Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 29.05.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192705293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270529
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270529
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-05
- Tag 1927-05-29
-
Monat
1927-05
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 29.05.1927
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
SSoksisoko Volksrsilung 17 I. ^ _ (. ...: »1sk»-gsng sS27 Jas Vapskium als Aledensmachk. Lin Gedenkblatt zum 70. Geburtstag« Papst Pius XI. Wenn am 31. Mai die Glocken von St. Peter den sieb zigsten Geburtstag unseres Heiligen Vaters verkünden und in allen Glocken und Glöcklein des Erdenrundes freudigen Widerhall wecken, dann richten sich aller Menschen Blicke nach der Ewigen Stadt, wo diese unvergleichliche geistige Gewalt das Reich Gottes aus Erden verwaltet und alle irdischen Dinge nach ewigen Werten bsmißt. An jenem Tage werden die Vatikanischen Paläste Ehren und Würden sehen, wie sie kein weltlicher Monarch sich gestatten, wie sie nur die höchste Idee und die größte Liebe bereiten kann. Unter den zahllosen Gratulationen und Wünschen für den Herrn der Christenheit würde aber etwas fehlen, wenn nicht ein Gedenkblatt aus der Geschichte als Gruß vor ihm i iedergelegt würde, das die eigene Friedensarbeit und die Friedenswerke großer Vorgänger rühmte und so das Pipst- tum als edelste Friedensmacht dartäte. Pius XI. gesellte sich zu den Friedenspäpsten durch seine erste Enzyklika aus dem Jahr« 1023, in der er sich den Frieden und die Versöhnung der Menschen zur ersten Aufgabe machte und beide mit so ergreifenden Worten pries, daß es wieder einmal offenbar wurde, daß die Erde einen endgültigen, für immer gewährleisteten und von keiner Macht mehr bedrohten Frieden nur von Rom er- marien kann. Und durch seine unermüdliche Tätigkeit für di? Eintracht unter den Völkern, für den Frieden der '"-suchte, für die Verbrüderung der Klassen und besonders ndie Wiedervereinigung im Glauben hat Pius XI. sich für immer in die Reih« der großen Päpste gestellt, die den Frieden Christi im Reiche Christi wollten. Das Papsttum war stets ein« Friedensmacht, freilich mit dem Unterschiede, daß Zeiten, die billiger und gerechter dachten als die unsrigen, den Papst als den obersten Hüter und Wahrer des Friedens ansahen. Wenn man auf das Geschehen und auf den Lauf der nachchristlichen Zeiten -u-> rückblickt, begegnen einem der Veisprele die Fülle. Bereits in den ersten christlichen Jahrhunderten stehen die Pävste mit der Friedenspalme. Besonders bildhaft hat die rückwärtsschauenoe Geschichte — und noch mehr die ver schönernde Sage — die Taten Leos I. festgehalten. Mit welchem Mut und mit welchem Erfolg trat dieser Papst gegen die Barbaren auf, bewog er Attila zu Mantua zum Abzug aus dem bedrohten Italien und bewahrt« er später Nom vor Geiserich! In der weiteren Reihe der Friedenspäpste ragt beson ders Gregor IV. hervor. Zwar waren seine Bemühungen nicht immer von dem gewünschten Erfolge gekrönt, aber er hat in den großen Belangen des europäischen Friedens stets das Beste gewollt und sich den größten Mühen dafür unterzogen. Als die Söhne Ludwigs des Frommen sich um das Reich ihres Vaters stritten, strebte Gregor mit allen Kräften nach ihrer Versöhnung und nach der Beendigung ihres Bruderkrieges. Sein gutes Recht und seine göttliche Bevollmächtigung, Streit zu schlichten, Kriege zu verhin dern und Frieden zu stiften, begründete er mit den lapi daren Worten: „Ich erfülle eine Mission des Friedens und der Einigkeit, die eine Gabe Christi und der Diener Christi sind". Die Bemühungen Gregors IV. setzte Ser gius II. fort. Er erklärte den kriegführenden Königen von Deutschland, Lothringen und Westgallien, di« als feindliche Brüder ihre Länder mit der Geißel des Krieges schlugen: „Es ist unerträglich, daß drei Brüder, die eins sind in dem Glauben an