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Sächsische Volkszeitung
- Erscheinungsdatum
- 1927-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192705111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270511
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270511
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-05
- Tag 1927-05-11
-
Monat
1927-05
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung
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Mittwoch, ven 11. Mai 1SL7 Mr. luv.- Sette » «eichenau, 6. Mai 1927. ?!ach funffähriger Pause weilte am Sonntag unser all. geliebter Oberhirs, BischofDr. Christian Schreiber in unserer Pfarrgemeinde. Bereits vor Wochen, als die erste Mit teilung von der Kanzel herab vom bevorstehenden Mschofebesuch bekannt wurde, beiveate Helle Freude die Herzen der Gläubigen, unS diese steigerte sich, je näher der Tag kam. Im Verein mit unserem Hochw. Herrn Pfarrer rührten sich viele fleißige Hände, um dem werten Gast den Aufenthalt in unserer Pfarrkirche und Gemeinde angenehm zu gestalten. Sonntagfrüh traf der Bischof, von Bau he ii kommend, vor dem Eingang zum inneren Kirch- platz ei», herzlichst begrützt von unserm Seelsorger Hochw. Herrn Pfarrer Posselt und der übrigen anwesenden Geistlichkeit, der katholischen Lehrerschaft mit der Schuljugend, dem Kir chenvorstand und allen katholischen Standesvereinen und einer zahlreichen Menge Pfarrgemeindemitglieder. In herzgewinnen der Art erwiderte Se. Bischöfl. Gnaden den Grub der Gemeinde, Unter den Klängen des „Ecce sacerdos" zog er in das festlich geschmückte Gotteshaus. Lehrer Iohs. Klimt spielte ein Biolinfolo mit Orgellbegleitung lHerr Lehrer Klimt, Königs hain). Das vom Hochw. Herrn Bischof zelebrierte Ponti fikalamt wurde von den hochw. Herren Propst P, Turba, St. Marienthal, Pfarrer Groh man», Seitendorf, Kaplan Böhm, Ostritz und Pfarrer Posselt, Reichenau assistiert. Der vom Bischof gehaltenen Fcstpredigt lagen die Worte zu Grunde: Betrachte dich als Fremdling und Pilger auf dieser Welt! Die geistvollen Ausführungen unseres Oberhirten Hinterlieben aus die Besucher des dichtgefüllten Gotteshauses einen tiefen Ein druck. Der Psarr-Cäcilienverein unter Leitung seines Dirigenten sang die Loretto-Messe von Goller und das Pongs lingua von Kagerer. Nach dem Pontifikalamt spendete der Bischof an 54 Jugendliche das Sakrament der hl. Firmung. Tcdeum und hl. Segen beschlotz die kirchliche Dormittagsseier und in fest lichem Zuge begleitete man den Oberhirten nach dem Pfarrhause. In der Mittagspause machte der Bischos u. a. bei Bürgermeister Grunewald Besuch. Für den Nachmittag ivar eine grosse Festveranstal tung vorgesehen, die man im Freien und zwar auf der Frei- lichtbühne der Vereinigung „Talia" im nahen Tschauwalde ab hielt. Der herrliche Maiensonntag lieft alles gut gelingen. Nach dem der hohe Gast dem Kinderheim und den barmherzigen Schwestern einen Besuch abgestattet und einer Kinöeraussüh- rung daselbst beigewohnt hatte, tras er gegen ^5 Uhr nachmit tags im Waldtheater ein. Ueber 1000 Personen hatten sich zu dieser Veranstaltung eingefunden. Der erste Teil wurde durch einige gemischte Chorgesänge des Pfarr-Cäcilienvereins, der an diesem Tage stark in Anspruch genommen war und Pro ben seines Könnens abgelegt hatte, eröffnet. Pfarrer Posselt bewillkommnete den Oberhirten nochmals im Namen der Pfarr- gemeinde und gab den Sinn der Veranstaltung in dem herrlich gelegenen Waldtheater in überaus innigen Worten kund. Frl. Olga Fischer überreichte unter einem überaus sinnigen Prolog dem Bischof einen Blumenstraub. Der Bischof nahm hierauf das Wort zu einer längeren Aussprache, und behandelte das Thema „Was ist für uns die Heimat" und „Was hat uns die Heimat so lieb und wert gemacht?" Die Ausführungen ivaren gegliedert in Heimatliebe, Gottesliebe, Christusliebe und offenes Bekenntnis der Glaubenstreue. Die ganze Tagung bezeichnet« er als Heimatstag, Gottestag, Heilandslag. Lautlos laufchte die tausendköpsige Besucherzahl in andachtvoller Stimmung. Die Worte hinterlieften einen tiefen Eindruck. Der zweit« Teil der Veranstaltung bestand aus einer Maiandacht. Zu diesem Zwecke hatte man aus der