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Sächsische Volkszeitung : 23.07.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192707235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270723
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-07
- Tag 1927-07-23
-
Monat
1927-07
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.07.1927
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Di, Anorksen sagt: Du wirst recht fahll Ob ihm nicht wohl im Magen sei? > Da lächelt Anork»: Das geht vorbeii Tags darauf geht er dann zum Termin. Ein Murr'n im Kopf begleitet Ihn: Mene tekel upharsin! Der poetisch« Wert dieser Verse entspricht der Gesinnung, die darin zum Ausdruck kommt. Mit solch läppischem Geschwätz begleitet das größte sozialdemokratische Blatt Sachsens den furchtbaren Schicksalsschlag, der unser österreichisches Bruder, land betroffen har! s. Ernennungen. Von der Pressestelle beim Landgericht wird mitgeteilt: Die Landaerichtsräte Karl Robert Schreiber und Dr. Herbert Siegfried Landgraf sind zu Landgerichtsoirek- toren beim Landgericht Plauen ernannt worden. Vom Amts gericht in Plauen wurde Oderamtsrichter Dr. Otto zum Amts gerichtsdirektor befördert. Dr. Otto ist seit vielen Jahren Vor steher des Stadtverordnetenkollegiums in Plauen. vr«L«irn unrj Umgebung Aus der Dresdner Polizeiskakiskik Dresden, L2. Juli. Im Monat Juni 1927 betrug die Zahl der von dem Vollzugspersonal des hiesigen Polizeipräsidiums ongezeigten Verbrechen, Vergehen und Übertretungen: 3048. Die Zahl der beteiligten Personen betrug: 2886, davon waren 2286 über 18 Jahre alt, 87 nn Alter von 14 bi» 18 Jahren und 8 unter 14 Jahre alt. Die Zahl der au» anderen Grün- den erstatteten Anzeigen betrug: 2034. Die Gesamtzahl der im Monat Juni 1927 im hiesigen elektrischen Straßenbahnbetriebe vorgekommenen Unfälle betrug 48. Bei diesen Unfällen wurden 17 Personen verletzt. — Die Zahl der Fe st genommenen betrug 611 und die Zahl der Borgesührten 79. Im Monat Juni 1927 sind bei dem Poli zeipräsidium Hierselbst 19 Selbstmorde und 27 Selbstmordver suche zur Anzeige gekommen. : Geh. Studienrat Heinrich Stürenburg achtzig Jahr«. Ge heimer Studienrat Heinrich Stürenburg, der 21 Jahre lang bis Ostern 1910 die Kreuzschule geleitet hat, begeht am 23. Juli seinen achtzigsten Geburtstag. : Der Durchbruch der Wallstraße, der seit langem geplant wird, ist jetzt in Angriff genommen worden. Zunächst werden die alten Gebäude ntedergelegt, in denen sich bis vor kurzem der städtische Arbeitsnachweis befand. : Rathau» Wochwih. Die Projekte für de» Rathaus- und Schulneubau von Architekt Rudolf Kolbe wurden erstercs mit dem 1. Preis des Wettbewerbes und mit letzterem einstimmig zur Aus führung empfohlen. : Straßensperrungen. Wegen Gründungsarbeiten im Grund stücke der LandeSversicherungSanstall EliaS- und Dürerstraße wird die Dürerstrahc zwischen Pestalozzi- und Marschner Straße sowie die EliaSstraße zwischen Holbeinstraße und Eliasplatz vom 22. Juli 1927 ab auf die Dauer der Arbeiten für den Fahr- und Reitverkehr ge sperrt. — Der seil dem 23. Mai 1927 wegen Kanalbau gesperrte Teil der Straße Moräncnendc zwischen Bebel- und Mügelner Stra ße wird von heute ab für den Verkehr wieder freigegeben. : Abschaltung von Kab«ln. Dringende Arbeiten erfordern folgende teilweise Kabelabschaltungen: Sonnabend, den 23. Juli 1927 von etwa 4 Uhr bis 7 Uhr früh, An