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l.«Ipr>S und Umz«dunz ) Lgndeslmiversttät. Dir Privotdozent an der Universität -Minchen Dr. Hellmuth Berve ist vom 1. Mai 1627 ab zum or dentlichen Professor der alten Geschichte in der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt worden. ) Drei Schulkinder schwer verletzt. Ein sch,»eres Unglück ereignete sich Dienstagvormittag auf dem Hof der Baurschen Privatmädchenschule. Hier waren Klempner mit dem AnLringen eines Absluhrokres beschäftigt und wollten zu diesem Zweck eine mechanische Leiter anlegen. Dabei stietzen sie mit der Leiter in etwa 4 Meter Höhe an eine am Grundstück befindliche stei nern« Standsäule. Diese stürzte um. Durch die Trümmer wurden drei Schulkinder, die während der Pause den Arbeiten zusahen, schwer verletzt und mutzten in eine Privatklinik gebracht werden. Ei» gerade vorübergehender Man» erlitt so schwere Kopfverletzungen, datz er ins Krankenhaus überführt werden mutzte. ) Al^estürzt. Gestern srüh stürzte von einem Gerüst in einem Lrundslück in der Eeeborgstratze ei» Nialer aus dem vierten Stockwerk ab. Er zog sich eine grotze Zahl teilweise sehr schwer« Verletzungen, darunter einen Schädeibvuch, zu und wurde in das Krankenhaus gebracht. ) Schweres Autounglück. Aus dem Wege von Zeitz nach Gera erlitt ein Auto einen Reisenbruch. Der Wagen kam ins Schleudern und fuhr gegen «inen Baum. Don den Insassen trug einer «inen Schädelbruch davon, eine Dam« «inen komplizierten Beckenbruch. Ein anderer d«r Verletzten ist bereits gestorben. ) Bootsverkehr auf den Leipziger Gewässern. Das städtische Wasseramt teilt mit: Es ist vielfach sestgestellt worden, datz die Bestimmungen der vom städtischen Wasseramt und vom Polizei präsidium am 17. März 1926 erlassene Ordnung über den Boots verkehr aus den Gewässern innerhalb des Stadtgebietes Leipzig nicht eingehalten werden. Besonders wird darauf hingewiesen, datz das Aussteigen von Personen außerhalb der gewöhnliche» Landungsplätze nur mit Genehmigung der in Frage kommenden Grundstückseigentümer gestattet ist. Das Anlegen an städtischen Grundstücken ist grundsätzlich verboten. An den Wehren und den Schwimmdalken vor den Wehren dürsen Boote nicht an gelegt iverden. Zuwiderhandelnde haben eine Geldstrafe bis zu 150 RM. oder Haststrase zu gewärtigen. (krmnilr, Ivicksu, ksisuen Lin-ervnf -er Notlage im Voglland Lhemnitz, 17. Mai. Aus eine Eingabe des Reichstagsabge ordneten Brodaus (Chemnitz) an das Reichsarbeitsminislerium, betreffend di« Notlage isn Vogtland ist folgende Antwort an den Abgeordneten Brodaus «ingegongen: „Die Anträge des Dogtlandes sind in einer Besprechung, die kürzlich zwischen den beteiligien Reichsressorts und Vertre tern der Sächsischen Regierung und des Dogtlandes im Reichs arbeitsministerium stottgesunden hat, eingehend erörtert worden. Dabei hat sich ergeben, datz den Wünschen des Dogtlandes ik einer Reihe von Punkten entsprochen werden kann, was auch ge schehen ist. Auch darüber hinaus iverde ich stets bemüht sein, den mir wohlbekannten besonderen Verhältnissen des Wogtlan- bcs nach Möglichkeit Rechnung zu tragen. Der Reichsarbeits- M inister i. A. gez. Dr. Bei-sicgel. tz Frostschäden im Erzgebirge. Di« Eisheiligen haben in diesem "Jahre im oberen Erzgebirge beträchtlichen Gäsaden an gerichtet. So sieht man z. B. im Oberen Flöhatai und Olbern- hau wie das Innglaub ganzer Buchenbestände vollständig er froren ist. Ebenso haben die Fröste der letzten