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Sächsische Volkszeitung : 09.09.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192709099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270909
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270909
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-09
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.09.1927
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Das vrr-e -er Jahresschau-Festwoche DrrSdr«, 8. September. Der Wettergott hatte Einsehen und spcndete auch dem letzten' Tag der Jahresschaufcstwoche das schönste Spätsommenvetter. Wiederum hatte sich eine zahlreiche Besucherschar cingefunden, die sich in fröhlichem Getriebe an den manntgsalligen Veranstaltun gen ergötzte. Der Nachmittag brachte zunächst neben der stimmungsvollen Unterhaltungsmusik der Feiereiskapclle gutgclungcuc Nadsahr- Vorführungen einiger Dresdner Vereine im Bund Deut scher Radfahrer im Vergnügungspark. Ein ansprechender Ve- grüstungsreigen von der Damenmaunschast des N.-B. Südwcst aus. geführt, cröffncte die Darbietungen, denen die Wanderfalken einen IahreSzeitcnrcigen folgen ließen. Ein kleines Phänomen entpuppte sich i» dem siebenjährigen Kunstsahrer Licbscher. der mit aus gezeichneten GeschicklichkeitSprüfungcn auswartcte. In einem Rad ballspiel des Kondors 2. und Wanderfalk 1. siegte Wandcrfalk 1. mit 1:3, während Kondor 1. gegen Wandcrfalk 2. mit 5:3 Sieger wurde. Bei den darausfolgcnde» Kunst- und Reigensahren zeich neten sich besonders die Geschwister Kaufs aus. — Während dieser Ausführungen im Vergnügungspark hielt Redakteur Graefc vom Sprechenden Turm aus einen beachtlichen Vortrag über das Thema: »Der Redakteur". Den Höhepunkt des letzten Tages und zugleich den AuSklang der Jahrcsschausestwochc bildete die festliche Illumination des gesamten Geländes. Es war ei» romantisches Bild und manch einer wird sich nach — Japan versetzt geglaubt haben, denn nicht nur die vermummten Lichter von Guck bis zum Haupt- rcstauraut, sondern auch die Gestalten, muteten japanisch an, die »ach der „Libelle" strömten, um dort das Fest des Mikado zu feiern. d. Großfeuer. Am Dienstagnachmictog ist in der bei D a h - l«n idyllisch gelegenen Bayrischen Mühle ein verhee rendes Schadenfeuer ausgebrochen. Die viele Jahre alten Ge bäude sind den Flammen zum Opfer gefallen. Das in den Stallungen untergebrachte Vieh konnte gerettet werden, wäh rend Maschinen und sonstiges Inventar vernichtet wurde». Ms Entstehungsursache des Brandes wird das Heistlaufen einer Ele vatorscheibe angenommen. d. Eine ganze Familie an Pilzvergiftung erliranbt. Die ganze aus vier Personen bestehende Familie des Glasmachers Köhler in F r e i ta l-D ö h le n ist nach dem Genuß von Pilzen erkrankt und mustte ins Friedrichstüdter Krankenhaus wch Dresden gebracht werden. t.«iprig unel Umgebung Rückschau zum Sachsenslug Leipzig, 8. September. 