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Sächsische Volkszeitung : 14.08.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192708143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270814
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270814
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-14
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.08.1927
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Die G.-D. -es Anikas-Verbandes In Breslau, der alten Bischofs- und Musenstadt der schle. ßschen Ostmark, wo der Rhythmus der modernen Großstadt sich in selten I>arinonischer Weise mit dem Geiste einer großen vergangenen Kultur vermählt, einer Stadt, wo der Lärm des hastenden Industrie- lebens auch heute noch nicht jenes geheimnisvolle Raunen einer srclcnvolleren Vergangenheit zu übcrtönen vermag, wo dir vielmehr aus Schritt und Tritt mitten aus der Reklame der modernen City heraus die geheimnisvolle Sprach« mittelalterlicher Geistcshaltung in zahllosen himmelragenden Domen rntgegentritt, in diesem ost deutschen Wirdschasts- und Kulturzentrum tagt in den ersten August tagen die 64. Generalversammlung der wissen schaftlich katholischen St u d e n t e n v e r e i n e „Uni- 1as* (U. V.). Zum ersten Male kam der UnitaLverband, mit sei nen achtzig Jahren der älteste der katholischen deutschen Studcnten- vcrbände, mit seiner G. V. nach dem Osten. Und der in allen Tei len würdige Verlaus der bedeutsamen Tagung zeigte, daß sich auch die Unitas hier im Osten bereits eine tragsühige Grundlage und die notwendige öffentliche Anerkennung erworben hat, seit im Jahre 1909 Münstcraner Studenten den unitarischen Gedanken nach Bres lau verpflanzten und die „ G u c st sal i a - U n i 1 a S * gründeten. Das erste öffentlicl-e Auftreten des GesamtvcrbandcS, der heute über mehr als 50 Korporationen an säst allen Hochschulen des deutschen Sprachgebietes verfügt, war sür den unitarischen Gedanken aus schle sischem Boden ein Ansporn zur weiteren Entwicklung. Der äußere Verlauf ist zwar nicht das entscheidende Merkmal für die Bedeutung einer studentischen Tagung. Wohl aber ist der Schritt in die Oesfentlichkcit für einen katholischen Studenicnvcrband «ine Gelegenheit zu offenem Bekenntnis seiner Ideale, das heißt in allererster Linie ein Bekenntnis zur Kirche, zur katholischen Welt- vnsciMiung. Daher als Auftakt das feierliche Pontifikalamt am alten ehrwürdigen Breslauer Dom. Daher die Huldigung der sämtlichen Chargierten und der anwesenden Alihcrrenschast im Hose des sürstbischoslichen Palais vor dem unitarischcn A. H. ans dem Breslauer Vischossstuhle S. Eminenz Kardinal Adolf Bertram (Unitns-Würzburg). Es waren Minuten höchster Weihestimmung, als der U. V. durch den Vorort „Anitas Neinmark- Köln" dem Vorsitzenden der Fuldaer Vischosskonfcrenz das Gelöb nis treuester Gefolgschaft zu Füßen legte. Und es ehrte de» Unitas- verband in ganz besonderer Art, daß er in dem hochschulpolitischen Streite um das sogenannte Erlanger Verbändeabkommen in Fragen von Duell und Mensur am entschiedensten den Standpunkt des deut schen Episkopates verfochten hat und noch verfechtet. Kardinal Bertram seinerseits kennzeichnet«: in liebevoller Erinnerung an seine aktive Studentenzeit die unitarischc Eigenart, zu treuem Fest halten an der großen Tradition der Gründer der Unitas mahnend. Ohne die Vorzüge anderer Verbände verkennen zu wollen, sprach der A. H. im KardinalSpurpur von dem Bestreben nach religiöser