Volltext Seite (XML)
nummer 157 - 26. Jahrgang «mol wäch v«zugspreig für, Juli 3.00 Ml,, elnschk. Sestellgew. «nzeigenprelse: Die Igesp. Petitzeile 80^ Stellengesuche 2« Die Petitreklamezeile. 89 Milli, meter breit, 1 Offertengebühren für Selbstabholer 20 iZ. bei Uebersenbung durch die Post außerdem Portozuschlag. Ei»zel-Nr. 10 Sonntags-Nr. 20 Gesckältlicker Teil: Artur Lenz ln Dresden. SöcklMe Sonnrag, oen 10. Juli 1927 Im Falle höherer Gewalt erlischt seöe DerpflichtunO auf Lieferung sowie Erfüllung o. Anzeigenaufträgett u. Leistung v Schadenersatz. Für undeutl. u. d. Fern ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Beo antmortung. Unverlangt eingesandte u. m. Rückporto nicht versehene Manuskripte werd. nicht aufbewahrt Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittags Hauptschriftleiter: Dr. G. Desezyk. Dresden! volfsm/ung («rschiistsstelle, Truck «. Berta,! »crmanla. «..Ä. N>r Verlag und Druckerei, Filiale Dresden. Dresden-«, l. Polierslratze >7. Fernruf 2M1S. Postschecklonlo Dresden »703. VaaNaiilo: Stadtbank Dresden !»Ir. 81718 Für chrisNiche Poliktk und Kullur Dresden Redaktion der Sächsischen Bolkszeituna sden-Mstadl 1, Polie,strotze 17. Fernruf 20711 und S1012. Frohe Ferien! Der Sächsische Landtag hat in dieser Woche seine Pforten geschlossen. Bis zum Herbst dürfen die säch sischen Parlamentarier sich freundlicheren Beschäftigungen zuwenden. 'Rach so vielen Krisen und Kämpfen, daß einem schier die Worte des Max Piccolomini aus Schillers ge waltiger Kriegstragödie einfallen: „O schöner Tag. wenn endlich der Soldat vom Kriege heimkehrt in die Mensch lichkeit!" Alan wird den sächsischen Landesboten von Her zen ihre Ferien gönnen. Und die Zeitungsleser werden „froh sein, daß sie sich nickt mehr mit Landtagsberichten zu befassen brauchen". Diese etwas respektlose Ansicht stammt keineswegs von uns, sondern von dem Landtagspräsidenten Schwarz, der in seiner humorvollen Abschiedsrede auch diese Wendung gebrauchte. Wenn seine Aeutzerung auf die im Landtag geführten Verhandlungen über die Umbildung der Negierung zielten, dann hatte er zweifellos recht. Wir sind ja an Krisen gewöhnt, aber eine solche Muster krise lzabeu wir lange nicht mehr genossen. Sie dauerte eigentlich seit Januar an, also etwa ein halbes Jahr. Und wenn im Juli nicht endlich das schöne Reisewetter ge kommen wäre und die Sehnsucht nach den Ferien über mächtig gemacht Hütte — wer weiß, ob man nicht heute noch verhandelte. So aber haben wir unter dem segensreichen Einfluß der Sommersonne, die offenbar auch in der Politik die Entschlüsse schneller reifen läßt, eine Regierung bekom men. Sogar eine Mehrheitsregierung, wenn auch die Mehrheit nur eine Stimme betrügt; und selbst das nur dann, falls künftig die Demokraten besser bei der Stange bleiben als bei der letzten Abstimmung über das Miß trauensvotum. Wir glauben freilich, daß die Regierung länger im Amte bleiben wird, als heute die Pessimisten nrahrhaben wollen. Der Drück der Opposition von Bött cher bis v. Mücke ist zu stark. Nach den, Sturze dieser Regierung kann nur die Landtagsauflösung kommen. Wer aber hat in diesem Herbst oder Winter ein Interesse an Neuwahlen in Sachsen? Höchstens die Opposition. Erst die R e i ch s t a g s w a h l e n von 1928 dürften den Wunsch, das Wahlglück auch für Sachsen aufs neue zu versuchen, in den Kreise» der Regierungsparteien lebendig machen. Die Dauerhaftigkeit dieser Koalition nehmen wir also von vorherein als nicht gering an. Wir sind uns aber klar, daß der Zusammenhalt nur gegeben ist durch den Druck von außen. Ein positives Programm der sechs gliedrigen