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Sächsische Volkszeitung : 08.10.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192710084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19271008
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19271008
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-10
- Tag 1927-10-08
-
Monat
1927-10
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.10.1927
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UNO oll« srresührenden Doppelsormen an Text wie Melodie so dem Publikum entzogen würden. Die musikalische Bearbei tung dieses evangelisch-lutherischen Einheitsgesangbuches hat kein Geringerer übernommen als Professor Dr. Arnold Men delssohn in Darmstadt, der als Komponist von Kantaten, Chören, Surren, Konzertstücken und Opern einen bedeutenden Namen in der musikalischen Welt hat. Deshalb auch der be geisterte Beifall, als Geh. Kirchenrat Dr. Smend mitteilt«, daß Mendelssohns Werk schon unter der Presse sei. Eine Neuerung! Auf Antrag Professor Dr. Strau bes, Leipzig, verschritt der Kongreß zur Gründung eines „Orgel rates für Deutschland". So weit ich nach den mitgeteilten Namen urteilen kann, sind die katholischen Kirchenmusiker darin nicht vertreten, was bei der schwachen Beteiligung der letzteren am Kongreß nicht verwundern kann, aber beklagt werden muß. Bayern, Württemberg, Baden, das Rheinland, Westfalen haben doch auch Interesse am Werdegang der deut schen Orgelbaukunst und der Entwicklung der deutsäien Orgel musik. Sie besitzen leistungsfähig« Chöre, Musikschulen, Kom ponisten und Orgelbauer. Es hätte wohl nur eine Umfrage bei den wenigen anwesenden Katholiken oder eines geringen Ent gegenkommens seitens der Tagung bedurft, um wenigstens zwei Plätze in diesem neugegründeten Ausschuß den Katholiken offen zuhalten, für die seitens des Allgemeinen deutschen Cäcilien vereins geeignete Leute hätten, wenn auch nachträglich, vor- geschlagen werden können. Schröter. j.riprig und Umgebung Aufklärung einer Familieniragödie Leipzig. 7. Oktober. Vor nicht sehr langer Zeit ist der Prokurist Emil Ru dolf mit seiner Frau gasvergiftet in seiner Wohnung auf gefunden worden. Rudolf konnte wieder ins Leben zurück gerufen werden und befindet sich jetzt in Haft. Es wurde sest- gestellt und er hat auch gestanden, daß der letzte Anlaß zu seinem Schritt, den er nicht im Einverständnis mit seiner Frau getan hat, die Aufdeckung einer Unterschlagung in Höhe von 4000 Mark war, die er zum Schaden der Firma begangen hatte, bei der er seit vielen Jahren beschäftigt ivar. ) Keine kostenlose Totrnbcstattung. Der Rat der Stadt Leipzig hat erneut abgelehnt, den Stadtverordneten einen Ortsgesetzentwurf vorzulegen, in dem die kostenlose Totenbestattung für die Einwohner der Stadt Leipzig bestimmt wird. Die Ablehnung erfolgt mit der Begründung, daß die finanziellen Verhältnisse der Stadt Leipzig es nicht erlauben, die hohen Kosten der kommunalen Totenbestattung ohne Aus gleich auf di« Stadlkasse zu übernehmen. ) Ein Freispruch. Das Schöffengericht Leipzig hatte den Bürgermeister Amborn von Burghausen wegen passiver Be stechung zu acht Monaten Gefängnis verurteilt und den Bau unternehmer Schwarze wegen aktiver Bestechung zu fünf Monaten Gefängnis. In der vor der Strafkammer des Land