Volltext Seite (XML)
N«««er I« Sächsische Volkszettung oui« ,r«7 Jur Liturgie -es Sonntags «»»>-> Siebenter Sonntag nach Pfingsten. Epistel: Röm. 8.19—23. Brüder! Ich rede nach menschlicher Weise um der Schwach heit eures Fleisches willen. Wie ihr eure Glieder in den Dienst der Unreinigleit und Gottlosigkeit hingabet zur Gott losigkeit, so gebt nun eure Glieder hin in den Dienst der Gerechtigkeit zur Heiligung. Denn als ihr Knechte der Sünde wäret, seid ihr wohl frei gewesen vom Dienste der Gerechtigkeit; aber welche Furcht hattet ihr damals von den Dingen, über die ihr euch nun schämt? Das Ende da von ist ja der ewige Tod. Nun aber, da ihr, befreit von der Sünde» Diener Gottes geworden seid, habt ihr zu eurem Gewinn die Heiligung und als Ende das ewige Leben. Denn der Sold der Sünde ist der Tod; die Gnade Gottes aber ist ewige» Leben in Christus Jesus, unsrem Herrn. Evangelium Siebeuter Sonntag nach Pfingsten. Evangelium- Matth. 7» 1^—21. In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Hütet euch vor den falschen Propheten, di« in Schafskleidern zu euch kommen» inwendig aber reihend« Wölfe find. An ihren Früchten wrrdet ihr sie erkennen. Sammelt man denn Trauben von Dornen oder Feigen von Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte; der schlechte Baum aber bringt schlecht« Früchte. Ein guter Baum kann nicht schlecht« Frü.hte bringen und ein schlechter Baum kann nicht gute Kröcht« bringen. Jeder Baum, der nicht gute Frücht« bringt» wird ausgehauen un>» ins Feuer geworfen. Darum sollt ihr sie an ihren Früchten erkennen. Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr, wird ins Himmelreich eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der ,m Himmel ist, wird ins Himmelreich eingehen. Da» bayerische zraaeatmasesl: Sin gialtes Zlmka. Wir berichteten wiederholt Uber die Vorgeschichte des ersten bayerischen Frauenturnfestes, das jetzt in Neuburg an der Donau stattgefunden hat. Diese trotz des Einspruchs der bayerischen Bischöfe und in ausgespriHener Gegnerschaft gegen die katholischen Kreise durch- «eführte Veranstaltung gereicht weder dem Bayerischen Turner« «und noch der Feststadi zur Ehre und zum Ruhm. Gewiß hatten sich zu den beiden Festtagen am 16. und 17. Juli viele Turne rinnen in der früheren Residenz der Wittelsbacher Herzöge ein gefunden und auch ihr Anhang war an Zahl nicht gering, aber was die Veranstaltung, die die bayerischen Bischöfe schon wochenlang vorher als ein öffentliches Aergernis bezeichnet hatten, in turnerischer Hinsicht bot, war recht inäßia. An der erschreckenden Geringwertigkekt der turnerischen Leistungen änderte auch der mondäne Turndreß der Teilnehmerinnen nichts. Die Vorführungen an Reck, Barren und Pferd wiesen durch weg männlichen Zuschnitt auf und wurden selbst von fanatischen Anhängern des neuzeitlichen Frauenturnens als unweiblich ab gelehnt. Die volkstümlichen Uebungen ließen sich etwas besser an, doch war auch hier ein Tiefstand der Leistungen unverkenn bar. Die jugendlichen Turnerinnen im Alter von 15 bis 19 Jah ren, die diese „Wettkämpfe" bestritte«, taten zwar ihr Möglich stes, um in Ehren zu bestehen. «cüsx sie kamen über die Unzu länglichkeit ihrer Fähigkeiten und über die in ihrem Körper begründeten Hemmungen nicht htr,««». Das vermännlichte Schauturnen ist für junge Mädchen gänzlich ungeeignet. Auch die an sich recht netten Tänze, die in das Programm eingeschoben waren, litten unter der Flüchtigkeit der Vorbereitung. In tur nerischer Beziehung ist das „Frauenturnfest" als ein glattes Fiasko zu bewerten. Das Frauenturnen muß sich auf ein natürlich-weibliches und anmutiges Beherrschen des Körpers in den Hebungen