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Nummer 275 — 25. Jahrgang Smal wöch. Bezugspreis !ür Dezbr. 3.00 Zk einschl. Keiiellg'to «nzeigenprelie: Tie Igelp, Petitzeile 8»^^ Siellengeluche 20 L Tie Petitreklamezeile. SSMilli- meter breit, 1 Zt Ostertengebühren lür Selbstabholer zg H. bei Uebersenoung ourch oie Polt auherüenr. P.irtozuschlag Einzel-Nr. 10 Sonniags-Nr. 15 Vei'chästl. Teil: Frieorich Nieser in Dressen. SiicklMe Sonnaveno, 4. Dezember 1926 Im Falle höherer Gewalt erlisch» jede Verpflichtung aus Lieferung sowie Erfüllung v Anzeigenaufträgen u. Leistung v Schavenersatz Für unoeutl u. v Fern, ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Ver« antwortung Unverlangt eingesanöte u m Rückporto! nicht versehene Manuskripte wer» nicht aufbewahrt. Sprechstunde oer Ncvaktion 2—3 Uhr nachinittags Hauptjchristleit.: Dr. Joseph Albert. Tressen 8oilor«aron kinclfaclen lZsirsIeilivuren Purn^erLie gebe, tteug ngsr !!>l!i«>iei's>diilnlii»> itrsscsn-a. ?.skii8xirlssi: 10 Piemminpstr 4. lleyi.M? semnillklU voWMung ^lüte Mülren O fciecli'icti vr escten K. stiNnürer Ltr. 4b »Alt 27471 cscschnfisftcllr, Truck und V.-rla«! Lärm»». Buchdruckerei (LuibH., Dre-deu St. I. Polier!», Ke 17. iZcrnrus 2l0l2. Polticheckkouto Dresden I47S7. BanNouto: Dresdner Bank, Dresden. Für christliche Politik und Kullur Linoleum § knsckML 1 Die ' mexikanische Versorgung Mexiko (Stadt), Anfang November. Die Verfolgung dauert in ihrer Furchtbarkeit an, wenigstens hier in Mexiko (Stadt), Guadalajara, Pueble und anderen Städten, von denen man etwas erfährt, denn die Presse ist geknebelt. Den Redakteur der Erientacion, eines nichtkatholischen Blattes, hat man ins Gefängnis geworfen, nur weil er das Manifest der nord- amerikanischen Arbeiter veröffentlicht hat, die die unge rechte "Unterdrückung der Katholiken verurteilen. Am 13. November trieb ein Haufen Soldaten von dem Un tersuchungsgefängnis im 6. Viertel her 10 Priester mit Stößen und Püffen mitten über die Straße. Man hatte sie im Staate Gnerrero gefangen genommen. Die er regte Menge drängte sich an sie heran, und als sie in der Alameda (Pappelallee) sehr anschwoll, bekamen die Hä scher Furcht und trieben sie mit Schüssen auseinander. Es lebe die Freiheit! Nahe bei Guadalajara hat man einen armen 12jäh- rigen Jungen ergriffen. Er hatte Flugblätter für den Boykott verteilt. Er sollte ihnen sagen, von wem er sie bekommen habe. Aber man konnte kein Wort aus ihm Herauspressen. Da fingen sie an, ihn grausam zu peit schen: aber auch das nutzte nichts. Die Rohlinge warteten, bis seine Mutter kam und ihm etwas zu essen brachte. Dann begannen sie wieder von ihren Augen das Kind 6in Urteil vis „üecinsnis" scstreibt: Oer 8». kenn« - Kskcnrkei' (Zaxoma-Oucst- Iruckeiei Orescien), cier säclisiscste Volkskalencler im 77. üalirAarißf, beweist in jecier Oinsiebt, wie ämcli lEünchiebe Vorarbeit uncl ^escbickies Zusammenwirken vieler Krakle aueb auf unserer äeite Vorrüitic^es pe eistet ivecrten kann. VVas soll man melir lübmen: Oie Zuten. klaren Oboloreprociuktii-nen. ciie Vie'seiti^keit uncl l)ualitätsböbs cier einzelnen Vilikel cmci OeilräLe. ciie sieb beicie Kock öden öos ükUcke kglenöenniveau kinouskeben? Os ist sei leclü