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Zur Lage -es Handwerks lkine siede des «elchsivlMastsminiftek,. Lüneburg. 25. Juli (TU.). Auf dem Nordwestdcutschen Handwerstag in Lüneburg hielt Reichswirtschaftsminister Dr. Lurtius eine Rede über die StellungdesdeutschenHandwerksinder Jetztzeit. Ausgehend von der irrigen Auffassung, datzdas deutsche Handwerk mit dem Fortschritt in Technik und Industrie ver- schwinden würde, stellte er fest, daß Sombart zu dem Ergebnis gelangt sei, daß am Ende des hochkapitalistischen Zeitalters noch beinahe oie Hälfte sämtlicher Erwerbsstandiaen — ohne die Landwirtschaft — handwerksmäßig beschäftigt >/'- Trotz dem herrschten in weiten Kreisen der deutschen Ocffentlichkeit große Irrt ümer über die Stellung des deutschen Handwerks im heutigen Wirtschaftssystem. .. Die Grenzen der fabrikmäßigen Gutererzeugung liegen überall da, wo die Angleichung der Leistung an ein i nd, v, du- elles Bedürfnis gebunden sei. Hier liege die eigentliche Domäne des Handwerks. An einer Reihe von Beispielen ent- wickelt« Dr. Curtius die Richtigkeit dieser Auffaslung. Daneben, so fuhr er fort, lei es eine Eigenheit des Handwerks, für «in lokal begrenztes Absatzgebiet zu schaffen und dann blieben ihm die Reparaturen Vorbehalten. Aus diesen drei Gründen könne man sich das Handwerk nicht wegdenken. freilich sei das heutige Handwerk nicht mehr das „histo> Bedarfsgebieten seien in die "" risch", es habe sich mit der fortschreitenden technischen Ent- Wicklung vielmehr umgebildet und den einzelnen Zweigen und N-Nnsk-ia.biet-n sich anaeoakt. Kleinmotor« und Maschinen nd Vei ; Hand aftei ten sich angepaßt. Klein« Werkstatt hineingeholt und werker geworden. Weiterhin habe das Z Kleinmotor« und Masä Verbündet« der Hand habe das Handwerk versucht, du^h Bildung von Kreditgrnossenschaftrn die Betriebsmittel zu verbilligen, die Ausstattung seiner Verkaufsräume zu ver. bessern und sich durch Reklamewesen «nd di« Einstellung zur kaufmännischen Seite des Betriebes den modernen Verhältnissen ""^Diese" Wandlung des deutschen Handwerkertums sei aber wesentlich durch den Neuaufoau der Berufs vert re- tung gefördert worden. Am heutigen Tage könne man das 30jährige Jubiläum der für die organisatorisch« Entwicklung des manchen Orten sogar über SO Prozent, in Freien und in Zwangs. innungen organisiert seien. Nach dem Kriege habe die hand werkliche Organisation seinen Abschluß in den Vereinigungen handwerklicher Fachverbände, den Handwerkskammern und den Handwcrksbünden im Reichsverband des deutschen Handwerks gefunden. Durch den deutschen Handwerks- und Eewerbekammertag hätte das Handwerk eine einheitliche und tatkräftige Vertretung dei Regierung und Parlament. Dann kam Dr. Lurtius auf di« HandwerksNovelle u sprechen, die in erster Linie versuche, das Wahlrecht der andwsrkSkammern der neuen Organisation anzupassen. Die itglieder der Handwerkskammern würden nicht mehr in direkt durch di« Innungen und sonstigen Vereine sondern durch unmittelbare geheime und gleiche Wahlen von den Handwerkern selbst gewählt. Ferner soll durch die Handwerlsnovell« der ^ ' enkreis der Kammern erweitert und ihnen die Befugnis Politik und die allgemeine Wirtschaftspolitik e i n ge g l i ed e r t. Ob ' " " ' " . . liege eine Anerkennungund Wertschätzung der bisherigen Tätig- keit der Kammern. Wenn die Durchführung dieser Re. formvorschläge auch manchen Kampf kosten werde, so wurde die Erörterung dieser Fragen zugleich der Aufklärung über den wirtschaftlichen Geist des Handwerks dienen. Diese letztere Not wendiges suche die