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Sächsische Volkszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1927-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192705129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270512
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270512
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-05
- Tag 1927-05-12
-
Monat
1927-05
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung
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Donnerstag, oen ir. Mat iwr Nr. 10«: Sette S 53cli5i5cke ^IiiDnik Weekend und Tuseulum Schon der berühmte Cicero — der war im alten Rom be- kannllich ein ausgezeichneter Jurist und ist dafür schließlich auch umgebracht worden — schon dieser würdige Mann also wußte, daß das Leben nicht nur aus Geschäftsstunden besteht. Deshalb ging er, wenn es ihm In der ewigen Stadt nicht mehr wohl war. auf sein Landgut Tuseulum, und in vielen Briefen hat er di« Schönheit und Stille dieses Ortes gepriesen. Da aber nun seit dem Humanismus sder auch sonst nicht ohne Greuel warf alle Lateinschlller an den Briefen des Herrn Cicero den goldenen Stil der römischen Sprache lernen müssen, so nannten sie seitdem Orte angenehmer Erholung mit Borliebe: Tuseulum. So braucht man sich dann nicht zu wundern, wenn man auf einer Wanderung durch anmutige Gefilde plötzlich vor einem wohlbehauenen Steinblock stellt, der verkündet: in diesem Tuseulum stiller Freuoe feiert« man ländliche Fest«, ergötzte sich an EMserspielen und lauschte dem Gesänge edler Frauen- stimmen". Wo liegt dieses Tuseulum? Sehr nah« bei Dresden, ver ehrter Leser, es ist das Seifer sdorfer Tal. dessen an mutige Wiesen und felsige Hänge heute nicht mehr so eifrig besucht werden wie ehedem. Denn wer Wert auf einen rechten Tagesmarsch legt, fährt in die Sächsische Schweiz, und wer nur den nächsten Kaffeetisch sucht, der kommt über die Heide nicht hinaus. So ist dieses „stille Tuseulum" selbst im Zeichen des Wochenendes nur recht spärlich mit Wanderern besetzt. Die Natur aber ist kein Gasthof. dessen Aufmachung sich nach dem Fremdenbesuch richlet. Das Tal leuchtet bis zu seinen granite nen Rändern so grün und bunt wie in jedem Frühling, und die Röder rauscht so vergnügt wie vor hundert Jahren. Damals nämlich herrschte ein anderes Leben in diesem Tal. Die Denksteine erzählen davon. Die Grafen Brühl, die oben, über dem Tal auf Seifersdorf saßen, hatten hier einen rechten Platz gefunden, um ro,nautische Feste zu feien». Sie versam- weiten die Landbevölkerung in einer Festhalle, und hier ergötzte man sich an Tanz und Gesang. Denksteine an den schönsten Stellen des Tals wurden der Liebe, der Wahrheit, der Tugend gewidmet. Ein romantisches Wochenende, oder wie inan da mals sagte: „Ein stilles Tuseulum". Wer poetisch ist, dem kann die Vergangenheit zwischen den Bäumen und Denksteinen lebendig werden. Umso schlimmer, wenn er dann erleben mutz, wie das moderne Week-end in bas comanlische Tuseulum einbricht. Dann kann er Szenen erleben wie jene, die wir mit leisem Entsetzen betrachteten und die uns fast ein Symbol für den Gegensatz von Gegenwart und Der- gangenheit erschien: Eine junge „Dame", sehr kniefrei und „gebobbt". ließ sich von dem dazugehörigen jungen Mann im Rahmen dieses schönen Tales photographieren. Dazu hatte sie sich auf einen der Denk- steine gestellt, und zwar in einer Haltung, als wollte sie sofort anfangen, Charlcston