Tage in der Um gebung von Oberwiesenthal erheblichen Säioden an Blumen und 'Bäumen angerichtet. tz Der Volksbund der Deutschen aus dem ehemaligen Oester reich (Sitz in Dresden), hielt in Chemnitz seine diesjährige Bundesversammlung ad. Die Tagung war von 76 Ortsgruppen aus allen Gauen des Deutschen Reiches beschickt. An ihr »ahmen auch der Sudetendeutsche Abg. Knirsch und die Vertreter der Sudetendeutschen Heimatbiinde teil. Der Ortsgruppenvorsteher Eduard Müller begrützte die Ortsgruppen mit dem Wunsch eines baldige» Zusammenschlusses aller Deutsche». Bürgermeister Ahlert sprach im Namen der Stadt Chemnitz begrüßende Worte. Die Stadt Schlettau im Erzgebirge veranstaltet vom 16. bis 18. Juli dieses Jahres ihr erstes Heimatfest, womit die 1000» Iahrfeirr verbunden werden soll. Außer der Taufe und Nagelung des Schiettauer Flugzeuges soll geboten werden ein historischer Fesizug, die Geschichte und Entwicklung der Stadt darstellend, eine Altenspeisung auf Kosten der Stadt, ein Fest spiel aus der Geschichte der Stadt, Morktsest usw. Da auch aus dem «usianöe schon verschieden« ««such» angesagt si,»d. so wer den sich an diesem Fest« Schlettau«» vN«> der ganzen Welt Wieder sehen. Adressen von ehemaligen Schl«»tou«rn sind an den Rat der Stadt zu richten. klur Firmung i« Settendorf Seitend-rf, 18. Mal, Gnadentage und Freuoenkage für unsere katholisch« Gemeinde waren der vergangen« Sonntag und Montag. War doch unser geliebter Oberhirt gekommen, um 170 jungen Menschen durch Salbung und Gebet zu Streiterei Christi zu machen. Gegen Vi9 Uhr kam der Hochwürdigste Herr Bischos in Begleitung des hochw. H. Propstes vom Klo ster Mariental her und wurde an der Ortsgrenze vom Reit- vcrein und dem Radfahrerverein empfangen und mit Fan- sarenklängen und kurzer Ansprache begrüßt. Im Nieder dorf erwarteten di« anderen Ortsvereine den hohen Gast und H. Paul Gabel begrützte ihn im Namen dieser Vereine. Am Kirchberg entbot unser hochw. H. Pfarrer Herzlichen Willkommengrutz. Während des feierlichen Hochamtes, wö be, die Herren Psarrer Posselt und Kaplan Nüchter dem HochwürdlHstcn Herrn Bischof assistierten, sang der Cäcilienverein die Missa maker admirabiliS von Griesbacher (Credo von Galler). In der Fcstpvedigt knüpft« der Bischos an das Sonntagsevangelium an, um der Riesenmeng« der Zuhörer Worte der Ermahnung zu sagen. Um 3 Uhr war Maiandacht mit Predigt des Oberhirten. Anschlietzend fand im Pfarrhof eine kurve Feier statt, bei der unser hochw. Herr Pfarrer einen Rückblick über di« Geschichte der Gemeinde und der versammelten katholischen Vereine gab. Der Cäcilienverein verschönte mit zwei Psal men und Jungfrauen- und Gesellenverein mit ihren Bundes liedern die Feier. Der Hochwürdigste Herr Bischof sprach Worte des Dankes und bat, in Anknüpfung an die katho lische Vergangenheit auch für dir Zukunft auf diesem vor geschobenen und hart umkämpften Posten die Fahne des Glaubens allezeit hochzuhaltcn. Mit drm gemeinsamen Gesänge „Großer Gott wir loben dich" fand dir Feier'einen würdigen Abschluß. Montagvormittag 9 Uhr wurde der Hochwürdigste Herr Bischos von den Schulkindern zur Schule geleitet. An die Einsegnung der Gräber und dir HI. Messe schloß sich die R e l i g i o » sP r ü fun g an. Am Abend wurdr auch der Hirsch feldirr Gemeinde «in Besuch abgestattet. Es wurdr dabei das Kapellen grundstück besichtigt und feierliche Maiandacht gehalten. Im Anschluß daran fand in Hennigs Saat eine Gen« i indes« ier