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Sächsische Volkszeitung : 16.08.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192708162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270816
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270816
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-08
- Tag 1927-08-16
-
Monat
1927-08
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.08.1927
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Das nette Grotzkraftwerk Niederwartha Dresden, 1b. August. Nachdem im Kurhaus Oberwartha, oem früheren Presseheim, das Baubüro für die hydroelektrische Speicheranlage unter Leitung von Baurat Rudolph errichtet worden ist, haben die Arbeiten im Silbergrunde bereits begon- »ren. Vor einigen Tagen wurden die Vorbereitungen zur An legung eines Umlaufs- oder Entwässerungsstollens zur Silber grundsperre ausgenommen. Dieser in Felsen einzuarbeitende Aunnel wird 440 Meter lang bei etwa 2 Meter Lichtweite. Er )«immt seinen Anfang auf Rennersdorfer Seite kurz vorm OLer- warthoer-Remiersdorser Fuszwege und führt bis zum Anfang des Silbergrundes (dicht an der Fahrstraße). In 0-10 Wochen soll der Durchbruch vor sich gehen. — Gearbeitet wird von zwei Seiten. Der Stollen hat etwa 16 Meter Gefälle. Er wird mit Eisenrohren von einem Meter Lichtweite ausgestattet, die zur Entleerung des kleinen Stausees dienen, und die auch bei star ben Regenfällen den Wasserabfluß zu regeln bestimmt sind. Das Wasser fände dann Abfluß in dem von Rennersdorf aus neben der Straße hinfließenden Wässerchen. Der Unkersdorfer kleine Zufluß verläuft in der Sperre, die am Eingang des Silber grundes einen reichlich 100 Meter dicken Erdschutzdamm be kommt, dessen Ausführung unter Beobachtung aller Vorsichts maßnahmen stattfindet. Zur Erzielung gründlicher Bindung Mit dem gewachsenen Boden wird die beraste Oberschicht tief vusgehüben und erst dann die an Ort und Stelle gewonnene Erde aufgeschüttet, die außerdem an den beiden Böschungen stark eingeschlißt wird. Eine Lehmschicht gibt dem breiten Damm nach der Wasserseite besonderen Halt, so daß jedwede Befürchtung eines Durchbruches unberechtigt ist. Die Felsbohrungen werden mit Preßluftbohrung vorge nommen, die hierzu erforderlichen Maschinen und ein großer Luftkessel sind bereits betriebsfähig. In starken Eisenrohren geschieht die Preßluftzuführung nach den beiden Bohrstellen. In einigen Tagen sollen auch zwei Greifbagger eintreffen zur Dienstleistung bei dem Bodentransport. Nach alledem steht zu erwarten, daß im Silbcrgrunde in kurzer Zeit eine sehr lebhafte Arbeitstätigkeit etnsetzen wird zur Herstellung des oberen Speicherbeckens, dessen Füllung später vom unteren Speicherbecken aus durch zwei Drei-Meter- Nohre des Nachts stattfinden soll. Diese wird auf den fogenann- ien Kötzschenbrodaer Wiesen beiderseits der Staatsstraße unter halb der Wilhelmsburg, angelegt werden. Der untere Stausee wird «lne Fläche von 38 Hektar umfassen. Die Straße muß deshalb eingezogcn und jenseits der Eisenbahn wieder erbaut werde». Die Konkurse in Sachsen im Monai Juli Im Monat Juli sind 88 Anträge auf Konkurseröffnung ge stellt worden. Von diesen entfallen auf die Großstädte Chemnitz, Dresden, Leipzig, Plauen und Zwickau 59. 56 An trägen ist stattgegcbcn worden, während 32 mangels Masse abgelehnt sind. Von den neuen Konkursen betrafen 52 natürliche Personen und Einzelfirmen, 15 Gesellschaften (darunter 7 offene Handels gesellschaften und 8 Gesellschaften m. b. H.) und 21 Nachlässe. 