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Sächsische Volkszeitung : 25.08.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192708259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270825
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270825
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-25
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.08.1927
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rxttomen untergrbrcxht Ivuvben, weroen noch IN »loser Woche vierhundert tschechische BergarHeiter hierher kommen. tz. Neuer Verkehrsweg. Als wichtige Verbindung zwischen den Eisenbahnlinien Werdau—Weida und Gera—Plauen sowie als Querverbindung Mischen den Staatsstraßen Wertiau— Ronneburg und Gera—Greiz zur Verbindung Westsachsen» mit Ostthüringen ist jetzt als Notstandsarbeit eine Strotze von Teichwolfram sdors nach Neumiihle fertiggestellt und gestern dem Verkehr auher sür Lastautos übergeben worden. tz. Verficht bei Verletzungen! Einen bedauerlichen Unfall erlitt die Iftjährigc Tochter des Bäckermeisters R. in Licht entanne. Sie hatte sich vor etwa acht Tagen beim Gctreibeabladen mit der Dunggabcl leicht an der grotzen Zehe verletzt und der unbedeutenden Wunde keine Beachtung geschenkt. Die Wunde war inzwischen zuge- heilt, jedoch stellten sich am Montag Schmerzen ein. Der Arzt stellt« Wundstarrkrampf fest, an dem das Mädchen nun gestorben ist. Kircheneinweihung in Lichtentanne Licht«iit«nnr, 24. August. Der vorangegangenen Weihe dez schmucken Gotteshauses in Reichenbach konnte ani Sonntag, den 21. August, zur großen Freude der Gemeinde Lichtentanne die Weih« ihres zwar sehr einfach gehaltenen, aber doch schon auSgestattelen Kirchleins erfolgen. Neben der Festgemeinde Lichtentanne waren es vor allem die Katholiken Zwicka'us und Planitz', ja sogar einzelne von Werdau und Erimmitschau, welche in großer Zahl und freudig bewegten Herzens die Ankunft des hochev. Bischofs und dem feierlichen Akte entgegenharrten. Der hochw. Herr Bischof hatte die Geneigtheit ge habt, in das Programm der Pfarrgemeinde von Zwickau und habt in das Programm des anstrengenden Firmungstages von Wer dau den Besuch der Pfarrgemeinde von Zwickau und die Benediktion des neu eingerichteten GottesdienstraumeS in Lichtentanne guszunehmen. Punkt 4 Ilhc erschien der hochw. Herr Bischof Dr. Christian Schreiber in Begleitung des hochw. Herrn Pfarrer Kirschen- Hauer, Werdau, und Kaplan Dohnat, Zwickau, von der versam melten Geistlichkeit, die der Einladung des Ortspfarrers Erzpriester Rücker gefolgt waren (anwesend waren: Herr Regens Hain, Erz priester Scheurig, Pfarrer Kirsch und Brüsk) und der gläubigen Schar ehrfurchtsvoll begrüßt. Unter dem Klange des Liedes Ecce strcerdos, gesungen vom Eäcilienchor Zwickau, zog der hochw. Herr Bischof in das neue Gotteshaus. ein. Andächtig und aufmerksam verfolgte die geduldig auf Einlaß »»artende gläubige Schar die zere monielle Weihe des neuen Gotteshauses. Aller Augen waren auf ihren Diasporahirtcn gerichtet, aus dessen Antlitz die wahr« und echte Gottcsfreude leuchtete, daß es ihm wieder vergönnt war, einer neuen Aemeinde einen neuen Gottestempel zu weihen. Feierlichst übergab der Seelenhirt« in einer mächtigen Ansprache wm Altar aus der Festgemeinde ihr Gotteshaus, das er auf den Namen des hl. Josef, des Schutzpatrons