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Sächsische Volkszeitung : 23.08.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192708231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270823
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270823
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Sächsische Volkszeitung
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Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-23
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
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»«mmer i»» SSchfifche Bolkszettu«g Schlechte „Sachverständigen"- Arbeit DreSdr», 22. August. Der „Dresdner Lehrerverein" verbreitet in der Presse folgende Auslassungen, die auch uns zugsgangen sind: „Die Geschichte des deutschen Lchrcrstandes ist die Geschichte der deutschen Schule. Die Schule ist der deutschen Lehrerschaft von jeher nicht nur Stätte des Broterwerbs sondern innerste Herzens angelegenheit gewesen. Die deutsche Lehrerschaft fühlt sich immer in ihrem Beruf verantwortlich vor der deutschen Kultur und ist darum miss tiefste enttäuscht, dast sie von der Regierung beim Versuch der Lösung der Schicksalsfrage des deutschen Schulwesens — das ist nämlich der Rcichsschulgesetzentwurf — nicht auch um ihre sach verständige Meinung gefragt worden ist. Um so lauter wird sie nun ihre Stimme erschallen lassen. Der Dresdner Lehrerverein tvidmete seine erste BereinSversammlung nach den Sommcrfcrien der Stellungnahme zum Reichsschulgesehentwurf. Der dichtgefülltc Saal lauschte mit Spannung und Erregung den Worten des Herrn Sachse, der darauf hinwicS, dass der Entwurf nicht nur offensichtlich dem Wortlaut, sondern vielmehr noch dem Geist der Reichsverfassung widerspricht, indem er die deutsche Volksschule zerschlägt, den Lehrer entrechtet und schulfremden Mächten Einfluß auf die Schule gestat tet. Gemeinhin nimmt man an, daß ein Gesetz Uebelstände beseitigt, dieses Gesetz aber dürfte zu einer Quelle der Nebel werden. Die Versa,»nilnng gelobte sich, alles zu tun, ,vas in ihren Kräften steht, um diesen für die Schul« unheilvollen Entwurf nicht Gesetz werden zu lassen. Die Erinnerung an 1692 stieg auf, wo es auch der Leh rerschaft gelungen ist, im Bunde mit dem gesamten liberalen und fortschrittlichen Deutschland, im Bunde niit den Spitzen der Geistes welt den Zedtlihschen Schulgesehcntwurf zu Fall zu bringen, der die preußische Schule den Kirchen anslicfern wollte. Es wurde ein stimmig folgende Entschließung angenommen. Der Dresdner Lehrerverein erhebt schärfsten Einspruch gegen de» Entwurf eines Gesetzes zur Ausführung der Artikel 146,2 »nd 149 der Reichsverfaffung. Die zum Hüter der Verfassung be stellte Reichsregiernng hat deren Geist und Willen in das Gegenteil Verkehrt. Rach Artikel 146,1 der Rcichsversassung ist die für alle Kinder des Volkes gemeinsame Schule die Regelschule. Der Entwurf hebt diese grundsätzliche Bestimmung auf. Zugunsten der Bekenntnis schule macht er auch die Gemeinschaftsschule zur Autragöschulc. Die Organisation unseres VolkSschulwesens wird dem Staate, also der Gesamtheit der Staatsbürger, genommen, scheinbar dem El- ternwillrn übergeben, in Wirklichkeit aber den Bekenntnis- und Wclt- anschauungsgruppen ausgeliefert. Diese vergessen über ihren eignen engen Zielen nur z» leicht das gemeinsame Ziel der deutschen Volks bildung, die Erziehung zur Volksgemeinschaft. Anstelle des SchulfriedenS tritt der