11m die Bewertung der beiden Messer- fchmidl-Maschincn, die am Wettbewerb um die Priese im Sachsen slug tcilnnhmcn, hat sich ein Streit entspannen, weil diese beiden Flugzeuge schon »ach Erledigung ihrer Gcschwindigkcitsprüfung durch die Wertung „unendlich" unerreichbar an der Spitze lagen. Das kam davon, daß die Wcrtungssormcl in der Zeit ihres drci- vicrtcljährigcn Bestehens durch die Entwicklung des Flugzeugbaues in unvorhergesehener Weise überholt worden ist: die Enttäuschung für viele Flugzeugführer hat aber doch im allgemeinen zu der Er kenntnis der erfreulichen Tatsache geführt, dast im Leichtslugzeugbau ganz gewaltige Fortschritte gemacht worden sind. Leipziger Driefmarkenhändler-Messe Leipzig, 8. September. In den Tagen vom 4. bis 6. Sep tember fand im Künstlcrhaus zu Leipzig die 12. Leipziger Vries- markenhändlermesse statt. Vertreten waren die Länder: Deutsch land, Oesterreich. Ungarn, Schweiz, Riederland, Bulgarien, Finn land, Italien, Frankreich, Polen, Tschechoslowakei und Südsla- wien. Bedeutende Umsätze zu guten Preisen wurden in besseren Europa- und Ucbcrscemarkcn getätigt. Massemvare fand zur Her stellung von Ländcrpaketen glatten Absatz. Auch die Albumver- lcger und die Hersteller von Sammlerbedarssarlikeln sind mit ge machten Umsätzen zufrieden. Die besonders starke Nachfrage für die Ergänzung der Alben (Nachträge) bemeikt das überaus rcac In teresse der gesamten Sammlcrwelt. ) Von der Landesunivcrfität. Das sächsische Minlsierium für Volksbildung hat das Lektorat für schwedische Sprache an der Uni versität Leipzig vom 1. Oktober 1927 ab erneut dem Philos. mag. Tore Ekman übertrage». — Der Direktor der staatlichen Frauen klinik in Chemnitz Dr. med. Bernhard Schweitzer ist vom sächsischen Ministerium für Volksbildung als außerordentlicher Professor für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität Leipzig für das Wintersemester 1927/28 und Sommerscmcstcr beurlaubt wor den. > . - gamtUennoHbbit.PMlllwochvbrininag.wurveivtr «Prokurist Emil Rudolf und sein« Frau Johanna in ihrer Wohnung gas- verglslet aufgefunden. Die Frau war tot, beim Ptann sind dir an. gestellten Wiederbelebungsversuche erfolgreich gewesen, er liegt aber noch bewußtlos im Krankenhaus. Der Grund zur Tat soll, nach einem hintcrlassencn Briefe darin liegen, daß die Frau lange Jahre krank war und daß die Leute dadurch in erhebliche Rot geraten sind. Von anderer Seite wird behauptet, daß Rudolf ein passionierter Besucher der Rennbahn gewesen sei und besonders in letzter Zeit dort viel Geld verloren habe. Die gerichtliche Untersuchung wird klarzustcllcn habe», ob die Oeffnuug der Gashühuc im Eiuvcrstäud- nis mit der bettlägerigen Fra» geschehen ist, oder ob cs sich um Mord an der Frau und Selbstmordversuch beim Manu handelt. ) Tödlich überfahren. Am Dienstag wurde auf der Markran- ftädter Landstraße an der Kreuzung nach Miltitz ein einundzwan- zigjähriges Fräulein, das mit ihrem Fahrrad in die Markranstädtcr Landstraße einbog, von einem Kraftwagen angesahre» und etwa 50 Meter mitgcschleist. Der Tod des jungen Mädchens trat auf der Stelle ein. Der Krasttvagenbesitzcr, der den Wagen lenkte, wurde in Hast genommen. Schwerer Anfall beim Brückenbau Halle, 8. September. Beim Kröllwiher Vrückenneubau riß vorgestern beim Abschleppcn der alten Brücke eine Trosse. Dabei wurde der Maurer Johann Lang an den Beinen schwer verletzt. Der Arbeiter Wilhelm Ruppert erhielt durch das Seil einen Schlag ins Gesicht. Er wurde mit schweren Quetschungen und einer Ge hirnerschütterung dem Diakonissenbause zugcführt; bei ibm