Vertiefung, das der Unitas immer Grundsatz gewesen sei, von den regelmäßigen Gencralkommunionen an den Patronatsfesten des Ver bandes, von der traditionellen Einsachkcit der unitarischcn Vcrcins- weise und dem Verzicht auf so manches Aeußerliche. Der Kardinal sprach weiter von dem Grundzuge des Ctrebcns nach dem Mel der Sittcnreinheit, von der Pietät gegen die Autorität und von dem Ringen nach gründlicher wissenschaftlicher Bildung. Er erinnerte «n die wissenschaftliche» Sitzungen der UnitaS, ohne die der Verband «ine wesentliche Eigenart verlieren würde. Er erinnerte in diesem Zusammenhang auch an die Bedeutung der Exerziticnbcmcgung und wies weiter hin ans den Grundsatz der Bescheidenheit in allem knisteren Gepränge, der am besten geeignet sei, Bande zu schlingen guni Herzen des Volkes, dem wir zu dienen berufen sind. Mit Stolz nannte er den echt sozialen Zug einen Grundsatz der UnitaS nnd gedachte seiner Wcggenossenschaft mit Franz Hitze in Würz- tburg. Immer wieder klang alte unitarischc Vergangenheit an und beschwor die junge unitarischc Generation, die huldigend vor den» Kardinal stand, zum Festhalten an der Tradition und zu Wachstum «an inneren Werten. Es war ein erhebendes Ereignis, als sich die lüber 50 blau-weiß-goldcnen Banner zum bischöflichen Segen her- niedcrsenkten. « Die ganze Generalversammlung war ein Ausdruck der Eigen art des UnitasvcrbandcS. In einem öffentlichen wissenschaft lichen Abend im Musiksaal der Universität sprach A. H. Uni- bersitätsprosessor Dr. Pangerl S I. (Unitas Norica, Inns bruck) über „Das Papsttum in der Weltgeschichte". Beim Ponti - itkalrcquiem für die Verstorbenen des Verbandes in der Mat- khiaS-Universitäts-Kirche, das Dompropst Gcncralvikar Prälat Blacschkc zelebrierte, gingen die Teilnehmer der Tagung zum Tisch des Herrn, und beim Fcstkommcrs am Sonnabend im großen sSaalc des St.-Vinzcnz-HauscS fand die Amicitia einen studcnlischen Ausdruck. Unitarische Eigenart klang auch in'der Festrede de? A. H. Dr. Krone M. d ,R( an, das heißt jene nationale Gesin nung, jenes Bekenntnis zu Volk und Staat, das fern von Phrase und Schein den verantwortungsvollen Weg der Pflicht geht. Es waren ernste Worte der Selbstbesinnung nnd der grundsätzlichen Orientierung in den Fragen um Volk und Staat, wie man sie auf studentischen Tagungen nicht jeden Tag zu hören bekommen mag. Der Verlaus des Kommerses, an dem die Spitzen der Universität, der Stadt Breslau, der Provinz Schlesien und Oberschlesicn und zahlreiche andere Ehrengäste teilnahmen, hat gezeigt, wie sich mit der grundsätzlichen »nilarischcn Gesinnung warmes Naiionaibcwußt- sein und begeisterte Hingabe an Volk und Vaterland sehr wohl ver trägt. In der alten Prächtigen Aula Leopoldina der schlesischen Fricd- rich-Wilhclm-Universität, einem Meisterwerk des Jesuitcnbarock, fand eine besondere akademische Trancrfcicr sür die verstorbe ne» des Verbandes, insbesondere sür die Gefallenen des Weltkrieges statt. Die Chargierten nahmen in Traucrwichs daran teil. In kur zen erhebenden Worten gedachte Vorortspräsidcnt Dipl.