dauernde Schulkampf in Staat, Gemeinde und Familie. Die staatliche Schulaufsicht wird konfessionell und weltanschau lich gegliedert. Der Staat gibt sein HohcitSrecht über die Schule Preis. Die Zerschlagung des Schulwesens erfordert hohe Kosten von Staat und Gemeinde. Die allgemeine Bolksbildung wird aber nicht gehoben, sondern hcrabgedrückt. Selbst in Dresden werden zwei- klassige Volksschulen möglich sein. Vorteile von den großen Mehr ausgaben haben nur Kirchen und Weltanschauungsgrnppcu. Der Dresdner Lehrervcrcin fordert erneut die für alle Kinder gemeinsame Volksschule, die allein dem Staate untersteht. Eltern, Staatsbürger! Dieser Neichöschulgcsetzentwurs ist Ver sündigung an Euren Kindern, an der Jugend unseres Volkes. Wehrt Euch dagegen! Setzt mit unS alle Kräfte ei», daß dieser Entwurf nicht Gesetz werde! » Wir möchten zu dieser Stellungnahme des Dresdner Lehrervereines heute nur folgendes sagen: Die deutsche Lehrerschaft, doch wohl der deutsche Lehrerverein, ist ent täuscht, daß er nicht auch um seine „sachverständige Meinung" gefragt worden ist. Wenn man das liest, dann darf man wohl an den Entwurf Schiele erinnern, der durch irgendwelche Indiskretion in die Hochblätter der liberalen Lehrerorganisationen gelangte und dort „sachverstünd ig" zerpflückt wurde, ehe das damalige Kabinett überhaupt zu dem Entwürfe Stellung genommen hatte. Es wird schwer sein, der Oeffentlichkeit glaubhaft zu machen, daß der Sächsische Lehrerverein in Schulfragen eine sachverständige Beratungsstelle für irgendeine Ne gierung sei. Die Dinge liegen doch leider so, daß sich die Der katholische Sludenk V»« Derbandskag »er Aka». Bonisakius «inigung in Fulda (Fortsetzung.) Auf der Tagung der Akademischen Aonifatius. Einigung (A. B. E.) in Fulda wurden eine AN,zahl wert voller Referate gelprlten. die sich vorzüglich niit dem Thema „Student und Katholizismus" befaßten. Die Hauptgedanken der wichtigsten Redner seien nachstehend festgehalten: Studentenseelsorger Dr. Nielen, Frankfurt a. M., sprach über das Idealbild eines katholischen Studen ten. Dieses Ideal müsse sich an dem katholischen Ideal schlecht hin orientieren, nämlich am Bild und an der Wcsensform Gottes selbst. Christus, das Bild Gottes, der Christ, das Bild Christi. Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen »mriß der Redner die Bildungsaufgabe des katholischen Studenten. Zu einer wahren Bildung genüge es nicht, eine Menge von Kennt nissen aufzuhüufen, sondern hinzukomme» müsse eine Bildung des Herzens. Bei allem Wissen dürfe der katholische Student nicht die Ehrfurcht vor jenen letzten Geheimnissen verlieren, die nicht gewußt werden könnten, sondern geglaubt werden müß ten. Bei seinen Ausführungen über das Führertum des Aka demikers betonie der Referent, daß man viel zu viel das Wort Führer beton«. Echtes Führertum heiße dienen. Zum Führer tum gehöre vor allem Demut. Im immer wieder erflehte» Kyrie-eleison müssen wir uns diese Gnade van Gott erbitten. Der Redner schloß nach einen, Hinweis darauf, daß Christus stets Mittelpunkt unseres Denkens »nd .Handelns sein müsse mit den Worten des Apostels Paulus: „Nicht ich lebe, sonder» Christus lebt iu mir". lieber das Thema: „Der katholische Student im praktischen religiösen Leben" sprach Lektor Pater Dr. E. Schlund, O. F. Nt.