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Sächsische Volkszeitung : 06.08.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192708063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270806
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270806
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-06
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 06.08.1927
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Zur «I«r ^suritr , Freunde im Schulkampfe Die christlichen Elternvereine Sachjens hiel ten am Sonntag unter dem Vorsitze von Oberlanöesgerichtsrat Dr. Hering eine Tagung in Lübau ab, bie aus allen Teilen der Lausitz starken Besuch aufwies. Landesgeschäftsführer Neu mann, Dresden erstattete einen Bericht über die Verhältnisse in der Lausitz, während zum Reichsschulgesetz der Landesvorsitzende sprach. Folgende Entschließung wurde angenommen: „Die Führertagung von Vorstands- und Elternratsmitglie dern der Vereine christlicher Eltern in den Schulaufsichtsbezirken Lübau, Bautzen, Zittau berußt es, daß endlich der längst fällige Entwurf eine» Gesetzes zur Ausführung der Artikel 146,2 und 148 der Reichsverfassung dem Reichsrat vorgelegt worden ist. Besonders zu begrüßen ist es, daß der Entwurf sofort veröffent licht wurde. Di« christlich« Elternschaft erwartet, daß der Ent wurf schnellstens auch dem Reichstage zugeleitet und von ihm verabschiedet wird. Die christlich« Elternschaft fordert, daß der christlichen Bstzenntnlsschule voll« Entfaltungsfreiheit gegeben wird. Der Begriff des geordneten Schulbetriebes muß auch durch eine einklassige Schule grundsätzlich als ersüllt gelten. Die christliä)« Elternschaft erwartet, daß durch das Gesetz Bestim mungen ausgenommen werden, durch welche der christlicke Lha- rakter den auf ihren Antrag errichteten Schulen geivährnbleibt." Beiter hielt der Vorsitzende einen äußerst wertvollen Vor trag über das neuzeitliche Elternrecht. Der staatliche Schulzwang muß auf der andern Seite den Eltern weitgehende Mitverantwortung an der Schule einräumen. Weiter befaßte man sich mit dem neuen Landeslehrplan, der zwar für den katholischen Religionsunterricht und in den wendischen Schulen Bibel, Katechismus und Gesangbuch zuaelassen sind, während für die den evangelischen Religionsunterricht an den deutschen Schulen eine Sammlung biblischer Geschichten, ein biblisches Lesebuch und ein noch bekanntzugebendes Spruch- und Lieüer- heft vorgesehen sind, nicht jedoch Bibel. Katechismus und Ge sangbuch. Die Versammlung verlief in größter Einmütigkeit. — Wir freuen uns des Bundesgenossen und unterstützen seine For derungen, die ja auch die unfern sind, voll und ganz. Fritz Günther. Vermischter — Das Geheimnis des Vitamins D entschleiert. Bekannt lich spielen die Vitamine, jene lebenswichtigen, in unmeßbaren kleinen Mengen vorkommenden Körper seit Jahren die ihnen gebührende Rolle in physiologischen und medizinischen Kreisen. Man Kannte jedoch bis vor kurzem von der Vitamine nur ihre physiologischen oder pathologischen Wirkungen, wenige physi kalische Eigenschaften wie z. B. die Löslichkeit, aber nicht die chemische Konstitution. Daher ließen sich die Vitamine nicht durch chemische Formeln ckmrakterisieren: man hat sie bisher mit Buchstaben bezeichnet. Vitamine äußern sich nachdrücklicher durch ihre Abwesenheit als durch ihre Gegenwart. Können die dem Organismus nötigen, unscheinbar kleinen Mengen von be stimmten Vitaminen in der Nahrung nicht ausgenommen iverden, so treten entsprechende Krankheiten, Avitaminessen, auf. So z. B. verursacht das Fehlen des Vitamins C die unter dem Namen Skorbut bekannte Krankheit, das Fehle» des Vita mins DdieRachitis. In neuerer Zeit bat sich der Physiologe Heß um die Erforschung des antirachitischen Vitamins D ver dient gemacht. Der Göttinger Physiker Pohl hat die nötigen optischen Absorptionsmessungen im ultravioletten Spektrum duraMführt und der Göttinger