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französischer Diplomat bester Schule, „yaven niemals frei willig die Konzessionen akzeptiert, welche selbst ein Mazarin »der Taillerand der Notwendigkeit der Zeit gemacht haben, hat aber die Nachkriegsgeschichte nicht neue Beweise für das französische Unvermögen erbracht, aus Konzessionen, welche Frankreich den Zeitumständen machen musste, die gebührenden Vorteile zu ziehen? Als Frankreich die Truppen aus dem Ruhrgebiet zurückzog und am Rhein ge wissen Erleichterungen in bezug auf die Besatzung zu- stimmte, warum konnte man in Deutschland diese Kon fession nicht bewerten? Warum mutzte vielmehr der Ein druck vorherrschen, daß die Zugeständnisse, welche Frank reich an Deutschland machte, weniger Konzessionen um Deutschlands willen waren, als Konzessionen an das übrige Europa, insbesondere an England, um ich die alte Vundesbrüderschaft zu erhalten? Was Frank reich heute nicht zugestehen will, mutz es morgen unter dem Drucke der Forderungen der Zeit gewähren. So ging es in der Reparationsfrage, nicht anders in dem Problem der deutschen Entwaffnung, und ähnlich dürfte es auch in der Rheinlandsrage werden. Diese Schwäche der eigenen Kon iessionspolitik wird heute von den meisten Franzosen selbst nur zu deutlich empfunden. Aber noch etwas anderes er klärt die Unentschlossenheit der französischen Staats männer, welche sie immer den geeigneten Moment ver passen lässt. Je mehr sich Deutschland erholt, je stärker wird in Frankreich die Tatsache empfunden, dah die zwli- tische Machtposition Frankreichs auf dem Kontinent nicht das Resultat eigener Kraft, sondern Produkt einer wohl niemals wiederkehrenden Mächtekonstellalion ist. und datz die Mehrzahl der Staaten, welche mit Frankreich den Sieg errungen haben, ihre eigenen Wege gehen. Dies erklärt zum Teil das französische Zögern, die gewonnene Position Deutschlands gegenüber aufzugeben, ohne die im Besitz gehaltenen Faustpfänder und verbrieften Rechte vor her eingetauscht zu haben durch internationale Bindungen und Garantien des Status guo, d. h. durch System, welches seinen vollendetsten Ausdruck im Genfer Protokoll ge sunden hat. Je zahlreicher die internationalen, Deutsch land umfassenden Bindungen, je eher wird Frankreich auch die moralische Isolierung als Masse gegen Deutschland aus seiner politischen Praxes streichen. Diese Kenntnis der gegnerischen Mentalität ist nicht nutzer acht zu lassen, um die Wege der Verständigung auch in den letzten Fragen linden zu können- Sie amerlkmliche Legion oen» Papst Anläßlich ihres Besuches in Rom wurde ein« Abord nung der amerikanischen Legion mit dem Kommandanten Howard Savage an der Spitze am Mittwochnachmittag »om Papst in Audienz empfangen. Der hl. Vater hielt dabei eine Ansprache, in der er der .Zribuna" zufolge u. a. sagte: „Wir freuen Uns besonders, euch zu sehen, euch zu be grüßen und zu segnen, wenn Wir bedenken, datz ihr au- cinem so fernen Lande kommt: aus dem großen und fernen Amerika. Wir sind ebenso erfreut über die Tatsache, daß ihr kommt, um die Erinnerung an zwei so wichtige Er- ereignisse in der Geschichte der Welt zu begehen: den großen Weltkrieg und die Hilfeleistung und Unterstützung, die das junge Amerika in einem für die Geschicke der alten Welt so entscheidenden Augenblick gewährt hat." Wer diese Sätze ohne politische Voreingenommenheit liest, und wer sich vor allem die streng neutrale Haltung, di« der Vatikan in den Auseinandersetzungen der ehemali gen Kriegsgegner beobachtet, ins Gedächtnis ruft, der wird die Ansprache der Papstes kaum anders auffassen, als sie nach Lage der Dinge gemeint sein kann. Es waren einige freundlich« Begrützungsworte aus der Stimmung des Augenblicks heraus ohne einen