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Sächsische Volkszeitung : 04.12.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192612045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19261204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19261204
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-12
- Tag 1926-12-04
-
Monat
1926-12
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.12.1926
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Sonnabend. den 4. Dezember 1V2S Vom Geist -er neuen höheren Schute Von Dr. Phil. Hch. B r ü cl> n c r. Unsere Schulen sind B i lö u n g sa n st a 11 e n. Ieoes Kind soll zu einem nützlichen Glied der Menschheit, zu einem krauchbaren Bürger seines Staates und zu einem tüchtige» Ver treter seiner zuiiiinstigen Berufsgruppc hcvangebildet iverüen. Füre die eigentliche Berufsbildung sorgen Fach- und Hochschule. Len höheren Schule» ist als L'cnderanfgade die Uebermiltiung cu-ec gründlichen Allgemeinbildung, das heißt, die Erziehung zum „Gebildeten" Vorbehalten. Der Begrisf des „Gebildeten ist von jeher nach fände n und Zeiten wandelbar gewesen. Anders war das Bil- doogsideal Spartas lwehrhaster Staatsbürgers als das Athens s.sraioshagalhos), attüers das der mittelalterlichen Ritterzeit skör- geiliche Ausbildung in den sieben ritterlichen Fertigkeiten) als das des Humanismus sder Gelehrtes, anders wieder das der voethesche» Zeit sder schöngeistige, humane Menschs. Weltkrieg und Revolution haben eine neue Zeit heraus- beschworen, neue Geseiischasts- und Staatsjormen, neue Kultur- gebirte, neue Lebensausgaben und -ziele gebracht. Eine neue Lebensausgabe bedingt ohne weiteres ein neues Erziehungsideal. Der deutsche Gebildete der Vorkriegszeit war in der Hauptsache ein gelehrter Mensch, der aus allen Gebieten etwas wusste, sür das tägliche Leben gewöhnlich unpraktisch, bisweilen sogar »n- behelsen war. Das daniederliegeiGe Reich von heute braucht zunächst ein Volk der Arbeit, muh also weniger gelehrte als viel mehr tüchtige Staatsbürger und Führer haben. Ihm nützen keine K'biiüetcn mit einem en'nklopadischen Wissen, sonder» Führer mit einem vielseitigen Können. Tis „Allgenieinbiidiing" begeht nicht »ihr in einem alle Gebiete nmsasscnden Wissen, nein, unter Allgeme.nb'iduiig will jetzt die Ausbildung aller geistigen und körperlichen Anlagen des Menschen verstauten sein. Star ker als jru'her hält man sich vor Augen, dah das Wesen des Menschen sich doch nicht im Verstände erschöpst. dah auch ei» Wollen und Können, ein Fühlen und Empsinden in seinem June, n schlummert. Das alles soll von der Erziehung ersaht und gesördert werden. Die Schule von heute bars es nicht mehr aus eine reine verstandesniähige Bildung oder — um mit der brjuuarisch n AusAmcksdeutlickkeit eines Kcrchensteiners zu reden — aus eine „Wissensmach!" unserer Fugend absehen. Ein zweites kommt hinzu. Auch in engerem staats bürgerlichen Sinne hat sich unser Vildnugsziel verschoben, vielmehr verschieben müssen. Vor dem Kriege brauchte die deutsche Monarchie vor allem gehorsame, zuverlässige llnter- l wen. Vep'HIe und Vorschrislen kamen von oben. Ruhe war des Bürgers erste Pslicht. Berges'tzle. dachten siir uns, machte» sür uns Gesetz', wir brauchten hinterher nur gewissen- hast und sleihig die Entscheidungen von oben anszu- sill ren. Mil dem neuen Staate haben wir neue S'taalsbiirger- pslichle» bekomm'». Heute soll die Sll'atsgewati vom Volke auszehen: fast jeder unsrer Gebildeten sitzt in einem kommu- natcn oder anderen Verwalliiimskörver wo er