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W W Sie WWW WIWog SM«? In dem soeben erschienenen Heft S der von der Ka tholischen Schulorganisation herausgegebenen Zeitschrift ,.S ch u l e u » d E rz i e h u n g" finden wir unter obiger Uebcrschrift einen für den Schulkampf überaus bedeut samen Artikel. Wir bringen unseren Lesern nachstehend einen Auszug zur Kenntnis. In Holland herrscht seit 1920 Unterrichtsfreiheit. Die Erziehungsberechtigte» können ihre Kinder sowohl in öffentliche als in private (sog. freie) Schulen schicken, die beide vom Staat unterhalten werden. Letztere genießen in bezug auf den Geist ihrer Unterrichts- und Erziehungsarbeit völlige Frei heit, müssen aber hinsichtlich der Befähigung ihrer Lehrer, der Schuleinrichlung, der profanen Unterrichtsfächer und einer Min destzahl der Wochenstunden für diese Fächer den öffentlichen Schulen entsprechen. Gegen dies« holländische Schullösung wird nun neuerdings sowohl in Holland selbst als auch in Deutschland, gewaltig Sturm gelaufen. Dabei tut sich bei uns besonders di« liberale Lehrerpresse hervor, die es natürlich nicht wahrhaben will, daß eine solche Elternrecht und Gewissensfrei heit respektierend« Schulvcrfassung praktisch durchführbar und in Wahrheit eine „Friedensstistung" ist, als di« sie in Holland be- scichnet wird. Demgegenüber räumt nun der erwähnte Artikel auf Grund des vorzüglichsten Materials mit den zahlreichen aus völliger Unkenntnis der holländischen Verhältnisse geborenen Anwvrsen, wie sie durch die Rhein-LÄhrerzeitung unter der Stichmarke „Die kchulverwiistung in Holland", durch die Badische Lehrerzeitung u. a. verbreitet wurden, gründlich auf. Nachstehend seien die wichtigsten Feststellungen kurz zusammengefatzt: 1. Man behauptet, der gegenwärtige Unterrichtsministcr Waszink, der sich gegen di« Friedensstiftung ausgesprochen hat, sei «in Vertrauensmann der Rechten, also der Parteien, die in erster Linie die neuen Schulgesetz« geschaffen haben. Das ist mit allem Nachdruck zu verneinen. Vielmehr ist Herr Waszink ohne Zutun und ohne Verantwortung dieser Parteien, auch ohne jegliche Vorbildung für seinen Posten in das augenblicklich re gierende extraparlamentarische Ministerium eingetreten, das keine Kammermehrhcit hinter sich hat. Sein« Aeutzerungcn sind in der Kammer von seiten der Rechtsparteien auss schärfste zu- rückgewiesen worden. 2. Die Behauptung des Ministers Waszink, die von den er wähnten Lchrerblättern bereitwilligst übernommen und ausge- münzt wurde, daß nämlich die „Friedensstiftung" „die Ausgaben der öffentlichen Kassen sprunghaft in die Höhe trieb", beruht aus einer völligen Verkennung der tatsächlichen Verhältnisse. In Wirklichkeit ist nicht die „Friedensstistung", sondern di« gleich zeitig durchgeführte bedeutungsvolle Verbesserung des holländi schen Schulwesens die Ursache dazu. Durch die erbitterten Schul kämpfe war nämlich das holländisch« Dolksschulwesen arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Rechte hatte Verbesserun gen des öffentlichen, di« Link« die des freien Unterrichts ver hindert. Nach dem Zustandekommen der „Friedensstiftung" ging man nun einmütig daran, hier Wandel zu schaffen. Die Klassrnfrequenz wurde wesentlich herabgesetzt, so daß bereits bei 26 Kindern ein zweiter Lehrer angestellt wurde (vorher bei kl), die vordem kümmerlichen Lehrergehälter erfuhren eine gewaltig« Aufbesserung (ein Volks schulkehrer erhielt vor 1916 ein Minimalgehalt von 1075 Gul den, 1923 ein Normalgehalt von 8690 Gulden!), die Lehrer ausbildung wurde gründlicher, di« Schulpflicht bis auf sieben