Chemiker Windaus gelangte erstmalig zur chemischen Erlassung eines Vitaminmoleküls, wo durch zugleich eine wissenschastliche Tat ersten Ranges voll bracht und eine weite Perspektive chemisch-technischer und medi zinisch-hygienischer Entwicklung eröffnet ist. Seit einiger Zeit wußte man, daß Rachitis durch Ultraviolettbestrahlung geheilt werden kann. Es können z. B. rachitische Mäuse oder auch deren Nahrung bestrahlt werden. Die Lösung des Rätsels be steht, wie wir heute wissen, darin, daß in der Nahrung stets vorhandene Ergosterin, ein das Cholesterin in unzählbar kleinen Mengen begleitender Farbstoff durch die ultravioletten Strahlen in das Vitamin D verwandelt wird. Das ultraviolette Licht wird zu dem Zweck vorzugsweise durch Magnesiumfunken erzeugt. Für die Praxis ist wichtig, daß der Lebertran durch das angenehmere und sicher wirkende künstliche Vitamin ersetzt und zur Bekämpfung der Rachitis verwendet werden kann. Die Margarine unterschied sich von der Naturbutter hauptsächlich durch das Fehlen von Vitaminen, die durch Schwefelsäure bei der Fabrikation vernichtet wurden. Heute ist es unschwer, diesem Mangel durch Zusatz von künstlichem Vitamin abzuhelfcn. Voraussichtlich bringt die nächste Zeit die chemische Synthese weiterer Vitamine. Geskorben im fremden Land ... Ein eigenartiges Soltalenmanfolenm Im böhmischen Erzgebirge. Aus dem böhmischen Erzgebirge wird uns geschrieben: Führt eine Erzgebirgswanderung dich aus grünem Tal mit rauschenden Wassern empor zu jener auf dem Kamm gelegene» Mulde, in der wie in einer geholten Riesenhand das deutsche Dorf He inri chsgrün sich breitet, dann erfaßt der Blick, aus der Höhe h-inschweifend über die roten Ziegeldächer und di« Schindelbedachung der Keinen Häuser, vor allem das aus einem Hügel über dem O-rt ragende Gemäuer eines fast fensterlosen, halb In die Erde geduckten Gebäudes ohne Schornstein, das man näherkommend als das Gewölbe einer Wasserleitung erkennt. Man gelangt an einem baumumkränzten verträumten Kirchlein vorbei in den kleinen Ort, in dem man geruhsame Rast zu halten gedenkt, aber man sitzt noch nicht lang« in der Gaststube, da Wirt oder Wirtin zu wissen begehren, ob man sich auch ,Has Bassin" angesehen habe . . . Auf solch« Art erfährt man die Bewandtnis, di« es mit dem grauen Mauerwerk auf dem Hügel über dem Dorf hat, und schon wenige Minuten nachher schreitet man, an einem kleinen Feuerwehrhaus vorbei, vor den Ort hin aus und steigt einen steilen Wiesenpfad zu dem Gebäude empor, das sechstausend Mensche« zur letzten Station geworden ist. Dreißigtausend Menschen haben während des Krieges als Gefangene in einer heute längst nicht mehr bestehenden Ba rackenstadt bei Heinrichsgrün gelebt. In ihrer Mehrzahl waren sie serbische Staatsangehörige, und so hieß Land und Leute das Heinrichsgrüner Exil kurzweg nur inehr „das Serben- lag er", ebenso, wie der Gottesacker, der im Verlauf einiger Jahre unweit des Lagers amvuchs, trotz der russi schen und italienischen Soldaten, die dort zur letzten Ruhe gebettet wurden, schlechthin nur „der Serbenftiodhof" ge nannt wird. Nach Heinrichsgrün, dem größten serbischen Kriegsgefangenenlager der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie, kamen in den bitteren Jahren einer mit Blut in der Geschichte verzeichnet«!, Vergangenheit in unaufhörlichen Reihenfolge jene tiauriaen Menschentransporte, denen Stachel draht und Bajonette Willkomm boten in einer neuen und frem den Welt. Fragt man heute einen Heinrichsgrüner um diese Menschenladuna in Tierwaaen der Eisenbahn, dann erschüttern einem bis ins Tiefste die Mitteilungen darüber, wie oftmals in den Waggons, in denen die Gefangenen in der Station anlang- ien, Leute kauerten, die keinen Befehl, keinem Zuruf gehorchten und ihren Platz im Wagen nicht verlassen wollten. Erst da man sie gewaltsam auf den Bahnsteig bringen wollte, zeigte es sich, das; sie tot, daß sie während der Fahrt zur Samme