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Nummer 2VS — 26. Jahrgang Erscheint rmal wöchentlich mit den Illustrierte» ÜlratlSveilngc» »Die Welt' und »Zilr unsere kleinen Leute', sowie den Text. deOagen „linlerhultung und Wissen', »Kirche und Welt'. »Die Welt der Fron', „Aerztltcher Natneber', »Literarische Beilage", .Filmrnndschau'. Monallicher BezuasPretS!i.-Ml. einschl. Bestellgeld. Einzel»,»umer 1<» »>, Sonntagnummer jkl» z. Hauplschrisilcitek! Dr. (S. DeSrzhk, Dresden. Sachststhe Freitag. den ».September 1S27 Anzrtaenpretse, Di« lgesvaltene Petitzeile St» z.guinlllen^ mizciaen und Stellengesuche St» Z. Die Pctllrekimnezeiiej 8» Millimeter breit, s e«. Osferiengebiihr ^s, bei lieber« sendnng durch die Post m,Herden, PortojNfchiag. Im stalle bühcrer Gewait erlischt jede Äerpstichtung auf Licserung sowie Erfüllung v. Anzeigen-riustrügen u. Leistung v. Schadenerkadt «eschSftlicher Leit: Artur Lenz. Dresden. tSeschäftsftelle, Drnch».Verlag: Kermauia, N.<>N. tür Beriag und Drucherei. ssiliale Dresden. DreSdeu-A. l, Poiiersir>rüe >7. Fcrnruirnnig. Po!i<chechlonto Dresden «7c>z. Nnullonlo, Stadlbanl Dresden Ar. »1710 Für chrisllkche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen Volkszeituug DceSden-AItstadt 1. Polieistratze 17. Femruf 2MI1 ' und rloiL. Polens neueste Resolution Eine neue Wendung -er Genfer Lage — Der holländische Vorschlag im Äinlergrundi Einigung der Locarnvmächle? Befreiende Worte Die Tage von Dortmund sind vorüber. Es ist nicht in erster Linie der glänzende äußere Verlaus oder gar ein selbstgefälliger trügerischer Illusionismus der uns voll Befriedigung aus diese Generalversammlung der deutschen Katholiken zurückblicken läßt, sondern es ist das Bewußtsein, daß dieser Katholikentag in einer Zeit höchster kulturpolitischer Spannungen wenigstens für uns Katholiken befreiendgewirkt, das mit aller Klar heit und Entschiedenheit kundgetan l>at, was uns selbst verständlich erscheinen mag, was aber gerade in dieser Stunde und an dieser Stelle ausgesprochen werden mußte. Es ist keine neue über Nacht geborene Einsicht, die in der hervorragenden Programmrede des Reichs tagsabgeordneten Prälaten Kaas zum Ausdruck kam: „Auf die konfessionelle Schule verzichten, heißt auf die Zukunft eines starken Katholizismus verzich ten." Das ist eine Grundsahsrage erster Ordnung ge wesen, solange der Kampf um die Schule in Deutsch land geht. Aber in dieser Stunde, wo in der aktiven Politik der Kampf um einen konkreten Schulgeseßent- wnrf heftiger denn je eingesetzt hat, wo die Meinungen scharf auf scharf aufeinander prallen und leider auch ganz einzelne Stimmen der Disharmonie im eigenen Lager laut geworden ist. tat diese Kundgebung von Dortmund not und wohl. Insofern war die entschiedene Entschlie ßung zur Schulfrage zwar selbstverständlich, aber notwendig. Einstimmig stand die Generalversammlung der deutschen Katholiken zu der „unumstößlichen Grund forderung: „katholische Schulen für katholische Kinder!" Dem letzten Elternrat draußen im Lande ist dieser Grund satz zwar längst in Fleisch und Blut übergegangen. Aber man wartete in dieser Stunde auf das Signal, das in Dortmund hochgezogen werden würde. Das Zeichen steht. An unserer alten auf Gewissensfreiheit und Eltern recht gegründeten Auffassung ist nichts zu korrigieren Md zu kritisieren. Und ebenso bereinigend — wenn man so sagen darf — hat die Erklärung zur Ko n k o rd a t s s rag e ge wirkt. Sie