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Sächsische Volkszeitung : 01.09.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192709010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-01
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 01.09.1927
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Nummer Söchftsche Dolkszelkung 1. September 1921 Ein mo-erner Bischof Bon «knent Westfalen, der an dem Iubelkongreß der Katholischen Kaufleute in Essen teilnahm, wird uns geschrieben: Bei der Begrüßungsfeier des KKV. Iubelkongresses am 4. August in Essen erregte einiges Aufsehen, der erste Flie germissionar der Welt, der Oblatenpater Paul Schulte, ein Mann mit großen Plänen für Verkehrshilfe in der Diaspora und in der Heidenmission. Seiner Initiative verdankt bereits es eine Mssionsstation bei Dessau, die sich über ein weites Gebiet erstreckt, einen leistungsfähigen Benzwagen, üer es dem selbstfahrenden Missionsvikar ermöglicht, allsonntüglich an mehreren Stellen das hl. Meßopfer zu feiern und auch ivochen- tags überall bald zur Stelle zu sein, wo seine seelsorgliche Hilfe gebraucht wird. Ein großzügige» Projekt wird von P. Schulte für die Afrikamission vorbereitet. Er will die Missionsstationen mit einem System von Flughäfen in Verbindung sehen, um ihnen in Notfällen durch Flugzeuge schnelle Hilf«, besonders ärztliche, bringen zu können. Der Leser wird fragen, was denn die Pläne des Fliegermissionars mit der Ueberschrist zu tun haben. Die Antwort liegt in den Worten, die Bischof Dr. Schreiber von Meißen bei jener Tagung sprach: P. Schulte ist von Fulda her mein Schüler: „ich habe ihn moderne Seelsorge gelehrt!" Was der Bischof im Scherz sagte, liegt durchaus im Rahmen seiner Lebensarbeit. Wie oft schon sah man ihn neue Wege ivandoln, neue Quellen insbefondere für die Diasporaarbeit erschließen. Ich denke an die glänzende Folge hochwissenschaftlicher philosophischer Vorträge, die er als Bischof an der Universität Leipzig hielt und die der katholischen Sache sehr dienten. Ich denke an den mutigen Ausbau des katholischen Privatschulwesens im Freistaat Sachsen, vor allem des katholischen Vollgymnasiums in Dresden, sowie an die Ein richtung des Priesterseminars Bautzen. Und wie viel andere Wege ging der Bischof, um der Diasporanot, die von Jahr zu Jahr an Größe wächst, abzuhelfen. Kirchen und Kapelle» galt es zu bauen, Seelsorger mußte» gewonnen werden: Wellpriefter und Ordensleute. Die charitativen'Anstalten ivaren auszu- breiten. Der katholischen Presse mußte geholfen werden. Immerwicder fand der Bischof den Weg zum Erfolg. Und eine neue, schwer« Aufgabe stellte er sich. Er sah seine zerstreuten Schäslein abgeschnitten von den stark flutenden Quellen des Bäterglaubens und empfand es bitter, daß man in den katho lischen Gegenden, wenn van sächsischen Diasporaelend die Rede ivar, sich gar nicht bewußt wurde, daß jene, die hier in ihrem Glauben gefährdet sind, doch Kinder rheinisä-er, westfälischer, schlesisck>er, bayrischer Eltern sind. Und nun zog der Bischof in die katholischen Gegenden und seiner Rede gelang cs überall, die Familiengemeinschnft neu zu beleben und Organisationen zu planmäßiger Hilfe zu begründen. Zahlreich sind die anstren genden Reisen, die der Bischof zur Erreichung dieses Zieles machte. Eine solche Reise war auch die zur KKV.