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Sächsische Volkszeitung : 10.09.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192709109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270910
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270910
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-10
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 10.09.1927
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„Mutige" Schulskiirmer Da» SlltLHarlamenl gegen das Reichsschulgesetz „Verletzende" Schulinschrislen Dresden. 9. September. vis Ist schon fast zur Tradition geworden, daß die Dresd ner Stadtverordneten — wenigstens teiliveise — mit einer un geheuren Ntenge von aufgestapcltem Mut aus den Ferien zu- rnckkchre». So brachten die Kommunisten einen Antrag mit, der überall hingehört nur nicht ins Stadtparlament. Sie for dern nämlich von Reichsregierung, Reichsrat und Reichstag di« Zurückziehung des Reichsschulgesetzentwurfes. Sladtv. Schrapel begründete dieses Kunstwerk. Im Interesse der Finanzen der Gemeinden, im Interesse des „Kulturfort schritts" und im Interesse der Einheit innerhalb der Schul jugend, sdie anscl>ein«nd durch den Klassenkampfgedanken sym bolisiert wird. D. Red.) Schade, daß es überhaupt zu einer Diskussion dieses Antrages kam. Interessant war es nur, vom Vertreter der Volksrechtspartei zu erfahren, dah er für die „wahre Volksgemeinschaft" eintrete. Deshalb könne er sich weder für die eine noch die andere Seite e»tsä)eiden, und werde sich daher der Stimm« enthalten! Bei einer Stellungnahme zur Schulsrage ist dieser Standpunkt nicht ganz klar. Dem Reichs tag wird sicherlich angst und bange werden, ivenn er erfährt, das; dieser kommunistische Antrag im Dresdner Stadtparlament gestern angenommen worden ist! Die Kommunisten haben in den Ferien offenbar di« Ent deckung gemacht, daß an einzelnen Dresdner Schulen noch staatsgcsührliche religiöse Inschristen und Zeichen zu lesen sind. Z. B. „Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang". An einer Kaditzer Schule befindet sich sogar ein Kreuz. Dieses sei schon einmal amtlich entfernt, aber dann auf Bitten eines Teiles der Kaditzer Bevölkerung wieder angebracht worden. Das Kreuz und die Furcht des Herrn sind natürlich nach dem Moskauer Codex Verletzung der „Gefühle Andersdenkender". Der Alpdruck wurde von ihrem kommunistischen Gewissen ge nommen. Die „Furcht des Herrn" und das Kreuz müssen von den Schulgebäuden verschwinden. Die derzeitige sozialistisä>« Mehrheit im Rathause hat es so beschlossen. Dafür wird man den Dresdner Kindern nach einem anderen Beschluss möglichst vile Planschbecken errichten. Ob die Kinder dort dazu ausgebildet nrerden sollen, wie man mit Eimer und Scheuer- bü'ste von den Schulgebäuden auch den letzten Rest einer Erin nerung an die christliche Vergangenheit einwandfrei abwascht. Konnten wir noch nicht in Erfahrung bringen. Man kann auch nicht sagen, daß die übrige Arbeit der gestri gen Stadtvcrordncten-Versammlung wesentlich mehr Ernst verriet. Das kann man freilich so kurz nach den Ferien auch nicht erwarten. Da muß man sich als braver Bürger der Stadt schon damit ab- findcn, daß man sich den Spaß erlaubt, bei Behandlung einer unan genehmen Rauferei im Fr i ed r ich st äd t c r Kranken haus den Oberbürgermeister zu zitiere». Offenbar ist der Ober bürgermeister für unsere Stadt etwas zu ernst und sachlich. Aber er kam doch, nachdem man beschlossen halte, ihn zur Teilnahme an der wichtigen Beratung auszufordern, und