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Am Me»«Wll M WW>«IW Sin 8ahr nach -em StaatsUrelch Pilsudskis in Polen — Dikkalur mik parlamenla- vischer Rückversicherung — «ine polnische Zenlrumsparkei? Warschau, 13. Mai. Wieder füllt das satte Grün der Kastanien und Lin- -«» die Straßen Warschaus. Es ist dasselbe junge Trei ben des späten polnischen Frühlings, dasselbe frische Keimen und Hoffen, mit dem sich vor einem Jahr der metallische Taktschlag kugelpfeifender Mitrailleufen und das wilde Geknatter des Straßenkampfes zu blutiger Dis harmonie verband. Jahrestag des zweitägigen Bürger krieges und Jahrestag eines, weil gelungen, also genialen Staatsstreiches. Die erste Jahresbilanz in der Aera Pilsudski kann gezogen werden. Da stellt sich nun eigentlich die Tat sache heraus, daß weder ausgesprochen negative, noch aus gesprochen positive Posten anzufllhren find. Allerdings, wenn man die Presse in diesen Tagen zur Beurteilung heranziehen wollte, würde man eine stärkere Belastung der negativen Seite konstatieren müssen. Daß die Rechts presse sich entschieden gegen die Behauptung der Regierung wehrt, die Parteigegensätze hüten sich im Laufe dieses Jahres verwischt, und die beiden großen und vielen kleinen Lager stünden sich nicht mehr mit der gleichen Schärfe gegenüber, ist zum größten Teil vollkommen berechtigt, llm ein wirkliches Abflauen des Parteihaders heute in Polen konstatieren zu wollen, muß man tatsächlich durch sie opportunistische Brille der Regierung blicken. Daß sich aber, wie die Rechtspresse behauptet, der nationale Block in der einjährigen Zwangsverbannung fester zusammen gebunden hätte, muß als unrichtig abgelehnt werden. Man könnte viel eher behaupten, daß sich eine leichte Links- orientierung oder besser gesagt, eine Abreagierung überspannter nationaler Gefühle bei den Christlich-Natio nalen und Christlich-Demokraten fühlbar macht. Ob dies schon ein Vorzeichen der mehrmals prophezeiten, aber wohl heute noch sehr schwer realisierbaren polnischen Zentrums partei ist, muß noch unbeantwortet bleiben. Augenfällige Tatsache ist jedenfalls, daß die Presse dieser Parteien, ins besondere der Christlich-Demokraten in Fragen kirchsn- politischer Natur erheblich von der Tendenz ihres rechts radikalen Nachbars abweicht. Ob es der Einfluß des Vati kans oder das warnende Beispiel der Aktion Franeaise ist, tatsächlich bemüht sich die genannte Parteipres e in reli giösen Tagesfragen im Gegensatz zu ihrer sont üblichen Art, in erster Linie katholisch und erst n zweiter Linie national zu fühlen. Es wäre aber, wie gesagt, heut« noch sehr verfrüht, von einer bleibende» Frontände rung zu sprechen. Daß man weiterhin im Rechtslager die nicht mehr neue Melodie desAllesbesserwissens undBessermachens spielt »nd ip diesen Tagen mit besonderer Innigkeit der vielen Enttäuschungen gedenkt, die die Pilsudskische Regierung in manchen Fragen der vergangene» Monate gebracht hat, ist elbstverständlich. Diese Kritik darf sicherlich nicht z» chwer gewogen werden. Es bleibt doch immer das ange- tammte Recht der jeweils versetzten Parteien, nach Leibes- räften zu bette». Viel schwerer fallen aber dieKlagenderLinken i« die Wage. Sie, die Pilsudski einst in ihrer Mitte sahen «nd ihm einen unbedingten Glauben an die Erfüllung ihrer Ziele und Wünsche entgegenbrachten, müssen sich nach einem langen Jahr des Höffens noch immer mit dem Ab warten begnügen. Sie halten auch heute noch dem Mar schall die Treue, obwohl sie im Sejm, diesem rührenden Gebilde einer rachitisch verkümmerten, sogenannten „ge setzgebenden Gewalt", oft in schärfster Opposition gegen ihres Herrn Regierung rufen. Sie haben die Revolution gewünscht, sie haben sie unterstützt — und heute noch fragen sie nach deir