der Arbeiter, geweiht hatte. Eine Arbcitcrktrche soll sie sein immerdar, weil sie sowohl durch die Spenden der Arbeiter als auch unter ihrer eigenen Hände Arbeit erstanden ist. Einen eben so großen Anteil aber an der Erstehung die ses Gotteshauses hat vor allem die Direktion der Maxhütte, die es möglich gemacht aus dem einstmaligen Schuppen ein Gotteshaus erstehen zu lassen. Dank sei also dem Herrn Direktor Auvende, sowie Herr» Obcringenieur Ste phan, die in iveitschauendem Blick den katholischen Arbeitern ihres Werkes und der Gemeinde Lichten tanne dazu verholfen haben, neben der Sorge des Alltags eine Stätte höchster Erbauung zn schaffen. Eine besondere Bischosssreude ist es, baß hier, wie es die Ge schichte wohl selten anszuweisen hat, Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam in echter Glaubensliebe und Glaubenstreue an der Voll endung dez Gotteshauses gearbeitet haben. So soll den» dieses Gotteshaus nicht bloß die Arbeiter mit schwieligen Händen, sondern auch die geistigen Arbeiter allsonntäglich von nun an in derselben Glaubensliebc und Glanbenseifer in diesem Gotteshaus« recht zahlreich zusammcnführen, auf daß Gottes Segen sich in fruchtbarer Weise und zu einer unbegrenzten Größe sowie zum Vesten der Gemeinde sich auswirkeu kann. — Der stille Beobachter konnte mehrfach lobende Bewunderung hören, über die Malerei und die prächtige Farbenwirkung, die ein Werk des Herrn Malermeister M ü h r aus Zwickau ist. Ein feierliches Tedenm verbunden mit einer Segensairdacht vor dem Allerheiiigsten bildete de» Schluß der kirchlichen Feier. Wäh rend die Nachbargemeindcn sich heimwärts bewegten, versammelte sich die Festgemeinde in den Räumen „Zur lichten Tanne" zu einem gemütlichen Beisammensein. Als dort Herr Kaplan Dohnat verkündete, daß auf Berfü- znng des hochw. Herrn Bischofs von nun an an jedem Sonn- und Feiertag in Lichtentanne Gottesdienst stattsindet, da durchbrauste ei» Franz von Assisi. Hslfo rische Novelle von St. D. Artiger. <L2. Fortsetzung.) Noch einmal versuchte Pica, ihn linde umzustimmen: „Wenn du ihn seinen Weg gehen ließest, wie Tommaso dte einzige, liebe Tochter von sich gab. Nie darf er sie nach der strengen Regel Ihres Klosters mehr sehen, nicht einmal auf dem Sterbebette. Alle Liebe mutz sie ihm schuldig bleiben. Und doch segnet er sie. Ginge Franz in ein Kloster, müßtest du ihn auch gewähren lassen. Nimmer dürftest du ihn der mächtigen Kirche entziehen." „In ein Kloster?" sagte Petrus nachdenklich. Niemals habe ich das gewünscht, und dennoch — ich könnte mich mit diesem Gedanken versöhnen. Schnell käme er aus der Masse der Mönche heraus. Er würde Abt — Bischof — Kardinal — mehr, mehr noch. Steigen, steigen! Fürstlich gekleidet, höchstes Ansehen anstrebend, sähe er mit Herrenblicken auf das Volk herab: wenn die Pflicht es heischte, mit den äußersten Fingerspitzen gebückte Häupter streifend. Treu liebe ich die Kirche, unsere heilige Mutter! Sie weiß, was den Menschen frommt. O. es ist gut, daß du mich an sie erinnerst. Eie wird mir Helsen, den verirrten Sohn zu- rückzuqewlnnen. Si; liebt die ausschweifenden Mahn gedanken der Schwärmer nicht. Bei ihr werde ich Franz verklagen." Da erschrak die arme Mutter bis In das Herz. „Tu das nicht." flehte sie. Menu üe Ihn einen Ketzer nennte —" Petrus lächelte hart in wiedergefundener