besteht Lebensgefahr- ^krmnitr, Iviclcsu, k>Isuen Dom Pofkauko überfahren und gelölek Chemnitz, 8. September. Gestern ist in Dittersdorf bei Chemnitz auf der dortigen Hauptstraße eine 46 Jahre alte Buch- haltcrSehesrau aus Dittersdorf von einem Kraftwagen der Reichs post tödlich überfahren worden. Nach Aussagen von Zeugen ist die Verunglückte ohne jeden Grund in unvorsichtiger Weise direkt vor das Auto gelaufen und von dem rechten Vorderrad, das ihr über den Kopf gegangen war, tödlich verletzt worden. Am Dienstagvormittag wurde auf der Hofer Straße in Sieg mar eine ältere Frau beim Ucberschreiten der Straße von einem Personenauto erfaßt und tödlich überfahren. — In einem Hause der Südvorstadt von Zwickau kippte eine 46jährige Witwe beim Aus ziehen von Gardinen mit dem Stuhle um und stürzte so unglücklich auf den Kopf, daß sie bewußtlos liegen blieb und in der folgenden Nacht starb. — Ein 16jährigcr Laufbursche, der einen Handkarren ziehen sollte, setzte sich unterwegs auf den Anhänger eines Elektro karrens und klemmte die Deichsel seines Wagens zwischen die Beine. Da das Rad des Handkarrens in einer Straßenbahnschiene stecken blieb, wurde der junge Mann auf die Straße geschleudert und geriet unter ein vorüberfahrendcs Ziegelgeschirr, durch das er überfahren und getötet wurde. Die wilden Streiks in Slsnitz i. D. OelSnitz i. V., 8. September. Die Dauer des Streiks in der Toszet in Oelsnih findet seine Erklärung in der Unterstützung der Ausständigen. Nachdem die zuerst vom kommunistischen Bürger meister erteilte Sainmelcrlaubms auf Anordnung des Ministeriums von der Krcishauptmannschast zurückgezogen worden war, hat der Bürgermeister erneut die Erlaubnis zum Sammeln zugunsten der Ausständigen erteilt. Von den Ergebnissen könnte aber die Inter nationale Arbeiterhilsc di« Unterstützung durch Abgabe von Le bensmitteln unmmöglich in dem Maße durchführen, wie cs tatsächlich der Fall ist. Man wird deshalb in der Annahme nicht sehlgehen, daß die kommunistische Partei, zu deren Gefolgschaft die Inter nationale Arbeiterhilsc gehört, diese Geldbeträge zur Verfügung stellt. Die Arbeiterhilsc gibt seit dem Verbote keine Gutscheine mehr aus, sondern kaust die Lebensmittel nach vorheriger Bestellung in den Geschäften im großen gegen Barzahlung ein und verteilt sie an die Ausständigen. Wenn die neuerdings eingeleitcten Vermittlungs- Verhandlungen zu keinem Ergebnis führen sollten, so wird der Streik mit dem 1. Oktober zu Ende gehen, zu welchem Zeitpunkte ein von den Zentralen der Arbeitgeber- und der Arbeitnehmer-Organisa tionen vereinbarter neuer Lohntarif in Kraft treten wird. tz. Zum Schulbau in Chemnitz. In den letzten Ratssitzun gen wurde beschlossen, der Stadtverordnetenversammlung einen Antrag vorzuletzen, in dem S20 000 RM. sür den Erweiterungs- bau der Markcrsdorfer Schule als 1. Rale und 45 000 RM. für den Bau einer Schulbaracke an der Bornaer Selzule gefordert werden. tz. Vom eigenen Fuhrwerk tödlich überfahren. Am Mitt- wochvormitlag wurde in Chemnitz in der Luiherstrahe ein 17 Jahre alter Kutscher, der bei dem Versuche, sein Fuhrwerk zum Halten zu bringen, vom Wagen fiel, von seinem eigenen ^Geschirr »überfahren. .