konnte nur in einem Sinne fallen, und der war den Katholiken nicht neu. Aber es war notwendig, daß die Vertretung des gesamten deutschen Katholizis mus in aller Form bekannte: Wir sehen in dem Kon kordatsproblem keine Frage zweiter und untergeordne ter Bedeutung. Wir deutschen Katholiken sehen in dem Abschluß einer Vereinbarung zwischen dem neuen deut schen Volksstaate und der katholischen Kirche die Probe dafür, ob die neue Demokratie und das Staatswesen, das ihrem Gedanken dienen will, bereit ist, auch dem über zeugten und kirchlich empfindenden Katholiken ein Haus auf deutscher Erde schaffen zu helfen, in dem er nach den Lehren und Vorschriften seines Glaubens leben und wir ken kann. Es war eine Tat von Dortmund, diese Frage unseren staatsbewußten Kreisen einmal als zeitgemäße Forderung vor Augen zu stellen. Wenn es nur diese beiden Probleme gewesen wären, die in Dortmund zur Debatte standen, sie hätten genügt, der diesjährigen Generalversammlung der deutschen Ka tholiken eine ganz außergewöhnliche Bedeutung zu ver leihen. Aber der Einfluß der Tagung trägt viel weiter. Von Dortmund aus rief der österreichische Bundeskanz ler Seipel die christliche Auffassung von Kqpital und Arbeit erneut hinaus in die in der Idee vom Klassen kampf festgefahrene Welt. Von Dortmund aus predigte in Dr. Carl Sonnenschein ein Mann der christlichen sozia len Tat die Caritaspflicht in der Not unserer Zeit und seine Worte wirken wie Balsam. Von Dortmund aus erging ein Gewissensappell an das katholische Volk: Ret tet die christliche Familie! Mehr Ehrfurcht vor der Mut terschaft. Für unsere Mütter ein gesundes Heim! Und alle diese ernsten Fragen wieder waren umrahmt von der Erörterung des großen Gemeinschaftsgedankens im Katholizismus, von unserer' Stellung zueinander, zur Kirche, zum Volke und Staate. Der ganze Reichtum un serer Weltanschauung ist wieder in Beziehung gebracht worden zu den großen Fragen, die unsere Tage durch zittern und erregen. Und zu gleicher Zeit werden wir uns wieder einmal des Riesenabstandes bewußt, der un sere bisherigen bescheidenen Erfolge von den unermeß lichen Kräften und Möglichkeiten trennt, die sich gerade uns Katholiken auftun. Darum sind unsere Katholiken tage weniger glänzende Fanale nach außen hin und wol len es nicht sein, als vielmehr Tage der Selbstbesinnung, der Nutzbarmachung und Aufrüttelung der schlummern den Kräfte im eigenen Lager. Insofern ist es von untergeordneter Bedeutung, was »i e anderen über Dortmund sagen und schreiben. Was sie denken, erfährt man ja doch kaum. Was sie schreiben sind meist Aeußerlichkeiten. Daß das Hotel „Fürstenkwf" di« Reichsflagge und die österreichische Bun- Genf, 8. September. Die Genfer Verhandlungen t)aben plötzlich eine neue Wendung bekommen. Nachdem di« Polen ihre Resolution dem deutschen Außenminister überreicht hatten, hielt Strese- mann mit Chamberlain «ine Beratung ab. Deren Ergebnis n>ar die Ueberiveisung der polnischen Resolution an die Juri sten der Locarnomächte. Diese haben daraushin in der zehn ten Abendstunde den Außenministern der Locarnomächte eine neue um geänderte Resolution vorgelegt. Sie wird, und das ist die Wendung der Dinge, nicht mehr von Polen allein, sondernvoneinerganzenGruppevon Mächten, darunter voraussichtlich auch von Deutschland eingebracht werden, da die neue Resolu tion starke Abänderungen gegenüber der ursprünglichen Fassung enthält, und keinerlei Abweichungen von« Statut