Koalition sehen wir nicht, es sei denn der Wille, die Macht nicht in die Hände der sächsischen So zialdemokratie zu geben, die allerdings ihre Regierungs fähigkeit bisher in keiner Weise erwiesen hat. Die neue Koalitionsregierung Heidt ist der einzige Ausweg, der bei so verfahrenen politischen Verhältnissen, wie sie in Sachsen herrschen, übrig blieb. Wenn man aber diesen Notbehelf als eine Möglichkeit anpreist, auch im Reich eine Koalition zu bilden, um die Zentrumspärtei auszuschalten, dann streift man bedenklich die Grenze der Lächerlichkeit. So leicht wie in 'Sachsen wird man das Zentrum im Reichen nicht ausschalten können. Und eine parlamentarische Musterleistung ist diese Sechs-Monats- Krise wirklich nicht gewesen. Immerhin gebührt dem Landtag eine -Verbeugung, daß er trotz seiner Regierungssorgen nun doch den S t a a t s h a u s h a l t p l a n unter Dach und Fach ge bracht hat. Dazu war zum Schluß etwas intensive Arbeit notwendig. Die Bewilligungsfreudigkeit hat unter die ser Eile nicht gelitten. So sind denn die ordentlichen Ausgaben im Staatshaushalt von 367 auf 381 Millionen angewachsen. Wir sprechen dem der Wirtschaftspartei entsprossenen Finanzminister unser Mitgefühl aus. Im Februar hatte er sich das schöne Geständnis abgerungen: „Daß ich bei der Lage der Finanzen nicht in den ersten Wochen meiner Regierungstätigkeit umfas senden Steuerabbau versprechen kann, ist jedenfalls allen einsichtigen Kreisen verständlich" Seitdem sind ja nun eine ganze Reihe von Wochen vergangen. Aber aller Anfang ist schwer, auch beim Stcuerabbau. Ob dem Herrn Finanzminister ab und zu einer seiner Borgänger Keule: Die Welt (Illustrierte WochenbeilazzeZ Die deutschen Sender (Funkberlaciei Unterhaltung und Wissen Literarische Beilage Recht für alle. Turnen. Sport und Sviei. Filmrundsckau Die Freiheit -es Zentrums Die Stellung in der gegenwÄrkigen Koalition — Die Parole für -ie kommende Reichskagswahl „Die „Germania", die ln diesem Falle offenbar das Sprachrohr der Zentrumsfraktion des Reichstages ist, bringt an leitender Stelle die folgenden grundsätzlichen Erörterungen: Im Laufe der Jahre hat das Z s n t r u m so ziemlich alle Schwierigkeiten ausgekostet, dis seine Mittelstellung zwischen den Parteien im parlamentarisch regierten Staat mit sich bringt. Eine Steigerung der Spannungen, die die letzte Regierungskrise im Reich heraufbeschworen hat, er scheint kaum möglich. Man kann es verstehen, wenn poli- tische Kreise, die dem Zentrum lieber heute wie morgen einen Leichenstcin setzen möchten, gerade aus der Entwick lung der letzten Zeit Ermutigung für ihre Hoffnungen schöpfen. Aber sie unterschätzen die Lebenskraft unserer Partei, sie kennen die Quellen ihrer Kraft nicht oder glauben zum mindesten, daß sie am Versiegen seien. Wir sind gewiß die letzten, die verkennen wollten, daß wir in unseren Reihen Erscheinungen verzeichnen müssen, die. wir früher, niemals, wenigstens nicht in solchem Ausmaß, zu - beklagen hatten. Man spricht mehr wie früher von „Gruppen" und „Flügeln" und von deren Führern, und man möchte statt dessen lieber von dem Führer hören, ans den die ganze Partei hört, in dessen Worten alle die jenigen, die in Zentrumsanschauungen wurzeln, das g a n z s Zentrumsprogramm und ihr eigenes Denken und Empfinden' widergespiegelt sehen, dem sie sich vertrauens voll, und freudig unterordnen, ohne auf den- Gedanken Ul kommen, an der einen oder anderen Stelle. Ersatz für Feh- lendeß.zu.sgchen; man möchte lieber von dem Führer hören, der. im'entscheidenden Augenblick die Stoßkraft der ganzen Partei^einsetzt, um das von ihm erkannte und bestimmte ZieAuMn ngtig unter Kämpfen, zu erreichen. Keine Partei hat. einen solchen Führer nötiger als eine„Partei von der Eigenart des Zentrums. An keinen Führer werden allerdings'äuch'höhereAnforderungen gestellt als an den Führender Zentrümspartei. Es ist ein größerer rt um ver- schieöKNtzr. unserer Gegner rechts und links, dieiKst meinen, die ZeiAfüic das Zentrum sei vorbei, die Zentruijisidee sei nicht^inehr zugkräftig, sie sei im Stillen schön^abgelöst von anderen stärkeren Kräften der Parteibilüung.