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schenwerk austvrist, reden, als von ihren positiven Werten. Gerade unter denen, die sich zur christlichen Weltanschau ung bekennen, sollen alle sich bewußt bleiben, daß dl« Ver fassung vom 11. August in ihren besten Teilen Grundsätze herausarbeitet, die durciMus den Geboten der ältesten Verfassung, des Dekalogs, entsprechen. Und alle, die mit Begeisterung dem Werke von Weimar und Schwarzburg dienen, mögen sich sagen, daß sie in erster Linie olles ver meiden sollten, was die Sterfassung von Ifilfi in den Mit telpunkt des politischen Streits rücken kann. Die deut sch« öiepublik soll nicht gefährdet werden, auch nicht von ihren Freunden. Die Verfassung vom 11. August hat auch die Aner kennung ihrer Gegner gefunden, sie hat das zerissene Volk geeint, soweit das bei den unerhört scharfen Gegen sätzen der Nachkriegszeit nur möglich war. Aus Ableh nung ist Anerkennung geworden. Den Schritt von der Anerkennung zur Liebe wird in vielen Fällen wohl erst die kommende Generation tun. Sorge der politisch Ver antwortlichen mutz es sein, daß dieser Schritt niemandem erschwert wird, daß aber auf der anderen Seite auch keiner, der heute zur Verfassung hält, ihr entfremdet wird. Das ganze V o l k soll sich in der Republik wohl fühlen, das ist die sicherste Bürgschaft für den Bestand der Republik. Wenn sich alle so bemühen, nach dem Geiste der Verfassung zu leben, dann ist es gut bestellt um die zukünftige Entwicklung des deutschen Staates. Dann wird man den Generationen, die die deutsche Repu blik als fertigen Bau vorfindcn, den Gruß zurufen dür fen, der am Eingang -es Tales von Schwarzburg steht: »Salus intrantibus! — Heil denen, die hier eintreten!" Dyk. Drei Iunkersslugzeuge nach Amerika Dessau, 10. August. Direktor Eachsenberg von den (junkerswerken teilte der Prege mit, daß sich die Werke mit dem Gedanken tragen, zur Ucbcrtragung der Post, die ins Riesenhafte «»gewachsen ist, noch ein drittes Funkersslug zeug vom gleichen Typ Wer den Ozean fliegen zu lassen. Alle drei Flugzeuge werden aus Siäjerheitsgründen nicht den ursprünglich beabsichtigten kürzesten Weg über Nordholland nehmen. Sie werden die normale Schiffahrtslinie entlang fliegen, damit sie seitens der Schisse navigatorischen Anhalt erhalten können. Die Leitung der Hapag und des Norddeutschen Lloyd haben ihre Schiffe angewiesen, daß sie bei Annäherung der Flugzeuge auf der Back bei Tage den Standort des betreffenden Schisses in Zahlen kennilich machen, während sie ihn nachts mit Later nen kennzeichnen tollen Dessau, 8. August. Wie wir zuverlässig erfahren, wcroen heute die beiden Ozeanmaschinen der Junkerswerke vollkommen aus einandergenommen werden. Es soll eine genaue Nachprüfung der einzelnen Teile stattfinden und es sollen hierbei die bei dem großen Probeflug gewonnenen Erfahrungen in weitestgehendem Maße technisch verwertet werden. Aus diesem Grunde werden bis zum Donnerstag irgendwelche Probeslüge mit den beiden Maschinen nicht stattfinden. Das Be treten des Flugplatzes ist bis Donnerstag für jedermann ver boten Sie Deutschen starten nicht vor Sonnabend — Dessau, 9. August. Die Junkers-Werk« erklären jetzt offiziell, daß der Ozean flug bestimmt nicht vor Sonnabend dieser Woche stattsinden kann, weil Pilot Koehlsich bei einer Notlandung in der vori gen Woche Verbrennungen durch Benzindämpse zugezogen hat, deren Heilung ihn erst Ende der Woche in die Lage versetzt, die lange Ozeanfahrt zu unternehmen. — die Arauzosen am Vonnerskaa. Paris, 9. August. Gegenwärtig stehen vier französische Mannschaften im Be griff. den Flug über den Atlantischen Ozean anzutreten. Wann der Start erfolgen wird, ist mit Bestimmtheit nicht zu erfahren, da sämtliche Kandidaten absolut»» Stillschweigen be wahren, um ihren französischen, und vor allen den ebenfalls star tenden deutschen Konkurrenten, keinen Trumpf in die Hand zu geben. Die meisten Flieger sprechen von Donners tag. Nach dem Stand der Vorbereitungen ist damit zu rechnen, daß Taste als erster auffteigen dürfte. Auch der Blaue Vogel Eivons ist ziemlich flugbereit, während die Eolumbia infolge der in den letzten Tagen zwischen Drouhin und Levine bestan denen Meinungsverschiedenheiten etwas i» Rückstand geraten ist. Der Tango Vogel Tarascons kommt als Konkurrent nicht vor Ende der Woche in Betracht, da leine Probeslüge erst heut« be gonnen haben. Kundgebungen für Saceo und Vanzetti Washington. 