-Kausmann Roesch der Toten und ihres Vermächtnisses. Er wies unter ande rem darauf hin, daß der U. V. die relativ zweithöchste Gcsallcncn- ziffer aller deutschen Studcntcnvcrbände zu beklage» habe. Der der zeitige Rektor der Universität, Professor Dr. Korucmann, be grüßte bei dieser Gelegenheit die Generalversammlung. Auch er wies auf die Opfer und Pflichttreue der Gefallenen hin und mahnte die heutige Generation zu gleicher Pflichterfüllung. Dann schmückte man das Ehrenmal der Universität mit einen« Lorbecrkranz und den VerbandSfarben. * ^ Von nniiarischcr Eigenart getragen war insbesondere auch die M o r g e u s i tz u n g, wie sie an jedem Patronatsfeste nach der ge meinsamen Kommunion üblich ist. Sic wurde diesmal durch den wissenschaftlichen Portrag des Siiideiitcnscclsorgcrs Privatdozcutcn Dr. S ch » l c in a u n (Ehrenmitglied des U. V.) zu einem besonderen Erlebnis. Dr. Schulcmann sprach über „Die Ideale moderner Lebensweisheit und das Ehristcntum". Von den modernen Schulen der Lebensweisheit ausgehend, zeichnete der Referent mit seiner feinsinnigen philosophische» Art Wesen und Gehalt der christlichen Lebensweisheit und legte ihre Ucberlegenheit über jede nichtchrist- liche Auffassung und ihre einzige Richtigkeit klar. So wurde auch diese Morgcnsitzung, die mit dem unitarischen Vcreinsgcbct eröffnet und abgeschlossen wurde, zu einem wertvollen Glieds der 64. Gene ralversammlung, selber ein Ausdruck jener christlichen Lebensweis heit. die eine innige Verbindung von echter Religiosität und Leben bedeutet: „Uece quam bonum et quam iucunckum est, kaditare Iratreo in unuml" Waren also die scsilichcn Veranstaltungen keineswegs Fassade, sondern echter Ausdruck nnitarischcr Eigenart, so darf man das auch von dem eigentlichen A r b e i t s p r o g r a m m der Tagung be haupten. Auch hier wehte ein frischer nnitarischcr Zug, ganz gleich, ob inan über das Thema der diesjährigen Generalversammlung, die Amicitia, ernste Aussprache pflog (Referent Studiendirektor Karl Freibüter, Buer), ob die sozialen Vcrbnndscinrichtiingen zur Debatte standen (Referent Stndienrat Ludwig Freibüter, Mün ster), oder ob nian sich hier im Osten mit den ernsten Fragen des Aiislandsdcutschtuiiis befaßte (Referenten Dr. Wolf und Dr. Weber). Folgende Ncugriindiing konnte in den Verband aus genommen werden: Unitas Mainz. Unitas Stolzenfels, Unitas Rheinpfalz, München, sowie die Unitaszirkel Nibelung Bonn und Bamberg. Die Verhandlungen, die im Sitzungssaal des schlesischen Provinziallondtages stattsanden, standen ebenso wie die Leitung (G.-V.-Präsident Gcr.-Ncf. Dr. Versteh!, Bonn) auf einer erfreu lichen Höhe. Eand. med. Wuttke, Breslau, der sich bei Vor bereitung und Durchführung der Generalversammlung besondere Verdienste erworben hatte, wurde zum neuen Vorortspräsidcnten ge wählt. „Die Geiicrasversammlmigeii unserer studentischen Korporation haben in vielfacher Hinsicht gewonnen. Sie sind eine Manifestation nicht nur des äußeren Wachstums der Verbände, sondern mehr roch des belebenden Geistes. Sie sind eine Probe auf den Zusammenhalt zwischen den alten Herren und der Aktivitas. Sie wecken von selbst die Frage, ob die Prinzipien und Ziele der Gründer unverändert j und mit innerer Ueberzeiigung sestgthaltcn sind oder ob langsam «ine Umstellung «nmcrklich cingctreten ist. Sie legen es nahe, die Stellungnahme d«S Verbandes zu denjenigen Bewegungen uachzu- prüscn, di« mehr von austcn her in die Studentenschaft hineingctra- gen sind, si« sind auch eine Probe aus das Verhältnis der Studen tenschaft zum Bolksganzen." So Kardinal Bertram bet der Huldigung im Hose des Fürstbischöslichcn Palais. Uns dünkt, in diesem Sinne kann di« Generalversammlung der Unitas bestehen. Ihr Verlauf hat gezeigt, daß die alte Tradition und bas Bestreben zu ihrer weiteren Verwirklichung noch in allen Kreisen lebendig ist. Möge die Unitas in treuer Zusammenarbeit mit den übrigen katholi schen Studentenverbänden an den deutschen Hochschulen getreu ihrer Ucberlicserung Weiterarbeiten. Dann wird aus dieser Arbeit nicht nur dem ganzen katholischen Volke, sondern auch dem gesamten Vatcrlande Segen erwachsen. M. D Der Abschluß der Fuldaer K.V.