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Sächsische Volkszeitung : 30.08.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192708305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270830
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270830
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-30
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 30.08.1927
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Dkr gegenwärtige «rirairung oer aircyncy religiösen Verhältnisse unter den katholischen Auslandsdeut, schen ist vielfach differenziert. Die älteren g«schlosse» aenSiedel ungen zeigen auf der «inen Seit« den Typ der sct>arsen religiösen Angriffe wie in Rußland und Sibirien, wo religiöse Erziehung und Kirchenbesuch vor dem 18. Lebensjahre, Erziehung des Klerus usw. unmöglich gemacht sind. Da ist weiter der Typ der scharfen nationalen Bekämpfung wie in Südtirol, wo der Religionsunterricht und stellenweise Predigt in deutscher Sprache bekämpft werden, oder Elsaß-Lothringen, wo wenigstens in der Schule der deutsche Religionsunterricht stärksten Belastungen unterworfen ist. In andern Ländern überwiege» Krisen, die au» innerer religiöser Schwäche wie in Deutschböhmen oder aus nationaler Bedrängnis wie in Rumä- i nien, Jugoslawien hervorgehen. In den älteren Sprach inseln und dem Streudeutschtum entstehen die Krisen aus religiöser Schwäche, etwa in den größeren Städten Europas und Amerikas, vor allem aber aus der dauernden Be einflussung durch die fremdnotionale katholische Kirche wie in den Vereinigten Staaten, in den Sprachinseln Ungarns, Jugo slawiens, der Tschechoslowakei, in Chile und Argentinien. Eben da ist das Problem nationaler geistlicher und kirchlicher Führer stellenweise wahrhaft tragisch. Nehmen wir dann die neu- cntstandenen geschlossenen Siedlungen, so i st die Armut und der Mangel an Weitblick einflußreich wie etwa in Südbrasilien und Canada, wo di« höheren deutschen Schulen noch nicht genug angestrebt sind und die Volksschulen In größter Gefahr stehen, oder auch die politischen und kulturellen Befeh dungen seitens der fremden Rasse. So fehlen in Polen, Jugosla wien durchaus die Unterlagen für die Heranbildung eines ein heimischen Klerus swenn man Polen und die von Oesterreich losgerissenen Gebiete „neuentstanden" nennen darf). Ja in andern Gebieten fehlen die Priester und Schulen fast ganz, so in gewissen Gebieten Südbrasiliens und Canadas. Die neuen Streu gebiete endlich zeigen vor allem die Schwierigkeit der Sammlung und der wirtschaftlichen Grundlegung kirchlicher und profaner deutscher Kultur. Es fehlt in den Städten Nord amerikas und zum Teil des Südens an Führern, an Biblio theken und Vereinshäusern, an Heimen für Mädchen und Jung- männer, an geeigneten Schulen und karitativen Einrichtungen. Die wieder sich bildenden deutschen Gemeinden in den Städten der west- und osteuropäischen Staaten müssen nach und nach zu der Kraft gesteigert werden, die die Vorkriegseinrichtungen wieder schassen kann. Gegenwart und Zukunft darf beurteilt werden nach den bodenständigen Führern und Organi- sotionen zum Schutz des katholischen Volks tums sowie dem Vorhandensein landwirtschaftlichen geschlossenen Deutschtums, dann aber auch nach der Kraft der a u s la n d s d e u t sche n katholischen Be wegung in der Heimat, wie sie in den letzten Jahren in den Arbeiten des R e i ch sv e rda n d e s für die katholischen Ausländsdeutschen und der ihm angeschlossenen Verbände, und in der Mitarbeit der Katholiken in den großen neutralen Orga nisationen. Mögen diese Möglichkeiten ausgenutzt und die Kräfte täglich