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Sächsische Volkszeitung : 11.06.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192706113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270611
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270611
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-06
- Tag 1927-06-11
-
Monat
1927-06
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.06.1927
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Arbeit am «ölkersrieden Präla» Seipels grotze Rede auf -em Internationalen Gesettentag in Wien Die Enischlletzungen -es Gesetlentages Wien. Anfang Juni 1927. Aus Anlaß des »uernanonaien Ge s e l l e n t a g e s fand am Aden- des Psiugsisonntages in der Hosoper eine Gondcraus- sührung der Oper „Fidelio" von Ludwig van Beethoven statt. Es sollte mit dieser Ausführung sowohl der Fa,» ilien ge da »Ke. tvelchen der katholische Gesellenvereln als seine besondere Ausgabe pflegt, zum Ausdrucke gebracht werden, als euch das diesjährige Beethoven-Jubiläum gefeiert werden. Gleichzeitig sand im großen Sosiensaat ein Konzert- und Lieder abend statt, der äußerst .zahlreich besucht >var. Eine ungarische Kapelle und ungarische Gesellcnchöre sangen dabei ihre National- lieder, die mit großer Begeisterung ausgenommen wurden. A>n Pfingstmontag begann die Tagung mit einem feierlichen Pontisikaiamte im Stephansdom«. ras der hochw. Herr Kardinal Erzbischof Pissl zelebrierte. Bereits non 7 Uhr an zogen die einzelnen Vereine von ihre» verschiedenen Standquartieren aus mit Fahnen und Musik kapelle» zum Stephansdome. Ein prachtvolles Bild ergab sich als die Vereine nach Beendigung de» Gottesdienstes >m ge schlossenen Zuge zur Gumpendorser Straße ins Gesellcnhaus zurück zogen, lieber läOV Fahnen waren im Zuge und über Iv Musikkapellen spielten Märsche. Während des Pontifikal amtes wurde die G-Most-Messe von Bruckner ausgcsührt. — Um 10 Uhr begann dann die zweite VolIversam m 1 u » g in den 2 oflensülen. Bundeskanzler Prälat Dr. Seipel sollte hier über Völkerfriede sprechen. Seipel wurde mit rasendein Beifall tiegrüht, als er den Saal betrat. Sein glän zender Vortrag wurde andauernd mit lauten begeisterten Bei fallskundgebungen unterbrochen. Die Rede Seipels war wohl d e r G l a n z p u n k t dcrga » zen Tagung. Seipel machte »ngcsähr folgende Ausführungen: W>, reden so viel über den Bölkersrieden, iveil wir einen besonderen Grund dazu haben. Gerade wir als Katholiken müssen uns sagen, daß das Weltunglück des größten der Kriege nicht ohne besonderen Sinn und Zweck über uns hinweg gegangen sein kann. Der Sinn, den ein unglückliches Ereignis, das nicht abzuwenden war, für uns Menschen hat, kann nichts anderes sein, als daß uns eine Ausgabe gestellt ist. Wir haben im Krieg und nach ihm unter der durch ihn verursachten Erschüt terung der Welt so viel zu leiden gehabt; das kan» nur eine Predigt in Tatsachen sein, die Gott selbst a» uns Menschen gehalten hat, um uns den Frieden recht lieben zu lehren. Man hat gemeint, in unserer Zeit könne ein Krieg nicht lange dauern; je schrecklicher er durch die technisch vcrvollkommnelen Kriegsmitle! sein würde, um so rascher müßte er vorübergehen. Wie sehr haben wir uns alle getäuscht! Der Krieg hat lange gedauert, hat so viel ver nichtet, daß wenn bald wieder ein solcher Krieg käme, wir wirk lich vom „Untergang des Abendlandes" und nicht nur des Abend landes, sondern der Menschheit würden reden müssen. Der Krieg ist auch noch immer nicht vorüber. Aus