-Tagung '-j- Fulda, 8. August. Der gleichzeitig mit der 63. Vertreter-Bersaminlung tagende Philistertag des Kartcllvcrbandes der Katholischen Stn- de utenverein« Deutschland (K.D.) befaßte sich betont mit der Frage, in welcher LUeise die Mitarbeit des Alten Herren am geistigen und sozialen Leben seines Vereins und durch diesen und die akademische Ec-meinschast am Volksganzen noch tiefer und lebendiger gestaltet werden könne. Auch hier stand der Pslichtaeanke stark im Vordergrund. Die Aktive V-V. wies in Referat und Aussprach« die K.V.er eindringlich auf die Lage, die Nöte und die Zukunft unserer dcut» s«l>en Volksgenossen in den gefährdeten, den abgetretenen Gebie ten und in der nationalen Diaspora hin. Eifrige Beschäftigung mit den einschlägigen Problemen und konsequente Mitarbeit in allen in Frage kommenden Organisationen wurde als selbstver ständliche Verpflichtung für die Vereine nnd die einzelnen K.V.er anerkannt. Vor allem sollen neben weltanschaulichen, sozialen, staats- und hochschiilpolitischen Dingen die Fragen des Grenz- und U u s l a ndsd e wisch 1 u in s auf den erneut beschlossenen E ch u l u n g s t a g u iig e n des K.V. behandelt werden. Es sind fürs erste fünf derartige Tagungen nach regionaler Eintei lung vorgesehen. Der weitere Ausbau des K.V. Schrifttum» dient diesen und ähnlichen Zwecken. Neue Bestimmungen über die k o l l c g i a l e Leitung des Verbandes, den aus drei Mitgliedern bestehenden Bcrbandsrat, und die Vcrbandsgcrichtsordnun« wurden probeweise auf 1 Jahr angenommen. — Als ordentlicher Verein wurde Ereifenstein- Wien, als außerordentlicher Verein Rheinpreußen-Derlin ausge nommen, womit sich die Zahl der Kartcllvcrcine aus 89 erhöht. Eine Menge von Dingen der internen Ver waltung, der Organisation, des äußeren Aufbaues des K.V. usw. fanden neben dem Grundsätzlichen eingehende Besprechung. Der Vorort bleibt auch für das nächste Jahr bei Frank o- Borussla-Breslau, die Leitung des Philistertums unter dem Vorsitz von Alten Herrn Iustizrat Dirk amp beim Phili sterzirkel Bochum. Die nächste V.V. findet wieder inFulda statt. Der geistige Gehalt, der Innere Gewinn der ganzen Tagung und der geschlossene Wille zu kartellbrüderlicher Einigkeit und zur opferbereiten Hingabe am K.V. fanden in den Dankes- und Schlußworten und dem gemeinschaftlichen Gesang des Bundesliedes erneut starken Ausdruck. — Ein geselliges Zusam mensein mit den K.V.ern und der weiteren Bürgerschaft Fuldas mit ihren Damen brachte den harmonischen Abschluß der nach innen und außen durchaus befriedigenden 63. Bertretcrversamm- luna des K.V. Erhaltung eines wichtigen Kunst« und Quellenwerkes slle Deutschland. Die 100 Originnlaquarelle, die der württembergffche General Christian Wilhelm von Faber du Faur, der Bater Ottos Faber du Fanrs, aus dem russischen Feldzug von 181L mit heim gebracht hat, befanden sich bisher in Münchner Prioatbesitz und standen seit einiger Zeit in Gefahr, ins Ausland verkauft zu werden. Nachdem cs dem Eingreifen des Leiters der alten Ab teilung im Bayrischen Armeemuseum, Dr. H. Stöcklcin, gelungen war, zunächst einen Aufschub der Verkaufsverhandlungen zu er reichen, hat er durch