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Sächsische Volkszettung >1. rr«s«f» i»T s-s——W Kirche und sozialer Friede Fürstbischof Kardinal Bertram hielt Sri Ein» weihung der Papstbüste im Zechensaal« des Johanna- Schachtes in Äobrek am 26. August folgende Ansprache: Es hat mich erbaut und gehoben, was ich noch dieser Tage ln den Aufzeichnungen eines Mailänder Priesters las. Es ist die Beschreibung der Besteigung des höchsten Gipfels des Monte Rosa. Da las ich: Am 28. Juli 1889 begann der Ausstieg: „im Anblicke des Himmels von einer Pracht des Azurs, vor den Augen der Monte Rosa in der unendlichen Weit« feiner Schnee- und Eisfelder mit der riesenhaften Krone seiner zehn Gipfel von 1609 Meter Höhe". Bon hohem poetischen Reize ist dann di« Schilderung der Ankunst am zweiten Abend auf der Ostspitze des höchsten Gipfel». Und dann die markante Beschreibung der fol genden Rächt, die. im Freien stehend, auf einer Felsplatt« in schneidender Kälte zugcbracht werden mutzte. „Wer hätte auch nur schlafen können, fo lese ich. in der Reinheit dieser Luft, an gesichts de» Schauspiels vor uns, — inmitten dieses gewaltigsten aller Rundbilder der Alpen, unter einem Himmel von ttef- duitklem Saphir, erhellt durch eine schmale Mondsichel, ringsum funkelnd« Sterne, — in diesen« tiefen, geheimnisvollen Schwei-« gen. Mr fühlten die Ehrfurcht gebietende Offenbarung der Allmacht und Majestät Gottes. — Jehovah segnet die Gipfel der Welt. — Da plötzlich unterbrach ein Donner die tiefe Stille. Ein« Lawine hatte sich tief unter uns losgelöst. Das Krachen eines schreckenvollen Tones, wie Dante es nennt. Entsetzt folg ten wir mit dem Ohr dem Furchtbaren, das an tlmfairg stetig wachsend, niederrast«, bis es langsam unten zur Ruhe kam. — Wundersame Nacht! — Und nun sollten wir aus dieser Höhe noch den ewig schönen Anblick des Morgenrots eines herrlichen Tages geniesten: das erste Sich-ergiehen des Lichtes, der Osten im Schmuck der lieblichsten Farben, das Hervorbrechen der Morgensonne, ihre Strahlen gleich einem Feuermantel über tausend Spitzen breitend." Der das so mit poetischer Ergriffenheit geschildert hat. die Herrlichkeit der Alpen, das Grauen des Lawinensturzes — sein Bild steht hier vor uns — er hat nach einigen Jahrzehnten eine andere Lawine niedergehen sehen, nicht eine Lawine von Schnee und Eis, niederdonnernd von Gletscher zu Gletscher —, sondern di« Lawine des furchtbarsten aller Weltkriege, der Verheerung gebracht Hot oon Land zu Land, von Volk zu Volk durch ganz Europa und über Eurozm hinaus. Dann sehen wir donselben Priester mit Aufträgen des Vaters der Christenheit in diese Lande kommen. Und nun ein anderes Bild. Mit dem gleichen Interesse, wie einst auf die Gipfel und in die Lichtsluten des Monte Rosa, stieg er hier hinab in di« dunkle Tiefe des Schachtes im Innern der Erde. Wie kommt es, das; ich heute dieses Doppelbild, Ausstieg zuin Gipfel des Monte Rosa und Abstieg in di« dunkle Tiefe des Schachtes, zusammenstelle? Weil beides zusammen mich anmutet wie ein Abbild vom Hochbttck und Weitblick und Diefblick des Papsttums. Pius XI., wie er einst von der Höhe des Mont« Rosa die Weiten und Gipset der Erde überschaute, so jetzt von der Höh« des Felsen Petri überschauend di« Geschicke der Länder. Plus Xl., wie aus Monte Rosa sein Auge sich wonnetzurch- glüht und voll tiefster Ehrfurcht durchzittert in di« Wunder der Schöpfung versenkte, so weist er in seinen Enzykliken di« Blicke der Völker in eine ander« Wunderwelt desselben Schöpfers ru lenk«««: tn die Geheimnisse des Wallens der