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/ t donnerrts» r«. Fmtt ,»r7 Uniervaimns una Mitten Nummer »7 okll« ü Die Skratze -er Armen Don I. Endringer. Es war uralter Brauch tm Dorf: Bon der Kirche «us zoz d e Vittprozession am Pfarrhause vorüber, zwi schen den Pfarräckern hindurch bis zu dem großen Kru zifix, das an ihrer Grenze stand, dann wandte sie sich nach rechts und ging zwischen den Wiesen des Talbauern und des Stemmerers hindurch bis zur Kapelle, die am Wege stand, und kehrte dann über das Schulzengut nach dem Dorfe zurück. Es waren die größten Besitztümer, die von der Prozession berührt wurden. Die kleineren Aecker der Kätner lagen auf der anderen Seite der Kirche, jenseits der Landstraße. Bis dahin hatte inan diesen alten Brauch als selbst verständlich hingenommen. Es war niemandem eingefal len, daran zu rütteln. Mer die neue Zeit gebar neue Gedanken, und so kam es. daß eines schönen Frühlings tages eine seltsame Deputation beim Pfarrer erschien. Der Zimmermeister Joseph Albin, der jenseits der Land straße ein kleines Haus, eine Werkstatt und ein paar Morgen Land besaß, war an ihrer Spitze, und zwei andere Kleinbauern, die in derselben Gegend ihre An wesen hatten, gingen mit ihm. Sie drehten höchst ver legen an ihren Mützen, als sie vor dem Pfarrer standen, und fuhren in dieser Betätigung auch fort, als der Pfar rer sie längst an den Tisch genötigt hatte und freundlich lächelnd fragte, was ihr Begehren sei. Da begann der Zimmermeister zu reden. Höchst umständlich fing er an. Von den Bittgängen, wie sie ge halten worden waren, als er noch ein Kind gewesen war. Und wie es sich dann weiter damit verhalten hatte. Und obwohl er von jedem Jahr immer nur das Gleiche zu be richten wußte, führte er dennoch jedesmal weit und breit aus, wie der Bittgang die Kirche verlassen, wie er an das Kruzifix, dann an die Kapelle gelangt sei. wessen Acker er dabei berührt hätte und auf wessen Felder der gekreuzigte Herrgott, der vorangetragen worden sei, ge blickt Hütte. Der Pfarrer wußte, es hatte keinen Zweck, unge duldig zu werden, und von den Umschiveifen abzumah- nen,- ein Bauer geht doch den Weg, den er sich vorgenom- nien hat, und will man ihn durch Zwischenfragen zur Eise anspornen, so erreicht man höchstens, daß er noch einmal von Anfang anfängt. Also saß er ganz still und horchte und wunderte sich im stillen, wo das wohl hin aus sollte. Schließlich räusperte sich der Sprecher recht umständlich, und dann kam es treuherzig-verlegen aus seinem Munde: „Nur auf unsere Aecker, Hochwürden entschuldigen, sozusagen die Aecker der Armen, wirft der Herrgott gar keinen Blick nie. Möchten halt auch gern einmal geseg net sein und Weihwasser auf unseren Aeckern haben. Darum täten wir bitten. Hochwürden, daß der Bittgang dieses Jahr nach der anderen Seite herum gehen dürfte. Sintemal unsere Aecker die schlechter« Erde haben und den lieben Gottessegen eher brauchen könnten." Ter Pfarrer wiegte bedenklich den Kopf hin und her. Er sprach vorsichtig von löblicher alter Sitte und von dem gefährlichen Geiste der Neuerungen. Als aber der Zimmermeister wie im Scherz bemerkte, daß die Pfarräcker doch an sich unter dem besonderen Schutze des Herrgotts ständen, da stutzte er. Er suchte den Leuten dies eindringlich auszureden und wies sie daraus hin, daß das Weihwasser und das Kruzifix und das Gebet der Prozession den Segen Gottes auf alle Felder der Ge meinde Herabrufe, daß im übrigen