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Freitag, den 25. Juni 1026 Nr. 18V: Seite 5 Von Dr. Paul Weilbächer. Bei -er „Kapag" — Auswandererfürsorge — Apostel auf Resten — Pfingsten und Dreifalkigkeil auf hoher See — Seekrankheit — Das verhexte Schiff — Beim Kommodore zu Gast. — Ein Eisberg und ein Walfisch — Kinderfest und Landungsfieber «jähriger Junge ein gewandter Meßdiener sei. unk aiches* dem habe ich mir von Pater Timpe ein aller Soldaten« blichlein aus dem Krieg geben lassen, aus dem ich mein» etwas eingerosteten Meßdienerkcuuiinsse ausfrijchen und s» ebenfalls zur Verfügung stehen Wune. Die beiden Bischöfe waren hocherfreut. Sie halte» gedacht, wenn einer dem aiiböru zur Not aushelseu tonne« „So aber werden wir jeden Tag die hl. Mesie leseil können. Um i/s12 Uhr lichtete unsere „Hamburg" in Eurhaven die Anker — bei prächtigem Sonnenschein und klingendem Spiel —, Tausende am User winkle» Abschied und Hundert« auf dem Schiff erwiderten den Gruß. — Ich wollte eigentlich „inkognito" reisen, wie es die großen Leute, regierende Fürsten und Staatsmänner machen, wenn sie einmal den steifen Amtskragen ausziehen und «inen Blick in die Wirklichkeit tun wollen. Tun sie das nicht, so bekommen sie Potemkinsche Dörfer zu sehen, wie weiland Katharina ll. von Rußland, einerlei ob sie eine Fürstenkrone tragen oder den demokratischen Bleistift des modernen Journalisten führen. Aber ich hatte meine Rechnung ohne die katholische Abteilung der „Hapag", so heißt die Abkürzung für die Hamburg-Amerika-Ltnie gemacht. Kaum war ich in das Prächtige Bureau am Alsterdamm in Hamburg eingetreten und hatte meinen Ausweis vorgelegt, um den Rest des Fahrgeldes zu entrichten, als sich mir schon ein Vertreter der Gesellschaft vorstellte und mir mitteilte, daß er mich zur besonderen Begleitung der zwei jugoslawischen Bischöfe ausersehen habe, di« ebenfalls mit der „Ham burg" zum Kongreß in Chikago führen. Gleichzeitig drückte er mir zwei Fahrkarten erster Klasse für den Schnellzug kn di« Hand, der uns am folgenden Morgen von Hamburg nach Cuxhaven zum Schiff bringen sollte. Ich wies bei nahe entrüstet die Karten zurück: ich habe zweiter Klasse gelöst und mache keine Ausnahme. Was soll ich gar mit zwei Plätzen, mir genügt einer. Auch habe ich noch allerlei zu besorgen, mein Gepäck ist noch bei der Bahn, ich muß mich der ärztlichen Untersuchung unterziehen und will auch dem Raphaelsverein und seinem Leiter P. Timpe „Guten Tag" sagen, zu dem ich alte Beziehungen habe. Ja, aber ln dem Zug zweiter Klasse können wir Ihnen kein besonderes Abteil reservieren, da dieser Zug zu sehr be setzt ist. Drum sollen Sie mit den Herren Bischöfen zu- samme»fahren. Außerdem geht der Zug erster Klasse erst 8.30 Uhr ab. Sie haben also morgen früh kn Hamburg «/» Stunde mehr Zeit als der Zug zweite Klasse. Das Ge päck besorge ich Ihnen, und zur ärztlichen Untersuchung gehen Sie mit den Herren Bischöfen. Zunächst sollen Sie aber auch unsere Auswandererfürsorge draußen in Hamburg- Vettel besichtigen. Solchen Gründen und Aussichten muß sich auch ein demokratisches Journalistenherz beugen und es erfolgte die Vorstellung: Erzbischof Saric von Sarajewo und Bischof Ga ne Banja Lucca. Ersterer ein Hüne von Gestalt, sicher über 1,80 Meter, schlank, blond, konnte eben so gut als Urgermane