Ruhe. „Sie könnte es. Sie soll cs und ihn mir daraufhin zur Besse rung übergeben. Das mag Gold, viel Gold und unge messene Opfer kosten. Aber lieber will ich mein ganzes Vermögen der heiligen Kirche, der Herrin aller Länder geben, als nur ein Viertel davon an den Vettelsack fort werfen." „Und wenn alles, was du hast." fragte Pica in weher Angst, „ihn nicht löst? Wenn er als Ketzer sein junges Leben lassen muß? An allen Orten kr-nn-n dl« Scheiter» —* Jubel den Saat, der jchier kein Sn»e s«mo und in Worte einstig» nicye zu kleiden ist Die Arbetteegemeiicke Lichtentanne mit stolzerfüllten Herzen über ihre Kirche wird ihrem Bischof und ihren Stiftern den gebührenden Dank wissen. Aus eter l.3U5itr l. Verfafsungsfeier d«r Doorftistliehen katholischen Ober schule zu Bautzen am Ls. August 1927. Eingeleitet wurde die Feier mit Wagners „Einzug der Gäste auf die Wartburg", einer Darbietung des Schülerchores unter eLitung des Herrn Stud- Rat Engler, und Nägeiis „Zuruf ans Vaterland", gesungen vom Schulchor, den Herr Musikdirektor Pichel leitete. Die Festrede, die Herr dtud.-3tat Prof. Heidrich hielt, behandelte die Bedeutung des Verfassungstages für Volk und Staat und gab ein Bild von den politischen Verhältnissen, unter denen die neu« Reichsoerfassung entstand. Sie stellte das Werk von Weimar der Bismarckschen Verfassung von 1871 gegenüber und Kennzeichnete den Dreiklang „Einigkeit. Recht und Freiheit" als das Fundament, aus dem sich dos Grundgesetz des neuen Reiches aufbaut. Im Anschlüsse daran wie sie auf die Grund rechte und Grundpflichten der Deutschen" hin und legte den ge schichtlichen Zusammenhang dar. der zwischen dem 2. Hauptteil der Weimarer Verfassung und der von Frankfurt (1849) besteht. Mit dem Gelöbnis, dem Vaterlands in allen Lebenslagen treu zu dienen, schloß der Vortragende. — Der Gesang des Deutsch landliedes ließ die Feier harmonisch ausklingen. Hknr. l. Mit dem Kopse in di« Tür geklemmt. Der Rangier- arbeiter Krehms aus Rechen stand in Löbau in einem Güter wagen, dessen Schiebetür offen war, Dadurch, daß die Loko motive heftig gegen den Wagen stieß, fuhr die Tür zu und klemmte den Kopf des Krehms ein, der einen schweren Schä delbruch erlitt, an dem er nach kurzer Zeit im Krankenhaus starb. l. Schweres Schadenfeuer. Wahrscheinlich infolge Brandstiftung brach in der Nacht zum Montag in Wittiche» au im Gehöft des Grubenarbeiters Schlegel Feuer aus, dem der gesamte Vorrat an Getreide, Heu usw. zum Opfer siel. Auch das Vieh konnte nur zum Teil gerettet werden. Scheune, Stallungen und Schuppen sind bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt, während das Wohnhaus gerettet werden konnte. Die Rettungsarbeitcn wurden durch den starken Wind und die Rauchentwicklung sehr erschwert. Luftpostsendungen für den Amerikaflug. Die sür den Amerika slug der Junkersflugzeugwerke bestimmten Briefsendnngen lagern zurzeit beim Postamt in Dessau. Wenn der Flug in der nächsten Zeit nicht ausgeführt werden kann, so werden die Sendungen den Absendern zurückgcgeben werden. In diesem Falle iverden die entrichteten Freigebühren den Absendern gegen Rückgabe der Um schläge usw. ans Verlangen erstattet werden. Die Annahme neuer Sendungen sür den Flug ist nicht möglich. ^ermiscktes Wgi»»,Heroismus. Vor einigen Wochen wurden in Gegenwart des General- vNars der Gesellschaft