er erlebte das große Er eignis, daß wegen dieser Rauferei zwischen einem Oberpflegcr und einem Kranken ein Untersuchungsausschuß eingesetzt wurde. Unsere städtischen Geschicke sind bei diesem Parlament in vortrefflicher Hut. Ohne Bericht angenommen wurde der Vertragsentwurf zwischen dem Freistaat Sachsen und der Stadtgemcinde Dresden über die Re gelung der mit dem Neubau des Landesfinanzamtcs und dem Erwei terungsbau des Städtischen Speichers zusammenhängende» Fragen. Zu einer Aussprache führte ein Antrag Finsterbusch (Soz.), der den Sicht aufforderl, die Bedarfsähe des F ü r s o r g e a m t e S um 25 Prozent zu erhöhen. Oberbürgermeister Dr. Blüh er wies dar aus hin, daß diese Erhöhung einen jährlichen Anfrvand von 1)4 Millionen Mark erfordern würde. Der Fürsorgeausschuß würde, so erklärt Stadtrat Müller, wenn er von einzelnen angeführten Fällen Kenntnis erhalten hätte, die Angelegenheiten von sich aus zugunsten der Fürsorgebetrentcn geregelt haben. Der Antrag Fin-- perbusch findet schließlich einstimmige Annahme. Ein Antrag Hornoff (Soz.) beim neuen Altersheim Trachau sofort einen sechsten Pavillon mit den anderen zu erbau en, weist der Oberbürgermeister auf die Anspannung des Haushalts planes hin. Aber das Haus ist gebefreudig und so geht auch dieser Antrag durch. Diese erste Sitzung nach den Ferien, die noch eine große Reihe kleinerer Punkte umfaßte, war kurz nach Mitternacht zu Ende, Eine nichtöffentliche Sitzung schloß sich a». „Der Herr seines Herzens" Erstaufführung des Dresdner Schauspielhauses Mit einem Schlage ist Paul Rahnal, Franzose und De mokrat — beides in seiner besten Bedeutung — berühmt geworden. Der außerordentliche Erfolg seines Stückes „Das Grabmal des un bekannten Soldaten" hat für ihn entschieden. Auch dort erklang ne ben anderen Salten die lyrische, die der Liebe. ES mußte wohl sein, daß der Dichter sie einmal, und zwar nur sie allein, zum Drama nm- chen würde. Man merkte damals schon, wieviel er dazu zu künden weiß und wie er sie auf einen Thron erhebt, den zu stützen Dichters Sendung ist. Man fühlte, daß hier ein Franzose am Stzerke ist, der berufen nmrd. die Vorstellung von der Liebe bei unseren westlichen Rachbarn, die uns andere französische Dichter beigebracht haben und noch täglich beibringen wollen, zu zerstreuen Und weil Paul Rah nal ein wirklicher Dramatiker ist, darum gelingt es ihm auch, Kunst volles, Lyrisches mit Nachdenklichem zu erfüllen. Aber Rahnal ist auch ein Kind seiner Zeit. Wenn ich ihn als Demokraten bezeichne, so meine ich damit jene Weltanschauung, der wir alle heute zunetgen, nicht eine politische, sondern eine allgemein- ideelle. Und wir alle wissen, daß diese Weltanschauung allzu innig verknüpft ist mit dem Begriff Kultur. Kultur ist leider heutzutage Uebcrkultur, literarisch ausgedcückt: Dekadenz, lieber allen vernünf tigen Erwägungen und alle» Gebäuden der Erziehung der Seele liegt sie als dumpfer Schatten. Umso dumpfer belastet sie die wahre Kultur des Sittliche», seinehr die Menge ihr huldigt. Sie lebt da von, Ueberzeugung, Religio», Treue und Güte zur Schwäche zu ma chen. Klugheit und Schönheit ergeben sich ihr. Und ein gar tra gisches Geschick ersteht der Liebe, wenn sie sich mit Ueberkultur belädt. Ueberkultur will nichts von Ordnung und Selbstzucht wissen, sie will die Freiheit uird nur sie allein. Liebe aber ist Zwang. Freiwilliger Hwang. So muß ja ^ie Folgerung wohl lauten . . . Auch di« Liebe, die Rahnal schildert und die er in scharfen Ge. aensatz zur Freundschaft