Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 07.07.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192707079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270707
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270707
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-07
- Tag 1927-07-07
-
Monat
1927-07
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 07.07.1927
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nummer i»4 SSchfifche Volkszettung ». S»I> <»» Ein Kapilel vom Geschmack Die sächsische Beamlenbeihiise Bewilligung -es flaallichen Deilrages für -as Kygienemufeum — Rasche Weiler- beralung -es Ekals Dresden, den 6. Jult 1927. Zu Vegiin der gestrigen Sitzung wurde zunächst der aus 17, Mit gliedern bestehende Untersuchungsausschuß und der aus 19 Mitgliedern bestehende Zwischenausschuß gewählt, dann wurde in der Etatberatung fortgefahren. Die Rechnung des Staatsrechnungshofcs auf das Rech nungsjahr 1926 wurde für richtig erklärt. — Zu Kap. 12 (Steu ern) wurde beschlossen, die Einnahmen und Ausgaben nach der Vorlage einzustellen. Vorwürfe des Abg. Böttcher (K.) weist Fi- nanzministcr Weber zurück. Bei den Stcuerstundungen handle es sich durchaus nicht um Erlasse. Der Stcuerapparat in Sachsen sei durchaus intakt. Selbswersländlich müsse in steuerlicher Beziehung auf die schwierige Wirtschaftslage Rücksicht genommen werden. Weiter lag Kap. 13 Staatsschulden und Jahres« reuten vor. Die Einstellungen wurden genehmigt und außerdem zur Erstattung des Aufwandes für Verzinsung des Kredits zur För derung dez Kleinwohnungsbaues aus dem Wohnungsbau-Ausgleich beschlossen, 1161 000 Mk. ne» einzustellen. Die Vorlage über Flug- beihilfcn des sächsischen Staates für die das Land Sachsen im Jahre 1927 berührenden Luftverkehrslinien und über eine weitere Kapitalbeteiligung an der Sächsischen Flughäfen-Betriebs-Gesellschast m b. H. wurde genehmigt; auch die Vorlage über die Erhöhung des Staatsveitrages für das Meßamt in Leipzig wurde gegen die Stimmen der Linken unverändert angenommen. Zu dem geplanten Erweiterungsbau bei dem Iustizgeb 8 u - dein Chemnitz erklärte Mg. Siegnoth (S.), seine Freunde wür den die Mittel für den Erweiterungsbau bewilligen, nur seien sie nicht damit einverstanden, wie die Mittel verwendet werden sollten. Ein Anbau genüge nicht, es müsse vielmehr ein neues Justizgebäude gebaut werden. Es sei auch nötig, an die Beschaffung von Räumen für das Arbeitsgericht zu denken. Ein Regierungsvertreter antwor tete, es hätten vier Planungen Vorgelegen, man habe sich für de» An bau an der Nordscit entschlossen, durch den der Gefangenenanstalt Licht und Luft nicht genommen würden. Der Vau werde ein schöner und ausreichender sein. Zur Vorlage über den Erwerb von Gelände für die Technisch« Hochschule in Dresden beantragte Abg. Dr. Eberle (Dn.) hei den weiteren Kaufverhaud- lungen eine Verpflichtung des Staates zum Angebot von Tauschge lände abzulehnen. Abg. Dr. Blüh er (D. Vp.) wies darauf hin. daß Dresden den Wunsch geäußert habe, Gelände zu tauschen. Die Stadt brauche Areal zum Bau einer neuen Markthalle an der Ham burger Straße und am Packhof. Der deutschnationale Antrag wurde angenommen und im übrigen entsprechend der Vorlage beschlösse,,. Den Bericht des Ausschusses über die Vorlage, den Personeii- und Besoldungsplan der L a n d e s-V r a n d Versicherungs