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SonntLfl ». Mai I»r7 Nummer io» Srilk 1 >1 »» «II »IIII» »II »III IIII» «II «IIII» «II INI NN »II INI »II »II »II »IIII» «II »II »IIIIUUIIII» »II »II »u «II »II «II »II «IIII» «II »II «IIII» «II «II »II »II litt »II »II »IN» «II «II»» »» «II «II »IIII» II.IIIII »IIII Muttertage An meine Mutter Ich hält« gern ein schönes Lied gemach» von boiirer Liebe, deiner treuen Weise; die <Sabe, bi« für andre immer macht, hätt ich so gern geweckt zu deinem Preis«. Doch wie ich auch gesonnen mehr und mehr, und wie ich auch die Rein« mochte stellen, des Herzens Fluten nullten drüber her. zerstörten mir des Liedes zarte Wellen. So nimm die etnsach schlicht« Nab« hin. von einfach ungeschminkte,n Wort getragen, und meine ganze Seel« nimm darin! Wo man am meisten fühlt, weih man nicht viel zu sagen. Annette v. D r oste-Hl« l sho s,s. Religiöse Spruchpoesie von Karl Me i t n e r < He ck e r t. nie moderne Welt sammelt ihre Weisheit in Büchern; die alte Zeit, die Bücher noch nicht kannte, schrieb sie an Häuser und Wände, auf Geräte und Handwerkszeug, und mancher der kurzeil Sprüche, mit denen sie diese Gegenstände zierte, wiegen ganze Bücher auf. Häuser und Wände ertragen keine Platthei ten; die edelsten und trefflichsten Gedanken nur gerade sind gut genug, um öffentliches Zeugnis abzulegen von dem Geist, der den Besitzer solcher Dinge beseelt. So hat man fast immer nur di« Grundivahr heilen und Grundlehren der Religion für würdig be- fnnden, an so sichtbarer Stelle ausgezeichnet zu iverden, und man hat gern aus besondere Originalität des Inhalts zugunsten seiner Bedeutsamkeit verzichtet. Originell aber und erfinderisch ist man in der Ausdrucksform gewesen und in dem Bestreben, die religiösen Lehren und Wahrheiten in ganz besondere und ein prägsame Beziehungen zu dem Gegenstand, der sie inschriftlich trägt, zu bringen. So sind diese Inschriften nicht nur Beweise für die tiefe Gläubigkeit einer alten Zeit, sondern auch Beweise für di« dichterischen Gaben, die im Volksgemüt schlummern. Am bedeutsamsten sind naturgemäß die Hansinschriften: Dies Haus ist mein und doch nicht mein! Wer nach mir kommt, 's ist auch nicht sein! Und wird's an Dritten übergeh'n. So wird's ihm ebenso ergeh n! Den vierten trägt man auch hinaus . . . Nun sagt mir doch: we» ist da» Hau»? Dies Haus, gebaut aus Stein und Sand, Es ist mir dreimal abgebrannt, In Herrgotts Händen jetzt gelegen Erwächst dem Hause Fried und Segen! Grüß Gott! Tritt «in! Nütz Tisch und Schrein! Willkomm' du bist Als gläub'ger Christ! Wenn mein Haus so lange steht, Bis mein Glaub' an Christ vergeht. Dann wird es so lange stehn. Bis die Welt wird «mtergehn? Mehr an den inneren Menschen wenden sich die Want« «nd Betsprüche: Muttertag« in der ktathakisck«eu Kirche sind: Das Fest Maria Verkündigung. Die demütige Magd des Herrn empfang! ihr Kind aus der Schöpferkraft des Heiligen Geistes. — Jede Z«ugnng im Mutierschoße empfängt ihre Weihe durch ihre Lieboskraft aus dem Heiligen Geiste. Das Fest Mariä Heimsuchung. Maria fauchst ob des Kindes unter ihren« Herzen. Sie trügt ihre Freude in das Haus ihrer Bas« Elisabeth, den Lobgesang anstimmend: „Großes l>at der Herr an mir getan!" — Jede edle Mutter freut sich, ivenn sie das neu« Leben unter ihrem Herzen spürt, und sie fühlt sich als gesegnet. Und wohin sie unter edle Menschei« kämmt, nimmt man an ihren« Glück teil ««nd ehrt die Gesegnete. Das hochheilige We ih nach issest. Maria, hat ihr Kind geboren, — in gar ärmlichen