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Sächsische Volkszeitung : 10.09.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192709109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270910
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270910
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-10
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 10.09.1927
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erfreuliche ZoriMllle (Bon unserem Korrespondenten.) o. Kattowitz, ö. September. Am vergangenen Sonntag hat in Kattowitz nach zwrijähri» grr. durch die Ungunst der Verhältnisse erzungener Pause der Verband der deutschen katholischen Jugend - und Jungmännervereine wieder einen Vcrbandstag abhallen können, der in zweifacher Beziehung zur dringenden Notwendigkeit geworden war. Einmal mutzte sestgcstcllt werden, was sich trotz des von verschiedenen Seilen ausgeübten Druckes von den einst blühenden Vereinen noch hatte erhalten können, andererseits galt es, die bisher nur lose zusammen hängenden Vereine wieder zu gecminschastlichcr Arbeit zusam- menzusühren. Bis vor kurzem stieg die Arbeit in der Jugendfiihrung gerade für die deutschen Katholiken auf die denkbar größten Schwierigkeiten. Dag die weltlichen Behörden den deutschen katholischen Vereinen nicht gerade freundlich gegenllberstanden und durch polizeiliche Verbot« oft genug rein« Bereinsseftlich« leiten, wie Stiftungsfeste, Fahnenweihen usw. verhinderten, kann nicht verwundern. Wesentlich niederdrückcnder wirkt di« Haltung mancher kirchlichen Stellen. Wohl war nach Errichtung d«s Bistums Kattowitz auch für di« deutschen Jungmänner- und Jugendvcrcine ein geistlicher Eeneralpräses ernannt worden, der jedoch weder von seinen Rechten noch von seinen Pflichten jemals irgendeine» Gebrauch gemacht hat. Mit wachsender Bitterkeit mutzt« das gleiche bei einem großen Teil der Pfarrgeistlichkeit der einzelnen Orte festgestellt werden. E» ist ein« durch nichts wegzulcugncnde Tatsache, daß nicht nur ctwaie Neugründungen bzw. Wiedereröffnungen von Vereinen ungern gesehen und offensichtlich behindert wurden, sondern auch bestehenden Vereinen in vielen Orten jede positive Mit arbeit seitens des Klerus versagt wurde. Die Laienführung, arrf die dies« Vereine jahrelang angc- wisen waren, konnte da zwar manches, aber nicht alles ersetzen. Im Innern fehlte die Autorität des Geistlichen als notwendiges Bindeglied zwischen Jugend und Kirche, die sich damit selbst die so wichtige Möglichkeit nahm, die Jugend für di« eigentlichen katholischen Aufgaben heranzuziehen,' nach außen hin waren Veranstaltungen, di« ein Vertreter des Klerus mit seiner An wesenheit deckte, vor den bekannten gewaltsamen Störungen im allgemeinen sicher, während sonst jede öffentliche Lebensäutze- rung eines Vereins mit Gefahr für Leib und Leben verbunden war. Mit dem Amtsantritt de« neuen Bischofs der Kattowitzer Diözese, Dr. Lisiecki, ist endlich eine erhebliche Wen dung zum Besseren «ingelreten. Di« schwer« Gefahr de, Abwanderung der katholischen Jugendlichen zu den lebhaft täti ge» und gut geleitete» sozialistischen Jugendorganisationen und der religiösen Versandung der noch bestehenden katholischen Ju gend- und Jungmännervereine zugunsten des Sport« und Wan- dcrbetriebs wurde von dem