-München. Er untersuchte zuerst die Grundlage der religiösen Praxis des katholischen Studen ten. leuchtete dann die Tatsachen der religiösen Praxis und zeichnete am Sästusse die Möglichkeiten der religiösen Praxis bei den aktiven katholischen Studenten. Der Redner entwarf ein Bild von der Seclenhaltung des modernen Menschen im allgemeinen und de» katholischen Studenten im besonderen. Katholikentag in Teplitz-Schönau Sv vv« Teilnehmer — Eine machtvolle Kundgebung -eulfch-böhmischer Katholiken (Eigener Bericht.) Teplitz-Schönau. 21. August. Eine gewaltige Kurchgebung katholischen Willens war der Katholikentag, der am dritten August-Sonntag in der alten Bäderstadt Te plitz abgehalten wurde. Viele Tausende von nah und fern ivaren schon am Sonnabend eiugetroffen: bis aus Mährisch-Ostrau ivaren Abordnungen erschienen. Die säch sische Landeshauptstadt Dresden hatte 26 Teilnehmer gestellt. — Die feierliche Eröffnung fand am Sonnabendabend in der altehrwllrdigen Dekanalkirche am Schloß Platz mit „Veni Sancte und Segen statt. Die Predigt hielt der Bisa>os von Leitmeritz Dr. Groß, zu dessen Diözese Teplitz gehört. Er feierte den Katholikentag als ein öffentliäzes Glaubensbekenntnis und ein« öffentliche Gewissenserforschung des katholischen Volkes. Im größten Gaal der Stadt, im Hotel Neptun, fand der Begrüßungsabend statt. Allerdings war dieser größte Saal viel zu klein, Hunderte mußten aus Platzmangel um kehren. Prälat Feierfeil, der Präsident des vorbereiten den Ausschusses ferner Vizebürgermeister Fleischer und Stadtverordneter Katechet Gläser sprachen herzliäze Worte der Begrüßung. Leider konnten sie nicht offiziell im Namen der Stadt Teplitz sprechen, denn eine eigens zu diesem Zweck gebildete Mehrheit aus Deutschnationalen und Sozialdemokra ten hatte es im Stadtparlament abgelehnt, von dem Katholiken tag irgendwie Kenntnis zu nehmen! — Den Höhepunkt des Mends bildete eine prächtige Rede des Diözesanbischofs Dr. Groß, der in eindringliä>er Weise die Stellung des Katholi zismus zu den großen Aeitfragen zeichnete. Er betonte mit Nachdruck, daß die Katholiken in der Demokratie mit verant wortlich sind für die Gestaltung ihres Schicksales, auch mit ver antwortlich für das Maß von Achtung, daß der Staat der Kirche entgegenbringt. —Als Vertreter der Geistlichkeit sprach Dechant Wittenbrink, im Namen der katholischen Frauenorgani sationen Böhmens Gräfin Ledebu r-W ichel n, für die Parlamentarier Senator Böhr, der Führer der christlich- sozialen Fraktion im Prager Senat, und Senator Fritzscher. Herzliche Grüße aus Deutsch-Oesterreich überbrachte Abgeord neter Schön sie iner (Wien), für die sächsischen Teilnehnwr des Katholikentages sprach Hauptschrrftleiter Dr. Desezyk (Dresden). Abschließend brachte Pater Friedrich Muckermann G. I. den herzlichen Dank für die gewaltige Beteiligung und für die urwüchsige Freude zum Ausdruck, die schon der Begrü ßungsabend gezeigt habe. Dann erfolgte die Konstituierung des Katholikentages, zum Präsidenten wurde Prälat Feierfeil gewählt. Der Fe st sonntag wurde früh um 7 Uhr mit Kom- munionn,essen in der Dekanalkirche in Teplitz und in der St. Elisabethkirche in Schönau eröffnet. Um » 30 Uhr begann der F e st g o t t e sd i e n st aus dem Schloßplatze, der mit den ragenden Tür,neu der Tckstoßkapelle und der Dekanalkirckie und mit dem prächtigen Abschluß durch die Dreifaltigkeitssäule einen idealen Raum für einen Katholikentag darstellt. Die Festpredigt hielt P. Petsch (Plan in Tirol). Im Anschluß an den Festgottesdienst fanden in den größten Sälen der Stadt die Beratungen der katholischen Organisationen