all« Menschen Sünder seien und daß der Herrgott dem Pfarrer genau so Kreuz und Leid und Prüfungen sende wie anderen, aber er hielt es nach diesem Hinweis doch für klüglich, der Bitte der Armen diesaml zu folgen und versprach ihnen, den Bittgang durch ihre Felder jenseits der Landstraße gehen zu lassen, wohingegen sie sich erboten, im nächsten Jahre wieder den alten Weg mitzuwallen. Es gab einen kleinen Aufstand im Dorf, als des Pfarrers Absicht bekannt wurde. Die Großbauern ver schworen sich, die Neuerung nicht gelten zu lassen und an dem Bittgang nicht teilzunehmen. Aber es war doch offenkundig, daß die übergroße Mehrzahl der Gemeinde dem Pfarrer zur Seite stand. Der Bittgang fand statt. Mit größerem Gefolge als gewöhnlich und. wie dem Pfarrer schien, wurde mit größerer Andacht und Inbrunst gebetet. Auch die Groß bauern waren erschienen und nahmen teil und schienen mit dem Unabänderlichen ausgesöhnt. So war ja nun alles in schönster Ordnung. Aber der Sommer sollte nicht ohne schweres Unglück vorüber gehen. Im Juli entstand ein Unwetter, und ein furcht bares Hagelwetter ging über das Dorf nieder. Und wie? Die ganze Seite jenseits der Landstraße, wo die armen Leute wohnten, wurde von dem Hagel wie abgemäht. Auch nicht ein Halm blieb stehen, die Ernte war ver nichtet. Diesseits der Landstraße jedoch, von der Kirche ab, fiel zwar ein starker Negen, aber nicht ein einziges Hagelkorn, so daß die Aecker der Großbauern unversehrt blieben. Nun hätte man das Gerede hören sollen! Da ist die Strafe, hieß es, für die Neuerer, das ist der Finger Got tes! Es wurde so schlimm, daß der Pfarrer eine Predigt über die Vorsehung Gottes halten und den Lästerern den Mund verbieten mußte. Merkwürdig aber, die von dem Unglück betroffen waren, trugen es still und machten nicht annähernd soviel Aufhebens davon, wie sonst üblich war. Aber auch der schlimmste Winter vergeht, und endlich naht wieder der Frühling. Da ging der Zimmermeister Albin mit den zwei Nacl> barn wieder ins Pfarrhaus. Und ,vas sagten sie? Sie hätten die Strafe wegen ihrer Sünden verdient, aber wenn es möglich sei, so bäten sie, daß der Bittgang auch dieses Jahr noch über ihre Aecker führe. Der Pfarrer schüttelte den Kopf und bemerkte, er könne dies nicht tun, ohne mit den Großbauern zu spre chen, über deren Aecker früher der Bittgang gegangen sei und denen zngesichert worden sei, daß in diesem Jahre wieder nach dem alten Brauch verfahren werde. Die Großbauern zu befragen, meinte der Zimmerer darauf, täte wohl nicht not, denn sie hätten ihnen bereits Arbeit Grau der Strom, dessen Wasser in Rhythmen schwingt. Weil ihm der Wind das Lied von der Arbeit singt. Arbeit, Arbeit, Arbeit — kein Tag verweht. An dessen Schwelle nicht fordernd die Arbeit steht. Hämmern uferher... Die Maschine pseist, Leben klirrt, wenn Hebel in Hebel greift. Grau eine eherne Kette zerrt und zieht. . All« Räder brausen das Arbeitslied! Franz LLdtk«. Die Greisin Das war so schön und tat so weh. Ich Hab geweint und dann gelacht Und sieben Söhnen ausgemacht. Und sieben Söhnen taten weh. — Nun weih ich nicht mehr, wo Ich st«h. Um mich ist and res und in mir. Dem weih ich seinen Namen nicht. Was ich nun fern und in mir seh. Ist mein Gesicht und ist es nicht. Ich taste nahe eine Tür, Wenn ich nur «inen Schritt noch geh. Ernestine Grob. Rosenlhal Oas Ziel der diesjährigen Dresdner Mai-Wollsahrt „Rosen- thal" erfreut sich in vielen Kreisen noch nicht der Bekanntschaft, die