stellt, ist mtt Uebcrkultur belastet. Diese Liebe endet nicht mit dem Tode, sondern bringt den Tod. Die Frau, deren Gleichberechtigung man überall anerkennt, ist von Natur aus die Schwächere. Nicht in geistiger, ja nicht eininal in körperlicher Beziehung. Aber in ihrer Seele ist eltvas Schicksalmäßige», abhän gig vo« Steve«. La« blet» <M^ck>K«r«ck>Ua»n-, auf dem Bavter Eine Kundgebung in Dresden Dresden, S. September. Der Katholische Deutsche Frauenbund, Orts gruppe Dresden, hatte gestern seine Mitglieder »ach dem großen Saale des Kolpingshauses zusammengerufen, um zu den schwebenden Kul- tnrfragen Stellung zu nehmen. Die Vorsitzende, Fräulein Barbara Bu risch er, konnte u. a. zahlreiche Vertreter der hochwürdigen Geistlichkeit, sowie der katholischen Schulorganisatian willkommen heißen. Als Refereniin über den Entwurf des Reichsschulgesetzes war dle preutztsche LaudtagSabgeordnete Frau Elise Stoffels, Neust gewonnen worden. Die Rednerin. die direkt von Dortmund »wch Dresden gekommen war, vermittelt« den Hörern einleitend einige der tiefen Eindrücke, die die gewaltige Kundgebung des Deutschen Katholikentages Hintersassen hatte. Eine der entschiedensten und geschlossensten Versammlungen der Dortmunder Tagung sei die Ver sammlung der katholischen Schulorganisation gewesen. Die Rednerin erinnerte an die Grundlage sämtlicher Auseluan-ersetzungen auf schulpolitischem Gebiet, au das Schulkompromiß von Wei mar, das verschiedene Ausführungsgesehe verlange. Das sogen. ReichSschulgeseh, um dessen Entwurf jetzt der Kampf geht, regle nur die Gestaltung der Volksschule. Daneben seien weitere AuSführungSgesetze über Berufs- und Fortbildungsschule, sowie über die Privatschulen und rin Reichsgesetz über die Lehrerbildung zu er warten. Auch der jetzige Entwurf des ReichsschulgeschcS sei zweisettos ein Kompromiß. Der Entwurf baue auf aus dem Elternrecht. Nur Gerechtigkeit alle» gegenüber könne zu einer gleichmäßig anerkann ten, ruhigen Behandlung der Sache führen. Die Redner!» ging dann ein auf die bekannte» H au p t b e st i m m u n g e n deS Entwur fes, daß die bestehenden Schulen als beantragt gelten sollen, daß Schulen der drei Haupiarten dann errichtet werde» sollen, wenn die Ettern von 45 Kindern den Antrag stellen, daß der Religionsgemein schaft das Recht znstehe, in den Bekenntnisschulen die Erteilung des Religionsunterrichtes zu überwachen, daß in den Siinultanschul- ländern (zu denen der Entwurf Sachsen nicht zähle!) das Antrags recht erst mich fünf Jahren in Krast treten solle. In letzter Be stimmung müsse man eine Hintansetzung von Elternrechten in gewissen Ländern sehen, der man nicht zustimmen könne. Gegenüber den Hauptgegnern des Entwurfes Demokraten und Sozialdemokraten wies die Nednerin mit Nachdruck darauf hin, daß die Schulfrage im letzten Grunde keine politische, sondern eine religiöse Frage sei, in der das Gewissen der Ettern entschei den müsse. Man könne in dem jetzt vorliegenden Gesetzentwurf eine brauchbare Grundlage für Beratungen sehen. Dan» ging dle Nednerin in vornehmer und sachlich seinsiihliger Weise aus die Ein wände ein, mit dem di« Gegner gegen Len Entwurf «»gehen. Alan behaupte, die Staatshoheit würde zerstör! — aber sie bleibt -och in der ganzen VerwattungSeinrich- tung, Lehrplangestaltung, der Anstellung der Lehrkräfte; und Las würde doch jedes Volk ertragen können, daß der Staat an dem Wil len der Zunächstbeteiliglen in der allerwichtigsten Sache ihres Le bens gebunden sei. Die Einheit des Schulwesens würde