gemehrt werden, die da wirken und Erfolge suchen. — »7. Kart«Noersammk«ag ves TV. ln Münsters Wests. Der Kartellverband der kath. deutschen farbentragende« Ctu. dentenverbindungen (EV.). der größte kath. deutsche Studenten, verband, hält in den Tagen vom 8. bis 12. September seine Jahresversammlung in Münster i. Wests., wo seit 1885 keine Kartellversammlung mehr ftattgesuuden bat. Der unter der Leitung des Vororts Sauerlandia stehenden Tagung, gehe» voraus viertägige Exerzitien für Angehörige des LV. im Ketteler-Heim in Münster und die Beratungen eines vorberaten den Ausschusses. Am 10. September wird ein Sportfest im Fugendkraftstadion die Leistungen der Studierenden in. den Leibesübungen zeigen. Größte Beteiligung hieran ist ficker gestellt. An dem Hauptsesttag, Sonntag, 11. September, werben «in Pontifikalamt und ein Festakt im Fcstsaal des Schlosses mit anschließendem Fostzug durch di« Stadt und ein großer Festkom mers den Verband auch in der Oeffentlichkeit hervortreten lassen. Zu der Tagung, deren Beratungen sich mit wichtigen Fragen des Verbandes und der Studentenschaft beschäftigen, werden zahl reiche Alte Herren aus dem ganzen deutschen Sprachgebiet er- wartet. DrrLtttn uno mngevung Keine AmnesNe in Sachsen Dresden, 29. August. Wie die Blätter erfahren, kommt auch in Sachsen anläßlich des 80. Geburtstages des Reichspräsidenten von Hindenburg eine allgemeine Amnestie nicht in Frage. In welchem Umfange und in welcher Weise Einzelbegnadigungen vorgenom men werden sollen, steht noch nicht fest, da hierüber noch Ver handlungen schweben. Die endgültigen Dresdner Elkernrüle Das Ergebnis der Eltern ratswahlen an den 82 Dresdner Schulen hat mancherlei Wandlungen erfahren. Am Wahltag, dem 22. Mai, waren bekanntlich errechnet worden 648 christliche Vertreter gegen 456 weltliche Vertreter, im Vor jahre war das Verhältnis 662 zu 439. Di« christliche Ziffer wäre somit um 14 zurückgegangen, die weltliche um 17 gestie gen, die christliche Mehrheit von 2W im Fahre 1926 wäre 1927 um 31 auf 192 zurückgegangen. Dos späterhin vom Schulamt festgestellte Ergebnis brachte die erste Wandlung, indem 566 christliche Sitze 440 weltlichen Sitzen gegenübergestellt werden, d. h. gegenüber dem Vorjahre hätte die christliche Seite nur sechs Sitze eingebüßt, die weltliche nur einen gewonnen. Die Mehr heit des Vorjahres wäre nur um sieben vermindert worden aus 216. Bei dieser Feststellung waren die Einsprüche an einer Reihe von Schulen noch nicht berücksichtigt worden. Diese sind vom Schulausschuß Anfang Juli erledigt worden, so daß nun mehr das endgültige Ergebnis feststeht. An der 17. und 54. Schule, wo am Wahltage zehn christliche, fünf weltliche Ver treter und elf christlich« zu vier weltlichen errechnet wurden, sind die weltlichen Listen für ungültig erklärt worden. Die Eliernräte an diesen beiden Schulen bestehen also nur aus je 18 christlichen Mitgliedern. Demgemäß stehen endgültig 665 christlichen Vertretern seinschließlich 58 katholischen) 431 weltliche Vertreter gegenüber (einschließlich fünf sog. neutralen). Gegenüber dem Vorjahre verbessert die christliche Seite ihre Sitzzahl von 662 auf 665 um drei, die weltliche Seite geht von 439 auf 431 zurück, verliert also acht. Die christliche Mehrheit steigt von 283 im Jahre 1926 auf 234 im Jahre 1927. Die chr i st li che Mehrheit nimmt also um elf zu. Es ist nicht, Sinn dieser Feststellung, mit der Milligramm-Waage die Erfolgs der christlichen Listen gegen über den weltlichen abznwägen. Aber es bleibt doch erfreulich festzustellen, daß das vereinigte Freidenkertnm mit feiner zum Teil recht schamlosen Propaganda