zu tanzen. Der Denkstein aber Irrig, ver. wittert zwar, doch immerhin noch deutlich genug, die Wid mungs-Inschrift: „Der Tugend". Marabu. Die Wohnungszählung am 16. Mai 1927 Am 16. Mai 1927 sindet im Deutschen Reich (ohne Saarge- blst) eine umfassende Wohnungszählung statt, die zweite ihrer Art. Die Ergebnisse der ersten Neichsivohnungszählung vom Mai 1918 können, wie das statisdiscl)e Landesamt schreibt, fiür die Wohnungswirtschaft und für die Aufstellung eines Bau- programmg nicht mehr zugrunde gelegt werde»», da erst die Nach kriegszeit die starken Veränderungen auf dem Gebiete des Woh nungswesens gebracht hat. Aus diesem Grunde hatte anläßlich der Anfang 1925 erfolgten Beratung des Gesetzes über die Volks-, Berufs- und Betriebszählung 1928 der Reichstag den Wunsch ausgesprochen, auch «ine Reichs Wohnungszählung vor zunehmen, um für die Aufstellung «Ines Wohnungsbauprogramm,, zuverlässige Unterlagen zu gewinnen. Mit Rücksicht auf die große Belastung der Bevölkerung und der Statistischen Bohör- den durch die umfangreiche Volks-, Berufs- und Betriebszählung 1925 nahm jedoch die Reichsregierung damals im Einvernehmen mit dem Reichstag von der gleichzeitigen Durchführung einer Reichswvhnungszählung Abstand. Lediglich in einer Anzahl von Mittel- und Großstädten wurde in Verbindung mit den in grö ßeren Städten erforderlichen Dorerhebungen für di« Volks-, Be rufs- und Betriebszählung 1925 auch «ine Wohnungszählung durchgesü-hrt. Die Reichs-Wohnungszählung dagegen wurde bis zum Frühjahr 1987 verschoben und -ist nunmehr durch das „Gesetz über die Reichswohnuugszählung im Jahre 1927 und die Feststellung der Zähl der Wohnungssuchenden" vom 2. März 1927 angeordnet worden. Mit der diesjährigen Wohnungszählung wird ln den meisten deutschen Ländern ein« Zählung der Wohnungssuchende«, verbun den. In Sachsen findet die Zählung der Woh- nung «suchen den nicht statt, »veil hier die Zahl der Wohnungssuchenden bereit, durch die Wohnuugsnotzähluug vom 8. Oktober 1926 festgestellt worden ist. Die unmittelbar« Ausführung der Wohnungszählung erfolgt durch die Demeindebehörden. Diese können zur Durch führung der Zählung einen ober mehrere Zählunzsausschüsse «in. setzen. Das Amt des Zählers gilt als Ehrenamt in» Sinn« des Artikels 132 der Reichsverfasfung und im Sinne der 8H 25 und 26 der Gemeindeordnung für den Freistaat Sachsen. Es ist er wünscht, daß sich auch Beamte, Lehrer und Angestellte als Zäh ler oder als Mitwirkekde bei Zählungsausschüssen zur Verfü gung stellen. Die Hausbesitzer oder deren Stellvertreter können durch die Gemeindebehörden zur Uebernähme des Zähleramtes verpflichtet werden. Es darf evivartet iverden, daß den Zählern ihr verant-wor- tun-gsvolles Amt durch willige Auskunftserteilung seitens der Bevölkerung erleichtert wird. Nach Beendigung der statistischen Aufnahme durch die Zähler -und die Gemeindebehörden erfolgt die weitere Bearbeitung des Zähl Materials durch das Statist Ische Landesamt. Für §le Bekennlnlsschul- Reukirch. 