9. August. -H)as Kongreßmitglied Albert Johnson, der den Borsitz tm Einwanderungsausschuß des Repräsentantenhauses führt, gab eine Erklärung ab, in welcher er die Ausländer warnt, an ben Protestkundgebungen der Angelegenheit Sacco und Vanzetti teilzunehmen, da sie dadurch ihre Aussicht aus Naturalisierung verliere« und des Landes ver wiesen werden tonnten. Johnson fügte hinzu, die Demonstra tionen in anderen Ländern machten auf die Vereinigten Staaten leinen Eindruck. Sacco und Vanzetti seien Banditen, Mörder und Anarchisten, die niemals in den Vereinigten Staaten hätten zugelassen werden sollen und die auch unter dem gegenwärtig geltenden Einwandcrungsgesetz nicht zugelassen werden könnten. Johnson sprach weiter die Hoffnung aus, daß der Kongreß dem nächst ein Gesetz annehrren werde, das naturalisierten Bürgern, die Schwarzhemden trügen und ihrem Diktator die Treue schwär ten, die Bürgerrechte wird er entziehe 9. August. In London und Washington gestern verschiedene Hausbesitzer Drohbriefe erhalten, wonach ihre Häufe» in die Lust gesprengt würden, wenn Sacco und Lanztti nicht vom Tode ge- Lehren und Auswirkungen -es Falles Böhm-Schleinstein Wichtige Besprechungen mit dem Finanzministerium Die Verfehlungen der beiden in Haft genommenen Beamten der Staatliche» Lotterie-Direktion haben, wie zu erwarten war. dazu geführt, daß man ebenso in der Direktion wie im Finanz ministerium zu der Ueberzeugung gekommen ist, daß eine Arnderung des ganzen Uebcrwachungs- systems bei der Losziehung notwendig ist, um das erheblich erschütterte Vertrauen d^r Spieler wieder hcrzustellen. Zunächst weiden von der Lotteriedirektion im Augenblick zusammen mit der Polizei Untersuchungen nach der Richtung angestellt, ob di« schuldigen Beamten, Böhm und Schleinstein, sich noch andere Verfehlungen haben zuschulden kommen lasten. Bis jetzt haben sich allerdings, wie wir von bestunterrichteter Seite er fahren, keine Anzeichen dafür ergeben, daß die beiden Genannten etwa früher schon diese Art de« „corriger I» lortune" be trieben und unrechtmäßig Gewinne an sich gebracht haben. Immerhin werden aber di« Nachforschungen bis ins kleinste ausgedehnt, und man sucht zu ermitteln, ob etwa die Beamten sich im Besitz anderer als der bisher bekannten Bankkonten befinden, auf denen Gelder untcrgebracht sein könnten. Di« Verhandlungen zwischen der Lotterie-Direktion und dem Finanzministerium werden mit größter Beschleunigung geführt, denn zu Beginn der neuen Ziehung will die Staatlich« Klasten- lotterie bereits ihre durchgreifenden Aenderungen vollzogen haben, die man mit Fug und Recht als einschneidend bezeichnen kann. Wie wir erfahren, steht man in der Lotterie- Direktion auf dem Standpunkt, daß es nicht genügt, wenn in Zukunft die Auswahl der Beamten für di« Durchführung der Ziehung noch sorgfältiger als bisher geprüft wird. Man will vielmehr verhüten, daß die Beamten der Lotterie-Direktion überhaupt an der Ziehung der Lose beteiligt werden und will an ihre Stelle Persönlichkeiten setzen, die mit den Dingen sonst nicht das Mindeste zu tun haben. So ist der Vorschlag gemacht worden, für den Ziehungsakt Notare heranzuziehen, wie dies »n Frankreich und in anderen Ländern seit langem der Fall ist, ferner ist auch erwogen worden, Oberbeamtc des Finanzministeriums mit der Durchführung der Aufgabe zu be trauen. Di« Kontrolle der Losziehung soll noch «rhebkich verschärft und all« Vorgänge durch besondere Beamte beobachtet und überwacht werden, so daß jedenfalls die Garantien für eine unbeeinslußbar« Auswahl der Lose größer erscheinen als bisher. Auch das Finanzministerium hat bereits Vorschläge ausgearbeitrt und in den nächsten Tagen schon wird man sich endgültig