gehen, sprach ein ganz vortreffliches Deutsch nur mit fremdem Akzent. Nur der winzige violette Vorstoß am Kragen und der bischöfliche Ring verriet, daß er in der katholischen Hierarchie über das allgemeine Niveau kervorragte. Der Bischof von Banja Lucca trug gar kein äußeres Zeichen seiner Würde. Ein kräftiger schwarz- weiß melierter Schnurrbart, welchen die Geistlichen in Bosnien seit der Zeit der türkischen Unterdrückung tragen, gab ihm einen fremden Typus, sonst konnte er glatt als süddeutscher Landpfarrer durchgehen. Er war aus dem Franziskanerorden hervorgegangen und hatte wieder holt die Kneippkur im Jordanbad im schtväbischen Ober land gebraucht. Nun ging es mit der Mektrischeu hinaus nach Vettel, wo wir, offen gestanden, nicht aus der Verwunderung herauskamen. In rund 30 weitläufigen Gebäuden, alle in schmucken Straßen gelegen, die von schattigen Bäumen umsäumt sind, hat dort die „Hapag" ein Heim für ihre Gäste geschaffen, das einem großartigen modernen Sana torium oder einer Erholungsstätte gleicht, als seinem Not behelf zur Erfüllung der amerikanischen EinwandernngS- Ein soziales Bekenntnis der Jugend Der Berbandsßag der katholische» Inngmiinner-Derein« in Düsseldorf Düsseldorf, den 22. Juni 1926. der .mes ltho- lischen Iungmännervereine Deutschlands in Essen beschlossen. Dem großen Bekenntnis-Sonntage zum Königtum Jesu Christi folgte ab Montag der eigentliche Verbandstag mit keinen drei Arbeitstagen. Den Hauptinhalt und Kern bildeten di« Vorträge und di« Aussprachen in den Arbeitsgruppen. Für fast alle Borträge hatte die Verbandsleitung führende Männer aus dem sozialen Leben und den Standesverbändcn gebeten. Der erst« Vertrag am Montag von dem durch seine ver schiedenen Arbeiten zum Induftrieproblem bekannten Ham- orner Lehrer Heinrich Kautz galt der Einführung in die der Gegenwart, in besonderer und die Industriejugend, der Westdeutschen ArbÄter- eitung Wilhelm Elfes über den sozialen Menschen in der sozialen Wirtschaft, über Forderungen sozialer Bildung sowie über das Verhältnis zwischen Arbeiter- und Iungmännerverband. AI» Ziel sozialen Ringens bezeichnet« er eine sittliche und soziale Wirtschaftsordnung, die «r nach dem Würzburger Programm der katholischen Arbeitervereine im näheren darlegte. In offener Betrachtung der Wirklichkeit und der vorhandenen Schwierig, keilen bezeichnet« er als Wege zu diesem Ziele vor allem die Bildung und Erziehung besserer Menschen, eine Umstellung des öffentlichen Schul- und Bildungswesens und nicht zuletzt eine Aenderung in den Besitzverhältnissen durch Vermehrung der Zahl der Eigentümer in der Arbeiterschaft wie bei den Bauern. Sein Vortrag klang aus in dem Gedanken, daß die katholischen Jung- Männer- und Arbeitervereine zwar nieder in ihrem Ziele noch in ihrem Ausgangspunkte einander gleiche seien, darin aber über einstimmten, daß sie das junge aufstrebende Element des Volkes darstellten. Den folgenden Vortrag: „Das sozial« Wollen der Jugend". hatte Berbondsobmann Georg Wagner übernommen. In seinen Ausführungen, in denen er von einer umfassenderen, über Berufserziehung hinausgehenden, die Berbrauchermoral ein- kchliehenden sozialen und wirtschaftlichen Bildung sprach, von oem Verlangen der Jugend nach sozialen Pädagogen und neuen Wirtschaftsführern traf er sich in manchem stark mit den Gedan- s« " - - - Ken