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da» «w»r«icht, glaubt man, dle datholtfche Bevölkerung e vertret ganz ohne Vertretung im Landesparlament lassen zu können. Das ist etwas zum Nachdenken für die Katho liken, die am 31. Oktober nicht Zentrum gewählt haben. Wären an diesem Tage nur 400 Zentrumswähler mehr gewesen, dann wären die Demonstrationsreden nicht un erwidert geblieben! Nicht sachliche Kritik, sondern agitatorische Polemik war es, was die Konkordats-Debatte im Sächsischen Landtag geboten hat. Liberalismus und So zialismus vergaßen ihre sonstigen Unstimmigkeiten im gemeinsamen Angriff auf den „finsteren" Erbfeind, die Kirche. Sie vergaßen aber auch die notwendige Rücksicht auf den außenpolitischen Charakter des Konkordates, und sie vergaßen, daß der Rahmen eines Parlamentes der Kritik andere Grenzen setzt als eine politische Versamm lung. Eine würdelose Demonstration. Das Ziel aber war sehr deutlich Man ivars Steine gegen das Nebelgebilde des künftighin vielleicht mög lichen Reichskonkordates, um das sehr wirkliche Reichs schulgesetz zu treffen. Man ruft die Oeffentlichkeit aus gegen die Macht Roms, um sie mißtrauisch zu machen gegen das Schulgesetz, das unter Mitarbeit der Zentrums partei zustande gekommen ist. Den Willen der christ lichen Elternschaft aber wird solche Spiegelfechterei nicht irre machen. Die Frage des Reichsschulgesetzes wird an derswo entschieden als im Sächsischen Landtag. Und Demonstrationen, selbst solche in Landesparlamenten, werden daran nichts ändern. Dyk. Die kranke Wirtschaft Europas (Fortsetzung von Seite t) Layton wies sodann daraus hin, daß man außer den wirt schaftlichen Faktoren, die zn einer Umgestaltung der Verhält nisse in Europa geführt hätten, an den Ursachen politi schen Charakters nicht Vorbeigehen dürfe, auch wenn die politischen Fragen außerhalb der Weltwirtschaftskonferenz lägen. Denn gerade die politischen Faktoren bildeten das wesentlichste Moment der gegenwärtigen Situation. Layton wies hierbei ans die Lage Sowjetußlands hin. Vor dem Kriege habe der internationale Handel Rußlands den jenigen Indiens übertrosfen, während 1926 der Handel Ruß lands unter dem Dänemarks in der Vorkriegszeit läge. Ohne den Weltkrieg würde Rußland heute mit an erster Stelle im internationalen Handel stehen. Es sei gegenwärtig noch keines wegs zu übersehen, wie in Zukunft der scheinbar unvermeidliche Konflikt zwischen den zivei grund sätzlich einander gegeniiberstehenden wirtschaftlichen Systemen ansgetragen werde. Layton forderte sodann die Sowjetdelega- tion auf, zu erklären, welche Möglichkeiten auf Grund der gegenwärtigen Wirtschaftslage Sowjetrußlands beständen, um den internationalen sowjetrussischen Handel wieder auf das Niveau der Vorkriegszeit zu bringen. Er wies sodann aus die Verteilung Europas in einer Reihe neuer wirtschaftlicher und politischer Einheiten hin. Europa besitze gegenwärtig 11000 Kilometer mehr Zollgrenzen, als i» der Vorkriegszeit. Der Redner 'betonte, es sei hier nicht der Ort, die politischen Ab machungen des Jahres 1919 zu diskutieren, jedoch sei es unbe dingt die Aufgabe der Weltwirtschaftskonferenz, eingehend die wirtschaftlichen Folgen der Abmachungen von 1919 zn prüfen. Er habe bereits in dem Bericht an den Völkerbunds rat darauf hingcwiescn, daß die Zerstückelung Zentralenropas zu einer Verschwendung und unrentablen Verwendung der europäischen Kapitalien sowie zu einer ivesentlichen Verminde rung des Handels geführt habe, Die Schaffung neuer politischer