versteckten Sinn und ohne politische Hintergedanken. Wir regen uns daher auch nicht weiter darüber auf, wenn ein Teil der französischen Presse aus den oben zitierten Sätzen poli tisches Kapital zu schlagen sucht. So schreibt das „Jour nal dcsDebats": Seit 1924 hat der Heilig« Stuhl tiefstes Schweigen über die Kriegsschuldfrage bewahrt, um nun jetzt den amerikanischen Soldaten zu sagen: „Ihr seid gekommen, das alte Europa zu retten". Dies habe der Papst menschlich gesprochen. Auf beiden Seiten des Atlantischen Ozeans würden diese entscheidenden Worte mit Achtung und Dankbarkeit ausgenommen werden. Der „M atin" erklärt: „Die Worte des Papstes werden den größten Widerhall in dem Augenblick finden, wo in Deutschland von neuem eine Polemik über die Kriegs schuldfrage eröffnet werden soll." Es wäre der Menschheit dienlicher gewesen, wenn die kriegführenden Völker gewisse Papstworte während des Krieges mit der selben Beherzigung ausgenommen hätten, mit der heute ein« chauvinistische Hetzpresse die Aeutzerungen des Papstes für ihre trüben Zwecke auszubeuten sucht. vadeu zu« Schuiresetz larlsrnhe, 1. Oktober. (W. T. V.) Das e-raarsministerium hat sich in mehreren Sitzun gen mit deni Reichsschulgesetzentwurs beschäftigt. Ls kam eine einstimmige Weisung an di» Reichsratsbevoll mächtigten zustande. Zum Z 28 des Gesetzentwurfs, der die Schulverhältnisse hinsichtlich der Simultanschulländer behandelt, wird ein Abänderungsantrag in der Richtung gestellt, daß die fünfjährige Uecbrgangsfrist auf zwölf Jahre erhöht wird, und daß Anträge auf Umwandlung der bestehenden Schulart in eine andere, statt einer Zweidrittel- eine Dreiviertelmehrheit erfor derlich machen. Zu der Frage der Erteilung des Religions unterrichts sZ8 14 und 11 des Entwurfs) sollen die in Baden geltenden Vorschriften üvernommen werden. Im übrigen hat das Staatsministerium im wesentlichen den preußischen Ab änderungsanträgen mit verschiedenen VerbesserungsoorschlLgen zugcstimmt. Ein Selbstmordklub junger Mädchen. Mit groger Strenge ! verfolgen die Behörden von Lleveland, wie ameri- kanische Blätter berichten, alle Spuren eines Sclbstmordklubs, der nervlich durch den Selbstmord eines noch sehr jungen Mäd- < chens außgedeckt worden ist. Das junge frühreife Mädchen ver übte, wie sie in einem hinterlassenen Briefe mitteilt. Selbst mord „aus Furcht vor Last und Leid «ine» langen Lebens" Die Untersuchung ergab, daß die jugendliche Fabrikarbeiterin Mitglied eines Selbstmordklubs war. de» «in« nrößer« Zuhl iunaer Mädchen gegründet Latte«. die WWW m Acelm Berlin. S. Oktober Ueber dte gestrige «egegnung zwischen dem »ritischen Außenminister Austen Chamber ta in und dem spani schen Diktator Primo de Rivera in Barcelona liegen jo gut wie keinerlei Nachrichten vor. Di« spanische Zensur hat alle Meldungen über den Mrnisterbefuch unter drückt und der Londoner Presse zufolg« sogar die offiziösen Reuterdepeschen ansehalten. Erfahrungsgemäß ist damit zu rechnen, daß diese SLertrrebene Geheimniskrämerei einen fruchtbaren Nährboden für unkontrollierbare' Ge rüchte und llebertreibungen abgeben wird. Di« Kombi aalionen. die sich an die vorjährige Begegnung Chamber- lains mit Mussolini auf der Rhede von Livorno knüpfte» und die durch die bald darauf einfetzende italienische Aktivität auf dem Balkan sich zu bestätigen schienen, sind noch in lebhafter Erinnerung. Schon munkelt man in politischen Kreisen von einer englisch-spanisch-italienisch- zriechischen Mittelmeer - Entente, und di« Neugier l>er Oefsentlichkeit dürste durch die von englischer und panischer Seite geflissentlich verbreitete Versicherung, daß !s sich lediglich um einen Höflichkeitsbesuch handle, kaum befriedigt sein. Die Wahrheit dürste auch hier in der