-Taguna tn Essen. Es war bewundernswert, wie schnell der Bischof hier aller Herzen für sich gewann und seinen Plänen gewogen machte. Bischof Dr. Schreiber besitzt einen goldenen Humor. Er half ihm in Essen, sich schnell einzusühren. Es war nach der Prästdentemvahl, aus der der frühere Verbandsdirektor Dr. Tewes, Kaufmann Hlawaczek sLeipzig) und Bankdirektor Enders (Fulda) hervo gegangen waren. „Ihre Wahl" sagte der Bischof, ist ganz meine Wahl! Sie wählten in Dr. Tewes meinen Schüler, der als junger Theologe beim Unterricht in der Philo- sophie zu meinen Füßen sah und seine Leistungen beiveisen, daß mein Unterricht in der praktischen Philosophie bei ihm Früchte gebracht hat. Sie wählten weiter Hlawaczek, meinen sächsischen Kirchbaumeister, den ich für den Plan entzündete, durch den KKB. eine Kirche in Leipzig zu bauen. Und Sie wählten in Enders meinen Landsmann, der oft dabei war, ivenn ich in Fulda als Professor Vorträge im KKV. gehalten habe." Bischof Dr. Schreiber war nach Essen gekommen, um die end gültige Entscheidung des Verbandes über den Bau einer Kirche in Leipzig zum Gedächtnis der im Weltkriege gefallenen KKV.- Mitglieder entgegen zu nehmen. Nach kurzer Diskussion konnte der Präsident dem Bischof das Versprechen geben: Die Kirche wird gebaut! Es soll die Pfarrkirche der sog. Asta-Nielsen-Gemeinde werden. Deutet der Raine auf den unwürdigen Zustand, daß die Gemeinde in einem Lichtspielhause ihre Notktrche einrtchten mußte, dann bürgte letzt das Wort des großen kaufmännischen Verbandes für ein schönes, der Großstadt würdiges Gotteshaus. Es wird 600 Sitzplätze erhalten und soll im Frühjahr 1028 vollendet sein, so daß die Einweihung bei der Eröffnung der Leipziger Frühjahrsmesse erfolgen kann. Ueber die Finanzie rung noch einige Angaben. Durch obligatorischen Sonderbej- trag sind in den Verlumdsveretnen 120 000 Mark aufgebracht worden. Es hat sich ein besonderer Kirchüauausschuß gebildet, der mit dem Leipziger Baukomitee die Pläne und Kosten fest zustellen hat. An der Spitze steht der Verbandspräsident Fabri kant Kraus (Witten). Schriftführer ist Kaufmann Eidmann (Berlin) und Schatzmeister Kommerzienrat Mayer (München). Dieser Ausschuß organisiert eine freiwillige Sammlung bei den wohlhabenden Mitgliedern des Verbandes und evtl, eine ab schließende Sammlung in den Vereinen. Im Oktober dürfte damit begonnen werden, so daß der Bau sefüst sicher im kom» wenden Frühjahr In Angriff genominen werden kann. Eine schwere Sorge hat der KKV. dem Bischöfe abgenom- men: viele andere Sorgen lasten noch auf ihm. Aber Bischof Dr. Schreiber ist ein moderner Bischof, der die Zeit kennt uni» den das Vertrauen auf Gott und auf die Hilfe der deutschen Kathofiken nicht im Stich lassen wird. —-1. ... die letzten rolen Aftern wag herbeil September! Das Blütenleben des Jahres neigt sich seinem Ense zu. Zwar sind noch Tausende von Blumenkelchen geöffnet, aber nur verhältnismäßig wenige Gewächse entfalten erst jetzt in der herbstlichen Zeit, in der freien Natur ihre Kronen. Der Pflanzenfreund wird die letzten Blütenwochen eisrig benutzen, seine Studien zu vervollkommnen, denn je besser er di» Kin der Floras kennt, um so lieber und wertvoller wird Ihm