gegen Kirche und Schule hier in Dresden keinen Erfolg gehabt hat. Vielleicht werden er neute gleichwertige Ergebnisse mit der Zeit doch auch in diesen Kreisen eine gewisse ernüchternde Einsicht erzielen. Reichsschulmuftkwoche Organisation bereits mtt »rso»« grarv«»»«» »nv st) Pro zent oller Schaufenster in ihrer Lichtwlrkung und ln der Äusnutzuns des vorhandenen LeuchtmaterialeS verbessert worben. Dasselbe will man in Dresden versuchen. Vom 12. bis 17. September findet im Künftlerhausr eine Ausstellung gut beleuchteter Schaufenster statt. Zur gleichen Zeit etwa werden 60 Installateure die Schau fenster begutachten, sodaß Anfang Oktober an die Dresdner Laden- inhaber (etwa 4600 kommen in Betracht) Zensuren ergehen können, die ein Werturteil über die jetzig« Beleuchtung aussprechen. Am 23. November endlich soll ein Preisausschreiben und et» Preisraten veranstaltet werden. Daran soll sich auch daS Pu- blikum beteiligen. Dr. Putnokp behandelte in einem lehrreichen Vortrage Fragen der Lichtwirtschast. Er wies insbesondere aus die noiwen- dige Vermeidung der Blendung und die eingehende Prüfung der Schattcnwirkung bei der Schaufensterbeleuchtung hin. Eine beson dere Bedeutung maß er der Benutzung der sogenannt-m Tages lichtstellen zu, die auch mit künstlichem Licht die Farbenwirkunzech des Tageslichtes erzielen. Die Veranstaltung, die mit einem Vor trag von Dr. Schars-Dresden über modernen Kundendienst ab schloß, war ein Zeichen dafür, daß die Bestrebungen der Lichtreklcv me und der Schaufensterbeleuchtung anscheinend noch eine ßhr be-' deutsanie Weiterentwicklung envarten lassen : Seinen 70. Geburtstag kann)«, wie Iwl yoren, am 28. Au gust Herr Verwaltungsinspektor i. R. Carl Junge, Gneise- naustrahe 9, begehen. Seine Lebensarbeit Hot der nun Sieb zigjährige in vorbildlicher Treue und Hingabe dem Bischöflichen' Ordinariat in Dresden, gewidmet. Einer ganzen Reihe vois Bischöfen hat der Jubilar mit seltener Sachkenntnis und nie' erlahmender Schaffensfreude gedient. In iveltesten Kreisest unserer Stadt und darüber hinaus, erfreut sich Herr Junge dank seines immer liebenswürdigen und hilfsbereiten Wesens höchster Achtung. Wir gedenken stets mit besonderer Dankbarkeit de^ Dienste, die Herr Junge lange Zeit uns durch treue Mitarbeit am St. Bennokalender erwiesen hat. Wir wünschen dem SiebS zig jährigen noch recht lange Jahre des verdienten Ruhestände» in Gesundheit und Frische. Ad multos annos! : Billige Gonderzüge von Dresden zur Leipziger Herbstmesse und zurück verkehren am 31. August. Ein Sonderzug zum Besuch der Wartburg fährt von Dresden am 17. September (Räch, fahrt 18. September). Alles nähere enthalten die Aushänge auf den Stationen. : Mikroskopische Ausstellung. Das Schulmufeum oe» Sächsischen Lchrervereins, Dresden, Sedanstraße IS, Hinter^./ Hot seine Mikroskopische Ausstellung, über die schon früher btzs richtet worden war, noch den Ferien wieder eröffnet. Ge^eitzj werden unter einer großen Anzahl von Mikroskopen, Präpge rote aus der Mensch-, Tier- und Pflanzenkunde, die durch Flüssigkeitspräparate und Wandbilder noch erläutert werdet Eintritt für jedermann frei, Kinder haben aber nur in Be» gleitung Erwachsener Zutrift. Besuchszeit: Mittwoch und Sonn abend von 4—8 Uhr. Dresden» 29. August. Vom 3. bis 8. Oktober veranstalten das Ministerium für Volks bildung und das Zentralinstitut für Erziehung und Unt.