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R«««er Ll« rs. Sahr-««g L, E'Ei» u>n«« n««»« rjeuie-. ,owr« d«, rs. veil>,gen .Ünl-qaltun, m.» «tssen», .Mkche und «elt-, .Zs« ««t der »rsu-. .«erztllcher Ralg,»«r» .Literarisch« Beilage" .Filmnmdfchan'. MonaMcher «»«„»Preis Ms. einschi. vesteugeib. Einzesuiimmer 1« Tonntagminiiner So Z. Haichischristleiter- Lr.«. Le»r,hk. Dresden. Voimsrstag» 18. S«P<e«der «»27 An-ci»«npreiie i Die Igespaiien« Petit,«t>«!»0 Familie^ mzelaen inid Stellengesuche SO z. Die PetitreNanu-Me. gg Millimeter breit, t ^ osferiengebithr SO ^ «ei Ueber» senbung durch die Post autzerdem Port»,«schlag. Im Fall« hdhcrer Gewalt erlischt jede «erPftichtung ans Lteserung sowie lkrsüllnttg b. »«zeigen-ilnstriigen n. Leillung v Schadenersatz. Eeschiifllicher Dell: Artur Leu«, Dresden. VE-seiluns Drucku.Berka,: Germania.«.*«, wr «erlag und Dnickrret. Filiale Dresden. Dresden^!.». Polier,lras,el7. Fernnisitiois. «»Nscheckiont» Dresden NVL Banksonto: »tadlbank Dre«»»n Br. 8I7l» Für christliche Politik und Kultur Redaktion »er «achstlcheu «»IsSzeituua DreSden-Alistabt 1. Polteiftratz« 17. Ftrnrus A7U und iloie. Ser kullurkmnpsminlfler Eine Biographie Adalbert Falko. Literatur Uber den Kulturkampf ist nicht arm. Di« Mehrzahl der Werke, die diese traurige Epoche der deutschen Geschichte »dar dis Männer. die führend im Vordergrund« standen, behandeln, stammt von katholischer Seite, was erklärlich ist, da die Katholiken ein besonderes Zntereffs an der Aufhellung der Kulturkampfzeit haben. Hetzt Nt e,n Werk erschienen, das den Kulturkampf in staatlicher, d. h. also wesentlich evangelischer Beleuchtung zeigt. Wir meinen die Biographie des Kulturministers Adalbert Falk von Erich Foerste r?) Bei der Rolle die Falk im Kulturkampf gespielt hat. mutzte seine Bio graphie von selbst eine Art Geschichte des Kulturkampfes werden. An sich ist jede Veröffentlichung, die neues Licht auf lene Epoche wirft, zu begrüßen. Auch Foersters Buch vermittelt manch« neue Erkenntnis und bringt urkundliche Bestätigungen von Dingen, die man schon wußte oder doch vermutete. Der geschichtliche Wert der neuen Falk-Bio- graphie leidet indes unter der konfessionellen Vor eingenommenheit ihres Verfassers. Foerster wehrt sich zwar dagegen, eine konfessionelle Streitschrift geschrieben »u haben, aber sein Werk nähert sich doch bedenklich der Grenze, wo die Wissenschaft aufhört und die konfessionelle Engherzigkeit beginnt. Aus dem ganzen Buch spricht eine schlecht verhüllte Abneigung gegen den Katholizismus. Ein wenig Kulturkampfluft weht den Lesern aus diesen Blättern entgegen. Er spricht z. V. vielfach von ultramon- tan, wo er katholisch meint. Es mag an dem Charakter des Buches als einer Biographie Falks liegen, daß oerster den Kulturkampf auch heute noch.verteidigt, wo in« offenkundigen Schäden doch für jedermann sichtbar nd. Die Mehrzahl auch der evangelischen Mitbürger eht heute auf dem Standpunkt, daß der Kulturkampj einer der größten Fehler des Kaiserreichs war. Das hat Herr von Kardorff in seiner Verfassungsrede »och äffen ausgespochen. Nachdem Foerster auf allen Seiten seines umfangreichen Werkes den Kulturkampf verteidigt hat, kommt er in seinem Schlußwort zwar zu dem Er- tzebn's, daß dieser Kampf die Entwicklung des jungen Reiches aufs schwerste belastet und große Uebel und Schäden im Gefolge gehabt habe. Aber die ganze Schuld wälzt er auf die ungeheure llebersoannung der kirchlichen Ansprüche, durch dis bei dem Papste Pius IX. zur Herr schaft gelangte ultramontane Richtung. Wenn er von Fehlern des Kulturkampfes spricht, setzt er das Wort Fehler in Ansührungsstriche. An einer Stelle bedauert er, daß der Evangelische Bund nicht zehn Jahre früher ge gründet worden ist. Das ist bezeichnend für den Geist, in dein dieses Buch geschrieben ist. Foerster konnte aus reichen, bisher unerschlossenen Quellen schließen. Er hatte den