21 entfielen auf die Industrie, 36 auf den Warenhandel und 10 auf sonstige Gewerbe. Beendet Warden sind 115 schwebende Konkurs verfahren, davon 85 durch Schlußverteilung, 19 durch Zwangsvcr- gleich, 2 infolge allgemeiner Einwilligung und 9 wegen Masse ln angclS. Neben den Konkursen sind noch 7 Geschäftsaufsichten zur Ab wendung des Konkurses angeordnct worden. Davon betrafen 4 natürliche Personen und Einzelfirmcn, sowie 3 offene Handels gesellschaften. 3 entfielen auf die Industrie und 4 auf den Waren handel. Beendet wurden 10 Geschästsaussichten, und zwar 8 durch Iwangsvergleich und 2 ans anderen Gründen. — Von den ins gesamt beteiligten 193 Unternehmungen waren 130 (--- 67,4 Pro- ent) erst nach dem Kriege entstanden gegen 6 f- 3,1 Prozent) aus er Kriegszeit und 57 (— 29,5 Prozent) aus der Vorkriegszeit hammenden. Gründung einer Arbeitsgemeinschaft zur Ucberwachung eicr- irischcr Jnstallationsaulagcn in den landwirtschaftliche» Gehöfte» rin Freistaatc Sachsen. Unter dem Vorsitze der BrandvcrsichcrungSkam- Iicr haben seit einiger Zeit eingehende Beratungen über die im volkswirtschaftlichen Interesse dringend notwendige Förderung der Betriebs-, Feuer- und Unfallsicherheit der elektrischen JnstallationS- anlagen in den landwirtschaftlichen Gehöften Im Freistaatc Sachsen stattgefundcn, an denen außer der LandeS-Brand-VersicherungS- anstalt die Sächsische Landwirtschaftskammer, der Landbund, di« Landwirtfchastliche Bcrussgcnosscnschaft, die Dresdner Feuerver sicherung itanbwttNchäslliche Feueroenreyerung «aeyirni, vrr wer. band Deutscher Elmro-Jnstallateurc, BqirkSverein Sachsen, und der Verband Sächsischer Elektrizitätswerke beteiligt loaren. Am 8. August dieses Jahres wurde eine Arbeitsgemeinschaft gegründet, um hauptsächlich auf dem Wege der Belehrung eine Besserung der Ver hältnisse z» erzielen, wobei bis auf weiteres aus naheliegenden Grüirden der Landwirtschastskmmner der weitere Vorsitz übertragen wurde. Zur möglichsten Sftrmeidung von Kosten hat sich der Ver band der Elektrizitätswerk« im allgemeinen zur kostenlosen Vor nahme der erstmaligen Prüfung der Anlagen bereit gefunden. Die Satzungen sehen aber auch die Prüfung durch andere Sachverständige gegen Tragung der Kosten durch die betreffenden Landwirte vor. Jeder prüfende muß mit einem GenchmigungsauSweis der Arbeits gemeinschaft ausgestattet sein, der nach Gehör des zuständigen Wer kes durch die LandwirtschaftSkammer als Vorsitzende in der Arbeits gemeinschaft auf Grund vorheriger Verpflichtung ausgestellt wird. — Die Bescheinigung des ordnungsmäßigen Befundes der geprüf ten Anlage gewährt dem Eigentümer die Beruhigung, daß nach menschlichem Ermessen für Leib und Leben der Gebäudeinsassen und für ihr in den Gebäuden nntergebrachtes Hab und Gut keine un mittelbaren Gefahren durch diese elektrischen Anlagen bestehen. Wenn demnach ein Schadenfall nicht vorsätzlich bzw. grobfahrlässig herbet- gesührt wird (zum Beispiel durch das strafbare Ucberbrücken von Sicherungen usw.), wird der Gebäudeeigcntümcr auch durch die be stehenden Versicherungen gedeckt sein. vrrreirn und Umgebung Grohfeuer in Bühlau Dresden, 15. August. Während eines am Sonn<rl>endnach mittag über den Norden Dresdens gezogenen kurzen Gewitters schlug der Blitz im Stadtteil Dresden-Bühlau in die verpachtete Scheune des Gutes der Witwe Natusch. Die große massive Scheune mar angefüllt mit der kurz zuvor eingebrachten Ernte einer beträchtlichen Menge Heu, Stroh und landwirtsct-aftlichen Maschinen. In wenigen Minuten stand das umfängliche Ge bäude in Hellen Flammen. Die Dresdner Berussseuerwehr und