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Sächsische Volkszeitung : 04.05.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192705042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270504
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270504
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-05
- Tag 1927-05-04
-
Monat
1927-05
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.05.1927
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Mittwoch, den 4. Mai IM Nr. 1«; Seite S Das Canisiushaus in Düsseldorf «in Ehrentag für -1e katholische Schulvrganisalion — Aetchskanzler Marx über die Toleranz Druchleidrn ohne Operation und ohne Berassktöruirg. Zn Dres. «den ist im Hotel Stadt Weimar am Connolbenb, 7. Mai, von 4—7 Uhr, Sonntag, 8. Mai vormittags von 9---2 Uhr und Mon tag, S. Mai vormittags von 8— 11 Uhr rin speziall ausgebildeter Vertrauensarzt zu sprechen. : Das Schwurgericht Dresden verurle''te Leu Handlungs gehilfen Max Albin Paul Tempel aus Drc..:n. der nach einem am 3V. Januar auf der Friedensstraße verübten Einbruch aus leine Verfolger mehrere Revolverschüsse abgab, wegen versuch te» schweren Diebstahls, versuchten Totschlags und verbotenen Waffenbesitzes zu sieben Fahre.» Zuchthaus und zehn Jahren Ehrenrechtsoerlust. Ferner wurde aus Stellung unter Polizeiaufsicht erkannt. : Demokraten und Konkordat. Auf einer Sitzung des Laiidesschulausschusses der Demokratischen Partei sprach R-üchSminister a. Dt Dr. Külz zu dem Thema Reichsschul- ge'eh und Konkordat. In einer Entschließung, die danach an genommen wurde, begrüßte es der Landesschulausschuß der D. D. P., daß der Parteitag in Hamburg ein Konkordat aus jeden Fall adgelehnt habe. Von den sächsischen Demo kraten war etwas anderes «u chgar nicht zu erwarten. : Planeten-Reigen" betitelt sich das neue Hauptprogramm im Städtischen Planetarium, das seit dem 1. Mai täglich zur Vorführung gelangt, Dem Besucher wird ein äußerst interessanter Mick in den Ausbau .unseres Planetensystems ge- swährt und die erläuternden Worte Dr. Kiehhouers verliefen noch die Wirkung. Dr. Kieschauer iveist zunächst auf die fort schreitende Erkenntnis hin, die im Lause der Jahrzehnte die Anschauungen über das engere astronomische Weltbild rvandel- ten. Das Bild des nächtlichen Himmelsgewölbes in den verschie denen Jahreszeiten zeigt zunächst die scheinbaren Bahnen des Mondes, der Sonn«, der Fixsterne und Sternbilder, wie sie sich dem unbesangenen Beobachter -darstellen, der »och nicht iveitz, daß sich die Erde um ihre eigene Achse dreht. In Wirklichkeit sind aber dies« Bahnen der Wandelsterne Kreisbahnen, deren verschieden großer Durchmesser cs bedingt, daß die ein zelnen Planeten zur Umkreisung der «sonne recht uneinheitlich lange Zeiten brauchen, z. B. der Merkur (der bekanntlich der Sonne am nächsten steht), 88 Tage, die Venus 225 Tage, die Erde 305, der Mars <>87 Tage, der Jupiter 12 Jahre, der Saturn 30 Jahre. Zum Schluß seiner Erläuterungen macht Dr. Kieß- hauer durch Lichtbilder die Besucher mit den «roßen Astronomen Eopernieus, Kepler, Newton usw. bekannt, die zuerst dm wah ren Reigen der Planeten uni unser Muitergestirn, die Sonne, erkannten. Dos, ganze Programm bietet eine Fülle von Anre gendem und Wissenswertem, das sich niemand entgehen lassen sollte. : Ausstellung der Akademie Dresden 1927. Der Aufbau dieser Vusstet'un«. die bekanntlich im linken Parierreslügel der Staaü'äen Gemäldegalerie am Zwinger stattsindet, ist soweit fort». ,stritten. daß die Eröffnung auf nächsten Sonnabend, den 7. Mai, vr-mtt'afts 11 Uhr, angesetzt werden