zerstört —- aber inan habe doch schon heute die verschiedene» Schul arten. Die staatsbürgerliche Erziehung würde verhin dert — darin hätten wir immer unsere eigene Ausfassung gehabt, die sicks^sehr gut mit der Ausfassung anderer messen könne, die Auflas sung nämlich, daß die besten Kräfte dort seien, wo aus Verantwor tungsgefühl Gott gegenüber auch dem Staate und den Mitmenschen gegenüber innerliche Verpflichtung erwachse. Die Rechte des Lehrers würden beeinträchtigt — der Lehrer sedoch, der ans reli giöser lleberzeugung in der Bekenntnisschule arbeite, werde sich durch Beaufsichtigung des Religionsunterrichtes nie bedrückt fühlen. Die konfessionell« Spaltung werde immer noch verschärft — an sich sei die konfessionelle Spaltung das größte und schwerste Schicksal, an dem wir tragen, aber durch Simultanschulen werden wir dies nicht ändern können, wir müßten dafür sorgen, daß mau jeder Konfesslon gerecht werde; daß sei eine bessere Bürgschaft für den Frieden als die znxmgsweise Zusammensiihrung der Welt anschauungen in Simultanschulen, in der der religiös« Lehrer nie mals das Innerste feiner Seele, das Beste was er habe, den Kinderi» mitgeben könne. Daran knüpfte dt« Nednerin einen lvarmrn Appell an alle El» tern in der Diaspora, ihre Kinder gerade jetzt doch ja de» katho - tischen Schulen zuzuführcn, wenn eS auch Opfer kostet, um des Gegner» nicht billige Waffen in dir Hände zu liefern, als ob un- selbst die Bekenntnisschule nicht von unersetzlichem Wert sei. Anschließend wurden auch die übrigen noch ausstehenden Schulgesetzentwürfe tn ihren Grundsätzen gestreift, so daS B e r uf s s ch u lg es e tz. bei dem wir alles daran setzen müßten, daß auch hier die religiös-sittliche Lebenskunde auf dem Boden der Kon fessionen eingefügt werde, den» der junge Mann und daS jungt Mädchen in der Werkstatt, in der Fabrik bedürfe der religiösen Fort bildung keinesfalls weniger, als der Schüler an höheren Schule«. Weiter müsse mau sich dafür Ansehen, daß ein kommendes Berufs schulgesetz die pflichtmäßige Ausbildung der Mädchen in der Haus wirtschaft regele. Dadurch würden wir unserem Volke unschätzbare Werte wiedergeben. Gegen eins gerechte Gestaltung des Privat schul wese ns gehe man von demokratischer und sozialdemokratischer Seite schärfstens an. Ein Reichsprtvatschulgesetz sei daher äußerst wichtig und notwendig. Es müsse auch durchgesetzt werden, daß den anerkannten Privatschule» vom Staate soviel Beihilfe geleistet werde, als er an den öffentlichen Schulen durch die Privatschulen erspare. Die Neuordnung der Lehrerbildung, die verschiedentlich schon durchgesührt ist, erfordert unbedingt auch eine retchsgesehltche Rege, lung, damit die konfessionelle Lehrerbildung für den christlichen Teil der Lehrer sichcrgesiellt werde. Wir christlichen Eltern dürsten bei der Erziehung nicht nur da irdische Glück der Kinder im Auge haben, sondern vor allen, auch ihre seelischen Anlagen. Es sei ganz selbstverständlich, daß wir ,w» seren Kindern auch für den Lebenskampf das beste Rüstzeug mitgeben müßten, daß unsere Schulen den Ehrgeiz besitzen müßten, die be sten des Landes zu sein. Ueber allem aber stehe unser fester Ente schluß: Rur katholisch« Schulen für katholische Kinderl Die klaren, von warmem mütterlichen Empfinden getragenen Ausführungen fanden bei der Versammlung stärksten Widerhall. I« einer anregenden Aussprache wurden wettere Einzelsragen erörtert. Vor alle» Dingen nwrd« der Meinung entgegengetreten., als würde .das Zustandekommen eines Reichsschulgesehes