Jahre erweitert: der Fortbildungsunterricht erhielt größere allgemeine Ausdehnung, und der sog. „erweiterte volksschulunterricht" wurde überall im Lande gefördert. Daß solche Reformen Millionen verschlangen, ist nicht verwunderlich. Daß man aber diese Ausgaben der .Friedensstiftung" zur Last legt, die auch ohne di« vorstehenden Reformen hätte durchgesllhrt werden können, ist «in« bewußte Irreführung der »ssentlichen Meinung, zum mindestens auf eine straf- llchc Unkenntnis der tatsächlichen holländischen Schulverhällnlsse zurückzusühren. Daß dabei ausgerechnet Lehrerzeitungen in vor derster Front marschieren, ist mehr als grotesk, wenn man be denkt, daß gerade den holländischen Lehrern di« „Friedens stiftung" zum größten Segen geworden ist. Noch interessanter ist, daß diese Lehrerzeitungen sogar feststellen, daß in Holland trotz dem „nirgends eine Hebung des Nutzeffektes der Schule zu I spüren" sei. Seit 1923-21 hat sich Holland genötigt gesehen, die Klassen- srcquenz wieder etwas zu erhöhen und die Gehälter herabzu sehen, weil es in seiner Fürsorge für die Lehrerschaft seine fi nanzielle Kraft überschätzt hatte. Immerhin betrug 1926 der Durchschnitt, der sich aus den Gehältern der gesamten Lehrerschaft einschließlich Schulleiter ergibt, noch die stattliche Summe von 1100 M. im Jahre! und die aus «inen Lehrer ent sallend« Schülcrzahl 38 Schüler bzw. 31, wenn man die über zähligen Lehrer mitrechnet (in Deutschland 1926 15 Schüler). So sieht es mit der „Schulverwüstung in Holland" aus! 3. Gleicherweise ist es leicht, nachzuweisen, daß di« Behaup tung, di« finanzielle Belastung des Staates sei durch das jähe Anwachsen der besonderen Schulen, d. h. freien Schulen, gestie gen, nur zu agitatorischen Zwecken erfunden wurde. Wenn man nämlich die offiziellen Statistiken zur Hand nimmt, so ergibt sich, daß sowohl di« Zahlen der öffentlichen Schulen trotz Schüler rückgang, als auch die der freien, deren Schülerzahl ständig steigt, zugenommen haben. Bei elfteren kann diese Tatsache doch nicht auf Zersplitterung durch verschiedene „Richtungen" zurück geführt werden, da alle öffentlichen Schulen neutral find. Es müssen da offenbar andere Gründe entscheidend gewesen sein. Das sind folgende: a) Di« kleinen Schulen werden vom Staat verhältnismäßig freigebiger mit Lehrkräften bedacht als die großen. Niel« Ge meinden teilen deshalb ihr« großen Schulsysteme, damit sie die Zahl der vom Staat bezahlten Lehrer erhöhen können, während eine Vermehrung der Schulgebäude, deren Koste» die Gemein den tragen müssen, dadurch vermieden wird, daß beide System« in demselben Gebäude verbleiben. b) Die Leiter der großen öffentlichen Schulen waren vor oer „Friedensstistung" meistens „ambulant", d. h. sie brauchten keine Klasse zu übernehmen. Auf Betreiben der Sozialisten wurde diese Einrichtung beseitigt. Um es dem Schulleiter zu er möglichen, trotz dieser neuen Belastung di« Schule genügend be treuen zu können, sah man sich zur Schulteilung gezwungen. c) Die mit den Volksschulen vielerorts verbundenen Lehr anstalten für erweiterten Elementarunterricht wurden von den elfteren getrennt und selbständig gemacht, wiederum, ohne daß rin neues Schulgebäude notwendig wurde. — Dieselben Gründe find auch für die Vermehrung der Zahl der freien Schulen maßgebend gewesen. Daraus erhellt, daß die Schulspaltungen bei öffentlichen und freien Schulen reine Vcrwaltungsmaßnahmen darstellen, die keine Kostcnsteigerung infolge „Bau- und Unter halt u n g s k o st e n s ü r E ch u I g e b ä ud e" im Gefolge haben, wie di« Gegner behaupten. Soweit bei den freien Schulen tat sächlich neue Gebäude errichtet wurden, sind sie durch di« stei gende Schülerzahl bedingt. 