der Afrikanischen Missionen von Lyon die Gebeine des im Juni 1889 verstorbenen ersten Apostolischen Vi kars von Sierra-Leone, Msgr. de Marion-Brösillac, in Free- Town erhoben und nach Europa transportiert. In diesen Ta gen werden sie in der Kapelle des Seminars zu Lyon feierlich beigcsetzt wrtnm. — Msgr. de Marion-Bresillac fand unter eigen artigen Umständen, die wert sind, in Erinnerung gerusen zu werden, den Mtsstonarstod. Am 14. Mai 1859 brachte das fran zösische Kriegsschiff .Danas" den Bischof, der damals 46 Jahre zählte und schon in Pondichery und Goimbatour (Indien) sich um das Mijsionswerk sehr verdient gemacht hatte, mit mehreren Missionaren an di« Westküste Afrika». In den Tagen, wo die „Donas" an der Küste von Sierra-Leon« Anker warf, herrschte dort eine furchtbare Epidemie, die fast alle Europäer dahinrafft«. Der Kommandant des Schiffes wollt« die Landung der Missionare verhindern, da si« dem sicheren Tode entgegengingen. Der Bi schof aber wies daraufhin, daß er hier in seiner Diözese sei, mit der moralischen Pflicht, unter den chm anvertrauten Seelen zu weilen. Die Gefährten des Bischof» waren die ersten Angehöri gen der von BrLsillac gegründeten Gesellschaft der Afrikanischen Missionen. — Am 2. Juni starb der erste der Patres an der Epi- vemie, am S. der zweit«, am 15. der dritte, am 25. der Bischof felbst, am 27. sein erster Ecneralvikar. Di« beiden letzteren grausamer, entschlossener Kälte sagte Petrus: „Besser ein solches Ende, als daß er im Straßenspelchel und Unrat wie ein stumpfes Piek daliegt» und alle, dte schreiten, anplärrt und a'nekeltl" Vor dem Tor von Assisi stand auf einer kleinen An- höhe weithin sichtbar ein hohes Kreuz aus Holz mit dem Bilde des Heilandes. Hierher batte der Bischof Vater und Sohn geladen, um zu entscheiden, ob der heimlich Ent flohene zurückzukehren habe in den Zwang des Vater. Hauses, oder ob er frei feine Wege gehen dürfe. Da das Urteil nach der Sitte der damaligen Zeit öffentlich ge sprochen werden sollte, fanden sich schon lange vorher viele Leiite ein, die den Platz umsänmten und hin und her rieten, was wohl der Ausgang sein werde. Daß Franz sich für Lehren aufwarf, die die Kirche ketzerisch nannte, und mit äußerster Strenge bekämpfte, war allen bekannt. Aber jeder wußte auch, daß das Gold des Kaufherrn ihn lösen könne, zumal da von der Strenge des rechtgläubigen Vaters wohl noch eine Besserung des irregeleiteten Jüng lings zu erhoffen fei. Blieb nur die eine brennende Frage: Würde Franz kommen? Er wußte, was ihn erwartete, würde er sich dem nicht klüglich durch die Flucht entziehen? Nicht über, all hin reichte der Arm der mächtigen Kirche. Fern von hier gab es Brüdergemeinden, die nach dem Vorbild des Heilandes und seiner Jünger zu leben strebten. Dorthin würde der von Herzen Gute und Reine fliehen. Dies wünschten alle um seiner Sicherheit willen. Dies fürchteten sie zugleich, weil sie ihn dann verloren Eine Bewegung kam in die schon lange wartende Menge. Einer von ihnen hatte Franz erspäht, der sich dem ttrteilsspruch unterwerfen wollte. Viel Volks folgte ihm, meist Bettler, an dem einen Arm führte er einen Blinden, mit dem anderen stützte er einen Lahmen. Ein ungPsehn- licher, verhutzelter, widerwärtiger Mensch umdrängke ihn besonders " dringlich. Die wartende Menge tadelte den allzu duldsamen Bürgersohn