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„Rickele. nu setz di mal schön hi, lrhn di hie, a» da» BSumele» da hörscht's besser, was der Lenau vorlest." Rickele — Schwads Gattin — setzte sich aufrecht an» »Bäumel«" und nahm auch noch ein „Kissele" in den Rücken. „Und ihr, Maidle, des Ihr mir schön Obacht gebt und net Immer dazwischenredt." „Aber, lieber Onkel", sagte Lotte Emelin, „für was für ungebildete Menschen halst du uns denn, nicht Sophie." „Ach der Vater schwätzt manchmal ebbes hi." Nu satz alles bereit, einige Schritte weiter piepste ein Vogel in den Waldnachmittag. „Nu mal los, Varonche, wasch Neies hascht denn?" Lenau, dem eine dunkle Haarsträhne ins Gesicht hinabhing, blätterte in beschriebenen Papieren und begann zu lesen: „. . . Aus den Schilfliedern. Drüben geht die Sonne scheiden. Und der müde Tag entschlief. Niederhangen hier die Weiden In den Teich, so still, so tief Und ich mutz mein Liebstes meiden: Quill, o Träne, quill hervor! Traurig säuseln hier di« Weiden Und im Winde bebt das Rohr. In mein stilles, tiefes Leiden Strahlst du. Ferne! hell und mild, Wie durch Binsen hier und Weiden Strahlt des Abendsternes Bild .. ." Das Gedicht verklang. „Wundervoll empfunden!" sagte Lotte Emelin. „Dös gefällt mi, Niembsch, di net Rickele?" „Stör doch nicht meine Stimmung durch dein Fragen, Gustav!" „Haben Sic nicht noch mehr, Herr Baron", fragte Sophie. „Gut, noch ein ganz kurzes Gedicht, dann soll's genug sein:" „Trübe wird's, die Wolken jagen, Und der Regen niederbricht, Und die lauten Winde klagen: Teich, wo ist dein Sternenlicht? Suchen den erloschenen Schimmer Tief im aufgewühlten See. . Dein« Liebe lächelt nimmer Nieder in mein tiefes Weh!" „ Deine Liebe lächelt nimmer nieder in mein tiefes Weh . . ." wiederholte Lotte, „das ist so fließend und doch so empfindungsreich geschrieben " „Dasch mutz i auch sage, dasch ie e köschtlichs Gedicht, net, ! Rickele?" ! Friedcricke Schwab sann immer noch den Zeilen nach und konnte sich nicht in di« Wirklichkeit zurückfinden . . . Beim Nachhausegehen ging Lenau Lotten zur Seite, die manchmal wie ein ausgelassenes Kind herumsprang und dann ! wieder so ernsthaft neben ihm herging, und gerade in dieser ! Stimmung fragte Lotte den Dichter: „Warum schreiben Sie ^ immer so melancholische Verse, Herr Baron? Sie drehen einem j das Innerste um und um, datz man immer weinen macht." „Ich habe das Eodichtmachen schon hundertmal verflucht, ! noch dazu die tragischen Verse. Mir ist aber dieser Weg vor- ! geschrieben von meiner Muse, vielleicht ist die Muse auch gleich- i bedeutend mit Schicksal, mit meinem unglücklichen Schicksal." „Und darf man anteilnehmcnd sich erkundigen, wer die grausame Frau ist, von der Sie schreiben, datz ihr« Liebe nicht in Ihr Weh lächelt? Wenn ich es vermag, ich versuche diese Frau nmzustimmen: mich peinigt Ihre düster« Melancholie oftmals." Schwab ging, mit dem Stock auf dem Rücken, vorn ganz ! allein: Frau Professor nebst Tochter suchten Blumen am Wege ! im Kornfeld. > „Sie setzen mir die Pistole aus die Brust, Fräulein Lotte: ich mutz alles bekennen, damit meine Melancholie Sie nicht peinigt: Sie find diese grausame Frau selbst!" „Eie wühlen mei» Innerstes seil Wochen auf, ich kann kein Heidelberger klinisches Kolleg mehr richtig verarbeiten, der Gedanke an Eie quält mich immer auf» Neu«. Und dann, Ei« wissen, was Goethe in seinem „Tasso" schreibt: , gab mir «in Gott, zu sagen, was ich leide'." Lotte Emelin standen Tränen In den Augen: sie richtete sich jetzt straff auf in ihrer biedermeierlichen