revolutionären Folgeerscheinungen, nach den greifbaren Resultate dieser Revolution. Hier ist der Punkt, wo sich die Wage bedenklich auf die negative Seite zu Lasten Pilsudskis neigt. Wo sind die großen Fortschritte auf dem endlosen und sicher noch i» weiten Teilen brachliegenden Gebiete einer sozialen Re form? Einer Reform, die die wuchernden und in wildem Verwachsen sich verbrauchenden Kräfte wirtschaftlicher und kultureller Natur, die der iunae Staat in so Lukunftsreickei Menge aufzuweisen hak, zu einem sich öMüisch fügenvkn und aufbauenden Ganzen verbindet. Wo ist aber nicht zu letzt di« Erfüllung der Versprechungen Pilsudskis geblieben, die eine weitgehendste Unterstützung mindernationalei Eigenkultur und Eigenart in den Ostgebieten verbürgten? Um hier wieder das Gleichgewicht in der Jahresbilanz Herstellen zu können, muß man die Pe rs önl i chk« i 1 Le- Marschalls selbst zu analysieren versuchen. In seiner glühenden Vaterlandsliebe, in seiner absoluten moralischen Unantastbarkeit hat es sich Pilsudski, durch die gewaltigen Hindernisse, die ihm den Weg zu versperren schienen, ge stählt, zu jener starken und in sich gefestigten Individuali tät, zu einer Eigenpersönlichkeit, wie sie heute nur mehr der Osten zur Geltung bringt, entwickelt. Daß sein un glückliches Vaterland nur durch ein bis ins Mark gesundes, militärisches Krastmoment zur Selbständigkeit gebracht und in dieser erhalten werden kann, war und ist für ihn Zwangstatsache. Aus dieser Einstellung heraus entwickelte sich seine absolut militärisch eingestellte Jnteressenwelt. Als er sah, wie im Vorjahre die Armee mehr und mehr zum Instrument politischer und parteipolitischer Wechselspiele herabzusinken drohte, und er darin eine unmittelbare Gefahr für die junge Lebenskraft oder zumindest die gesunde Entwicklung seines Vaterlandes sah, griff er zum Gewaltmittel, zum Staatsstreich. Das Faule, das der jungen Republik am Lebensmark zehrte, sollte mit scharfem Messerfchnitt abgetrennt werden, bevor es Gesundes ankränkelte. Daß ihm diese Gewaltoperalion gelang, wird immer für ihn sprechen. Und daß er dann in systematischem Vorgehen die wichtigsten innen- und außer- staatlichen Posten mit seinen Vertrauensmännern besetzte, lvar nur eine natürliche Fortsetzung seines radikalen Sa- nierungsprogrammes. Warum der Marschall aber bau» nicht schon lieber gleich den gesamten Staatsapparat mit scharfem Ruck an sich zog und alle Zügel offen in seiner Hand vereinigte, diese Frage wird noch lange offen bleibe«. Es wäre ihm dann ein leichtes gewesen, die Diktatur auszurufen, die man ihm fast antrug, jedenfalls aber er wartet hatte. Statt dessen schlägt Pislsudski sogar den Prästdent- schaftstitel ab und bildet sich eine Regierung, die er nach Willkür formt und knetet; ruft einen Sejm und einen Senat zusammen, der nach altbewährtem Muster sich herz haft in den Haare» liegt oder gegen die Regierung in lächerlicher Ohnmacht seinen geborstenen Sturmbock einer, nur mehr sagenhaften, parlamentarischen Gewalt führt. Es ist wirklich schwer verständlich, warum der Marschall bei diesem Zwittergebilde einer Alleinherrschaft in den for mellen Gewändern einer parlamentarischen Republik haften blieb. Die Erklärung ist vielleicht, so möchten wir annehme», psychologisch zu finden. Abgesehen davon, daß man die Verantwortung einer Diktatur in der demokratisch basierten Gegenwartswelt mit schweren Träumen bezahlt und eine Art, oder besser gesagt, Abart von Volksver tretung immer noch für alle Fälle und wenn auch nur als bloßen Sündcnbock reserviert zu wissen, sicher ist, war es vielleicht gerade des Marschalls ausgeprägte Individuali tät, die ihn die Diktatur vermeiden ließ. Er zwang auf diese Art das polnische Volk mit eigener Selbstkraft und