selbständige Ent scheidungen zu lressen. selbst die Fniaiive zu ergreiscn. und die volle Veronlivo'iung zu tragen Hai. Drum erfüllt der Bürger des deutschen Vostsstaates. der sich zur führenden Schicht recknen wllt. nocll lange nicht seine nationalen Pflichten, wenn er seinen Fleih. seine Gewissenhaftigkeit. s'inc Aufmerksamkeit und Zäh'akeit onsblld't. nein, er dci's auch seine schöpserischen Ccelciikräste, die tAilschm.dungssähigkeit. die Veranlwoniings- srei'd''gkeit. d'e s'lbstnrdige Fiill-'ruive u.'cht vernachlüssigeii. Der deutsche Beamte und seine Gewissenhaftigkeit, der deutsche So'dat und seine Zuve-tassigkcit. der deutsche Professor und seine Gek'hrsamkeit baden sich dw Anerkennung des ganwn Erdkreises erwmben. Was uns i'och fehlt und gerade in jetziger Lage nal- tut. ist der Deutsche der Tat. Diesen zu erziehen ist die oarnehmlichste Ausgabe der n'uen Schule. Mit dem neuen Pildnnoszies muh ein neuer Geis! '» lius're V'ilduu sanstallen elnziehen. de» wir nun an den Trä ge n dies's Geistes, d'n Lehrern, sowie den Schülern und ihre» Eltein, uniersuchen wollen. l. Te- Lehrer. Die heutige Schule stellt in erst»' Linie an den Lehr e r n e u e )>l nfvrderu n g e n. M t der Aeiideriing des Begriffes der Allgemeinbildung, die doch der Levee übermitteln alt, must sch ohne woit.'r'S auch seine (An stellung ändern. Früher war er ein Gelehrter (daher der Name Philologe). Der beste Lehrer war jener, der das meiste Wissen belast und den Schülern beibrachlc. H",i e er- schöpst pch sein Tun nicht mehr in der einfach'» Wissene- tlbermitte'nng. es wird lvcir »ihr van ihm verlangt: er voll seeli'che Fähigkeiten bei seinen Zögling'» wecken und sür- dern. Drlini must er zunächst mit der jagend! cheen §.-ole vertraut, ec must P-ychvloge sei ns Auch an den Lehrstoff »inst er psychologisch Herangehen. Bei aller Ab kehr vom ein-eitigen Intellektualismus darf man das Kind nicht mir dem Bade ausschütten. Ein Mindestmast von Wis sensstoff must stets übermittelt werden, etwas mehr oder weniger mag »ach dem jeweiligen Kla-senstand abgestust wer den, aber damit darf man es nicht bewenden lasten, jllit letzt erst die Arbeit ein: an diesem Stoff must die Tcuk- iähigkeit der Schüler, Konzentration, Kombination, Schlust- svlgern, eigene Stellungnahme, das Probleme).nven und -Auen geübt werden. Somit habe» alle Fachlehrer, wenn s's auch ganz verschiedene Uiiterrichrsgegensiände behandeln, < leomclr'.s oder Französ isch, Naturkunde oder Geschichte, Griechisch oder Rechnen, letzten Endes dasselbe Ziel, an ihrem Unterr'.chtsslcjs den Geist zu bilden. Daraus ergibt sich die Möglich!:, it. ja Aal veiiöigkeit eines Haiid-in-Hanü-Arbeilen" des gesamten Kollegiums. Fetzt wiid aus der Summe einzelner Fach-Kollegen ein Lehrkörper. Es erwächst dem Leiter des Kol legiums eine neue wirklich pädagogische Ausgabe: seinem Lehr körper in gemeinsam,n Beratungen Anregungen zu iinterbrei- l,n, Leitlinien zu gebe» nicht nur auf slosslich didaktischem Ge biete sz, B, über Slossouswahl und Gesichtspunkte hinsichtlich der Stossbeschraiikungj, sondern auf dem Gcsamtgebiet der Erzie hung. Denn mit den eben erwähnten Arbeiten am wissenschaft- lichcn Stoss ist der Tätigkeitsbereich der Lehrers erst zu einem Teil angegeben. Rieht mehr der Philologe, sondern der Päda goge, nicht mehr der Lehrer, sondern der Erstcher zieht nun in die Klassen ein. Unsere Schulen bestehen ja Gott sei Tank nicht nur ans Verstand und Gedächtnis, sondern auch ans H e r z und G o in ü ck, G efühl und Wille. Auch diese See- lenkräsle