Jungfräulichkeit: „Gut, Herr Baron, was Ich stumm tat, was Ich ohne zu wissen tat, will ich bützen, geben Sie mir Ihre Hand, Herr Baron: dahinein lege ich jetzt mein Herz, damit Sie erlöst sein mögen von Ihrer dumpfen Qual." „Lottchcn!" Lenau wollte das Mädchen eben stürmisch umhalsen und küssen, da drehte sich Professor Schwab herum: „Na, wasch is dasch? Seid's denn noch gescheit? Und was sehe ich denn, Niembsch, du mit der Lotte eingeiirmelt? Ja, was is denn. Sell müßt Ihr erzähle, liebe Leut." „Onkel Gustav, die „Schilflieder" hat der Herr Baron mir gewidmet; denk« dir, mir ganz allein, die müssen ins „Morgen blatt". gelt?" „Stimmt das, Baron?" „Es stimmt, apollinischer Bruder Schwab!" „No, da hätten wir da als unser „Schilflottchen" . . ." Lenau und Lotte lachten über diesen dichterischen Einfall laut auf. „Was? Wer ist Schilflottchen?" fragte Sophie, die mit einem Blumenstrauß herankam. Lotte knickste vor Sophie: „Zu dienen, Durchlaucht, Lotte Emelin, des Dichters Nicolaus Lenau hochgefeiertes „Schilf- lottchcn"; ist's.nicht genug der Ehre?" Sophie bitz enttäuscht die Lippen aufeinander, sie dachte — „Ihr Schwobcleit, das ist für mich heute «in Feiertag. Meine Muse hat Verkörperung erfahren durch meine Begleiterin, was sagt Frau Professor dazu?" „Das sah ich noch eher kommen als ihr alle!" „Ich will nun fleißig sein und in Heidelberg abschlietzen, eine kleine Landpraxis dann als Arzt aufmachen — und . . ." Frühwanderung im Gebirge. Nun schreit ich rüstig aus dem Tor Beim ersten Lerchenschlag — Noch träumt die Nacht um Nied und Rohr, Da schwebt in lichter Pracht empor Der morgenfrische Tag. 2 Erde! — Himmel! — Eoldne Welt! — O blühendes Eebreit! — Wohlauf, mein Herz! — Die Fahrt bestellt! — Schon tret' ich in dein Dämmcrzelt, Waldhehre Einsamkeit! — Leis klirrt des Baches Silberband — Der Wind springt mir vorauf! — Ich steig empor an steiler Wand, Bon freier Höh' schau ich ins Land, Da geht das Herz mir auf! — Wie schimmert tief im Wipfeltau Der Wälder grüner Kranz! — In Rosenfeuer liegt die Au, Fern blitzt wie Gottes Auge blau Der Ce« in Duft und Glanz. Und rings der Gipfel weitze Zier So feierlich und klar Mir ist — als stünd' der Herrgott hier Und strich mit Vaterhänden mir Still lächelnd übers Haar . . . kaal IVoU. Flugschüler. Gon irgendwoher schrillen plötzlich ungewohnte Vogcllaute >n die Stille der morgendlichen Straße. Fast zugleich wird der wilde Meinungsstreit der auf den nächsten Dächern und Bäu men sitz- und stimmberechtigten Sperlinge halblaut. Cs gibt immer solche, die das letzte Wort haben müssen. Die Stimme flattert wie der verängstcte Ruf einer be sorgten Mutter um die Baumkronen. Jetzt scheinen «s zivei zu fein. Sie klingen in spitzem Diskant aufgeregt durchein ander. Irgend etwas ist in dem überhasteten Tempo, in der raschen Folg« der Hellen und dunklen Töne, das aufhorchen läßt. Und den Blick nach gegenüber leitet. Wo die Dachraufe in den Kopf eines Delphins ausläuft und den Schnabel in die Lust stützt, sitzen die Drei in der blanken Sonne. Der Kleine in der Mitte wippt mit den Flü geln wie ein Erlenblatt, das ein sanfter Windhauch tanzen lägt. Die Beiden zur Seite scheinen auf ihn einzureden, denn er wendet sich bald hier-, bald dorthin, als ob er nicht wüßte, auf wenn er hören sollte. Zwischendurch lugt er auch kurz in die Tiefe, wie einer, der zum ersten Male Kopf vor ins Wasser will. Alle seine Bewegungen sind begleitet von dem aufmunterndcn Locken der beiden anderen. Dann wagt er das Gefährliche. Schwebt frei zwischen Him mel und Erde. Gleiiet