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Mrn in der Tschechoslowakei, der weitaus überwiegende Teil der Bevölkerung, mit ungeteilter Befriedigung anfnebmen Verden, Die tschechische Presse hat zu den Verhandlungen fast durchaus geschwiegen, nur einige marxistische Blätter liehen sich abermals zu Ausfällen hinreißcn und machen der tschechischen Negierung den Vorwurf, sich vor Nom allzu sehr gcdemütigt zu haben. Der Vatikan hatte Zeit, die Entschlüsse der tschechischen Machthaber abzuwarten. Daß sie nicht anders ausfallcn konnten, als ein gutes Verhältnis zu Nom anzustreben, war von voru- Xprcin klar gewesen Hönneekes Starr verschoben Köln. 24. August. Die Meldung, daß Könnecke heute morgen starten würde, hat sich nicht bestätigt. Nach den neuesten Berichten der Wetterwarte hat sich die Wetterlage im Atlantik derartig ver schlechtert, dag die Sachverständigen von einem Fluge dringend abraten. Könnecke würbe unmittelbar in das Zentrum des Sturmes geraten, der sich mit einer Stundengeschwindigkeit von 120 Kilometer zwischen Bermudas und Florida aus gebreitet hat. Das Unwetter ist von einer solchen Heftigkeit, daß das amerikanisch« Marincamt an die Dampfer im Atlan tik Warnungssignale hat ergehen lassen. Gestern mittag 12 Uhr tras der Reichskommissar der „Pressa" Dr. Külz in Begleitung von Vertretern der Stadt Köln aus dem Flugplätze ein. Er besichtigte das Ozeanflug zeug und überbrachte dem Flieger die Abschiedsgrühe der Aus- ikllungsleitunx vo!en vnb der pariser yavdelsverlrag (Von unserem Korrespondenten.) ?. 7. Warschau, 22. August Dem Abschluß des deutsch - französischen Ha»» delsvertrages widmet die polnische Presse einige Kom mentare. Die Rechtspresse kann nicht umhin, Frankreich den väterlichen Rat zu erteilen, in seinem deutschen Vertrags partner nicht immer nur das friedliebend« Deutschland zu sehen. Nach Westen zeige Deutschland zwar ein sanftes Antlitz, nach Osten hin aber halte es an seiner unversöhnlichen Rolle fest. Auch der sozialistische „Robotnik" spricht von einer zwei gleisigen Politik Deutschlands, meint aber, daß diese Politik keine ernstlich« Drohungen bedeute, da sie innerhalb der Locarnoverträge gefesselt bleibe. Was die Auswirkungen des deutsch-französischen Handels vertrages auf die deutsch - polnischen Handelsver- tragsverhandlungcn betrifft, glaubt die nationalistische Presse eine unangenehm« Stärkung der Position Deutschlands darin zu sehen, was bereits in der Absage einiger deutsch- nationaler Wirtschaftspolitiker an das geplante deutsch polnische Verständigungskomitee zum Ausdruck komme. Hin gegen stellt die Linkspresse einmütig fest, daß gerade der Ab schluß des deutsch-französischen Handelsvertrags einen neuer lichen Beweis dafür erbringe, daß selbst nationale Differenzen sich in Fragen wirtschaftlicher Natur ausschalten lassen und somit im Abschluß des deutsch-französischen Handels vertrages nur eine Ermutigung für di« deutsch-polnischen Häll- delsveLtraasverhandlunaen gesehen werde» Vas Ende der Ude-Vewegung /Von unserem Korrespondenten.) O. I. Wien, 20. August. Während der letzten Wahlkampagne erregte die Eonderliste oes Grazer Theologieprofessors Dr. Johannes Ude viel faches Aufsehen. Dr. Ude war schon früher im Kampfe gegen den Alkohol, gegen den Mädchenhandel und gegen das Nikotin hervorgelreten. Die Wahlen wollte er unter dem Schlachtruf gegen die Korruption machen. Als temperamentvoller Redner trat er gegen Bundeskanzler Seipel auf, erregt« dadurch, daß er selbst Priester und Moraltheologe ist, Aufmerksamkeit. Dennoch blieb die Zahl der Stimmen, die sich auf ihn und seine Gesinnungsgenossen vereinigten, weit hinter den Erwartungen, ja auch hinter den Berechnungen der Gegner zurück; für den Nationalrat blieb die Uüe-Partei mandatslos, lediglich in Graz konnten zwei Mandate im Landtag errungen werden. Aus dem bürgerlichen Lager waren dem Ude-Verband haupt sächlich Unzufriedene zugeströmt, die in ihren früheren Kreisen keine persönlichen Ersolge errungen