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f & • • Tabellarische Übersicht zum Behuf des Krankenexamens, zum Gebrauche für angehende Ärzte und "W undärzte, von D. Christian August S t r u v e. Görliz 1798, Allgemeine Rücksichten bei Beobachtung Kranker. 1.) Alle Kleinigkeiten sind wichtig bei Kranken; in Betref des Kranken selbst, der um ihn be findlichen Gegenstände, oder Personen, Zufälle und Umstände. — Bei plözlichen Fällen mufs das Ge genwärtige am schärfsten bemerkt werden. 2.) Man beobachte die Verbindung der gegenwärtigen Zufälle unter sich, und mit den vorhan denen und vorhergehenden Umständen. 3.) Besondere Aufmerksamkeit verdient alles, was von dem vorigen Zustande, Zufällen, Ge wohnheiten, Aufserungen, Verhältnissen, Lebensart etc. des Kranken abweicht. 4.) Man beobachte den Kranken zu verschiedenen Zeiten, vergleiche sein Befinden. 5.) Man vergleiche die äuserlichen Zeichen (Körperbau, Phisionomie, Auge, die Handlungen des Kranken mit den Zufällen der Krankheit). 6.) Man beobachte die Wirkung äuserer Eindrücke auf den Kranken, z. B. von Personen, Büchern, Veränderung des Orts. I. Gegenwärtige Umstände. а.) entferntere: Ort, Jareszeit, in der Gegend herrschende Krankheiten, oh ansteckende? welche ? h.) in Rücksicht des Kranken: 1.) Name, Alter, Gestalt, Körperbau, Lebensweise, Handthierung oder Beschäftigung, Gebrauch der Körper - oder Seelenkräfte, Gemütsart, Tempera ment, Karakter, Neigungen, Gewohnheiten, Verhältnisse, Verheyrathung. 2.) Wohnung, besonderes Schlafgemach, ob feucht, trocken, klein, Luft, dumpfig. 3.) vorhandene Zufälle und Krankheiten, innerliche: (in Rücksicht auf Kopf, Brust, Unter leib, Haut, Hämorrhoiden, Stein, Gicht, Schwindsucht, Blutflüsse.) äuserliche: Brüche, Ge schwüre, Frakturen, Verrenkungen. 4.) Neigung zu gewissen Zufällen, zu Ohnmächten, Krämpfen, Schwindel, Kopfschmerz, Blutflüssen , Erbrechen, Ausschlägen, 5.) künstliche Geschwüre, Fontanelle, Haarseile, Seidelbast. б.) Ausleerungen: Schweifs (ob örtlicher, z. B. der Füsse?) Harn, Stuhlgang, Menge und Beschaffenheit der Ausleerungen. II. Vovhergeherede Umstände. 1.) Gesundheitszustand: vollkommen gesund, oder kränklich, Beschaffenheit des Appetits, Schlaf, Stuhlgang, Schweifs, 2.) äusere Umstände: Nahrung, Kleidung, (ob enge, allzu warm) Bewegung, Aufenthalt in der Stube oder in freier Luft, Arbeit, Erziehung, hart oder weichlich? « 3.) Veränderungen: in Rücksicht der Nahrung, Kleidung, Arbeit, Lebensweise, Über gang der Thätigkeit zur Ruhe, Gewohnheiten. 4.) Präservationskuren: gewohnte Aderlässe, Purganzen, Brechmittel oder andere Arz neien, Bäder, Gebrauch von Gesundbrunnen. Wirkung dieser Mittel. — Äuserliche Ges-rhwüre, ob solche vorhanden oder vergangen, seit wenn, wodurch? (Wie diese Arzneien bei ihm wirken, ob er leicht oder schwer bricht oder purgiit?) 