Volltext Seite (XML)
Die Aueronlt l« MSdchen. von Lore«» Moedeel. Ein Gewächs ganz eigener Sorte! Du wirst es nirgend» mehr m der Welt in dieser Art antreffen. Aber überall kannst du Bilder von der Auerdult finden,' denn sie ist ein aus- gesprochener Lölling der Mal«.- Die Au ist ein« Vorstadt Münchens «uif dem rechten Anr ufer, di« sich ihre bodenständigen Eigenheiten bis vor un gefähr vierzig Jahren getreu erhalten hat: Krumm«, mitunter enge lSassen, kleine, höchstens einstöckige Häuschen, ungemein idyllische Briickenübergäng« über den Auer Stadtbach, der murmelnd die Sätzchen begleitet und di« Häufe» in ihren Grund festen umspült, malerische Winkel, di« gar lieblich an Spitzweg gemahnen, offen-liegende Treppen in das obere Stockwerk, hoch- giebelig« Schindeldächer, hölzerne Veranden, auf denen allerlei Wäsche aufgehängt ist, niedere Türen, putzige Fensterchen mit knallroten Geranien davor, lauschige Nischen mit dem Mutter gottesbild, plätschernde Briiunchen, kurzum alles, was man zu einem malerischen Städtchen braucht. Nur um die neu« gotische Pfarrkirche dehnt sich ein großer, geräumiger Platz, auf dem jährlich dreimal rin großer Jahrmarkt abgehalten wird, der typisch für die ganze Au ist. Der Kernpunkt bei diesem acht Tag« lang währenden Jahr markt, der sogen. Dult, ist der weithin bekamite Trödelmarkt. Di« sämtlichen Tändler der Stadt, deren Wohnquartier zum weitaus größten Teil in der Au selbst oder am historischen Zakobsplatz gelegen ist, haben hier ihr« Verkaufsstände ausge- jchlagcn. Letztere find aus Lotten, Stangen, Rupfen und Segeltuch so primitiv wie möglich zusammengestellt. Schon, oft hat «in mäßiger Wind ganz« Reihen dieser Budenstadt nieder gelegt. Da und dort ist wohl auch ein Rupfen quer über das Gäßchen gespannt, von Siochbar zu Nachbar, ui» erinnert so einigermaßen an einem orientalischen Bazar. Dieser Eindruck wird noch verstärkt, wenn man die wahrhaft orientalischen Züge j'o mancher Trödlerinnen betrachtet. Deren findet man in der Au nicht wenige: es sind Nachkommen jener Orientalen, die seiner,zeit Kurfürst Max Emanuel, der Erstürme» Belgrads, als Gefangene hierher verpflanzt hatte. Sie sii» erkenntlich an dem schier blauschwarzen Haar, dunkclphosphoreszierendcn Auge, gelblich-braunen Kaution, und an den großen, halbmond förmigen Ohrgehängen, di« von Geschlecht zu Geschlecht ge wandert sind. Sie all« gehören fast ausnahmslos dem Trödleegewerbe an. In diesen Ständen liegt nun eine ganze Welt von Hausrat verschiedener Jahrzehnte ausgestapelt, ein wahrhaftes kultur historisches Museum, an dem man die steigenden Bedürfnisse eines Volkes studieren kann: Alte Eisen-, Kupfer-, Zinn- und Bleigegenstände, verrostete Werkzeuge, Ketten, Oefen, Karren und Maschinenteile, Möbel in allen Altern und Stilformen, wo bei Biedermeier vorherrscht, verstaubte Bücher, vergilbte Holz schnitte. stockfleckige Stahlstich«, ausrangierter Hausrat aller Art, Bayerische Raupenhelme, Palasche, Epaulettrn, Feldbinden, alte Gewehre und Pistolen, muffelig« Kleider und Anzüge, allerlei Musikinstrument«, auf denen mitunter Meister gespielt haben, altmodische Schmucksachcn, Fahrräder und Fahrradteilr, Kinder wägelchen, Antiquitäten, alte Nokokomeßgewänder und Stolen, aufgefärbte Barockheilige, altes Porzellan aus Eroßmutlers Zeit, und dies alles wahllos und kunterbunt durcheinander, wie es eben der Platz und der Augenblick gegeben hat, ein oft sinnverwirrendes Eewurl. Die Besucher stoßen und drängen sich in den engen Gäßchen, deren Boden bei Regenwetter gänzlich aufgeweicht ist und eine einzige gelbglitschige, breiige Masse bildet: hier näselt und jammert ein ausgeleiertes Grammophon, dort spielt eine bescheidene alte Spieluhr aus Großvaters Stube ihre demütigen Weisen, aus einem dunklen