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Sächsische Volkszeitung : 11.06.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192606112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260611
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260611
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-06
- Tag 1926-06-11
-
Monat
1926-06
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.06.1926
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Nreirag, oen 11 Juni 1926 0 Chemnitz, 10. Juni. (Motorradunfatt.) In der Nacht ereignete sich ans der äußere» Zschopauer Straße in amniktelbarer Nähe der Stadtgrenzc «in schweres Motvrrad- unyliick. Ein von Zschopau kvillinendes Motorrad mit einem Beiwagen fuhr gegen einen Lastkraftwagen, der infolge Nadbruches aus der Straße ltegengeblieben war. Der Bei wagen wurde oabei umgerissen und der darin sitzende Ver sicherungsinspektor Karl Zager aus Chemnitz herausgeschlleu- vmt. Er erlitt eine«, Schädelbruch und war sofort tot. Der Führer des Motorrades und ein anderer Mitfahrer erlitten schwere Verletzungen und werden dem Krankenhause zu- gesiihrt. 0 Herrnhut, 10. Juni. (Die Synode der Herrnhuter Brü dergemeinde) hat ans ihrer diesjährigen Tagung (Präses ist Prediger Grunewalü, Neusalz a. d. Oder) sich größtenteils äuße rem Abbau und Einschränkungen widmen müssen. Trotzdem bleibt es anerkennenswert, ivelche Fülle von Arbeitsaufgaben, besonders erzieherischer Art. von diesem zahlenmäßig Kleinen Gemeinwesen getragen werden. 0 Hainitz, 10. Juni. (Eine Weber-Gedächtnisfeier) veran staltete die katholtsche Schule. In einem dem lnndliäien Verständnisse angepaßten Vortrage würdigte Lehrer O. Seisert den Schöpfer des „Freischütz" als deutschen Künstler und sitt lichen Charakter. Am Flügel wurden von den Herren Seisert und G. Wagner Proben Weberscher Kunst vorgeführt. (Schwert- lied, Lützoios Jagd, Aufforderung zum Tanz, Iägerchor, Jung st cnk ranz üeo und Walzer aus dem „Freischütz", „Oberon"- Ntarsch). Auch schöne Bilder veranschaulichten das gesprochene Wort. Sicher hat diese Wcihestunde vor Webers Bildnis ge mütstiefe Eindrücke vermittelt. () Köiiigsbrück, 1». Juni. (Eine Seltenheit.) Dem Wirtschaftsbesitzer Emil Tenner in Sella wurde am Sonn tag von seiner Zuchtsau ein Ferkel geschenkt, das eigentlich zwei Ferkel darstellte, die jedoch zusammen nur einen Kopf hatten. Die seltene Geburt ging nach einer halben Stunde ein. () Lichtcnstcin-Callnbcrg, 10. Juni. lFolgenschwerer Leichtsinn.) Ein junger Mann aus N i e d er w ü r s ch n i tz, der liier zur Tanzmusik gewesen war, wollte nachts V?2 Uhr mit oem Zuge wieder nach seiner Heimat zurückkehren. Um den Zug nicht zu verpassen, lief er querfeldein dem heran- brauscndeu Zuge entgegen, in der Absicht, auf das Trittbrett zu springen, und aus diese Weise noch mit fortzukommen. Er wurde jedoch vom Räumer der Lokomotive gefaßt und auf die Eiseuschienen geschleudert, wodurch er schwer verletzt wurde. Er wurde von einem vorüberfahrenden Bergmann aufgefunden, der seine Uebcrführung nach dem Krankenhause veranlahte, wo er seinen Verletzungen erlag. s) Schwarzenberg, 10. Juni. (Tödlich verunglückt.) Am Montag stürzte der Maler Fritz Korb so unglücklich von einem Neribau, daß der Tod sofort eintrat. <) Weitzenbcrg, 10. Juni. (Brand.) In der Nacht zum Dienstage brannte das Wohnhaus des Landwirts Fischer in Wasserkretscham bei Maltttz nieder. Als Ur sache