mit der Notregelung der Dinge besaßen, da der Termin sür die nächste Ziehung in nicht allzu weiter Ferne liegt und bis dahin die Angelegenheit geregelt sein soll. Es Ist mehrfach die Frage aufgetaucht, ob die Schiebungen der beide» verhafteten Beamten an dem Ergebnisder bis herigen Ziehungen etwas ändern, ob die Ungültig keitserklärung der Gewinne erfolgen kann oder nicht. Wie wir von zuständiger Seite hierzu erfahren, kommt eine solche Maßregel nicht in Frag«. Nach den geltenden Bestimmun gen steht die Lotteriedirektion auf dem Standpunkt, daß durch Erwerb eines Loses ein Vertrag zwischen dem Spieler und der Lottcrievcrwaltung zustande kommt, bei welchem auch der Spieler in die Bestimmungen einwilligt, die von den staatlichen Stellen ausgestellt sind. Diese besagen ausdrücklich, daß bei Streitig keiten der Präsident der Lotterieverwaltung entscheidet und daß bei Anrufung der zweiten Instanz der Finanzmintster ebenfalls unter Ausschluß der Gerichte das endgültige Urteil zu fällen hat. Das Finanzministerium ist nun seinerseits der Ansicht, daß zu nächst das Ergebnis der gerichtlichen Untersuchung gegen Schleinstein und Böhm abgewartet werden müsse, und daß man in ein schwebendes Verfahren mindesteiw nicht «ingreifen könne. Aber selbst wenn die Schuld der beiden Beamten durch den Richter klar bestätigt wird, besteht nur wenig Aussicht, daß etwa die in Frag« kommende Ziehung als ungültig erklärt wird, Eine solch« Maßnahme würde nämlich mindestens den Protest aller Gewinner Hervorrufen und die staatlichen Stellen hätten einen förmlichen Rattenkönig von Prozesse« zu erwarten, zumal es auch praktisch nicht möglich sein würde, etwa zwangsmäßig die Gewinn« der Spieler in voller Höhe wieder beizutreiben. i» Nach der „B. Z. am Mittag" haben die beiden ungetreue« Lotteriebeamten, der Lotterieinspcktor Böhm und der Lotterie- Obersekretär Schlei stein gestern im Laufe der mehrstündige« Vernehmung durch den Untersuchungsrichter eingestanden, daß sie sich mit dem Betrug bei der vorigen Lotterie nicht begnügt haben, sonnder daß sie auch bei der gegenwärtig laufen den Lotterie noch einmal den gleichen Trick ins»«» nieren wollten. Die Eeneraldirektion hat auf Grund dieses Geständnisse» gestern angeordnet, daß das große Losrad, das noch di« Nummern der zurückgebliebenen Lose enthält, gestern geleert wurde. Bonn den 375 909 Losen befanden sich L78 999 Lose noch in der großen Radtrommel. Die Zählung ergab, daß nur 277 999 Lose vorhanden waren. Es fehlte also rin Röllchen. Daraufhin ist mit der Kontrolle begonnen worden um sestzu- stellen, ob es richtig ist, daß das fehlende Los die von Vökm an- gegebene Nummer 369 672 trägt. kannter Jitdustrieunternehmungen und der bekannte Wolken kratzer Woolworth. Die Briefe waren alle gleichlautend Und vom „Rettungskomitee für Sacco und Van zetti" unterzeichnet. In den Briefen heißt es u. a., daß die Attentate aus der Untergrundbahn bloße Warnungen waren, di« Anarchisten besäßen genügend Bomben, um ganz Neuyork in di« Luft zu sprengen. Bis jetzt könnten oie urycver der Attentate auz der unier- grundbahn nicht fcstgestellt werden. Unter den bisher Verhafteten befinden sich zwei Rüsten, einer derselben scheint aber geistes gestört zu sein. In Boston ereignete sich gestern eine Explosion im Rathaus, doch steht noch nicht fest, ob es sich hier ebenfalls um ein Bombcnattcntat der Anarchisten handelt. In London ist gestern die politische Bewachung vor der amerikanischen Botschaft und den Generalkonsulaten verstärkt worden, da die Botschaft, wie verlautet. Drohbiefe erhalten hat. Stockholm, g. August. Gestern abend veranstalteten etwa 50 006 Arbeiter eine große Demonstration zugunsten Saccos und Vanzeitis. In einer Protestresolution wird die Intervention der schwedischen Regie rung gefordert. Eine vor der amerikanischen Gesandtschaft be absichtigte Demonstration wurde von der Polizei verhindert. Auch die Stockholmer Börse weist infolge der Affäre große Kurs schwankungen auf. -openhagen, 9. August. Auf einem öffentlichen Platze in Kopenhagen veranstalteten gestern