des Völkerbun des mehr fordert. Damit scheint die Hauptbesorgnis Deutschlands, daß aus einer allgemeinen Resolution spezielle Folgerungen für das deutsch-polniscl)« Verhältnis mit dem Ziele eines Ostlocar - n o abgeleitet werden konnte, im wesentlichen beseitigt zu sein. Die jetzige Resolution ist so allgemein gehalten, daß man das Plenum restlos zu einer einstimmigen Zustimmung zu bringen hofft. Die Debatte über diese Resolution wird voraussichtlich bereits am Freitag zu Ende geführt werden. Nach Annahme der Resolution hofst man dann die Möglichkeit zu haben, mit umso stärkerem Nachdruck die Ab- rü stu ngs frage in Angriff zu nehmen. Wenn auch die neue Situation vorläufig noch mit Zurückhaltung beurteilt iverden muß, so sind doch die Aussichten für einen diploma- tischen Erfolg der deutschen Delegation nicht schlecht. Die ur sprüngliche polnische Resolution ist an dem Hauvtividerstand Englands speziell Chamberlains gescheiterd Sin warschauer Conimuniquä Warschau, 7. September. (TU,) Die Morgenblätter veröffentlichen ein offizielles CommuniquS des Außenministeriums über die polni schen Vorschläge in Eens. In dem Communiquü heißt es u a.: Das polnische Projekt sei als Ergänzung des Völkerbundpaktes anzusehen, das bekanntlich die Mög lichkeit eines Krieges nicht völlig ausschiießt. Ein allgemeiner Sichcrheitspakt wäre allen Mitgliedern des Völkerbundes zu gänglich. Möglicherweise kämen sogar Staaten in Frage, die nicht dem Völkerbund angehörten. Die Hauptaufgabe dieses Paktes müsse man darin erblicken, daß hierdurch die Autorität des Völkerbundes bedeutend erhöht werde. London billigt Chamberlains Haltung London, 7. September. (T.A.) Der gestern auf einem Presseempfang in Genf von Chamberlain abgegebenen Erklärung über die polnischen Vorschläge wird in den englischen Morgen-blättern große Bedeutung beigemessen. Dabei wird die Ablehnung der polnischen Pläne durch Chamberlain allgemein g«-> desflagge erst nach einer Vorstellung des Reichskanzlers gesetzt hat. Daß in dieser Sonderveranstaltung nur ein Drittel der Westfalenhalle besetzt war, daß der Laut sprecher technisch nicht auf der Höhe stand. Es gibt gro ße Zeitungen, die den Katholikentag kürzer abtun als einen Fußballmatch. Das berührt zwar den Katholizis mus als Kulturmacht nicht. Aber es kennzeichnet den kulturellen Hochstand dieser Presse. Eine sozialistische sächsische Zeitung wundert sich, daß unter den 120 ONO, die am Sonntag zum Pontifikalamt im Dortmunder Sta dion marschierten, vorzüglich „Proletarier" waren. We nigstens eine Tatsache, die zum Denken angeregt hat, wo man doch sonst an allen Problemen so stumpf vorüber- geht. Gespitzt hat man die Ohren allgemein bei der Schulfrage. In der liberalen Presse, vielleicht noch mehr als in den Verfammlungsfälen. Obwohl man doch hier am wenigsten „etwas Neues" erwarten konnte. Aber der Fall Dr. Wirth würzte hier den Appetit. Liberale Blät ter, vorweg das „Berliner Tageblatt- lassen ein Bedau ern durchsickern, daß die Differenzen mit Dr. Wirth in der Schulfraae nur anaedeutet wurden. Au gern hätte billigt. Ein neues Vertragsinstrument, so sagt man, sei lediglich geeignet, den Wert der schon bestehenden Verträgt herabzumindern. Der Genfer „Times"-Korrespondent hält et nicht für wahrscheinlich, daß die Debatten der Völkerbundsver« sammlung mehr ergeben würden, als lediglich eine „Durch« lüstung" von Ideen und eine Rechtfertigung der von den «im reinen Ländern