11. Ata». In N e uk l rch in der Lausitz tagte der Evangelisch, lutherische Landesschulverein für Ostsachsen. Es ist bekannt, daß diese Organisation in der Schuifrage in konse quenter Weise mit unserer katholischen Schulorganisation und ihren Bestrebungen übereinstimmt. In protestantischen Kreisen ist man bekanntlich »n der schwierigen Lag«, nicht genügend Lehrkräfte zur Verfügung zu Hecken, die zur Erteilung des Reli gionsunterrichte» in den sächsischen Gemeinschaftsschulen bereit sind. Es wurde daher in Neukirch di« Frage aufgeworfen, ob Eltern bereit und in der Loge wären, ihren Kindern selbst plan- mäßig die religiöse Unterweisung zu erteilen. Diese Frage wurde in einer sehr anregenden Aussprache behandelt -und dabei vor allem zum Ausdruck gebracht, daß die Pfleg« des Ehristen- tumes und der religiösen Sitten in der Familie wieder lebendiger werden müßte. Folgende Entschließungen wurden zur schulpoli. tischen Lage einstimmig angenommen: 1. Der Cv.-luth. Londesschuloerein für Sachsen, zu seiner Gautagung i„ Neukirch versammelt, fordert mit allen ernsten Christen baldiges Einbringen des von der jetzigen Reichsregie- rung dankenswerterweise veiheihenen Reichsschulgeset- zes. — Dieses Gesetz muß endlich die seit beinahe acht Jahren in der Verfassung vettieißene Berücksichtigung des Willens der Erziehungsberechtigten und volle Entwicklungsfreiheit der in der Verfassung vorgesehenen Schularten bringe». Die Wünsche des christlichen Elternhauses sind oft genug auch von unserer Seite den zuständigen Stetten unterbreitet: Die Bekennt nisschule mit Bibel -und Katechismus ist unser Ziel! Wir rufen noch einmal Regierung und Reichstag zu: Laßt uns end lich Toten sehen! 2. Da auch das beste Reichsschulgesetz ohne christliche Lehrer, die sich freudig und freiwillig in den Dienst der von uns erstrebten Bekenntnisschule stellen, wertlos bleiben wird, fordern wir gleichzeitig reichsgesetzliche Regelung der Lehrer- bildung. durch die die Lehrer für den Unterricht an dieser Schule hinreichend vorbereitet werden. 3. Wir fordern ferner baldige reichsgesetzliche Regel»»»»« des Privatschulwesens. 4. Wir erwarten von den» Gerechtigkeitsgefühl des Land tages, daß er auch christlichen Pädagogen Gelegenheit gibt, ihre methodischen Neformgcdankei» an einer Bersuchsschule durchzu führen. 5. Angesichts des verheißenen Neichsschulgesetzes rufen wir alle christlichen Eltern auf, in diesem Jahre unter allen Um ständen bei den Elternra tswah len im Mai ihr Wahlrecht auszuüben! Aus jede Stimme kommt es an! Wählt nur An- Hänger der christlichen Bekenntnisschu-le mit Bibel und Katechis mus! Mil einer öffentlicl>ei» Versammlung, in der Lehrer Schleich. Dresden, sprach, wurde die Tagung beschlossen. Um den Elbe—Oder-Kanal Görlitz, 11. Mai. Der Elbe—Oder—Kanalverein E. B.. den» 51 Gemeinde»» und Geineindeoerbände. zwölf Handelskammern, sechs Vereine und vierzig Einzelmiiglieder angehören. l»at eine Eingabe an die Regierung gerichtet, es möge ein Kanal gebaut iverden, der die Elbe mit der Oder verbindet. Der Eingabe »st eine ausführliche Begründung beigegeben sowie ein Lageplan, in dein di« Kanalprojekte im Anschluß an die von der Handelskammer Kottbus geplante Elbe-Spree-Ver- btndung und die von» Kanalverein Berlin—Leipzig geplante Verbindung des Elster—Saale—Kanals mit der Elbe darg«stellt sind. vrrsclrn unrl Umgebung Kauplversammlung -er In-uslrieUen Dresden, den 11. Mai. Der Verband Sächsischer Industrieller, Orts, gruppe Dresden, hielt gestern seine 14. ordentliche Haupt versammlung ab. Der Borsitzende, Jul. Hey de, ging in seinen Begrüßungsworten kurz auf die gegenwärtige Wirt schaftslage «in. Aus dem Tätigkeitsbericht, den der stellvertre tende Syndikus Mi« 1HKe eristättete, war folgendes zu entnch. -men: Die Initiative des Verbandes im Kampf gegen die über mäßige Steuerlast -und ferner bei Reform der