göttlichen Gnade« und Vorsehung, in die weit herrlicheren Weiten einer über natürlichen Welt, in die lichtslutenden Offenbarungen Dessen,« der allein von sich sagen konnte: „Ich bin das Licht der Welt." Und endlich, wie er hier in die Tiefen des Bergschachtes stieg, so weiß das Papsttum zu würdigen einerseits di« Macht! einer fortschreitenden Kultur, die aller Werte der Schöpfung sich! bemächtigt, die gewaltige Geistes- und Körperarbeit der moe dernen Industrie, das Ringen des kühnen Unternehmers mit den« Schwierigkeiten der Erdgewalten und mit den noch größerem Schwierigkeiten der Wirtschaftskämpf«. So weih das Papsttum« anderseits sich anzunehmen der Not der Arbeiter, der Existenz», sorgen der Bergleute und Hüttenarbeiter und ihrer Familien. Statistiken über die Verhältnisse in Oberschlesten machen ganL anderen Eindruck, wenn man mit eigenen Auge» aller schaut. Die Kirche kennt die leiblichen und geistigen Leiden und Schwierigkeiten der arbeitenden Klaffen, und ist daher um Aus» gleich der Spannungen und Interessengegensätze ehrlich bemüht» sie richtet ihre «Mahnungen mit gleicher Eindringlichkeit an dl« Behörden, wie an Arbeitgeber und Arbeiter. Ni« wird auf dem? Felsen Petri der machtvoll« Appell verstummen, den Leo XllL erschallen liest: der Aufruf zu einem von Gerechtigkeit und Lieb« geleiteten sozialen Ausgleich, — der Aufruf zum Gemeinschaft» Lcwutztsein im Geiste der Bruderkieb«, — der Ausruf zur Förde- rung des materiellen, seelischen und Familienwohles der arbeff tenden Klaffen. Schwierigkeiten und Gegensätze wird es imme» geben; drum wird auch die Pflicht der Kirche nie enden. Das sind Gedanken, die hier sich uns nahekegen am Gigang« in diesen Schacht. Mag jene Einfahrt in diesen Schacht an sich ein minder bedeutsames Ereignis gewesen sein, für uns knüpfen fich daran lichtvolle Ausblick«. Es ist für uns ein Zeichen einer» seits der tiefen Hochachtung vor dem, was in der Industrie Menschengsist und Menschenarbett in vereinter Kraft leisten, und anderseits «in Zeichen lebendiger werktätiger Teilnahme am Lose der Arbeiter, di« dieser harten Autzzabc Leben und Kräfte mühevoll und gefahrvoll weihen. So lebt der Geist des weitbftckenden Leo Xlll. fort, deffeil machtvoll« Anregungen mehr, als die meisten ahnen, segens» reichen Lin stutz geübt haben aus so vieles, wo» in Gesetzen und Einrichtungen sowohl, wie in sreiem Zusammenschluß tn katho lischen Bereinigungen zum Wohl der arbeitende« Klaffe geschehe» ist und wviter geschieht. Möge dies« klein« Feier tn allen di« Ehrfurcht vor unserer Kirche und ihrem Oberhanpte vertiefen und das Vertrauen zu dem stillen rastlosen Wirken des Statthalters Thristi. Möge st« di« Bande festigen, die nach Thristi Willen Arbeitgeber und Arbeiter verknüpfen sollen: Bande des Gemeinschaftsgeister, tn dem neben ernster Pflicht, Gerechtigkeit und Ordnung auch Wohlwollen, Vertrauen und gegenseitig« werktätige Teilnah ln» herrschen. Möge aber auch unser aller Auge, vergleichbar mit «der» Ausblick von lichter Berg«shöhe, sich stets emporheben von de« irdischen Sorge» und Mühen zu jenen höheren Gütern, di« «mse* warten als ewiger L<ch« aller tn Pflichttreu« gebrachten Arbeit! und Opfer. Pietät hat dieses Bildnis gestiftet. Pietät hat di« Hand des hochbegabten Künstler» geleitet. Pietät möge auch di« Frucht dieser Feierstunde sei«. Ser Dortmunder Katholikentag. Das Hauptbüro des Katholikentages befindet sich vom D. bis 6. September gegenüber dem Hauptbahnhof. Gleich da neben ist die städtische Kongreßhalle, welche die Wohnungs- Vermittlung hat. Eine