verfolgten Politik Die ruiuilnisch-ungarifche Skreltsroge vor der Regelung Gens, 7. September. (TU.) Im Laufe des gestrigen Tages fanden längere Verhand« lungen zwischen Chamberlain und dem ersten migarischeit Delegierten, Graf Apponyi, über die Regelung der rumä nisch-ungarischen Streitfragen statt. Apponyi machte Chamber lain den Vorschlag, zunächst ein Gutachten des Haager Inter nationalen Schiedsgerichtshofes herbeizuführen, ob der im Ver trag von Trianon eingesetzte gemischte rumänisch-ungarische Schiedsgerichtshof sür eine Entscheidung über die Ent schädigungsklage der ungarischen Optanten gegen Rumänien zu ständig sei. Sollte der Haager Schiedsgerichtshos die Zuständig keit des gemischten Schiedsgerichts verneinen, so werde die un garische Negierung ihre Klage zurückziehen. Chamberlain er klärte sich mit dieser Regelung der Angelegenheit einverstanden und wird diesen Antrag in einer der nächster Sitzungen des Völkerbundsrates zur Entscheidung oorlegen. Der Rat wird den internationalen Schiedsgerichtshof im Haag bitten, das Gut achten möglichst bis zur Dezembertagung des Rates fertigzu- stellen. Die Entscheidung wird der Rat dann in keiner Dcrembcr« tagung sällen. Die deutsch-belgischen Enquete-Verhandlungen An zuständiger Stelle wird erneut daraus hingewiesen, daß die deutsch-belgischen Verhandlungen über die Frage der Franktireurenguete in Genf noch nicht zum Ab schluß gekommen sind. Die Besprechungen hierüber sind ein geleitet. Eine Entscheidung in der Angelegenheit steht je doch noch aus. Me hierzu versichert wird, ist die Initia tive zu diesen Verhandlungen nach dem bekannten ablehnen den Beschluß des belgischen Kabinetts in Eens von bel gischer Seite ausgegangen. Belgien scheint danach also Wert darauf zu legen, Deutsch land zu einer Bestimmung über Vertaauna der Enquete »u veranlassen. Die Wahlen zum Völkerburrdsral Genf, 8. September. Die Ersatzwahlen für die nichtständigen Sitze im Wlker- bundsrat werden am 15. September stattfindcn. Es ist eine Einigung getroffen worden, daß die Wahlen in den folgenden Jahren jeweils am zweiten Montag der Tagung stalrfinden sollen. Danach wird also in Zukunst der Rat nur nach wäh rend der ersten Tagungsivvche in seiner alten Zusammen setzung tagen. Am Vormittag des Wahltages wird sich die Versammlung regelmäßig über die Anträge aus Wiederwahl, barkeit aussprechen. man ans dem Katholikentag einen Parteitag geinacht. Dann wäre ziveifellos der Bericht dreimal so lang aus« gefallen! Also auch hier in Dortmund wieder die praktische Lehre: Tausende wohlgefälliger Augen sind auf uns ge richtet, in Wahrheit aber nur nach jener Stelle, ivo das Mauerwerk der katholischen Einheit auch nur einen Riß zeigt, auch nur einen Millimeter nachzugeben scheint. Man achtet uns nur so weit, als man uns etwas nei det. und das ist unsere weltanschauliche Geschlos senheit. In Dortmund sind uns so große Aufgaben und so große Pflichten an der Zukunft gewiesen worden, daß wir an der Auswirkung unserer nwltanschaulichen Kräfte von vornherein verzagen müßten, wenn wir nicht den unerschütterlichen Glauben an die einigende Kraft unserer katholischen Weltanschauung als unser höchstes Gut besäßen. Dieses unersetzliche Gut preis- gebcn oder verkleinern, hieße sich des Zauberstaubes be rauben. der allein noch den Wirren unserer Zeit Einhalt zu gebieten verspricht. Dortmund lzat die befreienden Worte oesvrochen. Die befreiende Tat wird unser kel«L