die ebenso schnell eingetrossenen sreirvilligen Feuerwehren der Umgebung nahmen die Bekämpfung des Feuers aus, so daß nach 2—3 Stunden die Gefahr beseitigt und das Feuer nieder- gekämpst war. Mit Wlöschen und Aufräumungsarbeiien war die Feuerwehr noch bis in die Sonntagvormittagsstunden be schäftigt. Der Eckiaden ist nur teilweise durch Versicherung ge deckt. — In Sacka bei Radeburg, schlug bei dem Gewitter am Sonnabend ein Blitz in das Stallgebüude des Gutsbesitzers Max Böhme, in welchem große Mengen von Heu unter gebracht ivaren. In kürzester Zeit standen das Stallgebäude und das angebaute Wohnhaus in Hellen Flammen und brannten vollständig nieder. Alle Feuerwehren der umliegenden Ortschaf ten ivaren zur Bekämpfung des Brandes ausgerückt, konnten aber nur das Vieh und einiges Mobiliar retten. Gerechte Strafe Dresden, 13. August. Wege» Rückfallbetruges und Dieb stahls, wegen Kindesuiitcrschiebung und intellektueller Urkundenfäl schung stand heute die bereits oft vorbestrafte 28jährige Hausange stellte Martha Kühne vor Gericht. Insgesamt waren es 21 Siraffälle, die ihr zur Last gelegt wurden. In den meisten Fällen handelt es sich um Betrügereien und Diebereien, die sie bei ihren verschiedenen Dienstherrschaften begangen hat und bei denen ihr neben Kleidungsstücken und Schmucksachcn auch erhebliche Geldbeträge ln die Hände gefallen sind. Ta die Angeklagte voll geständig war, wachte sich nur ein kurzes Zeugenverhör notwendig. Staatsanwalt Dr. Steffens beantragte insgesamt eine Zuchthausstrafe von 107 Monaten, die er auf eine Gesamtstrafe von vier Jahre» Zuchthaus zusammcnzuziehcn bat. Ferner plädierte er auf die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren. Nach über cinstündigcr Beratung verkündete der Vorsitzende des Gerichts, Amtsgcrichtsdircktor Dr. Roth daS Urteil. Danach wird die An geklagte wegen Nückfalldiebstahls in acht Fallen, Rückfallbetruges in zehn Fällen, davon vier in Tateinheit mit Urkundenfälschung, fer ner wegen Veränderung des Personenstandes in Verbindung mit intellektueller Urkundenfälschung zu drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrcnrcchtsverlust verurteilt. Das Skeigen -er Erwerbslofenzlffer Im Laufe der vergangenen Woche wurden nach einem Be richte des Dresdner Arbeitsnachweises fast von allen Berufen zahl reiche offene Stellen gemeldet. Insbesondere forderten die Außen- berufe, i» erster Linie Landwirtschaft und Baugewerbe, in ver stärkter Zahl Arbeitskräfte an. Trotzdem in dieser Woche der er- P. Orifteser t« FreNal P. Dionqfiu, Orlsieser, der Redner des „»ich«», bacher Katholikentages, spricht am Montag. Id. August <«ar>« Himmelfahrt) abends 8 Uhr im Gemeindehaus Freitul» I» hannisstr. r. Alle Katholiken Dresden» fftrd herzlich zu dies«! Versammlung «ingeladen. — Das Gemeindehaus Freltal ist in wenigen Minuten zu erreichen von der Strasienbaknkaltettell« „Sächsischer Woks". Linie 22 oder Eillinie »0. 8 Exerzitien für Akademiker finden Im Hause Hohen« eichen bei Dresden (Hostenvih, Straßenbahnhaltestelle Kcvv- grund) vom 10.