seines Vorredners. Als den Inhalt des Wollens , . sozialen der jungen Mannschaft bezeichnete er die organische Einordnung der Arbeiterschaft in das Volk mit allen ihren Forderungen und Voraussetzungen und zum anderen die Forderung: Land den Lauern. Er betonte seinerseits Len Gemernschaftswillen der im verbände vereinigten werktätigen Iungmänner mit der Arbeiter, schüft und den katholischen Arbeitervereinen. Er rief auf zu ge. steigert«! Mitarbeit in den christlichen Geiverkschasten, wobei er Vorsichtsmaßnahmen. Die Amerikaner schreiben für Rus sin und einige andere östlich« Nationen eine fünftägige Quarantäne vor; Die geringste Unreinlichkeit am Körper und besonders am Haar schließt die Einwanderung aus. Dementsprechend werden alle diese Ankömmlinge sofort nach ihrer Registrierung von einer nach allen Erfahrungen des Krieges eingerichteten Entlansungs-, Desinfizierungs und Badeanstalt ausgenommen. Hierauf erfolgte eine Fri sur der Haare, die besonders bei den weiblichen Auswan derern angenehm in die Augen fällt. Die wenigsten von ihnen werden jemals fo etwas erlebt haben. Die Unter bringung der Auswanderer erfolgt in großen luftigen Räu men, keine Kasernierung, alles nach Geschlechtern, bzw. Familie getrennt. Für solche, welche eine besondere Unter bringung verlangen, stehen Vier Hotels zur Verfügung. Ebenso ist es mit dem Tisch; für alle vernünftigen Ansprüche ist gesorgt. Für die Jfraliten ist eine eigene Küche nebst Speisesaal mit entsprechender ritueller Kontrolle und Be dienung eingerichtet. Für di« religiösen Bedürfnisse be steht «ine katholische Kapelle, eine protestantische Kirche und ein israelitischer Betsaal — nirgends simultan« Mischung. Für Unterhaltung ist außer Spaziergängen und Spie len durch ein eigenes Kino gesorgt, für die Erledigung der Geldgeschäfte durch die irötigen Bankeinrichtnngen. Kurz und güt, die Auswanderer finden alles, was für ihre besonderen Bedürfnisse und ihre persönliche und wirtschaft liche Sicherheit und Beratung nötig ist, hier beisammen, bis sie schließlich im Extrazug der Hapag sitzen und sicher zu ihrem Schiff geleitet iverden. Welch eilt Fort schritt gegenüber den Zuständen vor 20 Jahren, wo noch tausend Klippen zu umschiffen waren, oder gar vor 60—60 Jahren, wo die Ausräubung und Ausbeutung der Heiinat- losen vielfach mit allem Raffinement organisiert war, ab gesehen von den Zuständen vor den 60er Jahren, die noch direkt an Sklavenhandel erinnerten. Unsere Bischöfe hat ten eine besondere Freude, als sie in den verschiedenartigen Aufschriften auch ihre kroatische Mundart vertreten fanden und in der Unterhaltung mit einigen Landsleuten und mit dem Dolmetscher feststellen konnten, daß auch die Praxis den theoretischen Vorschriften entsprach. " Andern Tags, Freitag vor Pfingsten, saßen wir pünkt lich in unserm l.