Ritt« liegen. Ganz ohne politische Bedeutung war die viinisterbesprechung von Barcelona zweifellos nicht, und >as Thema liegt nur allzusehr auf der Hand. Die panischen Wünsche in der Tangerfrag« sind bekannt and es ist nur zu natürlich, datz die spanische Regierung in vielem Punkte möglichst rasch einen Erfolg einheimsen möchte, um dem noch in diesem Monat erfolgenden V e - such des spanischen Könrgspaares in Marokko ein entsprechendes Relief zu geben. Die Situation in Tanger stellt sich folgendermaßen dar: Spanien und Frankreich sind durch den Vertrag von Madrid vom Jahre 182b politisch und militärisch in Marokko gebunden. Die damals geschlossene Waffenbrüderschaft fuhrt« fisch schweren Kämpfen zur Niederwerfung Abd el Knms und zu seiner späteren Verbannung nach der Infel Reunion. .Ah* bald nach dem gemeinsamen Siege entstanden aber Zwischen oen beiden Bundesgenossen nicht unerhebliche Differenzen. Avd el Krim hatte sich mit seinem Anhang auf der Linie von Tcma >»en Franzosen allein und nicht den Spaniern ergeben, die 'hrerseits auf einer exemplarischen Bestrafung des Kabnlen- fursten wegen der Hinmordung von 3000 Spaniern ber Anuai (in der Nähe von Melilla) bestanden. Frankreich weigerte sich, dem spanischen Verlangen nachzugeben, und es blieb bei der ehrenvollen Verbannung Abd el Krims auf d,e französische Insel, wohin ihm seine Familie ins Exil folgen durste. Bald ledoch spitzten sich die spanisch-französischen Gegen sätze «och mehr in der Behandlung der Tangerfrage g». — Das Tangerstalut, durch das das ganze Gebiet einer inter- »ationnlen Verwaltung unterstellt wird, war zwar auch von Spanien untertzhrieben worden, aber Spanien, das durch sein« reographjsche Lage, durch die Jahrhundert» alte geschichtlich« Traditio« und nicht zum wenigsten durch die Angrenzung seiner Protettoratszone i» Tanger ganz besonders interessiert ist, fühlt» sich durch das llebergewicht Frankreichs beeinträchtigt; Frankreich beherrscht in Tanger die Zölle, die Polizei steht unter seinem Einfluß, und auch der Vertreter des Sultans, der Mrndub. der der gesetzgebenden Versammlung oorsitzt und die Lxekutivgewalt über die eingeborenen Maaren und Israeliten »«sitzt, ist. da er ans Anraten des französischen Generalresiden- len in Fez, Mons. Steeg, »rnannt wird, ein Werkzeug Frank reichs. Auch wurde Tanger znm Zentrum des Waffenfchmuggels für die rebellischen Kabylen der spanischen Zone, ohne datz es Spanien möglich gewesen wäre, tatkräftig einzugreifen. Um diesen Zuständen ein End« zu bereiten, forderte Spanien in tiner recht schroff gehaltenen diplomatischen Note, di« den Nächte» übergeben wurde, entweder die Einverleibung Tangers in die eigene Protektionszone oder doch eine überwiegende Stellung rn der Verwaltung und Kontrolle der Polizei. Um seinem Verlangen Nachdruck zu geben, machte es sein Verbleiben >m Völkerbunde von Konzessionen in der Tangerfrage abhängig. Spanien konnte mit seiner Forderung nicht durchdringen, und Frankreich zeigte nicht die geringste Neigung, seine Vor machtstellung in Tanger zugunsten Spaniens aufzugeben. Da» einzige, was Spanien erreichte, war die Einberufung einer französisch-spanischen Tangerkonferenz in Paris, die mehrere Monate hinter verschlossenen Türen tagte, aber ans der kein Ausgleich der Interessen erreicht wurde. Eleich aus der ersten Sitzung wurden die spanischen Forderungen von den französischen Teilnehmern für derart übertrieben er kannt, daß der spanische Außenminister, Sr. Pangas-Messia, sein« Demission einreichte, um eine« sofortigen Abbruch der Verhand lungen zu vermeiden. Die Konferenz verlief allmählich resultat los im Sande. General Primo de Nioera erklärte, dah er ein« Konferenz aller in Tanger interessierten Mächte einzuüerufen