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KIKOttL UND Lkotisisvks Vollcsrsitung ^alipgang >927 Sie sramöflschen Katholiken und die Anion. Bon - , r.. . „ Z. Calvet. I. Die Beziehungen der französischen Katholiken zu der russischen Kirche, anfangs vereinzelt und selten, wurden am Ende des 19. Jahrhunderts häufiger und fester. Das geschah namentlich infolge der russisch-französischen Allianz, die eine engere Verbindung der beiden Länder herbei führte. Diese politische Vereinigung eines spezifisch katho lischen und eines ganz orthodoxen Landes war für alle Bestrebungen einer Wiedervereinigung im Elauoen ein günstiger Boden. Wenn auch die Festigung der politischen Allianz beider Länder eine Nolle spielte, so hat man sich doch in Frankreich sowohl als auch in Rußland seit jener Zeit redlich um die Union der Kirchen bemüht. Auf zwei verschiedenen Wegen sucht« man das Ziel zu erreichen. Man dachte an eine diplomatische Einigung, wie sie bereits in den Plänen Leibnitz und in den Unions träumen Solowjews auftrat — und an eine Versöhnung und Einigung von Mensch zu Mensch durch Studium, Ge meinschaft und Liede. Die Vertreter des ersten Unionsplanes betrachteten die Philosophie und die Diplomatie als Basis, auf der die Union als Vertrag Zustandekommen könnte, nachdem durch einen vorbereitenden Kongreß die ersten Brücken geschlagen seien. Sie waren der Ansicht, daß man zuerst diese Frage in der Presse erörtern müßte, um die verschiedenen Meinungen zu hören, aus denen sich dann eine via meäia gebildet hätte — die erste Form eines diplomatischen Kompromisses. Dann hätten sich dazu bevollmächtigte Männer zu einer Konferenz versamm«lt, ihre Verhand lungen hätten zu gegenseitigen Konzessionen disziplinärer und liturgischer Art geführt. Sodann wäre ein Vertrag von den Leitern der Kirche unterschrieben worden und langsam, eine Aenderung kaum Wahrnehmend, wäre die Menge dann gefolgt: die gegenseitige Sympathie hätte das Wunder vollbracht, die Augen zu schließen für die Unterschiede der Lehre und der Mentalität und sie im Gegenteil zu öffnen für die Motive einer Union. Diese Männer hatten den Plan von Leibnitz wieder ausgenommen, der eine religiöse Organisation der Erde erstrebte durch die Vereinigung aller Christen. Sie ver traten den unbestreitbaren Grundsatz einer ethnischen Einheit der ganzen Menschenmasse und einer mystischen Einheit aller Seelen, die an Christus glauben. Sie inspi rierten sich dabei durch die großen Namen Leo Xlll., Msgr. Stroßmeier und den genialen ruffischen Philosophen Solowfew. Solowjew wurde bald der Mittelpunkt ihrer Tätigkeit und der Vermittler zwischen Katholiken und Orthodoxen. Solowjew lehrte, daß Rußland eine ganz besondere Mission, daß es seine besondere Aufgabe in der Christen heit zu erfüllen habe: die Verwirklichung einer „katho lischen" Kirche, durch die Wiedervereinigung mit der lateinischen, unter der Autorität des römischen Papstes. Um diese Union des Orients und des Okzidents vorzu bereiten, hätte jeder Christ eine doppelte Aufgabe zu er füllen: in seiner eigenen Einheit mit Christus zu wachsen und in der Seele seiner Brüder die Tätigkeit des Heiligen Geistes zu verehren. Die Gnade würde dann eine wahre Union der Geister herbeiführen, die nicht auf künstlichem Kompromiß, sondern auf der Wahrheit des einen und un geteilten Christus beruhe. Madame SwekWn««»Lacordaire In der Revue „AnnS « Dominicaine" ist ein Artikel über Mme. Swetschin, die berühmte russische Koiwertitin des 19. Jahrhunderts, veröffentlicht, der viel Interessantes enthält über ihre religiöse und moralische Persönliästeit 'und den starken Einfluh, den sie auf Lacordaire ausübte. Wir entnehmen daraus einige Angaben. Sofie Ssymonow ist im Jahre 1762 in Moskau geboren. Durch