beschränken, die der Frau im Hinblick auf ihre besondere Konstitution zugemutet werden dürfen! Aber auch das Fest selbst war — man sah es auf Schritt und Tritt — unzulänglich vorbereitet. Es war eben eine Männerveranstaltung, zu der die jungen Turnerinnen nur als Schauobjekte zugelassen waren. Alle Ausschüsse bestanden aus Männern, nur für den sogenannten Ehrenausschutz hatte man zuguterletzt noch fünf Frauen gewonnen. Dem turntechnischen Ausschuß gehörten nur Männer an. Unter den rund 409 Kampf richtern befanden sich ganze elf Frauen! Obwohl das Fest ein Unsere Zeitung! Wir Katholiken im Sachsenlande, wir haben eine Zeitung, wir haben ein Familienblatt, eine Briefgemcinschaft, die uns jeden Tag zueinander führt und mitenander fühlen läßt. Sie gibt uns, was uns am meisten nottut für Seele und Leib, für alle unsere Interessen in Kirche und Heimat! Eindrücke aus dem Jubiläums blatt der Sächsischen Volkszeitung drücken uns die Feder in die Hand, sie sollen sich zu diesen Zeilen an alle Glaubcnsbrüder in unserem schönen Sachsenland, unserer Diaspora, verdichten Es war zu den Zeiten des heiligen Augustinus. Die ganze damalige Welt war in einer gewaltsamen Umwandlung begriffen. Die Völkerwanderung, von der uns die Geschichte erzählt, sollte die Staatengebilde völlig umgestalten . Eine Weltkatastrophe ähnlich dem Weltkrieg unserer Tage war über Europa und Afrika herein gebrochen. Von Asien stürmten die Hunnen daher, aus Germanien zogen die Ost- und Westgoten aus, um neue Erdteile für sich zu er obern, die Vandalen bestürmte» das christliche Afrika. Ganz Ita lien und Spanien und mit ihnen das alt« Römerreich wurden eine Beute der wilden heranstürmenden Scharen. Rom, di« ewige Stadt, zitterte und mit ihm die abendländische Kirche. Raub und Mord, wilde Ländergier und alle zerstörende Barbarei, dazu Heidentum und Arianismus drohten die ganz« christliche Kultur auszulöschen, das Wort vom „Untergang des Abendlandes" war da mals schon geprägt. In tiefster Niedergeschlagenheit hatte die katho lische Christenheit allen Mut verloren. In dieser trostlosen Lage er griff der größte Publizist der damaligen Zeit die Feder und schrieb die herrliche Apologie Dr civitate bei, von der Stadt Gottes. Das war eine erhabene Zeitung an die damalige christliche Welt. In Hunderten und Tausenden von Abschriften wurden die Gedanken des heiliaen Augustinus, er war der Publizist, verbreitet, gelesen, gepredigt. Die Civitas Dei wurde zum Trostwort, zum Zauberwort der damaligen Zeit. Es war wie ein Erwachen aus tiefem Schlaf. Alle Energien des christlichen Heldenmutes wurden wachgerufen, das christliche Abendland war gerettet. Es würde uns zu weit führen, wollten wir auch nur in knappen Sähen den Inhalt der Civitas Dei hier wiodergeben. Der große Augustinus wußte in schlagender Weise der gläubige« Welt all die großen Ver heißungen des Herrn, die Wahcheit und unauslöschliche Kraft der Kirche Christi nahe zu bringen und die Völker zu überzeugen, daß all die drohenden Mächte der Feind« nichts vermögen, wenn der Glaube nn den Welterlöser und an die Ewigkeit stark bleibe. In ähnlicher Weise hatte ein anderer großer Publizist, der Welt apostel Paulus, beiin Beginn des Christentums in seinen Briei fen an die bekehrten Völker sein mächtiges Wort erschallen lassen. Das war die Macht des geschriebenen Wortes, der Zeitung, der damaligen Welt. Freilich, diese Zeitung war zugleich Gottes Wort, und des halb mögen manche Anstoß nehmen an diesem Ausdruck, aber war um kann nicht auch eine Zeitung etwas Heiliges sein? Gutes und Böses ist in ihre Hand gelegt. Die Civitas Dei war das große Trost- und Segenswort der damaligen Zeit. Aber