kann. Den Mittel punkt dieser Veranstaltung bildet eine Gedächtnis-Ausstellung für Otto Gußmann. : Staatliches Kunstgewerbemuseum (Eliasstraßr 84). Dom 1. Mar ab sind die Sominerbesuchszeiten wieder in Kraft getreten: Das Museum ist Dienstag und Donnerstag von 12—7, ,an dien übrigen Wochentagen von 9—2, Sonn tags von 10—1 Uhr geöffnet. Eintritt unentgeltlich. : k Prozent Sächsische Staatsanleihe von 1927. Wie wir yören, kann im Gegensatz zu den Meldungen anderer Stellen mitgeteilt werden, daß die Zeichnungen auf die Sächsische Staatsanleihe auch weiterhin ein befriedigendes Ergebnis ge bracht habe», so daß die Zeichnung mit Ablauf der vorgesehenen Zeichiiimgssrist geschlossen worden ist. Die Anleihe ist bis auf .einen gingen Restbetrag untergebracht. : Giinßbad. Das neue irisch-römisch-russische Schwitzbad ist i» Betrieb genommen worden. Es können deshalb niinmehr an allen Tagen Männer und Frauen schwitzen. Die Schwitzbäder sind geöffnet Montags bis mit Freitags von früh 9 bis abends Uhr, Sonnabends von früh 8 bis abends ^8 Uhr und Sonntag von früh 8 bis mittags 1 Uhr. Kassen- schluh 2 Stunden vorher. Ein Schwitzbad im neuen Bad kostet L,50 RM.. Fünserkarte 10 RM. t»^ Verlangt überall >n den Gast- «nd Kaffeehäuser«, «reim Ariseur, auf der Reise, eure Tageszeitung! Düsseldorf, An sang Mai 1927. Am Morgen des 27. April fand in Düsseldorf die feierlich« Einweihung des Can isi u sh au se s, der Zentralstelle der Katholischen «schuiorganisation Deutschlands, statt. Mit dem Bureauhause der Zentralstelle ist ein Schwersternheim als Frem denheim verbunden, ivelches auch eine Kapelle beherbergt. Der Vorsitzende, Herr Reichskanzler Marx, war schon am Dienstagabend in Düsseldorf eingetrosfen. Er konnte uni 1§8 Uhr morgens den Hochivürdigsteir Herrn Weihbischos Sträter begrüßen, der die kirchliche Weihe vornehmen sollte, nachdem im letzten Augeblick Se. Eminenz, der Hochwürdigst« Herr Kar dinal «Schulte, auf ärztliche Weisung hin absagen mußte. Nach dem das Canisiushaus und die Canisiuskapelle ihre Weihe ge funden hatten, las der Hochwürdigste Herr Weihbischos Ströter eine heilige Messe in der Canisiuskapelle, Diese Feier sand nur im engsten Kreise der Mitglieder der Zentralstelle und der «Schwestern des Canisiusheims statt. In einer weltlichen Feier wurde dieses für die katholische Schulorganisalio» hochbedeutsame Ereignis von den .zahlreichen Ehrengästen, die aus Stadt, Provinz und Kirche erschienen ivaren, gewürdigt. Auch an dieser Feier nahm Reichskanzler Dr. Marx nnd Weihbischos Dr. Ströter teil. Nuntius Pacelli und Kardinal Schulte hatten Glückwunschtelegramme ge schickt. Unter anderem lagen auch Zuschriften vom Auswärtigen Amt, oom Reichsinnenministerium und vom preußische» Han delsministerium vor. In diesem Festakt nahmen verschiedene Führer der katho lische» Schulorganisation das Wort, Gcneralsekrciär Böhler stattete zunächst den Dank der Schulorganisälion ab an alle die Männer, die an ihrem Ausbau mitgeivirkt und insbesondere das letzte große Werk, das Canisiushaus, mit gefördert haben. Reichskanzler Marx feierte der Redner als Gründer der Katho- lisel)«n Schuiorganisation und Gründer auch des ersten Geueral- sekretariats. Anschließend daran gab Generalsekretär Böhler einen Ueberblick über die innere Organisation der Zentralstelle und ihre Aufgabengebiete. Die Zentralstelle dezeichnete er als dos Aktions bureau unserer großen katholiscl)«» Schui- vercinigung. Sie habe die Aufgabe, die katholiscl)« Schulbewe- guug in Deutschland lebendig zu halten und das katholische Volk zu sichren bei all den Fragen, die auf