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Nummer 134 - 26. Jahrgang «mal möch. vezugopreks für Juni 3,00 Mk. elnschl. Sestcllgeld. «nzetgenprelse: Die Igesp. Petitzelle »OL. ßtellengesuche 20 .Z. Die Petitrenlamezeile. 89 Milli- meter breit. 1 ^l. Offertengebühren für Selbstabholer 20 .L, bei Uebersendung durch die Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr. 10 Sonntags-Nr. 15 L. Beschüftiicher Teil: Artur Lenz in Dresden. SiicklMe Sonntag, den 12. Juni 1927 Im Faste höherer Gewalt erlischt fe8e Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung o. Anzeigenaufträge« u. Leistung v Schadenersatz. Für undeutl. u. d. Fern ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Per- antwortung. Unverlangt ei,«gesandte u. m. gtückporte nicht versehene Manuskripte werd. nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmtztags Haupischristleiter: Dr. G. Desez >>k. DresSeo. tgeschäftSstell«, Druck».Verlag: «crmania, A.<>». Mr Verlag'imd Druckerei, Filiale Dresden. Dresden-?!. >. Polierstratze l7. FernrilsLWIL. Postscheckkonto Dresden »7og. Bankkonto: Etadtbank Dresden Nr. «171» Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen Volks«eitung Dresden'SMstadi I. Polierstratze i7. Fernruf e07l> und r>0l2. Beschlüsse -er Generalversammlung -es katholischen Lehreroerbandes — Empfang beim Reichskanzler Partei uni» Presse Haben wir nicht mit einem gewissen katholischen Selbstgefühl erst jüngst bas Dürres -Jubiläum gefeiert? Die Achtung einer Welt vor diesem Feuerkopf, dem Meister des geschriebenen Wortes, etwas stolz auf unsere WeltansclMiung bezogen? Sind wir nicht entrüstet zu sammengezuckt, als man Sankt Petrus Canisius. den Patron der katholischen Presse zu schinähen wagte? Wie oft haben wir uns davon „überzeugen" lassen, durch Päpste und Bischöfe, durch Freunde und Gegner, das; wir in der geistigen Struktur unserer Zeit nur so viel gelten, als wir durch unsere Presse vor aller Oefsentlichkeil zum Ausdruck zu bringen vermögen. Wie oft ist auf .Katho likentagen, auf Parteitagen, in Vereinen und Kirchen, in Hirtenworteu und Flugblättern in den letzten Jahren der Beweis geführt worden, das; wir Katholiken Kanin auf einem Gebiete so rückständig sind und das Gebot der Stunde so ivenig erkannt haben, wie auf dem des Aus baues unserer P r e s s e. Wir sind dessen müde, die alten Zahlen- und Beweisgründe immer von neuem aufmur schieren zu lassen. Wir übersehen auch nicht, daß verschie- Senenorts unter günstige» Bedingungen gute Fortschritte in unserem Pressewesen zu verzeichnen ^ind. Aber wir haben es auch erlebt, wie gewisse Rückschläge in unserm engeren Arbeitsgebiet, unserer Diaspora, einen Skepti zismus Raum gewinnen ließen, der sich dann hemmend und lahmend auch auf das übrige Leben unserer Diaspora übertrug. Deutlicher vielleicht als alle Presse Kundgebun gen. Görres- und Canisiusfeiern könnte ans diese» Er fahrungen die Erkenntnis reifen, wie unsere ganze Dia sporaarbeit auf Gedeih und Verderb init der Frage der Diasporapresse verbunden ist. Warum mangelt gerade uns in der Diaspora so oft die weltanschauliche Geschlossenheit und Einig keit in der Pressesrage? In erster Linie, so sagen wir. aus dem Grunde, weil man den Grundsatz der Priori tät des Weltanschaulichen vor dein Politischen