ha! der Lehrer zu bilden. Das Schullcben bietet gc- nua Cek'genheil. Herz und Gemüt d.r Jugendlichen zu beein- slusscil. Sailen in ihnen aivuschlagen, die in der heutigen Zeit die Außen.uell so wenig berührt. Leider raubt das Maschinenzeit- aller mil seinem Rationalismus immer mchr die innerliche Rel'- aiosilöl. die ethischen und ästhetischen Instinkte, zerschlägt die Hurnil'.iie des Menschentums. Umso tatkräftiger muß hier die Schule aaweheend und veredelnd eingreise». den Schüler sür das Mahre. Gute und Schöne eiii'stün glich machen. Schöne Literatur und Kunst. Gesang und Zeichnen soll.» daher in der neuen Schute ganz anders betont »nd gehandhabt werden. Wenn wir auf innerliche Bildung mehr Wen legen als au! äuszerliche Lcislluw. sa müssen unsere Prüsiiiigcn und K.pachten ein ganz anderes Auss.hen annehuien als bisher. Kein Schn'n.ann von Fach wird sich und andere über den Stand seiner Klasse durch ein mehrmals üurck-u'pauktes Trage- und Anlwarlsp'el töuichen wollen. Für solche Sckau'lellunacn ist in der nein» Schule kein Raum mehr, den» sie setzen einui sari- gesetzten Drill, ein ostmaliges Wiederholen voraus, und Drill wird niemals den Geist fördern, eher ertöten können. Durch dau ernd-. Ucbnnoen an dersclken Sacke wird wan oerade die oei- stig rcgs-amui Schüler tanoiv.ulen, somit unseren Besten die Lust am Nuterrichlsketricb uehincn. Die Ab'chlustoiüsunocn sollen nicht zei-'en. welche Mengen Wissen im Kons des Abiturienten uus 'ehäuft ist. sondern dartun. wie weit seine geistigen Fähig keiten entwickelt und sür selbständige Leistungen ausgebi de! sind. Es must geprüft werden, inw'.ewcii der Abituri nl sich eine rich tige Stellungnahme zu seiner Icin"'öhriae» Schulorbeii erwor ben hol, diese seinem kommenden Berus gegenüber in das rechte P-erhöttuis bringen, dem Milmenschen gegenüber vertreten und verteidig:» kann. Wie gestaltet sich bei der Neneinstellung des Lehrers sein Verhältnis zum Schüler? Mau pflegt bisweilen die Schulgemeinde mit der politischen Gemeinde zu vewleichen und liebt, von einem Schulslaat zu spre chen. weil man Iper wie dort Leiter und Führer einerseits Ge führte cder zu Führende aus der anderen Seite sindct. Doch ist ein belrächltict-er Unterschied zwischen dem politischen und pädagogischen Führer: Der erste must ein Führer im Sinne von Herrscher sein, die politische Masse, das Volk, null geleitet und beherrscht sein, will auch immer deren voiilisch.n Führer anver- lraut, von ihm abhängig bleiben. Der Pädagoge sucht seine Zög linge hochznörinoen, sie »ach und nach von seiner Führung unab hängig zu machen, sie bis zu seinem Bildnngsskand heraiif u- zichcn. um dann die Führcrstellung «usziiaeben; er ist cin Bild ner, kein Herrscher. Es wäre ia eine -mnz unmännliche Ein stellung sür den Lehrer selbst, sich als Gebieler und Herrscher über Unmündige fühlen, seine Machlgelüste an Kindern aus- la-'sen zu wall.». Fernanden crstehcn heistt wohl ihn beeinflus sen. aber nicht ihm beseh en. Ein moderner Pädagoge übersetzt „erziehen" mit „Helsen zu werden". Das Kind ist weder körper sich noch geistig cin fertiger Mensch: das zu werden, will der Er- «r. 2?S; Veite » zieher mit ihm erreichen. Wie jeder Organismus trägt der Iu- gendliche die Keime seiner Entwicklung in sich. Die Entsal. tung dieser Keime, der körperlichen und seelischen An lagen, soll der Erzieher überwachen und beeinslnsscn, ihrem Wachsen und Wcrden die rechte Richtung und glcichmützig« För derung geben. Nun ist jeder Schüler anders veranlagt, braucht eine in dividuelle Behandlung. Der