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Sächsische Volkszeitung : 30.06.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192606308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260630
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260630
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-06
- Tag 1926-06-30
-
Monat
1926-06
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 30.06.1926
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Mittwoch, den 30. Juni 102S Skr. t-ro; «»ne r Kuriose Erlebnisse Ich ging auf den Wochcnmarkt. Nicht zum Einkäufen. Stoff wollte ich suchen für eine Zcitungsplauderei. Es passierr ja jetzt jo wenig — nirgendwo wird eine neue Republik konstituiert, nirgendwo beerbt irgendeiner irgend einen reichen amerikanischen Onkel — na, da muh man schon auf die Srrasten und Märkte gehen, um Stoff zu finden. „Mein Herr, eine Gurke gefällig?" Eine Frau hält nir mit dein freundlichsten Gesicht von der Welt eine Gurke voll ungeheurer Länge und sanft geschwungener Linie unter die Nase. „Nein, ich danke, liebe Frau, ich suche nur Sion - " „Na aber, den kriegen Sie doch nicht hier auf dem Wochenmnrkt. Da gehn Se nur uffn Anger bei Kühne, da kriegen So Hcrrenstosfe! Aber hier ist 'ne schöne Gurke. Extra für Sie gewachsen, kostet nur 50 Pfennige." Einer so dringlichen Aufforderung durfte ich nicht widerstehen, zumal da sie vom weiblichen Geschlecht kam, gegen das ich immer wehrlos bin. Also — die Gurke wird mein und noch ein Bund Zwiebeln dazu. Was ich mit ihnen und der Gurke ansangen soll, weis; ich nicht. Gurkensalat darf ich nicht essen, und rohe Zwie beln schätze ich auch nicht besonders. Eine Frau habe ich, Gott sei Dank . . ., ich meine — leider — noch nicht. Mit der Frage nach dem „Wohin damit" und dem Gemüse be packt, gehe ich weiter. „Käse gefällig?" Freundliche Mädchenaugen und ein roter Mund locken mich zum Kauf. So herzlos kann ich nicht sein, da „nein" zu sagen. Auch der Käse, der duftende, wird mein. Und wie er duftetl Alle Wohlgerüche Arabiens, Persiens und die der Blumen- feldcr von Erfurt zusammen, könnten nicht den Wettbewerb mit meinem Käse antreten, den ich jetzt noch „mein" nenne, obschon er die deutliche Absicht zeigt, mir davon« ;u laufen. Da lacht mich schon wieder etwas an. Es ist diesmal kein roter Mund, sondern schöne rote Kirschen, und die esse ich für mein Leben gern, und jetzt kaufe ich unaufgefordert. Nun komme ich an einem Blumenkohl- Händler vorüber. „4 Stück eine Mark! Wer die nicht kauft, gerät in den Verdacht, kein Geld zu haben!" Na, um nicht in Verdacht zu geraten, was immer eine missliche Sache ist (und wie könnte ein Schriftsteller in den Verdacht ge raten wollen, kein Geld zu haben? Eher hat doch ein Hund keine Flöhe, als ein Schriftsteller kein Geld?!), genug, ich trage sorgsam auf den Armen vier Blumenkohlköpfe davon. Blumenkohl, der Name ist allerdings nicht ganz zutreffend für die Gewächse, die ich auf den Armen trage. Das ist Kohl zwar, aber ohne Blume. Nichts als grüne Strünke. Nun schlängle ich mich langsam weiter durch die engen Reihen zwischen Ständen, Kinderwagen, Kindern, Fahrrädern und jungen und alten Frauen. Da naht eine mir bekannte junge Dame. Wenn sie noch einige Wider stände und einige Kinderwagen überwunden hat, ist sie bei mir. Aber um des Himmels willen, der Käscduft, der mich umsliesst! Wohin nur mit dem Käse? Verärgert schalte ich zu ihm hinunter und bemerke gerade zu meiner