des Brandes wird Kurzschluß vermutet. Aus -er Lausitz Bautzen. Nachdem die Staatsstraßen nach Löbau und Bi schofswerda in einen guten Zustand versetzt worden sind, soll nunmehr auch die Neusalzaer Straße eine Verbesserung erfahren. Es soll in Kürze damit begonnen werden, die Straße zu asphal tieren. — Die drei entwichenen Gefangenen der Strafanstalt wurden am gleichen Abend in Niederkaina wieder ergriffen. Hochkirch. Kommenden Sonntag begeht der hiesige „Wen dische Verein" das Fest des 50jährigen Bestehens, verbunden mit Fahnenweihe. Zugleich hält der Verband der wendischen Vereine „Domowina" hier seinen Verbandstag ab. Der Tag wird sich zu einem großen wendischen Volksfest gestalte». Löbau. Demnächst wird der Bau der Seltenrein brücke, der auf zwei Jahre berechnet ist, ausgeschrieben wer ben. Die Anstellung von Arbeitskräften geschieht vom Arbeits nachweis aus, mit Ausnahme der Facharbeiter. Für den Bau wird eine besondere Daudienststelle in Löbau eingerichtet wer den. — In Dornhennersdorf zündete ein Blitz, wodurch die Scheune des Gutsbesitzers Neinhold Posselt niederbrannte. Kunnersdorf a. d. Eigen. Der Wirtschaftsgehilfe Wirth setzte sich am Sonnabend auf der angeschwollenen reißenden Pliesnitz in ein Paddelboot und ließ sich treiben. An einem Wehr geriet das Boot in einen Strudel und kenterie. Dem Wagehals drohte der Tod. Er konnte aber durch eine zugeworfene Leine gerettet werden. Ostritz. Beim Schießen der Schützengilde am Sonntag er schoß sich die Würde des Großkönigs Herr Tischler Spiegelhauer mit 55 und die Marschallswiirde mit 51 Ringen Herr Schneider meister Rudolf. Am Montag wurde Herr Schuhmachermeister Müller Kleinkönig. Der Ehrenoberülteste Herr Kürschnermeister Edmund Kurze feierte das Fest der 60jährigen Zugehörigkeit zur Gilde. Ein Feuerwerk beendete am Dienstag das Fest. Ebersbach. Der Löbauer Bezirksverband errick/ !t in der Nähe des Gasthauses „Zur Ameise" eine Berpflegsstäst die ihrer Bollendung entgegengsht. Damit geht ein langgehegter Wunsch der Gemeinden Neugersdorf, Ebersbach und Eibau in Erfüllung. Neusalza-Spremberg. Der Turnhallenbau der Turngemeinde D. T. ist wieder in Angriff genommen worden, nachdem er län gere Zeit geruht Hot. Leutersdorf. Die Sparkasse verzeichnet im Mai 5238 Mark an Einlagen. Sü-westsachsen Adorf. Ein hiesiger Kaufmann sollte in der elften Stunde nachts verhaftet werden; er versuchte zu entfliehen und verletzte sich durch einen Sprung vom Dachboden, so daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Falkenstein. Die Zahl der Erwerbslosen hat wieder, und zwar um 168 männliche und 88 weibliche zugenommen. Zwickau. Die Zahl der Vollerwerbslosen stieg im Bezirke der Amtshauptmannschaft von 3901 auf 4367. — Auf dem Bahnübergangs der Linie Zwickau—Falkenstein wurde im Vororte Lichtentanne «in einspänniges Fuhrwerk ans Planitz überfahren. Der Geschirrführer konnte sich durch Abspringen retten, das Pferd wurde schwer verletzt und mußte getötet werden, der Wagen wurde zertrümmert. Planen. Anläßlich des 54. Bezirkstages des Fleischer verbandes „Sachsen" wurde ein Festzug abgehalten, der starke Beachtung fand. Zwickan. In Mülsen (St. Jakob) fiel sin 4jähriger Knabe in den hochgeschwollenen Mülseubach. Er wurde 300 Meter weit fortgerissen. Ein Arbeiter konnte vor einem Wehre den Knaben unter eigener Lebensgefahr retten; das Kind hatte schon das Bewußtsein verloren. — Auch am Montag machten die zwei