den Krieg mit den Waffen ist der Wirtschaftskrieg gefolgt, der Krieg der Absperrung der Grenzen und der Krieg der herrschende» Mehrheiten gegen die Minderheiten. Das ist vom Krieg her noch übrig geblieben. Wieviel ist seit dem Ende des großen Krieges und beson ders seitdem die Angehörigen der verschiedenen Völker und auch ihre Staatsmänner wieder Zusammenkommen Können," über den Frieden geredet worden! Aber je öfter sich das wiederholt, um so tiefer begründet sich in mir die Ueberzeugung, daß alle klugen und schöne» Reden für sich allein den Frieden in Wahr heit nicht befestigen können. Auch wir dürfen uns nicht einbil- den. daß wir dadurch, daß wir einein Sehnen der Zeit oder einer Mode'— ich weiß cs nicht — entsprechend aus die Tages ordnung nnserer heutige» Versammlung eine Rede über de» Vdlkersrieden gesetzt haben, schon etwas für diesen Frieden getan haben. Was also Inn? Das Negative, dos, ivas nicht ansreicht, habe ich schon zur Genüge gesagt. Nun müssen wir über das Positive, und zwar gerade über das reden,, wozu die Handwerksgesellen, die Arbeiter, beitragen können, den Pölk'crsrieden wirklich zu begründen. Das erste: Ans alten Zeiten, aus vielen Jahrhunderte» her, hat der Handwerker sta n d sehr viel dazu beigelragen, daß die Völker, wenigstens jene, die in der Nachbarschast lebe», miteinander bekannt wmdeu. Lange bevor man viel von Fort bildungsschulen sür die Arbcitersckzast wußte, lange bevor di« Staate» eine Gewerbesörderung organisiert hatte», lange bevor man von Volkshochschulen und ähnlichen Dingen redet«, hatten die Handwerksgesellen es gewußt, daß mit dem Tag, an dem sie den Freibrief erhalle», die berussmäßigc Ausbildung sür sie nicht vollendet ist. Sie l)aben sich da Ire r in bi« Hochschule d«r Wanderschaft begeben. Die Zeit nach dem Kriege ist ungünstiger geworden. Durch die Absperrungen der Staaten und die viel größeren materiellen Schwierigkeiten I-at dos Wandern der Handwerks gesellen eine Einschränkung aus ein viel engeres Gebiet erfah ren. Und doch wäre dieses Wandern gerade in unseren Zeiten sehr notwendig, weil nach der Absperrung der Länder durch den Krieg auch die Absperrung der Herzen Fortschritte gewacht hat. Das Wandern der Handwerksgesellen hat aber immer schon »eben der Verbreitung von berufsmäßige» Kenntnissen und Fer tigkeiten auch der Annäherung der Völker gedient. Jenem, der nicht nur als Tourist, um einige Sehenswürdigkeiten zu sehen, in die sremden Lande zieht, der dori lebt und in einer Werkstatt arbeitet, dem fällt nicht nur das Fremdartige und Merkwürdige unter den andern Völkern auf, sondern er lern! die Völker selbst kenne» und erkennt bald, daß trotz der ver schiedenen Aeußerlichkeiten alle dieselbe» Menschen, alles seine Brüder sind, die er immer wieder findet. Wo Sie in Ihren Organisationen und Gewerkschrsten bei de» Fragen über die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, über den Schlitz der Inlandsarbciter ein Wort mitzyreden haben, seien Sie nicht zu kleinlich und engherzig und geben Sie besonders daraus acht, daß aus solchen Schutzbestimmungen, die vorübergehend notwendig sind, ja nicht etwa eine M- sperrung der Berufstätigen, die doch gleichartig und gleich- zielig in den verschiedenen Ländern arbeiten, nach Nationen und Staaten erfolge, wenigstens keine Absperrung, di« länger dauert, als es unbedingt nolrveiidig ist. Das zweite: Jene, die im Kriege oder nach der Kriegs zeit die Fremde kennengelernt haben, mögen sich hüten, nur die üblen Erfahrungen, die