Hintergrund quitscht eine Ziehharmonika hervor, di« ein Käufer ausprobiert, und wieder irgendwo schmettert eine Trompete ein paar unarti kulierte Laute. „Wos kost' denn dös Rehg'wichtl (Rehgcweih) do?" fragt ein ausgemergelter graubärtiger Jäger, der noch seinen alten Eemsbart auf dem grünen H»1 trägt, als sei er noch ein forscher Bub. „Dös Rchg'weichtl bo? Dös kost' finf Mark!," scheppert die Stimme der Tändlerin hinter dem Wust von Allerlei hervor. „Ja, was sollt Eahna denn ein: dafir kriag i ja scho bald a ganz lebendige Reh!" „Is scho recht, Herr Nachbar, schaug'n' S' nur, daß a recht a schöne kriag'n Lei der Kramerin in Ditramszell." Und damit ist der Handel abgebrochen. Ein anderer Käufer betrachtet mit angenommener Kenner miene einen alten Kürassierpallasch und mustert ihn nach allen Seiten. „Wos kost' denn der Sabi do?* « „Zehn Markt." „Sie san ja Lberg'schnoppt! Um dös Geld kriag i ja dö schwarste Kanon»!" „Ja, wos moana Sie denn eigenili? Mit dem Sabi Hot der preißische Kronprinz in der Schlacht Lei Erawalotte dem Macmahon oane runterg'salz'n, daß er glei pseilgrod in d' Gfangaschaft einig'foll'n is!" „Sie, dös kinna' S' an'm andern Depp'n wcißmacha, aber mir nöt!" „Sie müasj'n ja nöt lasa, schöna Herr!" Aus einer weithin muffelnden Bude schmettert eine Tändlerin, die einst eine Schönheit gewesen sein mochte, unter nehmend hervor: „Wos geht den ob, schön« Frau? Schang'n' §' her, wos i sir schen« Spitz'n hob; lauter echte Brißlcr Spitz'n." „Wos kostens denn?" „Der Meter zwanzg Mark." „Sie san ja z'riss'n! Dös san ja lauter sächsische Spitz'n!" „Sie san a (auch) a sächsisch« Spitz'n mit Frans'»! I hob's selber g'sehg'n, wia's in Britz! g'macht word'n san." Schließlich einigen sie sich, daß für das Meter 3,80 Mark gezahlt werden sollen. „Sir, Fran, Ham Sie koan Regnschirm? I brauchat a Regndachl." .La, i hält scho »an; a bißl z'riss'n is er Loli: aber dafir kost't er um a Fuchzgerl weniger' „Mtz »— »»st' e, „Acht Mark fnchzig, snnst tat (täte) er neu, Mark» »Mk; ober »eil » Sie san, loh i a Fnchzerl noch." „Um dös Geld kriag i ja an'« ganz «neu!" „Ja, aber koan sölern berthwt'n. Mit de« Schirm da in de, Richard Wagner, Gott Hab 'hu seki, spazier» ganga, »ia «r fern Lochengrin dicht' Hot." Kuckuck. Bon Kurt Erich Meurer. Schwinden hier die Sommertaae ohne Wärme, ohne Helle» in entlegeneren Siedreite«, wird es um so schöner sein! — Und der Kuckuck flog vom Hage sorglos mit beherzter Schnell« — bannte ihn «in starker Schein. — Will denn dort kein Abend sinke«? Will sich dort im steten Glanze Sonne «och der Nacht vermählen? — Run fürwahr» so traf sich'» gut. — Doch statt grüner Wälder Winken ballten Blöcke sich zur Schanze — In ummauerte« Kanäle« quirlte fremder Wesen Flut. Nur: ein blendend weißes Feuer strahlte wie da« hellste Wetter» Funken huschten hin und wieder hinter dünner Wipfel Saum. Und betäubt von Abenteuer in die Lberftaubten Blätter barg der Kuckuck sein Gefieder . . . Und es loschen die verstörten Scheine mählich in der Runde, Einerlei mit grauer Marke ebnete das Leben tief, — und die müden Menschen hörten, »ah in fahler Morgenstunde und in einem Grotzstadtparke ein verflog'ner Kuckuck rief . . . >« ,AH, »o» nd» gor! Bielleicht kann »ia glei gor a« I» Benusberg sehg> bat ma durch dö drcu Dutzad Löcher durch«, schaugt?" Die schlagfertige Trödlerin spannt ihn eilends aus und schaut durch ein» der Löcher zum Spötter hinüber: bann kreischt sie boshaft auf: „Ja. es stimmt, d' Venns sich lsehj i scho von hint'n." Alles lacht und sie gehe» auseinander. „Sie Frau, wos kost' denn der Toiletteneimer dort?" „Acht Markl." „Ja wos denn nöt gor. Der is ja blos halber!; der Hot ja nöt amol an' Einsatz ob'n!" „Ja wos woll'n' S' denn? Dös is ja gor koan Toileiin- eimer, dös is ja a