der Frauenkirche, vrühlsch« Gasse, Landhausstraße. Moritzstraße, Miinzgasse, Neu- niarkt, Rampischestraße. Schießgasse, Terrassengasse, Töpferstr.,- Sonntag, den 24. Juli 1927 von etwa 4 Uhr bis 8 Uhr früh und von etwa 4 Uhr nachmittags bis ^6 Uhr nachmittags, Amalien straße, Drehgasse, Grunaer Straße, Neue Gasse, Pillnitzer Str., Pirnaische Straße, Serrestraße, Zinzendorfstraße. Auskunft durch Fernsprecher 25071, Zimmer 49. : Frstgenommener Straßenriluber. Auf frischer Tat abgesaßt lind fcstgcnommen wurde in der Nacht zum 21. Juli ein 19jährigcr Vertreter, als er in der Wettinerstraße einem Mädchen die Hand tasche entrissen hatte und damit die Flucht ergreifen wollte. Er hat bereits in derselben Nacht einem anderen Mädchen bei der Be gleitung nach Hause aus der Handtasche ein Geldtäschchen entwendet, und es wird angenommen, daß er während seines hiesigen Aufenthal- teS noch weitere gleiche Straftaten begangen bat. Geschädigte, die Anzeige bisher nicht erstattet haben, wollen dies umgehend nach- holen. : Diebstähle. Kolidiebe stahlen am 15. uird 16. Juli in der Inneren Stadt mehrere Pakete, die u. a. «inen Posten rote Bade hosen enthielten. Weiter erlangten Einbrecher in der Gustav- Hartmand^traß« zwei Fahrräder »Helgoland" Nr. 12991 und „Mika" 158090, und au« Schrebergärten an der Piriwer Land straße mehrere Hühner und 1 Ente. Sachliche Mitteilungen werden an die Kriminalpolizei erbeten. : Eigentümer gesucht. In Verwahrung des Polizeipräsi diums befindet sich ein Herrenrad „Toruna" Nr. 102 884, dos am 10. Juli auf der Vogelwiese einer Radwache zur Aufbewahrung übergeben, aber nicht wieder zuriickgeforoert worden ist, und ein Damenrad Nr. 361327, schwarzer Rahmen, gelbe Felgen, vermutlich von Diebstählen herrührend. Die Eigentümer wollen sich werktags von 8—2 Uhr im Polizeipräsidium, Schießgasse 7, Zimmer 71a, melden. : Ein unverbesserlicher Gauner. Wegen Rückfallbetrugs, Diebstahl, Unterschlagung und Urkundenfälschung stand der Autoschlosser Richard Neugebauer vor dem Gemeinsamen Schöf fengericht unter Anklage. Obgleich der Angeklagte schon oft und erheblich wegen gleicher Delikte, zuletzt mit 1 Jahr 4 Monate Gefängnis vorbestraft war, hielt ihn das nicht ab, neue Be- trügerien zu unternehmen. Das Gericht verurteilte Neugebauer im Sinne der erhobenen Anklage zu zwei Jahren und drei Jahren Ehrenrechtsverlust. Von der Anklage der Unterschla gung erfolgte Freisprechung. Zum Dammbruch bei Slskermerba Dresden, 22. Juli. Wie zum Dammbruch an der Schwar zen Elster gemeldet wird, sind aus Königsdrück zwei Offiziere und 50 Pioniere in Mückeickero «ingetrosfen, um den zerstörten Damm wieder herzustellen. Etwa 7000 Sandsäcke sind zum Schutz« der bedrohten Mückenberger Braunkohlenlager aufge- sthlchtet worden. Die Wiedecherstellungsarbeiten dürften drei Tage in Anspruch nehmen. Slsterwerda, 22. Juli. (Drahtber.) Heute früh sind weitere Reichswehrmannschasten zur Hilfelei stung eingetroffen. E» war bisher unmöglich, den Dammriß ,u ver stopfen. Die Fluten ergießen sich immer weiter in da» Land. Die Meldungen über einen Bruch von 1 Kilometer Brette, wie von an derer Gelte behauptet worden war, find ungeheuer übertrieben. Auch die Braunlohlrnlager find in leine» Weise gefährdet. Lediglich land wirtschaftlich bebaut« Felder und der Ort Mückrnberg selbst sind br- troffen. Heute srüh regnete e» wieder sehr stark. d. „Kötzschenbrvda-Naundors". Am 