5.) Krankheiten : ob hitzige, vorübergehende, Fieber, Entzündungen, Katarrhe,'Durchfälle, Rhevmatismen, langwürige: Gicht, Hämorrhoiden, Geschwulst, Wassersucht, Stein, äuserliche — Brüche, Schäden, Geschwüre. Bemerkung : a.) Krankheiten der Eltern — b.) Krankheiten in der Kindheit und Tugend — c.) in Rücksicht der Krankheiten überhaupt; ihr Anfang, Dauer, periodischer Wechsel. Folgen auf die Gesundheit — d.) oh der Kranke gewisse dem ersten Lebensalter eigene Krankheiten übcrstaiulcn habe? Blattern, Masern etc. —- e.) Arzt und Mittel die in den vorigen Krankheiten gebraucht wur den — f.) besondere Aufmerksamkeit auf Ausschlagskrankheiten, angewendete ä.usere Mittel, Ver schwinden des Ausschlags, Folgen davon, III. Nähere Umstände. Zufälle kurz vor dem Ausbruch der gegenwärtigen Krankheit, 1.) Gesundheitszustand im Allgemeinen. Krankheitszufälle, Kopfschmerz, Magen beschwerden, Unterleibskrankheiten, Rhevmatismen, Schmerzen, ob fixe oder vage ? — Verän derungen, äusere Umstände, (s. II. 1, 2, 3,) gebrauchte Mittel. 2.) Krankheiten: noch vorhandene, ehemalige, alte oder erst kurz entstandene. — Gele genheitsursachen derselben ? 3-) mögliche \ eranlassung der Krankheiten: Erhitzung, Erkältung, Anstrengung der Kräfte, Übermaais in Essen und Trinken, verdorbene Nahrung — Ansteckung, Gelegenheit dazu, IV. Gegenwärtige Krankheit. 1.) Vorboten oder Anfang, a.)- Zeit, Aufenthaltsort , b.) Umstände in denen sich der Kranke befand, c.) Zufälle: allgemeine, den ganzen Körper betreffend; örtliche, an einzelnenTheilen. d.) Rücksicht auf Kopf und Brust, Magen, Ünterleib — e.) innere oder äusere Zufälle, f.) ob sie anhaltend oder periodisch? g.) ob es Zufälle sind, woran der Kranke schon ehedem gelitten, ob sie bei ihm gewöhnlich oder neu sind? li.) ob Arzneien oder Hausmittel angewendet wurden, welche, woher ? i.) Verhalten der Kranken bei dem ersten Anfang der Krankheit. 2.) allgemeine Zufälle der Krankheit: Schwindel, Krämpfe, Kopfschmerz, Durst, Schauer, Frost, Hitze, mangelnder, gestörter, traumvoller Schlaf, Schläfrigkeit, Schlafsucht, man gelnder oder ungewöhnlicher Appetit, bitterer verdorbener Geschmack, Widerwille, besonders-gegen gewohnte Speisen, Ekel, Erbrechen, Durchfälle, Verstopfung r Schmerz auf der Brust, Seite oder Ünterleib, Rückenschmerz, Schweifs, Lage des Kranken — Gemütszustand — (besonders wiefern er von seinem vorigen Gemütszustände abweicht,) Bewufstlosigkeit, Gespanntheit, freie oder gehinderte Wirkung des Willensvermögens auf den Körper, ob die Ausleerungen mit Bewufstseyn abgehen — Bemerkung der Stelle, wo der Kranke Schmerz an zeigt, ob sie hart geschwollen, entzündet, ob Geschwulst des ganzen Körpers oder einzelner Theile, Beschaffenheit derselben. Bemerkung: sorgfältige Vergleichung des Körper - und Gemütszustandes, der Zufälle und Aufserungen mit denen vor der Krankheit. 3.) Veränderungen an den Kranken; Überblick des Kranken in Rücksicht der Zufälle: veränderte Phisionomie, Augen, matt, empfindlich gegen das Licht, Schwäche des Ge sichts, gelbe, röthliche Farbe der Hornhaut; — überhaupt wiefern sie von dem Gewöhnlichen ab weichen ; Nase, verstopft, kalt, warm, schwitzend, ob ein fremder Körper hineingekommen; Zunge, trocken, feucht, belegt, roth, weifs, geschwollen, Bläschen; innerer Mund, Zahn fleisch, roth, geschwollen, entzündet; Lippen, Zittern der Unterlippe; Hals, innerlich oder äuserlich, Geschwulst, Kröpfe, Schwämchen, Ausschläge, Trockenheit,-Verengerung; — Schlin gen, ob verhindert? — Brust, Gestalt, Ausschläge. gedruckt bei George Gotthold Monse. Unter leih: (Untersuchung in verschiedenen Lagen) aufgetrieben, hart, eingezogen, geschwol len, gespannt, Reissen im Leibe, Blähungen. — After: Ausschläge, Geschwüre, Fisteln, Vorfälle des Mastdarms ; äusere Gliedmaafsen, geschwollen, abgezehrt; offene Schäden ; — Beulen, Schmerzen, Frakturen, Schwund, Lähmungen, Verstümmelung. Die Sinn Werkzeuge: Blödigkeit, Doppelsehen, Verlust des Gesichts, verändertes, verlor nes oder widernatürliches Gehör, welches Ohr leidet — widernatürlicher verminderter oder verlorner Geruch — bitterer, faulichter, süfslichter, eingebildeter Geschmack, Verlust desselben — mangeln des , sehr reizbares, täuschendes Gefühl. Die Haut: Wärme, Hitze, Kälte, Trockene, Feuchtigkeit, Schweifs, Schlaffheit, Sprödigkeit, Röthe, Blässe, Ausschläge (sie darf weder mit einer kalten noch schwitzenden Hand untersucht werden). Kräfte: währe Schwäche (Rücksicht auf vorhergehende Umstände, Krankheit, Verhalten) Un terscheidung der wahren Kräfte von Überspannung, Reizbarkeit, Seelenwirkung, periodischer Schwäche. Gemütsverfassung: (Vergleichung und Abweichung vom gesunden Zustande,) übennäfsige Thätigkeit oder Schwäche der Seelenkräfte, Phantasie, Leidenschaften, Lieblingsneigungen, Wir kung dieser Eindrücke aufs Gemüt; — Verstandeskräfte. Puls: Bemerkung derZeit, Umstände vorhergehender Zufälle, Verhalten, Leidenschaften, Speisegenufs, Idyosinkrasie. Athem : (Veränderung und Abweichung vom natürlichen Zustande) ungewöhnlich schnell oder langsam, stöhnend, röchelnd, tief aus der Brust, schmerzhaft, (Ort des Schmerzes) giofse Ausdeh nung der Brust, Empgrsteigen der Schultern; — in welcher Stellung das Atlimen leichter oder schwerer; Zeit, vorhergehende oder gegenwärtige Umstände; Vergleichung des Athmens mit dem ^ Pulse und übrigen Zustande des Kranken.' Ausleerungen: Stuhlabgang, hart, weich, dünne, gefärbt, mit Blutstreifen, blutig, mit Schmerzen abgehend. Harn: Zeit des Abgangs, nach genossenen Speisen oder Medizin, Menge, Verhaltung, Un vermögen zu halten, Veränderungen die er durchs Stehen erlitten, dick, trübe, dem Pferdeharn ähnlich T Wolken ; Beschaffenheit des Bodensatzes. Ausdünstung und Schweifs: allgemein oder an einzelnen Tlieilen; Menge, Zeit der periodischen Wiederkehr; Farbe; übelriechend, klebricht; warm, kalt; ob als Folge starker Bewe gung oder Leidenschaften, ob leicht erregbar, ob der Kranke sonst leicht und stark schwitzt? Auswurf und Speichel: Menge', Konsistenz, Geiuch, Farbe, gelblich, röthlich, mit Blutstreifen, eiterartig, ob mit kleinen Körnchen die mit dem Finger zerrieben übel riechen; oh er frei oder stockend, zähe oder erleichternd. Blut: Art wie es aus der Ader kommt; Farbe, Konsistenz, Verhältnifs des Blutwassers zum Blutkuchen (Zeit des Gerinnens). Geschlcclitstheile: Zustand, natürlicher oder krankhafter, venerische Zufälle. (bisher gebrauchter Arzt, Arzneien, Hausmittel, von wem und woher?) V. Untersuchungen in Rücksicht weiblicher Krankheiten. Auser den vorhergehenden Fragen mit Beziehung auf die eigene Konstitution, moralische und physische Verhältnisse des Weibes gehören noch hierher: 1.) Monatliche Reinigung: Eintritt, Zeit, Ordnung, Farbe, Schärfe, Quantität des Geblüts, schmerzhafter Abgang, völliges Aufhören, unter welchen Zufällen? — Zufälle der aussen- gebliebenen ■— wodurch sie unterdrückt ? 