neuen Bischof schnell und klar er kannt. In kürzester Zeit hat er die Bitte um Erneuerung eines neuen Eeneralpräses entsprochen und mit diesem wichtigen Amte zur großen Freud« der Vereine eines der angesehenst«« Mit glieder des oberschlefischen Klerus. Geistlichen Rat Sigulla, der sich zum deutschen Volkstum bekennt, betraut. Der nunmehr möglich gewordene Derbandstag hat ein eigentlich überraschend erfreuliches Bild gegeben. Nicht weniger als IVO» deutsche Jungmänner waren mit ihren Fahnen erschienen, um sich neuen Mut und neue Anregungen zu holen. Der hochwiirdigsie D i ö z e s a n b i s ch o s gab dem Fest durch seine Anwesenheit besondere Feierlichkeit und Weih«, indem er nicht nur ein feierliches Pontifikalamt zelebrierte, sondern auch in der anschließenden Versammlung erschien, wo er Worte von so echter Herzlichkeit und Anteilnahme für die Ausgaben auch der deutschen katholischen Jugendorganisation fand, wie sie seit Uebergang der Staatshoheit nie mehr gehört morden waren. Mit tiefer Ergriffenheit empfingen danach die Jungmannen, die den Worten ihres Bischofs ehrerbietig stehend gelauscht hatten, den bischöflichen Segen. Nur wer di« Verhältnisse kennt, kann ermessen, was es innerlich für die deutsch«» katholischen Das Leben der Diaspora TheMeusahtk. Katholisch« Heimat und katholisch« Diaspora gehören zu sammen seit den Tagen der Apostel. Die katholische Diaspora ist in ihrem weiteren Ausbau angewiesen auf die Unterstützung durch di« katholischen Gegenden. Ein weitgehendes Ver ständnis für die Röte der Diaspora ist die Grund lage der Opfergesinnung der katholischen Heimat. Vor allem ist es notwendig, daß die Geistlichen als Führer auf dem Gebiete der Karitas «in Herz für die Sorgen der Diasporagemeinden besitzen. Diesem Ziele dienen seit kurzem die Diasporakurse der Theologiestudenten, die vom Vorort der Akademischen Bonifatiusoereini- gung in Paderborn veranstaltet werden. Bisher fanden Kurse in der Diözese Meißen, in Brandenburg und den O st - seeprooinzen statt. Da das mitteldeutsch« Industriegebiet zwischen Zeitz und Wittenberg eine äußerst vielseitig« Diaspora darstelkt, regte der Pfarrvikar Wittelsbach von Ammendorf bei der genannten Organisation eine Diafporafahrt durch dieses Gebiet an, deren Leitung ihm dann Übertragen wurde. Die Fahrt führte zunächst nach Naumburg, wo sich Ick Theologen aus Münster und je einer der Diözesen Paderborn, München und Augsburg Mitte August trafen. In Naumburg fand zunächst ein« allgemeine Einführung in die Diasporaoer- hälinisse statt, und anschließend wurde di« dortige Diafpora- privatschule besichtigt und die Schulfrage der Diaspora eingehend erörtert. Der zweite Tag führte di« Teilnehmer nach Merseburg, wo insbesondere die durch die wachsende In dustrie nötiggewordene Filialseclsorge in ihrer ganzen Armut und Schwierigkeit in den Sonntagsmessen zum Ausdruck kam. In Merseburg wurde weiterhin gesprochen über den Winfriedbund und seine Probleme sowie über die Misch ehen und ihre Folgen. Von Merseburg aus wurde ein Aus flug nach Leipzig unternommen, um die Akadcmiker- gedächtniskirche kennen zu lernen und einen kleinen Blick in die Eroßstadtseelsorg« zu tun. Am vierten Tage wurde der groß« Jndustrievorort Am mendorf bei Halle besucht. Dort wurde die Semeinde- enlstehung in