1. August 1927 erhält der Bahnhof Naundorf bei Dresden die Bezeichnung „Kötz schenbroda-Naundorf", der Haltepunkt Zitzschewig die Bezeich nung „Kötzfchenbroda-Zitzschewlg" und der Bahnhof Oberreichen- bach (Vogtl.) die Bezeichnung „Retchenbach (Bogtl.) Ost". d. Der neu« Rektor dar Bergakademie. Professor Dr. phil. Wandhoff wurde auf das Studienjahr 1927 als Rektor der Berg akademie Freiberg wiedergewählt und bestätigt. d. Anstellung eine» Stadtarztes in Freibrrg abgelehnt. D>c Stadt Freibrrg hat mit acht gegen drei Stimmen des Ratskollcgiums von der Anstellung eines Stadtarztes mit Rücksicht aus ihre wenig günstige finanzielle Lage abgesehen. d. Ertrunken. Bei einer Paddelbootfahrt auf der Elbe geriet ein Laubegaster Einwohner in die Wellen eines Schlepp dampfers, wodurch das Boot kentert«. Der Insasse des Bootes versank einige Meter vom Ufer in den Fluten. kmllkeb« vi««»6nei' Vek»nn1maekungen a. Umlage für Zlegenbock-Köruna. Nach ß 1 des Gesetzes vom 7. März 1923 zur Ergänzung des Ziegenbockkörgesetzes voni 31. Juli 1916 werden zur Deckung des Aufwandes der Bock haltung Umlagen erhoben, die auf die Ziegenhalter der Ge meind« nach Verhältnis ihres Besitzstandes an zuchtfühigen >veib- lichen Ziegen zu verteilen sind. — Umlagepflichtig sind die Zie- genhalter, die am 15. Juli 1927 sich im Besitze zuchtfähiger Zie gen befanden. Bon der Umlage befreit sind Ziegenhalter, die a) für ihren eigenen Ziegenbestand di« erforderlichen ange körten Böcke selbst halten, d) einer von dem Landeskultur rat anerkannten Ziegenzuchtvereinigung angehören, sofern ihr nicht di« Bockhaltung für die Gemeinde übertragen ist. Das Verzeichnis der Ziegenholter und ihres Besitzstandes an zuchi- sählgen weiblichen Ziegen sowie an Böcken nach dem Stande vom 15. Juli 1927 liegt vom 23. Juli 1927 an 14 Tage zur Ein. sicht im Wohlfahrtspolizeiamte, Neues Ratbaus, Erdgeschoß, "immer 61. werktags in der Zeit von früh sL8 bis nachmittags >4 Uhr öffentlich aus. l.ris»rig und Umgebung Zum Reichsfchulgesetz Leipzig, 22 Juli.l Der Bezirksverbanb der christlichen Elternvereine Groß-LeO zig begrüßt den endlich von der Reichsregierung vorgelegte» Gesetz entwurf. Vor allem weil er den Eltern das Recht der Entscheid düng über die Schulerziehung ihrer Kinder zugrstcht und ferner alle» drei Schularten gleiche und freie EntwIcklungSmSglichkrlten läßt. f Der Leipziger Lehrerverein und der Lehrervereln Leipzig-Land haben i» einer außerordentlichen Sitzung zum Reichsschulgesetzent? Wurf Stellung genommen. Beide Vereine lehnen den Entwurf ist seiner augenblicklichen Fassung ab, da er die allgemeine Staatsschuld zerschlage und die staatliche Schulhoheit aufheben würde. (!) Beide Vereine bekennen sich erneut zu einer für alle Voltskreise gemeint schaftlichen Volksschule, der Staatsschule auf wissenschaftlicher Grunds tage und sehen In der staatlichen Schulhoheit die sicherste Gewähr für* die Zukunft unseres Bildungswcsens und die Gestaltung einer wich-' rcn Volksgemeinschaft. » Die Stellungnahme des Leipziger Lehrervercins bestätigt nur. was man vom Wesen dieses Vereins schon lange wußte. Sein Ideal ist die weltliche Schule, die mit Hilfe des Uebergangsschulgesetze» in Sachsen die evangelische Bekenntnisschule ganz verdrängt hat. Das' Relchsschulgesetz bietet die Möglichkeit, gerade die evangelischF Bekenntnisschule ln Sachsen wieder herzustellen. Das aber ist es gerade, was der Leipziger Lehrervrrein fürchtet! Tödlicher Verkehrsrmfak Leipzig. 