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chen erkauft, mtt dem Siebenstern im WappenLtld an der zersetzten Sturmfahne. Und was die Fuhrleute erlabten, di« seit tausend Jah ren und mehr über meine Steinbettung fuhren, bergauf, bergab, waldaus, waldein, das hörst du heute noch in den Winterstuben der Walddörfer, wenn der Schneesturm um die Dächer braust und drinnen der Kachelofen summt vor Wärme und Behagen. Da wird Erinnern wach und ge denkt der alten Strahe, die einst wie ein« Herzader das Leben des Waldvolks erfüllte mit blühwarmem Blut. Da hörst du die alten Fuhrmannsweisen, die vormals aus den Schenken tönten, die heute einsam auf den Waldlichtungen trauern und verfallen. Kaum, daß sie Hirten noch Unter schlupf geben . . . Viel habe ich geschaut und erlebt in taufend Jahren und mehr Und nun teile ich das Geschick der Schenken. Lahr mich! Ich lebe weiter, auch wenn mich niemand mehr beschreiten mag, auher dir vielleicht, du hintersinniger Hei matsohn. Ich weih schon — dir gehts wie mir: wir haben beide zuviel Herz. Und das patzt nicht gut in eine Zeit des Fortschritts und der sogenannten Errungenschaften. Wir schwelgen zuviel in Erinnerungen und vergessen dar über das Leben. Sieh zu, daß du nicht zu kurz kommst; denn das Leben will nicht geträumt, sondern gelebt fein. Nimm dir ein Beispiel an der neuen Stratze da unten im Gehäng, die brettelbreit und schnureben recht ein Bild der Neuzeit ist und ihres Geweses: Fortschritt um jeden Preis! Nur schnell, schnell, schnell! Töfstöfftöff! Hörst du, wie die Luxus« und Lastautos rasen? Geld her! Geld her! Hie Luxus! Hie Last! Das ist der Sinn der neuen Zeit. Unmenschliche Armut auf der einen, unmenschlicher Luxus auf der andern Seite. Das nimmt kein gutes Ende. Da lob Ich mir die gute alte Zeit. So. und nun latzt mich träumen! Der Wald soll mich beschreiten mit Brom beerwuchten und Farremvedeln, mit Wacholder und Wild wuchs. darin die Waldvöglein nisten und jubilieren, datz sie mir das Töfstöfftöff da unten, das Rattern und Rasen der Unrast, das Gelärm des Luxus wie der Last auf der neuen Strahe übertönen. So will ich schlafen. Aber warte nur, vielleicht erwecken sie mich wieder. Wer wie ich an tausend Jahr und mehr das Menschengewese geschaut hat, der weih auch, was die Zeiten heischen. Warten können . . . merk dir diese Kunst, mein Lieber, und gehab dich wohl. Und — auf Wiedersehen! Eine Sasfeefkunde Albanische Skizze von Maria Amelie von Godin Eines Nachmittags zogen Melek Hanum Leskoviku und ich die niederen, bequemen Polster vor den offenen Kamin im gro ßen Saale, ließen uns darauf meder und stellten di« Messing kanne voll Kaffee auf die prasselnden Scheite. Der Februarsturm pfiff um das weitläufige Haus, so dag di« Tapeten an den Holzwänden knisterten. Bleigrau lag vor den Fenstern die See unter dem schweren bleigrauen Himmel. Blendend weißer Gischt aber lief rasch und gefährlich über den dunklen Grund des Meeres. Uns fröstelt«. Als darum der Kasse« aufwalltc, ergriff ich begierig den Stiel der Kanne und goß de» köstlich duftenden Trank in kleine, henkellose Schalen, dcren Porzellan weiß und durchsichtig war wie Rosenblätter. Als ich aussah, bemerkte ich. datz Melek Hanum, zwischen den feinen Fingern die Zigarette, sich in Sinnen verlor. Sie erschien mir sorgenvoll und älter wie sonst, und ich dacht« mit einem Male daran, daß diese zarte und noch immer jugendliche Frau den Gatten und vier