^. Millionen im deutschen Volke sind nach wie vor bereit, für das alte Ideal» ziü kämpfen, wenn sie nur sehen, daß es'kluge und energische.VoMmpser hat, denn darauf sind diese Millionen , allerdings änüewiesen, daß dieses Ideal irgendwie in Er scheinung tritt. - - - n Mjt der Lage der Zentrumspartei hat sich auch unser R e i ch.s ausschuß am vergangenen Sonntag- beschäftigt. Die osfene'.und freimütige Diskussion hob sich von dem hier gezeichneten Hintergrund ab. Sie schloß mit der' Annahme einer^ Verträuenskundgebung für die Reichstagsfraktion ves Zentrums und mit der nachdrücklichen Betonung der Selbständigkeit und allseitigen tlnabhäygigkeit der Zenlruinsfraktioii. Die.Vertranenskundgebnng hat nicht nur-politische)sonderill wenn.der Ausdruck erlaubt ist, auch eine Mdagpgisch.e.,Bedeutung. Was sie lehrt, gerade unter ven gegenwärtigen politischen Verhältnissen lehrt, ist dies: die Eefneinsamkeit'einer große.: Idee und des Arbeiters für sie'erfordert von ihren Anhängern Verzichte und Selbst verleugnung; nicht Verzichte aus individuelle,' intensive Gedankenarbeit im Dienste des Ganzen, wohl aber Ein ordnung und Unterordnung des Individuellen dort, wo es ihm nicht gelingt, in die Sphäre des allgemein Anerkannten vörzudringen, Einordnung und Unterordnung selbst um den Preis des Opfers. In jeder Partei, in jeder geistigen Ge- meinschaft.werden derartige Opfer verlangt. Sic sind wert voller und zeugen mehr von sittlicher Größe als das u n? bedingte Durchsetzen der Persönlichkeit, das meist mehr zerstört als ausbaut. Gerade für Katholiken sind derartige Eikeniitiiilse geistiges.Erbgut.. 2n der Zeutrumsfraktio.,; ist auch Räum für starke Jndipidualltäten. Daß sie dark Mitarbeiten, liegt in ihrem eigenen und im Interesse der Fraktion und Partei. Die größte aktuelle Bedeutung hat die Feststellung der Zentrumsresolution, daß die Zentrumsfraktion sich voll- ständiger Selbständigkeit und Unabhän gigkeit erfreut. Ein deutschnationales Blatt hat daran einigen Anstoß genommen. Aber mehr konnte der Ausschuß nun einmal niemandem bieten. Gerade dies zu betonen, hatten wir das Bedürfnis, weil es uns das wichtigste erschien. Es wgren Behauptungen von irgend welchen Bindungen, die die Zentrumsfraktion eingegangen sei oder einzugehen geneigt sei, draußen kolportiert worden und hatten Beunruhigung hervorgerufen. Es konnte nach gewiesen werden, daß nichts Wahres daran ist. Die Zentrumsfraktion ist in der gegenwärtigen Koalition keine festere Bindung eingegangen, als sie sich aus jedem Koalitionsverhältnis von selbst ergibt. In einem demo kratischen Blatt der Reichshauptstadt war davon die Rede, im Reichsausschuß habe die These der Parteileitung gesiegt, wonach an der gegenwärtigen Koalition „bis zum natür lichen Ende dieses Reichstages" sestgehalten werden müsse. Kein Mensch im Zentrum weiß etwas von einer derartigen These. In ihr läge eine Bindung, die keine Partei ein gehe» kann, die auf die Freiheit ihrer Entschließungen Wert legt. Richtig ist allerdings, daß Fraktion und Parteiausschuß sich die These Wirths nicht zu eigen gemacht haben, nach