bin ein Muslenks en6en! zu peitschen. Zwischen den abgerissenen Schmerzens schreien des Knaben ertönten die Angstruse der Mutter: „Sag's nicht, Kind, sags nicht!" Die Szene wiederholte sich noch mehrmals. Schließlich zerbrach die rohe Soldateska aus Wut, von einem Kind und einem Weibe besiegt zu sein, dem Knaben die Arme. Vorige Woche las ein guter Priester in seinem eige nen Hause Messe. Cs wohnten ihr zwei Familien angehörige bei. Mitten in der Messe steckten zwei Po lizistengestalten ihre Köpfe hinein. Der Priester aber ließ sich nicht stören, beendete seine Messe und ließ sich durch nichts bewegen, ihnen zu folgen. Sie nahmen dann mit, was ihnen gefiel und machten sich davon. Jetzt sagt man, es seien keine Polizisten gewesen, sondern mir verkleidete Räuber. Doch das ist ja fast dasselbe. Ich will nicht weiter solche Fälle aufzählen, obwohl ich fast nur diejenigen kenne, die hier vorgekommen sind, sonst könnte ich kein Ende finden. Ich sage Ihnen nur, dieses Katakombe nie den ist furchtbar! Das arme Volk hungert nach der hl. Kommunion! Doch vergebens! Man erlebt Auftritte, die einem das Herz zerreißen und einen doch anderseits wieder trösten. Gestern habe ich zum dritten Male an der Wallfahrt zur Basilika Unserer Lieben Frau von Guadalupe teilge nommen (für mich allein bin ich schon öfters dorthin ge gangen). Ich habe sie voll von Menschen gefunden.. Die Erregung in ganz Rumänien über die Entwick lung der dynnststch n Frage ist im Zunehmen. Der Gxmad- heitvzustand Kön.g Ferdinands ist nach wie vor ernst und wenn auch Vvriibergehende Besserungen im Be finden des Königs zu verzeichnen »ind und dieser die Mög lichkeit hat, den einen oder andere» Staatsmann wieder zu empfangen, >o ist doch nicht daran zu zweifeln, daß dem Leben des Königs offenbar nahe Grenzen geieht f >id. Tie Tatsache, daß man mit einer Ausrolluug der dvnastiich.n Frage in ab eß barer Zeit rechnet, hat zu einer fiel e, ha'te» Tätigkeit i» den Kreisen der Führer der Politische» Parteien Anlaß gegeben. Die wiederholten Behauptungen der Negierung »owie der liberalen Partei, daß der Akt vom 4. Jänner 1923, der die Abdankung des Kronprinzen Earol ausipricht und iür den Falt eines vorzeitigen Ablebens des Königs eine Regent ichast für den minderjährigen Thronfolger M.hui ii Aus- p'cht nimmt, ein für allemal abg-'chlosfen wäre, ist nicht mehr als stichhaltig anzmchen. Die gutinformierte „Ro mania" macht Mitteilungen, aus denen, trotz der voröchiigen Fassung, hervvrgeht, daß man seitens der Armee enie Aktion für die Wjedereinsetinng de-S Prinzen Earol erwartet und b. fürchtet. Tie „Romania" teilt mit, daß seit Wochen streng geheime Verschieb» nge n in den ver ch ebenen Mili tärkommandostellen durchgeslihrt werden. E ne 'Anzahl mili tärischer Einheiten wurden aus ihren Garn Bo neu ent fernt und in andere transferiert. In der Generalität und in den RegimentskommandoS wurden in den letzten zwe: Wochen gewiss Veränderungen vorgenommcn und "s handelt sich hierbei offenbar um 'Anhänger des Vrinzen Earol. Die Generalnguranza, die oberste Sicherheitsbchörde, entfaltet, wie die ..Nvmama" we> er berichtet, eine fieberhafte Tätigkeit, der Sicherh'itSdieust an allen Grenze» Nnmänicns wurde