Fernsprechgebüh ren sei von Erfolg gewesen. Auch gegen die neue geplante Er höhung der Postgebühren gelte es gang energisch Front zu machen. Außerdem werde der Verband sich für eine regio nale Vertretung bei der Neugestaltung des Reichswirtschafts rates entsetzen. Den Mitgliedern legte der Referent nahe, ihre Wünsche ln bezug aus öffentliche Angelegenheiten rechtzeitig dein Verbände mitzuteilen, damit «in erfolgreiches Intervenieren bei den zuständigen Stellen noch möglich ist- Anschließend sprach Professor Dr. Holl dock über die INdustrieallsienmg der Landwirtschaft. Der Redner ging zunächst in sehr instruktiver Weis« auf die Grenzen «in, die der Industriealisierung der Landwirtschaft von 4ta!ur gezogen sind. Die Landwirtschaft sei auf Funktionen der Fläche angewiesen, sei abhängig vom Wettergott, vom leben, digen Organismus und von der Individualität von Tier und Pflanze. Eine fabrikmäßig betriebene Landwirtschaft sei und bleibe deshalb «m Undin g. Ferner geht di« Tendenz der Heu. tigen Entwicklung auf Verkleinerung der Großbetriebe. Der beste Erfolg liege beim Mittelbetrieb, obwohl mit der Verkleine rung des Betriebes nat-urgemäh die Industriealisierung immer schwieriger werde. Redner bewies das an Hand lehrreicher Zah len, über di« Benutzung von Maschinen. 40 Prozent von allen landwirtschaftliche», Betrieben, die für Maschinen überhaupt in Frage kommen, besäßen nur «ine einzige Maschine. Die in Deutschland sohlenden landwirtschaftlichen Maschinen machten «inen Wert von 1 Milliarde Mark aus. Hier Hab« di« Industrie einzusetzen, da es heute kein Land nötiger habe als Deutschland, sin enges Zusammenarbeiten zwischen Industrie und Landwirtschaft zum Zweck« der Rationalisierung durchzu« führen. In einem ziveiten Bortrag sprach Oberbaurat Hager über di« Landesplanung vstsachfen. Er wies darauf hin, daß erst 1912 begonnen ivorden sei, den Ortserweiterungsplan Groß-Dresden arüf di« ganze Kreishoupt- monnschaft auszudehnen -und durch Aufteilung des Geländes für Derkohrsstmßen, Grünflächen, Bebauungsgelände für Wohn- und geiverbliche Zivecke eine sogenannte Landesplanung durch zuführen. Der Landtag werde sich wahrscheinlich noch -in dieser Sitzungsperiode mit diesen Fragen zu befassen haben. Es sei notwendig, alle Kreise heranzuziehen, da die Landesplanung sich fortwährend an ändernde Faktoren an-passen müsse. Auch die an die Kreishauptmannschaft«,» angrenzenden Bezirke müß ten dieser Regelung größtes Interesse entgegenbringen. Der Redner beleuchtete auch die technischen Einzelheiten dieser Lan desplanung -lind betonte, daß di« Entwicklung, di« in dieser Richtung fiihrt. durchaus gu begrüß«,» sei. : Di« erste Klasse der 4SI. Sächsischen Landeslottevt« wird an, 18, and 19. Mai 1927 gezogen. Dke Klmmels-Reklame Di» Geschichte -erzählt, daß im Jahre 325 be» der Schlacht an der Milvisch-ei» Brücke vor Rom de», Kaiser Konstantin ui»d seinem Heere ein Zeichen an» Himmel den Sieg verheißen habe. Heut« glaubt man so «twas nicht mehr gern. Dafür aber hat man es soiveit gebracht, aus oige- n-rr Kraft den Himmel mit geheimnisvollen Zeichen zu be- schvriben. Der Himmel wird Reklame profaniert, weil wir ja unten noch nicht genug von dieser Spezies Habens Auch über Dresden machte sich dieser Tage «in Flugzeug den Spaß, da» Wort „Perfil" mit Rauch an den Himmel zu maien. Es handelt sich dabei um Flugzeug« ganz be sonderer Konstruktion, die leichtwendig und mit einer stark