Freude, das; schamvole soeben der letzte Rest zerfliejst. Der größere Teil war schon vorher davongelaufen. Na, mir war's recht! Erleichtert schaue ich der Dame entgegen, dock) die war schon von der Menge verschluckt. Ich wandere nun um den Käse erleichtert, »veite'r mit der Gurke, den Zwiebeln, den Kirschen und den Kohlköpfen. Alles mög liche habe ich nun, aber immer noch keinen Stoff. Jetzt umschleiern mich angenehme Düfte! Ich muß, während ich sie einatme, an den grünen Steiger und Waldesluft denken. Auch dort im Steiger wallen diese Düfte! Bratwürste, sind's, die auf dem Roste prätzeln. Und eine Frau neben mir höre ich sagen: „Es gibt doch nischt Besseres, als eine Bratwurscht uno 'ne saure Gurke!" Du ahnungsvoller Engel du! Weißt du, was für Leute ffün utivsrs Vsrlsgssbvnnsntsn (cffs mostt cisn Osru^spnsis sn ttsn poskdotzvn dsrsstlsn) liegt cler keutigen Hummer eins Lsklksrte rur Usdktwsisune clss »lulideruLSprsiss» bei ver verleg meines Schlage- di« saure Gurk« und ihr« Zeit ist? Well ich es zur Genüge weiß, ist mir die Luft auf «ine Brat wurst vergangen. Ich verkneife mir den Genuß und freue mich ganz bescheidcntlich auf die Stunde, wo ich in meiner Stube am Schreibtisch sitzen werde, am Federhalter kauen, und diese nützliche Arbeit nur hin und wieder unterbrechen werde, indem ich mir die Kirschen — — Da» was ist das? Da kullern plötzlich alle meine Kirschen aus der Tüte, an der sich, ich weiß nicht, aus welchem Grunde, die Spitze öffnete, zur Erde nieder. Un willkürlich bücke ich mich danach, da rutscht mir ein Kohl kopf aus dem Arm in den mir zunächst befindlichen Kinder wagen. Zwei Kindersäustchcn greifen mit vergnügtem Krähen danach. Ein zweiter Kopf platscht in den'Morast, dieser spritzt auf und besudelt das Helle Kleidchen eines kleinen Mädchens. Im gleichen Augenblick begehrt die Mutter auf und überschüttet mich mit einem Schwall liebens würdiger Redensarten, wie ich sie allerdings in Knigges „Umgang mit Menschen" nicht gefunden habe. Ganz kon sterniert und sprachlos weiß ich mir nicht anders zu helfen, als das; ich der schimpfenden Frau meine mir noch übrig- geblicbeucn Kohlköpfe (ohne Blume) in die Hand drücke und diese garicnere mit der schöngeschwunqenen Gurke und den neckischen Zwiebeln. Worauf ich mich schleunigst aus dem Staube mache. Nun bin ich alles los geworden und sitze wieder zu Hause. Bedauerlich ist nur, daß ich keine Kirschen mehr und, was das Schlimmste ist, — keinen Stoff. Turdus. Spvrl Die Regatta der Schiilerrudervcrcinc der höheren Schu len Groß-Berlins ging am Sonnabend bei günstiger Witte rung auf dem Langen See bei Grttnau vor etwa 2000 Zuschauer» vor sich. Der alljährliche Zweikampf um den Ost-West-Achter, der bisher regelmäßig mit dem Sieg von Niederschöueweide endete, sah diesmal den Schülerruder verein Wannsee siegreich. Ehiavacci Europameister im Florettfechten. Die am Sonntag hier ausgetragene Europameisterschaft im Florett fechten endete mit folgendem Ergebnis; 1. Florettmeister von Europa G. Chiavacci (Italien), 2. WlaviSlaw Berti (Ungarn), 3. Pignetti (Italien). Tennis in Breslau. Bei dem vom Breslauer Tennisklub Gelb-Weiß und den Breslauer Sportfreunden veranstalteten Tennisturnier siegte der Berufsspieler Najuch-Berim gegen Rich ter-Berlin 6 :2, 6 :2. Najuch gegen Otto von Müller 6:0, 6:1, Najuch gegen Iuliusburger 6:1, 6:1, Richter gegen Hamann 6:2, 6:3, Richter gegen Pfitzner 6:1, 6:1, Otto von Müller- Najuch gegen Pfitzner-Richter 