aus Assist, daß er sich den nahe kommen ließ, der seiner ekelhaften Gewohnheit wegen „Kotschnllsfler" genannt wurde. Wirklich setzte er Franz in lästiger Weise zu. Er beklagte sich in groben und gewöhnlichen Worten, daß dl« nkederträchtiaen Menschen ibm einen ko absche«- hallen einander sterbend bie Generaladfolutt«, gegeben. Da r« in Free-Iown kein« katholischen Priester mehr gab, führte den Ltichenzug der anglikanische Bischof und sprach die letzten Ge» bet« am Grab«. Erst zwei Jahre später holte ein katholisches Priester am Grabe der verstorbenen Missionare die Debet« der Kirche nach. Im Jahr« 1860 errichtet« di« Gesellschaft der Asrl. konischen Missionen von Lyon ihren fünf Missionaren über dem Grab« «in bescheidenes Denkmal und hat jetzt die Lei-K« ibre» Stifter» nach Europa geholt. Sin Wnese weiht eine« FkMzosen zmn Vischof Msgr. Joses Hug, einer der sechs in Rom geweihten chi»e> fischen Befchöf«, hat zu Ningpo kurz nach feiner Rückkehr in dir Mission, dem französischen Direktor des dortigen Seminars St Paul, Andreas Defäbvre, di« Bischossweihe erteilt. Desebvri wird Bischof des Nachbarsprengels von Ningpo. Der Weih« assistierten ein französischer Lazarist und ei» chienesifcher Jesuit. Der Weiheakt von Ningpo hat hohe symbolisch« Bedeutung und wird die chinesischen Katholiken mit Stolz und Freude erfüllen. E» geht vorwärts in der Ausführung der pästlichen Richtlinien zur Schaffung chinesischer Kirchen, die als gleichberechtigt« Glie der der einen Weltkirch« angeschlossen werden! Die Ausgrabung de« Jogi. Der in, Zoologischen Garten in Hamburg fünf Tage lang in einem glasbedochten Sarg« in der Erde beigesetzte Fakir To Kha ist zu neuen» Leben erwacht. Pünktlich nach 129 Stunden — so war es vorgesehen — hat er damit sein Experiment abgeschlossen. Ein« riesige Menschenmenge umlagerte bereits lange Zeit vor Beginn der Ausgrabung die „Grabstätte" des Fakirs. Auch di« dem» Platz naheliegende Veranda war dicht besetzt, und wer hier wi« dort nicht untevkam, der bestieg die Gulenburg und besah sich da« seltene Ereignis aus der Vogelschau. Lange Zeit nach dem, festgesetzten Beginntevmin erschienen endlich die Arbeiter, die herzhaft die Freilegung des Sarge» in Angriff nahmen. Während Schaufel auf Schaufel Erde zu« Seite fiel, wurde versucht, mit dem Fakir in telephonische Ver bindung zu kommen. Vergebens, zeitweise waren im Hörer wohl verworrene Geräusche zu vernehmen, sie konnten aber auch vom Geräusch der Schaufeln stammen. Plötzlich 20 Minuten vor Ablauf der 120 Stunden schrillt« laut und eindringlich die über dem „Grabe" an einem Mast« angebrachte Alarmglocke. Und zivar war sie aus dem Sarge in Tätigkeit gesetzt worden. Auch auf den wiederholten telepho nischen Anruf hörte man undeutliches Gemurmel aus den» ^reigelegt, wurde der Sarg, dessen Siegel und Berschnürun» gen unbeschädigt waren, auf eine Plattform gestellt, die Ver schraubungen wurden geöffnet und der Sargdeckel abgehoben. Der Fakir lag völlig apathisch in dem Holzgehäuse. Langsank begann er sich zu rühren, zog die langen Nadeln aus Wangen, Ohren und Hals und ließ willig die Messungen der Aerzte an sich vornehmen. Enthusiasmierte Zuschauer schmückte seine Ruhe stätte mit Blumen. We es heißt, betrug die Temperatur de, Fakirs beim Erwachen 37.5 Grad, der Pulsschlag war normal. Von den drei ihm