l - stelle gestorben waren . . . Wie hier, so dort. Alles Entsetzliche, Grauenvolle und Un menschliche in den bitteren Jahren einer jungen Nergangenheit war Kreislauf, war Wiederholung und „Vergeltung". In das trockengelegte Bassin, nur zum Teil aus dein Hllgel- kamm über der Ortschaft ragend, tritt man durch eine eiserne Tür. Ein kleiner, weißgetiinchter Vorraum nimmt einen auf, in dem in einem Winkel einige vertrocknete Kränze liegen. Ein beklemmender Geruch schlägt aus der Tiefe, in die eine Stein treppe führt, entgegen, und man findet sich noch auf der obersten Stufe stehend, mit einem Mal in einem Reich des Todes, wie es eigenartiger man bisher nicht geschaut hat. An deg weißgrauen Wänden, die aus dem Erdreich in etwa fünf oder sechs Meter Höhe emporstreben, sind jausende kleiner, länglicher und mit dunkler Farbe gestrichener Holzkästchen in gleich mäßig angeordneten Regalen untergebracht, und da man nciher- tritt, entdeckt man auf den Schmalseiten der Kistchen ein gebrannte Nummern, über die man sich erst klar wird, wenn man erkennt, daß man vor mehr als dreitausend Soldatensärgen «n Miniatur«, steht und daß jedes der Kistcken die gleich« Zahl trägt, die einst die Namen der Kriegsgefangenen ersetzt hat im Heinrichsgrüner Lager. Un- sichtbar bleiben nur die Behälter mit den Ueberresten jene, zweitausendsechshundert serbischen und russischen Kriegsteil nehmer. über di« keine Lagerkatalognummer mehr Auskunft gibt: die weißgetiinchte Mauer hat die winzigen Leinwandsäckchen mit den Gebeinen dieser Toten für immer ausgenommen, und so haben auf kaum mehr als zwanzig Quadrat metern gegen sechstausend Opfer des Kriege» Platz gefunden, denen sich wohl noch etliche Hunderte zu gesellen werden, die einstweilen noch in jenen Massengräbern liegen, in die sie vor zehn Jahren versenkt worden sind. Dreitausend dunkle Kistchen find ringsum ausgebaut. Mir jedes davon ist fünfundsiebzig Zentimeter lang und etwa zwan zig Zentimeter hoch, und der beklemmend« Geruch geht von dem doppelten Karboltneumbelag aus. mit dem jeder dieser winzigen Särge versehen ist. Man erfährt, daß die Knoche» der aus den Massengräbern des ehemaligen Kriegsgefangenen lagers in Heinrichsgrün und Braunau Gehobenen, nachdem ki« von allem noch anhaftenden Fletsch gereinigt worden find, in Leinwandsäckchen geborgen und dann in diese dunklen Behälter getan werden. Etwa dreihundert russtsche, serbisch« und italienisch« Sol daten deckt noch die Erde des Hetnrtchsgrüner FrletHose». Sie liegen in Massengräbern, jeweils zwanzig Li» fünfundzwanzig Särge nebeneinander. Im Mausoleum auf dem Hügel find drei hundert dunkelbraune HolzkiMen noch leer. Sie werden ihre« Zweck schon in kurzer Zeit erfüllt habe«, den« die Totengräber draußen vor dem Ort beeilen sich bei ihrem schauerliche« Werk. „Sie find all« noch gut erhalt««," »Mlt der M«m, der den Weg zum FrickHof weist und auch sonst Bescheid tun kann. vor eine mJachrzeHnt tn die Erde gesenkt morde« sein mögen. Sie Monturen sind nicht zerfallen, und ebenso hat sich Schuhwerk erhalten, sind die Bindfaden der Sandale« noch um di« Füße der Tote« geschlungen. Die gespenstisch bleichen Gesichter stick bei ««anchon noch von Bärten umrahmt, das Haupthaar scheint völlig erhalten. Greift aber einer von de« Totengräbern mit aunnniüiberPmene» Fingern nach einer Leiche, dann fällt wie Zunder ab Kleidung und Schuhwerk, und unter der über den Kopf de» Toten hiustroichendon Hand bricht Hamit- und Bart haar wie morsches Kabelwerk an dürrem GeM . . . Unter wenigen Griffen wandelt sich di« Leiche: das Fleisch löst sich fast voir selbst von de« Gebeinen, und nach einer Wett« ist von dem toten Soldaten nicht» anderes mehr als ei« Bändel Knochen übrig, das zusammen mit dem ebenfalls von allen Flcischtellen entblößten Kopf in ein Leinwandsäckchen kommt und dann in eine der bereiqkhenden kleinen Kisten getan wird, die nach ihrer Verschließung den doppelte« Karbol«neumankrich