gerichts Leipzig durchgeführten Berufungsverhandlung wurden beide Angeklagte freigesprochen, weil das Gericht die Be stechung nicht für erwiesen hielt, besonders, da der Bürgermeister Amborn auf die Entscheidung der Gemeindevertretung, die einen Neubau an den Bauunternehmer Scl>warze vergab, keinen Einfluß ausgeübt hatte. ) Schweres Nutomobiluuglück. Douuerstaguachmittag gegen 4 Uhr verunglückte der Rittergutsbesitzer Claus aus Nöthnitz in der Nähe der Chorener Windmühle mit seinem Personenkraftwagen dadurch, daß die Steuerung versagte. Der Wagen fuhr in den Straßengraben, wo er sich überschlug, die fünf Insassen unter sich begrabend. Die siebenjährige Tochter des Besitzers wurde getötet. Die Ehefrau erlitt schwere Bcinverletzungcn, sodaß sie ins Kranken haus geschafft werden mußte. Claus und die übrigen Insasse» blieben unversehrt. (ftemnitr, Lvicksu, PIsuen Erneuter Schneefall im Erzgebirge Annaberg, 7 Oktober. Die Vorboten dieses Winters machen sich in diesem Jahre recht frühzeitig bemerkbar. Im Kammgcbiet deS Erzgebirges ist erneut Schncesall ringetreten. Vom Fichtclberg wird heute morgen eine Schneedecke von 8 Zentimeter gemeldet bei einer Temperatur von —1 Grad. tz Goldenes VürgerjudNitum. Stadtrat Kammerral Ein» Jäger konnte sein bOjähriges Jubiläum als Bürger der Stadt Chemnitz begehen. Stadtrat Dr. Scheufsler überreichte ihm im Namen des Notes eine Glllckwunschurkunde. tz. Bon der Lokomotive erfaßt. Aus der Strecke Pegau- —Zeitz wurde ein Motorradfahrer von einem herannahendem Zuge erfaßt und überfahren. Der Zustand des Verunglückten ist hoffnungslos. tz. Pascherpech. Eine Anzahl Pascher aus Ebmath wollte in einer der letzten Nächte drei gemästete Ochsen nach Säckchen einschmuggeln. Als die Grenzwack>e einige Schüsse abgab, ent wichen die SchmuMer unter Zurücklassung der Tiere über die Grenze. Das Vieh wurde der ZolNnspektion Adorf zugeführt. 5>U5 der l-su5itr Einzug von Ordensschwestern in KVnigshain Königshai». 7. Oktober. Schon seit längerer Zeit waren auch in dieser Gemeinde Bestrebungen im Gange, für die Krankenpflege, die Betreuung vor- schulpsüchliger Kinder der Arbeiter und zur Pflege weiblicher Hand arbeiten Ordensschwestern zu gewinnen. Den Bemühungen des hochw. Herrn Pfarrers Gruhl war der Erfolg gegönnt, -'n ver hältnismäßig kurzer Zeit diese Angelegenheit zu gedeihlichem Ab schlüsse zu lriuz-n. Sonntag, de» 9. Oktober, feiern die ehrw. Schwestern ihren Einzug. Sie stammen aus dem Mutterhause der barmherzigen Schwestern vom 3. Orden des hl. Franziskus in Troppau. Die ses Institut, oas einen sehr großen Prozentsatz reichsdeutscher Schwestern besitzt, wurde i,n Jahre 1844 gegründet. Durch den Elser des hochverdienten Minorilcnprovinzials P. Leopold Klose kam es bald zu großem Aufschwung und ist gegenwärtig die ange sehenste Frauenkongregation Schlesiens. Unter ihrer Leitung ste hen die großen Landeskrankenhäuser Mährens und Schlesiens und die Landesirrcnanstalt In Troppau. Für seine erste Gründung auf deutschem Boden entsendet das Mutter- und Stammhaus vorzüg liche Kräfte. Zur Organisierung der Krankenpflege in dieser von den Heil- und Pslegcanstalte» weit entfernten Gegend die Ober schwester der chirurgischen Abteilung des allgemeinen Landcskrankcn- hauscs zu Troppau Schw. tzsilberta Aimma aus Natibor (Ober- schl), deren Abberufung in die deutsche Heimat unter der Vorgesetz ten Aerzteschaft eine ungeahnte Aufregung hervorgerusen hat. Sic ist staatlich diplomiert und besitzt wegen ihrer hervorragenden Fähig keiten als Assistentin bei Operationen die glänzendsten Anerkennun gen. Für den Unterricht der Mädchen und Frauen in Nähe» ». Hand arbeiten kommt die für literarische Fächer und Handarbeiten geprüfte Lehrerin Sch. Odilo Schwan aus Charlottenburg b. Berlin. Sie hatte bisher Unterricht an der Ordcnsschule für Mädchen in Odra» erteilt. Diese beiden Schwestern begleitet die biShhcrige Oberin des Troppauer Mutterhauses Schw. Cöliflora Nci- wien aus Odersch (Kr. Natibor, Oberschl.), vormals Oberin des Stadtkrankenhcmscs zu Sternberg in Mähren. Zur Einführung ihrer Schwestern kommt auch nach Königs- hain die ehrw. Mutter Gencraloberin Schw. Clodesiudis Frie se, welche durch ihr gütiges Wohlwollen und freundliches Entgcgcn- konimcn diese Niederlassung ermöglicht hat. Die Ortsgemeiude hat den Schwestern nebst einem Erhaltungsbeitrag das der Schul gemeinde gehörige Haus Nr. 167 zur Wohnung angewiesen. Die ses haben wohlitttlge und eifrige Hände zu einem freundlichen und gemütlichen Heim für die lieben Schwestern gestaltet. Möge Gottes Segen alle Mühen lohnen und dem neuen Unternehmen reiches Gedeihen spenden. l. Die Sammlung für -le Kochwafsergefchä-igten Dresden, 7. Oktober. Für die Hochwassergeschädigten im östlichen Erzgebirge sind auch in den letztvergangenen Wochen bei der Kasse der Staats kanzlei sowie bei einzelnen Ministerien namhafte Spenden ein gegangen oder es ist deren Ueberwetsung an die Sächsisck)« Staatsbank angezeigt worden, so vom Stadtrat zu Stollberg weitere 807,00 RM.; das Ergebnis der Sammlung der Stadt Stollberg beträgt nunmehr 1407.80 RM. Eine von der Deutschen Kolonie in Basel eingeleitete Sammlung hat 1813,00 RM. ergeben. — Sammlungen der Com merz- und Privatbank A.-G., Filiale Dresden, weitere 1100 RM. — Sammlung der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt Leipzig wettere 801,00 RM. — Die von der Deutschen Kolonie in Am- Rundfunk» - Programm Leipziger Sender Sonnabend, 8. Oktober» 1000 Uhr: Anläßlich der Grundsteinlegung Deutschen Hhgienc-MuscumS in Dresden, Uebertragung der Festsitzung im Festsaal des Neuen Rathauses zu Dresden. 15.00—10.30 Uhr: Deutsche Welle, Berlin. Studienrat Friede! und Lektor Mann: Englisch (Kulturkundlich-lilerartsche Stunde). 16.00—17,25 Uhr: Aus den« Schatzkästlein für die Jugend: WaS wird ausgepackt? Vom Dummerchen, vom PsissikuL. 18.00—18 30 Uhr: Deutsche Welle, Berlin. Studienrat Herbert Müller: Techni scher Lehrgang für Facharbeiter: Konstruktionseleniente. 1830— 18.45 Uhr: Fllkkbnstclstunde. 18.45—19.00 Uhr: Waller Groß mann vom Gewerkschaftsbund der Angestellten: „Aus der Praxis des Arbeitsrcchts." 10.00-10.30 Uhr: Dr. Fickeler, München: „Der deutsche Anteil an der Erforschung Mittelasiens." 19.30—20 00 Uhr: Dr. Alfred Heust: ,Mer ist musikalisch." 20.00 Uhr: Wetter voraussage und Zeitangabe. 20.15 Uhr: Deutscher Operuabend. 22 00 Uhr: Pressebericht und Sportfnuk. 