Selbstbefähigung des einzelnen am'Aufbau des Staates mitzuwirken, sich selbst die Zukunft vorzuschreiben, und verhinderte so ein Verkümmern von urgesunden, gerade in Polen so reich wuchernden entwicklungsfähigen Jndjvidual- kräften. Wenn man sich auch so erklären wollte, warum Pil sudski seine und des Volkes Macht so unklar und unbe stimmt gezeichnet und Umrissen weiterbestehen läßt, so ist damit noch nicht die anklagende Frage seiner ehemaligen und im Innern auch heute noch überzeugten Anhänger nach den erwarteten und versprochenen Reformen genügend beantwortet. Hier liegt die Beantwortung wohl einfach darin, daß man die Stärke des Marschalls nicht überschätzen darf, und ihm überdies, zumindest rvas die wirtschaftlichen »nd ioLialvolitischen Fraaen betrisst, wenn auch nickt das Anrress,,-st VSch das N-tMhrijsr Verständnis fehlte Ander» könnt« man sich sonst, beispielsweise seinen Widerstand gegen dieam'erikanischeAn- leihe nicht erklären. Aber gerade, daß sich der Marschall in Fragen wirtschaftlicher Natur im allgemeinen nicht zu mischen pflegt und nicht etwa durch diktatorische, in der Unkenntnis der Sachlage erlassene Anordnungen die heikle Maschine eines staatlichen Wirtschaft-Körpers beschädigt, sondern den maßgebenden Faktoren freie Hand überläßt, ist ein Beweis für sein Prinzip, selbsttätige und eigen wirkende Kräite »u errieben. Die engen Beziehungen Pilsudskis zum polnischen Hoch ad el gaben oft, insbesondere der be kannte Besuch des Marschalls in Nieswies, einem Gute des Fürsten Janusz Radziwill, den Anlaß zu allerlei Gerüch ten, als ob sich der Marschall mit dem Gedanken trüge, in gönnerhafter Onkellaune einem dieser Adeligen die pol nische Königskrone aufzudrücken. Tatsächlich dürfte aber der Marjchall seine Beziehungen mit den großen, pol nischen Geschlechtern ganz besonders dafür verwenden wollen, um seine föderalistischen Pläne bezüglich des Sorgenkindes Litauen zu unterstützen. Die in erster Linie in Betracht kommenden Adelsfamilien stammen fast ausschließlich aus Litauen und besaßen dort ausgedehnte Güter. Durch eine engere Fühlungnahme mit ihnen, die das jagellomsche Ideal einer polnisch-litauischen Neal- union verkörpern, soll dem neuen polenfeindliche» Litauen gegenüber der alte föderative Gedanke betont und aufrecht erhalten werden. Wenn man damit die Außenpolitik Pilsudskis berühr», so kann man hier nur den aufrichtigsten Willen, nach allen Seiten den Frieden zu erhalten, feststellen. Seine einst sprichwörtliche Russenantipathie hat sich wohl als un zeitgemäß erwiesen, jedenfalls aber ist der Marschall be müht, soweit er überhaupt in die Außenpolitik eingreift, unbedingt ein gütliches Auskommen mit dem großen Nach bar zu finden, ,n der sicheren Erkenntnis, nur dadurch den Frieden Osteuropas zu erhalten. Was die westliche Außen politik des heutigen Polens betrifft, darf man den Einfluß oder das Interesse Pilsudskis nicht überschätzen. Er wiesenermaßen ist er in erster Linie östlicher Spezial politiker. Man kann also die Bilanz seines ersten Jahres im Gleichgewicht erhalten. Wenn auch greifbare Fortschritte wenig angeführt werden können, so ist der Geist des Frie dens nach außen und das Bestreben, ausbauend im Innern zu wirken, in Polen zweifellos heute stärker denn je fun diert. Die ernste schaffensfrohe Atmosphäre eines selbst/ sicheren Zukunftsstaates, der auch die heute noch zahl/ reichen innen- und außenpolitischen Gegensätze überwinde» wird, ist nicht zum geringsten Teile Pilsudskis Verdienst. Ser Katholizismus tu Aorvamerlta. Nach dem neuen LntlloUe Uireetoi'v gibt es in ven Vereinigten Staaten Nordamerikas 19183296 Katho liken. Das bedeutet einen Zuwachs von 601571. In diesem Zuwachs sind aber die 108 100 Katholiken der Hawaiinseln ein