Handwerksnovelle durch ein« ihrer wesent lichen Neuerungen Rechnung zu tragen. War in der früheren Staatswirtschaft, so fuhr Dr. Lurtius ir Zeit des merkantilen Wirtschaftssystems die andwerkspolitik, ssystem die Handwerks .... itik eingegliedert berster Grundsatz müsse dabei bleiben, daß das Handwerk selbst auch weiterhin aus eigener Kraft sein« wirtschaftliche Stellung zu behaupten und den Existenzkampf aufzunehmen habe. Reichswirtschaftsministcr Dr. Lurtius beschäftigte sich so dann eingehend mit der außerordentlich schwierigen Frage der Kapitalbeschaffung. Da die Unterlagen und Sicher heiten in kleineren und mittleren Betrieben natürlicherweise beschränkter seien, so seien auch die langfristigen Kredite für sie wesentlich schwerer zu beschaffen. Mit neuen staatlichen Sondcrkreditakiionen könne nach der Auffassung des Minister» und der Spitzen des Handwerks, dem Handwerk keineswegs gedient sein. Es gelte vielmehr dahin zu wirken, daß die langfristige Kreditgewährung durch die be rufenen Kreditorganisattonen dem Handwerk erschlossen würde. Deshalb sei die Reichsregierung mit den Ländern in Fühlung getreten, um zu bewirken, daß die Sparkassen im vermehrten Umfang« zu der Anlage ihrer Spargelder in kl kredit« übergingen. Aus Kreisen de» Handwerk» sei di« Anregung zur Pflege des Kreditwesen« rin Zenlralkredit einzurichten. Hier stimmten aber die Epitzeiwerlretungen des Handwerks mit der Reichsreaierung darin überein, daß dadurch nur hichere Verwaltungskosten als bisher entstehen würden. Aber abgesehen davon, lauf« «in Kreditinstitut für einen «in- igen Berufsstand Gefahr, in sich keine Ausgleichsmöglichkeit zu inden. lleberdies erübrige sich «in Zenlralkrebitinstitut durch ie Existenz der preußischen Zentralgcnossenschaftskasse. Auf die außerordentlich hohen Steuerlasten bei den handwerklichen Betrieben eingehend, erklärte Dr. Lurtius, daß das in Vorbereitung befindliche Reichs rahmeng «setz für die Realsteuern dem Mittelstand durch Senkung der Grund- und Gewerbesteuern eine Erleichterung der Steuerlast bring«. Er habe volles Verständnis dasür, so fuhr Dr. Eurtius fort, daß das durch hohe Zins- und Steuerlasten beengt« Handwerk sich über die Konkurrenz der öffentlichen Betrieb« be schwere und werde mit aller Energir an die Abstellung diese» Mißstandes Herangehen. Im einzelnen ging Dr. Lurtius sodaun auf die außerordent lich gestiegenen sozialen Lasten ein. Auch hier werde es die Ausgabe des Reichskommisfars sein für Milderung ztz sorgen porgelder in kleinere Hypothek«,^ gekommen, Institut Zum Schluß ging Dr. Eurtius auf die Frage des Nach wuchses im Handwerkerstand« rin, der in einzelnen Handwerks zweigen außerordentlich gering sei. Auch hier woll' regicrung durch eine Neuregelung des Lehrwesens ausbildungsgcsetze Wandlung schaffen, das keines«-« matische Regelung für all« irr wolle die Reichs- im Beruss- sche- keineswegs eine erüfszweige beabsichtige. voeyring mn mis «omor-ai. Wir erhalten aus studentischen Kreisen folgende Zuschrift: Kürzlich sprach Herr Hofprodiger Do eh ring vor einem kleinen Kreise — der deutsch-konservativen Etudentengruppe — ausjührlich über «in Gebiet, das ihm aiischeinend sehr am Herzen und im Magen liegt, über das Konkordat. Stilvoll. Wie immer. Er begann mit den Worten des Kirchenrechtlers an der Anl- »ersität, Prof. Stutz: „Was «in Konkordat ist, weiß niemand außer einem, und der sagt es nicht; das ist der Papst." Diesem fei es nun dadurch, daß er einerseits weltlicher Souverän ist, andererseits sich als Statthalter Christi auf Erde» fühle, in die Hand gegeben, einen