die Heimat. Einige Herbstblüher sind von besonderer Schönheit, als wollten sie uns den Slbschied von der Zeit der Blumen be sonders schwer machen. Zu ihnen gehört u. a. das Studenten röschen, Herzblatt ober Weiße Leberblume (Parnassia palustris) mit seinen schön geaderten fünfblättrigen milchweißen Kronen, ferner der behördlich geschützte blaue Wiesen-Enzian, der im langzipfeligen fünfspaltigen Kelche die glockig-keulenförmige Krone mit fünfspaltigem Saume trägt, und dir seltsam schöne, zarte Herbstzeitiose, vor deren Giftigkeit nicht genug gewarnt werden kann. Meist blaue Blumenkronen, kugelige Blüten köpfe, entfaltet der Teufelsabbiß (Succisa pratensis), seinen Namen dem kurzen Wurzelstock verdankend, der hinten wie abgebissen aussieht und mit langen fasern versehen ist. Manch mal begegnet man einer weißen, sehr selten einer roten Abart. Rot und rosafarben zeigen sich noch einige Tausendgüldenkräu ter, deren Name durch eine falsch« Rückübersetzung entstanden ist und die botanisch zur Familie der Enziane gehöre». Aber noch blühen zahlreiche Kompositen vom August herüber, so daß auch der Herbst noch seinen Reiz hat. Zudem entfalten viele Pflanzen, die bereits im Frühling blühten, jetzt zum ,zweiten Male ihre bunte Pracht, so der Schmirgel, die kleine rund blätterige Glockenblume, das Gänsefingerkraut, das Täschel- kraut, mehrere Arten von Ehrenpreis usw. Ja, wir erleben es alljährlich, daß selbst einige Obstbäume, vor allem Apfel bäume, noch eine zweite Blüte zeigen, wie andere Bäume hie und da einen Zweig mit junggrünem Laube ausstatten. Meist aber werden an die hierüber in die Zeitungen geschickten Notizen recht falsche Folgerungen geknüpft: alle diese Erschei- nungen geben keinerlei Anhaltspunkt für den Ausfall der nom- menden Jahreszeit. dreien unri Umgebung Eine sechste Elbbrücke Dresden, 31. August. Die Vcrmessungsarbeiten und Pla nungen für den Bau der sechsten Elbbrücke In Dresden sind im Gange. Die neue Brücke soll die Vorstädte Mickten und Uebi- gau mit den gegenüberliegenden Vorstädten Cotta. Briesnitz, Kemnitz, Stetzsch verbinden. Die Brücke soll keine Strom pfeiler erhalten, sondern den Strom in Eisenkonstr-ilition als Läugebrücke überspannen. Politischer Belei-igungsprozest Dresden, 31. August. Vor dem hiesigen Amtsgericht kam eine Privatklage des Landtagsabgeordnelen und Stadtverord neten der Alten sozialdemokratischen Partei, Robert Wirth, gegen den kommunistisch» Stadtverordneten Oberlehrer Alfred Schrapel wegen öffentlicher Beleidigung zur Verhandlung. Die Altsozialisten hatten am 27. März im Landtag für die Ungültig keitserklärung der Wahl des kommunistischen Abgeordnete» Ebert gestimmt, der keinen Wohnsitz in Sachsen hatte und da her nach den gesetzlichen Bestimmungen nicht gewählt werden konnte. Der Angeklagte hatte in der Stadtverordnetensitzung des gleichen Tages u. a. geäußert: „Es gehört wirklich die ganze Unverfrorenheit derartiger Arbeiterverräter dazu, sich hinzu stellen und eine derartige Stellungnahme im Landtag zu ver treten." Vor Gericht machte der Beklagte geltend, daß eine Be leidigung des Privatklägers überhaupt nicht in Frage kommen könne: es habe sich um eine Kontroverse von Partei zu Partei gehandelt. Nach dem Plaidoyers wurde vom Gericht nach kurzer Beratung folgendes Urteil verkündet: Der Beklagte wird wegen öffentlicher Beleidigung im Sinne des H 185 des Str.