—20. August statt. höhte Zugang an Arbeitsuchenden anhielt, war es doch nicht mög lich, alle gemeldeten Stellen zu besetzen, da es an geeigneten Kräf ten fehlte. Die Landwirte haben sich deshalb bereit erklärt, auch Ungelernte bis zu 30 Jahren zur Bewältigung der Erntearbeilen einzustellcn. Nachdem sich die Arbeitsmarktlage für kaufmänntjchr Angestellte in den letzten Monaten gebessert batte, ist leider bereits wieder eine Verschlechterung eingetreten. Der Stellenein- gang in dieser Woche n>ar durchaus unzureichend. Der Bedarf be schränkte sich auf jüngere Kontoristen und Buchhalter Kleists „Prinz Friedrich von Homburg" wurde am Sonn«, tag im Schauspielbäus in neuer, sehr stimmungsvoller InszeniL-' rung aufgeführt. Das Publikum bereitete der Neueinstudierung einen vollen Erfolg. — Ein ausführlicher Bericht folgt in der nächsten Nummer. : Vom sprechenden Turm des Reichsverbandes der Deutschen Presse auf der Jahresschau Deutscher Arbeit wird während vH ersten 50 Stunden des Europa-Amerika-Fluges der tzunkersflieger in der Zeit von 9 bis 22 Uhr stündlich die neuesten Melkimäen über den Verlauf des Fluges gesprochen. : Die Ultraphon- und Eleetrola-Konzerle der Hos-Mu>ir- handlung H. Bock finden in dieser Woche täglich statt: Montag iK Hammers Hotel, Dienstag im Eldorado und Mittwoch im Faun? Palast. Der Eintritt ist frei. : Erteilt« Lekrberechtigung. Dem Dr. W. Threlfall ist dir Lehrberechtigung für das Fach der Mathematik in der Mothü mattsch-naturwiffenschaftlichen Abteilung der Technischen Hoch» schule Dresden erteilt worden. : Die seit dem 7. Juni 1927 gesperrte Caro»avr»ae zwischen Earolaplatz und dem eisernen Lragwerk der Brück« ist für den Ver kehr wieder freigegeben worden. Die seit dem 4. Juli 1927 wegen Deckenbehandlung gesperrte Fechnerstrahe zwischen Wächterstraße und SImsonplatz wird von heute ab für den Verkehr wieder freigegeben r Stratzenbahnumleitungen. In der Nacht zum Dienstag von 1—6 Uhr. Linie 8 und 17 zwischen Kaiserstroh« und Al- bertplatz über Heinrichstratze, Neustädter Markt, Hauptstraße, Linie 12 zwischen Neustädter Bahnhof und Moritzstraße über Antonstraße, Wilhelmplatz, Neustädter Markt, Augustusbrücke und Neumarkt. In der Nacht zum Mittwoch von 23—5 Uhr. Umleitung. Linie L zwischen Postplatz und Maxstraße über Wettinerstraße und Könneritzstraße. Lmie 6 und 10 zwischen Postplatz und Marienbriicke über Wettinerftraße und Könneritz straße. Linie 7 zwischen Postplatz und Tharandier Straße über Ostra-Allee, Weißeritzstraß« und Löbtauer Straße. Um steigen.' Linie 15 am Postplatz. — Außerdem werde» am Mittwoch, den 17. August von Vctriebsbeginn bis Betriebsschlutz die Linien 2, 6 und 10 zwischen Postplatz und Maxstraße bezw. Marien» brücke umgeleitet über Wettinerftraße und Könneritzstraße. ! Vergebung von Ticfbauarbeiten. Die Ausführung von Ka nalbauten alz Notstandsarbeiten in der Cchilsteichstraße, Spitzwcg- straße und Dohnaer Straße soll vergeben werden Preislisten kön ne» in unserer Kanzlei, Neues Ratbaus, 3. Obergeschoß, Zimmer 862, entnommen werden. Die Angebote sind bis Sonnabend, den 20. August 1927, mittags 12 Uhr, bei der vorbczeichneten Dienststelle verschlossen mit der Aufschrift „Preisangebot über die Herstellung von Kanälen in der Schilstcichstraßc, Spitzwegstraße und Dohnaer Straße" wieder einzureichen. ..Kirchenbehörde und Literatur". Eine Erklärung. Pfarrer Johannes Mumbauer in Sinzig bittet uns um Veröffentlichung nachstehender Zeilen: „In vielen Briefen, die Ich nicht einzeln beantworten kann, werde ich von den verschiedensten Selten aufgefordert, mich zu der gegenwärtigen, ohne mein« Schuld und zu meinem Bedauern teilweise im Anschlüsse an meinen 60. Geburtstag entstandenen Kontroverse „Kirchenbehörde und Lite ratur", die aber in ihren Grundlagen weit über das Literarische hinausreicht und die gesamten Problem« unseres geistigen Lebens berührt, öffentlich zu äußern. Im gegen wärtigen Augenblicke Hab« ich dazu nur zu erklären, daß Ich mich allerdings mit der Absicht trag«, nach Abschluß der ja nun wohl unvermeidlichen bezüglichen