anstalt auf das Jahr 1927 betr. sowie über den Geschäftsbericht der Anstalt auf das Jahr 1925, betr. erstattete Abg. Dr. Eckardt (Dn.) Das Haus genehmigte nach kurzer Aussprache die Vorlagen und er sucht die Regierung, die Vorschläge des Vcrwaltungsausschussez zum Personen- und Besoldungsplan der Landes-Vrandversicherungsanstalt auf das Jahr 1927 bei der kommenden BesoldungSresorm zu berück sichtigen. Zum Kap. Medizi nalpolizei liegen mehrere kommu nistische Anträge vor, die Abg. Dr. Schmincke (K.) vertritt. Die kom munistischen Anträge sowohl, als auch die des Ausschusses werden ab gelehnt. Bewilligt wurde der Beitrag des Staates für das Deutsche Hpgteneniuscunl in Höhe von 560 Oüü Mark. Ferner wurde die Regierung ersucht, für weitestgehende Volksaufklärung über die Pockengefahr und den Wert der Pockenimpfung zu sorgen, und zu verordnen, daß bei Slb- gabe von Medikamenten Maß- und Ctewichtsangaben im Dezimal system und möglichst deutsche Bezeichnungen angegeben werden und eine scharfe Ueberwachung über die Preishöhe durchgefühct wird. Di« von den Kommunisten geforderte Verstaatlichung des Hebamnuuen- wescns wurde abgelehnt. — Zwei kommunistische Anträge beschäftigen sich mit der Besoldniigsordnuiig. Einer verlangt Gewährung eines Kopfzuschlages bis zur Regelung der Rcichsbesoldungsordnung an die sächsischen Staatsbeamten. Finanzminister Weber erklärte: „Nachdem das Reich ln Anerkennung der Notlage der Beamten und Angestellte,, den Ilntcr- stktmngsbetrag um weitere I Millionen Reichsmark erhöht ha«, ist auch di« sächsische Regierung bereit, eine» Betrag in ungefähr gleicher Höhe zur Verfügung zu stellen. Bei der von allen Parteien anerkann ten Notlage der Beamten und Ruheständler trägt sie auch keine Be denken, daß die Unterstützungen generell nach dem Vorschläge der Ne- giernngsparteien gewährt werden. Es ist weiter für die sächsische Re gierung eine Selbstverständlichkeit, daß sie sich bei der Neuregelung der BeamtenbesoldiingSvcrhältnisse dem Borgehcn deS Reiches in vollem Umfange anschließc» wird." Abg. Menke (S.) begründete die Anträge seiner Partei. Abg. Dr. Gelfert (D. Vp.) lehnte die Anträge der Linken ab und trat für die Vorschläge der Regierungsparteien ei». Er be dauerte, daß gerade wieder die Leistungen der oberen Beamte,, gerin ger bewertet werden sollten. Abg. Rötzschcr (K.) lehnt eine ein malige Unterstützung für die Beamten ab Abg. Betbks (Alis.) wies der Linken gegenüber darauf hin, daß kein Land über seine fi nanzielle Leistungsfähigkeit hinausgehen könne, und diese sei von oen Regierungsparteien berücksichtigt worden. Eine Danerregelung könne erst nach Regelung der Veamtenbesoldung im Reiche erfolgen Abg. Claus (Dem.) und Abg. Siegelt (Du.) sprachen sich ebenfalls für die Zwischenlösung einer einmaligen Beihilfe an die Beamten aus. Die kommunistischen Anträge wurden gegen die Lti,innen der Koalitionsparteien abgclelnit. Die beiden Nationalsozialisten fehlten wieder. Einstimmig wurde beschlossen, eine einmalige Unterstütinng zu gewähren in Gruppe 1—4 40 Prozent, 5 und 6 90 Prozent, 7—9 85 Prozent. Die Gewährung von 20 Prozent für Gruppe 10 und höher fand gegen die Stimme,, der beide» Regie,»ngsvartcie» An nahme. Nächste Sitzung Mittwoch, den 6. Juli, nachmittags l Uhr. Auf der Tagesordnung: Die Mißtrauensanlräge gegen die Regierung. Ueber Geschmack und Stil läßt sich