mitgegebenen Wasserflaschen waren zwei ge leert. (Ein Zeichen, daß To Kha unmöglich fortwährend im Starrkrampf gelegen habe» kann.) Das Publikum folgte mit grichem Interesse den Vorgängen und defilierte in langer Reih« an dem noch immer im Sarge liegenden To Kha vorüber. Lebendig verbrannt. In einein Hause der iveisgrave n, Stuttgart war die ISiährige schwachsinnige Tochter der Familie Reichert auf kurze Zeit in der Küche allein gelassen worden. Anscheinend macht« sie sich mij Streichhölzern zu schaffen. Dabei fingen die Kleider Feuer und brannten bereits lichterloh, als bie Mutier mit mehreren Nach barn auf die Hilferuf« hin herbeieilt«. Schließlich konnten di« Flammen erstickt werden, aber der ganze Körper des Mädchen» war über und über mit Brandwunden bedeckt. Im Kranken hanse ist das Mädchen unter gräßlichsten Schmerzen verschieden Srmelnll«- unrt Vereins«?^.. 8 Begräbnisbund St. Benno., Dresden. Donnerstcrg, den 2L August, abends 8 Uhr, im Kolpingshans Vorftandssitzung. Wetterbericht der Dresoner «5etterw«r,ss WittcrungSaussichten: Wechselnd, vorwiegend stark bewölkt, örtlich zeitweilig dunstig oder neblig und vorübergehend auch Regen- fall. Temperaturen nicht wesentlich geändert. Schwache Luftbcw» g»"ll sichen Namen nachrfefen und verlangte, daß Franz es ihnen verbiete. Ein warmes Gefühl der Rührung über die Ver kommenheit dieser Seele besiegte in dem Herzen des Menschenfreundes den Ekel. „Gedulde dich ein wenig," sagte er. „Ich will darüber nachstnnen, was dir helfen könnte. Inzwischen versuche dich aus dem Schmutz und Unrat zu erheben. Denke an die großen, schönen Heilandsworte und gib dir Mühe, alles, was du sagst, so abzustimmen, daß es rein und voll mit ihnen zusammenklingt." Das gab dem Armen nichts. „Ich habe nicht gelernt, Schönes zu laaen. brummte er. „Hat die Krille denn etwas gelernt?" rief Franz, eifrig bemüht, ihn nicht leer von sich gehen zn lassen. „Ist sie nicht winzig und unscheinbar und singt dennoch ein Lied zu Gott, ebenso schön, wie der kunstreichste Sänger?" Davon wollte der Verkümmerte nichts wissen „Es ist stets dasselbe mit den Feinen," murrte er ver bissen, „wenn sie sich auch noch so brüderlich stellen. Gemein, wie man nun einmal ist, will man über Gemeines Rat haben. Aber sie sprechen naserümpfend nur vom Hohen und Höchsten. Das nützt mir nichts, — gar nichts." Er machte sich mürrisch davon. Franz rief ihm freundlich nach: „Komm wieder zu mir. Inzwischen denke an das, was Ich dir gesaat habe." Petrus batte in Begleitung seines getreuen Rachban» de» schweren Weg angetreten. Dieser benutzte die Zeit, mildernd und besänftigend auf das leidenschaftlich erregte Gemüt des gekränkten Vaters zu wirken, und wie immer, beruhigte ihn auch setzt sein Einfluß. Mit den besten Vorsätzen und seine Hoff nung noch einmal auf einen guten Ausgang bauend, betrat der Kaufherr den Platz. Doch stürzten alle säh in Trümmer, als er seinen Sohn dort stehen sah — inmitten seines ärm lichen Gefolges. „Da steht er nun." rief er mit anfstetgen« der Röte, „in seinem Haufen Dreck! llnd wie Ich einst, als ihn die Vornehmsten am meisten lockten, mir geschmeichelt habe, nach vornebmer als sie alle steht er aus, scheint es mir setzt, dok «r der Lumpigste von dem aanzen Ge« kumne ist." (Fortsetzung solat.)
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