sie gemacht haben, immer wieoer zu erzählen! Es gibt da zwei Gattungen von Menschen, die. wenn sie andere Völker und Länder kennengelernt haben, sich am meiste» bemerkbar machen. Die eine» wollen, wenn sie wieder in den eigene» Kreis zurückgekomine» sind, mit der Gloriole des Heldentums dastchcn; was sie alles aus sich genommen haben in sremoem Land! Es ist, als ob sie durch Hölle und Fegefeuer gewandelt wären, rveirn man sie reden hört und dabei entgeh! ihrem Gedächtnis oder ihrer Schilderung vollständig, was sie a» Angenehmem, Gutem und Heiterem erzähle» könnte». Und zwischen denen, die im eigenen Land zurüchgeblieben sind »na nicht selbst die Erzählungen kontrollieren können, und den anderen, den Wien scheu in fremden Ländern, tut sich ein neuer Abgrund ans. Dann gibt es andere, mir fast noch unangeneh mere, die, ivenn sie im Ausland sind, nichts anderes zu tun wisse», als an dein z» nörgeln, was sie im eigenen Land und Volk finden, die, wen» sie einmal 24 Stunden oder länger Uber die Grenze gegangen sind, ein Leben lang nichts anderes »in können als sagen: Na, ja. das ist kein Leben bei uns, die andern draußen sind viel glücklicher; bei denen fällt jedem das Glück in den Schoß; was haben die sür gute Politiker, sür gescheite Minister, für sorgliche Einrichtungen, bei uns ist das alles nicht. Durch solche Erzählungen wird der Friede ebenfalls nicht geför dert. sondern es werden di« Verhältnisse bei den anderen Völ kern und ihre Volkswirtschaft so dargestellt, daß sie den Neid errege». Der Neid Irann aber niemals den Frieden fördern. Alle Länder leide» unter den Nachwirkungen des Krieges Mache» also wir, die wir fremd« Länder und Völker kennen lerne», uns eins zur Pflicht: Die Wahrheit! Zeigen wir einen richtigen Stolz aus unser Land, aber alles in den Grenzen der Wahrheit! Das Dritte ist das Wichtigste: Bilden wir uns nicht ein daß das große Glit des Friedens geteilt werden kann: daß wir den Krieg mit blutigen Massen oder einen vernichtenden Wirt schaftskrieg zwischen de» Staaten und Völkern vermeiden können, ivenn wir nicht den Geist des Unfriedens auch im eigenen Volke zu überwinden verstehen! Mit dieser Feststellung sind wir in einem starken Gegensatz zu manchen Andersgerichteten, die glauben, sie könn ten aus den Weg einer internationalen Organisation den Frieden sichern, dabei aber im eigene» Volk di« heftigsten und schmerz lichsten Kämpfe aussührc». Wenn in der eigenen Werkstatt zwischen den Arbeitsgenossen der Friede nicht gehalten werden kann, wie soll der Friede mit dem Unternehmer gehalten werden? Wie soll in der Organisation der Friede gehalten werde»? Wie soll in der Arbeiterkammer. oder wie man der artige Einrichtungen heitzt, der Friede gehalten werden? W» in einer Volksvertretung? Dr. Seipel schloß: Solange nlcyi o,r ganze Welt in ein Reich des Friedens umgebildet ist. kann natürlich noch m anche P s l i ch t e n k o l l i s i o » entstehen. Wir haben Psüchtcn gegen das eigene Land, Pflichten gegen das eigene Volk und diese kommen mitunter in Widerstreit gegen die Pjlichten. die wir der Menschheit gegenüber l>ab«n, Aber macht »ns das eine unüdenvindlich« Schwierigkeit? Sind wir Katholiken nicht gewohnt, auch sonst unser Gewissen so zu bilden, daß wir ganz gilt verschievSne Pflichten zu gleicher Zeit oder nack>e>na»der ersüllen, die scheinbar in einem unlösbaren Konslikt stehen? Welch großes Problem des modernen Menschen immer wir ansassen und wenn wir es noch so vorurteilslos tun. wir komme» am