denke, da sich Spanien mit dem Statusguo nicht begnügen könne. Die Absicht stößt auf den Widerspruch Frankreichs, und auch England opponierte ihr bisher. Mit Italien hat Spanien in Madrid «inen Freundschaftsvertrag abgeschlossen, demgemäß Italien Spanien ieine Unterstützung im Tangerproblem zuge sagt haben soll. Der Besuch Ehamberlakns «n «arceiona unD vre Be sprechung mit Primo de Rivera scheint darauf hinzudeuten, daß England unter gewissen Bedingungen sein« Haltung in der Tangerfrage abändern könnte, daß es sich im Mittel meer den spanisch-italienischen Interessen zuwendet und somit einen Druck aus Frankreich ausübt, der in Park» unangenehm empfunden wird. Die Ueberreichung der Mnüenburgspende Berlin, 1. Oktober Am heutigen Sonnavend, vormnrags 11.15 Uhr, fuhren vom Kuralorium der Hindenbürg-Spende Reichskanzler Dr. Marx, Rcichsarbcilsminister Dr. Brauns und Ministerialrat Karstcdt bei Herrn v. Hindenburg vor, um ihm namens des Kuratorium« sine künstlerisch wertvolle Adresse zu überreichen. Der Reichs präsident dankte den Herrn für die Ueberreichung und nahm die Urkunde, die auf Pergament in goldener und schwarzer Schrift gezeichnet ist. entgegen. Das Dokument lag in einer grünen Ledcrmappe, die am Kopf das Reichswappen zeigt, während in der Mitte die Wort« zu lesen sind: „Zum r. Oktober 1827." Die Urkunde selbst hat folgenden Wortlaut: „Am 21. Juni d. Z. haben Nekchsrrgierung und Liinder- regiernngen folgenden Ausruf erlassen: ,Jn einer seiner letzten Sitzungen hat sich das Reichokabinett auch mit der Feier des 8V. Geburtstages des Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg. am 2. Oktober d. I., beschäftigt. Es ging dnbei von der Auffassung aus, daß das deutsch« Volk es sich nicht nehmen lassen wir», dem Herrn Reichspräsidenten an läßlich seines Ehrentages erneut seine Anhänglichkeit und Verehrung zu bezeigen. Andererseits ist die Ncicherrgicrung aber überzeugt, im Sinne des Herrn Reichspräsidenten zu handeln, weiin sie von kostspieligen allgemeinen Feiern aus diesem Anlaß Abstand nimmt und den guten Wünschen zu dem Geburtstag eine Form gibt, die dem Ernst der Zeit und der Not unseres Volkes Rechnung trögt. Um jedem Deutschen daheim und draußen die Möglichkeit zu geben, seiner dank baren Verehrung für die Person des Herrn Reichspriisideiiien Ausdruck zu verleihen, haben die Reichsregierung und di« Regierungen der deutschen Länder beschlossen, eine „Hinden- burg-Spende" zu veranstalten, die dem Herrn Reichspräsi denten an seinem 88. Geburtstag übergeben werden soll. Sie find gesoiß. den Wünschen des Herrn Reichspräsidenten ent- gegenzukommen. wenn sie ihm vorschlagen werden, die auf- kommenen Mittel in erster Linie dem Personenkreis zu mmen zu lassen, der ihm besonders nahesteht, nämlich de» Kriegsbeschädigte« und Kriegerhinterbliebeae». Neben der Sammlung von Spenden, die in Berbindulm mit den großen Spitzenorganisationen des Wirtschaftslebens usw. dnrchgesührt «erden soll, ist dir Ausgabe einer Hindenborg- Briesmarke in Ausficht genommen. Sie soll weitere» Kreisen »i« Möglichkeit der Beteiligung an dem Seburtstagsgescheul für den Reichspräsidenten geben. Ihr Erlös ist vorzugs weise für schwer notleidend« Mittelstandsangrhörige, Sozial rentner »s». bestimmt.' Die Sammlung ist im Aufträge der Reichsregiernng rin» geleitet und hat die Unterstützung weitester Kreise des deut schen Volkes im Zn- und Anslande gesunden. Ihr Abschluß ist für den November d. I. zu erwarten. Am Vorabend des 8«. Geburtstage» de» Herrn Reichspräsidenten von Hinden burg beehrt sich die Reichsregierung, dem Herrn Reichspräsi denten das Vcrsiigungsrecht über die bisher eingegangenen und die noch weiter zur Hindenburg-Spend« eingehende» Be träge zu übertragen. Sie