-KIasse-Zug nach Cuxhaven, und ein Durchgang durch alle Wagen bis zu einem besonders luxu riös ausgestatteten Salonwagen zeigte, was da alles mit fuhr internationale Gesichter, internationales Kapital, wenig oder nichts von Sympathie. Später hörten wir, daß sich in unserer 1. Klasse auch eine ganze Reihe Frei maurer befand, die zu einem großen Freimaurer-Kongreß gelegentlich der Ausstellung in Philadelphia fuhren. Die Absonderung von der großen Menge, welche die Hapag für uns drei vorgesehen hatte, machte sich nicht unangenehm geltend. Wir konnten ungestört plaudern über dies und das, was sonst unerörtert geblieben wäre. Wir waren schon längere Zeit gefahren, als der Erz bischof die Frage anfwarf, ob es wohl möglich wäre, am Pfingstfest« eine hl. Mess« zu haben. Ich erzählte ihm, daß wir ja auf dem neuen Schiff, der „Hamburg", führen, aus welchem der Bischof von Osnabrück vor 4 Wochen einen feststehenden Altar eingeweiht habe. Auch babe ich von Pater Dr. Timpe, dem Leiter des Raphael-VereinS in Hamburg den Namen einer mitfahrenden Familie angegeben bekommen, deren Wenige Stunden später, als sonst »och ziemliche Kälte zwischen den Reisenden herrschte, kam der Erzbischof schon freudestrahlend auf mich zu und berichtete, daß er die Familie mit dein Meßdiener schon ausfindig gemacht habe. Einen braven Würrtcmberger B.erbraner, in älteren Jahren mir seiner Frau, der sich bei seinen alteren, in Amerika weilenden Kindern, zur Ruhe setzen wollte. Nun handelte es sich noch darum, den geeigneten Raum für die Meise ausfindig zu machen, und ich sollte mitgehcn und auch mein Urteil abgeben. Der feste Altar befand sich in dem Damensalon der .'!. Klasse ganz vorn im Vorderteil des Schiffes, wo sich die Bewegung des Schiffes mehr be merkbar machte als hinten, wo die 2. Klais« nntergcbracht war. Auch wies die 2. Klasse mit 460 Passagiereil rund 100 mehr auf als die 3. Klasse. Das bestimmte den Erzbischof, den Damensalvn auszuwählen und so halten wir denn gleich am folgenden Tage zwei hl. Messen und einige Laienkommunionen. Am folgenden Tag, Pfingstsonntag, wurden sogar drei Messen gelesen, »in <i>/z, 7 niid 0 Uhr, da in Bvnlogne noch ein ungarischer Monsignore hinzn- gckommen war. Er fuhr schon zum 6. oder 7. Male Über das große Wasser und hatte die entsprechende Er- fahrung. Er holte ans dem Messekosfer ein Büchlein mit der Epistel und dem Evangelium hervor und verlas diese kn deutscher Sprache. Der Erzbischof ließ sich das nicht entgehen. In vielen Augen aber glänzten Tränen, als das Sprachwnnder des Pfingsttagcs unter so ergreifenden Um ständen verkündet, um nicht zu sagen, erneuert wurde, Das Gebet nach der hl. Messe wurde gewöhnlich so ver> richtet, daß die Ave lateinisch, die folgenden Gebete kroatisck und die Schlußanrusung des hl. Herzens in deutscher Sprache verrichtet wurden: alle Zungen loben den Herrni Mit dem Gesang aber erlebten wir eine Niederlage. Der Ungar machte den Vorschlag, in der letzten Messe deutsch zu singen. Dem war die deutsche Einigkeit jedoch nicht ge wachsen. Wohl fanden sich 5—6 Sänger zur Mitwirkung bereit. Alter als intonier» werden sollte, zeigte sich, daß selbst für die bekanntesten Lieder soviel Text und Melodien existierten als Stimmen zur Verfügung standen. Nur das ,-Großer Gott wir loben Dich" konnte sich zum Schluß einigermaßen durchsetzen. Am Dreifaltigt'eitssonn- tage wurde jedoch die Scharte anc-gewetzt. Eilt Mitglied der Schiffsmnsik hatte sich uns zur Einübung zur Ver fügung gestellt, und eine wohlgesinnte Dame hatte auf der Schreibmaschine ein Dutzend Durchkchlägc der Lieder gemacht, daß auch die äußere Feier — an diesem Tage fan den die Messen in den Räumlichkeiten aller drei Klasseih statt — ein durchaus würdiger war. HKittnluna a«tianet«r Adressen, an Für Mitteilung geeigneter Adressen, an die