Verhältnissen. Sie übt an ihm die eifflen Mutierpffichten. Und sie ist still und bescheiden an der Krippe, selbst als sich die Könige aus dein Orient vor ihr neigen. Sie bewahrt alles in ihrem Herzen. Für das Kind muß sie nun denken und sehen und Hüven. — Manche Mutter muß wohl auch heute ihr Kind in einer engen Wohnung be grüßen und es in eine armselige Wiege legen. Aber ivenn sie das Familienbild von Bethlehem sieht, spürt sie die ganze Ge- ivatt ihres Mutterherzens. Und sie wird auch still und zieht sich nun zurück von der lauten Welt, denn sie iveiß. oaß ihr Kind ein Geheimnis ist, das sie erlauschen muß. Und >vas sie a» der Wiege sieht und erlebt, und was sremde Menschen ihren« Kinde in die Wiege legen, sie bewahrt alles still für sich ««nd gewinnt daraus eine«« großen Reichtum. DasFestderBeschneidungdesHerrnuudder Darstellung im Tempel. Mariens Sohn wird den« Volke Gottes besonders eingereiht, als sein Angehöriger ge kennzeichnet. Und ivenn er auch, ebensowenig wie bei der Dar stellung im Tempel, den Gesetzen Moses nicht unterworfen «vor, — Maria erfüllt das Gesetz allen Müttern zum Borbild. —Und unsere Miller lassen ihre Kinder taufen und opfern sie da durch Gott, dem Herrn. Sie wissen, daß die Taufe mehr ist als eine bloße Zeremonie, daß sie die Geburt des Kindes für das Gottesreich bedeutet. — Und beim ersten Kirchgang lassen unsre Mütter sich aussegne», damit alle Verunreinigung der Sinnen- Der Schlaf den Tod bildet vor. Das Bett die Todesladen, Drum allzeit wacker sei und sromni. Daß du nicht kommst zu Sck>aden! Der Schlaf der Bruder des Todes ist. Wach auf zum Leben, du guter Christ! Ich gehe jetzt gern schlafen ein, Der liebe Gott wird mein Hüter sein! Laß deinen Engel bei mir bleiben, Und immer um mein Bette stell». Laß ihn das Unglück von mir treiben, Auf mich »nd alle Christen sehn! So schlaf ich sanst in Gottes Hut. Der auch im Schlaf mir Gutes tut! Religiöse Wiegenspriiche ivaren sehr beliebt, sie wenden sich natürlich an das Kind: Hastigkeit von ihnen ge nommen und ihre Mutterschaft zur Makellosigkeit erhoben werde. Der heilige Kars re i tag. D e EUchermulter. die still und unbeachtet von der Menge durch das Lebe» ihres Soh nes mitging, steht nun am Ziele unter den« Kreuze. Während Männer flohen, Männer, die noch vor Slunden damit geprahlt hatten, ihr Lebe» für de«« Meister lassen zu «vollen, steht sie, die sich nie einer Tapferkeit rühmte, an der Stelle, die ihr als Mutter gebührt, a» der Seite des Sohnes. Sie steht in über wältigender Kraft ihres Mutte rhevzens. — Und unsere Mütter gewinnen noch lMtte und zu allen Zeiten aus diesem gottbegna deten Heldentum ihre Opferbereitschast, ihre Stärke im Mar tyrium. Eine Mutter geht mit ihrem Kinde den Weg zum Tode, und um ihrer Serienliebe willen bricht sie nicht zusammen. Das heilige Pfingstfest. Maria in der betenden Gemeinde. Sie lebt nach dem Tode ihres Sohnes nicht in ver grämter Einsamkeit, sondern in der Gemeinschaft der Kirche. Alle Menschen sind ihr Sohn und Tochter geworden. — Sie wissen, daß sie trotstiem ihre Ausgabe igiben: daß es zahllose verwaiste, verlassene Kinder gibt, denen sie nun Mutter sein müssen. Das Fest Mariä Hi m in elsahrt. Das ist die Krö nung des Lebens: Mariens Triumphzug in den Himmel. Einst begegnete sie ihrem Sohn aus dem Wege der Schmach uud folgte ihm aus den Berg des Elends. Und nun begegnet ihr der Sohn aus dem Wege der Ehre uud krönt ihre Muttersclxstt auf dem Berge der Verklärung. — Und alle Mütter, die wie Aioria den Kreuzweg staudl-aft