die heilig« Dreifaltigkeit, von der Gerechtig vischosskage in Moskau. Von Miguel d'Herbigny. In der Beilage „Kirche und Welt" »r. 8 »»m 18. April find wir bereite gegen die falschen (Seriichie ausgetreten, di« namentlich russische Zeitungen an Blich»! d'Herbigny» Mission in Nusjland knupsten. Heute geben wir di« Sicherst Interessanten Ausführungen d'Herbtany, in den „Etüde»" tm Auszug wieder, die die trostlosen Verhältnisse >n Sowjet-Ruhland grell beleuchten und rührende Beispiel« von Prtestermut und Prtesterlieb« ent halten. Bei meiner letzten Ankunft (Herbst 1920) in Moskau wußten die Katholiken noch nicht, das, ich die Bischossweihe empfangen hatte. Ich fuhr fort, die heilige Messe zu zelebrieren, Beicht« zu Haren und die Sakramente zu spenden, genau wie ein einfacher Priester, so wie auch während meiner ersten zwei Reisen 1925/20. Aus der Umgebung kamen viele französische, italienische und deutsch« Katholiken, um den Gottesdiensten beizuwohnen. Ausser den gewöhnlichen Besuchen in den Hospitälern der Hauptstadt machte ich noch manchen Krankenbesuch in der Umgebung Mos kaus, 50—100 Kilometer per Bahn, und noch stundenlang mit dem Wagen durch di« vielen schon herbstlichen Steppen! Ah, diese Beichten und Kommunionen der Kranken und Sterbenden, die sehnsüchtig auf den letzten Trost matteten! Wie oft hatte ich selbst Mühe, meine Tränen zuriickzubalten bei den Freuden- iränen, die ich fließen sah! Da war z. B. eine arme, alt«, tod kranke Französin aus Savoyen lfie muhte es schon, daß ich Bischos war). Als ich eintrat, lag sie schon in den letzten Atem züge». Sie sah mich lange an und flüsterte: „Fast 10 Jahre habe ich keinen katholischen Priester gesehen, und nun in meiner Sterbestunde kommt mein Heiland noch zu mir. Die heilige Hostie — durch einen französischen Bischof — mein Gott, ich danke Dir!" Solchen rührenden und tröstlichen Eindrücken folgten natür lich auch andere. Zwei Tage nach meiner Ankunft in Moskau bracht« die „Jswestija" den Bericht des Prozesses, der gegen 10 katholische Priester aus der Umgegend von Kiew geführt wor den war: „Spionage". Zwei von ihnen wurden freigesprochen, andere zehn zu langer Zuchthausstrafe und der letzte, der Abbe Jtliusky, zum Tode verurteilt. — Diese Nachricht rief unter den europäischen Diplomaten grohe Aufregung hervor. Ich hatte zwar keine Gelegenheit, mit dem Vertreter der polniischcn Regie rung zu sprechen, aber ich hörte, daß der französische und deutsch« Botschafter der russischen Regierung Vorstellungen gemacht und darauf bingewiesen hätten, welch einen traurigen Eindruck diese Verurteilungen außerhalb Sowjrtrußlands Hervorrufen werden. Und in der Tat wurde da» Todesurteil nicht vollstreckt. Der keit und Gesetzmäßigkeit adrveichen sollten. Würde es aber einer von ihn«» vorziehen, den Weg des Fürsten der Zwie tracht zu gehen, so werden wir uns veranlaßt sehen, mit Kirchenstrafen gegen ihn einzuschreiten." Man hört bei uns gerne und häufig von dem heiligen Reich Karls des Großen sprechen. Dabei offenbart sich aber oft ein schlechtes Gedächtnis für empfangene Wohltaten und geleistete Dienste. Man vergißt es nur zu leicht, daß die sem Reiche der moralische Einfluß und die Stellung Leos III. sehr zustatten kam, und daß er selbst ausdrücklich zu dom Hüter seines Friedens bestellt wurde. Auch denkt man selten daran, daß zu den Zeiten, wo das Feudalsystem die Würde des Menschen mit Füßen trat und das Reich an de» Rand des Verderbens brachte, daß La das Papsttum der einzige Anwalt des Friedens war. Niemand anders als die Kirche versuchte da die erpreßte und vergewaltigte Menschheit zu befreien und vor dem furchtbaren, schreck lichen Uebel der Kriege zu bewahren. Keine weltliche Macht, sondern wiederum die Kirche machte die Möglichkeit der Wahrung des öffentlichen Frie dens zum Gegenstand ihrer Versammlungen, wie z. B. auf der Kirchensynod« zu Charroux bei Poitiers (989). Auch wurden von der iKrche die ersten