angesetzten Sitzungen des Stadtparlaments die Mitglieder der drei in Obstruktion befindlichen Fraktionen durch ihr Nichterscheinen un möglich. »ovie »Ne drtcn von tt»utunr«»nl»l<elt«>, Nsutausrckliixen, vle kliltclien, Mlteriir, kinnen, kickein, Pusteln usv. vecsclivin- <Ien «lurck tiixlictien Ledreuck <Ier eckten voll vsr»ia»n» » v«, «»Uvdsul. ir s ükersU ru büuui. Die sSchftsche Wahlresorm Der „konfessionelle" Kurorl Annahme der Aen-erungsoorschlüge zu rWa hl- vrdnung im Ausschuß. — Weitere Ausschuß- beralunge« Dresden, 10. Juni In der gestrigen Sitzung des Nechtsausschusses des Land tages wurde mit der Beratung des Gewerbe st euergeset- zes fortgefahren. Die Fassung der Regierungsvorlage wurde sodann angenommen. Ferner wurden ein demokratischer An trag aus Einführung des amtlichen Stimmzettels für die Land lagswahlen und ein sozialdemokratischer Antrag auf getrennte Feststellung der Geschlechter bei den Wahlen angenommen, ebenso ein deutschnationaler Antrag, daß kleine Parteien einen Detvc^ von 3000 Ma rk hinterlegen müßten, der dem Staate ver fallen solle, wenn die Partei nicht wenigstens einen Abgeordne tensitz erlange. Auch der volksparteiliche Antrag über die Listenverbindung zwischen verschiedenen Parteien wurde mit Stimmenmehrheit angenommen. Im Haustzaltsausschuh « entspann sich heute eine lange Aussprache über das Etatskapitel „Polizeiwesen". ALg. Lieb- mann (Linkssoz.) forderte di« Aufhebung der Staatspolizei- Verwaltung. Slbg. Schiffmann (D. Vp.) setzte sich für die Er weiterung des Kraftfahrzeugdienstes ein, besonders für die Kri minalpolizei. Minister des Innern Müller teilte mit, daß die Untersuchungen wegen der Vergiftungserscheinungen bei mehreren hundert Polizeimannschasten am Tage des Hindenburybesuches in Leipzig noch nicht abgeschlossen seien, so daß abschließende Fest stellungen noch nicht gemacht werden konnten. Der Minister gab weiter bekannt, daß man in den nächsten Wochen in Dresden mit der Einführung weiblicher Polizei beginnen werde. Im Haushaltsausschuß B wurde ein Antrag der Deutschen Volkspartei auf Räumung des Dorfes Witznick infolge Mbaues der dortigen Braunkohlenselder abgelehnt. Ferner wurde über einen Antrag derselben Partei verhandelt betreffend die Kapi talbeteiligung des sächsischen Staates bet der Sächsischen Flug- hascnbctriebsgesellschaft. Der Antrag wurde gegen die Stim men der Kommunisten genehmigt. Gemeinde- und Vereinswefen ß Dvesdcn-Johannstadt. Am Freitag, dem Herz- Jesu-Fest, feiert die hiesige katholische Pfarrkirche ihr Vatromnium. Um 6 und um 8 Uhr ist eine Mle hl. Messt, um 7 Uhr Levitenamt. Von 6 Uhr an wird Beichte gehört, auch von einem Orbenspriester. Am Abend des Festtages ist um 7.30 Uhr Predigt und Segensandacht. Diese Andacht wird als 4. gemeinsame Lesung der Kirche für Gewin nung des Jubtlänmsablasses gelten. Der 6. und letzt« ge meinsame Besuch der Kirche wird am folgenden Sonntag abend, auch um 7.30 Uhr gehalten. 