Staaten habe die bisherigen Handelswege völlig geändert und neue Handelszentren gesäiafscn. Die politische Zerstückelung hindere Europa daran, an der neuen wirtschaftlichen Entwick lung teilzunchmen, aus der der Wohlstand Amerikas begründet sei. Die neuen wirtschaftlichen Einheiten, die sich in Europa gebildet hätten, seien unter den modernen Bedingungen der Produktion, wirtschaftlich gesehen, ein Anachronismus. Europa befinde sich somit gegenivürtig unter völlig neuen Bedingungen, die neue Schwierigkeiten schassen würden. Weiter betonte Lay- ivn, er sehe die Aufgaben der Weltwirtschaftskonserenz darin, folgende drei großen Leitgesichispunkte ausznorbeiten: 1. Es besteht eine völlig gegenseitige Abhängig keit der wirtschaftlichen Lage der einzelnen Nationen in Europa. 2. Das Gedeihen jedes einzelnen Staates in Europa hängt also auch völlig von dem Gedeihen der übrigen Staaten in Europa ab. Eine Wiederherstellung des allgemeinen Wohlstan des ist nur möglich durch die Entwicklung der Produktion. 9. Europa wird das gegenwärtige Niveau des industriellen Fortschrittes nicht ansrecht erhalten können, wenn nicht ans zahlreichen Gebieten eine viel engere wirt schüft liche "Zu- fammenarbeit und Spezialisierung nicht nur innerhalb der einzelnen Unternehmungen, sondern auch zwischen den einzelnen Ländern geschossen wird. Der Waffenstillstan- in Nicaragua Washington, 7. Mai. Das Staatsdepartement gab den Abschluß des Waffenstillstandes zwischen den Liberalen »nd Konservativen Riearagnas bekannt, ohne Einzelheiten darüber mftzuteilen, wie Stimso» den Ver treter Sacasas zu der vorlänsigen Annahme von Be dingungen veranlaßte, die T»az bereits lange vorher angc- boten hatte. Stimsvn machte dem Staatsdepartement Mit- Bezugsgelder-Zahlungen für den Monat Mai 1927 der „Sächsischen Bolkszeitung" sind von heute ab wieder an die Geschäftsstelle der „Sächsischen Volkszeltung", Dresden, Po- lierstraße 17 zu richten. Die neue Postschecknummer wird in den nächsten Tagen veröffentlicht W MWM -es.WMS" Der Beginn -es Skahlhelmkages in Berlin — Eine widerspruchsvolle Re-e -es „Stahlhelm" - Führers Sel-ke Berlin, 8. Mai. Am Sonntag findet die Dcmoiistratwn des „Stahl helms" statt, die in der Oeffentlichkeit so viel Aufsehen erregt hat. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen am Sonntag wird -ein großer Appell im Lustgarten stehen. lieber den Sinn der Tagung hat sich der Gründer und erste Bundesführer des „Stahlhelms", Seldte, gestern in -einer Versammlung in der Philharmonie ausgesprochen. Es war recht interessant, unter den Zuhörern bei diesem Vortrag-r Umschau zu halten. Der General v. Lüttwitz, der General v. Matter (den Geßler bekanntlich wegen Muer Pläne beim Ruhreinsall als „verrückt" bezeichnet hat), Kapitän Ehrhardt wovon da neben dem Grafen Westarp und dem Präsidenten des Landbundes v. Kalkreuth zu sehen. Seldte shrach über das Thema: „Der neue Weg des „Stahlhelm'". Er gab einen Ueberblick über die Entwicke lung, die die Bewegung genommen hat, die ursprünglich eine Selbstschuhbewegnng war, sodann zum Träger des Wehr- gedankvnß, zur Wehrbewegung wurde und die nunmehr! die dritte Wandlung vollzieh«, die Wandlung zur deutschen Freiheitsbewegung mit dem Ziel innerer und äußerer Be freiung Deutschlands. Mit der Berliner Tagung sei der neu« Weg beschrttten. Der Stahlhelm sei nicht nach Berlin gegangen, um «ine Gcgenbewegung oder eine Protest kundgebung abzuhalten. Der Stahlhelm komme nicht als Antirepnblrkancr, nicht als Antimonarchist, nicht als