1. Geradezu phantastisch 'sind die Behauptungen über dt« Schulzersplittcrung durch die verschiedenen Konfessionen in Holland und die dadurch hervorgerufene angebliche Zwietracht innerhalb der Bevölkerung. Auch hier vermißt man jegliche Kenntnis von den wahren hollän dischen Verhältnissen. Am 81. 12. 1925 gab es in Holland 1081 Gemeinden, von denen 12 überhaupt keine Schulen besaßen, weil sic ihre Kinder in Nachbargemeinden zur Schul« schicken konnten. In 281 Gemeinden waren nur Schulen einer Richtung. 508 Gemeinden hatten zwei Schularten. Nur in den westlichen 280 Gemeinden, zu denen die größten Städte gehören, gab es drei over vier Eaiukarien. Aller auch hier yat die dritte oder vierte Schulart nicht viel zu bedeuten, wovon man sich durch dis Statistiken leicht überzeugen lassen kann. Eines ist noch beson ders zu beachten: Bei der oftmals ungeheueren Ausdehnung der holländischen Gemeinden (z. B. Schoterland mit 17 351 Ein wohnern umfaßt ein Gebiet von 11225 Hektar) baut man ver ständlicherweise lieber mehrere kleine Schulen als eine große, um die Kinder nicht die weiten Schulwege machen zu laßen. Im übrigen gehen Schulneubauten zu Lasten der Gemeinden, so daß man sich wohl hütet, durch eigenfinnig« Schulforderungen die Gemeindesteuern zu erhöhen. 5. Zum Schluß sei noch auf den ungeheuerlichen Anwurs ein gegangen, daß von seiten der Rechten in Holland ein wirtschaft licher Druck auf die Arbeiter ausgeübt werde, um sie sür die frei« Schule zu gewinnen. Wer den holländischen Arbeiter kennt, der vom Sozialismus nichts wißen will, der di« sozialistischen Bestrebungen, 1913 die Revolution ins Land zu tragen, aufs schärfste zurllckwies, wird ihm auch «ine derartige schwächliche Haltung nicht zumuten. „Nein, der andauernde Rückgang der Schülerzahl an den öffentlichen und der unaufhaltsame Zufluß zu den freien Schulen find jedem unparteiischen Außenstehenden ein schlagender Beweis dafür, daß di« frei« Schul« das Herz des Volkes besitzt, und daß früher der Staat schändlichen Gewissens zwang ausübte, indem er di« öffentliche Sckml« so vor allen an deren bevorzugte." UlotsrlaWg in oeu My gesiurzk. Zschapa», 28. Juli. Am Mittwoch nachmittag stürzte auf der Fahrt von Zschopau nach Scharsenftein in der Nähe von Willischthal ein Motor lastzug einer Aschopauer Transportfirma von der Straßen höhe herab in den angeschwollenen Zschopausluß. Der aus einem Motorwagen und einem mit Lebensmitteln aller Art beladenen Lastwagen bestehende Zug wollte aus der dort etwas schmalen Straße, die auf hoher Ufermauer am Fluß dahin führt, einem Heuwagen ausweichen. Hierbei geriet di« Zugmaschine zu weit an den Straßenrand, durchschlug das Ge länder, und stürzt« sich Überschlag««- und den Anhängewagen mit sich reibend, aus nahezu zehn Meter Höhe herab in die Zscho pau. Während, der Motorführer sich durch Abspringen rettet«, wurde der Beifahrer mit schweren Verletzun gen aus dem Fluß geborgen. Der Motorwagen lieot unter Wasser und mutz gehoben werden. Rennfahrer Vanhofec gefiurzi. Kolberg, 28. Juli. Heute früh stürzt« der Rennfahrer Bauhofer beim Training zu den am Sonnabend und Sonntag hier stattfindcnden Motor radrennen, als er einen Kraftwagen überholen wollte. Er mußte mit einem Bruch des rechten Oberarms und anderen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Dauhofer war Sieger des vorjährigen Internationalen Bädcrrennens uni» vieler anderer Rennen. Liebesvrama ln Zoppol. Danzig, 28. Juli Im Hotel Bristol inZoppot