der Diaspora sowie die äußere Seelsorge, wie zum Beispiel Vereine, Familienabend« betrachtet, dl« letzteren sogar an einem praktischen Beispiel Im neuen Schulhaus inmitten der zahlreich erschienenen Gemeindemitglieder. Ernst und Frohsinn wechselten miteinander und gerade dieser Abend wird noch lang« beiden Teilen in Erinnerung bleiben. Die besonder» seit dei Revolutionszeit bekannten schwierigen Ammendorfer Verhält nisse boten Anlaß für die Erörterungen der sozialen Fragen in der Diaspora, wo ja der Kampf der Weltanschau- ungcn bedcuiend schwerer ist als in der katholische» Heimat. Von Ammendorf wurde ein Ausflug nach Zappendorf gemacht, um auch die ländliche Diaspora und die Polenseelsorge kennen zn lernen. Der sechste Tag führte die Theologen nach Halle, das nur kurz besichtigt werden konnte, und nach Bitterfeld, der letzten Etappe der Fahrt. Dort wurde die Eesamtorganiscttion des Bonifatiusvereins besprochen, die in vorzüglicher Weise den Bedürfnissen der Diaspora angepatzt ist. Zur Dis kussion standen außerdem die Fragen Karitas und Diaspora, Presse und Diaspora sowie die katholische Jugend in den Diaspora. Der siebente Tag wurde ausgefüllt durch Autofahrten nach Zschornewitz, Wittenberg, wo die Lutherstätten und nach Piesteritz, wo die Stickstosfwerke besichtigt wurden Lin Teilnehmer schreibt über dis Fahrt wie folgt: Die Auf nahme bei den Familien war stets sehr freundlich und überaus entgegenkommend. Alt« freuten sich, mit Elaubsnsbriidern ans dem Westen oder Süden zusammenzukommen und ein paar Stun den mit ihnen plaudern zu können. Für dis gebrachten Opfer muß man den Familien viel Dank wissen. Fruchtbar war auch der Gemeindeabend in dem Jndustrieort Ammendorf bei Halle. Es herrscht eine Helle Freuds im gegenseitigen Geben und Neh men. »nd alle waren ein Herz und eine Seele . .. Man lernte Groß- und Kleinstadt-, Industrie- und Landdiaspora kennen, und die einzelnen Vorträge oder vielmehr anregenden Aussprachen im geschlossenen Kreise über Diasporaprobleine waren vorher auf die einzelnen Pfarrer verteilt, entsprechend den örtlichen Ver- häktm'sfen. So wurde die Aussprache auch bedeutend vielseitiger und ergiebiger, als wenn nur ein Kurfusleiier als Referent dagemesen und alle Fragen lediglich systematisch und akademisch behandelt hätte. Wenn das Studium der Diaspora selbst auch die Haupsach« blieb, so konnte doch nebenbei noch mancher Blick getan werden in die Lage der protestantischen Kirche, in die ge schichtliche Vergangenheit des Landes (die verschiedenen Völker. Verschiebungen im Saalctal bei Merseburg, Dome zu Merseburg und Naumburg, Luiherstätten in Wittenberg) und in di« in. dustriellr Gegenwart (Lcunawerke, Deutschlands größter Braun« kohleniagrbau in Ammendorf. Stickstoffwerke Piesteritz «nd ein Elektrizitätswerk in Ditteiseld). Diese Kenntnisse sind deshalb wertvoll, weil von de« natänkchen Bedingungen und Umständen-, seien sie nun geschichtlicher oder sonstiger Natur, auch doch manches beachtenswerte Licht aus die geistige Haltung der Be völkerung und die religiösen Fragen fällt. Wenn Missionspfarrcr Dr. Timine« („klllg. Rundschau", Nr. 28, S. ckckö) den organisierten Diasporafahrton vor den freien den Vorzug gibt, so darf bezüglich der Diafporafahrt Naumburg—Wittenberg dieser Methode ebenfalls der