so war es auch immer in den Kämpfen der Jahrtausende, die heiligen Väter d«c Kirche Gottes waren die Bannerträger, die Verteidiger, die machtvollen Herolde der Wahrheit ganz im Sinne des Presseapostolates unserer Tage. Freilich hat die Zeitung jetzt ein erweitertes Feld im politischen Getriebe der Gegenwart, sie muß auch da eingreifen, wo e sgilt rein irdische Interessen zu verteidigen und zu tvahren. Aber auch in diesem Sinne wird eine gute christkatholische Zeitung sich stets an den Grundsätzen, die dem Reiche Gottes entsprechen, orientieren und die goldene Straße christlicher Gerechtigkeit und Mäßigung nicht aus dem Auge verliere». So ist die Presse in unserem Sinne, unsere katholische Zeitung, «ine wahre Wohltat für di« gesamte christliche Welt, ja bis in die Reih« derer, welche nicht mit ihr gehen. Hielt die Civitas Dei des heiligen Augustinus sich mehr an die Apologie, an die Verkündigung der Verheißungen Gottes, so hat später die Presse auch noch die Aufgabe der Verteidigung, derAbwehr uns mitunter auch des Angriffes gegen die Gegner auf sich nehmen müsse». Ja, war das nicht auch schon zur Zeit des heiligen Paulus der Fall? Wie entschieden nimmt er Stellung gegen das Judentum, gegen das Heidentum und sogar schon gegen Neuchristen. die den Boden der Wahrheit zu verlassen drohten. Diese Aufgabe ist der Presse geblieben, ja sie ist mit den Jahrhunderten gewachsen und heute zu einer bitteren Notwendigkeit geworden. Die Katholische Zeitung wird aber immer der kirchlichen Autorität den Vortritt lassen und sich auch iu der Verteidigung und im Angriff, wo er nottut, die Mäßigung bewahren, die der Wahr heit gebührt und christliche Liebe fordert. Mögen diese Zeilen zum Jubeljahr der Sächsischen Volkszettung uns Katholiken der Dia spora überzeugen, daß wir in unserer Zeitung" wirklich einen Mit telpunkt haben, einen Sammelherd für unsere Interessen, wir nennen sie deshalb mit tiefem Verständnis und mit großer Freude: unsere Zeitung! Jul. Seiler S. I. .Srauenturnfest" war, spielte die Frau bei seiner Durchführung eine recht klägliche und beschämende Rolle. Am Sonntag be reiteten heftige Regengüsse der Veranstaltung ein nicht im Pro gramm vorgesehenes frühes Ende. In den Nachmittagsstunden verließen bereits viele übernächtige Turnerinnen die Donan- stadt. Ueber mancherlei könnte noch berichtet werden, so über den merkwürdigen Fackel- und Lampionzug, mit dem man die gläu bigen Katholiken der Donaustadt herauszufordern bestrebt war, und der mit Absicht zweimal an bestimmten Häusern vorüber- gelcitct wurde, über die bombastischen Festreden, mit denen man sich gegenseitig beweihräucherte und über die Verun glimpfungen, mit denen man die katholische Geistlichkeit und edeldenkende Neuburger Ordensschwestern und Frauen bedachte. Auf dom Bahnhof wurden zwei Pfarrer, die eine unaufschiebbare dienstliche Reise antraten, von einer Anzahl Frauenfestlhuber hellaut ausgelacht und ausaepfiffen. Die gute „Erziehung" der Festteilnehmerinnen kam überall zum Durchbruch. Niemand hat Anlaß, auf dieses „Frauenturnfest" stolz zu sein. Ariedensbuud Deutscher Katholiken. Die diesjährige vierte Reichstagung des Friedens bundes Deutscher Katholiken findet in Essen vom 31. August abends bis einschließlich 2. September statt. Der erste Tag wird vornehmlich geschäftlichen und organisatorischen Fragen gewidmet sein, während am zweiten Tag die deutsch - französische und die deutsch - polnische Frage in zwei Aussprache- kreisen zur Behandlung kommen werden. Im Rahmen der Tagung ist um Donnerstag, den 1. September, eine große öffentliche Versammlung geplant, in der ?. Franziskus Strat- mann 0. k. (Berlin), ?. Theophil