abend etwa 5060 Kommunisten eine Demonstration, wobei Reden'gegen die Todesstrafe Saccos und Vanzettis gehalten wurden. Von verschiedenen KommumftenfUhrern wurde ein ein- stündiger Sympathiestreik vorgeschlagen. Darauf mar schierten die Demonstranten vor die amerikanische Botschaft, um dort zu demonstrieren. Sie wurden aber unterwegs von der Polizei zurückgedrängt und anseinandergetrieben Unwetter ln der Steiermark. Wien, 8. August. In den gestrigen Abendstunden wurde Graz und die Nord- Steiermark von einer Unwetterkatastrophe heimgesucht. Durch einen Wolkenbruch wurden die tiefer gelegene» Stadtteile von Graz unter Wasser gesetzt. Durch einen Blitzschlag in das Elek trizitätswerk Peggau entstand ein Kurzschluß, und der Grazer Hauptbahnhof war zur Zeit des größten Ausflügler-Verkehrs am Abend ohne Licht Unwetter über dem Südharz. Nordhanseu, 9. August In der vergangenen Nacht gingen über der Gegend des Cüdharzes und des Eichsfeldes schwere Unwetter nieder. In viele Gebäude schlug der Blitz ein. Die Telcphon- leitungen wurden zum größten Teil zerstört; daher läßt sich der Schaden in seinem vollen Umfang bis jetzt noch nicht übersehen. In Sollet, Branderode und Berga brannten Wohnhäuser. Stallunara und Scheune« mit vielen Maschinen und Ernte- vorrSten nieder. Der Schaden an «roh- und Kleinvieh iss bedeutend. In das Sägewerk der Firma Vogel in Lorg^ im Harz schlug der Blitz ein. Das Werk mit großen Holz- Vorräten und sämtlichen Maschinen brannte nieder. Sagelkakoslrophe bei Heidelberg Heidelberg, g. August. Gestern nachmittag ging über «inen schmalen Landstrich Unterbadens ein schweres Unwetter nieder, das von heftigem Hagelschlaa begleitet war. Am schwersten mitgenommen wurde der Ort Eppelheim bei Heidelberg. Der Hagel machte sämtlich« Pflanzungen dem Erdboden gleich. Zahlreiche Fenster scheiben wurden zertrümmert. Der Schaden wird aus etwa ern « Million Reichsmark geschätzt. Das Magdeburger Explofioirsuvglück. Magdeburg, 9. August. Zu der Explosionskatastrophe auf dem Fort 19, ln dem das Materialdepot der deutsch-italienischen Feuerwerks^ Gesellschaft unlergebracht war, erfahren wir noch, daß zur Zeit der Explosion, deren Ursache noch nicht ermittelt ist, auf dem Fort fünf Italiener und zwei deutsche Arbeiterinnen beschäftigt waren. Di« Unglücksstätt« bietet das Bild einer grauenvollen Verwüstung. Di« in ihrer Näh« gelegenen Fabrikanlagen und Wohnhäuser sind wie vom Sturm abged« ckt. Di« Inneneinrichtungen der Wohnhäuser sind zum größten Teil ver nichtet. Zementblöcke von mehr als Zentnergewicht sind durch die Wucht der Explosion Lber30 bis 4 9 M «t« r wert ge schleudert worden. Die Höhr des Schadens konnte noch nicht ermittelt werden. Ein« Arbeiterin wird vermißt. Man nimmt an, daß sie unter den Trümmern begraben liegt. Einer de» Schwerverletzte« ist bereits seinen Verwundungen erlege». Vle Zusannveustötze ia Saarbrücken. Saabrücken, 8. August. Bei den Zusammenstößen -wychen den demonstrierenden Saarbergleuten und der Polizei vor dem Sitz des Präsidenten der Saarregierung aus dem Schloßplatz wurden, wie jetzt fest» steht, 16 Demonstranten verletzt, darunter mcbrer« schwer. Die französische Beamtenschaft der Bergwerksdirektton hatte das Dircktionsgebäude vorsichtshalber bereits am Vormittag geräumt. Gerilsteinsturz. Am 5. August ereignete sich in München ein solgenschwercr Gerüste!nsturz. Der Spenglermeister Eei- bert arbeitete im vierten Stockwerk mit drei Arbeitern auf einen» Gerüst. Plötzlich brach ein« Strebe <»b und das Gerüst stürzte zusammen. Sämtliche vier Arbeiter wurden mit in die Tiefe gerissen. Seibert war sofort tot. Die drei Gehilfen wurden schwer verletzt. Einer von ihnen ist im Lauf« des Nachmittags seinen Verletzungen erlegen. Die beide« «nweren Arbeiter haben Gehirnerschütterungen erlitten. Elektrischer Tod. In Sevelten kehrte der Landwirtfohn D. mit den Knechten vom Heuen ein. D. ging hinter dem beladenen Wagen einher. Plötzlich fiel ein Draht, de rsich aus einer elektrischen Hochspannungsleitung oeläkt batte aui ihn Der Getrosten« war ans der Stell« tot