6:3, 6:2. Zwei nene deutsche Rekorde. Anläßlich der Leichtathletik- Meisterschaften des Kreises 8b der Deutschen Turnerschaft (Rhein- laud) wurden zwei neue Höchstleistungen erzielt, und zwar im 1000-Metcr-StaffeIlauf, den der Turnnerein Köln 1843 in 2 : 05,2 gewann und damit die 1924 in Hannover von Kreuznach er zielte Höchstleistung um '/>» Sekunde überbot. Im Speerwurf für Turnerinnen verbesserte Frl. Schumann ihren 1SL5 errun genen Rekord von 36,88 auf 37,66 Meter. Oskar Rütt siegt in Paris. Bei dem Grand Prix Eyelifte der Stadt Paris wurde das Handicap von Rohrbach gewonnen. Der Preis Alfred Riguelle gab Gelegenheit zu -dem Siege des deutschen Fahrers Oskar Rütt. FrchbaU D. I. K. Ost 1. gegen Turnverein Neu- und Antonstadt 1. 0:v. Anläßlich eines Sportfestes trafen sich im Iägerpark obige Mannschaften. Bei Neu- und Antonstadt wirkten die ehemaligen Ligaleute von Ring Klotzsche und Hicke mit. Den zahlreich Erschienenen wurde ein lebhafter Kampf vorgeführt. Bei allem Eifer vermißte man aber heute die flüssige Kombinatton. Keine Mannschaft konnte sich vor dem Tore durchsetzen. Eine Glanz leistung bot der Torwart der Ostleute, der die schwierigsten Bälle meisterte. Seine beiden Vorderleute waren ebenfalls sehr gut. Nock) ctivas Durchschlagskraft im Sturm und D. I. K. hat wieder eine Mannschaft, die sich sehen lassen kann. D. I. K. Meißen gegen Tv. Stetzsch 6:11. Mit einem Klassenunterschied unterlagen die Meißner der vorzüglichen Steßscher Mannschaft. * TurnabteNung D. I. K. Dresden-Ost Am Mittwoch, den 30. Juni 1026 gibt abends )H8 Uhr in der Turnhalle der 4. katholischen Volksschule, Schumannftr. 21, die Turnabteilung der D. I. K. Dresden-Ost Rechenschaft über die im vergangenen Jahre geleistete Arbeit. Zu einem Schau- turnen ladet die Abteilung alle Gemeindemitglicder herzlich ein. Freiübungen, Keulenübungen, Gemeinturnen an 3 Barren, Rie genturnen am Barren und Hochreck bilden Programm»««kt« Das frische Turnen sollte recht vielen Gemeindemitglicder« ve» anlassung zum Kommen sein. Vermischtes Zur Erforschung »er Wirbc!söiil»ti>berr»lose. Anl Sonnabend fand in K l o tz s che - Künigswald die Einwei hung der neuen Heilstätte des sächsischen Roten Kvenzes „Deutsches Institut für Erforschung der Wirbelsüulentuber- kulosc" statt. Zn dem Fsstaktus im Kurhaus Klotz'che waren Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden, des Landtages, der Stadt Dresden, des Neichswehrkommandos »sw. erschienen. Der Vorsitzende des Sächsischen Roten Kreuzes, Dr. Barnewitz, hielt die Begrüßungsansprache. Keheimrat Prof. Dr. Külliker-Leipzig hielt einen Borttag über dis Stellung der Wirbclsänlentuberkiilose nick der chirnrg.schen Tuberkulose; worauf der Leiter der Heil stätte Klotzsche Dr. v. Finck über das Thema: Warum müs sen nniere Kranken liegen?" sprach. Nach Entgegennahme s/tt fand eine Besichtigung der Heilstätte f. Ein armer Teufel ist der vollkommen taube Arbei ter Beck in Erfurt, der sich ain Montag vor dem Amtsgericht wegen Beltelns zu verantworten halte. Er war am 19. April d. I. direkt in eine Wohnung gegangen und hatte» eine anwesende Frau in brüsker Weise um ein Almosen; ersucht. Ein als Dolmetscher vor Gericht auftretendev Zimmermeister, der die Verhältnisse des Angeschuldigteir seit Jahren genau kennt, legte ein gutes Wort für ihn ein. Er sei vollkommen arbeitsunfähig und beziehe nur eine Monatsrente von 58 Mark. Der öffentliche Kläger bean tragte, da der Allgeklagte