ihren Vater, einen hohen Beamten, gehörte sie der griechischen Religion an, doch durch ihre freie Erziehung hatte sie viel von dem Skeptizismus des 18. Jahrhunderts airgenommen. Im Alter von 18 Jahren hatte Sofie, damals schon Mme. Swetschin, den Katholizismus „entdeckt", dank der Begegnung mit Kenn de Maistr«. dem Bot schafter von Sardinien am kaiserlichen Hofe in Petersburg. Sie vidersetzte sich lange dem „absoluten Dogmatismus", wie sie es kannte, des berühmten Autors der „Soirses de St. Peters burg , und erst nach langen persönlichen Studien wandte sie sich )em Katholizismus zu. Ihr klarer Verstand sagte ihr bald, daß >,s zwischen der lateinischen und griechischen Kirche sich weniger rm dogmatische Unterschiede, als um historische und nationale fragen handelte. Sie vertiefte sich in das Studium der großen ikumenischen Konzile, die im Orient stattfanden, in alles, roas n den Akten die Autorität des Papstes bezeugte. Sie sttcdierte »ie Geschichte des Photius, seine Erhebung auf dm Sitz von stonstantinopel, seine Absetzung, die lange» Wirren, seinen Bruch nit Rom. Sofie hatte sich im Alter von 17 Jahren mit dem General Swetschin. militärischen Gouverneur von St. Petersburg, ver, jeiratet, der damals schon Uber 10 Jahre zählte. Obschon ihre The kinderlos blieb, so bewahrte sie doch ihrem Gatten eine zärt liche Anhänglichkeit dis an dessen Ende. Der General blieb der griechischen Kirche sein Lebe» lang treu, aber die Konversion seiner Frau bewog die Gallen, angesichts der feindseligen Be ziehungen des russischen Hofes und der Aristokratie zu der römi schen Kirche, ihre Heimat zu verlassen und sich in Paris anzu siedeln. ^ Lacordaire wurde Mme. Swetichm n» Jahre 18,88 vor gestern. Ihre gegenseitigen Beziehungen hatten anfangs, be sonders von seiner Seite, etwas Schüchternes und Reserviertes. Bald aber war das Eis gebrochen: und eine unvergleichliche tiefe Freundschaft sollte diese beiden großen Seelen bis ans Ende ver binden. Ein jeder ihrer Briefe gibt in ausdruckvollstcn Worten ihr« gegenseitige Achtung wieder. „Leben Sie wohl, mein ge liebter Pater, mein Bruder und Sohn, alles zusammen" so schließt sie einen ihrer schönsten Briefe. Und: „Ich bin Ihnen «i« et« Sohn. Zweisteln Sie nie an meinem Herzen!" ant- Solowjew wollte die Union mit Rom. Da er aber an seine Kirche glaubte, so blieb er in ihr, um so in seinem Sinne für die Wiedervereinigung zu arbeiten. Er riet sogar zeitweilig von einzelnen Konversionen ab, im Ge gensatz zu Newman, der — an seiner Kirche verzweifelnd — sie verließ, um in die römische «inzutreten, und allen so zu tun riet, die die Union wollten. So blieb es bis zum Ende 1896, wo Solowjew in der Kapelle der Mutter Gottes von Lourdes zu Moskau in di« Hände des unierten Priesters Nicolas Tolstoi das katholische Glaubens- vekenntnis ablegte. *) Solowjew hatte sich in Frankreich große Sympathien erworben und viele Freunde gefunden. Er erlebte die Freude, hier vollständig verstanden zu werden. Es fanden sich viele sehr gebildete und tiefe katholische Christen, die unter seiner Leitung anfingen, sich für di« religiösen Pro bleme Rußlands zu interessieren, und die nach seinem Tode weite Kreise in Frankreich mit seiner Persönlichkeit und seinen Ideen in Wort und Schrift bekannt machten — so besonders Leroy-Beaulieu, Henri Lorin, Tavernier u. a. Wieder ausgenommen und fortgesetzt wurden diese Be mühungen durch di« französischen Jesuiten. In den Etudes sind seit einer Reihe von Jahren sehr gute Arbeiten über die russisch« Frage von Pater Malvy und Mgr. d'Herbigny erschienen. D'Herbigny hat Solowjew ein interessantes Buch gewidmet (llv dloiVMun ru«»o. Vlackilvic Soiovviov), welches in die Veröffentlichungen der von Eazarin und Mastyner, 8.4., in Paris gegründeten