statt, wobei der Hochwürdigste Herr Bischof feiner Freude Ausdruck verlieh über die gute Entwicklung der Gemeinde und für den weiteren Ausbau feine Hilfe versprach. Durgrin-ttche GrabflStten in -erOberlaujitz Bautzen, 18. Mai. Gegenüber der weitverbreiteten Anschauung, daß die Wenden die Ureinwohner der Oberlausitz seien, ist «S jetzt erneut gelungen, nachzuweisen, daß in der Oberlaufitz in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten di« Burgunden der Nibelungensage gewohnt haben. Auf der Höh« von Burk, wo früh schon einige Anzeichen germanischer Gräber auftraten, wurden neuerdings die Bestattungen eines Krie gers und einer Hausfrau gefunden. Erster« enthielt als Beigabe eine 'eiserne A^t von geschwungener Form, vier Lanzenspitzen z.'T. aus Stahl, eine Gewandhafte (Fibel) in äußerst seltener Ausführung und in tadellosem Erhal tungszustände, zwei Wetzstähle, -einen eisernen Dolch «nd die Reste von Tongefäßen. Das Frawengraü war an dem Ab zeichen der germanischen Hausfrau, der Kunkel (Spinnwirtel) in erster Linie kenntlich. Er ist -eine durchbohrte Ton scheibe, die auf die Spindel zur Beschwerung aufgesteckt wurde. Sodann fand man noch die Rest^eines Holzkästchens, das ein eisernes Schlotzbiech trug, ein kleines Eisenme-sser, eine Tonperle und «eine tiesmarineblaue zerschmolzen« Glas perle, zwei eiferne Gewandnadeln in Armbrustform und einen bronzenen Armring. Unter der Keramik fanden sich auch Reste römischer Terrakottaware. Die Gräber waren als Nachbestattungsn in den Erdmantel bronzezeit licher Hügelgräber eingttieft. Nach der Getreideernte wer de» hier weitere Forschungen angestellt werden. Die Lei tung der Ausgrabungen lag in Händen des Bautzner Prä- Historikers Dr. Frenzel. Die Fund-e liegen im Museum zu Bautzen. M«v »«»r« für »x, Veanvsrrpeen. Di« in -er letzten Zeit in der Obe r Ia u si tz, lxsonders in den Orten Groß, horthau und Frankenthal sich häufend«» Brandstiftungen hoben di« Sächsisch« Berstcherunysanstalt - ^ veronlatzt, di« von ihr zunächst ousgesetzt« Belohnung für di« Ermittlung der Brand stiftung aus 5000 Ntork Mi erhöhen. Wer Angaben machen kann, die zur Ermittlung des Täters führen, -wolle dies unverzüglich dem nächsten Gendarmeriepoiste.n oder der Kriminalabteilung in Bautzen melden. Tödliches Unglück bei ein« ,«Schadenfeuer. Am Nton tag mittag brannte dos gesamte Anwesen des Wirtschaftsbesitzers Gu stav Biehler in R odem i tz bei Pommritz bis auf die Umfassungs mauern nieder. Als der Besitzer noch einmal in das brennende Haus geeilt -mar, um Mobiar Mi retten, stürzte das mit Stroh bedeckte Gebäude in sich zusammen. Es gelang Biehler, sich in das Freie zu reiten, doch hatte er fck>merc Brandmunücn am gan- ze» Körper erlitten, die seine sofortige Ueverfühnmg in das Bautzner Stadt-Krankenhaus notwendig machte, ivo er bereits seinen Verletzungen erlog. Die Ursache des Brandes dürft« aus «ine schdhaste Esse zurüchzusühren sein. Der auf so tragisch« Weise Verunglückte hnterlätzt eine Witwe mit 6 Kin dern, die gußerdem noch den Verlust ihrer Habe zu beklagen haben. I. Tödlicher Unfall. Tödlich verunglückt« der Guisvogt des Rittergutes -Kleinbautzen, August Schulze. Die Pferde eines Fuhrwerkes, dos Sch. führte, gingen Plötzlich durch, wobei Sch. vom Wagen stürzte. Man fand ihn mit einer schweren Wunde an der Schläfe im Straßengraben tot aus. Sch. hinteriätzt eine Frau und sieben Kinder, von denen -noch fünf schulpflichtig sind. Neue Regierungsvorlagen Dresden. 