gesamten Nachlaß von Falk zur Verfügung, bestehend aus zwölf Heften Auf zeichnungen, einem Tagebuch und einer reichhaltigen Dokumentensammlung. Aus „naheliegenden Gründen", die uns gar nicht so naheliegend scheinen, hat Foerster darauf verzichtet, „bei dem gegenwärtigen Herrn Minister für Volksbildung, Kunst und Wissenschaft um die Erlaub nis zur Benutzung der Akten seines Ministeriums nach- zusuchen." So hat er sich lediglich auf den Nachlaß von Falk beschränkt. Auch dadurch ist vielleicht eine gewisse Einseitigkeit entstanden, wenngleich der Nachlaß Falls sehr reichhaltig ist. Wir lernen aus Foersters Buch, daß der Minister Zalk in Kulturkampfstiinmung groß geworden ist. Er wie eine Gattin stammen aus protestantischen Pfarrhäusern, sür den Geist seines Vaterhauses ist wohl bezeichnend di« „kraftvolle Reformationspredtgt", die der Vater am SV. Oktober 1813 hielt. Sie trug, wie Foerster berichtet, ihm ein« ministerielle Mahnung um des kirchlichen Friedens willen ein. Falk selbst ist offenbar früh den Fußstapsen seines Vaters gefolgt. Eine Wahlrede im Jahre 1867 entzog ihm nach Foerster „einige katholische Stimmen" wegeil einer Bemerkung über „ultramontane Wähler" in Baden. Dieser Mann schien Bismarck die richtige Persönlichkeit, die „Rechte des Staates der Kircke gegenüber wieder herzustellen und zwar mit wenig Geräusch." Das waren die Worte, mit denen Bismarck im Dezember 1871 Falk das Kultusministerium anbot. Nur das soll nach Foerster der eigentliche Sinn des Kulturkampfes gewesen sein. Selbst wenn das richtig wäre, müßte eine rückschauende Kritik zugeben, daß die Mittel, mit denen dieses Ziel erreicht werden sollte, ver fehlt waren. Foerster verteidigt sie bis auf wenige Aus nahmen und siebt heute noch nicht ein. dak der saure Kul- Adalbert Falk. Sein Loben und Wirken als Preußischer Kultusminister dargestellt auf Grund des Nachlasses unter Bei hilfe des Generals d. I. Adalbert von Falk von 0. Dr. Erich Foerster, Frankfurt a. M. Mit vier Bildern und einer Stammtafel. 1927. Leopold Klotz, Verlag Gotha, Di« heutig« Nummer enthält die Beilpge »UnlOrhal« tknaundWilken". . Einheit und Geschlossenheit! - „Partei offizt 8 s zu der am 7. September ^Dortmund von den Vorständen der Neicyspartei und der Reichstagsfraktion herausgegebenen Kund gebung geschrieben: Die Kundgebung des Neichsparteivorstandes in Ver bindung mrt dem Vorstand der Reichstagsfraktion des Zentrums vom 7. September reicht in ihrer Bedeutung wert über den unmittelbaren Anlaß hinaus. Ihre Bestimmung ist, die innerparteiliche Lage emer Entspannung und die Partei selbst stärkerer Ge schlossenheit im Wolle» und Handeln entgegenzusühren. Aus Meinungsverschiedenheiten des Augenblicks heraus geboren, atmet diese Kundgebung doch wohltuende Ruhe und Sicherheit. Sie entspricht in allen ihren Teilen ernem einmütigen Willen. Nicht die leiseste Dissonanz hat ore Verhandlungen in Dortmund getrübt. Ein starkes Ver- antlvorttichkeitsgefiih! der gemeinsamen Sache gegenüber, ein Sichbesinnen auf das, was wir in der überlieferten Zentrumspartei haben und eine große Klarheit über das, was sein und was nicht sein kann, beherrschten diese Dort munder Beratungen. » Der Ausgangspunkt der Kundgebung ist eine politijch- parlamentarische Tagesfrage, der Kampf um die gesetzliche Sicherung der konfessionellen Schule im Rahmen eines Neichsgesetzes. Hier stehen wir vor überliefertem Gut, vor einem Wesensziel des kulturpolitischen Pro grammes der Zentrumspartei. Wer diese Grundsatzforde rung verneint, wer also die konfessionelle Schule grundsätz lich ablehnt und bewußt und planmäßig ihren Schutz durch ein Neichsgesetz zu verhindern sucht, der stellt sich außerhalb der Reihen des Zentrums. Der vorliegende Gesetzentwurf ist der fünfte Versuch einer sinn- und vernunftgemäßen Anwendung der Bestim mungen der Reichsverfassung auf unser Volksschulwesen. Der Entwurf ist nichts