gibt dabei ihrer besonderen Freudx Ausdruck, daß es dank der nahezu einmütigen Unterstützung de» gesamten deutschen Bottes gelungen ist. dem Wunsch des Herr« Reichspräsidenten entsprechend ihm di« Möglichkeit zu geben, stärker als bisher in Ergänzung der amtlichen Für sorge Not und Elend in den Kreisen der Kriegsbeschädigte» und Kriegerhinterbliebenrn z» lindern. Berlin, den 1. Oktober 18k/. Namens der Reichsregierung gor. vr. ITarn, Aotvlmkannler." Nachdem der Reichskanzler Dr. Marx und R'eichsarbeiks- ministrr Brauns als Vertreter der Hindenburgspende etwa eine halbe Stund« beim Reichspräsidenten geweilt hatten, er schien auch der Vizekanzler und Reichsjustizminister Hrrgt, um sein« Glückwünsche abzustatten. Es-folgte dann eine groß« Reibe weiterer Gratulanten, darunter der Vizepräsident de» Reichstages Geh. Rat Dr. Ri eher, Eeheimrat Dulsberg, ver im Namen des Reichsverbandes der Deutschen Industrie Hindenburg die Schenkungsurkunde für das Stammgut der Familie des Reichspräsidenten. Neudeck, über reichte. Des weiteren erschienen eine große Anzahl ehemaliger Generäle und höherer Offiziere des alten Heeres, u. a. General Hutier. Während des ganzen Vormittags bewegte sich ein Strom von Depeschenboten und Voten mit kostbaren Blumen spenden und Paketen durch das Portal des Reichspräsidenpalais, bas in den Mittagsstunden auch bei einer zahlreichen Menae von Passanten dicht umlo»-rt war, Seuerlampf mir einem Zrren k:?. Paris. 1. Oktober. In einer Vorstadt von Marseille schoß ein 55jähriger Ar beiter immens Loison, offenbar in einem Anfall von Wahn sinn, auf die Straßenpassanten. Ein Polizist, der dem Wahn sinnigen das Gewehr entreißen wollte, wurde Lurch einen Brust schutz schwer verletzt. Ein Kohlenarbciter, der dem Ver letzten zu Hilfe eilen wollte, erhielt einen Kopfsch u ß. Eine vorübergehende Frau und ein junger Mann wurden gleichfalls schwer verletzt. Als ein Polizeiaufgebot heranrückte, verbarrikadierte sich Loison in einem Haus, von wo er auf jeden sich ihm nähernden Beamten feuert«. Schließlich blieb der Polizei nichts anderes übrig, als das Feuer zu erwidern und den Irrsinnigen niederzuschietzen. Meuterei auf einem französisches Kreuzer 8?. Paris, 1. Oktober Wie der „Matin" aus Vonlogne meldet, ereignete sich gestern an Bord des Panzerkreuzers „Ernest Renan" ein« schwere Meuterei. Fast di« ganze Besatzung lehnt« das Essen ab. Der Kapitän begab sich in die Küche und erklärt« nach einer Untersuchung, daß an dem Essen nichts »uszusctzen sei. Da das die Mißstimmung der Besatzung noch steigerte, ließ der Kapitän vier Rädelsführer verhaften und an Land schaffen, während 58 Matrosen an Bord «inaelverrt wurden Damit war di« Ruhe wieder hergestellt. Den Siilmaudschmo bestiegen London, 1. Onover. Nach eben eiugegangenen Nachrichten aus Ostafrika hat ein 22jähriges Londoner Mädchen, Fräulein Sheila Mac donald. in Begleitung von zwei erfahrenen Alpinisten die Kibo-Spitze des Kilimandscharo bestiegen. Es ist das erstemal, daß eine Bergsteigerin diesen 6810 Meter hohen Vergriesen bezwingt. Einer ihrer Begleiter, Major Browne, hatte bei einer Höhe von etwa 5888 Metern auk« geben müssen- MaffenuugM veim Ankergaug einer ASHre London, 1. Oktober. Wie aus Kairo gemeldet wird, ging «in« zwischen Omdur- man und Ehartum verkehrende Führe infolge zu starker Be lastung unter. 18 Aegypter, meist Angestellte der Sudan« bahn, sind ertrunken. Durch Karbidexploston verunglückt. Zn Mainz wollte ein lbjiihriger Junge durch die Explosion einer mit Karbid gesülb- ten Flasche ein Wespennest zerstören. Die Flasche explodierte aber schon, als der Junge sie noch in der Hand hatte. Di« Glasfplitter zerrissen dbm Kinde die Haksschlaaaber, io daß der Tod binnen weniaen Minuten eintrat.