Söhne begraben hatte. Im empfand das Schweigen zwischen uns wie eine Last, ver mehrt durch di« Einsamkeit des sturmgepeitschten Meeres. Ich konnte nicht länger wortlos das Bewußtsein ertragen, daß in dieser Stund« in den nahen Bergen ein Kampf ausgcsochten wurde zwischen den Leuten der Stadt unter Zenol Bey und einer Bande von Epiroten. Vor einigen Stunden war mir das Gerücht zugetragen worden, dies« Band« sei von Namik Bey ge führt, jenem fünften Sohne von Melek Hanum, der vor drei Jahren nach einem Lösen Streit verschollen war. Bis dahin halte ich an das Gerücht, das ich vor der Mutter sorgsam geheim hielt, nicht geglaubt — nun aber schien es mir, als sei diese ichreckliche Nachricht, welche zwei Vettern als Todfeinde sich ge- -enüberstellte, Wahrheit. Zu jeder Zeit meines Lebens ist es eiir begegnet, daß sich mir plötzlich Vorgefühle zur inneren Gewißheit verdichtet und mir so eine Marter schufen, gegen die ich fruchtlos kämpfte, ja fruchtlos alle Willenskraft dagegen aufrief. „Heute morgen hat sich etwas Tolles zugetragcn", sagte ich, um die Angst zu zerstreuen, die mich erfassen wollte. „Ich schrieb und hörte im Schubfach des Tisches rascheln. Als ich das Schub fach öffnete, floh eine Maus, ließ aber vier rosige, neugeborene Junge zurück. Ich erinnerte mich, wie sehr Nasibe Hanum Mäuse fürchtet, tat die kleinen Dinger behutsam in eine leeres Konfi- türenglas und ging in das andere Haus zu Nasibe Hanum. Als ich ihr indes das Glas mit den vier kleinen, rosenroten Mäu sen vorwies, stieß sie einen Schrei tödlichen Entsetzens aus, sprang auf den nächsten Tisch, riß sich einen Partoffcl vom Fuß und warf damit nach mir und meinem Glase. Als ich vor Lachen nicht einmal die Flucht ergreifen konnte, flog mir gar bald der -»eit« Pankbsfil auch noch um die Ohren." Melek Hanum stellte ihre Mokkaschal« nieder. „Du hast gelacht?" fragte sie unzufrieden. „Sie wird cs dir nicht ver zeihen. Nasibe Hanum hat niemals verziehen, was gegen sie geschah, geradeso wie auch ihr Bruder, der große Pascha von Tirana. Freilich bist du ihrem Haffe ja nicht preisgegeben, wie «ndere es find. Wenn mir eines Tages leichter ums Herz ist ->fi heute, will ich dir übrigens erzählen, wie Nasibe Hanums Heirat mit meines Gatten Bruder fast durch eine Maus ver eitelt wurde, weil meinem Schwager die läclierliche Mäuseangst der Braut mißfiel. Don ihrem Bruder weih man ganz genau, daß er mit sechzehn Jahren beim Scheibenschießen einmal das Ziel gar sehr verfehlte. Server Bey Rutscht stand daneben und hat gelacht. Der Pascha von Tiraiur hat Server Bey dafür ge haßt, so lang sein Atem ging, und im Vorjahre noch, beim Aus stand, haben di« großen Pascha-Leute Server Bey den roten Hahn aufs Dach gesetzt. — Doch hier kommt Nasibe Hanum," unterbrach sie sich selbst. In der Tat durchschritt des Paschas Schwester, zwei ihrer Mägde an den Fersen, soeben unseren Vorsaal, zu dem die Türe von uns aus offcnstand, weil wir den Dienerinnen, di« dort nähten, etwas Wärme von unserem Feuer zukommen kaffen wollten. Nasibe Hanum ließ sich ohne eine Silbe aus ihren seidenen Ueberkleidern schälen, so daß sie hoch und hager in ihren engen schwarzen Gewände vor uns stand, dann entließ sic durch ein Zeichen beide Mägde, und es fiel uns auf, wie sie ihnen be fahl, die Türe zu schließen, ohne vorher Melek Hanums Er laubnis zu erbitten. In ihrem gelben Antlitz, das mit feinen Falten überzogen war wie zerknittertes