nicht streiten. Der alt« Cato, jenes Muster republikanischer Tugend, pflegte jede seiner Reden Im Senate mit de», Satze zu schließen: „Im übrigen stimme ich da für, das Carthago zerstört werden muß." Voltaire, jener berühmte Vertreter der klassischen Satire, pflegte seine Briefe mit dem Aus ruf: „Vertilgt die Abscheulige!" zu schließen. Mit diesem freund lichen Rat nieinte der Günstling des großen Friedrich die katholische Kirche. Es gibt Blätter in Deutschland, deren Ehrgeiz ez ist, mindestens ebenso tugendhaft wie Cato und ebenso witzig wie Voltaire zu sein. Diese Blätter gehören den verschiedensten Parteilagern an, die Voll kommenheit des Stils gedeiht auf der Lücken wie der Rechten. Die Sturmreden der proletarischen Freidenker gegen! Kirche und Katholi zismus in der sächsischen Linkspresse sind in einem so rauhen und herzlichen Tone gehalten, daß der unbefangene Leser sofort di« Ab- stch merkt und verstimmt wird. Feiner, aber viel gefährlicher sind die Mittel, die von der liberalen Presse angewandt werden. Wie Cato und Voltaire wiederholen diese Blätter mit bewundernswerter Geduld immer wieder dieselben Behauptungen'. Insbesondere die „Leipziger Neuesten Nachrichten", das „größte Blatt Mitteldeutschlands", gaben uns schon wiederholt Gelegenheit, die Vollendung ihres Stils zn bewundern. Mit untrüglicher Regel mäßigkeit erscheint hier etwa alle 14 Tage ein Artikel, in dem ent- weher die katholische Kirche oder die Zcntrumspartei — um uns hier eines Leipziger Ausdruckes zu bedienen — „ihr Fett kriegt". Selbst die Gelegenheiten, wo die Gedankenverbindung herbci- gezerrt werden muß. „So ist die Jugend!" meinen die L. N. N. in Nr. 184 zum Steglitzer Kindermord und konmien dabei auf allerhand beherzigenswerte Gedanken: „Die Gefahr für das deutsche Volk, dem zu viele Ideale mit einem Schlage zertrümmert worden sind, ist das Sichanseinander- leben. Nicht nur die Konfessionen, die Parteien, die Länder, auch die Mcrsschichtcn sind in Gefahr, sich so weit auseinander zu leben, daß der Zusammenhang verloren geht." Um nun dafür zu sorgen, daß die Konfessionen sich ja nicht zu wenig auseinanderlcben, schließt der Artikel mit dieser Fanfare: „Die Jugend, die — in verfrühtem Großstadtgreisentum — die Zigarette, das KasfehauS und die neueste Sensation für unentbehrliche Lebcnsgttter hält, das ist keine erfreuliche Zeit erscheinung, heute so wenig, wie sic es in den Tagen der Fin- de-sieclc-Stim»u»ig war. Aber die Jugend, die turnt und tanzt, rudert und schwimmt, wandert und siügt, die ist auf guten Wegen. Die soll das Alter zu verstehen trachten, und ez soll sich nicht weigern, da, wo es sie nicht versteht, sich mit ihr auscinander- zusetzen, statt ihr hochmütig über den Mund zn fahren wie — bayerische Bischöfe, wenn sie jungen Mädeln und Frauen das Wctturnen bei allen Höllenstrafen verbieten." Was hat in aller Welt der Steglitzer Schülermord mit dem Hirtenbrief der bayrischen Bischöfe gegen das öffentliche Frauenturnen' zu tun? Liegt Berlin-Steglitz in einer katholischen Gegend? Oder ist cs den L. N. N. unbekannt, daß Schülcrselbst- morde, Geburtenrückgang und ähnliche schöne Dinge in den katholi schen Gegenden Deutschlands verhältnismäßig die niedrigsten Pro- zcntzahlcn zeigen? Im übrigen sollte man doch wissen', daß auch die alten Griechen — das berühmte klassische Vorbild — öffentliche Sportweltkämpfe