-rricht in Dresden die 6. Reichsschulmusik wacht, ^^rrn Ehre-.auL- schuß der preußische Staatsminister Dr. Kaiser und Oberbürger meister Dr. Blüh er angehören. Fragen der allgemeinen Päda gogik, der Mustkpsychologie und praktischen Musikerziehung werden in Vorträgen behandelt werden. Für diese sind unter anderem eine Oper im Sächsischen StaatLtheater, ein Konzert des Lehrergesangver eins und ein Solistenkonzert in Aussicht genommen. Ferner findet eine Ausstellung von Schnlmusikbüchern, Noten usw. statt. Vervollkommnung -er Schaufenster - Beleuchtung Dresden, 29. August. Dem Vorbilde anderer Städte folgend, will man auch hier in Dresden im kommenden Herbst einen großzügigen Versuch machen, die Schaufenster-Beleuchtung zu verbessern. Zu diesem Zwecke haben sich die Dresdner Verbände des Einzelhandels, der Elektro- Großbändler und Elektro-Jnstallaieure, das Städtische Elektrizitäts werk, die Verbände der Veleuchtungskörpergeschäfte, der Reklame fachleute und der Schaufenster-Dekorateure zu einer Organisa- tions stelle für Schaufenster-Lichtwerbung 1927 zusammengeschlosscn, die sich den .vorzüglichen" Reklamenamen „Ord schau" zugelegt hat. Diese neuartige Organisation hat be reits in der vorigen Woche Kurse zur Ausbildung der Lichtinstalla teure veranstaltet. Am Freitag fand im Keglerhaus eine Hauptversamm lung statt. Dabei erfuhr man über die Pläne der Ordschau fol gende?: In über vierzig anderen deutschen Städten, in der die : Ein dreister Elnstri-rdirbstahl wurdr in den zeingrn L-,uc» genstunden des 28- August in einer Erdzeschoßwohinina am SedaiH platz verübt. Der unbekannte Dleb sttrq, während die Bewohner noch schliefen, vom Hof auS durch cln offenstebendeS Fenster in dli Wohnung rin und stahl aus einem Zimmer eine Hose, in oer sieb eln größerer Geldbetrag befand. ? Ein tödlicher Unfall ereignete sich am 28- August gegen s Uhr abends ans dem hiesigen H a u p to ah nb o f. Beim Versuchs in den einrangierenden Personenzug nach Ehrmnitz einzusteigen, kam eine 50 Jahre alte KaufSmannSehefrau auS Chemnitz zu Fäll und stürzte zwischen zwei Wagen. Hierbei Hai sie sich schwere inne re Verletzungen zugezogen, die noch während des Transportes in das Krankenhaus Ihren Tod herbeiführtech Ringkümpfe bei Sarrafant Im Mittelpunkt der am Sonnabend auSgctragenen Kamps« stand da» EntscheidungStresfen im Mittelgewicht zwischen Lheva,« lier, Frankreich, und Kley, Berlin. Die beiden bisher unge», schlagen«» Gegner zeigten während 50 Minuten einen technisch vor«, züglichen Kampf, der schließlich nach einer Gesamtzeit von 1:16:3!) von dem Franzosen durch Untergriff von vorn gewonnen wurde. Un ter denselben Bedingungen betraten mit Mrna und Cziruchin weitert zwei Mittelgewichtler die Matte. Während Cziruchin, wie zu er,^ warten war, seinem Gegner technisch weit überlegen war, versucht dieser mit allerhand unerlaubten Griffen vorwärts zu kommen. Der Kampf, ln dem Mrna viele Gchmtthrufe über sich ergehen lasset mußte, teils angebracht, vielmals aber auch sehr unangebracht, wurde vorzeitig wegen Polizeistunde abgebrochen. Im Schwergewicht stank den drei Kämpfe auf dem Programm. Erstmalig in dem Weltb.-werh trafen mit Jaago und HanS Schwarz zwei weltbekannte Ringer ans« einander. Der Kampf verlief äußerst interessant und brachte daS Villa Shatterhand Von Heinrich Zerkauten. <Zn Radebeul bei Dresden verlebte Karl Mvy die letzten «s Jahre seines schickst »schweren Lebens: hier ruht er unter einer prunkvollen Grabstätte. Aus einer Reih« von kleinen Ville» grüßt sein weißes Haus, die „Villa Shatterhand". Wir sind Gäste der Witwe des Dichters, deren guten, warmen Augen man dir 62 Jahre nicht glauben will. Die elektrische Glübirn« flammt auf, eln freu übliches Mäd chen mit weißer Haube erscheint. Man tritt in den Flur dieses Hauses, und mit cinemmal steht man in einer anderen Welt. Sascha