18. Mai. Dem Landtage ist eine Regierungsvorlage zugegongen, das Finanzministerium zu ermächtigen, zur vorübergehenden Verstärkung der Betriebsmittel der La »des Haupt kasse nach Bedarf, jedoch nicht über 30 Millionen Mark hinaus, verzinsliche oder unverzinsliche Schatzaniveifungen aus zugeben oder Darlehen auszunehmen. Die Ermächtigung enthält die Befugnis, Schatzamveisnngen durch Ausgabe von neuen Schatzanweisungen in dem dazu erforderlichen Nennbetrag ein zulösen. Sie gilt bis zum Inkrafttreten des Gesetzes über den Staatslfanshalt von 1928. Durch einen Voxhieb gelötet. Rastenborg, 16. Mat. ^ In drm benachbarten Rosenthal wurde am Sonntag bei einer Sportveranstaltung des „Arbsitersporiocreins" der Stein- ietzerlchrling Schön Holz beim Boxen durch einen Schlag in die Herzgrube getötet. Zm Kohlenbunker «Ml Düsseldorf, 10. Mat. Einem Arbeiter des städtischen Elektrizitätswerkes entglitt beim Hrrunterstohen der Kohlen dir Schaufel, die in den Kohlenbunker fiel. Bei dem Versuch, die Schaufel wiederzu- erlangcn, stürzte der Arbeiter in den Bunker, wo er von noch stürzenden Kohlen verschüttet wurde und erstickt«. Strieglerkonzert ln Berlin. Kurt StriegI« r gab mit dein Striegler-Quartett im Berliner Grotrian-Steinweg-Saal« einen Kammermusikabend. Zur Aufführung gelangte unter anderem eine Sonate von Wünsch-man» und dos Klavierquiittett, Werk 28, -von Kurt Striegler. Die Werke fanden begeisterte Ausnahme und wurden auch von der Presse als wertvolle Bereicherung der Kammtzrmusikliteralur gerühmt. Alberi-Theater Dresden. In der am Sonnabend stattsin. -deiiven Nachmittagsvorstellung von „Doppelselbftmorö", Bauern- -posse mit Gesang von Anzeng-ruder, spielt Hanns Fischer zum letzten Male den Hauderer, ebenso haben die Dresdner am Sonntag nachmittag ein letztes Mal GelcgenIM, seinen köstlichen Paul Pape in dem Reimannschcn Schivank „Der Igel" zu sehen. In den übrigen Rollen die Besetzung der Erstauffüh rung. De beiden Nachmittagsvorstellungen am Sonnabend und Sonntag finden zu kleinen Preisen statt und beginnen um 3,30 Ahr. Die heitere Nachmittagsveranstaltung -von Joseph Plauth ist verschoben. Lrmeinclr- un«i Verein§v«srn 8 Dresden-Johann stabt. Am Freitag den SV. Mai 1927. abends Punkt 8 Uhr, wird in der Turnhalle, Schumaa»strotze 2l. eine De^mnnrlung der Helfer und Helferinnen ftlr die Seelsorgp gehalten. (Ausgabe der neuesten Nummer des Genrelud-kblatte»!) Erscheinen aller bisherig»,, und vielen niouer ist erwünscht. Der hl. Johannes von la Salle als Pädagoge Nachdem in den letzten Monaten so viel über Pestalozzi geschrieben und geredet worbe» ist, mögen heute ein paar Zeilen den Verdiensten um Schule und Erziehung eines audern päda- ogischen Erfinders und Wegbereiters gewidmet sein, der über undert Jahre vor Pestalozzi segensreich wirkte und ganz aydere Erfolge erzielen konnte. Es ist dies der heute in vielen Kreisen noch unbekannt« hl. Johannes von la Salle, der Stifter der Gesellschaft der Schulbriider. Als ältester Sohn eines königlichen Präfidialrates am obersten Gerichtshof zu Reims am 30. April 1651 geboren, trat er früh in den geistlichen Stand, wurde mit sechzehn Jahre» Kanonikus an der Kathedrale zu Reims, empfing 1678 die Priesterweihe und widmet«, nachdem er sein sehr großes Ver möge» unter die Armen verteilt, sein ganzes Leben der Er ziehung der Jugend, vor allem der Kinder der armen Arbeiter und Hanbwerker. An, 7. April 1719 entschlief er sonst im Herrn «ach einem