8 Dresden. Das Sommeisest der Vereine Katho lisches Kasino und Katholischer Mannergesangverein nahm, begünstigt von annehmbarer Witterung, cknen angeregckn Verlaus. D»e fröhlichen Kindergefichter gaöen beredten Aus druck von der Freude, welche Spiele, Pfefferkuchen, aller lei Geschenke, oesonvers vas .chelievre Kasperle'" ven Kindern bereiteten. Im Fluge waren die Stunden dahingeftossen, die von den Herren Lehrer Lebsa und Kaufmann Roß- kopf, den Damen Nnblic und Lebsa in aufopferndster Weist ansgestaltet wurden. Ein festlicher Lampionzug der Kleinen unter Vorantritt der „hohen Ortsbehörde" endete mit jubeln dem Hoch aus Kindermund aus die Eltern. Die eintretenden Pausen wurden durch schöne Darbietungen einer Herren- nnd einer Damenabteilnng der D.J.K. ausgefüllt. Ebenso ließ der Männergesangverein es sich nicht nehmen, unter Leitung feines Lievermeisters Herrn Gottfried, schon im Garten, abends im Saal, mehrere Proben seiner Leistungs fähigkeit zu geben. Ein heiteres Singspiel, dargeboten von Mitgliedern des Vereins Lydia, steigerte die frohe Stimmung zu heiterster Laune, so baß der übliche Tanz mit Kotillon und Lichterpolonaise durch Saal und Garten zu Stunden wohltuendster Freude wurden. Möge das nächst« Jahr noch vier mehr Besucher dem Sommer feste znführen. Z Drcsden-Zschachtvitz. Dt« auf das Fronleichnamsfest verlegte Monatsversammlung der Ortsgruppe des Katho lischen Deutschen Frauenbundes hatte die Freude, eine größere Zahl von Dresdner Bnndesschwestern bei sich zu sehen. Be» zwangloser Unterhaltung, die durch künst lerische Darbietungen von Frl. Ran-Dresden gewürzt wurde, verbrachte man einige anregende Stunden. Vor der Heim kehr besichtigten die Damen die Nahstube des Vereins und nahmen an einer Andacht in der Hauskapelle des Herrn Pfarrers teil. — Zn Peter und Paul unternimmt die Gruppe einen Ausflug nach Zschieren zu Paschke, Cafe Elb insel, wohin auch der Heidenauer Elisabethverein kom men will. Die jüdische Zeitschrift „Ze»rtt«t-Berein»H»»r»>^. bracht« vor kurzem einen Artikel über den verstorben«» e-cät schen Gesandten in Wien Dr. Maximilian einen Aufsatz. Sie schrieb folgendes' ./Der deutsche Gesandte « Me«, Dr. Mrr^i-uXlon Pfeiffer, ist au» seiner segensreichen Tätigkeit Kar? nach Voll endung seines 50. Lebensjahre» durch Herzlähmvng st, dr« Ewigkeit abberufen morden. AI» Diplomatiker mü. Voft- tiker ist der der Zen trum spar t er angehöcend, V«r« stovbene in der Tagespreis« gewürdigt worden. Wir habe« über ihn ein Wort als Mensch und als Schriftsteller r» sagen: Maximilian Pfeiffer, eine wahrhaft vornehme un> kn besten Sinn« des Wortes deutsche Natur, hat sich s!» i -> - für unser« Aufgaben eingesetzt und gehört za denjenigen Männern, ivelche das Judentum und die Inder-, heit kannten und aus dieser ihrer Kenntnis heraus den Judenhaß Stellung genommen haben. Das tat Pfeiffer» wo immer er konnte. Cr hat öffentlich und im stillen segeir». reich gewirkt. In dem Stannin „Kyrie eleison" find zum Teil sein, geschichtlichen Forschungen über di« Schicksale de« Juden in Speyer niedergelegt. Die Anfänge diese» Romans beruhen, wie Pfeiffer mitteilte, aus Eindrücke au» feiner Studentenzeit. Er hat mit besonderer Lebendigkeit, unter genauer Kenntnis der Sachlage und geschichtlichen Doe« gänge «in wahres MetsterbÄd entworfen. Leider ist der Plan, in nuferem Verein i». Bevvn «osa literarischen Abend mit Vortrag aus verschrei',«: , Pstffstm scheu Schriften zu veranstalten, durch die autzerarde-rttich« Füll« von Ausgaben, die Pfeiffer zu bewältigen hatte durch fein Leiden in diesem Jahre nicht zustande gekommen. Nun hat der Tod dem deutschen BÄK« diesen edlem Manu entrissen. Seine Vaterlandsliebe, fern Gerechtigkeitsstmr, seine vornehm« Gesinnung -werden auch in den Kreist« unseres Zentrakvereins unvergessen bleiben." Dieser Nachruf, den affo die jüdische Presst «in«» Zentrumsmann widmete, gab der Direktion des Höh«»«.