unermüdliche Werbearbeit, der schließlich auch das bayrische Ministerium des Innern zu Hilfe kam. dis für den Ankauf des Werkes nötige Summe zusammengebracht und leinen Besitz dem Armcemuseum gesichert. Faber du Faurs Originale, von denen die gegen 1831 hergestelltcn Litho- graphien nur «inen schwachen Begriff geben, veranschaulichen in ihrer Treue, Lebendigkeit und Farbenschönheit den Feldzug und Untergang der Großen Armee in einzigartiger Weise. Franz von Assisi- Historische Novelle, von M. D. Krüger. ^ sl8. Fortsetzung.) wieder lfle demütige Haltung annehmend, sagte er in gewohntem, plärrendem Ton zu Petrus: „Heute nicht? Dann also morgen, lieber Herr." Ep kicherte. „Vomanl kommt doch immer wieder. Damit ging er. Fest hatte Pica ihren Eatten umschlungen gehalten. Jetzt ließ sie ihre Arme von seinem Halse gleiten, froh, daß für dieses Mal die häßliche Szene ohne Schaden zu Ende war. „Gemeiner Dettlerstolz," knirschte Petrus dem ihm verhaßten nach. „Den werde ich nicht dulden." Franz hatte an dem ganzen Auftritt keinen sichtbaen Anteil ge nommen. Bei diesen Worten richtete er sich auf und sagte eifrig: „Wie, Vater, bekämpfst du den Stolz in anderen und duldest ihn in dir?" Mit äußerster Verwunderung hörte Petrus die Worte. „Den Stolz in mir?" rief er erhobenen Hauptes. „Ist es möglich, daß du den edlen Stolz des schaffenden Mannes und die freche Anmaßung des Müßiggängers In einem Atem nennst? Mein Stolz baut sich auf festem Grunde: Klugheit. Kühnheit, Ausdauer. Und über dem allen der Segen einer gnädigen Eottessonne." Diese letzten Worte erweckten in Franz e nen Mut, den er seinem Vater gegen über selten fand. Seine beiden Hände ergreifend, rief er innig: „Mein lieber Vater, wenn du den Bettlsrstaub vom Staub des Elends und der äußeren Häßlichkeit be freitest, käme nicht dann das schönste und leuchtendste Ju wel zu Tage: das tiefe Durchdrungensein von der Eottes- kindschaft?" Die Hände hart sortreißend, sagte Petrus mit schneidender Kälte: „Du fieberst noch immer. Das sind Gedanken einer Menschen, der vom vergossenen Bkst aus- gedörrt ist, von unnütz vergossenem.. Dazu das ewige Beten der zwei allzu frommen Frauen über dir. Es ist rin schlechter Anfang heute. Wenn ich helmkehre, hoffe ich. dich in schwellender Gesundheit und in neuem Lebens drang zu finden. Bis da. lebe wobl." Er küßte den inniggeliebten Sohn und ging. Seine Gattin begleitete ihn. Noch ein Weilchen hörte der be wegungslos daliegende Kranke die mannigfaltigen Ge räusche eines großen Aufbruchs. Dann ward es still. „ . . ll. . Gleich darauf trat seine Mutter wieder ein und setzte sich auf ihren Platz neben seinem Bett. Aus seinem Sinnen heraus fragte er: „Wie halfst du dir. Mutter, wenn du den Armen gern geben wolltest und cs nicht durftest, oder doch wenigstens nicht so, wie es dir dein Herz gebot?^' Auf Picas Gesicht erstrahlte ein froher Schein, das Glück über einen einst lange schmerzlich gesuchten und end lich gefundenen Ausweg. Mit frohem Lächeln erwiderte sie: ..Ich schenkte jedem Bettler außer der vorgcschrlebcnen Münje noch in tiefster Seele etwas, das nicht kärglich, das groß und reich war, um ihn zu beglücken." Ihr Sohn sah sie mit ausflammenden Augen an: „Und nachdem du einmal von der Wonne des königlichen Schenken? gekostet hattest, hast du es dir nimmer wieder versagen können. Dein Verlangen nach ihr wuchs ins Unbegrenzte. Du ver schenktest deinen Schmuck, die kostbaren Kleider, das gül dene Gerät, die vollen