völkerrechtlichen Vertrag wie das Konkor dat jederzeit aus einer seiner zwei Stollen heraus verschieden zu interpretieren. Daß dabei Deutschland, insbesondere seine evangelische Mehrheit, gegenüber der erfahrenen Politik des Vatikans natürlich im Hintertreffen bleibe» würde, sei von vprneherein klar. — Dies« Ausführungen Doehrings, nicht ge trübt durch irgendwelche juristische Sachkenntnis und objektive Geschichtsauffassung, wurden geschlossen durch einen Appell an die intellektuellen Kreise des evangelischen Deutschlands, im Kampfe gegen das Konkordat der drohenden Gegenre formation vorzubeugen. — Natürlich durften auch die Je suiten wieder nicht fehlen: Anlaß gab diesmal der Bau de» Charlottenburger Jesuitengymnasiums, Lei dessen Nennung eini gen Anwesenden, di« vorher noch nichts davon wußten, offen- Lchtlich einige kalte Schauer über den Rücken jagten. In der anschließenden Diskussion siel «ine sehr interessant« vemerkung. Bei der Beratung über eine zu entfaltende Pro « »agandatiitigkeit gegen das Konkordat, meint« rin Herr, anscheinend Student, man könne die Geldmittel hier für eventuell von der „Deutschen Etudeuten- ichast" bekommen. Wir find überzeugt, daß dieser treffliche Ratgeber ein ganz unverantwortlicher Herr ist, der mit der Leitung der „Deutschen Studentenschaft" nicht das geringste zu tun hat. Immerhin zeigt diese Aeußerung doch, was manche unklare Gemüter von dieser gesamtstudentischen Organi sation erwarten. Deshalb wurde sie mitgeteilt. Sie wird nicht nur die „Deutsche Studentenschaft", sondern jeden interessieren, dem die Entwicklung unseres kockückulwesens am Herren liegt. Neue Heimsuchung Schießens. Breslau, 21. Juli. In der Gegend von Trachenberg sind neuerdings schwere Unwetter niedergegangen, von denen besonders di« Bartsch niederung betroffen wurde. Trachenberg selbst und seine nächste Umgebung find schwer hrimgesucht. Es ging dichter Hagelschlag nieder, von starkem Gewitter begleitet. Auf den Chausseen wurden fast sämtliche Bäum« umgeknickt und zahl reiche Obstbäume entwurzelt. Ein Wirbelsturm hat einen mit Baumaterial beladenen Wagen samt Pferd und Fahrer in den Straßengraben geworfen. Viele Telephonmasten sind zer brochen, so daß di« Fernleitungen schwer gelitten haben. In Trachenberg hat der Sturm dieMauereinesSägewerks umgerissen, Dächer abgehoben und Scheunentor« durch die Luft getragen. Die niedergegangenen großen Wassermengen haben das schon bestehende Hochwasser nochver stärkt, so daß die ganze Umgegend wiederum unter Wasser steht. Alle Hoffnungen auf die Ernte find zunichte gemacht. Die Schlesische Volkszeitung meldet aus Nimptsch: Auf der Heimfahrt von einem Kriegersest gingen die Pferde eines mit 'blreichen Teilnehmern des Festes besetzten Wagens während Grenze vor dem Brandherd nicht zu überschreiten. Trotzdem ver suchten am Sonntag zwei Leut« der Brandwache sich dem Brand herz zu nähern. Sie gerieten in giftige Gase und wurden sofort getötet. Vierfacher Mord. Wien, 24. Juli. Wie aus Raabs a. d. Thaya gemeldet wird, hat gestern nachmittag im Gebäude des dortigen Bezirksgerichtes der acht zehnjährige Hilfsarbeiter Johann Sourada, aus Bosnien ge bürtig und nach der Tschechoslowakei zuständig, der sich wegen bürtig und nach der Tschechoklowakei zuständig, der sich bei diesem Gericht in Haft befand, den Gefangenenaufseher, dessen Frau und zwei Kinder ermordet und ist flüchtig geworden. Der Mörder hat aus dem Besitz des Gefangenenaufsehers, der auch die Stelle eine Vollstrcckungsorgans des Gerichts bekleidete und am Sonnabend nachmittag bei einer