- lustkurortes Masserberg im Thüringer Wald Veva», lassung. ihn zu einer Propaganda sür ihren juden- und katha» likenreinen Kurort zu gebrauchen. So schickte di« MasserbvvßjW Kurdirektion beispielsweise eiu Schreiben an das kothotffchv Zentrumsorgan. die „Essener Volkszeitung", folgenden Inhaft»; „Die jüdische Presse (Zentralvereinszeitung vom 7» Mai S. 861) sthrekbt: . . . (Nun folgt ein aufyeklebter Ze»^ tungsansschnitt, der den obigen Nachruf der silbischen Zei tung auf Pfeiffer enthält.) Daran anschließend heißt es dann; „Zentrum Ar« in Arm mit den Juden, die unser« Hei« land gekreuzigt haben! Wollen Sie bitte von einer Empfch« lung unseres rein protestantischen Kurortes und der Zusenk düng der „Essener Bolkszeitung" absehen." Kurverwaltung Masserberg, i. A. Dr. (Name unleserlich). Die Unterschrift ist mit einem Stempel versehen: „Hohem lnftkurort und Wintersportplatz Fremdenverkehrsverein Massen berg i. Thüringen." Außerdem ist das Schreiben mit einen» Hakenkreuz „geschmückt". Daß solche Schreiben reicht allein an die „Essener Volks» zeitung", sondern auch andere Blätter gerichtet sind, geht bei- Meisweise auch aus einer Zeitungsnotiz des israelitischen Ge-, meindeblattes, das in Erfurt erscheint, hervor. Es heißt in die ser Notiz: „Me wir aus einer pöbelhaften, hakenkreuzgeschmückten Karte der Kurverwaltung Masserberg erfahren, legt sie aus die Verbreitung Wert, daß der Ort streng antisemitisch ist Wir, bitten unsere Leser, hiervon Kenntnis zu nehmen und für! weitgehendste Verbreitung Sorge zu tragen. Man sicht, daß die Masserbsrger Kurverwaltung noch weit von der christlichen Nächstenliebe entfernt ist, sonst würde sie sich nicht ein so be schämendes Armutszeuchris ausstcllen." Mr haben diesen Ausführungen und Vorfällen weite» nichts hinzuzufiigen. Wir fühlen uns aber verpflichtet, unsere Leser aus die „Eigenart" eines „konfessionellen" Kurortes hin» zuweisen, auch aus die „Gefahr" hin. als „Verbündete dev. Juden" angesehen zu werden. dotL» ürAenyot ° mvag vom Oer Leipzig delllchmüm «aHoiikea LU« Ltmmer m» «all- mu> kvarnuvLller »o vsaer Atllt NlAHIg «onlerearlNe Karoline Brandk, Webers Gattin (Nachdruck verboten.) In Frankfurt lernte Weber sie kennen. Als erste Ver treterin der Titelrolle in „Silvana". Siebzehn Jahr war sie. Der Komponist war von ihrer Kunst entzückt. Ihr cwer näher zu treten, daran dachte er noch nicht. Die kokette Margarethe Lang fesselte ihn noch allzusehr. Auch konnte er von einem eigenen Heim noch nicht träumen. Seine Finanzen lagen im Argen. Groß noch seine pekuniären Nöte. Mt Vogler hatte ihm das Reisegeld nach Frankfurt borgen müssen. Bon« war ihre Gedurts-stadt. Der 19. November 17S6 ihr Geburtstag. Vater Brandt hatte bei der kurfürstlichen Ka pelle Anstellung als Tenorist. In ihr rumorte von Kind aus Theaterblut. Mit acht Jahren sah sie schon als „Salome" in Kauers „Donauweibchen" die Bühne. Zierlich war sie. Klein, dazu bildschön. Ihr Temperament pikant, lebhaft, munter. Sie trug die Vorbestimmung zur Soubrette in sich. Als wertvolle Unterstützung dienten ihre schönen Stimmittel. Noch als Greisin fesselte ihre reizende Persönlichkett. Trotz aller Bitternisse des zigeunerhaften. Theaterivandevlebens erhielt sie sich Natürlich keit, Frohsinn und reinen Lebensioaudel. Die blutjunge Künst lerin gewann in Frankfurt durch ihren Scharm und ihre Schalk haftigkeit die Publikumsgunst im Sturme. Wenige Jahre