- G.-B. zu 100 Mark Geldstrafe oder fünf Tage Haft verurteilt. Ferner ht er die Kosten des Verfahrens zu tragen. : Der deutsche Verein gegen den Alkoholismus hält vom »1. August bis 4. September d. I. Im Vereinshause seine 38. Iah. resoersammlung ab. Verbunden mit dieser Tagung sind Kon ferenzen für Trinkerfürsorge sowie des Verbandes der Trin- kerheilftätten des deutschen Sprachgebietes. Donnerstag ist ein Festabend im neuen Rathause vorgesehen. : Konzertdampser nach Meißen. Die Sächsisch-Dühmische- Dampsschiffahrt läßt am Sonnabend, den 3. September, 15 Uhr, wieder eine Konzertfahrt nach Meißen und zurück durch den Dampfer „Pillnitz", ausführen. — In Meißen findet an diesem Tage eine Sechs-Uhr-Vesper im Dom statt, sodann Abendkonzerie in den Gärten und aus den Höhen der Stadt und währenddem Beleuchtung der alten inneren Stadt. : Das Fürsorgeamt teilt mit: An Stelle des Verlagc-buch- händlers Becker ist der Kaufmann Max Fiedler, Iosephinen- straße S. als Obmann im 15. Pflegerverem gewählt und be stätigt worden. : Nachtwagenumleitung in der Nacht zum Freitag, den 2. September von 1—5 Uhr früh. Linie 18: zwischen Sachsen- platz und Schillerplatz über Gerok-, Blasewitzer, Residenzstraße. Die Entta-ungsvorrlchlringen am Elbufer Dresden, 30. August. Lebhafte Klagen über die Unzulänglichkeit der üntladevorrich- tungen am Elbufcr DreSden-Neustadt veranlaßten die .Handels kammer in ihrer letzten Sitzung zu einem Vorgehen bei der Neichs- bahndirektion, beim Finanzministerium und bei den sonstigen zustän digen Siesten. Die Kammer trat nachdrücklich dafür ei», daß die Ab- hilssmaßnahmcn beschleunigt und in erster Reibe auf Beschaffung ausreichender und günstiger Entlademöglichkeiten, sowie aus die ver mehrte Bereitstellung von Kränen und Lagerplätzen in den Berge schuppen erstreck würden. — In einem Bericht an den Deutschen In dustrie- und Handelstag sprach sich die Kammer gegen eine weiters Verlängerung des Depot- und Depositengesehes aus, da nach ihrer Ansicht das Gesetz in seiner jetzigen Form wenig wirksam ist. Di« Rcichsmonopolverivaltnng für Branntwein plant eine starke Zusam menlegung der Lieferstellen: sie hat infolgedessen zahlreichen bishe rigen Verkansssirmen das Verkaussrecht mit sofortiger Wirkung ge kündigt. Diese Maßnabme trifft auch alteingesessene und angesehene Firmen des Kammerbczirkes und unterbindet schlechterdings deren Fortbestehen. Da nach Ansicht der Kammer für die Zentralisierung des Verkaufs kein dringendes Bedürfnis vorliegt. ersuchte sie das Wirtschaftsministerium bei der Reichsmonopolverwaltung ans di« Rücknahme der Kündigungen hinzuwirken. — In einem Gutachten an den Deutschen Industrie- und Handelstag empfahl die Kammer, die Pause» und Mindestruhezeiten für Angestellte weder im Arbeits schutzgesetz noch überhaupt schematisch zu regeln, sondern die Rege lung der freien Vereinbarung zu überlassen. Aufgehobenes Verfammlungsverbol Dresden, 31. August. Nachdem das Ministerium des In. nera seine' unter den 25. d. M. an bas Polizeipräsidium ge gebene Anweisung, alle öffentlichen Versammlungen, die sich gegen die Hinrichtung von Sacco und Vanzettt wenden, sowie alle zu dem gleichen