hatten und nun hofften, auf diesem Wege ihren Ehrgeiz befriedigen zu können. Nach den ergebnislosen Wahlen lagen sich daher diese Anhänger bald in den Haaren und Udets Autorität reichte nicht aus, Frieden zu stiften. Wortführer in der Provinz wendeten sich gegen den Führer der Udepartei in Wien, Rechtsanwalt Dr. Liszt. Ude wollte Ordnung machen; die Folge aber waren neue Streitig keiten, die zuletzt vor dem Bezirksgerichte endeten, um als Lhrcnbeleidigungsprozesse ihre Austragung zu finden. Die Kärntner Gruppe verlor ihre Leitung, die Wiener Landesgruppe wurde sogar behördlich aufgelöst, da ihre Tätigkeit nicht mehr den Satzungen entsprach. Nunmehr hat sich Dr. Ude entschlossen, von der öffentlichen Betiiti- zung ganz zurückzuziehen. Dafür hat Rechtsanwalt Liszt eine neue Partei gegründet, die nun nach neuen Methoden die ..Korruption in Oesterreich" bekämpfen will. Seemannsslrell ln Sydney. Sydney, 22. August. Durch in der ganzen Stadt verbreitete Anschläge wurden alle Arbeiter aufgefordcrt, morgen einen 24stündigen Streik als Protcst gegen di« Hinrichtung Eacaos und Dan- zettis durchzufiihren. Die Mitglieder des Verbandes der See leute haben heute die Arbeit verweigert und an verschiedenen Stellen der Stadt Kundgebungen abgehalten. Andere verkünd« verden sich wabrlcheinlich dem Streit anfchltek»» öerlagung dis zur Mkerdmids- versammi«»«. (Drahtbericht unseres Korrespondenten.) * London, 23. August. Wie ersichtlich ist, hat der fortgesetzt« Meinungsaustausch zwischen den beiderseitigen Außenämtern und Botschaften in Paris und London Sie Frage der Truppenverminderung nicht vom Fleck gebracht. Di« Pariser Berichterstatter deuten die V e r- tagung bis zur Völkerbundsversammlung im Septemberan. Die Plädoyers der französischen Blätter für die Aufrechtcrhaltung des englisch-französischen Einvernehmens, die, wie immer in kritischen Augenblicken, jetzt eingesetzt haben, finden in der englischen Presse kein Echo. Der konservative .Daily Telegraph" weist auf die sundamenale Verschiedenheit zwischen der englischen und französischen Auffassung von der Sicherheitsfrage und der Bedeutung Locarnos hin. Die liberal« „Weftminster Gazette" verlangt die demonstrative Zu rückziehung der englischen Truppen, „abgesehen von einer kleinen Truppenmacht, di« als Garantie sür di« Dawes- Zahlungen notwendig wäre", falls di« Franzosen nicht nachgeben wollten. Das Blatt erwartet davon offenbar einen moralischen Druck auf Frankreich. Die liberale Press« ist im übrigen auch aufgebracht durch «ine Pariser Korrespondenz des „Manchester Guardian", in der die französische These beschrieben wurde, wonach Locarno einer Ergänzung durch «inen Ostpakt bedürfe, und die völlige Räumung des Rheinlandes ohne eine solche nicht möglich sei. Obgleich der Konflikt zwischen den englischen und den fran zösischen Wünschen in der Besatzungsfrage zweifellos tief geht, können die vorstehenden Presiestimmen nur mit Vorbehalt als Echo der amtlichen Meinung betrachtet werden. Die „Weftminster Gazette" z. B. weiß durchaus, daß ihre Forderung einen oppo sitionellen Charakter hat, wie sich aus ihren Klagen über Man gel an englischer Führung in der europäischen Politik ergibt. Das Blatt weiß natürlich, daß die Zurückziehung der englischen Truppen selbst vom deutschen Standpunkte zwei Seiten haben würde und wünscht sie nur insoweit, als Deutsch, land nicht selbst Einwendungen gegen eine solche völlige Franzö- sierung der Besatzung erhebe. Das Wesentliche ist jedoch, daß ein großer Teil der englischen Oeffentlichkeit wie bei dem Streit um Ratssitze in ausgesprochener Opposition zu Frankreich steht, und von Chamberlain in energisches selbständiges Verhalten fordert. Frankreichs Floltenrkstung Paris, 24. August. Nach einer Zusammenstellung des „Intronsigeant" hat die französische Marine, die während des Krieges 115 000 Tonnen verloren hatte, seit dem Jahre 1920 nicht weniger als 7 4 neue Einheiten in Dienst gestellt, darunter sechs Kreuzer mit einer Wasserverdrängung