erhält und dann im Mausoleum oben ans dem Hügel tn einem der Regale ihren Platz ernntmmt . . . Weit, lehr weit liegt Heinrichsgrün von der Heimat der Sechstausend entfernt, die hier ihren letzten Schlaf tun. An den Fingern find diejenigen abzuzählen, dt«, aus Serbien, Ruß land oder Italien kommend, einen Kur-besuch in Karlsbad, Fran zensbad, Ioachi-iilsthal oder Marienbad zu einem Abstecher in das stille Erzgebirgsdorf benützen und in Andacht verwetten an diesem Ort ewiger Rühe, den eine Pietät errichtet hat und er- hält, von der man wünschen möchte, daß sie überall in der Welt eine gleich« Hetmstadt finden möchte, und daß st« jene unsetzliche Rcheit für inrnier unmöglich machen würde, die das Grab des landfremden Soldaten schänden und entheiligen zu dürfen glaubt. Schon in kurzer Zeit wird den Besucher des Heinnchs- gräner Massengrabes eine Kapelle empfangen, die im Bor raum des Mausoleums errichtet werden soll, und von der Höhe des Hügels wird ein dreitürmlg sich über der letzten Ruhestätte der Selystausend wölbendes Gebäude in das grüne Tal nieder sehen /das einen erstnen und würdigen Rahmen dem Ort gibt, an dem du nicht vorübevwandern sollst, ohne ein Gebet für die armen Seelen in fremder Erde gesprochen zu haben! 6eors Osmalck Server. Bergmann» Tod. Auf den Priiiz-Karl-Werken bei Oehren stock verunglückte der 31 Jahre alte Bergmann Otto Hörold iötlich. Niedergehend« Gestcinsmassen trafen den Bedauerns werten so unglücklich lm Genick, daß der Tod sofort rin- trat. Lin anderer Bergmann wurde schwer verletzt. Franz von AM. Historische Novelle, von M. D. Krüger. (0. Fortsetzung.) Petru» kehrte allein mit seinem Sohn zurück. Er lobte ihn höchstlich de» glanzvollen Festes wegen. Der Herzog, der Über gewaltige Geldmittel verfüge, lohne wahrlich da» Heer von Schmarotzern, das ein buntes Leben hereingetra gen Hab«, wie es die hohen Herren liebten. „Nun aber," schloß er zärtlich, „gehe sogleich zur Ruhe, damit du morgen frisch ins Feld riehen unv Ehre gewinnen kannst. Ehre, oie deinem Hause Glanz und Vorteil bringt, keine, die Un ersetzliche» kostet. Nimmer darfst du, das einzige Kind eines so reiche« Vaters, ins Grab sinken. Dafür gebe ich dir Söld ner mit, tapfere, unerschrockene Männer." Schweigsam hörte der Sohn zu. Er hätte wohl vieles sagen mögen, aber eine hoffnungslose Traurigkeit hatte ihn ganz in Be sitz genommen. Für Petrus war auch keine Zeit mehr, ihn anzuhören. Er ging eiligst in die Festgemächer, die er- schlafften Diener allenthalben anzustacheln, das Gerät und sie Kostbarkeiten zu säubern und zu verwahren» das von nun an wenigstens nichts mehr verloren gehe. Franz sah mit trüben Augen auf die verödeten und verwüsteten Hallen. Er fragte sich, was er gewonnen habe? Die Freundschaft eines Herzogs? Ein starker Zweifel kam ihm. ob sie sich jemals bewähren würde, ja ob sie überhaupt auch nur im Augenblick so gemeint war, wie er sich vorge spiegelt hatte. Mar es vielleicht nur ein Trinkgeld für maßlos Dargebrachte»? Ein Schluchzen stieg in ihm auf. Hatte er nach so gemeinem Gewinn Mrebt? Hatte Gott ihn so erschaffen, daß er sich mit Wertlosem begnügen konnte? Gott, der ihn mühelos mit dem kürzesten Blick des Auge» da» goldene Sonnenall schauen, in einem Flug der Seel« an der ewigen Größe teilhaben liest? Seine Hände streckte« sich in immer quälend werdender Frage. Wo finde ich di« Befriedigung. Was ist e», dast ich vollbringen soll und will, voll ganze« Herzen will? Da tönt» noA einmal aus weiter Ferne ein Trompetenruf. Wie eine höhere Antwort auf die heißen Fragen klang es seinem Herzen. Kampf, subelte es darin auf. schwerer Kampf. Dransetzen jede Kraft, ja selbst das Leben! Und Ehre und Ruhm der Lohn, ein hoher Lohn — der höchste?. 