Schlüsse, gezwungen durch die Macht des folgerich tigen Denkens, dazu, daß wir kein Problem wahrhaft und bleibend lösen können ohne di« Religion: So ist es wahr, daß auch der Völkersriede nur erfolgreich ausgebaut werden kann und wird, wenn als Fundament die Friedensgrundsätze des ewigen Jricdenssvrsten. unseres Herrn Christus anerkannt werden. Nachmittags um 3 Uhr zog «in gewaltiger Demonslrationszug über den ini! Fahnen geschmückten Ring: er bewegte sich zum Luegerdenkmal und daun wieder zum Sch >var zen berg platz zurück, tvo er aufgelöst wurde. Einige Gruppen verdienten ganz besondere Beachtung, wie z. B. die Eröffnung des Zuges durch Reiter mit Fahne des Generalpräsidiums, dann die Gruppe der Familie, die ganz besonderen Beifall bei der tauscndköpfigen Menge anslöste, seiner die Fahncngruppe des Zenlralverbandes Deutschland, die ein prächtiges Bild bot. mit all seinen Reichs- und Ländersarbe». Am Abend fand der 2. Internationale Bescllentag mit einem Wiener Volksfest in Schönbrunii. das von der Altwiener Künstlerakadcmie, die von Franz Aimeder ver anstaltet wurde, seinen I)ohen Ausklang, mit all seinem lcichl- beiveglen Treiben, das den Gesellen nach den Stunden ernster Gesinnungsarbeit ein Stück, fremden Volkstums erschloß und fröhlich beenden ließ. » Eine der fruchtbarsten Einrichtungen des Geseilentages waren die Aussprachen. Wertvollste Anregung und Ver tiefung wurde hier geboten. So wurde das Ergebnis der Aus sprache über die Demokratie in folgender Enlschließun« zum Ausdruck gebracht: „Getreu der Lehr« des Gesellenvaters Adols Kolping. daß des Volkes Glück in der persönlichen Tüchtigkeit seiner Bür ger beruht, arbeitet der Gesellenverein seit seiner Gründung an der persönlichen und beruflichen Hebung seiner Mitglieder. In der Demokratie sieht er die Gewähr siir die Gleich heit der Rechte und der Pflichten vor der Verfassung und dem Gesetz, die Anerkennung einer aus Menschenwürde und gegen seitiger Achtung beruhenden Möglichkeit der Ausbildung der Lebensgestaltung und des Ausstieges für alle und die gerechte Bewertung nach Tüchtigkeit und Leistung. Der Gesellenverein unterwirst sich der dem Gesamtwohl dienenden, der göttlichen Ordnung und der Natur entsprechenden Staatsautorität: er will eine freiheitlich« durch berufliche Gemeinschaft geför derte Entsaltung des gesellschaftlichen und des staatlichen Lebens, dessen Durchdringung mit christlichen Grundsätzen er aus der katholischen Gesinnung seiner Mitglieder erstrebt." Der Aussprachekreis ber Familie kam zu folgender Resolution: „Für jeden katholischen Gesellen ist die Gründung und Führung einer wahrhaft glücklich katholischen Familie das Werk seines Lebens. Für jeden katholischen Gesellenverein ist dir Grundlage, Pflege uns Förderung dieses Zieles, Grundlegung, Umgrenzung und Krönung jeglicher Vereinsarbeit. Diese beiden Zielpunkte ergeben folgende Leilgedan- k e n : 1. Ter junge Mann muß angeleitet werden. Jahre voraus dieses sein Lebensiverk, auch bevor er noch eine Lebensgefährtin gewählt hat, in jeder Hinsicht vorzubereiten. lReligiös sittlich, beruflich, kulturell und wirtschaftlich). Die Anleitung erfolgt zunächst durch ein christiickies Vereinsfamstienlebeu. dann in Aussprachegruppen kleinste» Umfanges in entsprecheno geführ ten Exerzitien und Fainilienwochen: zunächst sür Präsides und Aussprachcleiler, dann sür ganze Percine. Die Herausgabe eines entsprechenden Handbuches ist notwendige Voraussetzung. 