verpesteten Gaslunge ausgestattet sein müssen, aus der sie dann mit einigem Hochdruck ihren schwarzen Rauch auspuffien können, und zwar 8000 Kubikmeter in der Minute. Die großen Buchstaben, wie das P, sind dabe» 1,5 Kilonrtter hoch, die kleinen 1 Kilonreter. Das Wort „P-ersil" ist 7 Kilometer lang, so Saß man be» klarem Himmel die Riesenreklame in euvem Umkreis von 100 Qua» dratkilometern lesen kann, wenn sie 4000 Meter hoch steht. Solch: Reklame ist nur zu einem gut, nämlich um per spektivische Studien im Weltenraum zu machen! Da das Wort „Perfil" ein Reinigungsmittel darstellt, wird Petrus Schwarze Kunst Wie die Buchbruchlettern gemacht werden Auf der diesjährigen Dresdner Papterausstel- lung werden auch die deutschen Schriftgießereien ver treten sein. Den Besuchern wird sich also Gelegenheit bieten, mit den verschiedensten Formen -und Graden der Lettern be kannt zu iverden, die der Schriftsetzer zu Wörtern, Zeilen und Seiten zusammensetzt und mit denen dann rin-sere Bücher und Zeitungen gedruckt werden. Druckschriften lesen kann heut zutage in Deutschland ivohl jedermann. Aber die ivenigsten haben «inen Begriff von der Herstellung der eigentlichen Träger des gedruckten Schriftbildes. Nun ist aber dieses Fabrikations- gebiet in ollen seinen Stadien interessant genug, um auch die Beachtung derer bcanspruche-n zu können, die nicht zur Zunft gehören. Daher möchte» wir heute einiges über die Geheimnisse dieses Zweiges der schwarzen Kunst ausplaudern. Als Grundlage zur Herstellung der Lettern dient die Zeichnung der einzelnen Schriftbilder, die von einem tüchtigen Schriftzeichner sehr sorgfältig ausgeführt werden mutz. In den letzten drei Jahrzehnten haben sich auch namhafte Künstler und führend« Kunstgewerbler dein Entwurf neuer Druckbuchstaben -ugvwandt und charaktervolle Alphabete qeschafs-en. Nach den gezeichneten Vorbildern fertigt der Ste-mpelschnei- der die O r i g i na l typ« n an, die als „Stempel" oder „Patrizen" bezeichnet werden. Sie sind etiva 7 Zentimeter lange Stäbchen aus Stahl, auf deren einem Ende die Schriftlichen im Spiegel bild erhaben herausgearbeitet werden. Das kann durch Gra vieren oder mit Hilfe sogenannter Bunzen zum Einschlagen der Vertiefungen geschehen. Hat der Stempelschneider seine Ar- beit, den .Scbnttt" vollendet, dann werden di« StaWtäbche» nät dem erhädene-i» Schriftbild an dem einen «tivas spitz zuloufen- den Ende sorgfältig gehärtet. Nach diesen Stempel» oder Pa trizen werden dl« Formen oder Matrizen hergestellt, und zwar aus einen« weicheren Metall, in der Regel Kupfer, in das das erhabene und seitenverkehrt« Schriftbild des Stempels eingeprägt wird. Die Matrize weift also dann das Schriftbild vertieft und seitenrichtig auf, nicht mehr im Spiegelbild. Sie muh genau gerichtet oder „justiert" werden, -was der Justierer durch Schleifen und Hämmern und oft wie- derholte gewissenhafte Messungen erreicht. Davon hängt die Gleichmäßigkeit und das gefällig« Aussehen der Schrift ab, da die Matrizen als Guß formen für die eigentlichen Lettern Limen. Bevor wir uns das Gießen selbst betracht«», sei noch er wähnt. daß größere Schriften nicht in Stahl, sondern in L«t- tcriimetall geschnitten werden. Da ein solcher Bleistempel aber viel zu weich ist, um zur Herstellung der Matrize durch Druck prägung dienen zu können, wird die Kupfermatriz« von die ser Schriftmetall-Batrtze auf galvanischem Wege gewönne». Sie kommt in ein galvanisches