den Gebieten der Schule und Erziehung zu, lösen sind. Dann gab er ein Bild von der Zentralstelle als Institut für wissenscliaftliche Arbeit und als Auskunstsbureau, und gab einen Ueberblick über die einzelnen Abteilungen: schulpflegerisch« Abteilung, Dezernat für Privatschulsachen, Abteilung sür dos katholische Auslands- und Missioiisschulwcscir und Verlagsabteilung. Außerdem beherberge das Canisiushaus eine Zweigstelle des üeutsä)eu Instituts sür wissenschaftliche Pädagogik, die Iugendschristcnkonrmission des Katholischen Lehrerverdairdes, verschiedene Bureaus der Lehrer und Lchrerinnenorganisatio» und der örtliäien Schulorgani- saiion. Wenn in einigen Wochen alle Stellen besetzt sind, iverd« man 12 hauptamtliche Referenten, 8 nebenamtliche Referenten und 25 Angestellte haben. Dazu komme» die Schwestern, die das .Haus beivirtsä)aftcii. Zum Schluß faßte der Gencralsekrc- lär die Aufgaben der Zentralstelle folgendermaßen zusammen: Wir wollen di« katholische Schulbewegung Deutschlands sein, nicht um zu Kämpfen, sondern um an der Erziehung unseres Volkes mit allen Kräften mitzuarbeiten. Wir stehen aus dem Boden der Gewisfenssreiheit und Gleichberechtigung, wollen je dem das «Seine geben, müssen aber auch fordern, daß sür die Er - ziehung katholischer Kinder katholische Er- ziehungsgrundsätzc maßgebend sind. (Bravo.) Wenn wir zum Kampse gezwungen werden und uns die Gleichberechti gung verwehrt wird, so bedauern wir das unendlich, scheuen aber den Kamps nicht, ja sind uns bewußt, daß letzten Endes unsere Grundsätze von der Gewissensfreiheit und Gleichberechtigung in dieser wichtigen Kultursrag« sich durchsetzen werden. Im übrigen aber möchte wir die Kräfte, die im katholischen Volke liegen, und die so wertvoll sür di« Erziehung unseres deutschen Volkes sein können, lösen und möchten sie dann in die große Erziehungs arbeit, die der Staat und die Schule und so viele andere Organi sationen im Dienste des Volkes leisten, hineinstellen, als gleich-, berechtigtes Glied, aber auch als opferbereites Glied. Erziehung am Volke ist Dienst am Volke, ist Opfer. Freudig legen wir heute das Bekenntnis in Ihrer aller Gegenwart ab. daß wir zu diesem Dienst am Volke in Treue zu unserem heiligen Glauben und in Treue zu unserem lieben deutschen Vaterland« stets be reit und gewillt sind. (Bravo.) Darauf nahm Reichskanzler Dr. Marx bas Wort. Heule morgen, so führte er u. a. aus, haben wir lin kleine» Kreise bcr kirchlichen Weihe unserer Kapelle im Cani- sius-Schweslernheii» bcigewohnt. Wie klein imißle» wir an- sangen. Zunächst war die Zentralstelle in meinem eigenen Hause, ba ich noch hier in der Gras-Adols-Straße wohnte, bann, als uns burch bas Wohlwollen ber erzbischöflichen Behörde in Köln ber erste Generalsekretär bewilligt würbe, gelang es uns, für ihn eine Wohnung im Hubertusstift zu erhalten und auch dort in einem Zimmer bas Genevalsekretariat unterzudringen. Dieses Zimmer mußte von 1913 bis 1920 ausreichen. Im Jahre 1920 gelang es uns, burch bas Entgegenkommen bes Herrn Prä ses Dahl brei Zimmer im Gesellenhaus für unsere Zwecke zu mieten und auch für den Generalsekretär eine Wohnung zu er halten. Der erste Generalsekretär, jetzt Stistsvikar Brüll in Aachen, liatte inzwischen Ablösung gefunden durch Herrn Gene- ralsekretär Dr, R i x. Leider wurde dieser schon nach kürzester Zeit schwer krank und mußte schon früh sein junges Leben lasse». Dann kam Herr Generalsekretär Dr. Müller an seine Stelle, leider nur für kurze Zeit. 1920 trat Generalsekretär Böhler sein Amt an, gleichzeitig, als wir in bas Gesellen haus Bilker Straße