abwärts. Regt die Schwingen in kurzen Schlägen. Flatternd wie ein Wimpel am Heck. Stäckr feuern die Begleiter an, wu Caleriebesucher in der Radaren«, wenn ihrem Liebling die besahr der Ueberrundung droht. Sind bald vor, bald neben, bald unter, bald über ihrem Sprößling, der jetzt in ein« Kurve geht, als ob er auf ein bestimmtes Ziel losstcucrte. Das scheint gegen den Willen der Lehrer zu sein.. Denn der eine drängt ihn von seitwärts in die alte Rich tung zurück. Man weiß nicht recht, ist das grelle Piepen Be sorgnis oder Verärgerung. Da sackt der Flugschüler mit einem Mal im Sturzflug ab. Jäh und steil. Fast senkrecht. Wie flügellahm. Die beiden anderen sind in pfeilschnell gewundenen Spiralen hinter ihm her. Ihr Schreien zittert beklemmend durch die Lust. Dem Jungen müssen die Ohren gellen. Und wirklich, er reiht den Hebel noch einmal zurück, di« Traailärbe» stellen sich waqrecht. er schießt wie mit abgedrossel tem Motor gradaus und landet auf dem tiefsten Ast der Linde. Schüttelt sich den Schreck und die Erschöpfung aus den Gliedern, knickt mit dem Bauch auf den Ast herum und sitzt reglos, mit starrem Blick zwischen seinen beiden Betreuern, die ihn still schweigend fest in die Mitte genommen haben. „Vater," fragt der Zehnjährige mit der wissenden Sachlich keit des Eroßstadtkindes, „war das nun Motordcfekt oder Pro pellerbruch?" „Es wird wohl Venzinmangel gewesen sein, mein Zunge." lieber die Ursachen dieser Notlandung entbrennt anschei nend auch bei den Sperlingen ein lebhaftes Für und Wider, die während des Fluges im stillen ihre fachmännischen Beobach tungen gemacht haben dürften. Gestern sind die ersten Schwalbenjungflieger zum Probe- flng um die Mittelmeer-Langstreckenmeistcrschaft gestartet. Und heute sind sie bereits wieder eifrig beim Training für einen nerzen Kilometer-Stundenrekord, den die menschliche Konkur- renz zu drücken dncht. X. ll. 6. vom Taler, Dollar und aaderen Münzen. Wer den Lauf der Geschichte mit offenen Augen verfolgt hat, weiß, datz das Geld nicht immer der Wertmesser aller irdi schen Güter war. Namentlich in Deutschland ist das Geld- und Münzwesen vechältnismätzig noch jung. Die ersten Geldmünzen dürften hier zur Zeit Hermanns des Befreiers geprägt worden fein. Sie waren nur auf der einen Seite gestempelt und glichen, da der Stempel eine Vertiefung erzeugte, kleinen Näpfchen oder Pfännchen. Man nannte sie daher zunächst Pfän- nichcn und später kurz Pfennige. In manchen Gegenden. B. am Rhein, war auch der Name Bracteaten gebräuchlich. Aber neben diesen Münzen florierte noch bis ins spät« Mittelalter hinein allenthalben der Tauschhandel: denn viele unserer ger manischen Vorfahren lehnten das Geld als eine — wie sie meinten — römische Erfindung ab. Die wendischen Völkerschaften, namentlich die in der Mark Brandenburg, bedienten sich hingegen eifrig des von ihrem Fürste» Iakzo von Cöpenik, Pribislav und anderen in Umlauf gefetzten Geldes, bis Albrecht der Bär (1134) im 12. Jahrhun dert die ersten vrandenburgischen Münzen — di« sein und seiner Gemahlin Bild trugen — prägen lieh. In Guben, Luckau und Sorau entstanden dann bald Münzwerkstätten. die «inen ge wissen Ruf in der Kunst des dxünzenschlagens erlangten. Man mutz jedoch sagen, daß di« gesamt« Münzenprägung de« Mittelalters «mimst nur klein« und kleinste Münzen her- „Schilflottchen holen, net NiemdschV „Richtig, Schwab. — So, und nun fassen nur uns au« unter, singen euer so seines Lied: „Durchs Wiesetak gang i jetzt na', «ins, zwei drei!'" Da gingen friedliche, glückliche Menschen hin