Partei einen Betrag von zehntausend Schilling eingezogen hatte, diesen Betrag geraubt. Er dürfte in der Richtung gegen Wien geflüchtet sein. Di« Fahndung nach ihm wurde eingeleitet. Französisches ll-Voot vermißt. Paris, 24. Juli. Wie die Morgenbläiter berichten, wird seit gestern vor mittag das französische Unterseeboot „Brumaire" vermißt. Es hat gestern um 11 Uhr zum letztenmal durch Funkspruch fünf Meilen westlich von Kap Eris-Rez Maschinendefekt gemeldet und angckiindigt, daß es nach Boulogne Kurs nehme, wo es jedoch bis jetzt nicht eingrtrossen ist. Das 2. Geschwader ist abgcsandt worden, um nach dem Unterseeboot zu suchen. Heute vormittag werden sich auch Wasserflugzeuge an den Nack» forschungen beteiligen. v,ran«wortlich stir den P-Nlischen »eil: Oe. »er-nrd DeSczhk, Dresden, ILr den sächsischen Lei! und da» Feuilleton: vr. Viax Domschk«, Dresden tür «ln^ige», «rtur L,»,. lümvich in Dre«»e» Volk ohne Gott. Von rrlla Mensch. M. Fortsetzung.) be keine Furcht, Bert, du wirst ja dort sein, chutz bin ich sicher vor etwaigen Taktlosig« rach er los, „kann ich dir in diesem lassen, ohne dich schwer zu kompro- icht?" xn L ketten." „Diesen Schutz", brat Falle nicht angedeihen Mittleren. Begreifst du das nit, «Ich begreife dies und noch weit mehr." Er versuchte ein Letztes. „Wir wollen uns nicht erhitzen, uns nicht streiten, Senta. Tn mir's zn Liebe und bleibe dieser öden Gesell schaft fern!" Ich bedaure, Bert, dir deinen Wunsch nicht erfüllen zu können. Ich werde diese Gesellschaft besuchen/' Feindselig blitzte es in den Augen der beiden Menschen aus. Es lag etwas darin von dem uralten Hatz der Ge schlechter. Zum erstenmal schieden sie als Gegner. Am nächsten Tage erhielt die Malerin die schriftliche Einladung. Sie nahm sie als Bestätigung der Erklärung Elses. Datz diese sie auf eigene Hand abgeschickt hatte, konnte sie freilich nicht wissen. An der Zustimmung der Eltern batte Else zwar keinen Augenblick gezweifelt, nur eine un berechenbare Opposition Theas gefürchtet und deshalb die Anfrage unterlassen. Mama würde di« Handlungsweise ihrer Jüngsten sicher gutheitzen. Wenn die Malerin noch etwas gezögert hatte, ob sie dem Ruf Ihrer kleinen Schülerin folgen sollte, so schlug nunmehr die gedruckte Einladung alle Bedenken nieder. Als eine Art Kampfplatz, auf dem sie sich als Siegerin behaupten würde, erschien ihr der Ballsaal. Auf ihm muhte Bert Kalisch endlich Farbe bekennen, wollte er nicht als erbärmlicher Feigling erscheinen. Die groß« Abrechnung stand bevor Er konnte ihr nicht auswelchen. Ein Nervenchock, wie er Thea v. Vorn befallen, ist noch sehr weit entfernt von einem Gewissensaufruhr. Als sich di« Meldung vom Selbstmorde des jungen Cchönholz als ein Mißverständnis herausstellt«, erholte st« sich lebr bald und mit ibr tbre Anoeböria«*»- Die Exzellenzen wetteiferten förmlich, die trüben Wol ken, die am Himmel ihres heiteren Lebensgenusses vor übergehend aufgestiegen waren, durch die glänzenden Bilder eines Eesellschaftsabends ganz großen Stils zu verscheuchen. Seit dem Kriege und seinen bösen Folgeerscheinungen hatte man sich an eine so üppige Aufmachung noch nicht her angewagt. In schön geschwungenen Reden vertrat man den Grundsatz äußerster Sparsamkeit. In der Praxis kehrte man sich nicht daran. Es wurde weitergewirtschaftet, als ob wir den Krieg gewonnen und nicht verloren hätten. Alles, was irgendwie zum Hause Born in Beziehung stand, war geladen worden. In den fünf großen Räumen konnten sich über hundert Personen gut und zrvanglos bewegen. Ein Zimmer war in eine Alpenhütte, ein anderes