wir sproöenummern unserer Leitung zwecks Weröung versenden Können, sind wir Zßnen sederzeit Lank Kar! en. an rtung nnen, derzeit S«»kkar! aus jenes Wollen katholischer Jugend hinwies, das aus christ lichem Geiste die Zerreißung der Arbeiterschaft überwinden helfen wolle. Zum Schluß kam er darauf zu sprechen, wie die Zeit ganze Christen fordere, auch im geistlici>en und religiösen Leben zu Monnestum herangereifte Männer: die den Verband bildenden Kongregationen und Vereine mit ihrer alten religiösen Tradition und ihrer Hinrichtung auf das letzte Lebensziel müßten es sein, die solche Männer bilden helfen. Den ersten Vortrag am Dienstag, den Bortrag über Berussgeist und Berufsbildung" hielt Prälat Dr. Pieper vom Volksverein. Inhalt und Art feiner Ausführungen über den Berussgeist als Gewissen, als Dienst, als Ehre und sittliche Würde, über die bestehenden Hem mungen rechten Berufsgeistes, über die Wege zu ihm bildeten eines der großen Erlebnisse der ganzen Tagung. Die Jugend dankte dem alten sozialen Kämpfer dafür vom ganzen Herzen. Nach ihm sprach Verbandsleiter Voß vom Ge- somtoerband der christlichen Gewerkschaften über die berufssach liche Ausbildung der Jugend, über die sozialen Forderungen für die werktätige Jugend sowie die Zusammenarbeit zwischen den katholischen Iungmänneroereinen und den christlichen Gewerk schaften. Der Mittwoch brachte Vorträge über die Iugendwohlfahrt im Iungmännerverbande. Hierzu sprachen Generalsekretär Schumacher vom K. K. V. und Generalsekretär Mosmann vom Iungmännerverband, dessen Darlegungen sich auf die im Verbände geleistete und noch zu leistende Iugendwohlfahrts- arbeit, wie Gesundheitsfürsorge, Erholungslieime, Berufs beratung, Stellenvermittlung, Ortsfremdenfürsorge, Unfallver sicherung, Sparwesen usw. bezogen. Zur Aussprache über diese Vorträge teilte sich die Tagung in zehn Arbeitsgruppen, die an den Nachmittagen in ernster Arbeit zu den einzelnen Fragen Stellung nahmen. W>e auf den oisherigcn, so zeigte es sich auch auf diesem Verbands tage, daß es am besten in diesen Arbeitsgruppen zu einer offenen Aussprache kommt. Auf der Tagung als Gäste anwesende be deutende Pädagogen gaben ihrer Freude über diese Art und die Auffassung vom Verhältnis zwischen erwachsenen Führern und Iungmännern, das sich hier zeige, zum Ausdruck. So kam es, auch auf der Essener Tagung zu einer offenen durch nichts ge hemmten Aussprach«, die ja gerade für die Tagung mit ihrem sozialen Inhalt besonders wichtig war: so konnten aus dieser Aussprache die Führer und Präsides das Wollen, die Stimmung, die Auffassungen der Iungmänner erkennen, konnten diese svüren und erleben, wo die Grenzen ihres Könnens und Wollens liegen, wo Lücken ihres Wissens und ihrer Einsicht in die Ver zweigtheit unseres sozialen und wirtsä>astlichrn Lebens Klassen. Aus diesen Aussprachen und aus der Zielsetzung der Tagung erst konnten Entschließungen gefaßt, konnten letzte Ergebnisse geformt werden, von denen die Iungmänner, Präsides, die Ber- bandsleitung wissen, daß sie der Wirklichkeit entspreclsin, dercn Träger und Vollzieher die Iungmänner sein können und sein werden: Entschließungen. Ergebnisse. Gedanken. ivclci)e die Iungmänner hinaustragcn, weitergeben werden, weil sie selbst in eigener Aussprache sich mit ihnen auseinandergesetzt, sie selbst mitgeformt