Vorzug gegeben werden. Es ist gänzlich unmöglich, daß «in Einzelner in einer bestimmten Gemeinde eine solch umfassende Kenntnis der Diaspora erwerben kann, auch wenn er uuhrer« Wochen dort bleibt. Für di« Seelsorgssnaxi's kann er natürlich ungleich mehr Erfahrungen sammeln. -Aber das ist ja nicht der Haupt- Meck der Diasporasahrtea. Da es «ine Fett erfahrt sein sollte, empfanden es viele Teilnehmer, di« bei Semesterschluh aus harten Examensnöten gekommen waren, als durchaus wohl tuend, daß die ernste Arbeit durch kleine Ausflüge zur Rudels burg, an die Saale zum Völkcrschlachtdenkmal und nach Dessau unterbrochen wurde. Wegen der günstige« Erfahrungen mit den organisierte» Fährte» und wegen der lebhaften Zustimmung und Begeisterung, di« dieselben immer wieder fanden »nd erweckten, trägt sich der Vorort der Akademischen Bonrsatiuseinigung mit dem Gedanken, auch Studenten anderer Fakultäten für solch« Fahrten zu «er ben, damit der Gedanke der Diasporanot und Diasporahilfe auch die führenden Laienkreife der kaih. Heimat erfaßt. Möge Gott diese Bemühungen segnen zum Wohl« der Diasporal. Iungmannen bedeutete, von höchster kirchlicher Stelle die Aner kennung der Gleichberechtigung und vor allein die gleiche Liebe versichert zu hören. Nach dem gegenwärtigen Stande umfaßt der Verband 17 Vereine mit etwa 1800 Mitgliedern, darunter etwa 1100 über 17 Jahre und 700 Jugendliche. Diese Zahlen werden sich im kommenden Vcreinsjahr zweifellos erhöhen. Die religiös« Betittigung fand ihren Ausdruck in 5ck Genrralkom- munionen, mehreren Wallfahrten usw. Für die geistige Fort bildung wurde durch Vorträge verschiedener Art gesorgt. , ^ Falsche Psundnete«. Während der vergangnen roonp versuchte ein Mann in München bei einem Buchmacher mi> einer falschen SO-Psund-Not« eine Wette »nterzubringen. dock scheiterte der Versuch daran, daß nicht genügend Wechselgeld vor handen war. Bei einem zweiten Buchmacher schielt d«, Schwindler den Rest von 050 Mark aus-bezahlt. Bon der Da.nl wurde die No!« bei ihrer Einlieserung als Fälschung erkannt Die Note die sehr dünn und leicht zerreitzbar ist, ist im Druck vorzüglich nachgemacht. Bereits am vergangenen Sonntag schädigte er in Baden-Baden ans dieselbe Weise einen Buch macher. Der Betrüger spricht gebrochen deutsch und englisch und macht den Eindruck eines Südländers. Eine öenlkche Zausl-AusNellunst Von Richard Emekal. Jahr« hindurch lebte in Salzburg der berühmte Natur forscher und Arzt Paracelsus, den man den alpenländi- schcn Faust nennen könnte. Und wenn in diesen Wochen im Salzburger Künstlcrhaur eine in vielen Sälen untergebrachte Faust-Ausstellung zu sehen ist, so zeigt sich schon aus den ersten Blick, wie mannigfaltig die Zusammenhänge der mystischen Raiursorschiing. die im Gclehrteittyp Fausts zum Ausdruck kommt, mit dem Wesen einer großzügigen Landschaft sind. Ist auch ans der großen Reih« der faustischen Motive nur ein einziger Schwank, der in den Weinkeller» des Bischofs von Salzburg spielt, in dieser Stadt lokalisiert, so kann dennoch aus einem Boden, den die Volksphantasie mit geheimnisvollen Vorstellungen umwoben, »nd aus dem dir dunklen Gebiet« der Astronomie, Astrologie und Zauberkunst gepflegt wurden, der kulturhistorische Hintergrund für die durch die Dichtung ver klärt« Gestalt des Faust