in eine Eisgallerie umgewandelt worden. Die Beleuchtung war überall so verteilt, daß entzückende Farben- und Licht effekte sich ergaben. Dei den Klängen einer echten Zigeunerkapelle emp- Herr und Frau v. Born ihre Gäste, in der Mitte es großen Saales. Sie hatte Mühe, eine Unmutssalte aus ihrem Gesicht zu verbannen, denn vor einer Stunde hatte ihr Else ganz harmlos mitgeteilt, daß sie mit eigener Hand Fräulein Senta Stahl aufgefordert, da man die Einladung an sie wohl vergessen habe. „Unerhört! Unglaublich! Was erdreistest du dich!" hatte sie ausgerusen. - Fassungslos starrte Else die Mutter an. „Das muß rückgängig gemacht werden", eiferte der Rat. „Dazu ist es wohl schon zu spät; sie wird bereits bei der Toilette sein, und wir muffen doch einen Eklat vermeiden." „Du stellst uns La vor ein reizendes kalt accompli!" schmollte Thea. „Aber, was sott das nur heißen? Ich begreife das nicht! Unsere reizende, liebe Stahl!" „Deine, nicht unsere!" unterbrach sie Thea. sollst du die Erklärung haben. Heute bist du noch zu jung Wir sind ein Opfer beiger Boreiligkeit geworden. nicht kränken od«r beb " " «Zb ' „BerWg« dich nur, kleiner Eigensinn, Formfehler wer» den wir uns nicht «schulden kommen lall«». Ader ich ver« biete entschieden, daß du dich, wie du es vorzuhaben scheinst, vorzugsweise in der Nähe Fräulein Stahls bewegst, Dis Töchter des Hauses haben sich allen Gästen zu widmen!" Noch ehe Else etwas erwidern konnte, wurden di« ersten Gäste gemeldet. Sie hielt sich ziemlich am Eingang auf, um ja nicht das Erscheinen der Malerin zu verpaffen, Sobald sie sie erblickte, stürzte sie auf sie zu, unter lebhaften Freudenbezugungen ihre Angst versteckend. Senta Stahl sah prachtvoll aus. Selbst Exzellenz v. Born, di« auf ihre Verneigung nur mit kaum merklichem Kopfnicken reagierte, konnte nicht umhin, im Stillen dies Abendkleid zu bewundern, das schon in allem die neue winterliche Lini« zeigte. Das auf einem Lams-Unterkleid gearbeitete Ge wand mit seinen trägerartigen Silberbändern, stand famos zu dem feinen Schnitt des Kopfes. Wetteifern konnte nur noch Thea mit dieser Aufmachung, der man es nicht ansah, daß Lei ihr viel vorhandenes Material geschickt zur Ver» Wendung gekommen war. Aber nicht umsonst war Senta Künstlerin. Thea hatte die Malerin längst erblickt, hielt es aber sij.r angebracht, ihr nur von weitem einen kühlen Gruß zu senden, der ebenso erwidert wurde. Senta legte keinen sonderlichen Wert mehr auf die Zu oder Abneigung der jungen Dame. Die Hauptsache für sie war, daß sie von rechts wegen in diesen Räumen sich bewegte, und durch das munter« Schwatzen Elses, die sie mit geflissentlichem Eifer bald auf dieses, bald auf jenes Stück der Veranstaltung aufmerksam machte, gar nicht zum Nachdenken kam über die auffallend« Kühle, der sie überall begegnete. Im Anfang eines solchen Festes herrscht ja immer etwas Frostatmosphäre, die nach und nach südlicherer Temperatur weicht. Unsicherheit kam über Senta Stahl erst, als sie Bert Kalisch gewahr'wurde, der, seinem Vorhaben getreu, ihr« Anwesenheit völlig zu ignorieren schien. Sie wollte sich zu einer Gruppe älterer Damen wenden, aber die Unterhaltung stockte, als sie hinzutrat. Eine Freundin von Exzellenz v. Born, die noch kürzlich über den Liedervortrag der Malerin in Exaltation geraten wax,' starrte sie wie geistesabwesend an, als diese mit herzlichem Gruß auf sie zukam. Als müsse sie erst in den Tiefen der Erinnerung nach« suchen, um festzustellen, wer sie anredete, und dann ^ ^.Äch ia. nun erkenne ich Sie. Ssngen si« nock> Immer?* iFortkeduno iolot.r