Schneiders große Taseln zu einzelnen Werken des Dich ters hängen an den Wänden: aber rund herum starrt es von gotischen Waffen, Sperren, Dolchen, Krummsäbeln. Sattelzeug, Kamelgeschirren, arabischen Rosenkränzen, Pistolen, Decken und kostbaren bunten Tüchern. Eine Moscheeampel schwankt leise stn gebrochenen Licht ihrer goldenen, blauen und roten Farben. Und die Treppe hinauf ,fu den ehemaligen Arbeiisräumen Karl Mays ist ein Weg durch lagcnbofte Kulturen Indiens und Chinas. Wir stehen in der Bibliothek des Dichters: rie sig« Büchergestelle füllen den stalartigen Raum bis zur Decke. Da ist von seiner Hand alles katalogisiert und numeriert, Kul turgeschichten aller Völker, Geographie und Religionsgeschichte. Der Koran liegt auf einem Taburett, neben dem Diwan, den «in gewaltiges Löwensell ziert. Aber im anschließenden Zimmer erst pflegt« Karl May zu arbeiten. Auf seinen» Schreibtisch nickten Frühlingsblumen. Wundervolles Meißner Jndianerporzellan schmückt den Raum. Frau Klara May erklärt uns alles. Sie ist mit ihrem Gatten gereist, hat dieses und jenes mitgesammelt, sie lächelt bestän dig und soft demütig. O, es gab eine Zeit, da mußte man in jedem Fremden einen Feind sehen. Da war ein Ringen auf Tod und Leben. Da verkehrten nur wenige Künstler in „Villa Shatterhand": der Maler Sascha Schneider, der Baumeister Kreis, der jetzt wieder noch Dresden berufen wurde und der heutige Akademieprosessor Werner. Lwute? — Frau Klara lehnt lächelnd am Schreibtisch. Hier er und arbeitete an seiner Welt voller Romantik und glii« nder Phantasten schrieb oft drei Tag« und Rackste hinterein ander, ohne zu essen. Totenstille herrschte derweilen im Hause. Er, der bis zum neunten Lebensjahre blind war. der in seiner Jugend nur bitterst« Not kannte, dem das Erb« einer Großmut ter im Blut lag. die das zweite Gesicht" hatte, arbeitete fast wie in einem Traumzustand. SNenn ibn einer daraus unver sehens erweckte, fand er den Faden nicht mehr, das Werk war verloren. „Aus diese Weise sind Stöße von Manuskripten mei nes Mannes ins Feuer gewandert. Er kam dann nicht mehr weiter", erzählt Frau May. Und dann nimmt der energische, sprudelnde Dr. A. E. Lchmid, der heutige Leiter des Karl-May-Verlagcs, aus dem Waffenschrank hinter dem Schreibtisch die schweren, sagenhaften Büchsen heraus, den mächtigen „Bärentöter", di« „Sklber- büchse", funkelnd im Schmuck ihrer silbernen Nägel, und den berühmten .Hcnrystutzen". Dr. Schmid und seine Frau sind di« Neuesten Freunde dieses Hauses, st« lebe« und denken „in Karl May", sammeln und sichten, werben und verteidigen. Gütig hört Krau May zu. Verzaubert ist der Abend, geheimnisvoll und unwirklich. Denn jet treten wir den Gang durch den nächtlichen Park an. Kleine Taschenlampen funken auf, und bald hebt sich gegen den duineln Himmel groß und gewaltig der Umriß eines Blockhauses ab. Drei Schläge mit dem eisernen Ring gegen die klotzige Haustür. Im Cchlapphut erscheint der Trapper Patty Frank, stößt eine Tür seitwärts aus und lädt ein, näherzutreten. Im offenen Kamin brennt ein gewaltiges Feuer. Jndlanerfkalpe hängen wie Fledermäuse von der Decke, Dolche stecken in den Bohlen. So Hausen die Trapper — Old Shatterhand in Radebeul. Rein, es ist kein Kitsch, man mag es drehen und wenden wie man will. Die Illusion ist völlig, es bleibt eine Welt für sich, schicksalhaft versanden mit dem Werk eines Toten Auch Patty Franck, «in Wiener von Geburt, kam von ihm her, be geistert von seinen Schriften. Ehemals Mitglied der Bufall» Bill-Truppe, hat er die ganze Welt bereist und besitzt heute die wertvollste Jndianersammluiig, di« es in Deutschland, vielleicht