und 1903 von dem Pater Pierling nach Brüssel über- geführten „UidliotliSqug slnve" ausgenommen worden ist. Diese Bibliothek bereitet den Verlag von Original dokumenten, diplomatischen Schriftstücken und anderen Arbeiten über Rußland vor, die allen Katholiken von Nutzen sein werden, die in das „Mysterium" der russischen Seel« einzudringen streben. Es sind ihrer wenig, aber sie wollen wissen und verstehen, um der russischen Seele zu helfen, ihre Ideale zu verwirklichen. II. Neben diesen großen diplomatischen Unkonsträumen Solowjews und einer Gruppe französischer Katholiken gibt es noch eine andere Richtung in Frankreich, bescheiden und originell. Sie schlägt eine Annäherung der Kirchen nicht aus, sie ist sogar bestrebt, sie zu erreichen — doch sie macht daraus keinen Glaubensartikel. Die Gruppe Katholiken, von denen jetzt die Rede ist, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, einen intimeren Kon takt zwischen sich und einigen Orthodoxen herzustellen, sich gegenseitig zu studieren, sich selbst jenen verständlich zu machen, sie besser verstehen zu lernen und ihnen zu helfen, ihr religiöses Ideal zu entwickeln. Es schien ihnen, daß, sobald die verschiedenen christlichen Konfessionen das Ideal der Liebe Christi bei sich voll verwirklicht hätten, die Union von selbst zustande käme. Diese Annäherung der Herzen sollt« erleichtert werden durch eine Annähe rung der Geister. Dazu genügte es ihnen, wenn beide Teile nach streng wissenschaftlichen Methoden den christ lichen Gedanken der ersten Jahrhunderte studierten, einer Epoche, wo es noch keine Orthodoxen und Lateiner gab und die christlich« Gemeinschaft noch durch kein Schisma zerrissen war. Es scheint so, als ob diese neue Methode aus den Annäherungsversuchen der anglikanischen Kirche an Rom geschöpft war. Lord Halifax in England und der im vorigen Jahr verstorbene Abbs Portal glaubten einen Augenblick (gegen das Jahr 1895) an eine Vereinigung *) 8t. 8aIIcü.n«üi«: I/Lrno cku wvnlle. 18. e. Uoussleoko 8Iovo, Nr. 175, 169. 192, 196 / 1910. wartet ihr Lacodaire. — Eigentlich pflegte Lacodair« nicht, den Salon der berühmten Konvetitin zu besuchen, wo die Vertreter der Kirche und die Elite der Pariser Aristokratie sich begegneten, de Maistre und Montalembert, der Abbe Frayfsinono und der Prinz von Broglie. „Es ist so. als ob ich sie nicht sähe, wenn ich zu Ihren Empfangsabenden komme", schreibt er ihr, „man kann sich nichts sagen." — Er zögert nicht, einzugestehen, daß ihre Ruhe und Vorsicht, ihre mütterlichen Ratschläge den wohltätigsten Ein fluß auf seine ausbrausende, manchmal sonderbare Natur gehabt habe. Ihre Aufgabe war nicht immer leicht. Es kam hier und da zu Mißverständnissen, di« dann zeitweilig ihre Freundschaft trübten und beiden gleichen Schmerz bereiteten. ,W>e Ratzel", so schreibt sie einmal, „habe ich Sie oft mein SchmerzenÄünd nennen können. Aber Sie wissen, daß das Leiden eine Mutter nicht entmutigen darf." Sie war es, die ihm mit klugem Rat zur Seite stand in der unruhigen Stinche, als er sich freiwillig von Lammenais trennte; sie war es auch, die ihn noch mit ihrem anderen Freunde, dem Erzbischof von Paris, Msgr. BuSlin, zu» sainmonführte, trotz vom vollständigen Gegensatz in den Ansichten und Charakteren der beiden. Sie hatte das Vorgefühl seine« religiösen Berufes lange vorher, ehe Lacordaire selbst darun dachte. Nicht nur in allen feierlichen Augenblicken seines Lebens, nein, auch bei jedem, oft geringfügigem Umstand, sei es, daß es sich um die Veröffentlichung eines Buches handelte, »m die Erweisung materieller Hilfe, um die Empfehlung eines Schütz lings — inrmer fand er bei seiner Frau Swetschin dasselbe freu dige Entgegenkommen und stets wachsendes Interesse. Noch auf seinem Totenbett weilt« er in