später sollte sie in Webers Lebensweg ein- greifen. Weber mar in Prag verpflichtet worden. Da holte er seine „süße Qual und bittere Lust" aus Frankfurt. Am 1. Januar 1814 debütierte sie. Sie gefiel außerordentlich. We ber hatte sich von der Lai»g losgerissen. Immer mehr nahm ihn der Zauber Karolinen« gefangen. Da warb er im Jahre 1815 um ihre Hand. Ihre Herzen schlugen längst für einander. Mer erst Ende 1816 wurde die Berlobung in Berlin veröffent licht. Dem Brautstand blieben Differenzen nicht erspart. Ka rotin« wurde von vornehmen Anbetern reichlich umschmärmt. Karl Marias Verhältnisse gestatteten auch immer noch keine ehelick>e Gemeinschrft. Aus dieser Not half Dresden. Die sächsische Residenz lptie ihn als Schöpfer der deutschen Oper gewonnen IKVv Taler Gehalt gestatteten ein eigenes Nest. Ihre letzten Triumphe feierte Karoline in Berlin. Dann entsagte sie durch die Trau ung ft, der St. Leinrickskircke ln Drag am 4. November 1817 dem Bülpienloben. Am 20. Dezember trafen sie in Dresden ein. Die Zwischenzeit war Hochzeits- und Konzertreise zugleich über Würzburg, Mannheim, Darmstadt und Mainz. Große materiell« Gewinne brachte sst nicht, obwohl man überall von Karolinen» Gesang begeistert war. Auch in Dresden bezauberte Karoline durch ihre Per sönlichkeit alle Herzen. Aus Webers Briefen leuchtet das Fa- milirngsück, daß ihm „Mukkin", „Muks", „Schneefuß" (wie er feine Lina mit Kosenamen belegte) bracht«. Karoline waltete als tüchtige Hausfrau. Mit Einsicht. Sparsamkeit, Lust und Liebe behandelte sie Küche und Markt. Kurz — nur nenn Jahre — aber begnadet war diese Ehe. Zwei Kinder ent sprossen ihr: Max Maria (der Biograph Webers) und Alexander, der aber schon als Schüler der Dresdner Malerakademie starb.' In Webers Dresdner Wohnung, wie auch in dem Hoster- witzer Sommerhäuschcn versammelte sich das Elbflorenzer gei stige und künstlerische Leben. In der Gastfreundlichkeit besaß Karoline Meisterschaft, und die Honneurs des Hauses übte sie mit unbeschreiblicher Grazie aus. Ludwig Tieck, Friedrich Kind, Theodor Hell. Diedge, die Schröder-Devrient, die Frau von der Reck« gehörten zu den ständigen Gästen. Dann saß Weber stundenlang am Klavier und spielte zum Tanze auf oder agierto in Schattenspielen den Teufel, verübte in Maskeraden die toll sten Tollheiten oder belustigte gemeinsam mit Karoline durch komische Lieder, die er mit der Gitarre begleitete. Besonders wertvoll waren Karollnens Ratschläge bei der „Freischütz"-Arbeit. Zivar kam Weber dadurch mit Kind in Zwistigkeiten, aber diese Aenderungen waren für den „Fr»» schütz" von erfolgreicher Bedeutung. Mt rührender Liebe hat Karl Nloria stets sür seine» „Schneefuß" gesorgt. Sein Gehalt war bis aus 1800 Taler ge stiegen. Aber die Sorge um seine Familie und um ihr Aus kommen nach seinem Tode — denn sein unheilbares Leiden griff mit Riesenschritten um sich — trieb ihn auch zu seiner Reise nach London. Der Mschied ivar herzzerreißend. Sie sah ihren Lebensgefährten nicht wieder. Alles Lot sie aber auf, um die sterbliche Hüll« in Dresden zu l)abe». Achtzehn Jahre nach seinen» Tode konnte sie di« teure» Ueberreste aus den» inneren katholisclie» Friedhof« tt» Dresden berge»». Dort ruht auch sie. an der Seit« des Gatten, seit den, 23. Februar 1852. Reden Weber wird sie unvergessen sein, und ihr Name wird in der Kunstgeschichte fortleben. Otto Hollstem.
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