22. Juli. In der Walbstraße wurde am Donner«! lag in der 17. Stund« von einem Wagen der Straßenbahnlinie 8 ein Mann tödlich überfahren. Der Verunglückte ist etwa 60 Jahre alt. Da er keinerlei Ausweispapiere bei sich hatte, wurde ev nach dem Institut für gerichtliche Medizin gebracht. Der Mann soll plötzlich von dem Fußweg hinter der Polizeiwache in der Waldstraße auf die Straße getreten und direkt kn die Straßen? bahn hineingelaufen sein. Am Mittwochabend gegen 9 Uhr Ist in -er Plagwitzer Str- ein Radfahrer mit einem Kraftwagen zusammengestohen: des Radfahrer mußte mit inneren Verletzungen ins Krankenhaus' gebrachat werden. — In der Nacht zum Donnerstag ist ellL 71 Jahre alter obdachloser Tischer ins Krankenhaus St. Iakoo verbracht worden: der alte Mann ist auf der Merseburger Land- trotze von einem Motorradfahrer angefohren und zur Seite ge- chleudert und hat dadurch «Ine Gehirnerschütterung und waM cheinlich auch schwer« innere Verletzungen erlitten. Ortsgruppe Leipzig -es Dil-ungsvereins Leipzig. Dem Wunsche des hochw- Herrn Bischofs folgend batte Herr Reichsgerichtsrat Metz für Mittwoch, den 13. d. M., Ka tholiken aller hiesigen Pfarreien noch dem „Deutschend HauS" gebe-, len, uyi daselbst der Frage der Förderung des höheren Schulwesens im Bistum näherzutretcn. In den BegrüßungSworten bezeichnet? Reichsgerichtsrat Metz als Hauptziel dieser Bestrebungen die Si cherung des sächsischen Priesternachwuchses. In einem glänzenden lteferat schilderte Hochschulseelsorger Pfarrer Beier die in de» ctzten zwei Jahrhunderten geleistete Arbeit an den höheren katho lischen Schulen des jetzigen Bisiums Meißen und berichtete sodann über Pas St. Benno-Gymnasium in Dresden, das seit Ostern 1927 zum Voll-Gymnasium auSgebaut worden sei. Wenn auch in Leipzig' »urzeit »och höhere katholische Bildungsanstalten fehlten, jo möchten >och die Leipziger Katholiken den jetzt anderorts vorhandenen ihre Unterstützung nicht versagen. Die Frucht des dankbar ausgenomme»! nen Referates war die Gründung einer Ortsgruppe, zu deren Vor-^ itzendcn RelchsgerlchtSrat Metz und zu deren Schriftführer Pfarre?, rrdtel, Leipzig-Cl., Friedr.-Wilh.-Str. 22 gewählte wurden. Dos Ann des Kasstners übernahm Kaufmann Lorenz Grave .Leipzig, Plauen? che Straße 2, Postscheckkonto Leipzig 60484. Die VorftandLmitglie. >er sehen weiteren Anmeldungen mit Freuden entgegen. L. Z. ) Kein Bahnbau Zöschen—Leipzig. Die Pressestelle der Pro- vlnzialverwaltung Merseburg teilt mit: Die Hauptverwaltung -er Deutschen Reichsbahn hat dem Landeshauptmann der PrcH vinz Sachsen mitgeteilt, daß sie dem Vorschlag zur Finanzierung der geplanten Eisenbahn Zöschen—Leipzig nickt zuftimme? Gründe wurden nicht angegeben. Die Provinzialverwaltung seht deshalb ihre Bemühungen um das Zustandekommen dsA Internehmens als beendet an. Das zu dem genannten Zweck in Leipzig errichtet« Dauamt wird mit dem 31. Juli ausgelöst. Karlsruher Theaterdrles. Das Landestheatrr hat seine Pforten geschlossen und mit einem sanften hauspolizeilichen Nachdruck die hartnäckigen Ab- schledsdemonstranten zur Türe hinausgedrängt. Größer als sonst war die Zahl der nimmer wiedrrkehrenden Künstler, dar unter in der Hauptsache solche von schwer zu ersetzendem For mat. Und immer wieder tft es die Oper, die am meisten darunter