Pergament, brannten die schwarzen Augen ohne Blick, ihr Denken und Gefühl ver bergend. Sie schritt zum Kamin, ließ sich auf den Polstern nieder, nahm den Kaffe«, den ich ihr in einer Schale bot, die ich vom Marmorsims nahm, und rauchte schweigend. Nur das Summen der Flamme war nun in der Stille. Melek Hanum kauerte vornübergebeugt neben dem Besuch und starrte in die Glut. Ich fühlt« klar,, sie wartet« auf Unheil, und ich mit ihr. Nasibe atmet« den Duft ihrer Mokkaschal« «in, dann begann sie unvermittelt: „Entsinnst du dich, wie Namik Bey dein Haus verließ?" Melek Hanum wandte langsam das Antlitz gegen die Sprecherin. Ihr gebeugtes Haupt richtete sich auf und ihr Auge schien zu verlöschen. Ihre feinen und scharfen Züge wurden steinern. „Ich entsinne mich." entgegnet« sie hart und deutlich und ließ die Andere nicht aus ihrem Blick. „Du entsinnst dich, daß er Ayetulla Bey seinen Vater einen Toren schalt, weil er ererbtes Land nicht tauschen wollte gegen Felder, di« Namik bessere Erde nannte. Du entsinnst dich wie eine heftige Rede und ein böses Wort die andere heftig« Rode und das andere bös« Wort hervorgelockt hat?" „Was soll dies alles?" frug Melek Hanum, die bleich ge worden war wie Wachs. Nasibe fuhr, ohne die Frag« zu be antworten, fort, und ihre Augen funkelten wie blank ge schliffener Onyx: „Du entsinnst dich auch, daß dann, als Namik Bey entfloh, er von den Geldern seines Vaters mit sich nahm, „sein Erbe", ließ er euch sagen — und du entsinnst dich, daß er seitdem für dich und seinen Vater tot war. Du weißt gewiß auch noch wie meine Tochter Lul« mit Tschartschan Bey aus fränkische Weise schäkernd gesunden wurde, und du mir sagtest, sie müsse nun für mich gestorben sein und ich dürfe den Arm ihres Bruders nicht von der Rache lenken. So sagtest du, und Lube starb für mich und alle. Wißt du es noch?" „Ich weitz es." Melek Hanum wußte auch, daß es des großen Paschas Schwester nie verzieh, und sie wußte, datz dies die Stunde ihrer Rache sei. .Heute Nacht denn, ist Namik Bey, der für dich tot ist schon seit langem, der zu den Griechen, den Feinden seines Landes überging, von unseren Leuten unfern der Qjafa von Llogora in einem Engpaß fast umstellt, nun aller Wlt gestorben. Das sollten dir die Lippen einer Schwester, nicht fremde Lippen melden." Melek Hanum erhob sich. Sie wankte nicht. „Allah sei Dank!" sagte sie laut, „denn Tod ist bester als solch ein Leben. Aber du," wandt« sie sich rauh zu Nasibe, „laß mich nun allein!" Und jene tat, wie ihr geheißen wurde. Unbewegten Antlitzes raffte sic ihre Gewänder zusammen, ging von uns ins Vorgclaß der Mägde, und schloß die Türe leise und beherrscht hinter sich. Mir schwindelte, aber Melek Hanum schritt zum Fenster. Ich trat an ihre Seit«, das Furchtbare schnürt« mir die Kehle zu. Da aber sah ich und fühlt« mich plötzlich wie erlöst, daß Melek Hanum, an deren Herzen zu zweifeln mich schwer bedrückt hätte, ein Zittern überkam. Si« hob di« Hand zu ihren schwarzen Flechten» „Er hatte blonde Haar« wie sein Vater!" stieß sie heraus. „Und blaue Augen!" Dann verhüllt« sie das Haupt mit ihrem Schuljertuch. Ich umschlang sie und führte sie zu dem Platz am offenen Feuer, auf besten Scheiten nun unbeachtet aus der Messingkann« Mokka Lberschäumte. „Meine Tochter, mein« liebe Tochter," meinte sie, ,Hanke Gott daß du nicht aus diesem Land« bist wo wir Kicselherzen haben. Du allein sollst meine Trauer scheu." Und sie zog das Tuch von