statt, so des Frauenbundes, des Iugendbundes, des Mädchenbundes, des Ge- settenvereins und der Gewerkschaften, ferner der Sodalinnen, oes Earitasverbandes und der Männervereine. Diese Einzel berat,inge» wiesen durchweg einen sehr guten Besuch auf. Im Verlaufe des Sonntag-Vormittags waren immer neue Scharen von Teilnehmern eingetroffen. So gestaltete sich der FeMug, der sich um 2 Uhr im Schloßgarten formiert«, z» einer überwältigenden Demonstration. Der Zug wurde vom Teplitzer Schloßgarten bis zum Bahnhof, dann nach Gchönau und schließlich zurück zum Schloßplatz geführt: diese gewaltige Linie erlaubte aber dem Zuge kaum, sich recht zu entfalten. An der Spitze marschierten hinter dem Präsidium des Katholiken tages die katlMschen Korporationen von Prag. Brünn und TetsäM mit ihren Fahnen. Der Abordnung der Dresdner Katholiken hatte man eine» Ehrenplatz unmittelbar hinter den Studentenkorporationen angeiviesen. Gerade die Dresdner Mi- ordnung wurde auf dem ganzen Wege mit Heilrufen und Blume» begrüßt. Die große Hauptversammlung aus dem Schloss plätze ivar wohl die größte Versammlung, die Teplitz jenwls ge- sehen hat. Die Teilnehmerzahl wurde aus 30 060 geschätzt. 44 Fahnen nahmen vor der Rednertribüne Aufstellung. Neben der hervorragenden Beteiligung der Studentenschaft war die starke Teilnahme des katholischen Adels an der .Hauptversamm lung, wie an den aiideren Veranstaltungen des Katholikentages bemerkenswert. Ein Lautsprecher machte die Reden noch bis in -den entferntesten Winkel des Platzes verständlich. Noch den Begrüßungsworten des Präsidenten Fei er seil sprach Abge ordneter Schön st ein er (Wien), über das Königtum Christi. Drei Dinge bezeichnet« er als notwendig, wenn dieses Königtum aus Erden wirksam sein solle: Gebet. Arbeit und Anerkennung -der Autorität. Die Ausführungen Sästmsteiners, der für den verhinderten Bundeskanzler Dr. Seipel sprach, wurde mit Herz- lichem Beifall ausgenommen, ebenso die ruhigen Darlegungen, die Fürst Alois Löwen stein (Klein-Heubach. Bayern), der Präsident des vorbereitenden Ausschusses der deutschen Katholikentage über das katholisä-e Missionsivcrk machte. Er wies darauf hin, daß nur durch die Mission das Welt-Königium Christi über die gan.ze Erde Verbreitung finden könne. In der Gegenwart sei das Mtssionswerk so stark gefördert worden, wie kaum je seit den Zeiten der dlpostel: 1.6 Millionen Katholiken seien in vier Jahren durch die Missionen gewonnen worden.' Dieses Werk bedürfe daher heute auch mehr als jo Sor Förde rung durch die gesamte katholische Bevölkerung. — Don Höhe punkt der Hauptversammlung bildete die Rede von Friedrich M » ckermann S. I. über das Königtum Christi im sozialen Leben. Es gäbe keine andere Lösung der sozialen Frage, als die nach dem Königsworte Christi: Du sollst Deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein Mensch dürfe vergessen, daß jeder,' auch der ärmste Menschenbruder erlöst worden sei durch' Christi Blut. Es sei ein Irrtum gewesen, daß man das Christentum habe ersetzen wollen durch die „Humanität". Diese „Humani tät" offenbart sich mehr und mehr als die größte Lüge des letzten Jahrhunderts. Volksgemeinschaft im Geiste Christi, das sei die Lösung der sozialen Frage. — Zum Schluß der Haupts Versammlung wurde eine Resolution angenommen, in der^ der Katholikentag die Anwendung christlicher Grundsätze im öffentlichen Leben fordert und verlangt, daß der tschechoslmva- kische Staat. dessen