von je 10 000 Tonnen, neun- Torpedojäger von je 2500 Tonnen, ferner 22 Torpedoboote, 18 Hochseeunterseeboote, 12 Unterseeboote der sogenannten 2. Klasse, zwei Minenleger und ein Flugzeugmutterschiff. Die von der Kammer im letzten Jahre bewilligten Kredite sehen den Neubau von einem 10 000-Tonnen-Kreuzer, drei Torpedobootszerstörern, vier Torpedobooten, fünf Hoch- seeunterseebooten, vier kleineren Unterseebooten und neun Hilfsfahrzeugen vor. Ein von der Regierung verlangter, von der Kammer noch nicht genehmigter Kredit ergänzt dieses Programm durch weitere 13 Einheiten, darunter einen großen Kreuzer und sechs große Torpedobootszerstörer. Obwohl die parlamentarische Genehmigung noch aussteht, hat das Marine ministerium die Stapellegung bereits vorbereiten lassen. Ins gesamt sind es nicht weniger als 800 OVO Tonnen, um die di« französisch« Flott« durch das in voller Ausführung begriffen« Bauprogramm vermehrt wird. Garibaldis Heimkehr- (Von unserem Korrespondenten.) 0. l. Wien, 20. August. Der italienische Botschafter In London hat mit Zustimmung des italienischen Innenministeriums Ricciotti Gari baldi die Erlaub ni s zur Rückkehr nach Italien crteilt — mit diesen dürren Worten wird der knappe Schluß strich unter ein Thema gesetzt, das in den ersten Novembertagen v. I. spaltenlang die Ocsfentlichkeit beschäftigte. Garibaldi habe eine Doppelrolle zwischen Faschio und Emigration igespielt, er habe Emigranten dem Faschio an das Messer geliefert und Habs so mit der liberalen Tradition seines Namens gebrochen, da durch und weil er Geld dafür vom Faschio genommen habe, die Ehre seines Namens besudelt. Nur eines vergaß man in der da maligen Darstellung: Garibaldi war Oberst in der italienischen Armee; er hatte während des Weltkrieges in Frankreich gefach ten, kannte sich daher in militärischen Dingen Frankreichs gut aus und war — der Haupttradition seines Namens nach — Nationalist und Jrredentist! Allerdings bekleidete er auch — wieder den Traditionen seines Namens gemäß — eine hohe Rangordnung im Grand Orient; solange Bauere franzö sischer Botschafter in London war, deckte sich Zrredentismus mit der Zugehörigkeit zum Grand Orient; als der Faschio die Stoß richtung der Jrredenta gegen Savoyen und Nizza, Korsika und Tunis einstellte, trennten sich die Wege, von denen der des Grand Orient sein jähes Ende durch das Verbot der Logentätigkeit in Italien fand. Garibaldi blieb Logenbruder — wahrscheinlich nicht ohne Einwilligung des Faschio, weil man den Oberst Gari baldi, der die französische Armee kannte, wie keinen zweiten im militärischen Kundschaftsdienst gebrauchen konnte, wozu Logen- mitgliedschaft und Emigrantion einen Deckmantel abgaben, wie ein zweiter nicht leicht gefunden werden konnte. Also ging Ricciotti Garibaldi über die Grenze, wurde vom Grand Orient auf französischem Boden mit offenen Armen aus genommen und ließ sich in der „unerlöstcn" Vaterstadt seines Großvaters nieder — in jenem Nizza, das Frankreich 1859 Italien „geraubt" habe. Hier arbeitete Ricciotti; seine Berichte gingen mittels Kuriers über die Grenze und enthielten die wert vollsten Nachrichten über Frankreichs militärischen Maßnahmen an der franko-italienischen Grenze. Diese Kuriere waren eben falls Emigranten, deren Erundcinstellung jener Garibaldis ent sprach. Einzelne wurden in Italien „verhaftet", „bekehrten" sich daraufhin und fanden daher Verzeihung vor den Augen des Duc«. Andere kamen „unter Lebensgefahr" wieder zurück und überbrachten Nachrichten aus Italien in jenem Umfang, der dem Faschio genehm war. Co unterhielt Italien einen wirklichen und Frankreich einen irrtümlichen Kundfchaftsdienst, bis eines Tages bei einem Ercnzpassantcn sowohl ein französisches Frei- billet, als ein umfangreicher Bericht Garibaldis gefunden wurde. Da man verschiedene Angaben Garibaldis im Laufe der Vor untersuchung nicht an die große Glocke hängen wollte, wurde er von seiten Frankreichs des Landes verwiesen — nach ncunmonat» lichen Aufenthalt