ihrem schönen Antlitz das bittere Tränen iiberstrümten. Sonst sah sie niemand weinen. Sankt Gertraud aus der Vrüü. Auf Berlin senkt sich das Dämmern eines milden Spät- lommerabends. Die Stadt wird ruhiger, am stillsten in dem alten, halb vergessenen Teil Alt-Kölln an der Spree, die Insel. Das Lebe» hat sich nach dem Westen geflüchtet, und gegen neun, zehn Ubr sind hier die Straßen menschenleer. Da erwacht das alte Berlin. Die Spree ist ein geheimnis voller, dunkler Strich im dunklen Bett der Mauern geworden, schwachen Schein werfen die wenigen Lampen darauf. Nur die zwei rot und grünen Pofitionslaternen an der alten, lieben Jungfernbrücke schimmern in ihren Farben auf dem Master wiocr. Alles was Leben heißt, ist müde geworden. Schläft Doch auf der einsamen Gertraudenbrücke, die die ehemalige Fischer- insel Kölln mit dem heutigen Spittelmarkt verbindet, steht die Vronzestatue der heiligen Gertraud. Leise klingt die Vergan genheit, das Mittelalter raunt von seiner Zeit . . . damals be fand sich vor dem Eertraudentor ein Krankenhaus, oder nach damaliger Bezeichnung ein Spittel, daher der Cpittelmarkt sei nen Namen hat. Um, dieses Spittel war der Sankt Gertraud geweiht. Tausende von Menschen hasten täglich daran vorüber. Dir Brücke dröhnt von Elektrischen und Autos, und die Heilige ist vergessen . . . wenn nicht die leisen, so stillen Nächte von ihr erzählten und di« Lichter des verschlafenen Stadtteiles einen seinen, schimmernden Strahlenmantel um ihre hohe, mütter liche Gestalt wöben ... IäsL blialrol. Me -es Objekts Von Auliu» Kreis. Welch glücklicher Zufall! — Die Schöne, der Mittler ganz flüchtig einmal durch Schmid, Lehmann oder Krüger vorgeftellt wurde, kommt über den Weg. — Welch glücklicher Zufall! Müller attachiert sich. Und merkt, daß sein linker Strumpfhalter sich löst. — Schlamperei! — Da ist nun die Bescherung! — Müller, der sonst so Witzige, Charmante, Launige, dem die Frauen über ein herz liches Lachen schon halben Wges gewonnen sind, ist unkonzen- Iricrt, schwätzt unsicher —"immer vom rutschenden Strumpf be fangen — dummes langweiliges Zeug, Primanerunsinn, sein Plaudern wird gequält, stockt Die Schöne verabschiedet sich schnell und mokiert sich dabei noch ein bißchen, über die unbeholfene, holperige Art, wie sich der Mensch da gibt. Ein Stiesel! Maier stellt sich dem Direktor vor. — Maier, gewandter junger Mann von sicherem, ruhigem, bestimmtem Auftreten. In dem Augenblick, da er in das Zimmer tritt, merkt er: Mein Schlips sitzt quer! Der Direktor bedauert. Er hat von diesem zerstreuten, fahrige», nervösen Maier keinen guten Eindruck. Der Mensch brachte sein Anliegen vor wie Kraur und Rüben. — Daß der Schlips schief saß, — vielleicht hat es der Direktor gar nicht be merkt. Aber Maiern hat der Schlips um die Haltung gebracht. Der Doktor Schulz spricht beim literarischen Tee bei der Echeimrätin über Goethe und die Frau von Stein. — Man kennt den Doktor Schulz. Ein geistvoller interessanter Mann, und die fistelnde Art seines Vortrages — leicht, sicher und dabei ganz unschulmcisterlich. Das macht ihm so leicht keiner nach. Da, mitten im Vortrag, bemerkt der Doktor auf seiner Hemdbrust einen Fleck, von dem Mayonnaisebrötchen. — Aus! — Die Gäste wundern sich, wie mit einem Male die Rede des Doktors schwächer wird, wie er sich verhaspelt und verheddert und unsicher diese Frau von Stein unter Dach und Fach bringt. »Ich glaube," sagt die