im Marsch schritt. Lenau und Schilflottchen drückten sich oft einander innigst die Hände dabei. „O mein Puscht!" sagte Professor Schwab, „was rennt ihr so rasch na Etuggert?" Aber er wurde mitgerissen: die Stimmen sangen weiter: „ und die Rosen und die Nelke müsset allboid verwelke . . ." Die Sonne streichelte gülden die Gesichter der Schreitenden; die Sonne verdunkelt« jedoch nicht Lenaus Schicksalsgöttin, die am Wege stand und das Haupt verneinend bewegte . . . Karl Dornmol. Nachbars Apfel. Als die Dämmerung hercingcbrochen war, setzte der Schneidermeister seinen Hut auf und ging «in wenig spazieren, denn das Geschäft ging schlecht, und wenn cs sich nicht bald zum Bessern wendete, dann mutzte er sogar seinen Lehrling nach Hause schicken. „ O, o, seufzte er, gerade als er an feines Nachbars Garten vorüberkam, und war gierig darauf, recht in feinen Sorgen unier- zutauchen. Allein da siel sein Blick zufällig aus die herrlichen Äepsel- und Birnbäume, die da in diesem Garten wuchsen und die sich unter der Last von Früchten beugten. Diese Tatsache, daß da alles blühte und gedieh und reichlichen Segen abwarl. erbittert« ihn vollends und wütend rannt« er gegen das Schick sal an, das dem einen alles und dem anderen nichts geben wollte, nein, gar nichts, nicht einmal eine Hand voll Aepsel, denn auf des Schneiders Obstbäumen war keine Frucht zu entdecken. Herr gott, sagte er, und stampft« mit dem Fuße aus und war plötzlich voll Neid und Haß gegen seinen Nachbarn, aus dessen, Hause aus allen Ecken und Enden die Fülle gleichsam herausstrotzte. Als er um die Ecke bog, von welchem Platze aus dieser herrliche nachbarliche Garten ganz zu überblicken war, blieb er wie angewurzelt stehen. Da drinnen nämlich tummelten sich zwei unbekannte Männer, schüttelten mit hastigen Bewegungen das Obst von den Bäumen und füllten es in einen großmächtigen Sack. Gleich fuhr es dem Schneidermeister durch die Sinne: ei. was sei doch das, da wird ja gestohlen. Einen Augenblick lang blieb er regungslos stehen, dann schlich er zurück, blickte sich um, ob er von niemanden gesehen worden sei, lies an die Haustüre seines Nachbarn heran unv setzte die Klingel in Bewegung. Als nun sein Nachbar selber erschien und ihn unter der Türe empfing, erklärte ihm dieser Schneidermeister, daß er mit ihm etwas zu reden habe, worauf er in die Wohnstube geführt wurde. Hier verbreitete er sich in weitläufigen Reden über den gemeinsamen Eartenzaun, der wohl einmal, da er zu Schanden gegangen war, neu gemacht werden müsse. Er erklärte sich bereit, die Hälfte der Kosten zu tragen, wiewohl er nicht im Schlafe daran dachte, weder den Zaun er neuern zu lasten, noch aus seinen durstigen Mitteln einen Pfennig zu bezahlen Nachdem er glaubte, jetzt sei es gut, verabschiedet er sich, lief an den Garten heran und sah. daß die Diebe schon verschwunden waren. Jetzt rannte er zurück, riß noch einmal an der Glocke seines Nachbars, schrie, daß Diebe im Garten seien und setzt« die Leute in eine hurtige Bewegung. Gerade habe er sie über den Zaun springen sehen, behaup tete er, lief mit den Bestohlenen in den Garten hinein und ge noß die Gerechtigkeit des Schicksals, das einem reichen Manne eine Kleinigkeit abgenommen hatte. Kaspar l.uclxvig blarül. Eine Geschichte des Oderbruchs. Im Auftrag der betei ligten Deichverbände soll durch hervorragende Sachverständig« eine Geschichte des Overbruchs herausgegeben werden. Das Unternehmen wird von den preußischen Ministerien für Land wirtschaft und Kultus und von dem Landcsdirektor unterstützt. Die