vollkommenes. Ec enthält zweifel los Mängel und Lücken. Die Kundgebung der Vorstände spricht ganz offen von „notwendigen Verbesserungen im ein zelnen". Damit ist auch zum Ausdruck gebracht, daß die freie Meinungsäußerung der Parteiangehörigen zu den vor liegenden Mängeln des Entwurfs keineswegs unterbunden sein sollen. Die „schärfste Mißbilligung" der Parteiinstan zen gilt nur jenen, die voreilig über den Gesetzentwurf als Ganzes den Stab brechen und damit gewollt oder ungewollt die politisch-parlamentarischen Widerstände mehren und das Zustandekommen eines guten Reichsschulgesetzes damit über haupt gefährden. Will die Partei das Ziel, dann kann sie unmöglich geschehen lasten, daß aus eigenen Reihen Un sicherheit und Verwirrung oder gar eine Lähmung der Energien in die Partei hineingetragen wird. Eine ekndringliche Mahnung zur P a r t e i d i s z i - plin — bei weitherziger Anerkennung der Meinungs freiheit innerhalb der Partei — erschien den Parteiinstan zen ein Gebot der Stunde. Wollen wir Werbekraft und Schlagkraft der Zentrumspartei erhalten, dann mästen wir aus schwächenden Krämpfen und Zuckungen endlich heraus- kommcn. Es beunruhigt die Vorstände an sich nicht, wenn sich innerhalb der Partei die Meinungen jeweils drängen und stoßen. Kriegsverlust und Umsturz haben auch die Zentrumspartei vor politische Probleme gestellt, die sie früher nicht kannte. Verfassungsrechtliche, außenpolitische, wirtschafts- und sozialpolitische Fragen sind vollkommen verändert und verwickelter geworden als vordem. Die Ge samtheit der politischen Aufgaben im neuen Staatswesen, an denen unsere Parteizngehöriaen lebendigsten Anteil nehmen sollen, ist in Breite und Tiefe gewachsen. So kann eine „behagliche Ruhe" für eine Partei von heute nicht oberstes Gesetz sein. Aber auch nicht die sich selbst zerstörende Unruhe. So sehr jede Partei der regen Mitarbeit schöpferisch be gabter politischer Persönlichkeiten bedari — die Kentrums- varrer rann ntckts anderes wollen, akcksSlch« Krästefecudlg begrüßen, um sie in die Wege fruchtbarer Wirksamkeit zu leiten — fo notwendig ist auf der anderen Sette Selbstzucht und Bereitschaft zur Einordnung in das Ganze. Wer sich zu einer Parteigemeinschaft bekennt, übernimmt damit auch Rücksichten und Pflichten gegenüber anderen. Und es kom men auch wohl Augenblicke, wo die öffentliche Vertretung höchstpersönlicher Meinungen zurückstehen muß. vor allem dann, wenn die verantwortlich« Parteiführung nach reif licher Ueberlegung und pflichtgemäß ein« Entscheidung gefällt hat. Nicht von allen Auseinandersetzungen der letzten Jahre innerhalb unserer Zentrumspartei kann gesagt werden, daß sie notwendig waren, und nicht von jeder, daß sie in Formen vor sich gingen, die einem Austausch unter Parteifreunden entsprachen. Die Parteiinstanzen mästen darauf dringen, daß der Anstrag von Meinungsverschiedenheiten oder poli tischen Gegensätzlichkeiten möglichst in der eigenen Partei presse und nicht außerhalb geschieht, und daß sie von einem Geiste getragen bleiben, der Verständigung und Zusammen halt will und nicht das Gegenteil. In letzterem Zusammenhang stehen wir vor Erschei nungen. die nach Form und Inhalt neu sind in der Geschichte der Zentrumspartei. Wir meinen die lieblose, gehässige, aus einem entarteten Mißtrauen hervorgewachsene Kri tik an Parteimaßnahmen und führenden Persönlichkeiten durch Parteiangshörige in fremden Blättern. Der vetref- sende Passus der Kundgebung der Borstände kennzeichnet denjenigen, der in den letzten Wochen in solcher Kampfes- wcise besonders aktiv hervorgetreten ist. so klar, daß nie mand im Zweifel darüber sein kann, wer damit gemeint ist. Dabei leitet die Parteiinstanzen keine llebcrempfindlichkeit. Partei- und Fraktionsmaßnahmen unterstehen selbstver ständlich der Kritik der Parteiangehörigen. Auch führende Persönlichkeiten sind in ihren politischen Handlungen nicht über alle