übersiedelten. Doch auch hier ivaren bie Räume bald zu klein, unb so mutzten wir uns nach einem eigenen Hause unrsehen. Wir fanden ein solches ln ber Wilhelm- Teil-Strahe, wo wir im Januar 1922 unser eigenes Bureau er- össncu konnten. Bon vorni-erein wissend, daß auch dies nur eine Zwischenstotioir sein könnte unb nun haben wir hier in ber Rcicl/sstrahe, einer der schönsten Gegenden Düsseldorfs, nicht weit von dem Mittelpunkte der Stabt, dem Graf-Adolf-Platz, die Möglichkeit, unser Canisiushaus seiner Zweckbestimmung zu übergeben. Und wen» ich jetzt dieses Haus seiner Bestimmung über, gebe, bann tue ich es in dem Bewußtsein, daß wir in diesem Haus d«,n Frieden dienen wollen, dem Frieden der Konfessionen in unseren» Vaterland«, dem Frieden des deutschen Volkes. «Seit ich an der Spitze der Katholisclien Schulorganijation siehe, Kämpfe ich sür bie beiden Grundsätze, von denen eben ge- sproclzen lourde: Gewissensfreiheit unb Gleichbe- rechtigung ber deutschen Staatsbürger. (Bravo!) Es l)«t eine Zeit in unserem Vaterlanbe gegeben, wo dem katho lischen Volksteils diese Grundrechte jedes geordneten «Siaatswesens verweigert ober doch verschmälert wurden. Gott Dank, daß sich die Zeiten heute in vielen Punkten geändert habe». Aber lei der gibt es auch heute noch Leute in unserem Vaterlanbe, die glauben, mit Gewalt könne man geistige Itzeen nieder- I-alten oder überwinden. Das ist niemals möglich gewesen, das ist aber vor allem unmöglich, rvenn es sich um Fragen der Wett anschauung, insbesondere des Christentums handelt. Wir glauben an die sieghafte Kraft bes Christentums, dos sich immer wieder allen Anfeindungen zum Trotz durchgesetzt hat. Aber dieses echte Christentum legt uns zugleich bie schwere Pflicht der Toleranz und wahren Liebe auf. Es verlangt von uns, anderen bas nicht zu verweigern, ivas wir für uns in An- pruch nehmen: Achtung vor ihrer Ucberzeugung. Nur auf die- enr Boden bcr Gerechtigkeit und Duldung können wir über bie ragische Zerrissenheit unseres Volkes hinwegkommen. Darum möchte ich auch heut« von dieser Steile aus dem deutsch» Volke zurufen: „Wenn Du auch ein weltanschaulich zerrissenes Volk bist, so kannst Du trotzdem ein einig Bork von Brüdern sein, eine einig« gesäsiossene starke Nation, aber nur dann, wenn Du es verstehst, Gewissensüberzeugung An- dersdenkender ehrlich zu achten. Wenn Du nichts so sehr haßt, als die ehrlich« Meinung anderer zu vergewal tigen, dann werden alle, die wertvollen Kräfte, die in der Gc> samtheit unserer Staatsbürger schlummern, zur Auswirkung kommen zum Besten unseres Volkes. (Bravo!) Die Katholische Schuiorganisation ist gegründet, um bie In teressen des katholischen deutschen «Schulkindes zu vertreten. Jedem katholischen Kind bie echt katholische «Schule. Die kaiho- tische «Schule, wie wir sie sehen, ist keine «Schule ber Enge und Finsternis, sondern eine «Schule des Lichtes und der Weltoffen- heit. In ihr soll alles gesunde pädagogische Gut aus Vergangen- heit und Gegenivart sich auswirken können. In ihr sollen Men schen wachsen, die wahre Charaktere sind, wie wir sie in unserer so Willensschwächen Zeit so dringend notwendig haben, die Gott geben was Gottes Ist, aber ebenso dem Volk und dem Vaterland, ,oas des Volkes und des Vaterlandes ist. — Bei diesen Dingen handelt es sich für die deutschen Katholiken um wahre Ge. w i s s« n ss o r d e r u n g. Das katholische Volk wird es nicht verstehen und nicht ertragen, wenn man ihm sein Kleinod, die katholische Schule, nehmen oder beeinträchtigen wollte. Diese Kanzierrede wurde mit lebhaftem Beifall aufgenom- men. Anschließend