnete Stimmung unter den Zentrumswählern in allen Teilen Thüringens vorhanden ist. Dyk. Bor der Entscheidung über die Restpunkle Paris, 31. Januar. Das dem franzötrschen Genevalstab nahestehend« „Echo de Paris" will misten, bah di« deutschen Unterhändler in ihren Verhandlungen mit dem Versailler Militärkomitee si'ch ichließliü.- einverstanden erklärt hätten, etwa 20 beto nierte Unterstände de: Königsberg zu zerstören. Sie Hütten srch jedoch geweigert, das System der Befestigung leidst zu ändern. Gerade durch di« Zerstörung einiger etwa 10 bis 15 Kilometer sttdstch von Königs de rg liegende Unter stände aber wllen di« Bedeutung der Befsttgung selbst ver mindert werden, die nach Anlicht des Blattes angeblich zur Sicherung der Verbindung der deutschen Arme« mit der russischen d:enen soll. (!) Die Meinungsverschiedenheiten zwstchen den bemühen Unterhändlern und dem Versailler Militärkomitee hätten sich somit auf diesen einen Punkt konzentriert. Auf jeden Fall werde heute um M tternacht die Interalliierte MikitärkontroUrommNsion aufgehürt haben zu bestehen. Der „Matin" erwartet, daß di« Botschafter konferenz in ihrer heutigen Sitzung endgültig mit dem deutschen AbrüftungSvroblem aufräumen und ungeachtet de» Abganges der heutigen Besprechung ihr« Auffassung be- kanntgeben werd«.