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»ax riedema««»»0. Sebmlriag. Der Präsident der Akademie der Künste, Prof. Dr. Max sttebermann, begeht heute seinen 80. Geburtstag, zu dem ihm zahlreiche Ehrungen zugegangen find. Der Reichspräsident hat dem Präsidenten der Preußischen Akademie der Künste Professor Dr. h. c. Max Liebermamr zu seinem 80. Geburtstag denAdlerschilddes Reichs verliehen und mit nachstehendem Schreiben zngehen lassen: Sehr geehrter Herr Professor! Zu Ihrem 80. Geburts tage spreche ich Ihnen meinen Glückwunsch aus. Sie blicken am heutigen Tage auf ein Leben reich an Arbeit und an Erfolgen zurück. In ununterbrochenem Schaffen und Wirken haben Sie als Maler und Graphiker ein Werk aufgestellt, das in der Ge schichte der Kunst von bleibender Bedeutung ist. NeueWege haben Sie gebahnt, einer ganzen Zeit die malerische Form ge geben. Als Zeichen des Dankes, den Ihnen das deutsche Volk schuldet, last« ich Ihnen hiermit den Adlerschild des Reichs zu- gchen. Meine besten Wünsche gelten Ihrem weiteren Schaffen und Ihrem persönlichen Wohlergehen. In vorzüglicher Hoch achtung gez. von Hindenbu r g." Reichskanzler Dr. Marx hat das folgende Glückwunschtele gramm gesandt: »Zu Ihrem 80. Geburtstage spreche ich Ihnen »»gleich im Namen der Reichsregierung di« herzlichsten Glück wünsche aus. Sie blicken heute zurück auf ein Leben voll rast loser Arbeit, Sie gaben uns Licht und Freude auch in Zeiten voll Not und Traurigkeit. Möge Ihnen, hochverehrter Herr Pro fessor, noch viel« Jahr« glücklichen Lebens in unverminderter Schaffenskraft beschicken sein." Der Preußische Ministerpräsident vr. K. c. Vraun hat an Max Liebermann ein Glückwunschschreiben gerichtet, in dem es heißt: „Indem das preußische Volk jedes Standes und Berufes, das in Ihren von Leben und Bewegung erfüllten Werken, sehr verehrter Meister, seinen Alltag und seine Freude gestaltet fühlt, heute mit Ihnen Ihren Ehrentag begeht, feiert es nicht nur Sie selbst, der die Tugenden demokratischer Arbeit ver- körpert, und sich nach vielen Jahren der Anfeindung und Ge- ringfchätzung in der ganzen Welt durchgcsetzt hat, sondern es feiert zugleich den Sieg des Zeitgeistes über eine in Politik und Kunst überlebte, dem äußeren Prunk zugetane Welt." Aus Anlaß des 80. Geburtstags Professor Max Liebcr- mauns suchte am Vormittag der Preußische Minister für Wissen schaft. Kunst und Volksbildung, Prof. v. Dr. Becker, den Künstler in seiner Wohnung in Waunsee aus, um ihn zu be glückwünschen. Dr. Becker überreichte dem Jubilar im Namen des Preußischen Staatsministeriums das erste Stück der vom Preußischen Staate wieder neugestifteten Goldenen Staatsmedaille, und außerdem als Ausdruck der Glück wünsche seines Ministeriums, noch einen großen silbernen Kasten, dem der Preußische Adler in Stahl ausgeprägt ist und der aus der Innenseite des Deckels eine Widmn7 des Ministers trägt. Der Kasten enthält tvO Photographien der INO Gemälde, die jetzt in der Lieberinann-Ausstellung in der Akademie der Künste gezeigt worden sind. * Zu der obenerwähnten Verleihung der Goldenen Me daille macht der Amtliche Preußische Pressedicnst folgende weitere Mitteilungen: Ilm hervorragende Dienste um den Staat anzuerkennen, hat das Preußisch« Etaatsmi niste rinn» die Einführung einer — nicht- tragbaren — Staats Medaille in Gold und in Silber beschlossen. Die Medaille, deren Schöpfer der bekannte und gerade auf dem Gebiet der Plaketten- und Mrdaillenkunst er fahren« Berliner Bildhauer Alexander Oppler