Sanitätsrätin, die gern ein bißchen psychoanalysiert und nebenbei auch eine peinliche Hausfrau ist: »Ich glaube, der Fcttflcst auf dem Vorhemd hat ihn kopsscheu gemacht. Er schielte wohl ein Dutzendmal darauf hin." Man sollte zum Tee überhaupt keine Mayonnaise geben! — Aber diese Geheimrätin . . ." Die Tücke des Objekts ist seit Fr. Th. Bischer steckbrieflich festgenagelt. Sein „Auch Einer" hat sie wie einen unheimlichen Bazillus erforscht, agnosziert und eingeordnet. Nun, wie das so bei manchem Bazillus geht: Spiegelberg, ich kenne Dich! — Aber ihm so richtig zu Leibe rücken — das ist eine andere Sache. — Vorbeugen! Ja — gewiß — aber wenn Schulz das nächste Mal mit der Geschicklichkeit eines Equilibristen sein Brötchen verzehrt, dann tropft sicher Erdbeermarmelade darauf. Die „Tücke des Objekts" ist nicht auszurotten. Man muß sie ignorieren. Laß den Strumpf rutschen und den Schlips wackeln! — Wir sind all« von einem Wahn befangen: Daß nämlich die gesamte Menschheit nichts anderes zu tun hat, als auf da» Pickelchen auf unserem Kinn zu sehen, auf den Tintenspritzer an der Manschette, auf die Blume am Pelz, die eine Spur Heller lachsfarben ist als die verloren gegangene und deshalb bei der Trägerin ein richtiges kleines — sagen wir einmal — Komplexchcn auslöst. — Die Leute kümmern sich um den lieben Anderen gar nicht so sehr, wie wir vermuten. Erziehung zur Schlamperei — Nein. Die Tip-Topität über alles! — Aber wenn dann wirklich einmal der tückische Zufall spielt, dann soll uns das nicht aus dem Eeleis werfen. Wir misten: Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Wir wissen: Wir können uns das leisten, einmal «inen Fleck auf der Weste zu haben. Denn auch die „andern" müssen an uns vom Scheitel bis zur Sohle sehen: Dieser Fleck ist Zufall. — Und vielleicht ge winnt uns das sogar ein kleines sympatisierendes Mitleid einer schönen Frau. Uebrigcns: schöne Frau! — Sie hatte einmal das Pech, sich Sonntags beim Aussteigen aus der Bahn ein Löchlein in den Seidenstrumpf zu reihen — eigentlich schon ein Loch. Es strahlte nur so durch die Landschaft! Aber das kümmerte di« schöne Frau gar nicht. Sie war und blieb, nach kurzem, trefflichem Scherzwort über das Unglück, charmant, nobel, heiter und sicher und ging — im Gefühl der glücklich Besitzenden, durch den besetztesten Kaffiehausgartcn. — Denn jeder wußte: Diese Frau trägt kein Loch im Strumpf. Es existiert einfach nicht. (Sie sagte vielleicht nur abends zu ihrem Mann: Scheußlich! Dieses dumme Loch im Strumpf hat mir den ganzen Tag ver dorben!) Es regnel Ihr seid ja viel verständiger als ich. Darum fitzt ihr in eurer Stube und schimpft aus das Wetter. Ich aber bin «in Narr mit einem Wandersack. Ihr schaut mir mitleidig nach, weil ich in die Berge steige. Es regnet immerzu. Ihr schimpft immer lauter, und ich schwelge in den Armen einer Wolkenfrau — denkt euch! Und unten am Hange sitzt einer und geigt. Ich habe urtch doch sehr geschnt — und nun habe ich beide: den Bergwind und die Wolkensrau. Meine Regcnbraut lehnt glückvergessen das Haupt zurück, und aus den weichen Wellen ihres Haars rieselt der glitzernde Millionenschmuck. Sie verschwendet den uneiMichen Reichtum ihrer klingenden Perlen an den Bergwald und die einsamkeit seligen Basaliriefin. Und sie wirft mir heimlich welche in den Wandersack, — in die Taschen, — in die Stiefel. Ihr aber gähnt hinter euren Fenstern und schimpft auf das Wett«. I-'ranr blalttbs.