haben. So ist auch gewiß zu erhoffen, daß von der Essener Tagung etn« starke soziale Welle über den ganzen Verband ausgeht, daß die werktätige katholische Iuugmanuschoft wirklich von einem neuen sozialen Wollen gepackt wird, daß Verband und Vereine das soziale Gepräge bekommen, das sie als Verband und Verein^ von jungem Werkvolk in Stadt und Land haben müssen: daß noch mehr, als es bisher schon in nicht unbedeu tendem Maße der Fall war, aus dem Iuugmäuucrverband tüchtige, ausgeschloffene, soziale Führer und Männer heraus wachsen: daß die Zusammenarbeit nrit den bestehenden Standcs- und Berussverbändeu. insbesondere dem Arbeiiervcrbaud und den christlichen Gewerkschaften eine lebendigere werden wird. In welchem Maße der Iungmännerverband bisher schon im sozialen kulturellen und öffentlichen Leben steht, bewies aurb die überaus starke Anteilnahme die der soziale Vcrbandslag seitens der katholischen und anderen Verbänden, seitens der Behörden, erfuhr. Wie die Worte des Vertreters aus Oesterreich vom deut schen Brudertum und dem einen großen Dcutschiand jubelnd be grüßt wurden, so fanden die Grüße der katholischen Jugend Frankreichs. Italiens. Belgiens aufrichtigste und freudigste Zu stimmung. Wie hätte es auch anders sein sollen, angesichts des großen Kreuzes, das während der ganzen Tagung auf die ginge Schar herniederscl>aute und das Deutschlands katholische Jugend der Jugend Frankreichs zum Friedenskongreß in Bierviilc über» reichen und schenken wird. Daß das Religiöse auch der sozialen Tagung in Essen ein starkes Gepräge gab. braucht kaum erwähn! zu werden. Es zeigte sich in dem Willen. Verein und Verband immermeqr im Geiste neuzeitlich geprägter, religiös tief begründeter Kongre gationen zu gestalten. Der Dienstag brachte eine schlichte Abendfeier: Ihr alle seid Brüder, mit dem Gedächtnis des Bruder Franz von Assisi. Und die Dank- und Schlußandacht stellte in der Predigt von Pater Esch S. I. ein herrliches, manchem meisticht neues Bild des hl. Aloysius vor Augen. Als nachher der Ver bandsobmann die Stufen des hohen, im Kerzeirglanze leuchten den Chores hiirausschritt, seinen Verbaudsbriideru das Frildaev Bekenntnis vorzulcsen, vorzubeten, die herrlichen Sätze, von den Iungmännern wiederholt und gelobt aus dem dichtgesülitcii Schiff zurückklangen zum Altäre, da überkam es alle wieder, in tiefstem Ergreifen und Erschüttern wie damals, aks das Fuidacr Bekenntnis zum erstenmal verkündet und gelobt wurde am Grabe des hl. Bonifatius im Dome zu Fulda. Wir wollen katholisch sein, Christi junge Gemeinde, darum trennt unseren Bund nicht Klaffe noch Rang. Wir wollen Männer werden, ernst und stark, darum ist dis Arbeit uns heiliger Beruf. Wir wollen Männer werden, deutsch und srei. darum stehen wix opferbereit im Dienste von Heimat. Volk und Staat Möchten auch die in Stadt und Land recht viele ersteycn, die einsühlend und hingebcnd miihelsen. daß die sozialen, berus» lichen, religiösen Gedanken anregende Entschließungen des Ver« bandstagcs von Essen mehr und mehr verwirklicht weiden, daß mehr und mehr eine Gemeinschaft werde zwischen Volk und Jugend, „zwischen Werkjugend und Werkvolk" wie der General» Präses in seinem Geleitwort zur Tagung sagt: daß diese Jung» Mannschaft im deutschen Volke und seinem sozialen Leben auf» bauen keife das Reich Christi.