2. Um ein wahrhaft glückliches Familienleben gründen und sichren zu können, muß der Gesellenverein als solcher und jedes seiner Mitglieder an allen Bestrebungen des pri vaten und öffentlichen Lebens soweit sie aus dem Boden des Christentums stel)«», die wirtschaftlichen Grundlagen der Familie zu ermöglichen oder zu erleichtern suchen, tätigen Anteil nehme». 3. Der katholische Gesellenverein soll seinerseits- Einri ch- tn » ge » schassen, oder die bestehenden söroern und ansbanen, die seinen Mitgliedern Helsen, trotz allen Nöte» der Zeit eine glückliche Familienwirtschaft zu gründen und zu erhalten. lFortbüdungs- nud Fachknrse, Sparkassen, Wohnnngsgenossen- schasten, Pensions- und Sterbekassen u. a.j". Ein erbarmungsloser Fein- Frei nach dem Englischen bearbeitet von Klara Rheinau. (Nachdruck verboten.) (Schluß.) Er eilte die Passage entlang: die Tür am Ende derselben ivar geschlossen, er drückte ans die Klinke — vergebens; der Schlüssel war von außen umgedrehl! Plötzlich bemerkte er einen leichten Brandgeruch. Halle in dem Zimmer des Tote» eltvas Feuer gelangen? Er eilte dahin, aber alles war gerade so, wie er es verlassen. Er kehrte in seinen Hinterhalt zurück. Aber jetzt ivar der Korridor voll Rauch, und. ah. da war ein roter Schein unter der Türe, — eine schmale, Helle Linie! Er erinnerte sich plötzlich, daß er sein Licht in den Verschlag gestellt hatte, sollte das alte hölzerne Ge .bände in Brand geraten sein, und ivenn dies der Fall war. .mußte er dann nicht augenblicklich den hohen Turm verlassen'-' Er rüttelte an der Türe, er schlttg mit dem eisernen Haken dawider; er schrie, er heulte! . . . Seine einzige Antwort war dos unheimliche Knistern des Feuers und das Krachen brennen den Holzes. Tonn plötzlich seine 5 Sinne zusammennehmend, lies er in Sir Roberts Zimmer zurück!, zog heftig die Schelle und Eititele nnanshörlich. Die Collins sprang bei diesem Klang rasch auf. „Gütiger Gott!" ries sie aus. „hören Sie nur, wie Sir- Robert lautet! Man könnte denken, dos Haus stünde in Flammen." Ah, was ivar das! Eine dicke Rauchwolke, aus der große Flammen aufzüngclten, wälzte sich die Turmtreppe herab und breitete sich Uber den Korridor aus. Sie wußte nicht, wie sie daran vorüber — ja fast hindurch kam; denn dos Feuer iengte ihre Wangen, aber sie erreichte die Tür des Speisezimmers, und diese!Ire iveit ausreihend ries sie mit gellender Stimm«: „Feuer! Feuer!" Claude und Marie säßen gerade beim Dessert; Mrs. Orde lag aus einem Sofa am Kamin und hatte ein T!schck>en mit ihrem Teller und einem Glas« »eben lick. Claude stürmte .rur Tür und klickte hinaus. „Es ist wahr," sagte er mit bleichen Wangen zurückkom- tncnd. „Der obere Test der Treppe steht in Flammen. Der Korridor ist voll Feuer und Rauch." Marie stieß eine» Schreckensschrei aus. „Oh. Ciaude. was- wolle» wir tun? Ni eine liebste Mutter. — ivas- soll aus jhr werden?" Und sie schlang ihre Arme stürmisch um Mrs. Orde. Claude eilte ans Fenster, stieß es aus und blickte hinaus. „Es ist zu hoch, als daß ein Entkommen auf die Art möglich wäre, und — allmächtiger Gott, der Turm ist ein Feuermecr im Innern!" „Monsieur," sagte Francois respektvoll, „einen Weg gibt es, der durch den verfallenen Turm führt, — und wir haben keinen Augenblick mehr zu verlieren," Seine Worte schienen Bestätigung zu erhalte» durch einen wilden Angstschrei, der in diesem Augenblick ihr Ohr erreichte und durch ein« noch dickere Rauchwolke, die in das Zimmer drang. Claude trat zum Sofa, nahm Mrs. Orde in seine Arme und sagte-mit gepreßter Stimme zu Francois: „Führen Sie Mrs. Orde und gehen Cie zuerst." Von dem Feuer Schritt um Schritt verfolgt, gelang cs den Flüchtendeu endlich, das Freie za gewinnen. Hier ivar auch Kapitän de Braih angekommen, und so gab es ein herrlickzes Wiedersehen. Von den andern Personen des „Grange" sah man niemand wieder. 