Zwecke geplanten Straßenkundgebungen zu verbieten, zurückgezogen hat. wird das vom Polizeipräsidium Dres- den am gletcizen Tage erlassene Verbot mit sofortiger Wirkung aufgehoben. orientalisches. Von Josts Laume». Eines Nachts zog es mich aus dem europäischen Konftanti- nopel, wo hohe Paläste, elegante Boulevards, feudale Kauf häuser, nächtliche, schreiende Lichtreklamen und rasendes Welt stadttempo von Paris sich kaum unterscheiden — eines Nachts also zog es mich von Per« hinab in den Hasen von Galata. Zwei breite Grotzstadtftraßen mit Bankpalästen und Villen, ein paar winkelige, steil abfallende Gäßchen und schon tut sich der alte Orient aus: Holzhütten mit reichen Erkerverzieruggen, mit buntbemalten Vorbauten, darüber farbige Lampions froh spielende Lichter werfen, ein« Schar ausgelassener Menschen, die zur Mundharmonika tanzen und singen — ihre bunte Tracht nimmt das Farbspiel dieser Gasse auf, blaue Pumphosen, braune Westen, rot« GUrteltücher — die Gasse schwingt, singt: man sieht verzaubert vor dem Orient. » Dann bieg ich ln ein stilles Viertel. Die Straße liegt im Dunkeln. Hohe, schwarze Häuserwiinde stoßen drohend gegen den Himmel. Nur hin und wieder fällt der Lichtschein einer späten Schisferkneipe in die Nacht. Das Singen und das Lachen sind verhallt. Die Ruhe springt mich an, die Dunkelheit liegt schwer; ein wenig ängstlich ist mir und ein wenig einsam. Ich mochte weg, ich möchte jetzt ans Meer, doch finde ich hier nicht heraus. Und um mich schleichen dies« wilden Hunde, ich schlage mit dem Stock danach: sie fliehen. Doch neue pommen, ein ganzes Nudel, wohl hundert wilde Hunde, die wie ein schwarzer Schatten an den Häuferwänden schleichen. Und einer kläfft mich an, ganz heiser — unheimlich wird mir. Vis ich mich zum Hafen finde, zum Bosporus, zur Brücke, die sich leicht und frei hinüder- schwlna» Hier steh« kch lang« und träum« gegen Osten. Die Schiffs« igual« heulen wie aus weiter Fern«. Am anderen Ufer glän zen tausend Achter. Die ziehen Stlberstreifen durch-dt« Wellen. von drüben bis zu meinen Füßen. Und aus dem Gliltz-rn heben sich in Reihen schwere, schwarze Dampfer, di- leicht, unmerklich fast im Wasser schaukeln. Ich weiß, dahinter dehnt sich eine große Wüste, ein weites, heißes Sandmeer. Dahinter aber lebt die Welt aus Tausend — einer Nacht, di« Welt, darin der Mensch im Zauber geht. Die schlanken Minaretts der Moscheen ragen silbern in den Nachthimmel. Auf den hohen Stufen schlafen die Gläubigen, die beim ersten Morgensingen des Priesters erwachen werden. Vor Sonnenaufgang noch knien sie aus den Steinen der Moschee nieder, neigen sich gen Osten und beten zu ihrem Gott. — Stambul liegt im Dunkeln. Der Bahnhof steht verlassen, Mit einmal klingt von drüben unterm Gartenzann ein leises Kinder« weinen und Hüsteln. Und ans dem Dunkel hebt sich eine Gestalt, holt einen Becher Wasser von der Pumpe und geht zum Lager platz zurück. Das Kleine hat zu weinen aufyehört. Jetzt, da ich näher hinsehe, erkenne ich: ein Nachtlager im Freien! Unter Decken, Kaftans schlafen Männer, Frauen, Kinder: Dettelvolk, das kein Zuhause hat. Die wilden Hunde schleichen, scheu, »er- ängstigt um die Schlafenden, di« sie im Traum mit einer Hand bewegung scheuchen. Ein leiser Wind geht Uber ihnen hin, und