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Nummer 241 - 25. Jahrgang «mal wöch. vrz«a«pr-I» fUr Juni ^ einscht BesteUaelv. Anzeigenpreise: Di« Igesp. Petttzeile »0L. Stellengesuche SV L Di« PetitreklamezeUe. 89 Milli, meler breit. 1 Offertengebühren für Selbstabholer L0 bei Uedersendung durch die Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr 10 Sonntags-Nr. 15 L. Geschäftlicher Teil: I. Htklsbrand im Dresden. kü. «okülll oesrelsnl». UrsZer 8tr. 34 »sni!»irl»>liv Sli'iimvli llrs«ri11>ki SMllscve Sonntag, 27. Juni 1926 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflicht»kr aus Lieferung sowie Erfüllung v. «nzeigenaufträgen u. Leistung o. Schadenersatz Für undeutl. u. d. Ferne ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Ver antwortung. Unverlangt eingesandt« u. m. Rückporto nicht versehen« Manuskripte wer» nicht aufbewahrt, Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittag«. Hauptschristlett.: Dr. Joseph Albert. Dresden, Welchakt»ft«ll«, Truir an» Verlag, Saroma- «uchdrulkerei <Sml>H., DreSden-il. l, Pollerslrane 17. Frriirui 21VI2. Polllcheckkomo Dresden >4727 Vonttoiilo: Baken»- » grisschr. Dresden. Für christliche Politik und Kultur !»edaktion »er Lachsiichrn Volk«>»«l»u», Dresden.Attsladt I. PoUerstrahe >7 gernrnl 2071« »nd 2kvl2. Kun^srt Llmmer kinei«t»1ung»e» ru jectem snnebmdsren Preis »u vseAsuksn kodsetLnelnel,, Nödslinriuriri« vresclen, lruinttrer 51rsÜe 26 Die nächste Nummer unserer Zeitung enthalt anläßlich des Diesdner Hoskirchen- judiläum« am 29. Juni Eine Fefibeiiage „175 Jahre Katholische Kofkirche" Die grotze Zeilkrankhett Von FriedrichMuckermannS. I. Es ist soeben ein Buch erschienen: „UmSitteund Sittlichkeit" (Verlag der katholischen Schulorgani sation Düsseldorf), das einen Kommentar zu den katho lischen Leitsätzen und Weisen zu verschiedenen modernen Eittlichke tsfragen darstellt. Bekanntlich hat sich hier und dort charfe Kritik geregt an den Leitsätzen der deut schen Bischöfe. Ein großer Teil dieser Kritik ging aus Mißverständnissen und aus Unkenntnis hervor. Das vor liegende Buch bedeutet so zugleich eine Erläuterung und eine Rechtfertigung. Man sieht, wie sorgfältig diese Leit sätze vorbereitet und wie eingehend sie auch mit Laien, die man in solchen Dingen für erfahren ansehen mußte, überlegt worden sind. Kein ernster Mensch, dem es um das Wohl von Kirche und Bolk zu tun ist, sollte an diesem Büchlein Vorbeigehen. Was besonders wohltuend auffällt, ist die große Ruhe und Milde in der Behandlung einer Angelegenheit, in der sich die Schwäche des Menschenge schlechtes so mitleiderregend offenbart. Tatsächlich leidet die Grundsatzsestigkeit und die Energie keineswegs dar unter, daß man alle Umstände, die es in unserem Volke soweit haben kommen lassen, auch kennt und nennt. „Es handelt sich nicht mehr um Einzelerscheinungen, sondern um eine große Zeitkrankheit." In Zeiten, wo halbwüchsige Proletarierkinder nicht einmal mehr wissen, was eine Kirche in einem Stadtbild will und bedeutet, ist es notwendig, selbst vielfach bei Ka tholiken notwendig, die allereinfachsten Begriffe des Glaubens in diesen Fragen wieder klarzustellen. In Ta gen, wo der Strom der öffentlichen Bildung die Lehren von der Erbsünde, von dem Verhältnis des Körpers zur Seele Vmd ähnliche aus dem durch tausend Reize betörten Bewußtsein der Gegenwart fast weggeschwemmt hat, muß man überhaupt erst wieder nach einem Fundament su chen, auf dem sich verhandeln läßt. Wir werden auf die sem Gebiete nicht weiterkommen, wenn nicht ausgegan gen wird von der katholischen Lehre und Tradition, denn es ist leider Tatsache, daß die natürlichen und vor allem die übernatürlichen Wahrheiten, auf denen alle Sittlich keit ruht, im Bildungsgut der Gegenwart überhaupt nicht mehr oder doch nur in großer Entstellung gefunden wer den. Wir leben in einer Zeit, von derThomasMann in seinen „Betrachtungen eines Unpolitischen" bekennen muß, daß in ihrer Literatur die Hetären von Bürger tugenden reden und die Wedekind-Impresarien von der Würde des Menschengeschlechtes. Ja, es steht noch viel schlimmer um uns. Esistso - 8arinderSchätzungvieIeszurTugendum- zewertet worden, was unseren Vorfahren in Laster war. Eine solche Entwicklung