sprach noch Weihbischof Dr. Sträter, Siadtdechant Grysar, Oberbürgermeister Dr. Lehr, Rektor Weber-Bochum für den Katholischen Lehrerverband u. a. Damit naig» die denkwürdige Feier ihren Abschluß. Möge der Katholische» Schuiorganisation aus ihrem Hause neuer reicher «Segen erblühe». Schlußkonzert ^er Dresdner Musikschule. Anderer Verpslich- Nurgen halber war es mir nur möglich, einen Teil der Vortrüge anzuhören. Das Programm brachte Werke von R. L. Schneider, dem Gründer der Anstalt, A. Kuntzsch, V. Kehrer. Liszt, Beetho ven, Schumann und Wolf. Als Raum diente der Geiverbehaus- saal, und die orchestrale Unterstützung gewährleistete das Phil harmonische Orchester. Dadurch erhielt schon rein äußerlich diese Ausführung den Charakter einer großen Ver anstaltung. Die Instrumcntaileistungen standen, so weit ich sie hören konnte, aus außerordentlicher Höhe. Hier zeigte sich eine Reife, die man des öfteren im Konzertsaale auch nicht über boten hört. Die gesanglichen Vorträge standen damit nicht in gleicher Linie, obwohl man sorgfältige Schulung auch hier nicht vermißte. Es gibt ja bei Prüsungsaufführungen mancherlei Hemmungen, die sich einem Vollgelingen in den Weg stellen Jedenfalls erbrachte aber das Schlußkonzert der Dresdner Musikschule wieder das außerordentlich ehrende Zeugnis, daß sie Ihre Musikstudierenden mit ganzer Hingebung für die weitere Laufbahn ausrüstet. Der reich« Beifall und eine besondere Ehrung für den Leiter waren äußere Zeichen, daß sich die Dresdner Musikschule wohlverdienter und großer Anerkennung rrfreut. —Ist- Komödie. (Gastspiel Elf« und AlbertBassermann.) Es scheint ttipisch für das diesmalige Gastspiel der Bossermanns zu fein: schlechte Komödien mit Rollen, aus denen nur sie. di« beiden prachtvollen Künstler, etwas machen können! Denn auch Hans LHIumbergs Komödie „Eines Tages" ist sehr, sehr mäßig. Ein moralisch Stück, ein Stückiein, ein Stüh- Kelchen — würbe Pallenberg sagen. Mit einem 1lÜberschuß an Sentimentalität und mit einer angeblichen Veranol-Vergiftunas« shene, die sich — höchst unklar — als Humnug entpuppt. Mit Personen, öle von vornherein ahnen iossei, wo sie eingreisen werben unb wie. (So z. B. dieser Doktor Klemens, aus ben aller Augen im 4. Mt warten.) Unb noch sonst allerhand Un- künstlerisches, Faulstbickes. Der Johannistrieb wirb in grau- sanier Meis« verspottet, die Rückkehr in den ehemaligen Hafen mit starker Cen-timenialltüt gefeiert. Dabei bleibt das Stück moralisch, weil es das Gut« will. Aber dazwischen kommt gang Unverständliche«. M. E. wäre es nicht uninteressant gewesen, bas Verhalten ber Kinder zu den Ellern, das tm modernen Leben mehr denn je zuvor zu wünschen übrig läßt, zu geißeln. Mer Kat aus ben unklaren unb schließlich auch wieder senil- mentalen Szenen der Geschwister etwas Derartiges gesunden? Na, wie dein auch sei, es galt ja nicht Lhiumberg und sein Stück. Es galt die Baffer man ns. Er gab den Mann mit dem Ioiiannistried und machte das so verständnisvoll, so gutmütig und auch so gegen die eigentliche Dichter-Inten tion, daß man seine Freude liabeu mußte. Und sie, die wand- lungssa'hige, feine Schauspielerin, gab die Frau so reizend und liebevoll besorgt, daß -man das Lachen des Publikums über die kleinen Schwächen der alten Dame, die sie darzustellcu hatte, wirklich nicht verstand. Die Zerrissenheit des Stücks ließ aller dings kaum die rechte Stimmung auskommen, trotzdem auch Karl« Hohn in einer der ihr ausgezeichnet liegenden, mon dänen Hysterikerinrollen (sie setzte für Hysterie stärkste Vitalität und reitet« manches dadurch!) austrat