Erörterungen den ganzen Fragen komplex, der uns allen ans Mark unsere» Wesen» greift, im einer eigenen Broschüre zusammenfassend zu behandeln, voraus gesetzt, daß mein« Bischöflich« Behörde es mir erlaubt. In zwischen bitte ich all« mein« Freunde, den Ausgang dieser Auseinandersetzung, di« schließlich doch zum Heil unseres Volkes und auch zum Gewinn für di« kirchliche Sache ausschlagen muß, in Geduld abzuwarten. Es gibt Zeiten, in denen es gilt. praestoiLni in silent io. Wenn die Zeit zum Reden ge kommen ist, werde ich mein« Meinung schon sagen mit der Ehrlichkeit und Offenheit, di« das einzig Gute an mir ist. Für setzt lei unser« Parole: tacers et «rare." 75 Zähre Germanisches Museum. Am 17. und 18. August feiert das Germanische National- Museum in Nürnberg sein 75jährige» Jubiläum. Im Auaust 1852 tagte in Dresden die Vertreterversammluna deutscher Ge» schichte- und Altertumsverein« unter dem Vorsitz des Prinzen Johann von Sachsen, des späteren Königs, und beschloß die Begründung eines Zentralmuseums zur Erforschung der deut schen Vergangenheit. Einen Monat später solgt« in Main« ii« Gründung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums durch dieselben Institute, um die deutsche mit der römischen Geschichte sichtbar zu verknüpfen. Ein deutscher Edelmann war es, der sränkiicke Reichsfreiberr Han» von und au Aufkek. der nur der dresdner Versammlung mit seiner begeisterten Hingabe an den Museumsgedanken die Gelehrten mit sich sortriß. Es war ein verantwortungsvolles Beginnen: denn ein Staat oder eine Stadt, die finanziell die neue Gründung hätte stützen können, war einfach nicht da. Aber Auffeß verlegte mit klugem Blick eine Gründung nach Nürnberg, in dem Bewußtsein, daß die tolze Vergangenheit der alten Reichsstadt, das Vorhandensein hier schönen und vielen sichtbaren Zeugen von der Kaiserburg hinunter bis in den Dämmer ihrer gotischen Kapellen dafür sorgen würden, daß dieses Museum vor allen anderen wirklich volkstümlich rvijrd«. Das Karthäuscr-Klostcr wurde ihm über lassen, und so konnten die Versuche, die neue Anstalt noch der Feste Eoburg oder nach der Wrtburg zu verlegen, abgeschlagen werden. Ein allgemeines deutsches Museum für Geschichte-, Sprach- and Rechtslunde, lpäter emc deutsch-historische Nationalaka demie — unter diZen Titel führte Ausseh sein Kind in den Denkschriften und Sendschreiben vor. Ein Gcncrvlrcpertorium für die ganze deutsche Geschichte, Literatur und Kunst aus ihren Quellen wollte «r hier schassen. Aus den Urkunden, aus den Akten, den Büchern und Zeitschriften wurde auf einem un endlichen Material von Zetteln ein Register der deutschen Ge schichte geschaffen. Aber bald versandete dieses allzu weit schichtig geplante Unternehmen, man beschränkte sich immer mchr auf das Sammeln. Um Gelder dafür zu bekommen, gründete Auffeß ein Netz ehrenamtlicher Agenturen in ganz Deutschland, die als Pflegschaften des Germanischen Museums mit vielen kleinen Beiträgen Gelder zusammenbrachten. Aus ihnen beruht auch heut« noch ein großer Teil des Erwerbungs fonds — die Derwaltungskosten find inzwischen vom Reich, von Bayern und von der Stadt übernommen worden. Auffeß trat 1862 zurück, und bald wurde sein Nachfolger der geniale Ottmar Essenwein, der Ernst macht« mit der Be schränkung des Museums auf den Ausbau der Sammlungen für Kunst und Kulturgeschichte. Ein glänzender Organisator, fügte «r in den zum Teil von ihm entworfenen Neubau am Karthäuser-Tor eine Fülle, ja Uebersiille ebenso künstlerisch wie geschichtlich interessanter Dinge. Das Haus wurde