Anti semit, nicht als Antialkoholiker: er komme mit dem posi tiven Willen und mit einen! positiven Programm. Die Um stellung von dem reinen Frontsoldaten da draußen auf den Stahlhelmmann und den.Daseinskcimpser der Nach kriegszeit, von dem Untertan auf den bewußten Staats bürger, das solle die Arbeitsleistung des Stahlhelms sein. Der Stahlhelm habe nach dem Kriege keinen Staatsmann und keinen Führer gesunden, der seine Mitglieder als Soldaten führen wollte. Das Schicksal habe die Stahlhelmleute gezwun gen, in bitterem Erkenntnisgang zu lernen, was es heiße» Staats bürger zu sein. Der Stahlhelm sehe und glanbe, daß das Schick sal Deutschlands davon abhange, daß Deutschland wieder im Bismarckschen Sinne deutsche Tradition, deutsche Krast und deutsche klare Art durchsetze. Der Stahlhelm stelle sich gern demjenigen Zur Verfügung, Len der Herrgott begnadet habe, Führer von Deutschland zu sein. Er sehne sich nach dem großen deutschen Führer. Seldte schloß, daß, wenn Deutschland nicht teitung, daß amerikanilchc Truppen zwischen den Armeen dcr beiden Parteien ständen, um »ihre Waffen in Empfang zn nehme». Damit ist die Auseinandersetzung zwischen den beiden großen politischen Parteien Nicaraguas beendet. Diese Auseinandersetzungen haben größere Bedeutung nur da durch gewonnen, daß Nicaragua durch seine zentrale Lage in Mittelamerika von großer politischer und wirtschaftlicher Bedeutung für die Vereinigten Staaten ist. Man darf nun daraus gespannt sein, ob die Vereinigten Staaten jetzt nach «erfolgtem Friedensschluß, die Besetzung des Landes ihrem Versprechen gemäß ausheben werden. Polens schwierige AutzeripvlMK 'EMärnngen des polnischen Außenministers Ialefki. Warschau, 7. Mai. Autzenmimster Zaleski erklärte einem Pressevertreter gegenüber zu der deutsch-polnischen Handelsvertragspolitik: Wer nach Polen seine Waren einführen will, der muh auch Polen die Möglichkeit geben, seine Feldfrüchte zn «exportieren. Nur ein solcher Vertrag kann in der Praxis von Dauer sein, der Leiden Teilen die gleichen Vor teile bringt. Niemand kann erwarten, daß wir unter Nicht achtung unserer lebenswichtigsten Interessen einen Vertrag absch ließen. Was die p o l n i sch -r n s s i sch e n Verhandlungen über «einen Nichtangriffspakt anlangt, erklärte der Minister: Diese Verhandlungen, die jetzt weitergcführt werden, sind wegen der großen Unterschiede in der Einstellung, die beide Staaten zu den internationalen Problemen einnehmen, reckt ichwierig. «So sind denn auch noch bedeutende Mei nungsverschiedenheiten seNzusteUen. Wie das polnische Außenministerium mitteilt, war die Nachricht des Pilsudski-BIattes „Glos Prawdh", daß die polnische Regierung anläßlich der Bcuthencr Rede des Vizekanzlers Hcrgt dcr Reichsregiernng eine Protestnote überreichen lassen werde, grundlos. Das Urteil . gegen Kriminalkommissar Tenhvll Magdeburg, 6. Mai. In dem Disziplinarverfahren gegen den Magdeburger Kriminalkommissar vTenholt wurde gestern abend nach dreitägiger Verhandlung das Ur teil verkündet. Es lautet ans Versetzung in ein anderes Amt unter Erstattung der Umzugskosten. Dieser «Spruch «erfolgt wegen einiger dienstlicher Unterlassungen Tenholts tm Laufe der von ihm geführten kriminalPolizeiUchen Unter suchung. Der Hauptpunkt der Anklage, daß Tenholt sich angeblich von antisemitischen Motiven habe leiten lassen, wurde fallen gelassen. - Wenn man bedenkt, daß das Vorgehen Tenholts dazu geführt hat, daß «in Unschuldiger, der Magdeburger Jabvb- kant Rudolf Haas, monatelang in