besonders eindringlich gezeigt werden. In einigen Vitrinen sind geheimnisvoll« Mct-a»platten mit magisch«» Beschwörungsformeln, Wünschelruten, Schatzhebcr und Amulette, deren sich Goldmacher und Schwarzkünstler von der Art des Faust bedienten, zn sehen. Es gibt hier Lehr bücher der Chiromantie, handgeschriebene Planetarien und naturwissenschaftliche Nkrke, die eine absonderliche Gelehrsam keit übermitteln. Die sinnfälligen Dokumente leiten über zu den Ueberliefe- mngcn über den historischen Faust. Es ist alles zu- sammengeiragen, was zuverlässig üb-r sein Leben geblieben ist, vor allem die Darstellung«» seiner Wirkungsstätten,' sein Ge burtshaus iu Knitilingen, das Faustgemach in Erfurt, das Fausthans in Bad Kreuznach, der Faustturm am Kloster Maul bronn, wo Faust nachweisbar 1516 wohnte und endlich der Marktplatz zn Staufen im Vreisgau. Alle überlieferten Por träts sind in sorgfältig kritischer Anordnung leicht zu übersehen und lenes einzigartige Zeugnis des Bambrrger Kammer meisters Hans Müller vom 12. Februar 1520, das bezeugt, daß dem „Philosophen" Dr. Faust aus Geheiß des Bischofs von Bamberg zehn Gulden für eine dem Bischof gestellt« Notivität ausbezahlt wurde, ist in ein«r Nachbildung ausgestellt. Die große Reibe der Volksbücher von Dr. Faust führen schon über Deutschland hinaus nach Holland und Frankreich. Dieser Weg weist schließlich auch dorthin, von wo aus Faust zur allge meinen Berühmtheit gelangte, nämlich zur Bühne. Die Salzburger Ausstellung zeigt «ns bas eindringlichste, wie vielfältig di« dramaitfchr» «rexbeN»»,«» , , des Faust-Themas waren, bis ihm Goethe die bedeutendste Form gegeben hat. Vom englischen Urdrama des Ehristooher Marlow« ausgehend, kam der Faust der deutscken Volksbücher durch die englischen Kommödianten über die Niederlande wieder zurück nach Deutschland, um von hier aus neues dramatisches Leben zu erhalten. In Graz ist im Jahre 1608 die erste Dar stellung d«r Faust-Tragödie auf deutschem BÄxn nachweisbar. Im ganzen 17. J^rhundert war der Faust ein beliebtes Re pertoirestück der Wandertruppen und als er endlich auf der ersten stehenden Bühne im Wiener Kärtnertortheater erschien, sollte er als Stoff eine neue Nenaissanre erleben. Es ist noch ein ziemlich unerforschtes Gebiet der Theatergeschichte, das die zwcihundertjährige Tradition der dramatischen Bearbeitungen dieses Themas brr zum ersten Entwürfe von Goethes Urfaust Nachweisen würde. Da die Schauspielkunst der Wandertruppen durchwegs auf dem Stegreifspiel aufgebaut war, so können wir nur aus späten, aus dem Gedächtnis ausgezeichneten Mario- nettcntexten einzelne Typen erkennen, in welcher Art „Das ruchlos« Leben und ekschröckliche End« des weltbekannten Zauberers Doktor Johann Faust" dargestellt wurde. Weitere Schlüsse lassen sich jedoch ans ven vielfältigen Theaterzettel» der Wandertruppe, von denen eine große Anzahl in der Salz burger Ausstellung zu finden sind, ziehen. Diese dramatnrais Goethes ! aus dem parzers Besitz gewesen und heule als eine der wertvollsten Goethe-Reliquien gelten darf, bildet den ideell«» Mittelpunkt für die Aneinanderreihung aller Objekte, die die BLynen- gcschichte des Faust vergegenwärtige». Aus der Theatersamm- nrng der Wiener Naiionalbibliottzk und aus dein Münchener Theatermiiseum sind dir schönsten