Behandlung der Mundarten des Gebiets ist Prof. Hermann Touchert in Rostock übertragen, der in der wortgeographischen Erforschung der deutschen Dialekte in erster Reibe steht und sich von diesem Standpunkt aus besonders auch mit der Mark Brandenburg befaßt. Aus den sprachlichen Untersuchungen hat er wichtige Rückschlüsse auf Abstammung und Herkunst der An siedler ziehen können und im besonderen bei den sogenannten alten Dörfern d e noch heute üblichen sprachlichen Wendungen der früheren Bewohner festgestellt. Im Verfolg feiner dahin gehenden Studien bereist Pros. Teuchert gegenwärtig auch eine Reihe nicht zum Overbruch gehöriger Ortschaften in Ober barnim, die sprachlich noch nicht untersucht sind. vorbrachte, die vielfach nur nach Gewicht oder Zahl, d, h. pfund- oder schockweise gerechnet wurden. Es gab da böhmische Groschen oder Dickpfennige, von denen jedes Schock ein halbes Pfund wog und dem Werte eines „marka" (Pferdess «ntspra d Später prägte man als Ersatz für diesen Wert eine Silbermark, die zu zwanzig Schillingen gerechnet wurde. Unter Karl IV enthielten — da die Groschen mit der Zeit immer mehr von ihren Werten verloren — 67 Groschen zusammen so viel Silber wie eine Mark König Georg von Sachsen ordnete dann an. daß kraft staatlicher Signatur 21 böhmische Groschen oder 42 meißnisch« Groschen ein neues Schock darstellen und einen Dukaten ausmachen. Im Jahre 1884 kam dann Erzherzog Sigismund von Tiro auf den Gedanken, dem Geldwesen eine größere, handlich Münze in den foqenannten Eüldengroschen oder Unzialcn zl liefern, die zwei Lot wogen und durchaus vollwertig wäre«. Sie wurden infolge ihres Feingehaltes und ihrer Grissigkelk sehr schnell beliebt. Erst im Jahre 1519 wurden sie von den in Joachimsthal in Böhmen geschlagenen „Ioachimstalcrn", die bald kurz Taler ge nannt wurden, verdrängt. Dies« Taler, die aus Veranlassung des Grasen Schlick, eines reichen bilbergrubenbesitzers. erzeugt wurden, zeigten ein kräftiges, aber rohes Gepräge, das sich je doch bald verfeinerte. Fast all« Fürsten und Städte des deut, schen Reiches führten den neuen Thaler alsbald ein. Und nun zeigt sich das Erstaunliche, nämlich, das nicht Amerika, sondern Deutschland die Urheimat des Dollars ist; denn .chollar^' ist nichts anderes als das deutsche, englisch mundge recht gemachte Wort Taler. Der deutsche Taler wandelte kurz nach seiner Geburt zu den Haupthandelsvölkcrn Europas und erlangte hier, wenn auch unter sprachlich etwas umgemodelten Namen, allgemeine Beliebtheit und starke Verbreitung. In England wurde der Taler unter der Negierung der Kö nigin Elisabeth cingefiihrt, wo er als Dalar. Dolcr oder Dollar im Rechnungswesen eine ganz bedeutende Rolle spielte und in den Skandinavischen Ländern wurde er ebenfalls bald els Rikstalcr bekannt Die Holländer brachten die Bezeichnung Dalar, Dollar zu erst über den Ozean und die sogenannten pil«riin ku,t.bo>«. die ihrer englischen Heimat den Rücken kehrten, trugen ihn zur Ostkiiste Nordamerikas, wo der spanische Peso zu acht Realen die gebräuchlichste Handelsmünze war. Dieser Peso wurde von nun an auch Dollar genannt und als offizielles Zahlungsmittel in den Neu-England-Staatcn erklärt. Später — nachdem die 13 Union-Staaten, die sich inzwischen von England unabhängig gemacht hatten und die am 6. Juki 1785 im Kongreß das Dezimalsystem annahmen — wurde der Dollar im Jechre 1892 als staatlicher Münzfuß anerkannt. Wir sehen also, datz der „allmächtige Dollar", der herit- die ganze Welt beherrscht, gar nicht so amerikanisch ist. wie man allgemein annimmt.