Untersuchungshaft «rls angeblich überführter Mörder.sitzen muht«, wtzrd man dieses UrbeU recht milde finden. in der Lage sei, für die Hera»wachsende Schicksalsailsgabe den Führer zu stellen, man sich in den eigenen Reihen »ach dem Füh rer umschaue» und ihn auch finden werde, den Führer, der bereit sei, den Stahlhelm und Deutschland der innereil und äußeren' Befreiung entgegenzuführen und Deutschland wieder frei, groß' und mächtig zu machen. Die Rede Seldte zeigt eine innere Zwiespältigkeit. Ans der einen Seite gibt er di« staatspolitische Unfruchtbar- keil des „Stahlhelmes" in den letzte» Jahren zu, aus der ande ren Seite prophezeit er, daß dcr ,/Stahlhelm" in seinen Reihen die Führer der Zukunft fördern wird. Das paßt nicht recht zu sammen. Zu begrüßen ober sind die positiven Aus sagen der Rede, vor allem, daß auch die Mitglieder des „Stahlhelms" den Wert staatsbürgerlicher Arbeit erkannt hohen.' Ob es aber empfehlenswert ist. diese staatsbürgerliche Gesin nung durch Demonstrationen auf der Straße dar- gntun, das erscheint uns doch recht zweifelhaft. Der Beichspräsi-ent in Oldenburg Oldenburg, 7. Mai. Zn Ehren des heute und morgen hier weilenden Reichspräsidenten prangt die Stadt in Flag gen- und Girlandenschinuck. Der Reichspräsident, der be reits am frühen Morgen in Begleitung des Staatssekretärs Dr. Meißner und Major v. Hindenburg eingetrossen war, wurde um 9 Uhr aus dein Bahnsteige vom vtdenburgischen Ministerpräsidenten v. Finckh und Oberbürgermeister Dr. Goertitz sowie des Chefs der Reichsbehörden begrüßt und nach dem Platze vor dem Bahnhof geleitet, wo eine Ehren« kompagnte Ausstellung genommen hatte, die der Reichs- präsid.nit abschritt. Alsdann trat er im Viererzuge die Fahrt nach dem Staatsministerium an. Ans den Strmßen bildeten Vereine und «Schulen Spalier. Heute abend findet ein Empfang des Staatsministe riums statt, der dem der oldenburgische Ministerpräsident v. Finckh den Reichspräsidenten offiziell mit einer A »Mache begrüßen wird. Am Sonntag gibt die Stadt dem Reichs präsidenten ein Festessen. Am Montag wird der Reichs präsident in W i I h e l m s hast e n eiutressen, wo «ine Parade der Marineteile, der Krieger- und Marinevercine stattfindet. Nachmittags erfolgt die Rückreise nach Berlin. Dr. Aptztts ReorganisültonspMne Dresden, 7. Mai. In der gestrigen Sitzung des Haushalt ausschusses A machte der Minister des Innern Dr. Apelt Mit teilung von seinen neuen Plänen, um die innere Leistungs- sähigkeit des Ministeriums durch U m st ellnng des Perso nals zu heben. In der inneren Verwaltung stehe das Ministe rium vor großen gesetzgeberischen Maßnahmen, insbesondere vor der Schaffung eines modernen P o l i ze ige s e tz c s. Die Reorgani'sationsMne seien ohne jede politische Tendenz. Weiter wurde mitgeteift, daß Sachsen noch dem statistischen Material im vergangenen Jahre über 26 000 Auswanderer gestellt habe. Die deutschen Tennismeister Froitzheim und Landmann geschlagen. Iin gestrigen Tennisländerkampf Deutschland- Amerika, der vor mehreren 1000 Zuschauern im Gruncwald aus getragen wurde, siegten der amerikanische Weltmeister Tilden über den deutschen Meister Froitzheim und dcr Amerikaner Hunter über den deutschen Meister Landmann. Wetterbericht -er Dres-ver Wetterwarte Witterungsoussichten: Wolkig bis heiter. Auskommende Neigung zn zeitweisem Nebel und Hochnebes. Temperaturen weiterhin etwas zunehmend, jedoch noch «Mild Ins sehr mild. Anfänglich noch lebhafte nordöstliche Winde, später schwache Lustbewegung. 4lpkuÄS0pkv.