arbeite- und opferreichen Leben. Nach dem Tod« seines Seelenführers, des Kanonikus Roland, tibernahm Ioh. zunächst die Leitung einer Genossen schaft von Lehrerinnen und gründet« um das Jahr 1680 eine Kongregation von Lehrern, die 1735 die kirchliche Approbation «rhielt. Es ist natürlich unmöglich, im Rahmen dieses Artikels feine Neuerungen und Verbesserungen auf pädagogischem und metho dischem Gebiet« eingehend zu besprechen und zu würdigen; nur kurz sei ans di« bedeutendsten derselben hingewiefen. Mancher mag vielleicht denken: der hl. Johannes von la Salle interessiert mich nicht, zumal er noch Ausländer ist. Pestalozzi, dessen Ge denkfeier vor kurzem in ganz Deutschland begangen wurde war bekanntlich auch kein Deutscher sondern ein Schweizer. Diesem wird allgemein das Verdienst zugeschrieben. -atz er Ar menschulen gegründet und der Schöpfer der Volksschule sei; er habe die Gründung des ersten Lehrerseminars angeregt, die erste Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder eingerichtet und den Schlendrian des Einzelunterrichts — wie Bell und Lancaster in England — durch den Massenunterricht ersetzt . . Diesen Ruhm hat ihm über hundert Jahre zuvor der hl. Iohan. nes Baptist von la Salle abgelansen. Iohones von la Salle verho-lf dem Gedanken, datz auch »arme Kinder einer guten Erziehung und eines guten Unter» ,. richts bedürfen zum Siege. Eigentlich« Schulen für die Kinder bes Nolkes oak es damals nickt. Kn den Lehrinstituken der „besseren Stände" fanden sie keine Aufnahme, weil die Eltern das hohe Schulgeld nicht ausbringen, oder diese Schulen keine Ehre mit ihnen einlegen konnten. Johannes sah das Elend, die Verwahrlosung der armen Jugend. Von tiefem Mitleid gerührt, ruh!« dieser hochgebildete Aristokrat und Doktor der Theologie nicht, bis er — nicht nur aneinem Ort — sondern in 25 Städ ten Armenschulen errichtet hatte. Zu diesem Heroismus frei williger Armut sind nur Heilige im Vertrauen aus Gott fähig. Im 17. Jahrhundert wurde in Frankreich das Lesen des Lateinischen, das Kinder gar nicht verstanden, zuerst gelehrt, dann später erst mit dem Lesen des Französischen begonnen. Von la Salle führte trotz aller Anfeindungen den ersten Lese unterricht in der Muttersprache ein. Ms zum Jahre 1688 war in allen niederen Schulen der langweilige Einzelunterricht gebräuchlich, -der, mit überreichen Klassen unverträglich, keinen Wetteifer aufkommen ließ, wohl aber eine reiche Quelle von Unordnung, Zeitverlust und Unlust am Unterricht war. Im Jahre 16 88 führte unser Heiliger in seinen Schulen den Masse »unterricht ein. der den Fortschritt der Kinder sicherte und Lust und Freude am Unter richt sowohl beim Lehrer als auch bei den Schülern iveckie. In Deutschland wurde der Einzelunterricht erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch Felbigers Methode des „Zu- sainmenunterrichtens verdrängt." Das Institut des ehrw. von la Solle ist lange Zeit in Deutschland ignoriert worden und selbst vielen katholischen Schulmänner» unbekannt geblieben. Hätte zum Beispiel Abt Felbiger die Einrichtung und die Lehr- und Erziehungsmethode» dieses Ordens studiert, so hatte er es nicht nötig gehabt, bei Hecker und Höhn in Berlin in die Lehre zu gehen, und er lväre vor manei)ein Mißgriff bewahrt worden." (Knecht). Dadurch, datz von la Salle den Massenunterricht einführte und den Sprachunterricht mit dem Lesen in der Muttersprache begann, ist er zweifellos der Schöpfer der Volksschule im heutigen