Stück« zusammengetragen, um die Inszenierung des „Faust" auf der deutschen Buhne zu illustrieren. Nollenbücher, Dekorationsskizzen und Bühncn- modollc machen den Charakter von einzelnen Aufführungen sinn fällig. Eine Ankündigung der Ausführung des vollständigen ersten Teiles der Fanst-Dichlung im alten Durgtheater am 29. Mai 1880 beweist, daß der Ertrag dieser Vorstellung als Grundlage für «in Wiener Mozart-Denkmal geplant war, und daß di« ganz« Bühnenmusik in einer Auswahl aus Mozarts Werken bestand. Das zu dieser Aufführung gehörige Sousslcur- buch zeigt, daß der Schauspieler Laroche, der schon unter Goethes Leitung den Mephisto studiert hatte, auch im Vurg- theatcr mitwirkt« und somit eine Verbindung von Weimar zu Wien schuf. Wir lernen auch die svnderbarrn Auswüchse der vormärzlichen Zensur kennen, wenn ans der ersten Sette des berühmten Monologe« sä« „Theologie" der Begriff „Astrologie" «setzt «mrd». Ti» Regiebuch «ur de« Besitz« de, geniale» Mephisto Josef Kainz führt ins neu« Burgheaker, dos auch den zweiten Teil des Faust in denkwürdiger Ausführung heraus brachte. Unzählige Rollenbilder zeigen die Wandlungen, di« der Charakter des Mephisto durch das Temperament der «er sten Schauspieler erfuhr. Aus diesen wenigen Beispielen Reichha7^' --- läßt sich di« Reichhaltigkeit der Ausstellung erkennen. Goeth künstlerische. Alle berühmten Autoren des Textes find ten, darunter als Kuriosum mit einigen Faust-Bildern auch Spitzweg. Wie sehr die Bühn« von solchen Textillustrattonen angeregt wurde, läßt sich aus der Fülle des Materials in »er- schiedenen Fällen cnennen. Die Salzburger Faust-Ausstellung, die auf Anregung der Mnseilmssreund« der Stadt zustande gekommen und von Direk tor Leischi ng und Hosrat Dr. Payer-Thnrn i» uner müdlicher Arbeit aus den Archiven, Bibliotheken und Musern von zwanzig deutschen Städten zusammengetragen wurde, dars als Muster einer planvollen kulturhistorischen Ueberficht ba» trachtet werden. Keiner d«r vielen Fremden, die in diesen Wochen Salzburg besuchen, sollt« versäumen, die iu» Künstler- Haus angehäuften Schätze zu besichtigen. Wenn auch von den vielen Hunderten von Leihgaben die größt« Anzahl als gebundener Besitz In städtischen und staatlichen In stituten erscheint, so kann dies« Klippe für «ine permanent« deutsche Faust-Ausstellung dadurch umgangen werden, daß man von den Dokumenten auf reproduktivem Wege Duplikate an- fertigen läßt. Die Grundlinien aber müßten nach dem aelnn- genen Schema der Salzburaer Ausstellung erhalten bleiben. Vielleicht läßt sich meine Anregung einer deutschen Faust. Museums, in dem di« Gestalt Fausts nach der Historie und dem Drama unmittelbar lebendig wird, nach dem Erlebnis, das edcr Besucher der Salzburger Ausstellung haben muß. baldigst urchsühren. Eine -Ausstellung in Nom. Eine Ausstellung von Schiffskünst, die zugleich zum erstenmal di« Kunst von Fiume voiführrn soll, wird in Nom am 15. November eröffnet. Man wird hier Kuiistwerke des Altertums und der Neuzeit zeigen, die zu dem Tyrrhenischen und Adriatischrn Meer in Beziehung sieben, »nd an die Vorführung von Plänen und Bildern der altrömischen und mittelalterlichen Häsen sollen dir Entwürs« modern«- Architekt«» und Jnaenreur, angrkniivlt melde» - :
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