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Sächsische Volkszeitung : 27.07.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192707275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270727
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270727
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-07
- Tag 1927-07-27
-
Monat
1927-07
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.07.1927
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Um Volk uni» Staat Ein neues Buch über die Deutschen Win-ihorst - Bunoe Anfang Juni trafen sich die Deutschen Windthorst« Lunde zu ihrer 7. Reichsiagung in Landau in der Pfalz. Ueber diese Tagung ist seinerzeit in der Presse ausführlich be richtet worden. Die Monatsschrift des Reichsverbandes der Deutschen Windthorstbunde, „Das Junge Zentru in", hatte anläßlich der Tagung als Juni-Julifolge des Verbandsorganes eine Sonderschrift „Um Volk und Staat" herausgegeben. Dieses Heft faßt noch einmal die Bewegung der Windthorstbunde zusammen und will zeigen, wo die Zentrumsjugend steht. Der Reichsgeschäftsftihrer der Windthorstbunde, Dr. Krone, leitet diese Schrift mit einer Zueignung ein. Darin wird gesagt: „Wem gilt diese Schrift? Jenen, die seit 1920 dabei waren, die sich in Godesberg in die Scharen einer aufbrechcnden katholischen deut- schen Jugend einreihten, die In Elatz die schwarz-rot-goldene Flagg« aufzogen, den Zaghaften und Aengftlichen, den Ausge glichenen und Allzuweisen zum Trotz. Die Geschichte unseres Volker, die Geschichte unserer Partei in den letzten fünf Jahren gab ihnen recht. Allen jenen gilt diese Schrift, die durch die Tat wahrmachten, daß Volksstaat, Kraft und Will« von unten ist, den Rufern zum Aufbruch in völkisches, soziales und politisches Neuland, den Widersachern von Schlafmützigkeit, Klüngel und Jnteressentenpolitik, den Ruhelosen, den Menschen mit den gro ßen Fragen unserer Zeit im Herzen, der Sehnsucht nach einem besseren Morgen, den Idealisten... Auch unserer Zentrums partei ist diese Schrift zugeeignet. Das Christentum als die ge staltende Kraft im deutschen Staats- und Wirtschaftsleben, ist das nicht der tiefste Sinn von Zentrumspolitik? Wohlan! Die Vergangenheit unserer Partei, ihr Freiheitskampf um Volks- nnd Menschenrechte in den siebziger und achtziger Jahren, ihr Kampf um eine deutsche Sozialpolitik in der Zeit eines auf strebenden Industrialismus, ihre führende Arbeit Im neuen deutschen Volksstaat seit 1918; ich glaube, all« jene, die heute in der politischen Tageswerkftatt stehen, brauchen sich derer, die da nach ihnen kommen, nicht zu schämen. Die großen Baupläne, nach denen ein Volk sich und sein« Geschichte erbaut, sind die Ideen, die es tragen. Ihr Realpolitiker, scheltet nicht die Men schen, die noch Ideen, Sehnsucht und Hoffnung in ihrer Brust fühlen. Wer des hoffnungsfrohen Blickes In die Zukunft abge storben ist, wer nur die Bausteine der Tagespolitik heranschleppt ohne den Aufriß der richtungweisenden Idee, der baut an Babel. Jugend von heute. Volk von morgen. Wir sind uns dieser Ver antwortung bewußt." Der Vorsitzende des Reichsvervande», Avgeoroneter Joos, gibt handschriftlich dem Heft sein Geleit. In einem ersten Auf satz über „ZielundWeg" werden die A u fga b en n n d der Jdeenkreis der Windthorstbunde