gingen, werden einst nach Bollendung ihrer Ausgabe ihre Krone empfangen und an« Dhron ihrer Königin stehen. Ein einziger Muttertag ist der M a i m onat. Und unsere Kinder ehre» die Mutter, wenn sie ihr Bergißmeinnicht zum Mai- «Itärchen bringen und ivenn sie ihr inniges Gebet für die Malter in die Hände der Makellosen legen. Und sie fühlen die Zart heit und Weihe der Mutter. O, wir haben viele, viele Muttertage. Und kein Slaal und kein Organisationstalent kann uns Feste von solchen Höhen und Tiefen, voll solchen Segens bescheren, «vie wir sie vom Anfang des Christentums an haben. Maria Evcrs. Aus Gott und nicht auf Menschenrat Hör morgens früh und abends spat! In Speisezimmern legen folgende Sprüche Zeugnis von tiefreligiöseni Sinn ab: Der beste Bissen: vor Gott und der Welt ein ruhig Gewissen! Herr! du leitest mein Geschick! Erdeng!ück. H i m m e! sglii ck. Wie du sendest deine Gäben. So werd' ich mein Mahlzeit haben! Es segne Gott zu jeder Stund' Was ein- und ausgeht aus dem Mund. Jedwede Speise in den« Topf. Jedwedes Denke» in den« Kops! Christi Wieg' war mein« Kripp'. Kindlein! scheu des Teufels Sipp! Mai Dieser Mvimt ist «in Kuß. D«n der Himniel gibt der Erde, Daß st« jetzund sein« Braut, Künftig ein« Mütter werde. Friedrich von Logau. Donnernde See No» Werner Sch « ndell. Das Meer dunkelte matt-rauchig ein. Flach sog sich das Wasser an den Strand. Der strahlende Blauhimmel eines Herbsttages hatte sich zugetan. Wir lagen im Sande, bedachten, besprachen ihn, als sich von weit, von Westen her, eine dunkel- getb flammende Feuererscheinung auf hohem Meere durch die Dunkelheit brach. „Ein Wetterleuchten," sagte der Freund, „ich will meinen Kopf wetten, «vir Kriegen ein Gewitter." Aber ich, von ande rem bewegt. war austzesprungei«, heraus aus dem Sandivall einer verfallenen Kinderburg und starrte ins Dunkel der sich fchtvarz verhüllenden Fläche: Wieder stammte es auf: Ein springender Hochofen, ein explodierender Gasometer brannte auf einmal, noch einmal! — „Es sind Geschütze, eine »üchiliche Schießübung." oernmtele ich. Ehe der andere aniivorten konnte, zerriß die Luft. Lin Er schüttern, ein erderschütterndes Rollen folgt«. Wie spät kam es nach den« Feuer an! Wie weit mußten die Schisse entfernt sein! Ich schähle gegen fünfzehn Kilometer, da stürzte wieder der Horizont im Feuer ein. Noch laiige schlitterte es auf der Weite des Meeres: es murrte und l>allte weiter, als rollten ungeheure Glitertziige langsam, dröhnend über Eisenbahnbrücken. NA,er an uns, gerade aus, »ach Norden gegen Schweden zu, erschienen Lichter. Feuerstriche fuhren in die Lust, ver- breitertei« sich zu simkelndeu Kugeln, blieben als »ächtliche Son nen lange und wunderlich signalisierend in der Stacht stehen. Unterdessen zuckten die unsichtbaren Eiseniiere immer von neuem aoldfarbeu aui Ztasch erstiegen wir nun den Deich und eilten dem Aus blick zu. Ungel«euer tobte die wilde Erscheinung vor unseren Angen. Eine Sturmflut, ein Dammbruch, ein Erdbeben Halle uns nicht jäher, nicht wilder ergriffen als dieses Sämuspiel. Atemlos starrten wir in die Stacht, über die See hin. Auch mich, der die schweren Eisenschleuder» ,varl>astig aus der Stühe kannte, hatte das Fieber gepackt, jenes zitternd«, un- äbweisliche Aufmerken, als ginge es um Tod und Leben. Immer wieder öffnete der schwarze Ofen der Nacht seine Gluttüren und spie orangenes Feuer gegen di« ausschimmern den Wolkenflächen. Dann fiel Stille ein. Die See zog sich düsterer zu als je; ihr Dunst wallte hoch gegen die