Gedanken bei Mme. Swetschin: „Ich weiß nicht", sagte er zu seiner Freundin, ob es jemand auf der ganzen Welt gibt, dem ich so viel zu verdanken habe." In der Rede, die Lacordaire vier Jahre zuvor zu ihrem Begräbnis gehalten hatte, dankt er „der teuren und edlen Frau" für das, was sie seinem Lande IN Jahre sang gewesen rvar. „Sie stand unter uns wie ei» Vorposten der Union. Gatt wollte uns u, ihrer Person zeigen, was die alte Kirche der ersten Vater soiir wird, wenn sie einst nach der langen Trennung zu Rom zu-ücktehrt." Eine Mhrlge Arbelk für die Union. Zum Todestage von Abbs Portal. Von allen Personen, die den Abbs Portal kannten, wußten wohl die wenigsten um die Mannigfaltigkeit seiner Tätigkeit und »m die Größe seines Einflusses. Erst als er starb, entdeckte man plötzlich, was für einen Platz er doch in der Religions geschichte Frankreich» der letzten Jahrzehnte eingenommen hat. der beiden Kirchen. Doch die Schwierigkeiten erwiesen sich damals als zu groß, und so wandte sich der Abbs Portal dem orientalischen Problem zu, das ihn schon lange inter essierte. Er gründete die ,,U«vv« vatUaitgu« a«, izgiise«*, die Artikel und Korrespondenzen veröffentlichte, die den Zweck verfolgten, die Okzidentalen in das religiöse Pro blem der slawischen Welt einzusühren. Zu seinen nächsten Mitarbeitern gehörte der AbbL Gustave Morel, ein tief vom christlichen Geist durch drungener Priester, der gerade wie vorbestimmt schien, alle die Union berührenden Fragen zu verstehen. Drei mal, 1903, 1904 und 1906 besuchte er Rußland, und jedes mal für mehrere Monate. Das erste Mal lmgniigle er sich damit, Land und Volk kennenzulernen. Von seiner ersten Reise trug er nur einen unbestimmten Eindruck davon. Er hatte Kirchen, Ikonen uno Zeremonien ge sehen, aber weder Priester noch Mönche, noch überhaupt gebildete Orthodoxen kennengelernt. Das zweite Mal, durch Birbeck (ein Engländer, der Rußland so gut kannte, wie es einem Okzidentalen überhaupt möglich ist), dem Sohn des berühmten russischen Philosophen und Publi zisten Lhomiakow empfohlen, genoß er dessen Gastsreund« chaft und machte nun nähere Bekanntschaft mit Schrift« tellern, Bischöfen und Aebten. Das dritte Mal gelang es hm sogar, das Mönchswesen näl,er zu sehen. Er unter nahm zwei weite Reisen in das alte Solowetzki-Kloster auf einer Insel des Weißen Meeres im Norden und auf den berühmten „ZILalaassi" im Ladogasee. Er begnügte sich nicht nur zu sehen, er las auch viele philosophische Merke. In seinen Unterhaltungen gab er seine ganze Seele mit soviel Liebenswürdigkeit und Aufrichtigkeit, daß er alle Vorurteile der Slawen beseitigte. Seine ernste wissen schaftliche Bildung, seine tiefe, wahre Frömmigkeit und kein unermüdlicher Eifer imponierten den griechischen Priestern, die sich mit Erstaunen überzeugten, daß dieser römische Priester kein Intrigant war, der auf Eroberun gen ausging, sondern ein Bruder, der auf einem anderen Altar dasselbe Brot konsekrierte. Während seiner dritten Reise wurde Abbe Morel das Opfer eines tragischen Unfalls. Er starb plötzlich. Doch seine Arbeit war nicht umsonst. Zwei Priester setzten sein Werk fort: Gratieux und Quenet. AbbS Gratieux ließ sich durch die Schwierigkeiten der russischen Sprache und der russischen Probleme nicht ab- schrecken, und schon nach seinen ersten Versuchen fühlte er sich im Einklang mit der russischen Seele. Man kann wohl sagen, daß es nur wenig Okzidentale gibt, die so tief in das slawische Bewußtsein eindrangen wie er. Diese seine Kenntnis der orientalischen Psycho logie ist der französischen Regierung nicht entgangen, und sie hat Nutzen daraus gezogen. Während seiner ver schiedenen Missionen in Rußland hat Abbs Gratieux beiden Ländern wertvolle Dienste leisten können. In seiner Broschüre