zu leiden hat, und immer wieder setzt es wirkliche oder ungeweinte Tränen am Silvesterabend des Theaterjahres. Der Trennungsschmerz hat ja nun glücklicherweise zwei Ferien monate Zelt, sich an allerlei Urlaubsfreuden abzulenken «nd auf zurichten, wenn es auch Verluste gibt, die kaum wieder zu ver schmerzen stnd. Dazu rechnen wir den Tod des jungen General musikdirektors Ferdinand Wagner vor genau einem Jahre, dem noch heute unser menschliches wie künstlerisches Ge dächtnis gilt, dazu rechnen wir auch den Weggang von Robert Butz, unseres glänzenden lyrischen Tenors, und nicht zuletzt auch den vorläufig problematischen Ersatz des Kapellmeisters Dr. Knöll. Doch seien wir dem Schicksal auch dankbar dafür, daß es unser aller Zweifel hinsichtlich de» hier neu ernannten Gencral- mufikdireltors Josef Krips In etwa zerstreut hat. Er hat mehr gehalten, als sein Debüt versprach, er hat uns Zeugen sein lassen eines unerschrockenen Arbeitswillens und eines zäh und stetig der Kritik förmlich abgctrotzten Erfolges, dem zwar noch das mühselig errichtete Baugerüst und ein notdürftige» Provisorium anhaftet, durch welches hindurch aber doch ein vor» ausschauender Blick auf die fertige Gestalt seines kapellmeister« lichen Könnens möglich ist. Nimmt nur seine Entwicklung im kommenden Jahre das gleiche Tempo und räumt seine Energie die noch immer nicht geringen Einwänd« vollends hinweg, dann soll es an uns nicht fehlen, ein« wenn auch nicht erstklassige, so doch brauchbare u»H beim gegenwärtigen labilen Stand unserer Oper schätzenswerte Kraft anzuerkennen. Wir haben ja im letz ten Jahre gelernt, bescheiden zu werden und uns damit zu trösten, daß cs an anderen benachbarten Bühnen nicht besser mit den Dirigenten bestellt ist. Noch ein Jahr vorher kam man z. «. aus Mannheim und Heidelberg zu uns, um gute Musik zu hören. Finanziell« Erwägungen sind zum Teil schuld, daß es nicht mehr so ist, nicht mehr so sein kann. Gewisse Fein schmecker — und die gibt es auch in Karlsruhe noch in großer Zahl — brauchten auf dem Theaterzettel nur einen bestimm ten Namen, eine» Sängers oder Kapellmeisters, zu sehen, und es verdroß sie weder Zeit noch Geld, das Theater füllen zu helfen. Es gibt auch rin« Kehrseite der Sparpolitik, wenn sie nämlich auf Kosten der künstlerischen Zugkraft geht und einem verhältnismäßig niedrigen Etat auf die Dauer ein unverhält nismäßig hoher Besuchrrausfall gegenübersteht. Aber vielleicht kann man parlamentarische „Kunstverständige" dadurch eher, wenn auch nur fürs erste, zur Bewilligungsfreudigkeit erziehen. 'Das Schauspiel blieb von personalen Erschütterungen verschont, und da der tüchtige Oberspielleiter Baumbach, wie alle Welt weiß, die eigentliche Führung hat, ist auch hier wie der einheitliche künstlerische Arbeit geschaffen worden — was das darstellerische Endprodukt auf der Bühne betrifft; denn die Aufstellung des Spielplans ist nach wie vor in erster Linie Sache des Intendanten. Um gerecht zu sein, sei gerne aner» könnt, daß wir di« dramatischen Neuheiten so ziemlich all« vor gesetzt bekamen. Wenn es uns dabei scheinen will, als habe man sich Lei der Auswahl allzusehr nach dem jeweiligen Berliner und Frankfurter Produktenmarkt gerichtet, so kann man da gegen geltend machen, daß sich Herr Dr. Waag zeitlich und räumlich noch zu stark mit seiner früheren Wirkungsstätte Baden-Baden verbunden fühlt, um schon in einem