Lehrer must daher in jedes einzelnen Zöglings Fnn.res geschaut und ihn aus seine Fähigkeiten und Eigenschastcn durch und durch erkannt haben, wenn er ihm die gerade seiner Rauir enlsarcchende Erziehung und Beeinflussung nngedeihen lassen will. Wird aber dem g e - fürchteten Erzieher das Kind sein Herz rüll haltlos öfsncn? — Lassen selbst wir Erwachsene uns nicht eher von einem Freunde „belehren" als von einem, der ans uns von oben herab- schaut cder den gestrengen Borge.ctzten spickt? Damit ist das Verhältnis uan Lehrer zu Schiller gegeben: ein V e r l r a u e n s- verhüttnis must es sein. Ter Schiller must in dem Lehrer ein.n Heiser in seinem Wollen und Sircben, ein.» mitsühlcn- öcn Freund in' Glück und Leid, dc» Führer aus seinem Lebens- psode sehen. Umgekehrt must dcr Lehrer cin wacmes Herz sür die Fugend haben, must hinab'.eigen können in die Vincke der Kindcimiel! von heute, must ihre Wünsche kenn n. sie sördcrn oder, wenn »ölig, verbessern, cr must mit dem Schüler suhlen und denken, mit ihm scherzen und lachen können: er must die Eigenart des Kindesalters und seine berechtigten Forderungen an Fugendsrohsinn und -sccude anerkennen, —. m'i einem Fach- aucdruck gesagt — er must „j u g c n dg c m ä st" eingestellt sein. Beim Einsühlen in die Mct! des Kindes allein kann cs der Pädagoge nicht ü.wendcn lassen. Er soll seine Zöglinge auch aus der Kinderw-elt hcraussühren ins Leben, in die Well der Er wachsenen. Das geschieht am besten durch sein Beispiel D.r Schüler sieht in ihm das Vorbild, dem er usireben soll. Wenn der Lehrer das Kind ans seinen Bildnngc.llanü cmporziehen will, must cr dann nicht selbst einen r.iö'lichst hohen Grad vollkomme nen Mllischenlnms darstellen? Trum must ec cin ganzer Mann sein, dcn 'u werden einem jcocn echten Knobenher.z ein- gegeben ist. zu dem er in Ehrsurch! mehr noch in Bewunderung und Begeisterung ausblickl. De: Pädagoge von solchem Schrot und Koni braucht n:n seine A n t c> r i t ü t nicht zu bange». Tie Autorität des oesürchleten Herrn aus dem Katheder baut sich aus dein Augstgesühl der Klasse, aus der Furcht vor Strafe aus. ist daher an sich schon minderiveriig und nicht beständig, reicht des halb auch nur soweit wi: der slraiende Arm des Lehrers: allster Sichtweite schlägt er'wungeue Achtung in unverhohlene Mlstach- tu»g NM. Man erzieht aus solcher Grundlage Duckmäuser und Heuchier. züchtet Skiaucn- und Kncchtcssinn. der Schiller geht dem Lehrer aus dem Weg. „er ha' Respekt vor ihm". Ein ganz anderes Gesicht trügt die Autocilöi bei einem Pertrauensvcr- hüllnis zwischen Lehrer und Schiller. Bon vornhercin must klargestollt werden, dasz dcr Autorität ( Ansehen. Achtung) durchaus nicht Furcht und Angst auhastcn must, dast anderer seits ohne Furcht oder Anost des Schillers noch lange u'cht Zügellosigkeit und Ungehörigkeit gegen den Lehrer cin'nrcist.n braucht. Den '!> arke n A r in darf kein Erzieher schien lassen, denn den braucht der Sch-üler, ja den sucht und will er sooar. Ricmand empfindet besser als er selbst sein Aillehiiungsbedürsnis io. seinem L.bcusaller. Der Serianer und Quintaner macht daraus keinen Hehl: wer sich ihr Heri ei schlossen hat. k-an» alles non ihnen haben, alle ihre Geheimnisse erfahren. Der Schüller der Uebergaiigssahre bleibt zunächst verschlossen den Erwachse» ncn gegenüber, die sein L.bensaiter miszvcrstcinüener Masten „Fieo-eljohre" nenne». Es ist die Zeit, wo in seinem Kärger Veränderungen voroehen, die er nicht »i deuten weist, wo bis : a- hin nicht gekannte Kruste in ihm zu wiiken beginnen und