Bevölkerung in ihrer Mehrheit katholisch ist. in allen Fragen, di« das religiöse Gebiet berübren Entaeoen- kommen zeigt. Mit einer Huldigung, att dasRg Still GS H e vH Christi fand der Katholikentag in der St. Elisabethkircl)« vom Schönau seinen Abschluß. Dieser Katholikentag mit seiner ganz! iiberivültigenden Beteiligung »rar ein überzeugender Beweis da<( für. daß der Gedanke des Königtums Christi trotz aller Mder-l stände auch im katholischen Böhmen auf dem MaAcke-iL dort organisierte Lehrerschaft dadurch selbst um jeglichen Ruf der Sachverständigkeit gebracht hat. bah sie eine poli tische Machtgruppe wurde und als solche heute noch auf- tritt. Sie ist es also gewesen, die das Schulprol lem in so starker Weise zu einer politischen Machtfrage gemacht und eine saclfverständige Einigung erschwert hat? Zweitens: Der Entwurf gestatte „schulfremden Macht e n" Einfluß auf die Schule. Damit können nur die Eltern oder aber die Kirchengemeinschasten gemeint sein. Entweder ist es dann aber eine Lächerlichkeit oder grenzenlose Niedertracht, von „schulfremden Mächten" zu sprechen. Denn die Eltern und die Kirche waren jahrhun dertelang die Erziehungsfaktoren schlechthin, als an einen wobei er auf die Schwierigkeit, die in dem Unterschied der öffentlichen Meinung und der privaten Tat liegt, hinwies. Er zeigte die Wandlung, die die Geisteseiiistellinig des europäischen Menschen im Laufe der Zeit durck^emacht hat. Aus -er un bewußte» und selbstverständlichen Gemeinschaft des Mit telalters ist unter dem Einfluß der »ienaissonce des Humanis mus das Bewußtsein der-I »di v i d u a l i t ä t getreten, das sich politisch im Liberalismus und ethisch im Individualismus auswirke. Heute stehen wir, so führte der Redner aus, vor einem iveiteren Schritt in der Geschichte des menschliche» Den kens. Heute tauchte allmählich -er Gedanke von der Bewußt heit der Gemeinschaft auf. Allerdings seien wir zur Zeit noch ganz von dem Bewußtsein der Individualität beherrscht. Als Folge der subjektivistischen Philosophie sei überall eine stark kritische und skeptiscl>e Einstellung, auch bei der katholischen Stndentensämft, festzustellen. Man zweifle vielfach an der Ab solutheit unseres katholischen Glaulu-ns. Die Religion werde in die Stille des Kämmerleins und in das Dunkel des Gefsshls verlegt, sie werde statt das ganze Sein des Mensclpms zu be herrschen, eine Sparte unseres Lebens nicke» den vielen anderen Sparte». Redner ging in diesem Zusammenhang« auf de» Kultur-Katholizismus, den religiösen Pazifismus, den Nationa lismus. und den Rationalismus ei». Bei seinen Ausführungen über die Tatsachen der religiösen Praxis der katholischen Studenten betonte der Referent, daß das Verhältnis der Katholiken unter der Studentenschaft nicht so günstig sei. wie man vielfach annchme. So gäbe es in Berlin unter 7311 Studenten nur 786 Katho liken. In München seien von 11068 Studenten nur 5271 katholisch Unter den 120 000 Studenten sämtlicher deutschcr Universitäten und Hochschulen seien etwa 25—26 000 Katholiken. Auf 10 600 Einwohner entfielen in Deutschland im Jahre 1913 21.5 Studenten, ans lOlsXI Katholiken Ä).9. Nach dein Krieg entfielen auf 10 600 Deutsche 33.9. auf 10 060 Katholiken »»r 29.5 Studenten. Der Anteil der protestantischen und jüdischen Bevölkerung sei erheblich höher. In den sieben großen katho lische» Stlidentenverbaüden mit ihre» 300 Verbindungen ivaren im Jahre 1924/25 13451 Studenten organisiert. Der Referent glaubt, daß die Zahl der in schlagenden und neutralen Verbän den corporierten Katholiken nicht viel niedriger sei. Hier biete sich ein dankbares Feld der Betätigung für den katholische» Stndeiäen. Hier sei di« Diaspora des akademischen Sächsischen Lehrerverein und an Ltaatssck^.le!x.vock ni<HL zu denken war. Also eine unheimliche Begi.fssverwlö^ rung. Drittens.