ganze Reihe von Bestellungen konnte aus den verschiedensten Gründen nicht mehr ausgesiihrt werden. Jeder, der Mitgliedskarten, Platzkarten usw. bestellt, aber nicht erhalten hat, möge sich an den Schalter für „vorbestellte Mit gliedskarten" wenden. In gleicher Weise gibt es einen Schalter für „vorbestellte Quartiere". Hauptbüro und Kougrrtz-- ftelle haben Fernsprecher 10 200 bis 10204. Kleinere Büros sind am Südbahnhof und in der West falenhalle. Hier werden aber nur Mitglieds» und Platzkarten sowie Festabzeichen verkauft. Die Verein« mögen ihr« Fahnen und möglichst auch eine kleine Vereinsmusik für den Anmarschweg mitbringen. Jeder Verein lasse eine Tafel vor sich hertragen, die Namen und Ort des Vereins angibt. Da nach den vorliegenden Mel dungen mit einem recht zahlreichen Besuch von auswärts ge rechnet werden muß, ist es nötig, daß jeder Verein sich dem Ordnungsdienst (rot-weiße Armbinde) fügt. Die von auswärts kommenden Vereine einer Pfarrei bleiben zusammen; auch die Frauen dürfen in de« Gruppen bleiben. Für die recht früh an- kvmmenden Vereine sind Erfrischungsmöglichleiten vorgesehen. Die fehlenden Abzeichen können am Bahnhof, auf den Anmarsch wegen und bei der dreifachen Kontrolle vor der Kampfbahn „Rote Erde" gekauft werden. Zum Abstellen der Fahnen ist in der Kampbahn in den Räumen unter der Tribüne Gelegen heit gegeben. Es mutz damit gerechnet werden, daß von unbefugter Seite mancherlei sogenannte Festabzeichen und Festpostkarten an- geboten werden. Es gibt nur ein offizielles Abzeichen: es ist eine versilberte Plakette mit dem Kopf de« Bischofs von Ketteler und der Umschrift: 66. Katholikentag, Dortmund 1927. In kleiner Schrift steht darunter: Bischof von Ketteler s 1877. Rur dieses Abzeichen berechtigt z«m Eintritt in die Kampfbahn und zu den Nebenveranstaltungcn. Ls gibt auch nur eine offizielle Festpostkarte. Es ist dasselbe Bild wie auf den Pla katen des Katholikentages, darstellend den Bischof Ketteler, im Hintergrund ei« goldenes Kreuz; noch mehr zurück links die Propsteikirche in Dortmund, rechts Industrieanlagen. Dies« Kart« wird zu 9,10 Mark verkauft. Alle anderen Abzeichen und fiestpostkarten weise man zurück. Tageskarten: Es werden für die öffentlichen Versamm lungen am Nachmittag S Uhr (am Montag und Dienstag 1-5 Uhr) Tageskarten ausgegeben ä 1 Mark für einen Sitz platz, 0,50 Mark für einen Stehplatz. Diese Tageskarten wer de« nur an der Westfalenhalle verkauft. Sie gewähren aber nur dann den Eintritt in die Halle, wenn jemand das offizielle Festabzeichen trägt. Es können nur so viel« Tageskarten für Sitzplätze verkauft werden, als Sitzplatz nach Verkauf der Mit gliedskarten übrig bleiben. Da diese in den letzten Tagen sehr stark angefordert sind, sichert sich jeder am besten einen Platz durch Kauf einer Mitgliedskarte. Auch sei nochmals darauf hingewiesen, daß für die besseren Plätze numerierte Platz karten ausgegeben sind, nach denen gleichfalls eine starke Nach frage ist. Die Karten für reservierten Platz beim Festgottes dienst sind bereits ausverkauft. Auf dem diesjährigen Katholikentag dielet di« Landes» ge meinschaft der Krippenfreunde in Rheinland und Westfalen eine großzügige Krippenschau, die einen Ueberblick über das Schassen der christlichen Künstle« in der Gestaltung des Weihnachtsqedankens geben soll. Ungefähr SO Künstler werden über 190 Kvippen ausstellen. Bildhauer aus Tirol. Bayern. Schlesien, Rheinland und Westfalen werden mit ihren Arbeite« vertreten sein. Die Ausstellung wird nach der oolks- kiiiistleristhen Seite durch eigengebaute