in Europa, gibt. Die Witwe Karl Maas aber hat Patty Franck dieses Blockhaus gebaut, sorgt für seinen Lebensabend, und dafür geht sein berühmtes Indianer-Museum in den Be sitz der Karl-May-Sttstung über. Der Zweck dieser Stiftung, me Karl May in seinem Testament bestimmte, ist ein doppelter. Cie soll armen und begabten Personen beiderlei Geschlechts, wie die Stiftungsurkund besagt, Helsen, sich einem "höheren, insbe sondere akademischen Beruf« zuwenden zu können, Ueberbies soll sie in Deutschland wohnenden Schriftstellern, Journalisten und Redakteuren, die durch Alter, Unfall und Krankheit in Rot gekommen sind, Unterstützung gewähren. Schon lm nächsten Jahre wird das eigenartige Musenm völlig eingerichtet sein und der Oeffentlichkeit übergeben werden. Es wird späte Nacht, derweilen im flackernden Schein des Kamins Patty Franck erzählt, wie er hinter einer gemalten Büsfelhaut herreimt, wie er Stück für Stück die kostbaren Stücke «-ine« Museum» erworben, als Parterre-Akrobat in den orößte» Unternehmungen der Welt „gearbeitet" hat. Einmal nur vere stummt das Lachen, das Mündern und Staunen. Einer hebt sein Mas und erinert an den Toten, dessen Andenken uns hier zusammensührte. Still wird es im Blockhaus. Wir starren i« das Kvminseuer, Funken sprühen, ein Holzklotz fällt aus gebrannt zischend in sich zusammen. Jagt nicht ein Sturm ins der Prärie? Hört man nicht fernes Büchsenknallen, den Galopp eines gehetzten Tieres, Stimmengewirr, heiseres RusenL Walter Hasencl«v«r liest in der Jahresschau. Am Mittwoch, den 31. August, findet der letzte Vortrag im Nahmen der Freien Vereinigung Dresdner Schriftsteller statt in den Licht«. wielen der Icchresscha». Walter Hascnclever wird aus eigenen Werken vorlesen. Der Sondereintrittspreis beträgt 1 Mk.' Vorverkauf bei F. Ries, Seestrohe, und in der Kartenausgab» der Iahresschau. Sin Beethovenbild ,«» «echland. In grimme!« Studie über „Beethoven« äußer« Erscheinung" wird ein Bildnis de» Meisters erwähnt, oa» von dem baltischkrusfischen Maler Gustav Adolf Hippius herrührt und sich 1887 in Moskau be fand Dies Porträt, «n Brustbild in Bleistiftzeichnung, ifH wie jetzt sestgestellt werden kann, etwa 1815 entstanden. Nach der Tradition der Familie Hippius soll der Maler di« Bekannt schaft Beethoven« aus der Straße gemacht haben, und zwar da durch, daß er de damals schon tauben Komponisten vor der Ge fahr. überfahren werden, behütet«, indem er ihn beiseite zog. Gippius überfiedelte dann nach Rußland: von einem seiner Enkel erwarb in den achtziger Jahren der Musikverleger Peter Jürgen» son das Bild. Dessen Sohn und Nachfolger stellt es jetzt durch Karl Trust Heneici und Leo Liepmannsfohn in Berlin »um Ver kauf. Beoulnen-Zritnngen. iransjordanten, das romantlstye Land der Beduinen, wird jetzt allmählich auch immer mehr der Zivilisation erschlossen. Lin Zeichen dafür sind die zwei Zeii tungen, die kürzlich hier gegründet wurden. Die Namen der beiden Mütter lauten „Gostrat el amb" und „Esch scharqije"; das erster« ist die .Arabische politische, ökonomische, juridische und pädagogische Zeitung", das zweite ein rein politisches Or gan der Vollsportei, die für den Emir Abdallah eintrftt. Die Redakteure sind vorhanden, die Zeitungen erscheinen, aber ihre Verbreitung stößt, wie in der .Literarischen Welt" berichtet wird, auf gewisse Schwierigkeiten, denn die Kunst des Lesens ist in diesem Lande noch wenig verbreitet uiid die Beduinen geben ihre Lieder prch alter Ueberlieserung noch immer lieber »mündlich weiter, als daß sie sie im Feuilleton abdruckrn lasiem
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