- In der Entschließung wird gesagt: Di» Organisation des Volksschulwesens werd^ dem Staate genommen? Solche Darstellung der Dtngß bedarf keiner Richtigstellung, sie^t^u einsäi.-g. Viertens: „Die Bekenntnis- und WeltansäMmng« gruppen vergessen über ihren eigenen Zielen nur zu leicho das gemeinsame Ziel der deutschen Bolksbildung. diel Erziehung zur Volksgemeinschaft." Das sagt ein« Lehrerorganisation, die ihre prominentesten Mitgliedes in der sozialistischen und kommunistischen Partei Sachsen»' «SSM—«-»ES-SS«-- . 1t"»SW B o n i fa t i-u s ve r« i n ». Ais Ziel der Studeittenseelsorgv bezeichnet« der Referent, kirchentveu«. praktische und sittlich gute Katholiken heranzubilden. Er verglich d-rbei die Stu- dentenseelsorge mit einem vernünftigen Gartenbau, in dem ge stützt werden müsse, ,vas Stützen nötig habe, gefördert werde» solle, was der Förderung bedürfe und nur mit schiverem Her zen abgeschnitten werden dürfe, was abzuschneiden sei. Ek^ solcl-er Gartenbau sei das Ideal einer praktischen Seelsorge. Der Studentenseelsorger Dr. Brosche, Köln, sprach in klaren Ausführungen über die Stellung de» katholisäpm Stu denten zur Kirche und zur kirchlichen Autorität. Die Span- nung, die häufig zwischen dem jungen Studenten und der .Kirche besteht bezw. die Kühle Stellung zu ihr sah er in der Wacl>s» kiimskr,sis des jungen Menschen begründet. Der Redner ctpirak- terisierre nn weiteren Verlaus seiner Ausführungen drei Typen vo» katholisä>en Studenten. Zu der ersten zählte er eine kleine Schar, die vom Elternhaus aus den Katholizismu» nicht nur im Kopfe, sondern mich im Blute halie. Eine glück liche Naluranlage bewahrt sie vor heftigen Krisen. Sie sind empfänglich für alles Schöne „nd Edle, sind Menseln-,, von wun dersamer Geschlossenheit »nd Ruhe. Sie gehen nicht an den Problemen vorüber, aber sie werden leicht mit ihnen fertig. Sie leben ganz mit der Kirche, aber sie stehen auch ganz in der Zeit. Ihr Leben ist ein stiller -Keifeprozeß. Zn der z,veile» Grupp« gehören -die katholischen Traditions-Katholiken. Sie freuen sich darüber, daß das Katholisäre heute wieder eine» ziemlichen Kurs hat. Sie bekennen sich zum Katholizismus aber sie glauben nicht eigentlich an die Kirche. Das Ich-Du-Verhültnis ist abgelöst durch ein Ich-Es-Berhnltnis. Die Kirche wird wesentlich als Idee und als Kultur»,acht erlebt aber nicht als sakramentale. Gemeinschaft, als corpus christi mysticum. Eine weitere Grupsx- umfaßt die kritische» und problematischen Naturen. Sie könne» die Kirche nicht lassen, aber sie stoßen sich an ihr. Sie erscheint ihnen alt und verknöchert. Sie hören überall aus ihr immer nur das Nein heraus. Auch empfinden sie es schmerzlich, daß der Katholizismus in der Welt nichts be deutet. Der Grund des Nichtverstehens der Kirche durch die aka demische katholisch« Jugend liegt darin, daß der junge Student sie in erster Linie als Gesetz „nd Form empsinde und nicht das ,»»»re Lebe» der Kirche sehe. Die Kirche sei in ihrem Wesentlichen nicht Gesek „nd Iorm, sonder» Leben und Gnade
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