4 0. Kapitel. Die Damen Italien in dem Hotel einen sicheren und behag lichen Zufluchtsort gesunden, sie zogen sich aber erst in ihre Ge- mnck)«r zurück, als die beide» Herren müde und erschöpft gegen Morgen mit Clark zurückkehrten. Claude Darc« telegraphierte noch an seine Großmutter und Philipp an Amy. che sie sich der wohlverdienten Ruhe Hingaben. Clark hatte die Ordnung ausrccht zu erhalten gesucht unter der versammelten Menge, unter der er auch Lotste Stanley ge wahrte, die sogleich auf ihn zuging. Am folgenden Tage kam von Mrs. Munro ein Telegramm an ihren Enkel, worin sie ihn bat, doch sogleich mit Philipp und den beiden Damen nach Oakhurst zu kommen. Aber Philip,! wünschte erst noch einen berühmten Arzt in London wegen seiner kranke» Cousine zu konstiltieren; so wurde denn beschlossen, daß Philipp mit den Domen zuerst in einem Hotel in London abtteiaen und dann Claude nack Oakhurst Nachkommen soll». Ter Londoner Arzt gab gute Hoffnung auf eine wenigstens teilweise Wiederherstellung Airs. Ordcs: und gezwungen, sich mit dieser frohe» Aussicht genügen z» lassen, gab man Claudes Drängen nach, sie machten sich daher aus den Weg nach Oak- hurst, Währ-rnd der Fahrt von dem Bahnhof nach dem Herren haus machte Philipp seine Cousine auf alle denkivürdigen Stel len in seiner und Ritas Geschichte aufmerksam, und die Kranke vergoß Tränen der Rührung, als sie endlich Mrs. Mnnros Hand erfaßte und ihr für aste ihren Lieben erzeigte Güte dankte. Die Zukunft versprach endlich für alle eine glückliche zu werden, und so gewann die gute alte Dam« auch ailmähUch ihre frühere Gesundheit und Laune wieder. Sie schloß sich sehr cm Mrs. Orde an, deren sanftes Wesen sie bezaubert«; ja sie redete ihr ernstlich zu, ganz iu Oakhurst zu bleiben. „Ihre Tochter wird hier wohnen," sagte sie. „als Claudes Gattin, und Sie wollen doch gewiß nicht ganz allein sein. Lassen Sic sich überreden, bleiben Sie hier." Es bedurfte nur geringer lleberredung, uni Mrs, Orde »» bestimmen, auf den Vorschlag von Mrs. Mnnro einzugehen. und sie machten ihre Pläne zu allseitiger Zufriedenheit. Der Hochzeitstag kam Hera»: es ivar ein herrlicher April morgen. Alle, die in der ereignisreickfen Geschichte der beiden Brautpaare eine Roste gespielt, ivaren anivcsend. Aste blickten mit strahlenden Auge» aus die Trauung des Erben von Oak- hnrst mit dem dunkeläugigen Mädchen, das vor langen Jahren in jener Winlernacht auf dem Kaminteppich schlafend gcsntchen wurde » Marie wird von den besten Familien der Grafschaft rei.zenü. herrlich, bezaubernd gefunden und vergißt gutmütig die Ver nachlässigungen, die man Amy Deivistes Gesellschafterin ehe dem fühlen ließ. Die beiden glücklichen junge» Paare ivett- eiferlen, durch ihre Liebe und Sorge den Lebensabend der gütigen, alten Großmutter zu erheitern und die schwer geprüfte Dulderin Mrs. Orde ihre Leiden vergessen zu mache». Eine junge Generaston wächst fröhlich »m sie auf und laulcht des Abends beim Kaminseuer mit Spannung den Erzählungen der Abenteuer ihrer Ellern, ohne zu ahnen, daß es ein Verwand»«« ivar. »!«r darin figurierte als „ein erbarw'-naslaler Feind." — Ende —
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