in Kuba kehrt Ricciotti Garibaldi nun in sein Vaterland zurück; zwar nicht an der Spitze antifaschistischer Legionen, sondern als kleiner Geschäftsmann, wie „Jmperio" ironisch bemerkt und damit keineswegs Garibaldi, sondern die antifaschistischen Legionen Frankreichs meint. Ricciotti Garibaldi hatte seinen Wohnsitz in der Heimat stadt seines Großvaters aufgeschlagcn — ein Garibaldi, der in Nizza wohnt und nicht für die Jtalianitä arbeitet, ist ein Un ding; die Heimkehr Ricciottis beweist dies. Explosion in ver Unlerrichlsflunde. Bad Dürkheim, 23. August Als gestern nachmittag der Lehrer einer Knabenklasf« der hiesigen Volksschule in Naturkunde Unterricht erteilte, ex plodiert« «tne Flasche mit Sauerstoff, io 'Knaben wurden »er- letzt, darunter neun leicht »»d «in«, schwer keine Todesstrafe im uevev Schweizer Gesetzbuch Bern, 23. August. (E. P.) Zn der Frage der Todesstrafe im neuen Schweizer Gesetzbuch wurde von der Beratungskommission, die gegen wärtig in St. Moritz tagt, endgültig beschlossen, die Frag« der Todesstrafe im Gesetz selbst prinzipiell zu lösen und sie nicht den Kantonen zu überlassen. Gegen di« Stimmen der katholischen Konservativen wird die Uebernahm« der Todesstrafe in das eidgenössische Strafgesetzbuch abgelehnt. An ihr« Stelle tritt Hst lebenslänglich« Zuchthausstrafe. Polnisch-litauische Grenzzwischensällr. (Von unserem Korrespondenten.) k. 7. Warschau, 22. August An der polnisch « litauischen Grenze kam es in den letzten Tagen zu mehreren Erenzzwischenfällen. Eine litauische Militärabteilung schoß auf Angehörige des pol nischen Erenzschuhkorps. Das Feuer wurde von polnischer Seite mit Maschinengewehrfeuer erwidert, ohne daß jemand ver letzt wurde. Am Freitag wurde an der polnisch-litauischen Grenze «in polnischer Grenzbeamter auf polnischem Gebiete von einer litauischen Militärabteilung verhaftet und nach Kowno gebracht. Besonders letzter Fall hat großes Aussehen erregt und wird von der polnischen Presse mit erregten, Litarvn feindlichen Kommentaren besprochen. Wechsel im Enquele-Ausschutz. Der Generalsekretär des Enquete-Ausschusses, Ministerial rat Dr. Walter Grävell, ist aus seiner Stellung als Generalsekretär ausgeschieden, um unter Beurlaubung aus dem Reichsdienst einem Nus der Chilenischen Negierung, sich auf dem Gebiete der amtlichen chilenischen Statistik organisatori schen Ausgaben zu widmen, Folge zu leisten. Zu seinem Nach folger im Enquete-Ausschuß ist Oberregierungsrat z. D. Georg Mayer ernannt worden, der seinerzeit das Aussuhramt Ems geführt hat und später als Stellvertreter des Devisenkommissars tätig gewesen ist. Mayer war dann mehrere Jahre römischer Korrespondent der „Germania" und ist unseren Lesern durch seine trefflichen Schilderungen aus dem italienlchen Kulturkrets bestens bekannt. Pros. Ziekarsch «ach Köln berufe«. Professor Dr. Job. Ziekursch hat vom preußischen Kau- tusministerium seine Bestallung für die Universität Köln erhal ten. Er wird bereits im Wintersemester dort Vorlesungen ab halten. Ziekarsch hat in wissenschaftlichen und politischen Krei sen vor allem Beachtung durch sein grohangelegtes Geschichts werk gefunden. Von feiner „Politischen Geschichte des neuen deutschen Kaiserreiches" ist der erst« Band, ,,Di« Reichsgründung" Ende 1925 erschienen. In diesen Tagen wird Professor Ziekursch das Manuskript des mit Spannung erwarteten zweiten Bandes vollenden. Das Scheiden des Professors Ziekurlck aus Breslau wird allgemein bedauert. IMS Mart uvlerschiageu unb verpratzt Köln, 23. August. Ein im Städtischen Verkehrsamt Angestellter unterschlug im Laufe der letzten drei Jahre etwa 10 000 Mark. Er hat das Geld in fröhlicher Gesellschaft verpraßt; feine Familie ließ «r halben. Mrepidemle im kreise Rybvil. SlybnU, 23. August Seit einigen Tagen herrscht im Kreis« Rybnik «ine Ruhr- «pidemir, dir schon zahlreich« Tcckessälle zur Folg« hatte. Im ganzen find der Seuche bisher 13 Personen erlegen. Di, INaiwodkLakt hat umfassende Gcherbeit-wabnab»«, «maeordnet.