in ibm Spannungen Hervorrusen, die irgendwie zur Auslösung dran gen und selbstverständlich in „Unaricn" und „Flcaeihaipgkei- ten" sich Lust machen inü'scn. weit der Fnoenüliche sich »>'ck> Z» helien weist, weil sein Feh ihm zum Problem geworden ist und weil er zu den Erwachsenen, die ihn noch immer als „.Kind" und als „unrcis" anschen und kaum Verständnis ihn enlacgenbriiigcn kein 'Vertrauen sindet. Daher ealllchl er sich misstrauisch und verschlossen jeder Führung, weshalb gar mancher Schissbruch lei det. Wohl Sem Pädagogen, den der ringende Jüngling vertrau» ensvoll aussucht und um seinen rätcrllchcii Rat sragt. Er wird zu seiner grössten Genugtuung seststellen können, dast aus den gröbsten „Flegeln" die anhänalich-ien Freunde werden, die dank bar sür rhu durchs Feuer gehen. Drum must zunächst ausoeräumt werden mit der allen Einstellung des Schülers, im Lehrer einen bösartigen Menschen Zu sehen, dcr ihn nur mit seinem Wissens- slcss drangsaücrcn und seine Fugcndjahrc ihm versauern möchte. Voraussetzung ist nalür'ich dann auch, dast das starre Auta- rilatsprin'ip einiger „autoritntsswller Magister" e>ne Umwand lung erführt. Statt des übertriebenen falschen R e s n e k t e s must mehr Vertrauen in du- Schu'chöuser c'-nstehen. denn nur so kann der Aellere uns Erfahrenere dem Fün'crcn „Helsen zu werden", was der Lehrer als seine höchst. L-'beiisaii'g-abe ansicht. (Schlust folg:.) "-KilsmeteWeM Roman von Karl Lütge. Copyright b>) Nordwcstdcnssche Verlagsanstalt, Hannavcr- Bnchholz 1026. Lehmann-Ersurt, den seine Landsleute als achien Mann onkommeii gewhen hatten und der bannt den dritten und letzten An'tinflspreis für deutsche Fahrer seiner Vaterstadt errungen halte, taute auf und trug mit dem ewig mohlge- launlen Lchwaben Hcngstmann zur Belebung der Siimmung bei Dann ging es von neuem los. «> Der Reihe Autos, die dem Nennen festste. Haiti sich in ErsuZ ew- neues h nzugeseltl: ein eleganter gelber Wagen, in dest-'p Fonds eine dichlvcrichlci'crte, sehr blonde, große Da» e wß. Upbeo cglich war -hr Gesicht nach vorn gerichtet. A'„f dem Schoße hatte sie eine Straßenkarte: doch sie warf np- höchst 'elten einmal einen Blick auf diese. Sie sah nur unentwegt und voll Erwartung geradeaus. Ein Auflcben ging durch das regelmäßige, beinahe» hübsche Gesicht, wenn cs vorn schneller ging, jo daß der leistungs fähige gc,be Wagen rascher folgen konnte. Rudolsslodt, eine der zahlreichen deutschen Exresidenzcn, ward pas,.cr>: die S-n.ge» zeigten sich immer noch mangel haft. Erst von Saatfeld an besserten sie sich, und nach der lur.zcn Kontrolle in Saalfeld seglcn die Kämpen der Land straße mit neuem Mule dahin, in die Berge und Wälder des Thüringer Waldes. Dreißig Mann lagen noch im Rennen, hieß es in Caal- feld . . . und als erster passierte Saalsctd dcr Norweger Arne S.irs. Zwcster wurde Fritz Knittel, dcr meistgenannte Mann dcr Nord-Siid-Fahrt. Die dichtvcrschleiertc Dame im Auto nahm unbeweglich davon Kenntnis: für weitere Ergebnisse bezeigte sie keinerlei Interesse. Sie dankte flüchtig durch Neigung des Kopses, gab dem Wagenführer ein Zeichen, und sie sichren weiter dem Nennen nach. Wie das düstere Verhängnis.... Die Reihen der siegesstolzen Nordländer hatten sich am stärisicn gesichtet. Bon den kraftstrotzende» Neunzehn lagen nur noch zehn im Nennen. Der bicherige Verlauf des Ren- uens hatte fünf Schweden, darunter den vie'genannten Karl- scldt. abgesondert. Bon den Dänen schieben drei aus, von den prächtigen Norwegern dagegen nur einer. Pole» und Estland waren nicht mehr