Einrichtungen zum Schutze gegen die Kriegsgefahren getroffen, die ersten Versuche zwischenvölkischer Friedensregelung gemacht und die ersten Körperschaften zur Erhaltung des Weltfriedens ins Leben gerufen. Wer hatte mehr als die Kirche für den Schutz und die Sicherheit des Bauern, des Gewerbetreibenden und des Kaufmanns, des Menschen überhaupt, getan? Erinnert sei nur an die großartigen Erfolge der Konzilien von Lhar- roux, Le Puy und Poitiers! Das Kirchenkonzil von Poi- tiers im Jahre 1000 kan geradezu als die Wiege unseres modernen Völkerbundes angesehen werden: denn seine Mitglieder gründeten eine Friedensliga, die gegen die eige nen Mitglieder die Waffen ergreifen konnte, sobald sie die Friedensabmachungen verletzten. Einen großen Schritt brachte das Konzil von Verdu-n- sur-Doubs di« Friedensarbeit weiter, mehr aber noch das von Bourges (1038). Der Beitritt zu der Friedensliga, die das Konzil von Poitiers gegründet hatte, sollte nach den Beschlüssen des genannten Konzils von Bourges ganz allgemein zur Pflicht gemacht werden. Und an Beweisen für die Durchführung dieser Erlaffe fehlt es nicht. Wie man sie z. B. alleine in Frankreich zu verwirklichen trachtete, erhellt daraus, daß französische Bischöfe für ihre Diözesen einfach die eidliche Verpflichtung ihrer Untertanen (vom 15. Lebensjahre ab) zur Wahrung des Friedens und im Notfall« ihre Waffenpflicht zur Erhaltung und Wiederher stellung des Friedens verfügten. Die Friedensarbeit der Päpste und der Kirche wurde wirksam unterstützt durch die Treußa vei. den Gottes frieden, der ursprünglich das Kriegshandwerk an Sonntagen unterbinden sollte, allmählich aber auf die Wochentage An wendung fand, durch das Konzil von Clermont unter Urban II. endgültig festgesetzt und durch die ersten drei Lateransyirodeu für di« ganze Kirche vorgeschrieben wurde. Die IreuZs Del hatte es bereits am Anfang des 11. Jahr hunderts soweit gebracht, daß Priester und Kirchliche, Frauen. Kinder, Greise, Kaufleute und Kreuzfahrer als „unberühvbar" galten, und daß nur noch an drei Tagen der Woche Krieg geführt werden durste, während der Advents- und Fastenzeit aber ganz verboten war. - Im 13. Jahrhundert erstand den päpstlichen Friedens- Werkes kein besserer Helfer als im dritten Orden des hei ligen Franziskus, der in der erleuchteten Einfalt den auf Krieg, Mord und Beute erpichten Herren dadurch einfach das Handwerk verdarb, daß er den überaus zahlreichen An- polnilche Priester wurde gegen einen der in Polen verhafteten ruffischen Kommunisten ausgetauscht. Nach einem kurzen Abstecher nach Leningrad (000 Kilometer von Moskau), der gerade genügte, um in der Kathedrale, assistiert von Msgr. Maletzky, dem Apostolischen Administrator von Leningrad, die heilige Messe zu lesen, kehrte ich wieder nach der Hauptstadt zurück, wo ich am Tag« Mariä Himmelfahrt vor einer großen, freudig erregten Menge von Gläubigen, von denen viele noch nie im Leben einen Bischof gesehen hatten, eine Pon- tifikalmesse in der polnischen Petri-Pauli-Kirche zelebrierte. Das Erstaunen, die Rührung und di« Freude der Gemeinde ist schwer zu beschreiben. Nach dem Evangelium bestieg ich die Kanzel und erklärte in kurzen en, daß der Hl. Vater, um seinen katholischen Kindern in and seine ganze väterliche Liebe zu bezeigen, ihnen diesmal einen Bischof geschickt habe, damit der göttliche Segen in noch höherem Maße auf sie herabkomme: daß meine Mission weder politischer noch diptomaiilscher Natur sei und mein Aufenthalt in Rußland nur wenig« Wochen dauern könne, daß ich nach dem Wunsche des Hk. Vaters meine gewöhn liche Arbeit als Präsident des Orientalischen Instituts in Rom wieder aufnehmen müsse, daß ich aber die Hoffnung und den Trost hätte, bald einen ständigen Oberhirten bei ihnen zu wissen. Nach dem Hochamte mit sakramentalem Segen hört« ich lange Beichte in verschiedenen Sprachen und teilte die hl. Kom munion aus. An den folgenden Wochentagen mußt« ich täglich das heilige