2.) Schwangerschaft: Befinden in den vorigen Schwangerschaften, ob sie leicht geboren, Zahl der Geburten; Zufälle bei ihrer jetzigen Schwangerschaft: Verstopfung, Ekel, Erbrechen, Harnverhaltung, geschwollene'Füsse, Krämpfe, Zustand der Brüste, des Unterleibes; — gebrauchte' Mittel : ob sie Ader gelassen, mit welchem Erfolg ? 3.) Entbindung : bevorstehende — Wehen, Dauer der Geburt, Verhalten der Hebammen ; Behandlung des Kindes und der Nachgeburt der Mutter; — 'Geburtsreinigung, Menge, Beschaf fenheit ; — Nachwehen. 4.) Kindbetterin. (Rückblick auf die Schwangerschaft und Entbindung) Zustand der Brüste ; der ersten Wege'; der Füsse ; — Stillen des Kindes oder Nichtstillen — Verhalten in Rücksicht auf Speise, Ruhe, Schlaf, Ausleerungen — Wohnung. 5.) weibliche Krankheiten: Bleichsucht, Hysterie, Krämpfe, weisser Flufs, Mutter- blutfliisse, Vorfall der Gebärmutter; Beschwerden, welche Folgen schwerer Geburten oder des Kindbettes sind. VI. Im Betref kranker Kinder. Bemerkung der eigenen Konstitution der Kinder. x.) Säuglinge: Gesundheit, Zufälle, Krankheiten der Mutter oder Amme, — ob sie ihr Monatliches bekommen, schwanger ist, wie weit, ob sie ärgerlich, Verhältnisse und Verbindun gen mit Menschen, in denen sie steht; Leidenschaften, Ärger, Schrek, heimlicher Kummer; ob sie viel sitzt ? Wie oft sie das Kind anlegt, ob sie es nach dem Essen, auf Schreck oder Ärger angelegt hat? ob das Kind noch andere Nahrung neben dem Stillen bekommt, welche? — Krank heiten des Säuglings: Erbrechen, Durchfälle, Krämpfe. 2.) Kinder im e r s t e n. L eh en s j are : Nahrungsart, wie solche bereitet wird? Getränke — Bewegung in der Luft, Stubenaufenthalt, Reinlichkeit, Wickeln; Krankheiten: Schwämchen, Zahnen, Gelbsucht, Krämpfe; — äusere Gestalt, Schäden, Krankheiten? Schäden die es auf die Melt gebracht —; ob der Leib gespannt, geschwollen, hart? 3.) Kinder vom ersten bis zum siebenten Jare: Entwöhnen; Nahrungsart, Bewe gung, Kleidung; — welche Kinderkrankheiten überstanden worden sind, als Zahnen, Blattern, Masern? — Daseyn anderer Kinderkrankheiten, englische Krankheit, Skroplielu, "Würmer, Aus- scliläge, ob solche vorhanden oder vorher.da gewesen, wodurch, besonders durch welche äuser liche Mittel sie verschwunden sind ? Allgemeine Bemerkungen. 1.) Kinderstube: besonders Schlafgemach : ob trocken, feucht, im Erdgeschofs, klein? ob mehrere Menschen darinnen wohnen und Handthierung treiben ; ob stark geheizt, Wäsche ge trocknet ; ob darinnen gekocht oder gebrüht wird ? 2.) Lager des Kindes , Stand des Bettes ; Beisammenschlafen mehrerer Kinder oder mit Erwachsenen. 3.) Schlaf: ruhig, ungestört, oder schreckhaft, mit Verdrehen der Augen, Zähneknirschen. 4.) Stuhlgang: Menge, Beschaffenheit, übelriechend, grün, wie eyergehacktes. 5.) Harnabgang: Verhalten des Harns, oder Unvermögen den Harn zu halten. 6.) Untersuchung des äusern Körpers : Form des ganzen wie einzelner Theile, äuserliche Schäden, Brüche t Ausschläge. 7.) Erziehung und Behandlung des Kindes : ob weichlich oder abhärtend, allzu warmes oder zu kaltes Verhalten. ß.) In der Gegend herrschende Krankheiten; Pocken, Masern, Scharlaclifieber u. s.w. r Diese Tabelle erhält man, so wie die übrigen Noth - und Hülfstafeln und den Krankeniettel des Verfassers, in Görlii beim Verfasser und in der Antonschen Buchhandlung. 1 Stück 1 Gr. — 30 Stück 1 Rthlr. ...