uns mtt einem Schlag« aller Scbulsorgen entheben. ES wurde betont, daß e» dann erst recht gelten würde, die gesetzlich verankerten Rechte in der Praxis der Familie durchzusetzen. Einstimmig wurde von der Versammlung folgende Entschließung angenommen: Die am 8. September tm KolpingSsaale zu Dresden ver sammelte», Mitglieder des Katholischen Deutschen Frauenbünde» sprechen den einmütige« Wunsch ans, daß das bevorstehend« ReichSschulgeseh den katholischen Eltern die Möglichkeit gebe» müffe, ihre Kinder in katholischen Schulen unter richten und erziehen zu lassen. Sie erblicken In dem gleichen Recht für alle Eltern die beste Gewähr für die Sicherung des konses- sioncllei, Friedens und für die Heranbildung eines charakter vollen, überzeugungstreuen Nachwmtsses unseres Volkes. öl. v. vrrröen unci Umgebung Die Dammbruchkaraslrophe in Böhlen Dresden, 9. September. Der feinerzett vom Landtag eingesetzte Ausschuß zur Un tersuchung der Dammbruchkatastrophe beim staatlichen Kohlen- werk in Böhlen hielt gestern seine erste Sitzung äb. Der Be richterstatter Abg. Ferkel (SPD.) legte einen umfassenden Be richt vor. Dem Mitberichterstatter, Abg. Lippe (DVP.), ivar dir Berichterstattung unmöglich gemacht, weil im Finanzministe rium die Sammlung der entsprechenden Unterlagen unterblie ben war. Abg. Ferkel richtete tn seinem Berichte heftige An erscheinen läßt. Und wo cs für den Mann einer Entscheidung gar nicht erst bedürfte, schwankt sie, wird ivankclmütig, ohne eine Vor stellung davon zu haben, welches Unheil sie anrichtcn kann. Und deshalb spielt sie mit der ihr entgegengebrachten Liebe, wenn sS gilt, dadurch anderswo Liebe entfachen zu können. Sie ist nicht schnldtg, ihr Schicksal ist stärker. So ungefähr Rahnal, der mir diesmal eine Enttäuschung war. Henry und Simon, zwei Freunde von first klassischer Größe. Zwischen ihnen Mine. Beiden ivar sie Iugendgespielin, ehe sie den Herzog heiratete, der sehr bald starb. Sie schwankt zwischen Heiden, erhört aber schließlich Simon, um sofort Henry herauszufordern. Der steht fest um des Freundes willen und bringt ein Zerwürfnis wieder in Ordnung. Als ihm das gelungen ist, kann er sein Herz, dessen Herr er bisher war, nicht mehr bezwingen. Eine unvorsichtige Aeußerung, die rin Bekenntnis seiner Liebe zu Mine enthält, treibt diese zu ihm und Simon tn den Tod. Und die Liebe steht am Schluß wohl als Siegerin da, aber sie triumphiert nicht. Der Triumph bleibt der Freundschaft Vorbehalten. So tiefgründig das alles ist, so zwiespältig ist es anch. Die Nachdenklichkeit wird angeregt und der Mensch von Kultur, sofern er nicht von Ueberkultur (— Dekadenz) belastet ist, geht nicht mit, spürt Wesensfremdes. Diese Dichtung dieses Dichters mußte so sein, das fühlt man. Denn diese LebenSanschauung will es so. Und bei dieser Konsequenz ist auch das Kunst werk unantastbar, das andere Lösungen zerstören würde». Rahnal ist ein Dramatiker von Rang. Mit wiederum nur 3 Hauptpersonen ballt er eine Handlung, die kei nen toten Punkt kennt, in der mit ungeheurer Spannung Szene auf Szene getürmt ist bis zu dem Knalleffekt. Nur hier erkennt man de» Franzosen. Ein Wermutstropscn in, Freudenbecher. Denn die Dichtung ist g ck o n n t. sie mußte zu größerer und besserer Lösung kommen. Das fordert der Demokrat in Rahnal. Daß wieder ein mal der Revolver den Ausweg bahnt, ist di« Schwäche und die Ent täuschung. Sprachlich ist das Werk sehr interessant. Scheinbar im Konversationston werden mit »och knapperen, peitschenden, wie die