Sektkihler!" Ein schallendes Gelächter aller Umherstehende», das unlei den Plachen und Rupfen ganz besonders gedämpft hervorkommt. Ein echter, witziger Münchner Schelm wendet sich an den Käufer und meint mit hämischer Betonung: „Sie, Herr Nachbar, pass'»' S' fei auf, daß' nöt amol, bal' S' a Klavier kafa woll'n, a Poor Schuah dawisch'n!" Lachend löst sich die Gruppe auf. Auf der anderen Seit« der Kirche ist der Gcschirrmarkt. Da stehen die buntgeslcckten Hafer! und Tiegel. Tassen und Teller in weitem Bogen zum Teil auf dein Boden umher. In einer Bude am Rande des Eeschirrmarktes sind alle mögliche» Arten von Schuhen ausgehängt, Holzschuhe, Filzschuhe, Fleckerl- schuhe, Bergstiefel, Kanonenstiefel. Schlappschuhe, Strohschnhe und sonstige Lederwarcn, in einer anderen wird Wachsleinwanb verkauft: dann folgen die Karussells und Schisfsschaukeln, die Wahrsager und Glückshafen. die Wurststände, Käsestände. Schweinswurstbratereien, Fischbratereien, Brolstände mit Bergen von Bretzeln, Lebzeltcreiständc mit den großen Herzen und de» runden Honigkuchen, weiterhin die verschiedenen Panoptiken und nicht zuletzt der Kasperl, der gerade hier sein« eigentlich« Heimat hat, und vor einem gemischten Publikum großer und kleiner Zuschauer und Zuhörer seine Schnurre» spielt. So stellt die Dult ein gutes Stück des alte», gemütvollen Münchner Lebens dar und ist daher bei allen beliebt. Während der Kriegsjahre freilich hatte sie ein gar armseliges Aussehen, und damals hat man ihr schon das Abstcrben für die Zukunft prophezeit. Aber sie hat sich wieder erneuert trotz ihrer Sachen und Tänblerinnen und wird weiter bestehen. IZ ri r« 28 17 6 II 22 28 29 12 18 IS 3« Stlben-Kreuiwort-Rätirl. 2« 30 10 IS 23 20 Bedeutung senkrecht: l. Tierleiche. 2. Teil des Automobils, 5. Widerspruch, 6. Vuren- general. 8. Türkischer Nationalhcld, S. Körper beim- gung. 10. Die Tage vor der Fastenzeit, 12. Mächie- biindnis, 18. Wallcnsteins Sterndeuter, 1k. Nähere Bezeichnung an einem Eingang, 18. Blume, !7. Fin det man anDenkmälern, 18.derFeindblind, 20.Papst, namc, 21. Absicht, 22. gedrucktes Schreiben, 2k. Konio bezeichnung, 23. Liebesgabe, 26. Teil des Gesichtes, 28. Bedeutender Bildhauer, 20. Sächsischer Dichter, 31. Waffe, 32. Lichtspendcr, 3e- Indischer Dichter. Bedeutung wagerecht: 3. Verband, t. Zusammenschluß, 7. Ehemaliges Königreich, lO. Nordafrikanische Stadt, 1l. Nimmt man zum Karneval vor, 12. Der Anzug eines Menschen, >3. Hansatischer Beamter, 18. Stadt in Estland. >6. Oper von Verdi, !7. Interessante Unterneh mung, IS. Abwechslung im Einerlei des Daseins, 20. Musiker, 21. Verordnung, 23. Perserkönig, 25. Westsälischc Stadt. 27. Naturkatastiophe. 30. Halbjahrsbezeichnung, 33. Gestalt ans ..Der fliegend« Holländer", 35. Pferdcralse Skelett-Rätsel. .7..s .l..s d.s. .f.. s..r. n.ir. n.A. h.rm.s n..w..d n.rr.t.. s.nn.nb.d d.t.v s.n.t rv.nz.l . s. l . r. m. t. g. . ngr. d . m.. ll.. r r. h. st. r. ng b.ll.nr..f.n .p.ph.n..s r.ksh. .r.n.s .nd.l.n In dies« untergeordneten ..Konsonannten-Skelett«" sind an Stelle der Punkte bestimmt« Vokale einzusetzen, so daß Wörter entstehen, deren Anfangs- und Endbuchstaben — von oben bzw. von unten gelesen — einen Sinnspruch von Goethe ergeben. Di« Wörter bedeuten: 1. Eriechengott, 2. Farbstoff, 3. lustiger Streich, k. Tragödin, 5. Prophet, 6. Landfohrzeug, 7. Deul'^ Stadt, 8. Berühmtes Buch, S. ^ "' 11. Sonntag, 12. Planet, 13 emischer Begriff, 10. Badeart, n. Pflanze, 1k. Teil des Autos, 15. Berühmtes Bauwerk, 16. Ruhestörung, 17. Spielkarte, 18 Berg in Tirol. IS. Kaufmännischer Ausdruck, 20. Erammat. Begriff, LI. Berirf, 22. Gewürz, 23. Nordischer Frauenname, 24. Behörde. —»tuä— Auslösung. Literarisches Ballenriitsr«. »iw«»«,. w. N«,I», D»»«»», «»»In *«»«», r««««, . « »««» «,» »»« I