^.Dem Unglücklichen glng ein Ryd VW schwerbeladenen Wagens Liber die Brust. Bald »ach sein« Einlieferung in das Krankenhaus ist er seinen schweren V»A letzungen erlegen. tz. Umsetzung eine- Denkmals. Infolge baulicher Vernn»M rungcnmuhledas inThumi.E.an der Annabergc: Sir. stehcnl» Denkmal, daS zur Erinnerung a» das letzte Gefecht des 30jährigl» Krieges bei Thum crrichiei worden war, in den Sladlpark Verses werde». Bei der Versetzung wurde eine alte Zinkkassctie gefundei» in der mehrere kleine Münze» aus dem 17. Jahrhundert, sowrk Münzen aus dem Jahre 1847 und ein nicht mehr zu entziffernder! Schriftsatz lagen. 6u5 6er l-susitr Grotzfeuer in einer Sägpmühie Bautzen, 8. Septeniver, In Neukirch am Hohwalö wurde Dienstag abend diS grotze Eägemiihle zerstört. Auf den Holzlagerplätzen befanden sich bedeutende Vorräte, die den Flammen reiche Nahrung gaben. Außer den Holzvorräten wurden noch große Mengen Stroh u»H Heu vernichtet. Infolge des scharfen Wirtes sprangen ditd Flammen auch auf den angrenzenden Wald über. Es gelang den zahlreich erschienen Feuerwehren nur mit Mühe durch rasches Bäumesällen und Grädcnziehcn einen größeren Wald« brand abzuwenöen. Die Rettungsorbeilen litten sehr unt»r Wassermangel und der Ungunst des Gelände». Ein groher Tag für Ofkrig Ostritz. 8. September. Die Firmung wird nach mehr; jähriger Pause am kommenden Sonntag durch Bischof Dr, Schreiber an einer großen Anzahl von Gemeindemitglieder» und Kindern in der hiesigen Pfarrkirche erfolgen. Der Bischof trifft vormittags 119 Uhr im Auto hier ein und wird am Ein gänge zum Friedhof vom Kirchcnchor, den Kindern und def Gemeinde feierlich empfangen. Nach dem Hochamt« findet bi« Firmung statt. Am Nachmittag weilt der Bischof inGruna u; um dort ebenfalls zu firmen. Statt der üblickzen weltlichen Feier findet am 'Abend in der Ostritzer Kirche eine Abend« an dacht statt. — In der katholischen Stadt sch ul-e erfolgten am Sonntag die Anmeldungen für die Ostern in di« Schule neu eintretenden Kinder. Angemcldet wurden 14 Kna ben und 12 Mädchen, also 26 Kinder gegen 31 im Vorjahre. l. Die Anmeldung der Schulneuling« in Reicheno », bk« Ostern nächsten Jahres schulpflichtig werden, fand gestern statt! In der Mittelschule kamen 26 Mädchen und 24 Knaben, in der Oberen Schule 22 Mädchen und 17 Knaben, in der Niederen Schule 22 Mädchen und 14 Knaben und in der Katholisch»» Schule 7 Mädchen und drei Knaben zur Anmeldung. l. Einlieserung von Tqphuskranken in das Bautzenq; Stadtkrankenhaus. Aus Neugersdorf wurden drei an Typhus erkrankte Personen in das Stodtkrankenhaus eingeliee zert. Es soll sich durchweg um leichte Fälle handeln. l. Kein Mord. Der Maurer Schönbach, der in Sprem- berg an der Schönbacher Staatsstraße mit einer Schußwunde in der Herzgegend aufgefunden war, hat jetzt gestanden, daß er sich die Verletzung in selbstmörderischer Absicht beige geben hat. Eemrkncke- und VereinLverrn sHoheneichen, Pillnitz«. E. Exerzitien! Aus besonderen Wunsch ist der Beginn der Exerzitien sür Küster aus Sonntag, 11. September, abends ? Uhr. festgelegt. Dresdner §ckl«cktviekm»»-kt vresckea. cken 8. Lsptemker. ^uktrleb: 9 Ocksen, l Kullej 2! l<üke. 810 Kälber, 50 Leksie, 500 Lckvveine, russmmen 1ZY2 Lcklackitiere. kreise: 'Kälber a) —,—, d) 85—89 (140), c) 76—84 (135), ei) 70—76 (133). e) —. Lckvsme: s) 74 bi, 76 (94). d) 76 (97). o) 72-74 (98). ck) 70—71 (97). e)—,-js k) —,—, x) —. Kincier unck Lokale Oesckäkt belanglos, ckskvr ist eine amilieks Preisnotierung nickt erkolgt. OerckSstsgsng: Kälber mittel. Lckeveins langsam. Xusnakmepreise über dlolilr. Uederatancl: 21 llincker (ckevon 4 Ockrsn, 1 Lulle, 16 Kake) 69 LekvsinM VeAervrrrckl -er Dresdner Wetterroarr- Witterungsaussichten. Vorwiegend starke Bewölkung und zeitweilig auch etwas Regen. Kühl. Flachland mäßige, Ge. birge ziemlich lebhafte Winde aus westlichen Richtungen. ««ramwortklch für d«n poNNlchm »eil: vr. Gerhard Desezhk. Dresden, sü« »«, lLchslschm »eil und da» FeuMeton: De. «ax Domlchle, Dreiden tür «n»etge»i «lrtur ILmlli« ti, Drr»«»». Stimmung voraus. Aufschlußreich ist, ivas Lienhard zur deut schen Literaturbewegung zu sagen hat, von innerer Glut, wenn er von seiner elsässischen Heimat redet. Wie weiß er so innig deutsche Landschaft zu malen, Charaktere zu skizzieren! Be sonders sei er bedankt für das tiefe Lebensbild der Hl. Elisa beth. Der echt deutsche Geist, der so innig mit ivahrem Chri stentum verwoben ist. macht dieses Buch zu einem Schatz. In Deutschlands schwerster Not wendet Lienhard unseren Blick! zum Helfer und Retter über den Sternen — und auf unser besseres Selbst. Unstreitig das Wertvollste ist „Der Sohn des Mül ler s", «ine Novelle von Zdenko von Kraft (Verlag Adolf Bonz ». Co., Stuttgart, 116 Seiten, geh. 1.60 Mk.). Der Sohn des Müllers ist Meister Rembrandt. Ohne daß der Name ge nannt wird, erkennt jeder Leser die Person. Staunenswert, wie auf wenigen Zeilen so gehaltvolle Bilder geboten werden. Die Jugend, der Aufstieg zur Höhe, das Abgleiten in Einsam keit, Not. Verkennung, das Wiederfinden zu königlichem Stolz und kindlicher Einfalt lassen sich nicht packender darstellen. Wahrlich, das Feinste an Beobachtung und künstlerischer Selbst beherrschung, ein« der wertvollsten Erscheinungen im Jahre 19N. Maria Müller, die bewußt katholische Dichterin, sckzenkt uns zivei wundersam packende Erzählungen in dem Buche „Bernhard der Schmied" (Verlag Herin. Rauch, Wies baden, 151 Seiten, in Ganzleinen 3.60 Mk.). Bernhard baut unter Mühen das vom Feuer zerstörte Anwesen wieder auf. Meisterlich ist auf den großen Brand von Tirschenreuth Bezug ge nommen, auf die Hilfe aus dem Kloster Waldsassen. Gegen das Gerede der Menschen findet Bernhard ein braves Weib. Deks „Heimweh" will uns nych gelungener scheinen als die erste Er zählung. In einer guten katholischen Familie stirbt die Mutter, der Vater folgt ihr aus Gram, die Kinder wockzfen in der Fremde auf, müssen aber im schönsten Alter von hinnen sckzeiden. Anna, die Tochter, lebt von da an ganz ihrer Vorbereitung auf die andere Heimat. Das ist der Grundgedanke der Erzählung. Die Sprache ist edel, die Darstellung packend und fesselnd. Man liest gern in diesem prächtigen Buche, wir empfehlen es wärm- itens. Kaplan Jahsel eröffnet mit der jetzt beendeten und bei Herder erschienenen erstmaligen Uebertragung des R d m e r b r i e f ko m me n tar s von Thomas von llquin einem weiteren deutschen Leserkreis eine klassische Quelle religiöser Forschung. Franz von Assisi« Historische Novelle. «on Vi. D. Krüger. 