herausgestellt. Dieser Aufsatz enthält das Programm und offenbart den poli tischen Willen, der in den Jungen vom Zentrum lebendig ist. Er zeigt, daß die Windthorstbunde über die Zeit des Bekenntnisses hlnausgewachsen find in die Arbeit an der Lösung rankerer P»» Mischer Aufgaben. Der Wille ist vorhanden, das weiterzutragen, was die Alten gebaut haben und was eine neue Zeit von dem politischen Menschen verlangt. In einem zweiten Aufsatz .Werden und Wirken" wird di« Geschichte des Reichsverbandes der Deutschen Windthorstbunde zusammengefaßt. TNe Windthorstbunde stehen in der jungpolitischen Arbeit nicht allein. Sie fühlen sich in vielen Fragen verbunden mit der Jugend in anderen Lagern. Diese „Weggenossen" kennen- Hulernen ist Aufgabe derer, die bewußt am neuen deutschen Staate Mitarbeiten. Der Aufsatz, der diese Weggenossen und ihr Politisches Wollen uns näherbringt, ist von Bedeutung und er gänzt das Heft wertvoll. Es ist in den Windthorstbunden früh genug erkannt worden, daß eine Aufgabe der Jugend darin besteht, unser Volk zu einet' stärkeren Anteilnahme am politischen Geschehen zu erziehen. Dazu gehört Will« und Wissen. Deshalb haben di« Jungen im Zentrum besonderen Wert auf die Vildungsarbeit gelegt. Auf diesem Gebiet« mußt« vielfach Neuland betreten werden. Gewiß haben wir wertvoll« kulturelle Bildungsinstitut«. Auch auf dem politischen Gebiete haben sich nach dem Kriege devarttz« Stätten gebildet. In dem vorliegenden Heft werden die „Lehr- j a hr e" der politischen Vildungsarbeit in den Windthorstbunden behandelt. Dieser Aussatz ist deshalb wertvoll, weil er uns zeigt, mit welchem Ernst man an di« Kleinarbeit der prllitischen Bil dung herangeht. Er stellt di« Frag« nach dem Weg und dem In halt unserer politischen Vildungsarbeit und behandelt im Ein zelnen di« Arbeit im Bunde, im Festabend und in de« Kursen und Arbeitsgemeinschaften. Gleichzeitig legt er den Sinn unseres politischen Arbeitsprogrammes dar. und führt «In in di« Mittel, die wir bei unserer politischen «Übungsarbeit gebrauchen wollen. Zwei Quellen kommen für Lies« Arbeit besonders In Frag«: Der Vollroerein für Lar katholisch« Deutschland,' M.-Gladbach und die Reichszentral« für Heimat dienst, Berlin, Potsdamer Straß« 41. Ein« Zusammenstellung der „Bücher u^> Bilder", dir wir benötigen, schließt das 60 Sei- ten starke Heft ab. Ergänzend fei noch bemerkt, daß da« Heft durch Autogramm« von Reichensperger. Reichskanzler Dr. Marx, Dr. WIrth und Prälat Sch oftr wertvoll ver vollständigt wurde. Das Heft erscheint in der Schriftenreihe „Das Junge Zentrum" und ist zu beziehen durch di« Reichsge schäftsstelle Berlin W 8, Französischestr. 6211. Jeder Windthorstbitndlrr, aber auch jeder Angehörige der Zentrumspartei sollt« das Buch eingehend lesen. Wir reden so viel vom Nachwuchs in der Partei; dies« äußerst wertvolle Schrift gibt den besten Aufschluß. Jeder sollte sie für den billigen Preis kaufen und auch aus diese Weise die politische Bildungrarbeit der Windthorstbunde unterstützen. i.«Ij»rlg un«I Umgebung Bau eine« neven Mehpalastes Leipzig, 26. Juli. Die PetcrShof-A.