ist, zeigt aus der Vorderseite den fliegenden Preußischen Adler mit der Umschrift: „Das Preußische Staatsministerium", auf der Rück seite in einem Lorbeerkranz di« Inschrift: „Für Verdienste um den Staat". Der Durchmesser der Medaille ist 10,7 Zentimeter. Sie soll in zwei Ausfertigungen, in Silber und in Gold auf tlnirag der Ressortminister durch das Staatsministerium ver- -lichcn wecken. Don vornherein ist beabsichtigt, nur eine Le- Vom englischen Adel Sine Achkokratte mik -emokrattscherr Grun-sStzen In England, dem Lande, in dem sich die Begriffe von Demokratie und Parlamentarismus seit Jahrzehnten als eine kaum noch von irgend jemandem bestrittene Selbstverständlich keit durchgesetzt haben, gibt es bekanntlich noch immer ein ttouvo ot l.orcks, dessen Mitgliedschaft fast ausschließlich für den Erbadel reserviert ist. Diese Erscheinung, die paradox scheinen könnt«, ist nur so zu erklären, daß in England auch im Adel moderne politische Auffassungen vorherrschen, daß dort auch der Adel mit seiner Zeit geht und sich nicht stemmt gegen eine Entwicklung, die als unaufhaltsam erkannt werden muß. Diesem gesunden Zuge, der in Zusammenhang stehen mag mit dem untrüglichen politischen Instinkt, der überhaupt dem englischen Volke nachgesagt wird, verdankt es die englische Aristokratie, daß es ihr bis jetzt im wesentlichen gelungen ist, alle Stürme zu überdauern und sich eine angesehenere und weni ger angefochtenere soziale und wirtschaftliche Stellung zu be wahren, als in irgendeinem anderen Lande Europas. Zum Teil wird das Geheimnis dieser Tatsache auch darin liegen, daß der englische Adel sich nicht so starr von dem Bürgertum ab- schließt, wie es auf dem Festlande üblich ist; während einer seits die jüngeren Söhne des englischen Adels fortlaufend ab- gestoßen und dem Bürgertum zugcführt werden, findet auf der anderen Seite durch ein« ununterbrochene Erhebung von „com- monors", die sich in irgend einer menschlichen Laufbahn aus gezeichnet haben, in den Adelsstand, eine kontinuierliche Ver jüngung des Adels und eine heilsame Zufuhr von neuem Blute statt. Selbst das englische Königshaus ist nicht exklusiv. Kö nigliche Prinzen und Prinzessinnen verheiraten sich mit Ange hörigen des niederen Adels. Die heutige Königin von Eng land wäre nach den Begriffen des deutschen Adelsrechtes nicht „ebenbürtig" gewesen und hätte bei uns im alten Regime nie den Titel einer Königin tragen können. Einen guten Beweis für die beim englischen Adel vorherr schende vernünftige politische Auffassung liefert ein öffent licher Brief, den soeben eine Anzahl angesehener englischer Aristokraten, Mitglieder des llouss ok Torcts, Männer mit glänzenden Namen, über die Oberhausrcform in der Londoner „Times" und anderen englischen Zeitungen verbreiten. Die .edlen Lords" wollen in diesem Briefe die Motive darlegen, von denen sie sich bei dem jüngsten Vorstoß zur Reform des Oberhauses haben leiten lasten. „Das Ziel war," sof heißt cs va, „daß die Oberhausmltgttcker das Terrain für dle Reform vorbereiten sollten, indem sie ihre Bereitschaft zeigten, im In terest« des Landes eine Beschränkung der erblichen Mitgliedsrechte z» akzeptieren. Wir waren der Mei nung, daß ein solcher Schritt die wesentlich« Vorbe dingung für jedwede Aenderung in der Zusammensetzung des Houss ok Morels sein müsse. . . . Indem wir einen solchen desinteressierten Akt der Selbstaufopferung vorschlugen, hatten wir 212 Oberhausmitglieder hinter uns, d. h. eine Mehrheit von fast vier Fünftel der