noch nicht in seinen Konsequenzen durchdacht und er kannt hat. Man gibt wohl zu. daß für deu Katholiken jede politische Betätigung ebenso gut wie jede persönliche Lel>ensäußerung auf dem Felsengrunde des Bottesglau- bens aufbauen und mit den Grundsätzen seiner Welt anschauung in Einklang stehen muß. Aus der Tatsache aber, daß ln politischen Einzelfragen eine ganz natürliche und gesunde Bewegungsfreiheit besteht, zieht man viel fach den sehr irrigen Schluß, daß die katholischen Zeitun gen aus ihren politischen Charakter, den sie meist in lan ger Tradition erworben und glänzend gerechtfertigt haben, zugunsten des rein Weltanschaulichen verzichten sollen. Darin liegt eine schlimme Verkennung des Be griffes der weltanschaulichen Priorität. Die Ueberset- zung der christlichen Grundsätze in das politische Leben ist für die Tageszeitung so unerläßlich, wie der christliche Lebensivandel für den ganzen Katholiken. Es wäre ein unabschätzbarer Verlust, wenn Hunderte katholisctier Zeitungen auf dieses Werktagschristentum verzichten, also zum Charakter des Sonntagskirchenblattes zurückkehren würden. Sicher sind die Sonntage mit ihrem Gottesdienst das Gerippe des ganzen Kirchenjahres. Aber bloßes Sonntags- oder Sakristeichristentum ist im privaten so gut wie im öffentlichen Leben eine Farce. Die Probleme unserer Tage sind, wenn wir uns nicht in Nichtigkeiten und Eitelkeiten verlieren, meist von so grundsätzlicher Na tur. man denke an die soziale Frage, daß man die richtige politische Entscheidung letzten Endes nur aus tiefster welt anschaulicher Einstellung heraus treffen kann. Und in diesen grundsätzlichen Dingen sollten sich doch wenigstens alle Katholiken vertrauensvoll die Hand reichen. Sie sol len nicht von der katholischen Zeitung verlangen, daß sie auf die praktische politische Auswirkung ihrer Weltan schauung Verzicht leiste. Sondern sie sollten selbst für ihre Person Zurückhaltung üben, wenn sie in Einzelfragen, die meist auf Grenzgebieten liegen, ihre Meinung nicht restlos zufriedengestellt glauben. Sie selbst sollten die katholische Zeitung Uber die politi- Einzelmeinung stellen. Das heißt Priorität der ltanschauung! Wenn man in die Geschichte unserer Presse blickt, wird man diese unsere Auffassung auf Schritt und Tritt Keule: Die Welt (Illustrierte Wochenb-ilage) Die deutschen Sender (Funkbeilaaei. Unterhaltung und Wissen. Kirche und Welt. Turnen, Sport «nd Spiel. Recht »ür alle. Berlin. 11. Juni. Am Donnerstag abend wurde dem kaiyolis<l>«n Lehreroer band die bejondere Auszeichnung der Einladung zu einem Bierabend beim Reichskanzler zuteil, lieber 200 katholische Lehrervertreter waren erschienen und wurden vom Reichskanzler und seiner Gemahlin herzlich empfangen. Alan sah vieler Vertreter aus den Reichs-Ministerien, so den Reichs minister des Innern von Kendel l. Vom preußischen Kultus ministerium waren u. a. Staatssekreiär Lammers und Ministerialdirektor Kaestner anwesend. Auch der für di« Vorbereitung des Reichsschulgesetzes zuständige Ministerialdirek tor Pcllengahr war anwesend. Der Reichskanzler unter hielt sich im Laufe des Abends mit Lehrern aus allen Landes teilen. Besonders zeichnete er auch den Vertreter der katkoliirben Lehrer Oesterreichs, Prof. Rotier (Wien), aus Die dritte Delegiertensitzung