geschlossen, die in den früheren Zählungen nicht anfgesiihrt waren. Priester gibt es 21990 (ck 638). Da so etwa auf einen Priester 800 Seelen kommen, ist die kirchliche Versorgung der Katholiken am allgemeinen besser als in Deutschland, wo nur wenig« süddeutsche Diözesen gleich gut gestellt sind. Auch der Zuwachs ist befriedigend. An Kirchen zählt man 17 651 (-1- 271). In den P r i e st e r f e m i n a r i e n bereiten sich 13 888 junge Männer auf das Priestertum vor. Die Pfarr- schulen sind 91 775 (ck 176) an der Zahl. Die leider un vollständige Statistik der Konversionen gibt ihre Zahl auf 35 571 an, was etwa — bei fest gleicher Ktaholikenzahl — das Dreifache der deutschen Zahl ausmacht. Die Zahlen der K i r ch e n a u s t r i t t r sind nicht zu erbringen. Höchstens könnten di« Uebertrittszahlen der verschiedenen Denominationen und Sekten darüber Ausschluß geben. Der Staat und die Ge nieinden kümmern sich aber nicht um die Religio» ihrer Bür ger. Wer absteht, geht eben nicht mehr in die Kirche, und wenn er später in sich geht, hat er auch keine besonderen Formalitäten zu erfüllen. Er macht das im Beichtstuhl ab, nicht dein, Amts? gcricht. Berücksichtigt man das, so ergibt sich, daß die Zahl der nicht förmlich aus der Kirche ausgetretenen Katholiken be deutend größer sein muß als 19,5 Millionen. Die Statistik führt noch 128 Altersheim« aus (ck H) nud 613 Kraneknhäuser. Ein erbarmungsloser Fein- Frei nach dem Englischen bearbeitet von Klara Rheinau. (Nachdruck vrrboten.) «32. Fortsetzung.) „Ich'würde viel lieber bis zum Frühling aus festem Bo sen geblieben sein," sagte er, „aber die Greens sind so nobel »nd großmütig, daß ich ihnen in keiner Weise Unannehmlsch- keite-n bereiten möchte Mr. Green schreibt mir, daß «in Passa gier des „Bombay" erklärt Hab«, er werde nur unter meinem Kommando die Fahrt machen." Amy ließ Messer und Gabel falle», und Claude, der sie ge rade anblickte, wunderte sich über ihre plötzliche Blüne. „O, Kapitän der Brath", rief sic aus, „gehen Sie nicht! Es kann ein Agent Ihres Todfeindes sein." Philipp lachte etwas befangen. „Nein", sagt« er, „das ist äußerst unwahrscheinlich. Dem Manne, der mich inmitten mei ner Mannschaft ermorden würde, stünde selbst ei» rasches Ende lävor. Zur See nmr ich immer sicher." „Und doch", fiel Claude ein, „habe ich ein unbcl>agliches CKsühl dabei. Nimm das Kommando nicht an, Philipp." .Kapitän de Prath schüttelte de» Kopf. „Ich muß gehen", sagte er, „vielleicht ist es besser so." Und er hielt fest a» sei nem Entschluß, wahrscheinlich, weil er nur zu deutlich gesehen, wie teuer er der Erbin geworden war, die er mach immer für Claude bestimmt glaubte. Claude ivar bald wohl genug zum Reisen, und er enischloß sich, mit seinem Freund nach London zu gehen und selbst über den Passagier Erkundigungen einzuziehen, der es zur Bedin gung machte, daß Kapitän de Brath das Kommando des „Bom bay" übernehme. Als der Wagen der Reisenden abgefahren, und Marie iik das Zimmer ihrer Freundin trat, fand sie dies«, ganz aufgelöst vor Schmerz, auf dem Sofa liegen. Ms Atari« sich sprachlos herabbeugle, um sie zu beruhigen und zu trösten, schlang Amy ihr« Arme um den Hals ihrer Gesellschafterin und schluchzte: „O, Marie, Marie, ich liebe ihn, und er verläßt mich wegen dieser schrccklicl>en See!" 2 2. Kapitel. Claude Dacre kehrte nicht »ach Hause zurück, nachdem Philipps Schiff abgescgelt war. Er schrieb, daß er eine Ein ladung zur Jagd bei einem Freunde angenommen, und sehr wahrscheinlich einige Wochen ivegbleiben werde. Bald darauf wurden Airs. Munro und Amy zu Besuch bei einer teuren alten Freundin der Dame eingeladen. Aber die Gesellschafterin war von der Einladung ausgeschlossen. Amy wollte ablehnen, — sie ließ Marie nicht gern