Ohl meier O. k. öl. (Dorlten/W.). und Frau Klara Siebert (Karlsruhe) spreche» werven. Für den zweiten Tag ist ein Rezitationsabend von pazifistischen Werken vorgesehen. Das ausführliche Programm wird noch bekanntgegeben. Anmeldungen und Anfragen sind an die Hauptgeschäftsstelle, Berlin N. S8, Pappelallee 69. zu lichten. Sie sraazSstschen Satholilen m>» «er Alm. Vor einigen Tagen hat sich in Paris ein katholisches Klnokomitee unter dem Ehrenvorsitz des Kardinals Dubais gebildet. Es handelt sich hier um einen interessanten Versuch französischer Katholiken, die weiten Möglichkeiten des Films auf ihre Beziehungen zu-m katholischen Gedanken zu untersuchen. Es sollen vor allen Dingen die vielfältigen Schäden studiert werden, welche heute das Kino auf die moralische Nolks- gesunkchejt ausübt. Die französischen Katholiken haben wie be, rannt, bereits ans die verschiedenste Weife die Probleme und Neuerscheinungen modernen Lebens unter dem Lichte der katho lischen Glaubenslehre zu prüfen versucht. Die Gründung dieses Komitees ist nicht die unwichtigste Initiative, ivelche in dieser Hinsicht unternommen wurde. Man braucht nur an die Macht zu denken, welche das Kino heute auf die Massen auszuüben vermag. Das katholische Kinokamiteo hat es sich auch zur be sonderen Aufgabe gesetzt, die Filmfabrikanten bei der Herstellung von guten Filmen zu unterstützen. Die an Stelle der heutigen so vielfach unsittlichen und für das Empfinden besonders der Juaend schädlichen Filme treten sollen. Vor allen Dingen aber soll in Wort und Schrift das katholische Volk dazu erzogen wer den. der Filmprodukticm mit schärferer Kritik zu begegnen. Ferner soll die Kinokritik in der katholischen Presse intensiver aufgebaut werden. Das neiwearündete Komitee wird von allen grogen katholischen Organisationen in Frankreich tatkräftig unterstützt werden. O. Volk ohne Gott. Von Ella Mensch. (34. Fortsetzung.) „Aber Else, was fällt dir ein! Wie kommst du zu solch unartiger Bezeichnung. Doktor Kalisch ist doch ein Mann, zu dem junge Mädchen, wie du, voller Bewunderung auf zuschauen pflegen!" „Ich nicht, ich gewiß nicht! liebes Fräulein Stahl. Wenn er in seiner süßlichen Schwatzhaftigkeit losleat, dann ist er mir geradezu widerwärtig. Und wenn man dagegen — sie deutet mit dem Finger auf das Bild von Ernst — den Dgktor Friesen hält, so verliert er seinen Glorienschein vollends." „Herr Doktor Friesen ist eine stille, verschlossene Eelehr- tennatur, der es nicht gegeben ist, sich in der großen Welt zu gebührender Geltung zu bringen . . .", warf Senta hin. „Oh, das Echte setzt sich schließlich auch in der großen Welt durch!" behauptete Else mit altklugem Eifer. „Und an Doktor Friesen ist alles echt. Doktor Kalisch aber ist falsch." „Darüber steht einem so jungen Wesen wie dir kein Urteil zu!" verwies sie die Malerin. „Urteil? Nein. Da haben Sie schon recht. Es ist auch nur mein Gefühl das sich gegen ihn auflehnt. Und viel leicht ist es wirklich unklug, wenn ich mich so offen äußere, wo alle Aussicht vorhanden ist, daß er mein Schwager wird." Senta starrte die Sprecherin an. „Aber, liebes Kind, das ist ja Unsinn! Doktor Kalisch ist ja noch nicht geschieden." „Längst!" rief Else, „das weiß ich ganz bestimmt. Er geht schon wieder auf Freiersfüßen." „Und Ihre Schwester?" forschte Senta mit gepreßter stimme. . ^ . „Nun, da es ihr wohl klar geworden ist, daß ,hr Doktor priesen nicht ins Garn läuft, nimmt sie am Ende den °^)ber Friesen fft doch viel zu alt für deine kchwester?!" rief die Malerin. „Warum? Neben Kalisch, diesem Hans Dampf in allen Gassen, wirkt er entschieden jugendlich. Aber er stellt natürlich andere Ansprüche. Auf den