Stacht. Schwei gend gingen wir zun« Hans«, sprachen kein Wort über das eben Gesehene. Beide waren wir Soldaten geivesen — «vie lang» lag das nun schon zurück? — lieber zehn Jahre. Still, darüber sprachen wir nicht miteinander! Aber beide l-atten wir noch nie so von ferne, als Sommer gäste friedlich und sorglos das Bellen des Stahles gehört. So also, dachte ick, hört es sich an, wenn man weit davon ab ist, «venu man dahin lebt, idyllisch der Muse pflegt und am Strande den Wellen lauscht, horchend, ob sie einem immer noch ettvas zu sag«,« lgiden. So also, bange ob der dumpfen Erschütterungen, aber nicht fähig, sich ein Geringes der donnernden Dämonie oorzustellen — saßen einst i» Nentralien die Menschen rund um alle Fronten, damals, vor zehn Jahren! Sie lauschte» kaum anders, als wir heute, bange, erschreckt von den Nervenerschütterungen und waren gleichwohl im (tzenutz der persönlichen, herrliä-en Frei heit nicht wesentlich behindert. Sehr bald trennten wir uns. Gingen schlafe». — sonst hätten sich die alten Zeile» wieder «usgetau. Das Grauen, das wir ein für allemal begraben hatten, wäre zwischen uns er standen und hätt« uns «nieder Hinausgetrieben in di« Nacht. Die Feuerpanvramen von vier Jahren hätten sich furchtbar rund in die Horizonte gehängt ««nd der Schlaf wäre uns vertrocknet wie der Tag am Strande dort, den die Brandung beim Sturme auswirft. Aber bau», spät in der Nacht, fuhr ich doch auf. Das Haus erzitterte. Wüste Erinnerungen platzten auf mich ein. Halbivach fahre ich au das Fenster: Die Nacht chront majestätisch. Friedlich und ausgesternt steht ihr gelichtetes Metall über dem leise schwingenden Meere. Doch schon bebt die Eibe. Dom« zuckt es mir vom Boden her in die Knie. Gleich daraus fährt der Don ner des schwerste» Kalibers rasend gegen das Haus. Reißt an Fenstern und Türen, au allem Halzwevk. Die Mauern erheben, die Dachpsannen erzittern, die Fenster klirren und auch di« Treppen im Hause knacken unheimlich auf. Der Horizont stammt in regelmäßigen Abständen empor. Später ertönen näher bei uns. an der Scheide, leichtere dunkel- dumpse Detonationen. Auch leuchtet es zuweilen schivach, kurz aus der Richtung aus. i» der wir am Abend die Raketen ge- sehen hatten. — Lauge hält mich das magische Schauspiel lest. Erst aus de» wohlbokamtte» Freunüespfiss aus dem Nebenzim mer schließe ich leise das Fenster und lege mich nieder. Die ungeheuren Schliige dauerten noch lange an. Ein Mantel erst, dann eine undurchdringliche, hausdicke Schicht von Gummi legte siel« uni »«eine Brust. Erlmrmuiigslos schoß di« donnernde Lee nunmehr ihr malmendes Eisen gegen mein Herz. Immer schneller, immer schiverer ballte sich über mir die Todeslast. Der Atem stockte schon lange, ich wartete auf das Ende. Sogleich mußte es kommen: Keinen Zug Lust mehr ver mochten die eingedrückten Rippen zn fassen. Ich schrie «ns. Niemand half mir, niemand kam und rettete mich. Als ich erwachte, wurde soeben im Oste» hell. Das Dröh nen hatte wohl schon lange aufgehört. Friedlich, in de» opolcnen Schleier gewickelt, lag das Meer am Strande und schlief. Es almele kaum hörbar. Es stürzten keine Meteore mehr brüllend auf die Erde nieder. Mein Ohr vibrierte nicht mehr selv»ndenlang nach unter den dumpfen Hieben der Atmosphäre. Der Penstonsvater begrüßte mich wie immer, al» sei nichts gesciphsn: „.Haben Sie gvt geschlafen?" Was sollte ich da antworten? Das Schieße»? O. ich schlafe wie eine Ratte und lasse mich nicht so leicht stören — auch nicht durch Geschütze. Besonder» im Frieden.