der es nötig sei, auf den Sturz der gegen wärtigen Regierung mit allen Mitteln hinzuarbeiten. Die Zentrumsfraktion als loyale Koalitionspartnern: wird an dieser Koalition festhalten, solange die Grundlagen nicht erschüttert werden, aus denen sie aufgcbant ist. Nicht einer Tag länger. Die Freiheit der Zentrumssraktion und -Partei bezieht sich auf Gegenwart und Zukunft. Sollten die Reichs- tagswahlen am natürlichen Ende dieses Reichstags stehen, so wird die Zentrumsfraktion ohne Zaudern die politische Verantwortung für das übernehmen und übernehmen können, was im Zeichen dieser Koalition geschaffen worden ist. Für diese Koalition und m i t dieser Koalition den Wahlkamps zu führen, fällt niemand in unseren Reihen ein. Man spricht jetzt wohl schon von der Möglichkeit, daß es über das Schulgesetz zu einem Konflikt innerhalb der Negierungskoalition käme und daß dann Wahlen inr Zeichen des Schulkampfes stattfinden müßten, bei denen das Zentrum an die Seite der Deutschnationalen gedrängt wäre. Zunächst warten wir einmal in Ruhe ab, ob die pessimistischen Urteile über die Aussichten der Schnlvorlage recht behalten. Sollten sie recht belzalten, so vermögen wir nicht einzusehen, Imß sich daraus der Zwang zu einein Wahlkampf ausschließlich im Zeichen der Schulparole er gäbe. Die Partei möchten wir sehen, die Lust hätte, einen solchen Wahlkampf zu führen unter Außerachtlassung aller anderen wichtigen politischen Gesichtspunkte. Eine Neichs- tagsauflösung wegen des Zerfalls der Regierungsparteien bei der Schulvorlage dürfte nicht mehr sein als der letzte Anlaß zum Todesurteil über einen Reichstag, der nicht im stande wäre, eine tragfähige Grundlage für eine Regierung zu schaffen. Bon der Wahl eines solchen Anlasses raten wir allerdings entschieden ab. Sowohl im Hinblick auf die gegeüwärtige Koalition wie auf die künftigen Wahlen erscheint uns nichts not wendiger für das Zentrum, als Geschlossenheit und die Mit arbeit aller. Auf rückblickende Betrachtungen auf die Zeit, wo diese Koalition entstand, sollte man lieber allseits ver zichten. Gerade diejenige», die die meiste Neigung zu rück- schauender Kritik haben, könnten, wenn sie diesen Rat nicht befolge», unter Umständen schlecht dabei abschneiden. W im Trmnn erscheint, die er gar so herb kritisiert hat? Wie sagte doch Bismark zu dein Grafen Arnim: „Sie werden nicht eher ruhen, als bis Sie auf diesem Stuhle hier sitzen. Und dann werden Sie sagen: Es ist auch nichts." Wenn freilich das neu ergänzte Kabinett einige Zeit im Amte sein wird, dann dürfte die Wirtsclzaftspartci darauf Hinweisen könne», daß der deutschnationale Wirt schaftsminister für die Wirtschaft und der van der Aufwer- tungspartei gestellte Iustizministcr für die Aufwertung ebensowenig ein Wunder hat wirken können wie der aus der Wirtschaftspakte! hervorgegangene Finanzminister. rant w o,r t r^eL^rZchch. Und- wenn man Nerrn Fkeichner: und-,leine ^Freunde? nickt -iaar so gut kennen würde, möchte mau säst wünscizeii, auch sie kämen einmal zur Verantwortung Eine staatspolitiscke Erziehung der sächsischen SPD. wäre zweifellos von Nut zen. Die Frage ist nur. ob die Kosten eines solchen Kursus dem Lande Sachsen nicht etwas zu leuer zu stehe» komme,» würden. * Die Reichstagsabge ordneten, arbeits wütiger als ihre sächsischen Kollegen, gehen erst am Sonn abend in die Ferien. Sie scheiden von dem Wallot-Ban am Platz der Republik nicht mit ganz sa befreiter Brust . wie jene aus dem Wallot-Bau an der Brühlschen Terrasse? LDenrllso manche ^Angelegenheit, die rasch erledigt-werden ?>nöckte?.in»fZ nun'biss.ru m' Oktober - vertan t' werde» Die