135. Fortsetzung.) .Sie schlafen," sagte Franz leise. Auch ihn befiel eine große Müdigkeit. „Ich will bei ihnen hocken," flüsterte der Blumensucher, „und warten, bis sie erwachen." ... „Tue es. Die Sonne ist ihr Mütterlein, die bringt sie abends zur Ruhe und weckt sie linde auf in der Frühe. Auch ich will mich ein wenig strecken." Er suchte und fand einen flachen, unbewachsenen Stein, aus den legte er sich. „Warum nickt in das weiche Grün, mein Bruder?" fragte der Bettler besorgt. Ein Auge voll unendlicher Liebe ruhte auf ihm. „Daß ich keins von deinen Blümlein zerdrücke." Dann schlossen sich die Augen. Er schlief ein. Der Arme hatte sich dicht zu ihm gesetzt. Noch einige Male kam ihm die Lust etwas zu fragen. „Mein Bruder Franz —" hob er an. Aber er sah, wie erschöpft der Schläfer war und brach ab. Nach einiger Zeit wollte Ettorc nach seinem Freunde sehen. Als er ihn auf dem harten Stein liegen sah. ging er in das Hüttlein und holte eine wollene Decke. Er war im Begriff, sie ihm behutsam unterzuschieben, als Franz erwachte und wehrte: „Nicht doch. Viele Brüder haben nichts dergleichen. Ich möchte ruhen wie sie." Vorwurfs, voll rief Ettore: „Du hast nichts zu Abend gegessen. Dein Brot ist noch nicht angerührt/ — «2ch bin nicht hungrig," lächelte Franz. Erregt rief sein Freund: „Du sagst, du liebst alle. Einen haßt du!" . Erschrocken richtete sich der Jüngling auf: „Ich? — Nein. Wen?" „Deinen Körper." Da kniete Franz nieder und detete: „Mein armer Bru der Körper, o vergib mir. Du Lieber, dienst mir jo treu. Habe noch ein Weilchen Geduld mit meiner Seele, die oft dein vergißt. Diene ihr um so treuer, daß sie selig werde." Ettore nahm die Decke an sich. „Schlafe wie du willst, aber schlafe wenigstens. Ein schweres Tagewerk wartet auf dich " Franz breitete die Arme all denen entgegen, die mvr» gen diesen Weg kommen würden. „Ein schönes Tagewerk, ein gesegnetes. Wie süß schläft es sich dem entgegen." Er streckte sich aus und schlief ein. Sein liebster Freund aus Jugendtagen saß bei ihm und überdachte ihrer beider Leben in der tiefen Stille der Nacht. Mit dem ersten Aufblühen des Morgens kamen schon einzelne Menschen. Bald verdichteten sie sich zu Scharen. Es war, als ob das Meer herangerauscht käme — da» Meer des Menschenleides Und dies war der Gesang jeder Woge: „Die Welt lügt. Alle Menschen lügen und betrügen. Sie brauchen hohe Worte, aber sie lügen. Sie dienen alle nur sich selbst, und dem Gold, dem verfluchten Gold. Sie nennen Christus, aber sie wissen nichts von ihm. Sie wollen nichts von ihm wissen. Sie hasten, verhöhnen und verachten ihn im Herzen. Sie lasten uns hungern, verhungern. - Aber einer ist. der ihn wahrhaft liebt, der uns wahr« aft liebt. Einer ist. der allen Reichtum von sich geworfen aL, oer arm und elend geworden ist für uns. Dem glauben wir. Wir brauchen nicht Vrot, wir brauchen nicht Gold — wir brauchen Liebe! Wir suchen einen guten Menschen — einen! Franz — Franz vor» Assisi 1" Die Strahlen der ausgehenden Sonne sielen aus ihn. aus dessen Herzen der ewige Quell entsprang. Der Quell, der um jo reicher sprudelt, je mehr von ihm gespendet wird, den kein Mißerfolg und kein Undank ver« dorren machen kann — der Quell der wahren Liebe Ende.
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