Sakrament der Firmung spenden an Kinder. Erwach sene und Greis«, darunter einer Französin von 80 Jahren, die, in Rußland geboren und ausgewachsen, zum erstenmal im Leben einen Bischof sah. Die Nachricht von der Ankunft eines katholischen Bischofs verbreitete sich übrigens sehr rasch, obgleich die Zeitungen dar über Stillschweigen beobachteten. Und so kamen denn Katho liken von sehr weit. 1090 Kilometer und mehr, wie zum Beispiel deutsche Kolonisten aus der Wolga-Republik, um das heilige Sakrament der Firmung zu empfangen. Auch viele andere Besucher meldeten sich bei mir Im Hotei! ohne mich jedoch anzntreffen (da ich nur wenig« Nachtstunden in meinem Zimmer verbringen konnte), um mit mir von Ange legenheiten zu reden, die mich entweder nicht interessierten oder um die ich mich nickt bekümmern durfte. Nur ein Interview, das ich zwei Journalisten der „Kraßnaja Gazetta" (Rote Zeitung) und der „Koschsoscholskaja Pravda" (Wahrheit des kommunisti schen Jugendbundes) gewähren mußte, möchte ich noch berühren. Die Leningrader Zeitungen hatten nämlich am Tage vorher eine kurze Mitteilung gebracht, daß „ein Vertreter des Papstes, Kardinal Dorbini. aus Rom angekommen sei. um die katholischen Kirchen in Rußland zu inspizieren". Nach der Begrüßung gingen mein« Besucher gleich auf di« st« interessierenden Frage« «in. — Sind Sie ein Legat de» Pap hänsern seines weitverbreiteten dritten Ordens das Tra gen und den Gebrauch von Waffen streng untersagt«. Was die Päpste angefangen, was die Konzilien weiter geführt hatten, hat Rom nie aus den Augen verloren, un bekümmert um das Urteil der Welt. Man hört über di« Kreuzzüge die verschiedensten Urteile. Dabei sollte man aber wieder nicht übersehen, daß die Kreuzzüge, für das Reich Gottes geführt, doch ein ganz anderes Gesicht haben als gewöhnliche Kriege, daß die Feldzüge gegen di« Tür ken siir die Einigkeit der Christen und für den Frieden unter den abendländischen Völkern vor größter Bedeutung waren. Ferner gehört es zu den unantastbaren Perdiensten und zu den segensreichsten Friedenswerken Roms, daß Innozenz III. fünfmal Philipp August, Richard Löwenherz und Johann ohne Land versöhnte. Auch war es für den Weltfrieden von größter Bedeutung, daß die Päpste des 15. Jahrhunderts durch alle erdenklichen Vermittlungen zur Wahrung des Friedens zwischen Frankreich und Eng land für di« Erhaltung des europäischen Gleichgewichts häufig die allergrößten Opfer auf sich nahmen. Es hat Zeiten gegeben, wo man anders über die Frie denswerke der Päpste dachte als heute, wo der Papst als der ästsnsol- paew von der ganzen Welt anerkannt war. und das selbst da noch, wo bereits Ehrgeiz und Gewalt weltlicher Herrischer, gesteigertes Volksempfinden und nationale Leidenschaften der sittlichen Geltung Roms ent- gegenständen und die Verhältnisse schon gewaltig geändert hatten. So lehrt die Geschichte, daß die Portugiesen nach der Entdeckung der Westküste Afrikas durch päpstliche Billi gung und Gutheißung die allgenieine Anerkennung des Be sitzes und die Erhaltung des Friedens zu erzielen trach teten. Für die allgemeine Anerkennung des Papstes als Friedensvermittler und für die sittliche Bedeutung Roms zeugen auch Ferdinands und Jsabellas Bemühungen vom Jahre 1493, um die von Kolumbus entdeckten Länder zu gesprochen zu erhalten. Und ein historischer Augenblick von unvergeßlicher Bedeutung wird es immer bleiben, als Gre gor XIII. den Frieden zwischen Stephan Vartory von Polen und Iwan dem Schrecklichen von Rußland wieder herstellte. Zum Unglück der Welt wurde es den Päpsten durch die geschichtliche Entwicklung benommen, immer diese Roll« von Friedensaposteln zu spielen, wie sie es als die Präsi denten der einen großen christlichen Völkerliga hatten tun können. Durch die Kirchenspaltung im Osten ging das Papsttum seiner Macht im Osten verlustig, und durch die Reformation im Westen büßte es weiter an Einheit und Geltung ein. Seit den Zetten gab es keine