in den Bäume« zittert leis das sommerliche Laub. * Dann bricht aus Osten eine Helle in di« Nacht. Ich stehe am Meer und seh den Himmel rot erglühen, ein Brand zieht auf am Horizont, blutrot steigt dann di« Sonne hoch, das Meer er glänzt in unsagbarer Pracht. Ich stehe und neige mich — und neige mich gen Osten wie die Gläubigen, und eben singt von der Mosche« der Priester, so leicht, so zauberhaft schwebt sein Gebet dahin . . . Konstantinopel ist erwacht. Das Bild, das tausend Sagen und Legenden in uns schuf, das Bild ersteht aus diesem sonne trunkenen Morgen. — Die Kuppeln, Türme stehen unwirklich, die Farben sah man nie, die hier vom Himmel in die Straßen fliehen. Ein Wunder aus dem Orient: die Hagia Sophia! Man steht erstarrt und bebt, und ein« Schwere löst sich aus dem Herzen, und wie aus weiter Ferire hört man diese, jene von de» Sagen, die um das Gotteshaus gehen. Da Ist die Säule, di« ied« Nacht drei Träne« weint, die sich in einer Schale fangen. Die Gläubigen berühren diese Schake mit den heiligen Tränen und nehmen Trost und Stärke davon heim. Das Zeichen einer Hand, das ein« andere Säule oben zeigt, stammt vom Eroberer Konstantinopels, der über zwanzigtausend Lhristenleichen in die Kirche ritt, der sich, als er vom Pferde zu stürzen droht«, mit blutbefleckter Hand an dieser Säule hielt. Doch über Grausam keit und stillem Tränenwunder liegt die düstere Weihe dieses heiligen Raumes. Und wenn auch oben in Pera di« Autos rasen, di« Boule vards vom neuen Leben erstrahlen, hier unten in Stambul und Galata lebt noch der Orient so farbig und so »oller Marche^ wie dieser paradiesisch blaue Himmel Märchen fassen kann. Zranlfurls Goetheprels für Stefan George. Der von der Stadt Frankfurt am Mat« gestiftete große Goethepreis, der jährlich an Goethe» Geburtstag, am 28. August, in Höhe von 10 000 Mark zur Verteilung kommt, ist jetzt erstmals verliehe« worden. Ausgezeichnet mit dem Preis wurde der Dichter Stefan George. Dir Ver leihung wurde in einer gestern stattgefundenen Sitzung des Kuratoriums der Stiftung in Goethes Geburtshaus am Großen Hirschgraben bekannigegeben. In einer Würdigung der Person Stefan Georges, di« die Verleihungsurkunde enthält, wird George gepriesen als'Dichter, Lehrer und Leiter sowie als Per sönlichkeit, die ,F>ie Goethesche Würde des Dichters wie kann» ein zweiter in unseren Tagen gehütet hat". Die RockefeNer-Stistung im Jahre 1926. Nach dem Bericht der RockefeNer-Stistung betrugen ihre Aufwendungen im ver gangenen Jahr gegen 10 Millionen Dollars. Sie galten vor allem der Förderung des medizinisckien Unterrichts, medizinischer Anstalten und des Gesundheitswesens in den verschiedensten Ländern. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Bekämpfung des Gelben Fiebers und der Malaria, ferner der biologischen und psychiatrischen Forschung zugewendet. In zahlreich« Länder wurden Bücher. Zeitschriften und Apparate versandt, eine lange Reihe von Stipendien wurden bewilligt und Studienreisen unterstützt. Von der Stiftung selbst organisierte Untersuchung«» waren namentlich den Gesundheit», und Ernährungsverhalt- nissen und dem medizinischen Unterricht in den einzeln-,« »ii«, der«, der Biologie und der LntLrovolaai« gewidmet
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