-G. hat einen großen NrundstückSkomplex im Messezentrum Leipzigs — Peterstraße, Vurg- straße, Sporergäßchen. Thomaskirchhof — erworben, läßt zehn Häu ser abbrechen und wird an der Peterstraße »ach Niederlegung des MeßhauseS ReichLkanz^r sofort mit dem Neubau eines neuen Meß palastes des „Peterhof" beginnen. — Bei einem Wettbewerb unter Leipziger Architekten sowie drei auswärtigen Eiugeladenen haben der Architekt Alfred Liebig zwei Preise und die Architekten Schiemichen und Johannes Poppe einen Preis davongetragen. Der neue Meßpalast wird im Erdgeschoß außer Läden und umfangrei chen Restaurationsräumen ein mit allen Anforderungen der Neuzeit ausgestattetes Lichtspieltheater erhalten. Den Kern des Baues bil den die Mcßräume, die durch vier Fahrstühle erreicht und durch breite Treppenanlagen verbunden werden. Zur Bequemlichkeit der Messeaussteller und Messeeinkäufcr sind Schreib-, Lese- und Konfe» renzzimmer sowie Bäder und Ruheräume vorgesehen. Der Meß hausneubau in bester Lage wird sich würdig in die Zahl der großen, modernen Meßpaläste einreihen und den Ruf der alten Messestadt Leipzig festigen Helsen. Zum Fall Brünjes In der Betrugsangelegenheit der Frau Brünjes läßt deren Gatte, Herr Peter Brünjes, den Leipziger Zeitungen eine Zuschrift zugehen, in der er mitteilt, daß er von den letzten Geldgeschäften seiner Frau und seines Sohnes Hinrich Brünjes nichts gewußt habe. Er Hecke noch gegen Ostern d. I. die Summe von 16 009 Mark und später wiederholt kleinere Summen Im Gesamtbeträge bis zu 5000 Mark zur Deckung der Verpflichtun gen von Frau Merry Brünjes aufgebracht, in dem Glauben, da mit sämtliche Gläubiger seiner Frau und seines Sohnes be friedigt zu haben. Daß die Schuldenlast nach der von Herrn Peter Brünjes mehrfach vorgenommenen finanziellen Regelung dennoch eine derartige Höhe erreicht hat, war Herrn Peter Brün les nicht bekannt, ebensowenig hat Herr Peter Brünjes jemals Besuchs von Gläubigern seiner Frau oder seines Sohnes vor Abschluß der Verträge erhalten. Erst als die Gläubiger nicht zu ihren angeblichen Rechten kommen konnten, erfuhr Herr Peter Brünjes von den fragwürdigen Geldgeschäften und den Verträgen, die meistens daraus hinausliefen, enorme Zinsen fest zulegen oder beträchtlich höhere Gummen als die hergeliehenen den Geldgebern sick)«rzustellen. In einer ganzen Reihe von Fällen Hecken sich die Forderungen der Gläubiger in Tages- oder Wochensrist um Hunderte von Prozenten vermehrt. Herr Peter Brünjes hat, wie gesagt, nach seiner eigenen Angabe in keinem einzigen Falle vor dem Abschluß solcher Ver träge Kenntnis von den fragwürdigen Geldgeschäften gehabt und erklärt uns weiter, daß ein großer Teil der Forderungen der Gläubiger nur unter dem Gesichtspunkte des Wuchers zu de- trachten sei, so daß annehmbar die Staatsanwaltschaft gegen eine Reihe von Geldgebern Strafverfahren wegen Wuchers an hängig machen werde. ) Von der Landesunversität. Eine öffentliche Antritts vorlesung über das Thema „Die Tierstoffe im Arzneischotz" hält der Professor für pharmazeutische Chemie an der Leipziger veterinär-medizinischen Fakultät Dr. pH. Manicke. Mittwoch, den 27. Juli, 12 Uhr in der Aula der Universität. — Die von der medizinischen Fakultät der Universität Leipzig im Herbst jeden Jahres abgehaltenen Fortbildungskurs« für prak tische Aerzte fallen in diesem Jahr aus. ) Teucrungszahl für Leipzig. Die auf der neuen Grundlage berechnete Teuerungszahl für die Lebenshaltungskosten (Er nährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und sonstiger Bedarfs beträgt nach den Feststellungen des Statistischen Amtes für den Monat Juli 197,88 Mark sIuni: 195,24 Mk.s. ) Mißbrauch der Schwesterntracht. Ein stellungsloses Dienst. Mädchen ist durch eine unbekannte Frau in Schwesterntracht um ihre gesamten Effekten im Wert von 300 Mark geprellt worden. Die an gebliche Schwester versprach dem Dienstmädchen, ihr eine Stelle in Potsdam zu verschaffen, sie möge nur ihr Gepäck mit dem der Schwe ster zusammen gleich nach Potsdam aufgeben. Dies ist geschehen und hitdcnl sind Schwester und Gepäck verschwunden. ) VerkehrsunfSIle. Am Sonnabend ist eine Radfahrerin in folge eigener Unachtsamkeit in der Reitzenhainer Straße an den Kotflügel eines Autos angefahren; man brachte sie besinnungslos In? Krankenhaus. — Am Sonntag sind in der Merseburger Land straße ein Radfahrer und ein Motorradfahrer zusammcngestoßcn; der Motorradfahrer und sein Sozius wurde» erheblich verletzt; der Radfahrer, dem die Schuld zugeschriebcn wird, blieb unverletzt. — In der Nacht zum Montag ist am Sandberg bei Rückmarsdors eben falls ein Radfahrer mit einem Motorrad zusammengestoßcn; ei» auf dem Soziusplatz sitzendes Fräulein und der Radfahrer wurden ver letzt. ) Doppelselbstmord. In ihrer Wohnung Elsastraße 2 wurden Montag vormittag der fünfzig Jahre alte Direktor Albin St. und seine 46 Jahre alte Ehefrau durch Gas vergiftet tot aufgesunden. Der Grund zu dem 'Doppelselbstmord ist vermutlich unheilbare Krankheit des MnuneS. ) Zu dem Autounglück bei Allenbach—Wurzen. Wie schon gemeldet, ist am Sonnabend an der Straßenkreuzung Altenbach --Wurzen ein Leipziger Ehepaar tödlich verunglückt. Die beiden Verunglückten sind, wie nunmehr festgestellt worden ist, der Hefegroßhändler Richard Maiwald (in Firma Maiwald u. Linde) und seine Ehefrau. ) Wegen Pilzvergiftungserscheinungen mußte am Sonntag nachmittag ein Maurersehepaar aus der Bucksdorffstratze in Möckern in das Krankenhaus St. Georg eingeliefert werden. f Aus srischer Tat konnte In Wildenhain vor mehreren Tagen der frühere Fürsorgezögling und Eilenarbeiter Walter Martin Woitas, geboren 1905 in WeiHa bei Riesa, sest- genommcn werden, wie er in ein Gut eingeskiegen ivar, dessen Bewohner ihrer Feldarbeit oblagen. Woitas ist der Einsteide dieb, der in letzter Zeit in der Umgebung von Großenhain dreiste Spitzbübereien begangen hat. f Der Bürgermeister von Lützschena, Bülow, der kurz nach seinem Amtsantritt im Februar 1W5 von verschiedenen Seiten angegriffen worden war und gegen den die Staats anwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen verschiedener Delikte «ingeleitet hatte, ist in einer nichtöffentlichen Gemeinde- verordnctensitzung durch den Leipziger Amtshauptmann wieder in sein Amt eingewiesen worden. Der Amtshauptmann drückte dabei den Wunsch ans, daß in Zukunst ein gutes Zusammen arbeiten zwischen Bürgermeister, Gemeindeverordneten und Amtshauptmonnschast herrschen möge. — Hindenburg-Wohlfahrtsbriesmark«. Die Deutsche Reichs- post wird in Aussiihrung eines Beschlusses der Reichsregierung um 80. Geburtstag des Herrn Reichspräsidenten eine Hinden- urgbriefmarke herausgeben. Es iverden 4 Markenwerte zu 8, 15, 25 und 50 R.-Pf. l)ergestellt; ferner ist die Ausgabe einer Postkarte mit eingedruckter Marke zu 8 R.