es als heimatliche Gnadenistätte aus sächsischem Boden ver dient. Es sei daher einiges über die Entstehung und Bedeu tung dieses Wallfahrtsortes mitqeteilt. Lag« von Rosenthal ^ Rosenilial ist ein stattliches wendisches Dorf mit gegen 150'Einwohnern. Es liegt 0 Kilometer nördlich von dem Zi- sterzienserinnen-Kloster Marienstern, dem Sitz« seiner Patro- notsherrschaft, und ungefähr 11 Kilometer südlich von der preu ßischen Grenz«. Im Süden grenzt es an die Pfarrgemeinbe Crostwitz. im Westen an den Kirchensprengel von NebelschUtz. im Osten und Norden an die Pfarrei Ralbitz, zu der es auch ein- gspfarrt ist. Die nächsten Eisenbahnstationen sind Kamenz unü- Neschwitz, jede von beiden ca. 11 Kilometer von Rosenthal ent- kirnt Bon Feldern. Diesen und Wäldern umgeben, lleat Ro senthal in einer mäßigen Niederung. Einst besannen sich da selbst viele Quellen. Daher mar die Gegend ziemlich sumpfig, und es mutzten beim Bau der Häuser große Lichenstämme in die Erde eingerammt werden. Das Dorf Nosenthal bedeutet dem nach nicht «in Tal der Rosen, sondern kommt vom wendischen Worte „Nozant", das deutsch „Pfahldorf" l>eißt. Ursprung des Gnabenbttde» Die Verehrung Unsere Lieben Frau von der Linde" und der Ursprung des Wallfahrtsortes zu Rosenthal reichen nach der Sag« dis in di« ersten Zeiten des Christentums in Sachsen, bis in die Zeit Karls des Großen l?68 bis 814). In den Kriegen, welcher dieser Kaiser gegen die heidnischen Sachsen führte, wurde er auch mit deren östliäM Nachbarn, den ebenfalls heidnischen Wenden, in Kämpfe verwickelt. Nach Tieinus schlug ein Feldherr des Kaisers in der Nähe des jetzigen Psarrdorfes Ostro ein Lager auf. Da bemerkte man, wie di« Sage erzählt, öfters eine Matrone von königlicher Majestät das Lager unnvandcln. Als die Soldaten abgezogen ivaren, sah man diese Matrone zu wiederholten Malen aus Fel dern und Wiesen öer Gegend erscheinen. Eines Tages befand sich der Edelmann Lucian, Herr ans Sernan (Zerna) bei Rosenthal, auf der Jagd. Da erblickte er plötzlich ebenfalls dies« Ntatrone. Bon Neugierde getrieben, wer sie sei, gab er seinem Pferde die Sporen. Er konnte aber die Matrone nicht einholen. Nachdem er sie bis zu «inein Klei» nen Hügel oberhalb Rosenthals verfolgt hatte, verschnxrnd sie m einer Linde. Als er sein« Augen erhob, sah er in deren Ge äst ein Bild von derjenigen, zu der die heilige Kirche betet: „Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Got- tcegebärerin!" An diesen Baum soll ein Soldat aus dem oben erivähnten Lager ein Bild der Mutter Gottes, das man dort verehrt«, defostigt haben. Ein Quadratstein erinnert nach heute an di« oben geschil dert« Erscheinuua zu verstehen gegeben, daß es ihnen sehr wohl recht sei, wenn der Bittgang auch in diesem Jahre wieder nach der neuen Sitte gegangen würde. Eine Wolke des Unmuts stieg auf der Stirn des Pfarrers hoch. Er schwieg einige Augenblicke, dann sagte er: nun wohl, er werde die Prozession wiederum wie im Vorjahre gehen lassen. Und so geschah's. Wiederum kam der Sommer und wiederum war'» ein schrveres Jahr. Denn die Sonne brannte wochenlang heiß hernieder, kein Regen kam. Die schwereren Bö den diesseits der Landstraße hielten es aus, aber auf den sandigen Feldern jenseits, den Feldern der Armen, dörrte alles aus. Es wurde eine Mißernte. Schlimmer als nn Vorjahre ging das Gerede. Und wuchtig fuhr die Faust des Pfarrers auf die Kanzel nie der und mahnte dazu, statt der lieblosen Reden