im Nennen ver treten; Ungarn nur noch durch dcn glänzenden, etwas zu hitzigen Szala», Frantreich durch den tapferen Charles Mig- net und die Tichecho-SIowatei durch Ignatz Zubali), der viel vom Unglück verfolgt wurde und unausgesetzt Pauneu halte. Nach Uebcrgucrung des Thüringer Waldes fand die große Pause von zwei" Stunden in Kobnrg statt. Auf den vorzüglichen Landstraßen, und besonders in den Straßen Koburgs, lieferten sich d e Favoriten des Rennens trotz der Erschöpfung einen scharfen, spannenden Endkampf um dcn wertvollen Antunstspreis der Stadt Koburg. Knittel, durch einen Sturz droben am Rennsteig bei Spcchisbrunn, an dcr abschüssigen Stelle eingangs des Dor fes, fast zur tlntcunllichtei! beschmutzt, lag seit dem Sturz sehr ungünstig »n Rennen. Die an der Lpstze boten altes auf, den durch Unfall losgewordcnen „Klamotlenftthrcr" nicht wieder austammen zu lassen. Dach schon in dem langen Son- nenberg und hernach in dem winttig gebauten Neustadt aus beispiclsst's holprigem Pflaster warf sich der Klamotten- sahrer mit bewundernswerter Ausdauer wieder an die Sp lze. Das schreckliche Kopspslaster, das Graucn der beiden Norweger, bedeutete bisher immer de» Sieg Knittels; er schlug "knapp, aber sicher, Arne Eurs bei der Ankunft in Koburg. Telegramm auf Telegramm brachte der Tag. Das Befinden Arnolds gestattete es. daß man ihm die Nachrichten vvrlegle. Der elfte Ehef der F rma hatte be greifliches Interesse und verfolgte mit Spannung dcn Ver lauf des Rennens. Es war auch unverkennbar, daß die über raschend günstigen Nachrichten wesentlich zur Besserung in seinem Befinden beitrugen. Focke kam unausge>'elzt und brachte dem Kranken die Nachrichten persönlich ans Bett. Verklärt saß. wenn er dcn Text vorlas, in einer dunklen Ecke Elise Arnold und rührte sich nicht. Rordhauicn. Erfurt. Saatfeld. . . . Nun Koburg. die Mitte der großen Neise. Elii'e Arnold Halle sich, da die Herren ein Geip'- ' ub-er das Nennen begannen, zu ihrem Vater ans Bett geststzr „Er lvstd cs machen, daran ist nun kein Zweifel mehrst meinte Forke. „Arne Sars ist zermürbt durch d-cn aufreiben den Kampf. Ich habe es in verschiedene» B'äticrn gellsten. Wenn jemand, wie cr, abiolnt sieacssicher ist und andauernd von einem Gegner bedroht wird, denen Kr-stt und Leistiinas- sähigkeit man nicht kennt, dann reibt das aus und bringt estie Erlahmung — im Gegensatz zu einem Kampf zwischen Geg nern. die sich kenncnst Arneld nickte. „Ich denke wie Sie. Wir haben großes Glück!" Da sagle die klare, kalie Stimme Etiie Arnolds in die Zufriedenheit der beiden Ehess: „Er wird nicht siegln und wist es nicht!" Focke fuhr betroffen herum, Arnold richtete sich >>n Vctt jäh auf. „Was fallt dir ein, einen solchen unglaublichen Verdacht auszuiprechcn?" „Ich habe meine guten Gründel" „Gründe, Gründel Möchtest du nicht etwas deutlicher werden?" - „Wenn du cs ausdrücklich verlangst . . .? Aber wirklich nur dann!" „Natürlich wünsche ich esst „Bitte, Arnold, regen Sie sich nicht auf," mahnte Focke. Arnold wehrte unwirsch ab. „Alio was ist mit dem Rennfahrer? Er will nicht siegen, sagst du?" „Er hat cs mir gelcgcntstch eines Gespräches angcdeu- tet, daß er nicht um des Sieges willen am Nennen leck» nimmt " Focke lachte etwas spöttisch, um dcn Eindruck, den die Worte auf Arnold gemacht Hallen, abzuschwächen. „Darum atzo seine beispiellosen Kämpfet — Uebrigens ist das unmöglich! Jeder Fahrer strebt nach dem Lieg; )» aussichtslos rr auch im Nennen liegen mag!" <Forri«sung folgt.)
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