22.15—24.00 Uhr: Funk- brcttl. sterdam veranstaltete Sammlung ist jetzt abgeschlossen worden. Zuzüglich der Schlußrate von 4933,80 RM. hat sie insgesamt 34 933,80 RM. ergeben. — Sammlung der „Sonderburger Zei tung" im abgetretenen Gebiet Nordschleswig durch das deutsckie Konsulat in Apenrade 898,23 RM. — Sammlung der „Neuen Züricher Zeitung" 3815,80 Schweizer Franken. — Haussamm lung der Gemeinden Hohenfichte 403,40 NM. (Außerdem hat di« Gemeinde eine Spende von 110 RM. a» den Sächsischen Gemeindetag überwiesen.) — Beim „Freibcrger Anzeiger" waren bis zum 20. September über 11000 RM. eingegangen, wovon 8000 RM. in zwei Raten von je 4000 RM. überivielen worden, sind. Lemeinde- und Verrinrverrn 8 Zwickcur-Lichtentanne. Sonntag, den 9. Oktober feiern Herr Oberingenieur Jean Stephan und Gemahlin ihr Wjähri. ges Ehejubiläum, wozu ganz besonders die dankbare katbolische Gemeinde von Lichtentanne die ber.üicklten Glückwünsche dar bringen möchte. Kirchennachrichken Nachtrag zum S». Benno-Blak» Adorf i. V. Sonntag vorm. 7„30 Uhr: hl. Messe und Kom munion, 9,30 Uhr Hochamt, nachm. 2„30 Uhr Rosenkranzandacht, sowie Dienstag und Freitag abends 7,30 Uhr, sonst täglich früh 7 Uhr hl. Messe. Bad Elster. Sonntag vorm. 9,30 Uhr hl. Messe. Kötzschenbroda. (St. Josephs-Kapelle, Heinrichstr. 9.) Sonntag, 9. Oktober: früh 7.80 Uhr erste hl. Messe, 9.15 Uhr zweite hl. Messe, nachmittags 3 Uhr Segcusandacht. Woä>eu. tags täglich früh 8 Uhr hl. Messe,- Bcichtgelegenheit vor jeder Messe und jeden Sonnabend nachmittags ab 5 Uhr. Limbach i. Sa., Katholische Kapelle, Weststrabe 8- Sonmug, den 9. Oktober: vorm. 7 Uhr: Frühmess«, S Uhr: Hochamt und Predigt (Männerapostolat); abends 7 Uhr: Segcnsandacht. Markneukirchen. Sonnt, vorm. 7.30 Uhr hl. Beichte u. Komm., vorm. 9 Uhr Hochamt, nachm. 2,30 Uhr sowie Dienstags u. Freitags abends 7,30 Uhr Rosenkranzandacht, sonst täglich früh 7 Uhr hl. Messe. Morttzburg. (Schlohkapelle.) Sonntag. 9. Oktober: früh 9.15 Uhr hl. Messe, vorher Beichtgelegenheit Wetterberick! oer Dresoner Wetterwarte Witterungsaussichten. Aufhören der anhaltenden Nieder* schlag«, jedoch immer noch stark bewölkt und zu zeitweiligem Ncgenfall neigend. Gebirge, besonders in den höchsten Lagen, vielfach im Nebel. Temperaturen nicht wesentlich geändert. Schwache bis mäßige Winde aus westlichen Richtung«» verantwortlich für den polt Ischen Teil: Oe. Gerhard De»czhk, Dresden. Iklr »«» tLchstlchen r,u und da« Feuilleton: Or. Max Domschl». Dresden tttr Ani«1g«i>, «rtur Len,, ttlmtl ch in Dr««»«»- Brief aus dem gerbst Von Hayo Ruylander. Li« wundern sich, liebe Freundin, daß ich die Stadt verließ tn einer Zeit, die alle heimruft aus den Bergen und Wäldern, von den Inseln und Küsten, wo nun der Sturm anhebt und die Menschen seine painsche Natur fürchtend macht. Sie verstehen nicht meine Flucht und zürnen fast, daß ich di« beginnende Geselligkeit der frühen Abende, die „süße" Atmosphäre verschleierter Lampen, die Musik und alles Schöne verschmähe, fortlaufe, in ein Land reis«, das, wie Sie schreiben, jetzt schrecklich sein müsse. Unerträglich, trostlos, leer und traurig. Sie würden mich glücklich nennen, wenn Sie wüßten, wie heiter und glücklich ich mich geborgen fühle in diesen Wäldern und unter diesen Menschen, die ganz anders sind, als jene, denen ich entfloh und die gar nicht wissen, wie schön diese Erde heute und was der Herbst ist. Ja, sie wissen es wohl, da sie es auf jedem Kalender finden. Eie begrüßen oder fürchten ihn als