Heimatkrippen ergänzt. Ferner wird der Volksbühnenvolksbund Krippenspiele darbirten. Die Schau ist im Schillerlyzeum. Hoher Wall, aufgebaut und zoird bereits am 1. September eröffnet. — Erschreckende Zunahme der Ehescheidungen. Seit dem Jahre 1912 haben sich die Ehescheidungen in erschreckender Weise vermehrt. Ihren Höhepunkt erreichten sie im Jahre 1921. in dem in Preußen rund 25000 Ehen geschieden wurden (auf je 190 000 Einwohner 68 Ehescheidungen). Aber auch da» Jahr 1925 weist noch so viele Ehescheidungen auf, daß ihre Zahl die von 1912 um mehr als da» Doppelte überschreitet. Dabei mutz mau bedenken, batz da» Preußen von 1912 erheblich größer war als da» von 1925. E» waren tn ganz Preußen zu verzeichnen an Ehescheidungen 1912: 10 797. 1922 : 28,711. 192»: 2190«, 1924: 23 251 mW 1925: 22 72k Auf je 100000 Eunwohncr kamen an Ehescheidungen 1912: 14,5, 1922 : 63.4. 1923 : 58,2, 1924 : 61„3 und 1925 : 59,6. In der Rhein provinz betrug die Zahl der Ehescheidungen in den Jahren 1912: 1566, 1922 : 3674, 1923: 3852, 1924 : 3977 und 1925: 3.840 Aus je 100 000 Einwohner kamen 1912: 9,7, 1922: 52.1. 1923: 54,», 1924 : 55,5 und 1!>25 : 52.9. Dir Zahlen von 1912 beziehen sich aus die damals bedeutend größere, die von 1922 bi? 1925 auf die wesent lich verkleinerte Rheinprovinz Das Rätsel vom Konnersreuth In den letzten Wochen hat sich die Weltpresse deS „Rätsel» von Konnersreuth" bemächtigt. An einem einfachen Bauernmädchen dieses Ortes. Therese Neu in a » n mit Namen, erlebt unsere Zeit seit ISA! schon bekanntlich da» Wunder der Stigmatisation. Allwöchentlich einmal am Donnerstag und Freilag durchlebt die Genannte die Leiden Christi, und an ilnem Leibe erscheinen dann die blutenden Wundmale Christi (Stigmata). Therese Neumann hat seit fast einem Jahre nichts gegessen außer einer Hostie täglich und einem Löfselchen Sstasscr. Sie hat gleichwohl ihr volle» Körpergewicht behalten. Auf diese Vorgänge ist jetzt die Presse aller Parteiungen aufmerksam geworden. Daher können nun auch wir, ohne uns den Vorwurf der Scnsations- und Reklamelüstcrnheit zuzuzichcu, zu den Vorgängen, die unsere Zeit zum Rätselraten veranlassen, Stellung neh men. Wir bringen heute zunächst die Gedanken und AuS- sührungen einer Augenzeugin. Es ist eine sehr schmierige Aufgabe, über die bekann ten Borgänge in Konnersreuth zu berichten, — schwierig schon deshalb, weil man vor einem unfaßbaren Rätsel steht, das zu den verschiedensten Ausfassungen und AnslegurMN drängt. Wenn ich es dennoch wage, so rechne ich mit viel Nachsicht von seiten der Leser und bitte hauptsächlich dar um, meine Eindrücke absolut als rein persönliche und nicht als maßgebende anzu sehen. da dieselben auf keinerlei längerer oder wissenschaftlicher Beobachtung altsgebaut sind. Am 4. August 1927, nachmittags 1 Uhr, kam ich mit dem Postauto in Konnersreuth an, einem kleinen, weit von jeder Bahn abgelegenen, einfachen ober-pfälzi schen Dörfchen, schon ganz nahe der böhm. Grenze. Auch' seine Bervohner machen einen äußerst bescheidenen, ruhi gen, ganz bätueclicben Eindruck, so daß mein erstes Gefüllt war: „Hier wirb kein Schwindel getrieben!" Das Häus chen, das den Eltern der Therese Neumann gehört, war bereits von Besuchern belagert. Ich ging zuerst in die hübsche Kirche, dann zum dortigen Pfarrer, an welchen ich einen Auftrag auszurichten hatte. — Man sah ihm an, daß seine Stellung augenblicklich eine außerordentlich er müdende und rrerantivortungsvolle ist, ermüdend wegen der ungezählten Menge fremder Welt- und Ordensgeist- licher, sowie anderer