Stimmberechtigten. . . . Wir waren bereit, zuzustimmen, daß im neuen Oberhaus di« erblichen Peers höchstens dl« Hälfte ausmachen sollten .... Wir wünschten, daß etwa 80 Sitze für sogenannte „Parlament. Lords" geschaffen und zur Verfügung des jeweiligen Premier ministers gestellt wecken sollen, zu dem Zwecke, um bei Ka- binettsneubildungen Ministerposten besetzen und um Regierungs. Maßnahmen im Oberhaus unterstützen zu können, so daß die Stellungnahme des Landes einen sofortigen Widerhall im Ober haus finden könnte. Wie auch immer das neue Oberhaus zusammengesetzt fei« mag, wir erkennen an, daß es weder in seiner Zusammensetzung, noch in seiner gesetzgeberischen Tätigkeit dem gründlich über» legten Volkswillen Widerstand leisten kann. Das Gegenteil be haupten, hieß« einen reinen Schwindel aufmachen. Wir wün sch« es vollkommen klarzumachrn, daß bei neuen Gesetzen die Entscheidung der Mehrheit der Wähler ausschlaggebend sein muß, mag sie in einem besonderen Referendum, oder bei einer allgemeinen Neuwahl ihren Ausdruck gesunden haben." Unter diesem Schriftstück stehen eine Anzahl hocharistokrati» scher und hochkonservativer Namen, so diejenigen des Herzogs von Buccleuch, des Herzogs von Northumberland, des Earl Sel- borne, des Lord Fitz Alan, des Earl Midleton und anderer Wir sind der Ansicht, daß die Erhaltung eines angeschenen Adels als eines selbständigen sozialen und wirtschaftlichen Fak tors auch im modernen demokratifihen Staat« wünschenswert ist, und wir glauben, daß das Beispiel der englischen Aristokra tie den Weg angibt, wie ein solches Ziel auch unter den durch die Revolution von 1918 veränderten deutschen Verhältnissen erreicht weiden kann. schränkte Zahl aus verschiedenen Gebieten besonders ver dienter Persönlichkeiten durch Verleihung der Staatsmckaill« a-usguzeichuen. Die Verleihung s'u rkunde besteht aus Pergament und liegt ebenso wie di« Medaille in einer Leder- Hülle in den preußischen Farben. Schrift und Deckel der Ur kunde sind von Vilma Franck in Berlin entworfen. — Eine Rekordernte in Oesterreich. So weit bisher die diesjährige Ernte in Oesterreich zu überblicken ist, wird von fachmännischer Seite mit Erträgnissen gerechnet, die die bis herigen Nekordcrgebnisse der Nachkriegszeit im Jahre 1925 noch übersteigen. Insbesondere die Qualität der Ernte scheint außergewöhnlich gut zu sein. Die Veredelungsaütion der Ernte scheint anhergowöhnlich gut zu sein. Die Veredelungsaktion des Landwirtschastsministeriums (Verteilung von Edelsaatgnt) hat dazu geführt, daß etwa 76 Prozent der österreichischen Bauernschaft in diesem Jahre veredelte Qualitäten ernten wird. Man erwartet, daß in Roggen, Hafer und Gerste nicht nur der Inlandbedarf vo>' befriedigt, sondern daß auch ein ziemlich be trächtlicher Ueberschnß für den Export zur Verfügung steht. Die Weizenernte wird in diesem Jahre um etwa 30 Prozent höher veranschlagt als im Vorjahre und ebenfalls besser als dle Ernte des Jahres 1926. Alan rechnet damit, daß die heimische Ernte mindestens 60 bis 70 Prozent des inländischen Bedarfes decken wird, während im Vorjahre knapp 50 Prozent auf gebracht worden waren. Auch die Zuckerriibenernte verspricht so günstig zu werden, daß etwa 66 Prozent des heimischen Marktes ans dem Inlandanbau gedeckt werden können. Ein deutsches Helm der Oesterreicher in Neuyork. Am Neuyork wird uns geschrieben: In der 82. Straße des Stadt, teils Uorlwille (Manhattan), der viel von Deutschen bewohnt wird, hat der österreichische Gesangverein ein Sängerheim