Wechsel, als Neuigkeit, oder als Schrecken, der Kälte und Traurigkeit bringt. Aber sie fühlen Ihn nicht mehr, nehmen ihn fachlich als einen Zustand, der überwunden werden must Schauen Sie diesen Herbst. Lassen Di« sich von der bunten Tafel eines Landes erzählen, die sättigt und kräftigt, von einem Lande in Braun und Rot, in Grau und allen Farben eines Todes, der kein Tod ist. Ich wohne in einem alten Bauernhaus«, gaiq mir selber überlassen. Rings herum steht der Wald, ein zauberischer Wald, ein Geheimnis im Dämmerschein, in Versonnenheit und lächeln der Trauer. Dieser Wald ist das uralte Lied, das alle Rätsel unseres Lebens löst, das frisch macht, einen wie Rausch durch flammt. wenn die letzte Sonne aus den Nebeltiefen bricht. Dieser Wald füllt den Atem mit duftiger Kühle und läßt den Schlag des Herzen» freier und kräftiger schlagen. Er ist das Zeichen unerschöpflicher Kraft, uralter und ewig junger Kraft. Gestern leuchtete er goldgelb aus der Leche, di« rin brandige» Licht über ihn goß. Er ward purpurn und flammte in allen metallischen Farben der Laubwelke. Ueberall riecht es nach reifen Dingen. Die Stille, die Farbe eines scheuen Wildes, ein voaelrut. olle« ist bunter, reifer, stolz und groß geworden, Eine sanfte Wies« ist da, ein Stück Moor und ein Rest Heide mit verfaulendem Virkenlaub und unbekannten Tieren, mit reifen Beeren und seltsamen Klängen von weither. Ich jage di« Tiere und fühle, wie der Urmensch in mir er wacht. Iber Nerv reagiert. Ich sehe und höre alles. Ich habe alles vergessen in dieser Natur, dessen Fülle mich bedrückt und wieder erhebt, die in mich hincinkriecht und mich zu einem Stück ihrer selbst macht. Ich laufe dem unbekannten Ruf eines Tieres nach, entdecke Dinge, die ich nicht ahnte, und treibe durch dies« Tage glücklich und froh. Mein Blut ist wieder wachgewordeu und kreist schwer und dunkel durch mich hin. , Ich vertreibe die laugen Stunden in den Wegfchenken und j trinke mit den Händlern und Knechten. Nichts ist mir mehr fremd. Nun sitze ich in meiner Kammer bei flackerndem Kerzenlicht nnd horche in die lautlose Stille, die den Wald und das Haus umschleicht. Das Tageslicht ist verbrannt. Aus den Wegen und Wiesen kommt der Nebel, eine gewaltige Einsamkeit, die dunkel vor den Türen steht nnd jeden Laut verschlingt. Aus meinem Tisch blühen die letzten Astern und lösen mit ihren Farben Dunkelheit in Duft und heitere Stille. All« Unruhe versinkt in dieser Welt, die sterben will. Wenn es ein Sterben wäre, wie endlos traurig müßte das Leben sein. Dieses groß« Wunder des Herbstes ist nicht der Tod. In ihm vergißt man alle Bitternis und Trauer und wird von einem Trotz erfüllt, wie draußen der Wald, der auf den Sturm der Novembeinächte wartet. Ich werde lieb« Freundin, auf diese Stürm« warten nnd hören, wie sie das Land fegen und alles, was nicht fest ist. mit« reißen. Ci« werden vielleicht lächeln und nicht glauben wollen, daß es mehr Kostbarkeiten und Schönheiten gibt, als wir im Lärm unserer Tag« ahnen. Cie werden diesen Brief im dLmmerdunklen Schatten einer verschleierten Lamp« lesen, während ich am Herdfeuer fitze uvd mit froher Gebärde dir süßen Früchte dieser Erde nasch«. Der Sbrnholzkasten Bchwells — et« wiederaufgefundeuer Literaturschatz. Der Ruhm, den James Boswell im englischen Schrifttum