ist verständ lich genug. Nach den Zeiten des Rationalismus und in der Wüste der Massenorganisationen sehnte man sich wie der nach Religion. Nun führen erfahrungsgemäß aus einem Irrtum wohl manche Wege zur Wahrheit, die mei sten aber nur zu neuen Irrtümern. Immer ist die Mensch heit, wenn sie aus sich allein, ohne die Offenbarung, zur Religion kommen wollte, in geradezu tragische Wirren geraten. Man begann das Religiöse zu verkünden in den Bereichen, die, dem Geistigen, dessen man sich entwöhnt hatte, fern, in die dunklen Regionen der Triebe weisen. Auf einmal kam das Wort von der neuen Körperknl - t u r auf, von neuen Rhythmen und Tänzen. Wer etwas Zusammenfassendes darüber lesen will, der nehme das Heft 23 aus der Sammlung „Schulpolitik lind Erzie hungsfragen" zur Hand (Schulorganisation Düsseldorf), wo Joseph Schröteler S. I. „Rhythmik und Erziehung" behandelt. Es ist dort nachgewiesen, wie vielfach diese von uns oft sklavisch nachgeäfften Bewegungen, in deren Kern soviel Echtes enthalten ist, von religiösen Motiven durchsetzt sind. Und man stürzte aus einem Abgrund in den anderen. Noch einmal ereignete sich, was St. Pau lus im Römerbrief mit unübertrefflicher Psycholo gie geschildert hat: „Sie. vertauschten die Herrlichkeit des iunveraänglichen Gottes mit Abbildern von vergänglichen Menschen ... Darum gab sie Gott durch die Gelüste ihres Herzens der Unlauterkeit vret»." Es wiederbolte sich in Nicht das Kriegsmaterial, sondern nur die aktiven Truppenbeftände sollen als Kriterium für den Riislungsstand gellen Genf, 26. Juni. (Drahtb.) In dem Unterkomite« der militärischen Abrüstungs- rvmln s ioii für Landrüstungen wurde am gestrigen Freitag die Frage verhandelt, ob das Kriegsmaterial gleichwertig neben den Mannschaftsbeständen als Hanptkriterinm für den Riistiingsstand eines Landes angesehen werden müsse. In der sehr lebhaften Diskussion über diesen Punkt wurde verschiedentlich darauf hingewiesen, daß das Kriegsmaterial der moderne» Kriegssnhrnng eine entscheidende Rolle spiele »nd daher wie die Mannschaftsbestände zum Vergleichstand der Länder genommen werden müsse. Die französischen Delegierten erhüben jcdvch hiergegen heftige» Einspruch und verlangten, daß in erster Linie nur die aktiven Trnppcnbe» stände der Länder miteinander verglichen werden müßten, Materialbestände jedoch nur als ergänzender Fak tor (!) zu werten feien. Die Abstimmung ergab eine Annahme des fran zösische» Antrages mit « gegen 8 Stimmen bei » Stimment haltungen. Für den französischen Antrag stimmten, abge sehen von der Kleinen En re nie, Polen, Belgien, Italien und England. Die deutschen Delegierten stimmten gegen den französischen Antrag. Es bedarf keines Hinweises darauf, daß eine endgültige Annahme dieser These von weittragender Bedeutung für die gesamten kommenden Abrüstungsverhandlunqen sein würde. Allgemein wird darauf hingewiesen, daß der Aus schluß des Kriegsmateriials aus den Rüstungsbeständen die Abrüstungsvcrhandlungen von vornherein iNnsorisch machen würde. Die kommende Debatte in der Unterkommission werde seht die Frage zu klären haben, was unier Mannschä stö be st ä n d e n und ausgebildeten Mannschaften zu ver- verstchen ist. Von französischer Seite wird versucht, ihre Truppen, die sich in den ersten 6 Monaten der Aus bildung befinden, nicht den aktiven Truppen zuzuteilen. Die französischen Heeresbestände würden damit um ein Drittel «ine Verminderung erfahren. Nach der französischen Auffassung können auch die in den Kolonicgebieten» also Marokko und Syrien, befindlichen Truppenkonligenta den Heeresbestränden nicht zugcrechnet werden, so daß nach diesen Methoden die Höhe der französischen T^Uivenstärk« außerordentlich gering sein würde. Caillaux schaff! reine Bahn Sein Konflikt mit dem Gouverneur der Banff von Frankreich. Paris, 26. Juni. (Drahtb.) Qnotivic» und Figaro bringen in großer Aufmachung die Nachricht, Caillaup habe in der gestrigen Unterredung mit dem Gouverneur der Bank von Frankreich, Robina », erklärt, er werde vom heutigen Ministerrat feine Ab setzung fordern. Als Nachfolger Robinaus sei Mo reau in Anssicht genommen worden. Es handle sich um den gleichen Konflikt mit der Leitung der Bank von Frank reich, durch den der