immer wieoer zu eng, und so nimmt dies Mrffeum ja heute ein ganzes Stadtviertel ein, nachdem German Bestelmever den jüngsten Neubau geschaffen hat. Architekt war auch Essenweins Nach folger, Gustav von Bezold, Bodes Neffe Heinrich Zimmer mann. Er insbesondere hat die kunstgeschtchtlichen Interessen gegenüber den Bestrebungen antiquarischer und kultureller Art vorangestellt, «nd vieles WiAige konnte er ins Museum brin gen, als Schönstes, bi« Sammlung der Nürnberger Dildwirke- reien des 14. und 15. Jahrhunderts von den Nürnberger Hauptkirchen St. Loren« und St. Sebald. Aber auch im alten Sinne wirkt writergrarbeitrt: man sieht jetzt neu eingesüat, die bieder ,m Devot verwahrt« alt« Harscker-Buchnersch« Knote». schmiedewcrkstatt, eine Zinngießer-Sverkstatt, und nächstens soll eine Backstube aus der Zeit um 1850 hinzukommen. Diese Ver bindung von Volkskundlichen mit krinsthistorischen Interessen ist cs, die dies Museum so einzigartig macht, und es ist gewiß von Segen für die Anstalt, wenn diese Verbindung bestehen bleibt. Wer altdeutsche Kunst aus den großen Jahrhunderten sucht, und wer wissen möchte, wie unsere allvordern gegerbt oder gesponnen haben — jeder findet im Germanischen Museum Aufklärung, und eine Füll« schönster Delebruno wird nock aus lglPe Zukunft von dort ausgchev. Sonrad Kümmel. Er gehört noch zur alten Garde, der nun 79jährige, der noch mit der Begeisterung der Kulturkampszeit ide Feder führte — oft eine ^itze Feder — und der noch die Scptennatswahlen als wackerer Kämpe mitentscheide» baff. Außerhalb des Schwaben landes ist zwar diele Seite der Tätigkeit Kümmel» weniger be kannt. Man kennt ven gemütvollen Volkserzähler uich den feinsinnigen Humoristen, aber sein Homratlcrd hat cs nicht ver gessen, was er als politischer Redakteur geleistet. Denn das war er die ersten Lustren seiner journalistischen Tätigkeit. Am 14. August 1877, also gerade vor 50 Jahren, ?t er in die Redak tion des Deutschen Dolksbloties in Stuttgart eingetreten Ob es wohl seine Vorbedeutung hatte, daß er ein Achtundvierziger war sgeb. L2. April 1848) und daß er zwei unruhige Köpfe — Ignaz Scheu, den Schweizerischen Schulresovmator, und Johannes Scheu, den Professor — zu Vettern hatte? Jedenfalls führte der junge Vikar das Schwert mit Umsicht und Ersolg. Beson ders wchrte er sich gegen die Hebelgriffe und Expansionsgelüste des schwäbischen Protestantismus, gegen hetzerische Sonntags blättchen und ausdringlichcs Sekten-wesen. Zu allen kirchenpoli tischen, sozialen, auch künstlerischen Fragen nahm er in origineller Weis« Stellung^ immer treffsicher, auch immer sachlich. Dadei hatte er eine Waffe zur Verfügung, die für einen Volksschrift- steller von höchstem Werte ist, einen Humor, der sicher wirkt und doch nicht verletzt. In der gleichen Art leitete er das Katho lische Sonntag sblatt", dessen erzählenden Teil er zu nächst durch fremde Beiträge deckte. Aber mehr und mchr galt seine Liebe und feine Arbeit eben diesem Sonntagsblattc. Und nun kam immer mchr jene Seite seines Talentes zum Vorschein, die ihn weit über ide schwäbischen Grrnzpsühle hinaus bekannt gemacht hat, seine Lust, zu erzählen. Mr möchten nicht sagen, zu fabulieren. Denn das ist das eigen« an seiner Kunst: Er er findet nicht, er hat, wie er selbst einmal gestand, kaum eine Er- Erzählung geschrieben, ide nicht irgendwie «inen tatsächlichen Hintergrund hätte. Aber vicllcia.r ist gerade das der größte Vor zug seiner Kunst. Ut ig nickt» Gewalttae» darin und «ickts «rooilch Geode».
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