Bad. in dein sich ein Kupfern Über schlag bildet, der das Schriftbild gleich der durch Einschlag«,» von Stählstempel i» gewonnenen Matrize vertieft -und seitenrichtig aufiveist. Der dünne Kupscrnicderschlag wird auf der Rück seite mit Metall a-usoegossci», so daß er die für eine Matrize not- wendige Stärke erhält und dann in der geschilderten Weise justiert. Dann -ivandert die Matrize In das Gießin st rume >» t. dessen durch Backen fest züsoimiicngeyaltene zwei Hauptteile so geformt sind, daß zivischen ihnen eine rechteckige Oeffn-ung zu einem Hohlraum bleibt, der der Gestalt -es Typenkörpers ent spricht. Den Boden dieses Hohlraumes bildet das vertiefte Buchstabenbild der in das Gießinistrument genau eingepaßten Matrize. Diel« bildet also mit dein Gießinstrument di» Form für den Letterngnß. z« dessen Erleichterung der obere Teil des Gießinstrumentes eine trichterförmige Fortsetzung hat. Zum Schutze der Hand des Gießers ist das au» Eisen. Stahl oder Messing bestehende GießinKrument. Lekl«n beide Teile i« nach der Stärk« der Tao«. die gegossen werden soll, engrr oder iveiter gestellt iverden kann, mit Holz umk-leidet. Zum Handguß wird ein Löffel benutzt, mit dem das flüs sige Atetall aus der Schmelzpfann« geschöpft und durch die trich- tcrsürmige Oefsnung in die Form gegossen wird. Dieses L«t- ternmetall, „Schriftgut" oder „Schriftzeug" genannt, besteht aus drei Vierteln Blei, dem hauptsächlich Antimon und einige Teil« Zinn beigemifcht werden. Ein kleiner Zusatz von Kupfer oder ein höherer Prozentsatz von Antimon und Zinn erhöhen di« Härte der Mischung, di« im Guß lcichtfließend und trotzdem auch nach dem Erkalten der gegossenen Lettern widerstandsfähig genug sein muß. um möglichst lange zum Druck» veriven-det wer- den zu können und scharfe Abzüge zu geben. Diese Legierung, die im Gießosen geschmolzen und sorgfältig gemischt wird, muh vor dem Guß von allem Oxyd, das sich aus der Oberfläche als Sck-aum abseht, befreit werden, da -die Milverarbeitung dieser sogenannte» „Krätze" die Lettern brüchig oder schlecht machen würde. Nach den» Guß wird das Gießinftru-ment geöffnet und die erstarrte Letter herausgenommen. Sie erhält noch an dem dem erhüben -und seitenverkehrt stehenden Schriftbilde entgegen gesetzten Ende den durch die Zuflußössnung der Form entstan denen Ansatz, der abgebrochen werden muß, um die Letter ge- br-aucl)sfähig zu mache». In dieser Weise gossen sich früher viele Buchdruckier ihre Lettern selbst. Mit der -Entwicklung des Druckereigc-werbes izweigten sich jedoch besondere Schriftgießereien ab. die die Versorgung vie-l-cr Buchdruckereien mit Lettern »Übernahmen. I-n diesen Speztalsabriken erfuhr auch die Gietz- technik selbst eine schnelle Entwicklung. Der Handguß wir- -heute fast gar nicht mehr angeivendet, -höchstens noch für di« Lieferung kleiner Menge». Die Hauptarbeit lasten s-etzt auch in der Schriftgießerei Ma s ch i ne n. die sowohl das Schmelzen -es Metall«, als auch den Guß Ser Lettern mechanisch -besorgen und zum Teil auch vollständig fertig zuqerichtete Produkt« lie fern. Doch darüber unterhalten wir uns lieber ein on-dermal. Wer die hi«r kurz geschildert« handwerksmäßige Erzeugung der kleinen Metallstäbchen, die wir Duchdrucklettern nennen, auch in der Praxis kennen lernen möchte, dem wird di« dtessährig« Iahresschau D»"">ba>. Arbeit in Dresden nmnche Gelegenheit da«» biete»»
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