christliche Völkerliga mehr und auch keine allgemein anerkannte und verbindliche Vermittlung des Papstes zwischen den Völkern der Erde. Nichtsdestoweniger ist von Rom aus nichts unterlassen worden, den Weg des Friedens unbeirrt weiterzugehen. Freiilch war es bei den furchtbaren Einbußen an Einfluß und Ansehen nicht immer so möglich, wie es dem Geiste und dem Wunsche der Kirche entsprochen hätte. Z. B. war bei der wiederholten Aufteilung Polens der Einfluß des Aposto lischen Stuhles noch nicht wieder ausreichend. Aber im 19. Jahrhundert legen die Aeußerungen William Pitts und Alexanders von Rußland schon wieder beredt Zeugnis ab von der großen moralischen Macht Roms. Unvergeß lich wird die Bemerkung des großen englischen Staats mannes vom Jahre 1794 sein, die er zu Msgr. Conzie, dem Bischof voir Arras, tat. als er — der allgemeinen Ansicht folgend — der französischen Revolution durch ein Bündnis der Mächte Europas glaubte Herr werden zu können. Er sagte: „Ich glaube, daß ein gemeinsames Band uns zu- stes? — Nein. — Wer Sind sie also? — Ich bin der Präsident des Orientalischen Instituts in Rom, bin als Bischof gekommen, doch ohne jeglichen politischen >Her diplomatischen Austrag, einzig und allein, um den Katholiken in ihren religiösen Angelegen heiten deizustehen, besonders den Franzosen, Deutschen und Ita lienern. — Welche Beziehungen haben Sie mit der orthodoxen Geistlichkeit anaeknüpst? — Keine. Ich habe niemand von der orthodoxen Geistlichkeit gesehen, mit niemand gesprochen. — Be haupten Sie, das, die katholische Kirche in Rußland versolgt wird ? — Niemand hat dies von mir gehört. Aber ist es nicht klar, daß, wenn die katholische Kirche hier keine Hierarchie noch Seminare haben darf, und wenn die Verhaftungen und Berurtei- lungen der Priester nicht aushören, daß Ihre Feinde natürlich sagen werden, daß die Kirche versolgt wird, und daß Ihr« Freunde dann um eine Antwort verlegen sein werden? — Dieses Interview vom 27. August erschien natürlich in keiner Zeitung. Doch es hinterließ mir den Eindruck, daß die Zeit meines Aufenthaltes nicht mehr lang sein könne. In der Tat, schon am 3. September, um 2 Uhr nachts, klopfte es energisch an die Tür meines Hotelzimmers: „Oessnen Sie im Namen der Moskauer Sowjets!" — Ein korrekt gekleideter Herr erscheint, entschuldigt sich höflich, mich so spät zu stören und fordert mich auf. sobald wie möglich das Territorium der Sowjetrepublik zm verlassen. „Es ist kein« Ausweisung. Doch Ihre Gegenwart ist unerwünscht." Auf meine Frag«, ob ich über Finnland reisen dürfte, antwortete er: „Gewiß, auch über Odessa, wen» Sie wünschen, aber ohne Aufenthalt." Vor meiner Abreise hatte ich noch die Freude, den Abbe, jetzt Monsignore Neveu als Apostolischen Administrator von Moskau zu begrüßen, dem die Seelsorge für die Katholiken in Moskau und dem Süden Rußlands übertragen ist. Noch ein letztes feierliches Hochamt in der Pettt-Pauli- Kathedrale, eine letzte Mess« in der französischen St.-Luüwigs- kirche init sakramentalem Segen. Das war der Abschied. Alle Katholiken lagen auf den Knien. Während ich die Monstranz erhob, fühlte ich, wie mir di« Tränen von den Wangen auf die Meßgewänder rollten. Das heiligste Herz Jcfu hat wohl in diesen Augenblicke dem Pater sein großes Gebet wiederholt: auf daß alle eins seien. Nach wenigen Stunden fuhr ich schon tn der Richtung nach Norden. — Seit jenen Tagen haben die Katholiken in Rußland neue Verfolgungen zu erleiden gehabt. Verhaftungen und Prozess« haben sich gehäuft, besonders seit Januar dieses Jahres — Diq beiden Apostolischen Vikare in Moskau und Leningrad stehen noch an der Spitze ihrer Diözesen. Voll Geduld und priesterlichev Liebe, widmen sie sich einzig und allein der Sorge für die vielem schwergeprüften Seelen, als Vertreter und im Namen jener, Kirche, die immer, sowie auch heute «och. d» aroße Mutter und Wohltäterin der Völker Ist.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)