Handtting selbst geballten Worten Höhepunkte erreicht, wie sie bet den Besten der Iungdeutschen wohl Vorkommen, nicht aber bei den Franzosen üblich sind. Es ist überwundener „Stil". Und darum der neue Stil. Ein moderner Metster-Dtalog. Josef Gielen, den glänzenden Spielleiter, «kennt man in jeder Szene. Durch ihn wird da» Kunstwerk in Helles Licht ge rückt. Gr vertieft Eindrücke «nt» iämfit nach, was der Autor unter» griffe gegen die Leitung der stvatlicl>«n Kohlenwerte und ver urteilte die von ihr betriebene Personalpolttik. Der von ihm vorgelegte Antrag spricht von schuldhaften Verhalten der Werk direktion. Die schuldigen Personen müßten von ihren Posten enthoben und die Personalpolitrk gründlich geändert werden. Schadenersatzansprüche der Bewohner jener Dörfer, die durch die Katastrophe In Mitleidenschaft gezogen wurden, müßten tt» weitestem Umsang« befriedigt wevden. Der Ausschuß beschloß gegen die Stimme« der Bürger lichen, die Werksleitung zu ersuchen: Kündigungen solange nicht vorzunehmen, bis die ÄusschuMtzungcn cckgeschlossen sind, weif sich wahrscheinlich die Heranholung von Zeugen nötig macht. In di« sachtiä^n Beratungen wird in der nächsten Sitzung ein getreten werden. ließ. Di« beiden Szenenbilder MahnkeS charakterisieren Ke Per sonen, denen die Räume zugehören und dt« Szenen, dt« sich darin absptelen, wundervoll. Brandt gibt eine nicht minder charakteri stische Beleuchtung dazu. Mt der Qualität der Darsteller zusammen entstand so eine Aufführung, die die künstlerische Höhe des „Grab mals" erreicht und das Publikum zur Begeisterung entfachte. Alice Verden allein ist ein Erlebnis. Ist sie schon äußerlich die Persön lichkeit, wie sie der Dichter nur wünschen kann, so ist sie im Erleben ihrer Rolle so echt und groß, daß man die Welt des Scheins vergißt. Diese Mine ist wirklich schuldlos, ist wirklich Schicksal. Frauenschick sal. AdolfWohl brück trat zum ersten Mal im Schauspielhaus auf. Gleich in einer sehr schweren Rolle, von deren Erfüllung außer ordentlich viel abhängt. Ec hat di« schwierige Ausgabe, immer vom leichteren Konversationston in den Affekt überzugehen und im 2. Akt auch ekstatisch zu sein. Diesen Akt — den besten des Stückes — be streiten er »ich die Verden ganz allein. Herrlich, wie die beiden Künst ler die getvallige Steigerung herbeiführen Steinböck gib« den unglücklichen Liebhaber mit buttem Idealismus, bedeutend In seiner Unbedeutsamkeit. Jenny Schaffer ist in einer Episode ein drucksvoll. — Trotz der literarischen Enttäuschung ivar die Auf» führung «in Ereignis. Franz Zickler. Zeitschriften Der Fels. Zeitschrift für Gebildete aller Stände. Verlag Frankfnrt a. M,, Ni c de na u 2-1. — Ans dem Inhalt des 11. Hef tes: Die innere Unhaltbarkeit des Bolschewismus. — Die Stig. matisierle von Konnersrcuth. — Materialisationsphcinomcne. --- Fragen und Antworten. — Micherschau. Leilchtturm. Verlag Joseph Bercker. München. Aus dem Inhalt des 6. Heftes: „Hindcnburg". — Sommerszeit. — Rainer Maria Rilke. — Herbstfärbung und Lcncksall. — Um das Weseo der Landschaft. — Vom Lelwn in uns. Die Burg. Verlag I. Bercker, München. Aus dem In. halt de» 6. Heftes: Mein Freund Toreh. Ein Erlebnis In Gnar-ana. — Erdbeben-Erinnerungen. — Körperkvaft und Me n schhe i tsgrößen. Bam frohen Leben. Verlag der Scholle, Berlin-Wcißense«. Aus dem Inhalt des 12. Heftes: Ein Weg zur Besserung. — Dichtergeltung. — Die deutschen Bischöse gegen den Alkotwlis- , MUS. — Kolonien» — «nreounaea.
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