Flattergeist Thea fällt der nicht hinein. Manchmal hat er so etwas Welt fernes in seinem Blick, so etwas, das über die Dinge hin wegsieht. Zuweilen muß ich denken, daß ihm schon ein großes Leid widerfahren ist." Und als Senta nachdenklich schwieg, fuhr sie fort: „Uebriaens können Se sich ja übermorgen überzeugen, wie heftig Doktor Kalisch unserer Thea die Kur schneidet." „Warum übermorgen?" „Nun, auf dem großen Zauberfeste bei uns. Wir läuten gewissermaßen die Saison ein." „Kind, ich bin ja gar nicht eingeladen!" Da lachte Else von Born auf. „Na ja. Da zeigt sich's wieder! Die reinste Vergeh- lichkeit. Bei uns herrscht eben seit einiger Zeit ein bißchen Wirrwarr. Warum, das hat sich mir noch nicht entschleiert. Da ist die Absendung der Karte an Sie einfach verbummelt worden. Gut, daß ich heute zu Ihnen gekommen bin, da kann ich mündlich das Versäumte nachholen." Mit einem tiefen Knix: „Mein gnädiges Fräulein, wir bitten um die Ehre Ihres Erscheinens zu Ball und Souper Freitag 8 Uhr abends!" „Nein, Liebe, das geht wirklich nicht. Von deinen Eltern muß die Einladung erfolgen." „Ist durchaus nicht nötig. Ich als Haustochter, als ge sellschaftsfähige junge Dame, darf auch Einladungen ver schicken. Ich weiß ja, daß es mit Genehmigung der Eltern geschieht. Und ich kann Sie versichern, es ist nichts als die reinste Bummelei. Sie gehören doch sozusagen zu unserem Hause. Der liebste Stammgast." „Na, na, so ganz buchstäblich wollen wir das doch nicht nehmen. Deine Schwester Thea hat mir in sehr kühlen Worten die Malstunden abgesagt." „Ach. Thea! Was will das heißen! Die hat ihre Heiratsgedanken im Kopf! Aber nicht wahr, Liebste, Süße, Beste! Sie kommen zu unserm Fest. Mama wäre außer sich, wenn Sie wegblieben. Davon können Sie überzeugt fein." Die Malerin schüttelte den Kopf. Aber Else ließ nicht nach mit Bitten. „Wenn Sie mir das antun könnten, dann ist mir der ganze Abend verleidet. Dann bleibe ich oben auf meinem Zimmer, dann kann mir die ganze Ballsaalherrlichkeit ge stohlen werden!" Sie war dem Weinen nahe. Senta sprach beschwichtigend auf sie ein und ließ sich von dem stürmischen Liebling ein halbes Versprechen ab- ringen. Dann schickte sie ihn fort. „Herzchen, ich habe noch zu arbeiten." Sie wollte allein sein mit ihren aufgewühlten Ge danken. An die Vergeßlichkeit konnte sie nicht so recht glauben. Doch Elses Lbersprudelnde Anhänglichkeit hatte ihr wohl ge tan, trotz allem Bitterem, was diese Stunde ihr zu kosten gab. „Hans Dampf in allen Gassen" hatte Else ihn genannt. Und fein Wesen stecke voller Falschheit! Sollte sie aus dem Munde dieses halben Kindes die Wahrheit hören? Als Richard Helm den in zuckersüße Höflichkeit ge tauchten Brief von Exzellenz Born erhielt, der die Ab lehnung seiner Werbung brachte, war der Eindruck auf ihn lange nicht so niederschmetternd wie für Albert Schönholz. Er empfand die Absage nur als das letzte Glied einer Kette, an der er sich wund gerieben, und die schließlich von ihm abfallen mußte. Sein strenger geschulter Geist sagte sich, daß. wenn man den Dingen zurückgehet, die Erkenntnis aufblitzt, daß die erste Ursache scheinbar zufällig, irrational sich darstellt, alles weitere aber in gesetzmäßiger Folge sich abwickelt. Aus Theas sprunghaftem Wesen, ihrem Sensations- bediirfnis konnte sich für ihn kein anderes Resultat ergeben. Es hätte noch weit schlimmer kommen können. Zwar war sein Blut durch dieses Mädchen in einen Aufruhr geraten, wie er ihn zuvor nie gekannt hatte, und dt« Gefahr lag nahe, daß er ihn stillen würde, auf einem Wege, den Tausende vor ihm m solchem Falle beschulten. Uber Gefahren sind dazu da, überwunden zu werden. (Fortsetzung folgt.) c