einzigen Jahr sein« verändert« Situation ganz zu erfassen. Es gibt im kulturell konservativen Karlsruhe eben doch ganz andere Auf gaben zu erfüllen als an einem internationalen Ort flüchtigen Amüsements, und so schwer es heut« jeden Theaterleiter an kommen mag, mit einem festen und geistig repräsentativen Kul turprogramm aufzuwarten, so sehr vermißt man vorläufig auch nur den Ansatz dazu. Er soll hier nicht zahlenmäßig nachge- rechnet weiden, wie wenig Erfüllungen den großen Versprechun gen sauf einem schön gedruckten Arbeitsplan zu Ende der vori gen Spielzeit) folgten; daß aber dt« Klassiker einen nur ge ringen Raum gegenüber minderwertigem Unterha-ltungsramsch »innahmen, ist schon des Ankreidens wert. Ein Theater, das nicht durch gute KlaffikerauMhrungen den Kontakt mit der Jugend bewahrt, entfremdet sie sich bis zu dem Punkt, wo sie überhaupt nichts mehr nach dem Kulturtheater fragt und vollends bei Kino und Sport Genüg« findet. Und wir sind doch nun einmal in der glücklichen Lage, «in Ensemble zu besitzen, da, von Dahle» und Hier! als von geistig milschafsenden Künst lern geführt, im modernen wie im klassischen Schauspiel Her vorragendes zu leisten vermag. Möge im neuen Eplrljahr ein glücklicherer Stern über dem Landestheater leuchten und möge die hohe Kulturmission der Landesbühn« von einem ernsten, ver antwortungsbewußten Intendanten in ihrer ganzen sittlichen Tragweite ersaßt werden! vr. ». verger. Eine Aschher-Eeneeinschaft für Wall, und Wchranlag««^ Line Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der nord- und oft«, deutschen vor» und sriihackchichtlichen Wall- und Wehranlagen ist aus Anregung der Baltischen Kommission in Kiel, der be teiligten Fachkreise und der Notgemeinfchaft der deutsche« Wissenschaft jetzt in Kiel gegründet worden, um die vor, und friihgejchichtlichen Befestigungen vom Stromgebiet der Elbe bt« mr Weichsel und Memel nach einheitlichen Grundsätzen und Methoden zu erforschen und damit die Problem« der Siedlung», sorjchung ln diesen Gebieten planmäßig zu fördern. Die Auf nahme dieser Untersuchungen ist angesichts der ständig wachsen den Gefahr der Zerstörung besonders dringlich geworden. Dt« Arbeitsgemeinschaft besteht au» 83 Mitglieder«. Vorsitzender ist Geh. Rat Earl Schuchhardt, Stellvertretende Vorfitzend« find di« Professoren Scheel-Kiel und Ebert-Berlin. Ge« schäftsführer ist Mufeumsdirektor Dr. Unv« r zagt-Berlin. Ls ist zunächst ein« Bestandsaufnahme der in Frag« kommenden vodendenkmaler in Aussicht genommen. Danach will man an bi« Austläruna der Forschungsproblem« durch Grabungen in ben einzelnen Anlagen Herangehen. Erwerb««« ägyptischer Papyri. In der Münchner Akademie öer Wissenschaften berichtet« Pros. W. Spiegel bera über bie Ergebnisse einer viermonatlichen Studienreise nach Aegyp ten, die der Sammlung und Bearbeitung spätägyptischer thematischer) Urkunden für das von ihm geplante demotische Wörterbuch der spätägyptischen Sprach« galt. Es ist ihm ge lungen, zahlreich« neue Text« auMsinden, darunter auch ägyptisch-griechische. Ein Teil davon sind Papyri und Scherben inschriften (Ostraka), die er für die Universität München er werben konnte. Weiter war es ihm möglich, in Gemeinschaft mit Prof Tarl Schmidt-Berlin «ine großer« Sammlung von griechischen Papyri, darunter wertvoll« literarisch« Stücke, zu erwerben.
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