bei Anwesenheit beider Geschlechter erst in der Zeit der Dekadenz geduldet haben. Und nur gegen diese Dekadenz-Er scheinung, nicht aber gegen die gesunde Körperübung, haben sich die bayrischen Bischöfe gewandt. „Scheint es auch Wahnsinn, hat es doch Methode". Auch Cato und Voltaire mußten, warum sie ihr Sätze unermüdlich wiederholten. Etwas bleibt doch hängen. Und wenn es auch nur dem einen oder anderen Leser so erscheint, als bestände zwischen dem Steglitzer Schü lermord und dem Hirtenbrief der bayrischen Bischöfe irgendein Zu sammenhang — welch eine vorzügliche Sache für den Liberalismus! « Dieser Angriff ist umso ausfälliger, als seit dem letzten Schlage gegen Katholizismus und Zentrum noch gar nicht 14 Tage vergangen waren, wie das bei den „L. N. N." erfreulicherweise sonst üblich ist. Denn erst am vorhergehenden Tage, in Nr. 183 war die Zentrumspar tei dran. „Eheirrung" hieß da die trauernde Ueberschrist des Leitartikels, die auf die Abstimmung der Zcntrumspartei im Reichs tage bei Beratung des Sperrgcsctzes gemünzt war. Es wird der Zeutrumspartei da sehr verdacht, daß sie nicht in gleicher Weise wie die Deutsche Volkspartei umgefallen ist. Jedes Verantwortungsbe- Wußtseiii wird ihr abgesproche»: „Man darf eben nicht vergessen, daß das Zentrum an ver nünftigen parlamentarischen Zuständen gar kein Interesse hat. Es hat sich doch nicht zur Führung „im Reich gedrängt", um das Reich vor Schaden zu Hewahren, sondern um von gesicherter Dop- pelstcllung im Reich und in Preußen aus je nach Bedarf die Rechte gegen die Linke und die Linke gegen die Rechte ausspielen zu können, und selbst dabei unter allen Umständen oben zu blei ben auf der Wippschaukel." Dabei erkennen höchst unfreiwilligerweise die „L. N. N." die Gründe, die das Zentrum zu seiner Demonstration veranlaßt haben, selbst an: „ES mag auch nochmals betont werden, daß die Fürstenhäu ser sich gewaltig täuschen würden, wenn sie annähmen, die Frist setzung sei einseitig zu ihren Gunsten gemeint. Käme durch die Schuld der Fürstenhäuser innerhalb der Frist eine Einigung nicht zustande, so würden sie ein« geschlossen« öffentliche Meinung gegen sich haben, und die Folgen würden vermutlich nicht lange aus sich warten lassen." Wenn man so die guten Gründe der Zentrumsfraktion aner kennt, sollte man doch etwas sanfter über Mangel an Verantwortuugs- bewußtsein reden. Der wahre Sinn des Angriffes aber erschließt sich einem am Schluß des Artikels: „Ist es aber nicht, als wünsche das heilige Zentrum dir Dentschnationalen ob der guten Mehchcitsdisziplin, die sie ge halten haben, noch obendrein zu verhöhnen? Als wolle es ihnen znrufcn: „Aetsch, ätsch! Ihr dürft nicht außer der Reihe tanzen, aber wir, wir können uns das leisten, wann und wo es uns be liebt?" — Jede Koalition ist eine Vernuustehe und feine Liebes heirat. Aber auch in der Vernünfteln: pflegt eine Ebeirrnng die Folge zu haben, daß die Eke entweder jäh auSeinandcrkricht, oder daß der-eine Teil die Sonderrechte, die der andere für sich fordert, für sich in Anspruch nimmt. Eine Ehe auf solcher Grundlage wird damit eine höchst zweiselhafte Angelegenheit, die kein Wissender mehr ernst nimmt, und die jeden Augenblick mit Krach in di« Brüche gehen kann. Daß ausgerechnet das heilige Zentrum so großen Wert aus das Menschenrecht der Ebeirrnng legt, ist eine erstaunliche Sache." Auch dieser