Schreine, ja zuletzt Haus und Garten. Nichts war mehr dein." „Nichts," sagte seine Mutter, „denn ich habe ehrlich gegeben. Wie Fremdes, mir nicht mehr Gehörendes sah mich alles an. Nichts flößte mir mehr den Stolz glänzenden Besitzes ein." „Doch als du alles fortgegeben haltest, was du besaßest," fragte Franz dringl ch, „und immer weiter an dein Herz und deine Tür der F nger der untilgbaren Armut klopfte und glühender denn e in deiner Brust die Sehnsucht brannte, mit ihr zu teilen, was gabst du in tiefster Seele da, Mutter?" Eine beklemmende Stille breitete sich über das Gemach. Es war, als ob nur der Herzschlag der beiden Menschen in ihm tönte. Schwere Bangigkeit nahm Pica ganz gefangen. „Frage nicht," bat sie. „Ich bitte dich, sage es." beharrte ihr Sohn. „Später, «em, du «es«nd sesv-brderl bist." wollte sie ihn vertrösten. „Nein," sagte Franz leidenschaftlich, „ich werde es nie, wenn du mich im Ungewissen läßt. Erst aus deiner Antwort quillt mir die Genesung. Was gabst du endlich?" Zögernd, jedes Wort einer Leitzen Angst ent reißend. laate ft« abaevrochenr * »Das einzige, das ich wirk lich liebte — in tiefstem Herzen — das fortzugeben ein qualvolles — tätliches Opfer schien — und das doch in seiner Schwere die höchste Süße barg." „Was ist das. Mutter?" Sie wollte sprechen, aber nur ein tiefer Seufzer drang von ihren Lippen. Da näherten sich ihr die sehnsuchstvollen aus sie in glühendster Frage gerichteten Augen noch mehr: ein unwiderstehliches Flüstern: „Was ist das?" entrang ih« das letzte. Vor dem Bett in die Knie sinkend, hauchte sie: „Mein Sohn." Und über ihr Haupt klang es jubelnd wie die Stimme eines Erlösten: „So bin ich ein Gelobter! Ich gehöre mir nicht mehr an." Im Herzen seiner Mutter war heiße Reue, daß sie sich ihr Geheimnis hatte entringen lassen. „Kein Mensch kann über einen anderen verfügen," stammelte sie hastig. „Selbst die Mutter über ihr eigenes Kind nicht. Du bist frei, frei." Und leise, es in diesem Augenblick sehnlichst wünschend, fügte sie hinzu: „Laß es mit dir, meinem letzten und höchsten Geschenk, werden wie mit allem andern. Gottes Gnade nimmt den Willen sür die Tat." Aber die Flut im jungen, stürmischen Herzen war nicht zurückzudämmen. „O." rief Franz, „hätte Ich es doch eher gewußt, wofür mich meine edle Mutter geboren hat! Wie viele Irrwege wären mir erspart geblieben. Und das Blut, das eitel und unnütz vertropft ist. hätte ich zu besserem Zwecke aufgespart." „Nein, nein," siebte seine Mutter angstvoll, „entscheide dich nicht so schnell. Denke an deinen Vater! Wie Stein um Stein seines ragenden Pa lastes. von seinem, von seiner Väter Schweiße erbaut ist. Denke an das freudige Aufblitzen seiner klugen Augen, wenn er in die güldene Kette seines Reichtums ein neues schweres Glied fügen konnte! Und du. sein einziger Sohn, willst dies alles zestören?" Es tvar, als ob ihre Welt versunken war und erst jetzt die ihres Eatten ihrer Seele sichtbar wird. Begütigend faßte Franz die Hände. „Wer denkt denn an Zerstören. Mutter? Will sch denn zerstören? Nein, dem stolzen Haus, das er gebaut hat. will ich den Turm auss»tzen, die Kuppel, die es zur Kirche weiht." „Nicht chm zur Freude." sagte Pica, „noch mit seinem Willen. Wie hast du schon seinen Zorn erregt, wenn du als Kind ein kostbares Wams, in dem er seinen Sohn prunken sehen wollte, tn raschem Mitleid an einen nackten Knabtzp ver schenktest." (Fortfttzuna folgt.)
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