imprsszinn.s religieusss cts ttussio" erzählt er. wie er die russische Seele, die er schon aus Büchern kannte, nun in Wirklichkeit entdeckte, und zwar durch Nepluijew, dem Gründer der „Arbeiterbruderschaft vom Hl. Kreuz". Während seines letzten Aufenthalts in Rußland, schon zur Zeit des Bolschewismus, hat Abbs Gratieux die Krisis der russischen Kirche mit angesehen und miterlebt. Das politisch« Regime, das die Kirche stützte, war plötzlich gefallen, die Kirche wurde unabhängig. Sie verlor so viel von ihren Mitgliedern, daß man sich wohl fragen konnte, ob das „Heilige Rußland" nicht aufgehört habe zu existieren. Die Kirche hat dann versucht, mitten in der allgemeinen Gleichgültigkeit sich neu zu organisieren. Aber auch ihre besten Versuche, wie das Moskauer Konzil 1917, haben nur ihre Ohnmacht bewiesen. Svenn man Abbs Portal war Lazarist, ein geistlicher Sohn des hl. Vinzenz von Paul. Gleichzeitig ernst und fröhlich, mit offener Seele, iminer bereit zu arbeiten, auf jedes Zeichen von Gott, immer bereit znrückzutreteir. wo es angemessen schien: so war die Art des Abbs Portal. — Einer Begegnung mit Lord yalifax im Winter 1889/96 ist es zu verdanken, daß sich seine Gedanken der angli kanischen Kirche zuwandtem Aus der Freundschaft der beiden tief religiös und idealistisch angelegten Männer erwuchs so die Annäherung zwischen der römischen und der anglikanischen Kirche und wurde zur großen Aufgabe seines Lebens, an der der Verstorbene mit ganzer Kraft und Hingabe über 3N Jahre gearbeitet hat. — Da seine persönlichen Unterhaltungen mit Lord Halifax ein so schönes Ergebnis hatten, schlug Abbs Portal vor, „freundschaftliche Unterhaltungen" („coaverratioas »m>- c-cle,") zwischen den beiden Kirchen zu veranstalten, die grund sätzlich von Leo XIU. und Kardinal Nampolla begeistert ausge nommen wurden. Die anglikanische Kirche allerdings über rascht durch die schnelle Entwicklung der Dinge, glaubt« damals atsagen zu müssen. (Nach einem Vtcrleljahrhundert war ft« es selbst, welche bat. das Angebot zu erneuern. Die „Unter haltungen" begannen Dezember 1921 unter dem Vorsitz des unvergeßlichen Kardinals Mercier und wurden bis zu seinem Tode fortgesetzt.) Abbs Portal verlor aber weder Mut. noch Vertrauen. Er wählte nun den Weg der Presse und schnitt so gleich die Hauptfrage an, allerdings eine schmerzliche für die anglikanische Kirche, die aber ehrlicherweise nicht vermieden werden konnte: die Frage der Weihen in der anglikanischen Kirche. In einer größeren Flugschrift sowie in Versammlungen stellte er deren Ungültigkeit fest. — Diese theologische Meinung war allerdings nicht gerade angetan, die Anglikaner nnzuziehen. doch sie rüttelte die öffentliche Meinung auf, veranlaßte leb hafte Erörterungen in der Presse, bis Leo Xlll. in seiner Bulle vom September 1896 amtlich und feierlich erklärte, daß in den Augen der Kirche die anglikanischen Weihen »»gültig seien. Kurzsichtige oder mißtrauische Leute glaubten nun, es sei zu Ende mit der Annäherung der beiden Kirchen. „Im Gegenteil, sie fängt erst an," meinte der Abbs Portal und ging selbst nach London. Bald schien es so, als ob er Recht haben sollte. — Man fing an, sich kennen und achten zu lernen. Die römischen Katho liken entdeckten die religiöse Seele Englands, die Anglikaner lernten Leo XIII. kennen. Man hatte zusammen gebetet. Freundschaftliche Beziehungen waren angcknüpft worden, und die Stellung der beiden Kirchen war nun klargelegt. Das war ja das eigentliche Ziel des Abbs Portal, nicht die Union selbst, sondern die Annäherung der beiden Kirchen, die gegen seitige Kenntnis, Achtung und Liebe, die dann leichter die theologischen Hindernisse zur Unton beseitigen würden. — Nach dem die von ihm im Jahre 1895 gegründete „anglo-rümische