verstärkt und eine aus- "ewähite Gruppe, geführt von einem erprobten Inspektor, 'ei . ach Paris abgegangen, wo sich bekanntlich der frühere Kronprinz anshäit. Nach Paris ist auch der Minister ui königlichen Hof Paul Anghelcscn gereist, er hat 'ch aber nach Cherbourg begeben, um Königin Marie Reiche und Arme drängten sich in ihren Hallen. Viele, viele Kerzen brcmnten. Das Chor war mit Blumen übersät. Ich weiß nicht, wie mir gestern zumute war, so etwas kann man nur hier sehen und erleben. Von der Plaza Municipal ans zog ich mit drei Freunden los. Als wir auf die Landstraße kamen, die zur Stadt (Guada lupe) führt, nahmen mir vier den Hut ab. „Im 'Namen des Paters . . ." und begannen, laut den ganzen Rosen kranz U. L. Fra» zu beten. Eine ungeheure Menschen menge flutete ans der Straße. Hier und dort sah man Pilgerzüge van hundert Personen und mehr. Sie beteten gemeinschaftlich und sangen mit lauter Stimme das j,Perdon. oh Dios mio". „Hab Erbarmen, v Cvtt" oder andere Kirchenlieder. , Piele gingen barfuß, andere mit schweren Dornenkronen auf dem Haupt, einige legten so gar auf den Knien den ganwu Weg zurück. Vom Por tal b>s zum Chor bewegen sich fast aste aus den Knien. Der Einzug in die Vaülika ist unbeschreiblich. Der ungeheure d'chtaedrängte Zug flutet durch das rechte Seitenschiff hinein. Fast alle tragen Blumen oder Ker zen. Alle auf den Knien! Die angstvollen Klänge des „Perdon, oh Dios m'o" mischen sich mit dem Schluchzen und Meinen der vielen armen Frauen mit dem fernen Gesang des „Calvanos Virgen Maria", „Hilf uns, Jung frau Maria", der von einer anderen ankommenden Wall- fabrerschar h'neindringt. Doch wenn man von einer anderen Stelle des Gotteshauses her die freudigen Klänge des „Tu reinaras", „Du wirst herrschen", hört, dann scklägt das Herz mutiger und höher. Ja, das ist das glühende Bekenntnis unseres Glaubens: Tu rei naras. Du wirst herrschen! Und dann, wie wird's einem so weh ums Herz, wenn man dje Klänge des Sakraments hymnus hört, den unser Volk mit Begeisterung singt: „Cantad, contad, la patrio se arrodilla — „Al pasar Iesucristo Ncdentor". „Singt, singt, das Vaterland, es wirft sich nieder — Wenn Jesus Christus, unser Heiland, seine Heerschau hält." Dann wenden sich aller Augen unwillkürlich zuin Tabernakel. Doch der Tabernakel ist leer. zu erwarten. Ob Anghelcwu in Paris mit dem Prinzen varcu F'htung genommen ?at, ist hier unbekannt. Auch eine Persönlichkeit der liberalen Partei ist, wie d e „Roma- ma" weiter erfährt, der Königin entgegengofahreii. Jin Mittelpunkt der ganzen Aktion steht, den gleichen Jnsorma- t'onen zufolge, der Führer der liberalen Partei Fon-el Bratiann, besten Haus in ein regelrechtes Generalstabs- quartier umgcwandelt worden >ei. Die Haltung Brntianus und der liberalen Partei gegenüber dem Erbprinzen Earol ist nicht ganz klar. Bratiann, unter dessen Einfluß Earol zum Thrvnverzicht gezwungen wurde, soll angesichts der für den Prinzen: immer stärker werdenden Stimmung »ich zuletzt ent chlosten haben, eine V e r st ä n d i g u n g mit dem früheren K r o n- prinzen zu suchen. Dieser habe aber, wie Bnkarester Blätter behaupten, einen Empfang Brat'anus in Paris ab ge lehnt nnd durch diese Briiskierung Bratiann in eine neuerliche Kampfstellung getrieben. Der gegenwärtige Ministerpräiident, G'ncral Averescu. geht mit Bratiann tsaand in Hand. Der Führer der Bauernpartei, P-of. Jvrga, der im Krvnrat vom 4. Jänner gegen dis Ab dankung Earols Stellung nahm, veröffentlicht eine Erk.'