genießt, entspricht etwa dem Eckermanns bei uns. Auch Boswell ist „an den Schößen eines Größeren" in die Un sterblichkeit eingegangen. Wie Eckermann seine Gespräche mit Goethe, so hat Boswell das Leben des berühmten Dr. John son ausgezeichnet, und diele Biographie ist, ein klassisches Werk ver Ltlerarnr geworden. Man rechnete es visyer zu ven großen Verlusten der englischen Literatur, daß der Nachlaß Boswells verloren schien. Dieser eifrige Verehrer aller bedeutenden Männer und rührig« Sammler interessanter Lebenszeugnisse hatte in seinem Testament von einem „Ebenholzknsten" gesprochen, in dem sich wichtige Papiere befänden, di« er der besonderen Obhut einiger Freunde empfahl. Dieser Ebenholzkastcn schien aber ver loren zu sein, und deshalb erregt es in der englischen Presse das größte Aufsehen, dass dieser Litcratnrschatz jetzt plötzlich zutage tritt. Er befand sich im Besitz eines Urürenkels von Bosrvell, des Lord Talbot de Malahide, der sich den Ekenholztasten zwar behalten, aber seinen einen amerikanischen Inhalt gegen eine stattlich, -ainmler, den Obersten 9 e Summ« an lalph Ishnw lische.. verkauft hat. Ishaw ist mit seinem Schot- bereits in Ncuyort tingetroffen und hat erklärt, daß die ülreraus interessanten Papiere jetzt veröffentlicht werden sollen. Wie die Familie für die Liebhabereien des Oberhauptes häufig wenig Verständnis hat. so haben auch Boswells Nachkommen die Manuskripte, die des Vorfahren Augapfel waren, nachlässig behandelt. Das Manuskript des „Lebens Johnsons" erwies sich als von den Mäusen zerfressen und zerstört. Dagegen ist der übrige Inhalt des Ebcnholzkastens in gutem Zustand. Unter den wichtigsten neuen Funden, di« sich hier dardieten, befindet sich ein lange» Gedicht von Goldsmitn, ein interessanter Brief Voltaires, der sich über die „Natur der Seele" äußert, und eine anschaulich« Beschreibung eines Besuches bei Voltaire durch Boswell, der in Ferney der East des großen Mannes war. Außerdem sind wichtige unbekannte Schreiben von Rousseau, Burns und Pitt vorhanden. Ein Buch gegen Napoleon und seine Bewunderer. Von Werner Hegemon», dein Verfasser des Buäies „Fridericus oder das Königoopfer", erscheint bei Jakob Hegner, Hcllerau. an fangs Oktober ein gleichfalls groß angelegtes Werk über Napo leon. Es trägt den Titel „Napoleon oder Kuicsall vor dein Heros". Die ironische Widmung des Buches kann jetzt schon mitgcteilt werden. Sie lautet: „Dem Andenken der deutschen Seher Friedrich Nietzsä)«, Emil Ludwig und Wolsgaug von Goethe, die zusammen mit Johannes von Müller. Leopold von Ranke, Max Lenz und anderen preußischen Literalen den Kaiser Napoleon I. als Nationalhelden der Deutschen begründet haben, sind diese Bericht« ehrfurchtsvoll gewidmet." Wenn man viel zu gut die Geschichte kennt. Aus der Avenue de l'Opera in Paris wurde beim Aufmarsch der American Legion folgendes Zwiegespräch zwischen einer Mutier und einem kleinen, ganz kleinen Franzosen belauscht: „Mutti, wer sind diese Leute?" „Das sind die amerikanische» Legionäre, mein Kind." — „lind tvas Koben die getan?" — „Sie baben Frankreich gerettet?" — „So! Frankreich gerettet? Wie Jcaunc dÄrc?" — „Ganz recht, mein Kind. Genau wie Jcann« d'Arc." — „So .. . und warum bat mau sie nickt verbrannt?"
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