und die Wessely, Wohlbrück, Rocholl und Koch prächtige Episoden gaben. Zck. Die International« Gesellschaft für Neue Musik, Sektion Deutschland. Ortsgruppe Leipzig, veranstaltete am 29. April im Saale des Konservatoriums ihr 6. Konoert. Das bedeutendste Werk des Abends war unstreitig die Fantasia contrapuntistica von Ferucchio B. Brisant. Choral-Variationen und 4 Fugen, im ganzen 12 fortlaufende Sätze für zwei Klaviere. Da lag Geist darin uild Kraft, wenn auch die Gegensätzlichkeit der vier kurz- gehaltenen Fugen zu wünschen übrig ließ. Die folgenden vier Lieder von Arnold Schönberg (Schenk mir deinen gold- nen Nomen. Ich halte dich in meinem Arm. Es geht ein Wand rer durch die Nacht) wiesen weit mehr Liedlsaftes auf, als man -dos bet diesem Komponisten vermuten sollt«. Bor allem sind sie in der Gcsamilstimmung gut getroffen. Neumusik dieser Art in teressiert durch die Sicherheit in der okkordlichen Farbengebung. — Die folgenden drei Stücke für zwei Klaviere schrieb Elaude Debussy aus beigegebene Texte. Unterhaltsam -war, aber mehr gesuchte, als suchende Musik. Doch bleibt dieser Franzose noch Immer annehmbar, wenn er auch jenseits von Dur unb Moll seine Klangskreise zieht. Ihn Wie Paul Hindemlthab mit zwei Liedern für Sopran und Klavier. (Wie Sankt Franziskus schnxb ich in der Luft. — Der Schlas entführte mich.) — Dieser vielgenannte Komponist er,freut sich eines grvtzen Zulaufs. Gön nen wir es ihm. Es kann kommen, baß er unverftanben blei ben wirb unb bas Schicksal vieler erleidet: vergessen zu werben, eh« er ins musikalische Bcwußtisein seiner Zeit getreten war. Wer soll dies« Art Gesänge singen? Wer kann sie meistern mit ihren vielfach eigensinnigen Wendungen? — Wem fehlen solche Töne? Wer sucht sic, wenn sie ihm nicht gegen seinen Willen vorgesetzl werden? Und ist das wirklich ein Künstler, der so gar nichts der Seele zu sage» weiß? Ucbrigens, ivas für selt same Text,zellen von Alorgensterii und Else Lasker — Schüler? —Zuletzt kam das Eigenartigste: Drei russisch „Chants". — Es ivaren keine Lieder, es war kein Gesang. Eine schöne Svprcmstimme san-g spaßige Kindertexte und «in gewiegter Kla vierspieler (Dr. Latzko. t. Kapellmeister vom Nationailheatcr in Weimar) spielte in seiner geschmackvollen Weise dazu. Diese beiden Vortragenden gingen musikalisch einander nichts an. Die alte Zeit, wo das eine Hosenbein aus blauen, Tuch, das ander« aus gelbem bestand, taucht -musikalisch wieder aus. Ucbrigeus gab sich dos Ganze als ein Himveis aus die christlich Forderung: die Rechte soll nicht wissen, was die Linke lut. — Beim Bcr- lasse» des Saales flüsterte einer der zahlreichen Besucher dem anderen ins Ohr: Man scheint etwas -uzugeben. In Wirklich keit Klopft« ein Chordiener mit dein Hammer irgendwo aus dem Podium. —Die aussührcndcn Künstler vollbrachten wahre Wun der glänzender Technik. Mali Tr-ummer von der Oper in Wei mar entzückte durch Schönheit der Stimme, Durchs« ist igung des Vortrags. -Hans »ud Lene Bruch erwiesen sich als Hand feste, durchgebi-ldete Klavierkünstler von erlesener Geschmacksbi-l- düng. — Und das Ergebnis des Abends? Zum größten Teil «in Nachtsong ür Mondtzälte — ivann erschciit wieder Sonn« unserer sucheirden, seelisch so armen, ach so armen Zeit? Dr, Lübmarrn. Liberi >.sngv vorm, bn'ese L I^anxe plauvn i. Vogll. 8ckiI<l8tlLÜe 30 ?ernruk 22dS Vlerkitstt lür Künstler!,eire QI»,m»lerel unä Xunüver- ^losuagen, sperisll lür Kücken. ?rim> Uekerenren. 8kir»en unä Vorscklixe gern r» Diensten Kurkükrunx eigener, sowie ge gebener Untvürk,
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