begann am Frei tag morgen um 3 Uhr mit der Aufstellung des Etats. Zugrunde gelegt wurden Verbandsbeiträge in der bisherigen Höhe. Zur Frage des Reichsschulgrsetzes wurde einstimmig folgende Entschließung gefußt: 1. Di« Bekenntnisschule ist das Ideal der Er- ziehungsschnle. Darum muß das Reichsschulgesey sowohl die Erhaltung als auch die Entwicklung einer allen anderen Schularten gleichberechtigten Bekenntnisschule sichern. Das Reichsschulgesetz muß das Wesen der Bekenntnisschule klar und eindeutig umschreiben und Vorsorge treffen, daß nicht durch landesgesetzliche Bestimmungen über das Antragsrccht der Erziehungsberechtigten ober über den geordneten Schul betrieb Hindernisse sür die a-inrickituna neuer Bekenntnis schulen aufgerichtet werden. 2. Das Reichsschulgesetz muß die Sicherheit gebe», daß der Religionsunterricht in alle» in Frage kommen den Schulen- und Schulklassen eingerichtet und nach den Grundsätzen der betreffenden Religionsgeiellichait erteilt wird. 3. Das in der Reichsverfassung festgelegte Eltern recht auf Einführung der Bekenntnisschule ist auch für das Gebiet der Simultanschulländer und Landesleil« durch das Reichsschulgeseh zu sichern und zu regeln. 1. Für die staatsrechtliche Regelung der Rechte des Lehrers a» öffentlichen Bekenntnisschulen gelten die Be stimmungen der Reichsverfassung, sowie die allgemeinen Staatsbürger- und Veamtenrecht« des Lehrers. Den Weg zur Erreichung der in dieser Entschließung fest gelegten Ziele gaben Richtlinien über die Pflichten und Rechte der Lehrer an den öffentlichen Be kenntnisschulen an, die ein Ausschuß des Verbandslages wie solgt sestlegt« und dann di« Delegierknversammlung an nahm. Sie lauten: 1. Die öffentliche Bekenntnisschule ist eine Einrichtung des Staates im Sinne der Reichsverfassung. ?. Die Bekenntnisschule erfüllt die Aufgabe der deutschen Volksschule auf der Grundlage des Bekenntnisses. Da her muß die gesamte Unterrichts- und Erziehungsarbeit in den Bekenntnisschulen sich auf dem Boden der Lehren bezw. Grundsätze der Religionsgemeinschaften vollziehen. 3. Dem Unterricht in den weltlichen Fächern sind die all gemein gültigen Lehrpläne zugrunde zu legen unter Be rücksichtigung der Eigenart des Bekenntnisses. Die Lehr- und Lernmittel aller Unterrichtsfächer sind so auszuwüh len, daß sie die der Bekenntnisschule entsprechende Er ziehung»- und Unterrichtstätigkeit fördern. «. In der Bekenntnisschule sind die dem Bekenntnisse eige nen religiösen Hebungen und E-bräuibe »u vkleaen. bestätigt sinken. Was wäre unsere Diaspora ohne den starken Rückhalt im R e i chs z en t r u in? Was wäre aus unseren Diasporakirchen, was aus unseren katholi schen Schulen geworden, wenn nicht die Deutsche Zen- trumspartei in Weimar ihren Schutz und ihre Freiheit verfassungsmäßig gesichert hätte? Die Zentrumspolitik ist in ihren letzten Auswirkungen Tatchnstentum! Dar um gehört Partei und Presse auf das innigste zu- lammen, auch in der Diaspora. Und wer mit (einer Kirche Wenn auch dir Teilnahme an öffentlichen religiösen Uebungen und Gebräuchen als Lrziehiingsausgabe gern übernommen wird, bleibt sie doch dem freien Ermesse» des Lehrers überlassen. ö. Der Religionsuitterrichl ist in Uebereinsiinunung mit den Lehren und Grundsätzen der Religionsgeselischaften zu