Rii«ktritt Perets veranlaßt worden sei. Waffenfkillskan- in England? London, 26. Jur Die Morgenblätter weisen daraus hin, daß der Bergarbei- terführcr Cook gestern einen „Waffenstillstand" emp fahl, während dessen die Arbeit in den Kohlengruben unter den alten Bedingungen wieder ausgenommen und in der so geschasse. nen günstigen Atmosphäre Verhandlungen über eine be friedigende Vereinbarung ausgenommen werden soll. Der Kor respondent für Arbeitssragen der „Times" sieht ln Cooks Aeuße. rung einen Frtedenssühler und hofft, daß sich die Führer der Bergarbeiter von der Notwendigkeit einer Aenderung ihrer Haltung überzeugt hätten, um so mehr als sie fürchten müßten, daß nach Bekanntgabe des neuen Lohnvorschlages der Gruben- besitzer in der nächsten Woche eine große Zahl feiernder Bergleute zur Arbeit zurückkehren werde. großen Teilen der Jugendbewegung, was ebenfalls an jener Stelle steht von jenen Männern, die „Schamloses l miteinander trieben." Gott wurde bald nicht mehr geru fen, damit er alles Fleisch verkläre, sondern verkehrt wurde das Göttliche in das Fleischliche. Geheiligte Worte, wie das der Kommunion am Tische des Herrn, wurden von angesehenen Schriftstellern zur Symbolisierung und Sublimierung geschlechtlicher Vorgänge verwandt, und so wuchs jenes traurige und schmachvolle Kapitel, das wir moderne Sittlichkeitsfragen nennen. Wohnungsnot, Nervenschwäche, Verzweiflung. Unterernährung und ähn liche Zeitübel taten das ihre, um eine Bewegung zu be schleunigen, die den Abgrund einen Aufstieg nannte und Kränze der Verwesung in Lorbeerkränze der Schönheit umdichtete. Nie fanden die Mächte der Finsternis in al len möglichen Zeitumständen solche Bundesgenossen, wie heute, und recht hat Solowieff, wenn er die Übertragung der fleischlichen, tierisch-menschlichen Verhältnisse auf das Gebiet des Göttlichen nicht nur die allergrößte Schande und die Hauptursache des vollen Unterganges nennt, son dern geradezu die „satanischeTiefe" verletzten Zeiten. Es ist ganz selbstverständlich, daß wir gegen jene Mächte, die gewissenlos unser Volk in den Sumpf trei ben, mit den allerschürfsten Mitteln vorgehen. Mitleid werde ich mit jedem armen Sünder haben, aber kein Mitleid mit jenen Geldmächten, die davon leben, dem Unschuldigen die nächste Gelegenheit zu schassen und die gesamte Atmosphäre zu vergiften. Sie ver dienen an der Sünde, wie an der Tugend, sie verdienen am Krieg, wie am Frieden, sie bereichern sich an der Re volution wie an der Ordnung. Es sind die Dämonen, für die dieses alles nicht existiert, die dieses alles nur mit der Pose des Pharisäers bekleiden, denen es immer nur geht um Geld und wieder Geld. Es bedarf nicht einmal in timer Einsichten in die Praktiken eines gewissen Kapita lismus, um zu wissen, daß heute wie nie zuvor die ano nyme internationale Hochfinanz das Schicksal des Men schengeschlechtes bestimmt. Ein gänzlich unpersönliches, geistfeindliches Prinzip steht am Steuer der Geschichte. Ist es da ein Wunder, wenn alle Arbeiten der Guten und alle Vorsätze der Schwachen scheitern müssen an der Ueber- macht der Reize, die dem Kapitalismus seine Riesenge winne verschaffen? Und das ist das Diabolische bei die ser ganzen Sache, daß kalt überlegende, an keinen Gott und kein Ideal mehr glaubende unheimliche Gewalten grinsend im Hintergründe stehen und von ihrer anony men Position aus den Tanz der Völker um das goldene Kalb und um die Dirne komman dieren. Sie-werden, wenn es sein soll, sogar ein Kapi tälchen stiften zur Bekämpfung der öffentlichen Unsitt lichkeit! Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann . . . Diese Dinge reichen schon tief in die unergründlichen Geheimnisse der göttlichen Ratschlüsse hinein. Auswan dern möchte man von dieser Welt auf einen glücklicheren Stern, sollte dort auch Armut und Not unserer warten, wären nur nicht diese Dämonen dort. Wir kommen auch mit menschlichen Mitteln dagegen nicht auf. was so rück sichtslos, genau wie beim grauenl>aften Mädchenhandel, mit den Schwächen der menschlichen Natur gearbeitet wird. Aber was die Gesetze vermögen, was die Polizei K. K.V. LriiolungslieiM lür unä ver^aaäte Lerule 1 « ?en»»preek«r 35AA uv<1 2166 80N14LL UND IVIttlLK. QLOkkNLI' k«n4iok,t« 1^«-« »» ««