Besucher, die ihn mit Fragen und Bitten überlaufen, verantwortlich, weil es für einen katholischen Priester unendlich schwierig ist zu sprechen, ehe die Kirche entschieden hat; die Kirche aber hält sich zur Zeit noch vollständig zurück, beschränkt sich daraus zu beobachten und überläßt es der Wissenschaft, das ihrige zu dem Problem zu sagen. Damit tut sie das einzig Richtige. Als ich in das Helle, saulrere Stübchen ein trat, in welchem die „Stigmatisierte" nun bereits von Tausenden und aber Tausenden angestaunt worden ist, soß sie auf einem kleinen Sofa, neben dem reizenden mit Blumen geschmückten Altürchen, an welchem sie die heilige Kom munion empfängt, wenn sie nicht zur Kirche gehen kann. Therese Neumann macht absolut nicht den Eindruck eines „zu Ende gehenden Lebens" wie viele Menschen behaup ten und annehmen. Sie ist mittelgroß, ihr Körpergeivicht betrögt, nach glaubwürdiger Angabe, 110 Pfund, ein Ge wicht, das bei ihrer Größe wohl ziemlich normal sein dürste. Die Gesichtsfarbe ist blaß, aber nicht auffallend. Die schönen, blauen, tiefliegenden Augen haben etwas Verträumtes und sehr Weiches. Der Ausdruck ihres Ge sichtes ist unendlich abgeklärt und liebenswürdig. Sie be antwortet mit bewunderungswürdiger Geduld und Ueber- legung die vielen, vielen an sie gerichteten Frage«, und sie weiß außerordentlich gut zu unterscheiden, ob diese Fragen von „Freund oder Feind" gestellt sind! Schlechte, sogar sehr tiesgefallene Atrien. die sich auch unter ihren Besuchern einstnden, soll sie mit einer ungewöhnlichen Kraft psychologischen Ersahrens und mit großer Geschick lichkeit darauf ansprechen. Es würde zu weit sichren, wollte ich all die tatsächlich erwiesenen Fälle aufzäh» len, bei denen der Anblick dieser tieffrommen Seele und ihr vollkommenes Aufgehen in der Leidensgeschichte des Heilandes an jedem Freitag, absolute Bekehrung er wirkte. Die Fälle werden jzewiß später einmal veröffent licht werden. Wie erschütternd der Eindruck ihres „Mit leidens der Passion Christi" ist. beweist, daß ich mit eige nen Augen sah, wie selbst Männer, ältere und junge, aus hohen und aus niederen Kreisen mit Tränen in den Augen aus ihrem Zimmer kamen, von Frauen gar nicht zu reden, von welchen etliche ganz fassungslos waren. Glücklicher weise lzatte ich mich mehr in der Gewalt und konnte des halb vielleicht ruhiger urteilen. Trotzdem hat auch mich, was ich am Freitag, den 5. August 1027 sah, tief ergriffen. Die am Donnerstag lebhaft sprechende, sich für alles interessierende, heitere „Resel", wie sie in Konnersreuth allgemein genannt wird, lag, einer Leiche absolut ähnlich, in schneeweißem Bette, mit festgeschlossenen Augen, non welchen zwei zirka 1 Zentimeter breite Blutrinnen über die Wangen zum Halse liefen. Das weise Tuch ans dem Kopf, welches sie wegen der Wunden der Dornenkrone immer trägt, war mit frisch fließendem Hellen Blut ganz getränkt: die Hände, welche gewöhnlich verbunden ünd. waren frei von jedem Schutz, so daß die Wundmale deut lich sichtbar wurden, Therese dkeumann hatte sie mir am Tage zuvor, wo ich sie zweimal aufsuchte, bereits gezeigt. Die Herzwunde, mit Watte bedeckt, blutete auch. Plötz lich erhob sich die anscheinend Leblose, streckte die beiden .Hände gen .Himmel, und der Ausdruck ihres Gesichtes lre- wies, wie intensiv sie die Passion mitlitt: sie sprach dabet in aramäisäier Sprache, welche ich natürlich nicht verstehe. Ein anwesender Herr brachte alle ihre Aussagen zu Papier. Bedeutende Sprachenforscher haben ihre in der Ekstase gemachten Aeukerunaen überwacht und als völlig