erteilen, wobei das Aussichisrecht des Staates über die äußere Gestaltung des Religionsunterrichtes bestehen bleibt. (Art. 110 der Reichsoerjassung.) Den Reiigions- gesellschasien ist Gelegenheit z» geben, durch mchueistän- dige Beausiragle, die im Benehmen mit dem Staate für einen größeren Bezirk bestellt werden, scstzustellen, ob der Religionsunterricht de» genonuien Erfordernisse» ent- ivrickii. Rotweiidiaenfalls ist sur die Ai'üelluna von Mihstünden zu sorgen. In melhovischen Dingen bleibl die Freiheit des Lehrers gewahrt. Die Einführung von Lehr- und Lernbüchern Hai im Einverständnis nur der Religionsgejellfchasi zu erfolgen. Die Zahl der wöchent lichen Relizionssiunden und die Lehrpläne für den Re ligionsunterricht sind im Einverständnis mit der Reli gion sge seil scha f! fest z ujetzen. ü. Die Anstellung und Versetzung von Lehrpersonen an öffentlichen Bekenninisfchulen erfolg! durch d.-u Staat. Die Anstellung kann nichi verweigen weiden, wenn der Lehrer von der Religionsgesellichast die Berechligung zur Erteilung des Religionsunterrichies zug'tzpfochen und nicht wieder entzogen worden ist :,>i<-i.» ouiuminnl. Eine Abberufung von der Bekenntnisschule gegen den Willen des Lehrers kann nur erfolge» n) wenn der Lehrer aus der Religionsgei.-llschait aus» tritt. 1») wenn die lirchliche Gemeinschaft deu Lehrer aus- schließk. Die Ablehnung des Religionsunterrichte-- an sich ist ke-n Grund, den Lehrer von der Bekenntnisschule zu en.fer nen. (Art. 110 der Reichsverfassung.) wenn auf Grund von Tatsachen seftgestellt ist, daß der Lehrer an Bekenntnisschulen den hier genannten Erfordernissen der Bekenntnisschule zuwider gehan delt hat. 7. Die Unterlagen für die Verhandlungen über die Ab berufung eines Lehrers von der Bekenntnisschule sind in rechtsverbindlicher Form unter Inanspruchnahme des Zeugeneides zu beschaffen. Vor der Enischeidung ist dem Lehrer Gelegenheit zu geben, sich zu äußern. Aus einer solchen Versetzung von der Bekenntnisschule darf dem Lehrer kein Rechtsnachteil entstehen. ö. Den besonderen Ersordernissen der Bekenntnisschule ist bei der Lehrerausbildung Rechnung z» tragen. In weiteren Richtlinien wurden die Forderungen des Ver bandes für ein neues einbeitlickes Reichsbeamlengesetz sestge- legt. Die dann folgenden Wahlen ergaben die Wiederwahl des bisherigen Präsidiums: Rheinländer, Eottwald, Aß mann und Brockmann. Auch sonst wurden alle Mitglieder des Eesamloorstandcs und der Ausschüsse wiedergewähll. Diese Bertrauenskundgebung wurde mit lebhaftem Beifall ausgenom men. Einstimmig wurden auch der Geschäftsführer und der Kassierer des Verbandes wiedergewählt. Als Tagungsort des Verbandstages sür 1929 wurde Saar brücken gewählt. Der Verbandsvorsitzende schloß dann den Verbandslag mit einem Rückblick. Die Berliner Tagung sei der bisherige Höhe punkt des Verbandslebens. in Fühlung lebt, der muß es als seine Pflicht ansehen, sich laufend darüber zu unterrichten, wie die politisäze Vertretung der deutschen Katholiken — als solche spricht man in allen Kreisen Deutschlands nur das Zentruin an — unsere Weltanschauung in den schweren Stürmen unseres gegenwärtigen Staatslebens zur Geltung zu brin gen versucht. Wäre genug Weitherzigkeit und genügend Glau- be»seifer am Werke, so dürfte es gerade m der Diasoora