6. Schon wochenlang lag das Heer des Herzogs von Ur- btno vor Perugia. Er gedachte die Stadt dadurch, dast er sie von jeder Zufuhr abschnitt, allmählich dem Hunyer und Mangel preiszugeben und sie so seinem Willen gefügig zu machen. Ersparte er seinen Soldaten dadurch auch den Angriff, so mußten sie doch stets gewärtig sein, dast die Be« laaertzen versuchen würden, durch einen Ausfall die Streit« krafte ihrer Feinde aufzureiben oder wenigstens zu zer streuen. Besonders in der Nacht hisst es aus der Hut zu sein. Im Anfang war dieser Zustand für abenteuerlustige Männer von arostem Reiz, aber im Lauf einer langen Zeit» in der niemals das eintrat, was ständig erwartet wurde, langweilte und ermüdete er. Zwar wurde den Soldaten alles zu ihrer Zerstreuung gegönnt, was irgend statthast war. Lagerfeuer brannten des Nachts, es wurde gezecht, gespielt und gesungen. Die einnehmende, stattliche Gestalt des Herzogs ging unermüdlich durch das Lager. Mit groster Zuversicht wies er auf das sich täglich mehr nähernde Ziel hin. Perugias Vorräte mußten demnächst zu Ende sein. Nun kam alles darauf an, sich nicht im Schlaf oder beim Trunk überrumpeln zu lassen. Keiner von allen Kämpfern sehnte sich so ungeduldig nach dem Ende dieses müßigen Wartens als Franz. Nichts van dem. was seine Freunde zur Zerstreuung ersannen und trieben vermochte ihn über die verlorene Zeit zu trösten. Ach. wenn es doch endlich käme, dies Ringen Mann an Mann, dieses Drangeben aller Kräfte! Der gutmütige Ettore versuchte ihn zu trösten. „Höre, ich will dir ein Lied spielen-nach deinem Herzen." Der männliche Everardo argwöhnte ein Liebeslied zu hören, für das er hier keinen Sinn hatte. „Nur ein Lied, das pastt," sagte er, „das bitte ich mir aus." „Was denkst du von mir?" rief der beleidigte Ettore. „Ich singe ein munteres Lied, ein tapferes Lied, wa» lonst?" Ergriff eiy.vsar Mal mit fester Sand in dt« WeÜerbericht der Dresdner Wetterwarte WitteruiigSauSfichten: Zeitweise stärkere Bewölkung; weiter hin mäßig warm. Winde von veränderlicher Richlung und stärker. Stiftung der Wetter» insbesondere infolge von Gewittern. Saiten, dann sang er, auf Franz blickend, mit Begeiste rung:: , „Genua vom Spiel de» Leben», ' Au» eitel Lust gewebti O jeder lebt vergeben», Der nur der Freude lebt! Den blutigen Ernst, da« Ringen Will ich auf Heister Bahn, Dar erst glvt starke Schwingen Empor »nd himmelan. Mein Blut, ich will es geben Im Tod, der hoch und Kehr, Nur der lebt, der sein Leben Lätzt freudig für die Ehr." „Still!" rtef Franz schmerzlich. „Singe kein Lied, das erhitzt. Es brennt schon so in mir das glühendste Ver, langen, endlich möchte das Zeichen zum Beginn der Schlacht ertönen. Tag und Nacht sehe ich geschwungen« Schwerter, den Flug der Lanzen, höre ich Streitäxte krachen, das Donnern der Pferoehufe über das Feld «nd das wklde Klirren der heistgeschwungenen Waffen. Und droben über den Staubwolken und den Knäueln der ringenden, verstrick ten Menschenleiber, sehe ich den ewigen Schlachtenlenker die Wage der Gerechtigkeit halten und mit einem Blick über Sieg und Niederlage entscheiden." Seine Freunds hörten mit verschiedenem Ausdruck die Morte des Einfälti gen, dem sie gut waren, über den sie aber oft lächeln muh ten. „Was scheuchst du eigentlich mit der Hand?" fragte der stets spottlustige Luigi. Franz besann sich. „Eine Mücke, die mich stechen wollte." „Schlag sie doch tot." „Warum?" Luigi lachte. „Weil sie dich stechen will." Franz schüttelte den Kopf. „Das ist kein Grund. Sie folgt nur einem anerschasfenem Triebe. Auch bewundere ich sie zu sehr." „Die Mücke?" rief Luigi noch heiterer. Franz liest sich durch den Spott nicht beirren „Tust du es nicht?" fragte er verwundert. „Ist nicht ihr lautlos jubelnde« Spiel im ersten Sonnenstrahl nach dunklen Wettern ein hoher Lobgesang auf den Schöpfer? Nein, ein Kunstwerk wie sie, will ich bestaunen, aber nie vernichten." Everardo lachte hell auf. „Wie, du willst keine Mücke töten, aber Menschen ntederzufchlagen, da kannst du kaum di« Zeit er- warten?" - ^ lFortfehung solgtzj.
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