wegen gleicher Uebertretung drei mal Vorbesttaft ist, ein Woche Haft. Das Gericht aber ließ es bei einer dreilagigen Haftstrafe bewenden. Dabei gab der Verhandlungsleil >r dem Pernrteiltcn den Rat, gelegent lich die drei Tage abzusitzen und ein andermal beim Bet teln hübsch bescheiden anfzutreten; dann würde sicherlich eine Anzeige unterbleiben. ß Eigenartiger Betrug. Dem Arbeiter August Clemen aus Schmalkalden war ein Strafmandat von 1 Monat Gefängnis zugegangen, weil er sich des Betrugs schuldig geinacht hatte. Der eigenartige Fall, mit dem sich am Monntag das Amtsgericht besck)äftigte. liegt wie folgt: Der Angeklagte, der im Kaufhaus „Moderen" in Erfurt einen Anzug auf Abzahlung kaufte, gab dem Verkäufer seinen Rentenschein als Sicherheit, damit monat lich ein bestimmter Betrag als Abzahlung angerechnet werde. Bald danach wurde aber El. arbeitslos. In seiner Not wandt» er sich an das Unterstützungsamt und ließ sich, unter der Vor spiegelung feinen Rentenschein verloren zu haben, einen neue« ousstellen, woraufhin weitere Zahlung erfolgte. Da der als Zeuge vernommene Geschäftsmann ein gut Wort für den An. geklagten einlegte und dieser in kümmerlichen Verhältnissen lebt, wandelte das Gericht die Freiheitsstrafe in 46 Mark Geldstrafe um, di« er in Ratenzahlungen erledigen darf. z. Eine glückliche Wendung nahm den Ingenieur Rud»ltz Hartwig aus Rudolstadt die Verhandlung vor dem Erfurt,», Amtsgericht. Er hatte ein Strafmandat in Höhe von 30 Mark erhalten, weil er mit seinem Auto die Straßen Erfurts zu schnell! befahren hatte. Im Widerspruchstermin vor dem Amtsgericht wurde ihm einheimgegeben, den Einspruch zurückzunehmen und dadurch die Gertchtskosten zu sparen. Allein Hartwig beharrt« auf richterliche Entscheidung, zum mindesten bat er um Straf herabsetzung. Diesem Antrag hielt der Vorsitzende entgegen, daß die im Strafbefehl festgesetzte Strafe nicht zu hoch sei und zwar in Anbetracht der gerade in Erfurt sich mehrenden Der- kehrsunglückssälle. Die Verhandlung aber nahm dadurch für den Angeklagten eine günstige Wendung, da sich herausstellte, daß aus dem Strafbefehl die Unterschrift des betrestenden Be amten fehlt. Auf Grund einer Reichsgerichtsentscheidung wurde daraufhin der Strafbefehl als unzulässig aufgehoben und die Staatskaffe mit den Kosten des Verfahrens belastet. Befrie digt zog der Autler von dannen. Gesellschaftsreisen. Die Deutsche Reichsbahnverwal'tung erleichtert jetzt die Ausführung von Gesellschaftsreisen auf ihren Bahnen. Die Mindestteilnehmerzahl, die bisher auf 30 Perftmen festgesetzt war. ist auf 20 Personen herabgesetzt und die Mindest zahl der Kilometer von 50 auf 30. Die Teilnehmer an solchen Gesellschaftsreisen haben «ine Ermäßigung des Fahrpreises um 25 Prozent. Lunte LaZelrtken 7.50 Laäemäntei 16.75 c.lV.DKisl LÜI Viktoriastraks 13 Lests (Zualitäten Listige Preise Aus -er Chronik der kalh. Gemeinde Langensalza Zur Erinnerung an die seierliche Äirchweihe von Pfarrer Dr. Vogt. Längere Zeit hat inan sich dann ohne Airche beholfen. Die Ver handlungen um Ueberlassung der Sieck>enhofskapelle und eini ger Räume Im Waisenhause schlugen fehl. Am 1. Juli 1847 mietete im Aufträge der katholischen Kirchen-Gemcinde Buchbin- oermeister Anton Iungmonn (tz 5. 