gebaut und damit einen alten Wunsch der in Neuyork leben den Oesterreicher erfüllt. Zur Einweihung des vom Architekten Adolf Martin erbauten Hauses erschienen österreichische Sänger und die Mitglieder des Ersten Wiener Fußballklubs. Der Präsident des Gesangvereins Hans Ianitschek, dem nebst dem Schatzmeister Anton Bodo großes Verdienst um das Zustande kommen des neuen Sängerheims gebührt, begrüßte die Sänger. Monsignore Schumak nahm die kirchliche Einweihung des Hauses vor. Der österreichische Generalkonsul Dr. Fischcraucr wies darauf hin, daß es eine schöne Mission sei, das öster reichisch Lied in die neue Heimat zu verpflanzen und auf diese Weise diese um ein wertvolle» Kulturgut zu bereichern. Das österreichische Heim ist ein neuer Baustein in dem immer wach senden Bau des deutschen Vereinslebens Nordamerikas. — Ketteler-Gedenkseier in Köln. Der Reichs- und Hei matbund deutscher Katholiken veranstaltete in Köln eine Ketteler-Gedenkseier aus Anlaß des 50. Todestages dieses großen Bischofs. Nach Vegrühungsworien von Professor Schmitt mann, in denen er aus die Ideengemein,'chast zwischen Görres und seinen beiden Schülern Ketteler und Kol- ping hinwies, hielt Professor Pseiffer, Freiburg-Emmcn- dingen die Festrede. Er zeigte Ketteler als den großen Bolks- mann, der aus seelsorgerischcr Not zum Staats- und Sozial- politilrer wurde. Wertvolle musikalische Darbietungen um, rankten die Feier. Volk ohne Gott. Von Ella Mensch. (32. Fortsetzung.) „Lieber Herr Schönholz! Ich weiß, Sie werden traurig sein, wenn Sie diese Zeilen erhalten, und ich bin es auch, weil ich Ihnen viel leicht etwas Kummer bereiten mutz. Aber nachdem Sie sich an Papa gewandt haben und selbst einsehen, daß es so mit uns nicht weiter gehen kann, ist unbedingte Offenheit das einzig Richtige. Sie sind ein viel zu hochgesinnter Mensch und denken viel zu edel, um mir aus ihr einen Vorwurf machen zu wollen. Nach reiflicher Ueberlegung bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, daß wir nicht zueinander passen. Glauben Sie nicht, daß ich damit auf deck Standesunter- lchied anspiele. Sie wissen ja, dah ich m diesem Punkt sehr frei denke. Nein, es sind die Charaktere, die nicht überein stimmen. Glauben Sie mir, wir würden einander nur un glücklich machen. Ich bin ein sehr eigenwilliges Menschen kind und werde wohl überhaupt nicht heiraten. An die Zeit unserer Freundschaft will ich stets gerne zurückdenken. Nun versuchen Sie nicht mehr, mir zu schreiben, oder mich sprechen zu wollen. Beides wäre zwecklos. Thea." Der Rat überlas das Geschriebene und hieß es gut. Im Stillen dachte er, dah an seiner Tochter ein ganz gerissener Diplomat verloren gegangen sei. Und erleich tert atmete er auf bei dem Geoanken, dah die fatale An gelegenheit nunmehr wohl aus der Welt geschafft sei. Noch am Abend würde Schönholz den Brief erhalten. Auch ^hea war froh, dah sie so leichten Kaufs einer exemplarischen Strafe entgangen war, und nun nicht mehr eine unerwünschte Begegnung mit Schönholz zu fürchten brauchte. Am unwilligsten war sie auf Richard Helm. Mit ihm hatte sie gerne das Eebändel noch länger fortgesetzt. Aber er war in seiner Schwerfälligkeit ver ständnislos an ihrem Anerbieten vorheiaeglitten. An dem Tage, da sie ihn in seiner Wohnung aufsuchen wollte, hatte er sie auf der Straße erwartet und sie höchst Rttlam in ein« Konditorei aekübrt Dann hatte er nichts Besseres zu tun gewußt, alr jenen Werbebrief an ihren Vater zu schreiben. Nun mochte er es seiner Uebereilung zuschreiben