-Psg. in besonderer Ausstattung geplant. Alle diese Marken und die Postkarte iverden zum doppelten Preise des Nennwerts für einen beschrän kten Zeitraum — etwa von Mitte September ab — ver kauft werden. Es wird nur eine beschränkte Auslage gedruckt. Nach Ablauf der auf mehrere Monate zu beinessenden Laufzeit werden etwaige Restbestände zurückgezogen werden. Prinzeß - Theater „Frühere Verhältnisse" Ein höchst heiterer, unkomplizierter Nestroy-Schwank lieferte ven Stoff zu diesem Filmlustsptel, an dem sich jeder ergötzen wird. Arthur Berge,iS geschickte Regie gibt zudem dem Film durch eine Fülle von Details und durch zahlreiche Einfälle prickelnde Wirklich keit. Fritz KamperS, der durch das große Los aus der Sphäre des Hausknechts in die höheren Gesellschaftsschichten gehoben wird, mel iert diese Wandlung geradezu unübertrefflich. Ossi Oswalda ist das ür die Bühne begabte kecke Stubenmädchen, das nach allerhand wech- elvollen Schicksalen einen braven Ober (Paul Heidcmann) de- ommt. Und Claire Rommer ist das von der Büffetmamsell ,ur vornehmen BürgerLtochter avancierte hübsche Mädchen, da» der reichgewordene Hausknecht heiratet. Otto Reuttcr als Schmieren- Theaterdirektor und Adolphe Enger» als heruntergekommener Baron sind ein Lustspiel für sich. — Das Publikum nimmt die Filmkomöble in bester Laune auf. In den Fürstenhos-Lichtspielen beweist das ausgezeichnete Lustspiel „Liebe und T r o m pe t e n b la se n" erneut seine große Anziehungskraft. Lilian Harvev, Harry Liebtke. Mary Kid, Hans Iunbermann und all« übrigen Darsteller sind mit seltener Lust und Liebe bei der Sache und geben dem Film ein wirkungsvolles Tempo. (Es soll Leute geben, di« sich diesen Film schon mehr als fünfmal angesehen haben!) VrtmiLckl« Esperanto-Weltdongreß kn Danzig. Di« Esperantisten sind seit 1995 alljährlich mit Ausnahme der Kriegsjahre zu einem Weltkongreß zusammenaekommen. Der 15. Esperantokongretz 1V23 in Nürnberg war der erste Weltkongreß nach dem Kriege ln Deutschland: er war von 3200 Teilnehmern aus 88 Ländern und allen Erdteilen besucht. Der diesjährige 19. Kongreß findet wiederum aus deutschem Boden in der Zeit vom 28. Juli bis 4. August in Danzig statt. Im Rahmen der zahlreichen Ver- anstaltungen — Esperanto-Sommeruniversität usw. — werden In dem bekannten Weltbad Zoppot bei Danzig eine Esperanto- Straße urck «in Esperanto-Platz kierlich eingeweiht, und es soll anläßlich des 40jährigen Bestehens der Welthilfssprache Espe- ranto auf dem Esperanto-Platz eine Iubiiäuniseiche gepflanzt werden. Esperantisten aus allen Ländern bringen hierzu hei matliche Erde mit. Die Postverwaltung gibt eine Serie offiziel ler Kongreßpostkarten heraus. Interessenten können weitere Nachrichten durch den Sächsischen Esperanto-Landesverband, Chemnitz, Andrl-straße 41, erhalten. Das sächsische Unter richts-Mini st erium wendet dieser neuen Weltsprache Esperanto weitestgehendes Interesse zu und hat es als Wahlfach neben Englisch und Stenographie zugelassen. Für die 8. katho lische Schule in Leipzig ist Lehrer Franz Schulz der Obmann und erteilt Interessenten gern jede weitere Auskunft. Die Be wegung ist stark im Wachsen begriffen. — Die Zahl der Rechtsanwälte im Deutschen Reich ist be kanntlich seit Jahren in starkem und unverhältnismäßigem Steigen