die hilf reichen Taten zu setzen, und milde tröstete er die Armen mit den himmlischen Gütern, die ihrer warteten. Im nächsten Jahre brauchte es keiner vielen Worte. Die Großbauern hatten deutlich genug und schon lange vorher zu erkennen gegeben, daß sie die Neuerung als nunmehr fest eingeführt betrachteten und keinen Wechsel zwischen altem und neuem Brauch wünschten. Inbrünstiger als je klang das Gebet und der Gesang der Dorfgemeinde. Der Zimmerer Albin selber trug de mütig den Herrgott voran. Tiefe Runen hatte die Sorge in sein Gesicht gegraben, aber Furchen hatte die Sorge auch in seine Seele gegraben und sie aufnahmefähig ge macht für den Samen des himmlischen Vaters. Denn der Pfarrer hatte dafür gesorgt, daß die Prüfung nicht vom bösen Feind dazu benutzt wurde, um die Verzweiflung an Gott in den Seelen keimen zu lassen. Was nun »och zu berichten ist? Eigentlich nicyrs. Denn keines der folgenden Jahre war durch ein be merkenswertes Vorkommnis ausgezeichnet. Die fetten Aecker der Reichen trugen reiche, die mageren Aecker der Armen magere Frucht. Der Herrgott belohnt nicht immer durch gut Wetter und reiche Körnerfrucht und bestraft nicht immer durch Blitz und Ungewitter. Er ist den Ar men keine Rechtfertigung schuldig, und den Reichen sen- det er nicht immer seine Demütigungen. Tie Seele ist das wahre Erntefeld, auf dem die reichen und die mageren Früchte für die Ewigkeit gedeihen, und wie es damit bei den geprüften Armen, die ihr Gottvertrauen nicht ver loren. und bei den Großen, die sich als so kleinmütig und unverständlich erwiesen, besteht ist, das wird erst der Gnabenkapell«. Der Edelmann Lucian von Sernan hielt bas Bild Mariens, bas er bei seiner Jagd auf dem Baume erblickt hatte, in «roßen Ehren und ließ baselbst «ine hölzerne Kapelle erbauen. Weil die Verehrung des Bildes immer mehr zunahm und sehr viele dabei in ihren Anliegen Erhörung fanden, ließ Mar gareta v, Metzrvd, Aebtissin des Stiftes Marienstern*), bem Rosenthal gehörte, Hn Jahre 1537 bie hölzerne, schon schadhaft geworbene Kapelle abbrechen und an ihrer Stelle eine größere aus Stein erbauen. Diese Kapelle war 24 Ellen lang und 9 Ellen breit, hatte ein Türmchen, zwei Eingänge unb fünf Fen ster. Unter ber Aebtissin Dorothea Schubert würbe in ihr im Jahre 1828 für das Bild der Mutter Gottes ein eigener Altar errichtet. i Im Jahr« 1639 schleppten die Schweben das Gnabenbilb mit noch anberer Beute fort. Nachdem sie aber eine kleine Strecke in der Richtung »ach Schmerlitz zu rück gelegt l>a!ten, konnten sie nach bem Berichte der Sage nicht weiter. Da machte sie jemanü aus bas geraubte Gnabenbilb ausmerkjam. Daraufhin schichten es bie Schweden durch einen ihrer Kriegs- gefangenen, einen gewissen Donat Schimank aus Schmerlitz, an den nächsten Pfarrer, den von den Schweben mißhandelten Jakob Ioh. Lebsa von Crostwitz svon 1826 bis 1645) zurück. Er sollt« es wieber in Rosenthal aufstellen. Nun erst konnten bie Schweben wieber ungehindert weiterziehen. Di« AebtlMn Kali-arina Benabi» versah im Jahre 1666 bas Türmchen der obengenannten Kapelle mit einem Glücklein. In der Kapelle selbst wurde muh ein Altar zu Ehren der heiligen Anna, der Mutter Mariens, errichtet. Auf diesem pflegten von mm an bie Wallfahrer ihre Opfer für die Mutter Gottes nieder- zulegen. (Fortsetzung folgt.) *> Das Kloster Marienstern ist 1248 von Bernhand von Kainenz, welcher von 12V3 b'- «t > «ik-K-g „nn Mei. Ken ivar. gostistet ivorben, ' "2