7. M60 im Alter von 83 Jah ren) von dem Kaffeehausbcsitzer HcMinann zwei Räume der oberen Etage des am Erfurter Tore gelegenen Wohnhauses Nr. 18 (jetzt Gasthaus zur Linde) auf 10 Jahre zum. Preise von 22 Talern jährlich. Hier richtete Anton Iungmann, die Seele des Unternehmens, eine Ka;ielle ein. die er mit allem kirchlichen Zubehör ausstattete. Die Bänke lieferte der Zimmermeifter Karl Wenk, der auch den Altar und den Beichtstuhl anferiigte. Zu den Kosten trugen die Gemeindemitglieder, darunter Baron August von Berlepsch, Majoratsherr in Scebach, sowie der Bi schöfliche Stuhl in Paderborn bei. Am Feste Mariä Geburt (12. September) 1847 wurde di« Kapelle in Benutzung genommen. Das St. Ursula-Kloster in Erfurt sck-enkte auf Bitten des Herrn Iungmann ein Meßgewand und ein Segensvclum; die St. Se- vertkirche den obenerwähnten Kelch. Das Bischöfliche Kommis sariat in Heiligenstadt gewährte (1849) einen Zuschuß von 20 Talern. Die hiesigen Ulanen stifteten ein Ciüorium und ein Rauchfaß (1860) durch Vermittlung ihres ehemaligen Militär pfarrers Schmitz-Paderborn in der Hoffnung, daß sie es gleich gÄrauchen und In der errichteten Kapelle das Sanctiffimum auf- vewahren dürften. Leider blieb ihnen dieser Wunsch aus rein liturgischen Gründen zunächst versagt. Als im Isthre 1849 das Ulanen-Regiment von Paderborn an Stelle de» nach Deutz verlegten 8. Kürassier-Regiments nach Langensalz« gekommen war, stellte sich heraus, daß die Räume der katholischen Kapelle in der Erfurter Straß« viel zu beengt waren. Mit Unterstützung des Donifatius-Dereins, besonders durch Vermittlung des nach Westfalen als berittener Gendarm versetzten Wachtmeisters Strelo, gelang es im Jahre 1855, das Hausgrundstück Teich 2 zu kaufen. Im Garten dieses Grund stückes wurde in demselben und im nächsten Jahre eine Kirche (Fachwerkbau) errichtet. Am 29. Dezember 1856 wurde von der bischöflichen Behörde die Kirche zur vollberechtigten Pfarrkirche erhoben (staatlicherseits 1899). Eifrigst bemüht um die Langen- salzaer Gemeinde ivar der Nachfolger Hendlys. Pfarrer Driese-l- mann aus Witterda. Der erste hier eingestellte Pfarrer, Jos. Rudolph Engelhard, gebürtig aus Meschede (Wests.), der am 31. August 1855 in Paderborn zum Priester geweiht war. starb schon infolge einer Typhusinfektion am 14. Februar 1856 (30 Jahre alt). In der kurzen Zeit seiner Tätigkeit hatte er sich das Vertrauen seiner Gemeinde sowie die Achtung -er Langen- salzaer Bürgersckiaft erworben. Seinem Nachfolger Ioh. Ferd. Feuerhoff ereilte dasselbe tragische Geschick. Kaum hier ange stellt. starb er schon am 25. April desselben Jahres ebenfalls an Typhus. Nach diesem wirkten hier die Pfarrer Bergmann (1868 bis 1859). Boelc (1859 bis 1864). Butterweck 1864, dann August Wietl-aupt, der nach 4jähriger Tätigkeit wiederum dem Typhus zum Opfer fiel, Er wurde Weihnachten 1868 begraben. Er, der dem stärksten Kugelregen an dem Schlochttage (27. Juni) bei Langensalza getrotzt hatte, erlag im Alter von 32 Jahren dieser tückischen Krankheit, nachdem er einen Monat zuvor seine ihm den Haushalt führende Schwester hier in Langensalza begraben hatte. Von 1869 bis 1871 amtierte hier Pfarrer Fr. Mueß, von 1872 bis 1882 der als Rosenfreunü weitbekannte Pfarrer Jo hannes Peitz (tz 25. 3. 1882 — 42 Jahre alt), von 1883 bis 1904 Pfarrer Bernhard Füller, von 1904 dis 1916 Pfarrer Franz Vollmer, von 1916 bis zur Zeit Pfarrer Dr. Vogt. Die Sorge der geistlichen Leiter galt zunächst dem inne ren Ausbau der Gemeinde, die sich auf den ganzen Kreis Langen salza und die angrenzenden thüringischen Gebiete erstreckt. 