Sinne. ' Den Volksschulunterricht eriveiterte er durch neu« Lehrgegenstände wie Geometrie, Zeichnen. Gesang und vor allem die „Schreibkunst", die damals nur von einer besonderen Gilde von Schveiblehrern gelehrt werde» durfte. Jeder ander» Person war unter Geldstrafe, nicht unter hundert Livres, vev- boten. Schreibunterricht zu erteilen. Da nun die Schulbriider In ihren Schulen selbst im Schreiben unterrichteten, führte dies „zu endlosen Auseinandersetzungen mit jenen „Schreibkünstlern", di« sogar so weit gingen, datz sie die Brüderschulen gewaltsam plünderten, um zu verhindern, daß die Lehrer des Heiligen ihre „Schnörgelknnst" — denn oft nrar sie nichts anders — dadurch vrosanierten, datz si« dieselbe den armen Kindern beibrachten. Von la Salle blieb aber Sieger in diesem Kampfe, und der Schreibunterricht wurde als Lehrgegenstand beibehalten. Wie steht es denn nun eigentlich mit der Gründung des ersten L-ehrcrseminars? In seiner Geschichte der Päda gogik schreibt Stöckl: „Die Entstehung der eigentlichen Lchrer- scminarien im modernen Sinne gehört erst in die zweite Hälfte des 18. Iahrhunüerls". Weit gefehlt! Schon 1684 gründete von la Salle in Reims das erste Lehrerseminar mit so viel Fächern, wie sie die staatlich französische» Scminarien erst Mitte des vorigen Jahrhunderts erreichten. In demselben er hielten weltliche Lehrer ihre pädagogische und wissenschafilich« Ausbildung, um die Leitung der Schulen aus dem Lande zu übernehmen. Selbst eine unseren Präparandien ähnliche Vor- bereitungsschule und eine Seminarübungsschule im modernste» Sinne wurde mit diesem Seminar verbunden. Als „Narr" wurde der Heilige ob dieser Kühnheit solch fortschrittlicher Neuerungen von einem hohen Würdenträger bezeichnet. Die erste Realschule stammt auch von unser,» Hei ligen. Hecker eröffnet« die seinige erst im Jahre 1747. Schon 1705 hotte von la Salle eine solche mit den Pflichtfächern: Ge. schichte, Literaturgeschichte. Geographie. Geometrie, Baukunst. Naturgeschichte und Buchführung ins Leben gerufen. Moderne Sprachen und Musik ivaren Wahlfächer. Selbst Mechanik. Dis- serenzial- und Integralrechnung wurden gelehrt. Sehr großen Wert legte von la Salle aus die Erziehung zum christlichen Anstand. Er selbst verfaßte ein „Buch der Höf lichkeit". dos auf dem grundlegenden Gedanken sutzt, datz man höflich sein soll aus Ehrfurcht vor Gott und aus Nächstenliebe; Gott solle man im Nächsten ehren, in dem man ein Glied Iesu- Christi und einen Tempel des HI. Geistes erblickt. Ein solches Büchlein hat ihm noch keiner nachgeschricben. Auch die erste Besserungsanstalt für entartete Knaben und Jünglinge, der auch vornehme Familien ihre un geratenen Söhne anvertrauten. stammt von nnserm Ordens» stister. Sie befand sich in St. Aon. bei Rouen. In seinem Seeleneiser ging Johannes sogar so weit, daß er die erste Besserungsanstalt für junge Sträflinge, also ein Iugendgefängnis, im Jahre 1715 in St. Bon aus dringende Bitte des Parlamentspräsidenten von Pontcarre errichtete. Damit mar er allen andern staatlichen Anstalten ähnlici>er Art um 200 Jahre voraus, denn dos erste deutsche Iugendgefängnis wurde erst am 1. August 1912 in Wittlich sEisei) eröffnet. Schweigen, un schuldige Zerstreuungen wie das Pflegen von Blumen, das Auf ziehen von Vögeln in Käsige» wirkten beruhigend aus das Ge müt der jungen Sträflinge. Unterricht, Arbeit in den Werk- statten und Erholung wechselten ab. Diese Einrichtung sank ungeteilten Beifall.