ä-, rnng, in der er dementiert, daß er »ich für eine unbs- dnigre Ne'ipektwrnng der Beschlüsse vom 4. Januar, also ft'r die Abdankung des Kronprinzen, ausgesprochen habe/ Diese Stellungnahme Jorgas erregt das stäckste Aufsehen. Königin Ata r ie wird für den 3. Dezember in Buka rest zurückerwartet. Ihre Anhänger verbreiten, daß nach dem Tode des Königs se die volle Gemalt über nehme» werde. Diese Version wird bei einem Teil! der Bevölk-rung mit gemischten Gefühlen ausge nommen. Durch den Druck der Jemur sind die Zeitungen verhindert, offen über die Stimmung im Lande zu sprechen nnd die Thrvnsolgefragc zu erörtern. Trotzdem deinen dis B.älter an, daß m a n m i t i n n e r p o l i t i» ch e n Nebe r- raIch u n g e n re ch n e n müßte. D e Lage in Rumänien ist tanächlich d:e, daß der Tod König F rdinands zu ernsten Er- e'gnifsen Anlaß geben könnte, die von einem Teil der Armee ihren Ansgang nehmen dürften. Bei den „vaterländischen Festen", die nur abge- sckmackt wirkten und auch einzig und allein vom Pöbel besucht wurden, ist ein Punkt des Programms das Hin auftragen der historischen Glocke zum Palacio National, die der Pfarrer Hidalgo einst in Dolores läutete, um zum Kampf für die Unabhängigkeit aufzurusen. Ais in diesem Jahre nun die „historische" Glocke auf ihren Platz gebracht war, trat der Vertreter des „Volkes" heran. (N. B. Er hatte aus Varsicht, nur aus Vorsicht, eine Un menge bis au die Zähne bewaffneter Soldaten mitge bracht.) Nun schlug der Vertreter die Glocke feierlich an. Daun rief er: Es lebe das freie Mexiko! Grabesschwei- gen . . . Vielleicht, weil niemand ein solches Land kennt. Halb wütend, halb verwirrt wiederholte er stärker: Hoch das freie Mexiko! Und dann hörte man h'c nnd da das eine oder andere schwache, zittrige Hoch, das sicher aus der Kehle betrunkener Södliuge des jetzigen „Befreiers" kam . . . Zivei junge Leute, die der Vereinigung der katho lischen Jugend Mexikos (Associacion de la Inventnd Cotolica Mejicanci) angehörten, sichren nach Zamora. In demselben Zug befand sich auch ein edler Freiheitsheld, ein General van der heutigen Art. Er zog sie in ein Ge spräch. Tie jungen Leute gingen in die Falle, die der elende Heuchler ihnen stellte, und sprachen offen und frei ihre Meinung aus. Bei ihrer Ankunft ließ der Bandit sie sofort verhaften lind befahl, sie ohne weiteres zu erschießen. Zn Fuß mußten sie den Weg zum N cht- platz znrückleaen, und so kannten sie sich noch mit Chri- stenmnt ans ihr letztes Ständlein vvrbereiten. Als die Abteilung Soldaten' schon bereit stand, forderte man den einen ank. er solle rufen: Viva Calles! „Viva Eristo Ney, Es lebe Christus, der König!" rief der Märlvrer mit aber Kraft. „Reißt ihn» die Zunge ans!" schrie der rohe General. Als der andere Jüngling dieses furchtbare Schauspiel sah. sank er ohnmächtig zur Erde, nnd im sel ben Augenblick siel mich sein Freund, von Kugeln durch bohrt. neben ihm zu Boden. Tie Henker liefen sofort