1852 wurde mit 20 Kindern die katholische Privatschule eröff net. Die Entwicklung der Gemeinde zeigt beispielsweise folgende Aufstellung im Jahre 1849 : 6 Taufen, 2 Eheschließungen, 2 Ster- befälle. 10 Dcrsehgänae. 776 Kommunionen. Dagegen tm Jahre 1920: 32 Taufen. 15 Eheschließungen. 18 Todesfälle, 5900 Kom- munionen, darunter 6 Erstkommunionen. 212 Osterkommunionen, 57 Krankenkommunionen, 15 Bersehgänge, 47 Mitglieder des Bonifatiusvercins, 31 des Fr. Xav.-Vereins, 42 des Bücherei- Vereins, 44 Bezieher katholischer Zeitungen. Seit 1918 wird mo natlich einmal Gottesdienst und wöchentlicher Religionsunter richt in Bad Tennstedt gehalten. Am 14. Juli 1858 hatte die Gemeinde die Freude ihren Bi schof Eonrad Martin in ihrer Mitte zu sehen. Er weihte die kleine Kirche zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis, die unter Pfarrer Peitz auch eine Orgel erhalten hatte und vom Kunst maler Stöhr in Erfurt einfach, aber gediegen ausgcmalt wor den war. Die älteren Angehörigen der Gemeinde erinnern sich ihrer alten Kirche als eines prächtigen Schmuckkästchens. Pia» rer Miller baute 1888 bis 1889 das Pfarrhaus mit Schule, die im Jahre 1908 staatlicherseits als öffentliche Schule anerkannt wurde. Da die alte Kirche infolge von Trockenfäule vollständig baufällig geworden war und zudem den erweiterten Ansprüchen nicht mehr genügte, erhielt der Unterzeichnete bei feiner Beru fung nach Langensalza (im Jahr« 1916) den Airstrag zum Bau einer neuen Kirche. Mancherlei Bauprojekte waren in Erwä gung gezogen: schließlich blieb es bei einem Erweiterungsbau, der vorzüglich gelungen Ist. Die stille idyllische Loge, abseits von dem modernen Straßenverkehr, macht das Gebäude für sein« Bestimmung wertvoller, als wenn es umbrandet wäre von den geräuschvollen neuzeitlichen Verkehrsmitteln. Jahrzehntelang hatten an dieser Stätte die Angehörigen der katholischen Ge meinde ihre religiöse Nahrung gesucht und gefunden. So wurde dann die Lösung der Kirchenbau frage allgemein begrüßt und mit außerordentlicher Tatkraft verwirklicht. Ein großer Frcuden- tag war es, als der Bau durch unseren Bischof zu einem Gottes- Hause geweiht unter dem Schutze der Friedenskönigin, dexe» goldene Fahne vom Turme grüßte. Heiß empfundener .Herzensdank fei ollen denen, bcsond»«» den Behörden ausgesprochen, die an der Gründung und Entmist« lung der Gemeinde, vor allem aber am letzten Kirchenba» nwrm- sten Anteil nahmen. Gottes reichsten Lohn den Priestern und Leh rern, die segensreich seit dem Bestehen der Gemeinde hier wirk ten. Wahres Glück, echten Herzensfriede» den PfarrkinderA» die in Not und Sorge mit ihrem Seelenhirtcn aushielten uns b>» heute in anerkennender Weise mit ihren Scherflein und Gabe« zur Verschönerung ihres Gotteshauses beitragen, die während der vielen Notjahre und auch heule noch treu zur hl. Sache stehen. Auch die Fülle überirdischer Güter möge ollen nahen und ferne« Freunden der katholischen Gemeind«, besonders aber jenen hoch herzigen Wohltätern zuteil werden, die so manche Gabe gespendet haben zu Ehren der Immakulata, der Patronin unseres Gottes hauses Unvergessen sollen auch jene sein, die einst den Grundstein der katholischen Geineinde legten. Ihre Namen werden in einem Ehrenbuche gesammelt, das immerfort im neuen Altäre aufbe- wahrt wird, für ihre Seelenruhe aber wurde Donnerstag, den 17. Juni, ein feierliches Requiem gehalten. Möge die katholische Ge meinde weiter wachsen und blühen stminer heiter. Gott hilft weiter! tSchluß).
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