erschoß der 23jährige Studenr Zysfcld aus Warschau die gleichaltrig«, gleichfalls aus War schau stammende Studentin Faycrstejn, und richtete dann die Masse gegen sich selbst. Die Studentin war sofort tot, während Zysfeld nur schwer verletzt wurde. Als Motiv der Tat ist unglücklich« Liebe anzusehen. Familiendrama. Werdau, 27. Juli. Die Frau eines Spinnmeistcrs wurde in ihrer Wohnung mit ihren drei Kindern von 1, 6 und 7 Jahren durch Gasvcrgis. t u n g tot aufgefundcn. Bei der Frau machten sich in letzter Zeit Anzeichen von Schwermut bemerkbar. Iranz von Assisi. Historische Novelle von M. D. Krüger. I. Die Nacht senkte sich über Assisi. Es flimmert von Lichtern, jauchzt und klagt von Tönen, immer huschen Ge stalten durch die Dunkelheit: aber diese Nacht war so wirr und toll wie je eine in Italien. Am Abend hatte der Herzog von Urbino seine -nnruuft melden lassen, um seine Kriegsmacht, die er gegen Perugia gesammelt hatte, mit den versprochenen Hilfskräften Aßisis zu vereinen. Kaum hatte Franz, der Sohn des reichen Kaufmanns Petrus, davon gehört, als er ihm schon mit einer ansehnlichen Vegleitschakt entgegeneilte, um ihn ein zuladen, in seinem Hause Herverge zu nehmen. Kein Haus konnte geeigneter sein für den erlauchten und verwöhnten iirsten: denn es war das weitaus glänzendste der Stadt, hne Zögern wurde die mit edlem Anstand vorgebrachte Einladung angenommen. Auf Franz' drängende Bitten, der Herzog möge ihm sagen, was er noch Besonderes zu seinem Behagen tun könne, äußerte dieser halb im Scherz den Wunsch nach einer festlichen Feier des letzten Abends vor dem Kriegszug. Schnell eilte Franz voran in die Stadt zurück. Dort sandte er flugs Diener mit Einladungen für alle Einwohner aus, die durch irgendeinen Vorzug geeignet schienen, das Gefallen des vornehmen Gastes zu finden. Aber selbst die vielen, die an der Festlichkeit selbst nicht teil nehmen durften, konnten sich doch die Freude erhoffen, die Gäste im prächtigen Aufzug kommen zu sehen. So bezog eine schaulustige Menge den Platz vor dem Palast des Petrus und säumte die dahinführenden Straßen in weitem llmkreis. In den kunstvollen Schränken der hohen Säle war ein ungemessener Reichtum der herrlichsten Tafelgeräte aufge speichert. die der sparsame Besitzer nur selten und vereinzelt an das Tageslicht brachte. Franz hatte die Herausgabe der Schlüssel von seiner Mutter Pica erbeten. Auf ihre ängst liche Vorhaltung, daß noch niemals im Hause des Vater» rin solcher Aufwand getrieben sei, und daß es am wenigsten - tu keiner Abwesenbeit aelckeken dürfe, antwortet« er mit unbekümmerter Festigkeit, daß ja auch noch niemals ei, Herzog als East darin gewesen sei. Der Vorteil, den die Einkehr des reichen und prachtliebenden Fürsten dem Kredit des Vaters brächte, würde sicher von diesem hoch an geschlagen werden und ihn mit den leidigen Kosten ver söhnen. Darin mußte Pica ihrem Sohne recht geben. So bat sie ihn nur, ihr wenigstens die Stille zu gönnen, die er für wertlose Freuden opfern wolle. Sie habe diese Nacht, viel leicht die letzte vor der Heimkehr des Vaters, ganz dem Gebet weihen wollen. Ehe noch Franz mit dem Schlüssel bund das Zimmer verlassen hatte, war sie schon vor ihrem Betpult niedergesunken, die Augen zwar noch auf ikn ge richtet. aber schon mit jenem weltabgewandten Blick, den er von Kindheit auf an ihr kannte. Ein Gefühl des Neides beschlich ihn, daß er jedoch im nun schnell hereinbrechenden Taumel bald wieder vergaß. Kaum hatte er ihre Schwelle überschritten unv ven Dienern die Schlüssel ausgehändigt, als kriegerische Musik das Nahen des