begriffen. Die Ziffern sind jeweils für den 1. Januar folgende, wobei wir die Jahre 1880 (neue Organisation), 1900 (BGB.) und 1915 (Kriegsbeginn) zum Vergleiche heranziehen: 1889 4001, 1900 6814, 1915 12 544, 1921 12 276, 1923 12 729, 1924 12 531, 1925 13 537, 192« 14 8V8, 1927 14894. Die Zahl 15 900 dürfte heute schon weit überschritten sein. Vergleicht man dieses gewaltige Ansteigen von rund 4990 auf über 15 000 Rechts, onwälte mit der Zunahme der Bevölkerung Im Deutschen Reich im gleichen Zeitraum, so sind hier die Ziffern rund 45 gegen 63 Millionen Bewohner, die Unverhältntsmäßigkeit ist also handgreiflich. Dabei ist inzwischen das Tätigkeitsfeld räumlich und sachlich wesentlich enger geworden. — In welchem Maß« bei dieser Vermehrung di« Zulassung ehemaliger Beamten mttwirkt. zeigen (laut Anwaltsblatt 1927, 163) folgende Ziffern: 1924 120, 1925 140, 1926 148, zusammen allein in diesen drei Jahren 408 Beamte bei einer Gesamtzunahme von 8863 Anwälten. Sine neue Grünewald-Entdeckung. Der Direktor des Schlesischen Museums in Breslau, Prof. Heinz Braune, der seinerzeit auch als erster die „„Verspottung Christi", setzt in der Münchener Pinakothek, als Werk Matthias Grünewalds er kannt hat, schreibt diesem jetzt auch vier Tafelbilder zu, die sich in der Magdolcnenkirche zu Münnerstadt in Untersranken be finden. Es sind Darstellungen aus der Kilianslegende, die bis her aus äußeren Gründen mit dem Namen des Beit Stoß in Ver bindung gebracht worden sind. Entstanden sind sie zwischen 1495 und 1498 mithin fünf bis acht Jahre eher als die b-OKett-n bis jetzt bekannt gewordenen Werke des Meisters; wir lernen also in ihnen-feine ersten eigentlichen Iugendwerke kennen, die aber bereits deutlich die Eigenart seiner Kunst zeigen. Ihr Fundort und ihr Gegenstand, die Legende des mlttelsränkischen Heiligen, bietet der Vermutung, daß Aschasfonburg nicht nur Geburts- und vorübergehender Aufenthaltsort, sondern der dauernde Wohnsitz Grünewalds bis zu seiner Übersiedelung nach Mainz gewesen ist, eine weitere Stütze. Äumor Vergebliche Fahrt. Gottfried Keller ruderte eines Tages mit seinem Freunde gegen Kühnacht. Sie ketteten das Boot fest und stiegen hinauf in den „Roten Hahn". Sahen bis in den vollen Mond hinein. Dann torkelten sie selbander den Weg hinab. Da schwimmt das Boot. Noch ist es hell. Sie haben es be reits bis zum Sitzen gebracht. Die Ruder schlagen. Daö Wasser spritzt. Gottfried rudert — es wird dunkel. Gottfried und sein Freund rudern — es wird finster. Sie rudern immer noch — die Sonne gebt auf. Da kommt ein Turm heraus. Hügel flimmern. Eine Kette raffelt. Das Boot schnellt nach jedem Schlag zurück. „Ha, versluechte chaib —" Noch immer waren sie In Kühnacht. Sie hatten das Boot nicht losgcbunden. I» ihren Räuschen hatten sie'» vergessen. Ganz und gar. Besitz ,Mr haben zweiundncunzig Pferde und dreißig Wagen", sagt« das Mädchen. „Liebste", flüsterte der junge Mann, „wann spreche ick mit det- nein Vater?" „Abends auf dem Rummel, er ist Karussellbesitzer." Unvernünftige Fragen- „Vati, kann man den Mond auch essen?" „Herr Gott, laß mich zufrieden mit deinen dummen Fragen, kannst du nicht einmal eine vernünftige Frage stelle»?" ..Vati, ivann ist denn das Tote Meer acltorbciif
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