rein politische Fall also wird zu einer Lm re auf di« Weltanschauung der im Zentrum stehenden Volksgenossen be nutzt! Hier zeigt sich wieder einmal recht deutlich, daß der Krieg der „L. N. N." gegen das Zentrum letzten Endes bestimmt ist vom Haß gegen di« katholische Kirche. „Vertilgt die Abscheuliche!" Aber über den Geschmack ist nicht zu streiten. Wir erkennen gern an, daß die „L. N. N." sich an Witz mit Voltaire und an repu blikanischer Tugend mit Cato vergleichen können. Schließlich ist es begreiflich, wenn ein Blatt Dinge herabzuwürdigeu versucht, die ihm wesensfremd sind. Was aber nicht zu begreifen ist, ist die Duldsam keit jener katholischen Leser, die ein solches Blatt in ihrem Haus« dulden! Dnk. Gegen den Alkoholismus Aus dem gemeinsame» Hirtenbrief der deutschen Bischöfe Aus allen Teilen unseres Vaterlandes und aus allen Schichten Mftres Volkes mehren sich die Klagen über den zunehmenden Mißbrauch des Alkohols. In letzter Zeit sind statistisch: Angaben über die Verbreitung des Alkoholismus veröffentlicht worden, die geradezu erschrek- kend wirken, erst recht bet dem sich von selbst auforäiigenden Gedanken an das Massenelend, das die Alkoholsllut täglich hervorruft. Auf dtzeses Massenelend werfen näher hin dir Bericht« der WohlsahrtS-, Kesundheits- und Jugendämter, der Krankenhäuser, Irren- und Strafanstalten, Trinker- fürsorgesd:llen und Trinkerheilstätten. Es werden 4,5 Mil liarden Mark jährlich für alkoholisch: Getränke ausgegeben, dazu über zwei Milliarden Mark für Krankenanstalten und Zuchthäuser, um di: Opker des Alkohols unterzubringen. Dies« Summe von 6,5 Milliarren beweist mehr als lange Darlegungen, wie üppig die Giftpflanze des AlkohoKsmus wächst. Angesichts der Riesengröße des Nebels der Unmäßig- keit «rächten wir es als eine heilige und dringende Pflicht, ein gemeinsames ernstes Hirtenwort über die Veriverflich- keit di'ses Lasters an euch zu richten und euch nachdrücklich hinznweifm auf das Gebot der Selbstverleugnung und Ent sagung, das Christus ssinnn Jüngern gegeben hat und das auch heut« »och seine volle Geltung hat. * Gott hat dem M:nschen einen Leib und eine Seel« gegeben. Der Leib des Menschen ist ein Kunstwerk beson derer Art. Aber gerade deshalb ist er gegen rauhe Ein griffe um so «mpfindlicher. Macht sich nicht bisweilen schon rin schädigender Einfluß des Alkohols nach mäßigem Ge nüsse bemerkbar? Wie erst recht beim Genüsse im Ueber- maßi Fühlt nicht der Trinker di« lähmende Wirkung in sein«,, Gliedern? Und am Morgen nach einer durchzechten Nacht ist die Arbeit-frische und Leistungsfähigkeit meistens gering, der Organismus vergiftet. Das ist Beiveis genug dafür, daß im Alkohol ein Gift liegt, das. tm Uebermaß genoss«», schon oft den Tod herbetgeführt bat. Der Weise im Alten Testament hat recht, wenn er sagt: „Schau de» Wein nicht an, wenn er rötlich glänzt und blinket Em Becher. Am Ende beißt er wie die Schlange und spritzt Gift aus wie «in Basilisk" (SP. 23, 31.32). Wie mancher hat durch seine Neigung zum Trinken seinem Leben ein vorzeitiges Ende bereitet, ist im Rausche verunglückt oder hat sich durch seine Unmäßigkeit Siechtum und Gebrechlichkeit zngczogen. Sehet sie dahinschleichen, die menschlichen Rn: neu., kraftlos und haltlos, Zerrbilder der von Gott geschaffenen Menschengestalt! Es mag einzelne unverwüstliche Naturen geben, die ihrem Körper eine Ausschreitung zumute» können, die Regel bilden sie nicht. Mit Recht sagt deshalb der weis« Sirach: „Wegen Unmäßigkeit sind schon v'.ele gestor ben: w«r aber mäßig ist, der verlängert sein Leben" (Sir 37. 