allein und einsam zurück; aber Mrs. Munro bestand auf ihrer Be gleitung. So mußte den» Amy nachgebcn. Marie begab sich mit einem sonderbaren Gefühl von Ver lassenheit in das Biblioihekzimmer. Aber sie war entschlossen, ihrer Niedergeschlagenheit nicht nachzugeben. Am nächsten Morgen schneite es leicht; der Winter war zwar schon vorüber, aber die Kälte ungewöhnlich streng für die Jahreszeit. Marie beschloß, ihre Einsamkeit zu benutzen, um ein Porträt von Claude zu skizzieren. Der Tag war trübe und ging rasch zur Neige. Ver stimmt blickte sic hinaus, als plötzlich ein Wagen in Sicht kam, der a» dem Hanse vorfuhr. „Ein sonderbarer Tag für Besucher!" dachte sie, vom Fen ster nwgtretend. „Wer mag das sein?" Der Wagen bewegte sich langsam den Stallungen zu, die Türe öffnete sich, und John meldete an: „Sir Robert Rivers." Auss höchste überrascht, sah sich Marie einem großen, ob schon leicht gebeugte» Manne von anscheinend mittlerem Alter gegenüber. Er war et:»« 10 Jahre alt, sah aber älter ans. Sr erklärte, daß er ein« Woche vor der bestimmten Zeit anbomme und zu seinem Bedauern gehört Hobe, Mrs. Munro sei von Haufe abwesend. „Ich bin jedoch überzeugt", fügt« er bei. daß Mrs. Munro es entschuldigen wird, wenn ich von dem Vorrecht eines nahen Verwandten Gebrauch mache und dt« Nacht hier bleib«, da sch leidend «nd sehr ermüdet bin durch die Fahrt." „Natürlich", sagt« Marie schüchtern, „Sie werden gewiß sehr willkommen sein. Mrs Stirlino wird «in Zimmer für Sie in Bereitschaft bringen.* „Danke", sagte er, und sich schwerfällig bewegend, als ab er lahm sei oder heftige Schmerzen leide, sank er in einen be quemen Sessel beim Feuer. John zündete die Lampen an. und nun gewährte der Fremde, datz die einzige Person, die zu seinem Empfang zu Hause ivar, ein sehr schönes junges Mädchen sei, — während Marie in ein Gesicht blickte, das oussah, als sei es aus Marmor gemeißelt, so weiß und regelmäßig waren die Züge, die nur durch ein paar große, stahlblaue Augen belebt wurden. Sir Rcckert trug einen große» Bart, sein üppiges Haar war in Wirklichkcil ein» Perücke. Sir Robert gelang es bald, sie von ihrer Befangenheit zu befreien. Plötzlich, inmitten ihrer anregenden Unterhaltung, flieh Sir Robert ein unterdrücktes Stöhnen aus; Marie hörte über rascht auf, zu sprechen. Er machte einen Versuch zu lächeln. „Ich leide in hohem Grade an Neuralgie", sagte er, „und ein stechender Schmerz hat mich gerade daran erinnert. Darf ich Sie bemühen, die Schelle zu ziehen? Ich kann mich iin Augenblick gar nicht be wegen." Marie erfüllte sogleich seine Bitte, und als John erschien, der bei Sir Roberts Ankunft ausgegangen war, bat sie ihn, den Kammerdiener des Herrn zu seudcn, da dieser bis zur Teezeit aus sei» Zimmer zu gehen wünsche. Jahn entsernte sich, um den Befehl auszusühren. uud bald darauf lrat ein französischer Kammerdiener ein. bot Sir Robert de» Arm und geleitete ihn nach seinem Zimmer. Um acht Uhr erschien der Baronett wieder am Arme seines Kammerdieners im Bibliothekzimmer und nahm am Tische Platz, aus dem «in sehr einladendes Mahl serviert ivar. Niemand jedoch, der von seinem Zustande keine Kenntnis hotte, I-älte ihn für leidend halten können, wen» er seiner Kon versation gelauscht hülle. Er hatte eine brillante Unierhattungs- gabe und plaudert«, während sein Diener Francois ihn bediente. Marie vergaß sein« Leide», als sic ihm zuhörl«, und er, vvn der Anmut und Intelligenz seiner Gefährtin bezaubert, bemühte sich, ihr zu gefallen. Er hatte von der herrlichen Stimme eines Opernsängers ge sprochen, »nd Marie hatte ihm bedauernd gesagt, daß sie noch nie Opern besucht l^ibe, woraus «r st« fragt«, ob sie selbst kmge. Ihr« einfache, bejahend« Antwort schien ihm zu gefallen (Sortfrtzuni, folgt.)