Kritik erhaben. Hier aber handelt es sich um anderes. Die erhobenen Vorwürfe und Anklagen lasten bei dem Verfasser, der weder Vertrauensperson der Partei noch Abgeordneter ist. nicht bloß den Mangel an genauer Kenntnis aller zur Urteilsbildung notwendigen Einzel heiten erkennen, sie lasten die gute Absicht vermissen, der Partei zu dienen und ihrer politischen Aufgabe zu nützen. Sie zersetzen, verwirren, zerstören. Ei« positiver politischer Sinn ist darin nicht mehr erkennbar. Darum erhebt sich hier die Erklärung der Vorstände zum schärfsten Ausdruck. Es ist nicht Sache von Partei- oder Fraktionsvorständen, Ausschlußverfahren einzuleiten oder durchzuführen. Das bleiot den kompetenten Organisationen Vorbehalten. Die Meinung der Parteileitung geht zur Genüge aus der Fassung des Schlußsatzes ihrer Kundgebung hervor. Weder Ungeduld noch Maßlosigkeit haben die Reichs parteileitung dazu veranlaßt, so zu beschließen, wie ge schehen. Sie kann von ihren Beschlüssen der letzten Jahre rückschauend sagen, daß sie jederzeit bis an die Grenze des willigen Verstehens und geduldigen Abwartens gegan gen ist. Die öffentliche Meinung der Partei im Lande will Geschlossenheit und klare, sichere Führung. Eie fordert im Hinblick auf die gesamte politische Lage und die herauf ziehenden Kämpfe unweigerlich Schluß mit nörgelnden und mißmutigen Diskussionen, Schluß mit Zank und Hader, Ver dächtigungen und Gehässigkeiten hüben und drüben. Sie will wieder Freude haben können am Zentrumsgedanken und am politischen Werk einer in sich einigen Zenirums- partei. Das innere Lebensgesetz unserer Partei, das un zerstörbare, verlangt nach positiver Arbeit und will nur sie. Der Ruf ergeht an alle, diesem inneren Lebensgesetz einer bewährten Partei zu dienen und die Bereitschaft der Gesinnung zu bekräftigen, die unsere deutsche Zentrums partei im neuen Volksstaat zu ihrer höchsten politischen Fruchtbarkeit emporheben muß: Für Volk und Vaterlandt Für Einigkeit und Recht und Freiheit! turkamps die Wiederholung des alten Fehlers war, geistige Bewegungen mit dem Polizeiknüppel bekämpfen zu wollen. Die Rechtfertigung der Kirchenpolitik Falls durch Foerster ist völlig mißlungen. Aber das soll hier nicht im einzelnen nachgewiesen werden, da uns ein solcher Nach weis angesichts des offenkundigen Fiaskos dieser Politik gar nicht nötig scheint. Halten wir uns lieber daran, was Foerster an neuen Gesichtspunkten vorbringt. Da sehen wir zunächst, welch große Hoffnung die Väter des Kultur kampfes, am wenigsten vielleicht noch Falk selbst, auf die Altkatholiken setzten, und wie sehr sie in dem Wahne lobten, die deutschen Katholiken vor der »päpstlichen Tyrannei" schützen zu müssen. Sodann geht aus dem Foersterschen Barche hervor, wie sich der Anteil an den Kulturkampfgesetzon auk Bismarck und Falk verteilt. Bis marck Herd in seinen „Gedanken «nd Erinnerungen" Katt 'anLt abaeickitttelt und dt, lttnMbetten der Kultursampi- geseye seinem Kultusminister zur Lost gelegt. Foerster führt aber den Nachweis, daß Bismarck auch über die Einzelheiten orientiert war und daß er zumindestens in demselben Um fange treibende Kraft wie Falk selbst war. Falk mußte sogar manchmal dampfen und a-bschwächen, so, wenn Bis marck Verwaltungsmaßregeln auf Reinigung der Beamten schaft verlangte und auf ganz radikale gesetzgeberische Maß nahmen drängte. Die beiden Gesetzentwürfe über die Ver- mögensvenvaltung in den katholischen Kirchengemeinden und betreffend di« geistlichen Orden und Kongregationen entsprangen der Initiative Falls. Ebenso n>ar Falk die trei bende Kraft bei dem Gesetz über die Zivilehe. Auf der Höhe des Kulturkampfes hat Bismarck ohne Zweifel den Kultusminister vorangetri-eben. Aus dem Jahre 1877 no tiert Falk folgenden Ausspruch von Bismarck: „Der Kul- turkampf fei die einzige große welthistortsche Frage. Lieber wolle, « dt« Lervickatt der Sozialdemokratie dulden, als di«