wenn die Sache aus und vorbei war. Am nächsten Morgen wurde die Familie Born, d. h die beiden Exzellenzen und Thea in fürchterliche Aufregung versetzt, durch eine Zeitungsnotiz unter der Rubrik „Selbstmord . Da stand schwarz auf weih zu lesen: „Durck einen Nevolverschuh tötete sich heute ein junger Mani aus der Dcnnewitzstrahe, der einzige, hoffnungsvolle Sohr seiner Eltern. Der Brief, den er an sie hinterlassen, giöi als Ursache des freiwilligen Todes Liebesgram an. Dei Absagebrief des Mädchens, die mit ihm längere Zeit ein Verhältnis unterhielt, hat ihn zu dem Schritt veranlaßt Es soll sich um eine junge Dame aus den höheren Gesell schaftskreisen handeln. Vielleicht hat die Staatsanwalt schaft noch Anlaß, sich mit dem Fall zu beschäftigen, denn der Verstorbene soll sich um der treulosen Schönen willen in große Schulden gestürzt haben." Es war der übliche Tagesreporterstil. Exzellenz von Born raste. Nun war sie, trotz aller Klugheitsmah regeln da, die unheilvolle Verwicklung. Ein unabsehbarer Skandal! Nun würde sich womöglich die Presse des sensationellen Falles bemächtigen. Sein Name würde genannt werden. Thea war in der Gesellschaft unmöglich geworden. Den schlimmsten Vermutungen standen Tor und Tür offen. Joachim wurde im Laufe des Tages in Zivil nach der Dennewitzstrahe geschickt, um unauffällig Erkundigungen einzuziehen. Er brachte die Bestätigung der Zeitungsnachricht nach Hause. Rätselhaft blieb der Passus über die Schulden, in die der Selbstmörder sich seiner Geliebten wegen gestürzt hatte. Als Thea von den Eltern gefragt wurde, ob Albert Schönholz Ausgaben für sie gemacht hätte, konnte sie keine rechte Auskunft geben. Eigentlich war ein „Nein" gerechtfertigt. Von einem Aufwand, der zu Schulden geführt hätte, konnte wirklich nicht die Red« lein. Als der Vater sie weiter mit Fragen bestürmte, erlitt sie einen Nervenchoc. Man muhte von weiterem Verhör abstehen. Jeden Augenblick machte man sich aus den Besuch eines Kriminalbeamten gefaßt. ho R Als Albert' Schönholz seinen Schicksalsbrief erhalten atte, mußte er sich für einige Augenblicke auf eine der 'uhebänke an der Untergrundbahn niederlassen. Alles ging mit ihm im Kreise herum. Hatte er wirk« lich geglaubt, durch einen kühnen Vorstoh an seiner Lage etwas bessern zu können? Hätte ihn nicht das Verhalten Theas im Opernhanse hinlänglich vorbereiten können aus das, was er nun gelesen hatte?! War es möglich, dah die herzlosen Worte eines wankelmütigen Mädchens die reiche, farbenstrahlende Eotteswelt plötzlich in ein mißfarbenes Gran verwandeln konnten?! Als der junge Hüne sich endlich von seinem Sitz erhob, zitterte er in den Knien. Lohnte sich eigentlich noch das Weiterleben!? Es mußte wunderschön sein, einschlafen zu können und in den letzten Traum das Bild Theas mit hinüberzu- nehmen. So rein und hold wie sie im Anfang in sein Leben getreten war — eine Lichterscheinung. Aber die Eltern! Denen durfte er das nicht antu». Und dennoch blieb der Gedanke an ein freiwilliges Fortgehen sein tröstender Begleiter, als er wie ein Schlaf wandler seiner Behausung zutaumelte. Er stutzte beim Anblick der Menschenmenge, die sich im Hof, zwischen Vorder- und Hinterhaus angesainmelt hatte. Der herbeigerufene Schutzmann ließ keine Neugierigen mehr herein. Erst als Schönholz die Frage, ob er hierher gehöre, be. jahte, durfte er passieren. Da lag im Seitengebäude auf seinem Bett dicht neben dem Fenster, halb angekleidet, Hans Kersten mit zerschosse ner Schläft. (Forttetzuna tolat.)