34). - Wertvoller noch als der Leib des Menschen ist seine Seele. Sie ist Gottes Ebenbild. Des Schöpfers Züge er kenn«» wir wieder in den natürlichen Gaben des Verstandes und des freien Willens. Wer sich im Alkohol oder mit anderen Rauschmitteln betäubt, der schaltet diese Seelenkräfte ans. Wenn seine Sinne umnebelt sind, fehlt ihm ja die Möglichkeit klaren DenksnS, manchmal sogar vernünftigen Redens. * Der Mensch ist nicht nur ein natürliches Ebenbild Gottes, «r besitzt auch, solange er im Stande der Gnade ist, ein« übernatürliche Gottähnlichkeit, genießt die Liebe und das Wohlgefallen Gottes, ist ein Kind Gottes und Himmols- erbe. Wie patzt es zu dieser hohen Würde, wenn ihr Trä ger herabsinkt zum Sklaven eines Genußmittels, wenn er, statt am Streben nach dem ihm zugesichertcn himmlischen Glück sein« Freud« zu finden, untergeht im niedrigen ir dischen Genüsse? Ist «s da zu verwundern, wenn dadurch sein „von Jugend auf zum Bösen geneigter Sinn" -noch immer mehr der Sünde zugänglich wird? Schon der Weis- heitslehrer im Alten Testament hält dem Trunksüchtigen warnend vor, daß sein Auge begehrlich nach fremden Frauen sehe und sein Mund Verkehrtes rede (Spr. 23, 33). Wenn Sinne und Wille des Menschen unter hem Einfluß des Alkohols steh:», dann rvat sich d!« Sinnlichkeit unk fühlt sich frei von aller Gebundenheit ernster Einsicht und Wikleus- zucht. Im Rausche hat manche Sünde der Nnkeuschheit ihren Ursprung, die nie geschehen wäre bei Aarer Uebcrlegung. Der trunken« Mensch verliert die Herrschaft über sich selbst, besonders über die Zunge. Er spricht harte, her ausfordernd: Worte, Verwünschungen, Flüche, Beleidigungen! Schmähungen. Dadurch entsteht Zank und Streit, oft Schlä ger«!, Körperverletzung und Totschlag. Wie oft ist es vor- gekomen, daß eine Menschenseele :ii der Trunksucht aus diesem Leben abgerufcn wurde! Welch furchtbares Erwachen aus dem Taumel der Betäubung vor dem Richterstuhle Gottes! Darum sagt der Heiland: „Hütet euch, daß eure Herz«n nicht belastet werden mit Völlerei, Trunkenheit und den Sorgen dieses Lebens und jener Tag euch nichr plötzlich überrasche (Luk. 20. 34t. Der Mensch ist endlich ein Glied der menschliche» - Gesellschaft. Als solches hat er zunächst Verpflichninge» gegen feine Familie. Kann der Trinker von sich sagen, daß er ihnen gerecht wird? Ein Blick ans die verhärm ten Gestalten der Frauen, die bleichen Hnngergcsichtor der Kinder von Trinkern gibt uns die Antwort. Was zum Unter halts der Familie nötig ist, wird ins Wirtshaus getrage»« und die Angehörigen müssen darbe». Die armen Kinder von Trinkern! Daheim finden sie kein glückliches Familien leben, draußen müssen sie sich des trunksüchtigen Paters schämen. Wi« unendlich schwer wird ihnen die Erfüllung des vierten Gebotes! Wie oft wird in den zarten Herzen! der Kinder durch das schlecht« Beispiel von Vater und Mutter der Keim des Guten erstickt! Der Trunkenbold ist auch ein Schädling an seinem Volke. Wi« ihr >m Anfang dieses Hirtenbriefes schon! hörtet, werden nicht Millionen, sondern Milliarden des 6aotük>ek u/si'dsi'i ctsri vOki AeckenpferÄLHeife
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)