Herzogs und der von ihm ausgewählten Begleiter verkündete. Sein Heer hatte vor den Toren das Nachtlager aufgeschlagen. Alsbald begannen auch die Tafel freuden. Franz saß an der Seite des Herzogs, ein Platz, dessen er sich durchaus für würdig hielt, trotzdem cs das erstemal in seinem Leben war, daß ihm ein solcher Vorrang zuteil wurde. Schnell nacheinander kamen die Gäste aus der Stadt. Jeder hatte sich die erdenklichste Mühe gegeben, sich der hohen Ehre wert zu erzeigen, und die schönsten Prunkgewänder, die kostbarsten Schmuckstücke angetan. Einige brachten herrliche Instrumente mit. Die Augen glänzten, die Lippen sprühten. Süße Musik erklang an allen Enden in der frohen Zwanglosigkeit des Südens. Dazu blitzte die Tafel von Gold und Silber, war mit köstlichen Spellen überladen: herrlicher Wein glänzte in den Pokalen. Aber immer noch schien es dem jungen Wirt, daß nicht genug getan war. Seine flackernden Augen fanden hie und da Leuchter und Kronen, die keine brennenden Kerzen trugen, sahen hinter den Glasscheiben der Schränke aller kostbarstes Goldgerät unbenutzt. In seinem Gedächtnis stieg ein Erinnern auf an das venetianische Kristall, das der Vater, ihm Stück für Stück vorführend, so überschwäng lich gelobt hatte. Die gebotenen Speisen beuchten ihm nicht vorzüglich genug, der verschenkte Wein nicht vom besten. Er drückte mit aller Kraft auf die goldene Tilckaiackt vor sich Die Diener strömten vor seinem Platz zusammen. „Mehr Licht", rief er, „alle Kerzen und Kronen müssen ent zündet werden. Was da ist, soll auch leuchten! Laßt die Küchenfeuer neu ausprasseln. Frische Braten, Speisen und Kuchen! Zapft die besten Fässer an! Bringt die goldenen Kannen und Schalen! Und vor allem das venetianische Kristall!" Eine äüfdämmernde Ahnung wollte ihn mahnen, wie leicht es bei diesem Wirrwarr zerbrechen könne. Aber er schob sie weit von sich und wiederholte mit Heller Stimme: „Das venetianische Kristall!" Die Diener stoben davon. Sie eilten die breite Mar mortreppe hinunter, um durch die Halle in das Erdgeschoß zu gelangen, das die Wirtschaftsräume barg. „O, der ver steht es, Leben in die tote Pracht zu bringen," raunten sie sich beifällig zu. „Aber was sagt Frau Pica dazu?" meinte einer. Gerade kamen sie an der Tür vorbei, die in das Ge mach der Hausfrau führte. Sie hemmten ihre Schritte einen Augenblick und lauschten. „Nichts, sie betet," er widerte ein anderer, halb im Spott, halb voll scheuer Ehr furcht. In der Tat hörte man von drinnen die bekannten Gebetsformeln mit seltener Inbrunst gesprochen. „Glück hat der junge Herr," flüsterten sie, „einen Vater, der ihm all das schwere Gold erhandelt und eine Mutter, die ihm die Sünden, die er damit kauft, wegbetct! Wenn der Teufel nur nicht den Alten mitten drin hereinschileit!" Alle lachten. „Kümmert's uns? Wir müssen gehorchen. Und ein Spektakel, der nicht auf die eigene Jacke nieder- prassclt, macht ja immer den größten Spaß." Sie liesen davon, ihre Aufträge auszuführen. Drin stieg die Lust höher. Beifällig sah der Herzog auf das festliche Gewoge und lobte Franz. „Fehlt »och etwas?'» forschte dieser. „Ein paar hübsche Dirnen," lachte sein^GasK Als gelte es unschuldige Böglein herzulocken, ries der junge Wirt ohne Zögern einem Diener zu: „Lade sie augenblick lich. Bringe sie her." Obschon gewohnt, schnell zu gehorchen) blickte der den jungen Herrn wie entgeistert an. Zu das Haus des strengen Petrus und der frommen Frau PicaH fragten seine Augen. Dann aber eilte er davon, im Vor beigehen den Kameraden seinen Auftrag zuslüsternd. erhitzte ihr Blut lFortsetzuna iola»*