Bühne einen Muttergottesaltar errichtet, der mit herrlichen Blumen und Maiengrün geschmückt ivar. Vor Beginn der Andacht sprach der Bischos über Marienverehrung. In trefsliä-en Worten legte er geistigerweise auf den Maienaltar einen Blumenstraub, der die Blumen der Demut, des Gehorsams, der Herzensreinheit und Liebe in sich barg. Sodann hielt er eine kurze Maiandacht und erteilte den bischöflichen Segen. Das Schluftwort unseres Orts pfarrers und der allgemeine Gesang „Grober Gott wir loben dich" und gemischter Chorgesang beendete die so überaus ein drucksvoll verlaufene Festfeier. Eine Feier in dieser Form, Maiandocht in Gottes herrliäier, blühender Natur unter dem freien Himmelszelt im Beisein des Bischofs hat hier noch niemand erlebt. Die Veranstaltung war ein offenes Glaubensbekenntnis der hiesigen Katholiken für ihren katholischen Glauben. In der Ortsg«schichte unserer Kirchgemeinde wird dieser Bischofstag unvergeftlich bleiben. Allen, die zur Verschönerung des Bischofsempfanges sowohl als auch für die öffentliche Veranstaltung sich bereitwillig in den Dienst dieses Tages gestellt hatten, sei herzlichst gedankt. jp. ortskundig war, baldowerte er am Tage unter der Maske eines Händler» oder Stellungsuchenden die jeweiligen Einbruchsgele genheiten unauffällig aus, um dann nachts, mit den Verhält- nisten vertraut, feine Diebesfahrten, die ihn salst nach allen Vor städten und auch nach Radebeul und Kötzschenbroda führten, an zutreten. Dem Verbrecher, der anfangs leugnete, konnten durch das von der Kriminalpolizei gesammelte Beweismaterial bisher 85 Einbrüche in Geschäfte, Villen, Trinkhallen und Kantinen einwandfrei nachgewiesen werden. In einzelnen Fällen siel ihm Beute von hohem Werte in die Hände. So zum Beispiel bei dem Eeschäftseinbruch bei der Firma Märksch, Chemnitzer Strafte. Auf sein Konto kommen unter anderen die Einbrüche ln bas Klubhaus des Dresdner Kegelklubs in Blasewih, in das Klubhaus der Dresdner Mubergcsellschast an der Hinden- burgstraße, in das Klubliaus des Sächsische» Hockeyklubs an der Lennestrabe, die Einbrüche in die Verkaufsstellen einer Lebens- mittelveririebsgesellschast in der Nehefelder und Gräbelstrahe, die wiederholten Einbrüche in die Trinkhallen an den Elbusern, ferner Einbrüche in ein Herrenwäschercigeschäft in Radebeul und eine Konditorei in Kötzschenbroda und zuletzt ein Villeneinbruch in Kleinzschachwitz. Mit der Klärung einer Anzahl weiterer Einbrüche, zu denen Schottin) als Täter ebenfalls in Frage kommt, ist die Kriminalpolizei zurzeit noch beschäftigt. Verdacht eines Gattenmor-es Dresden, 10. Mal. Das Kriminalamt Dresden teilt mit: Am 0. 6. 1027 ist der 60 Jahre alle Schuhmacher Ernst Wiesner, an der Frauen kirche 14 wohnhaft, unter dem Ve rd a ch t d e s Ga t t e n m o r- des von der Kriminalpolizei vorläufig sesigenommen worden. Seine 51 Jahre alte Ehefrau, mit der er in fortwährendem Zer würfnis lebte, wurde gestern in den zeitigen Morgenstunden in bewuhtlosem Zustande und mit geringfügigen Verletzungen am Arm und einer Schwellung am Hinterkopf im Treppenhaus auf gefunden. Wiesner wurde von Hausbewohnern zu seiner Frau gerufen. Daraus mißhandelte und beschimpfte er die Bewußt lose noch in der gemeinsten Weise. Mit Hilfe der Hausbewohner wurde die Frau nach ihrer Wohnung gebracht. Wiesner will sich daraus wieder schlafen gelegt und bei seinem Erwachen gegen 6 Uhr morgens den inzwischen erfolgten Tod seiner Ehe frau bemerkt haben. Erst gegen 8 Uhr vormittags setzte er die Hausbewohner hiervon in Kenntnis, die dann Anzeige erstat teten. Nach den krimiiialpolizeilichen Feststellungen ist Wiesner am 8. 5. gegen 11,30 in Begleitung seiner Ehefrau nach Hause gekommen. Während er die Haustüre wieder geschlossen hat, hat sich nach seinen Angaben seine Ehefrau noch oben begeben. Er will ihr gefolgt sein, und sie auf der Treppe zwischen dem 2. und 3. Stock liegend gesunden haben. Er hat sie angeblich liegen gelassen, weil sie betrunken gewesen sei. Den Tod seiner Ehefrau durch Mißhandlungen absichtlich oder unabsichtlich her- beigesührt zu haben, bestreitet Wiesner. Er ist der Staats anwaltschaft zugeführt worden. Die Todesursache wird die gerichtsärztliche Untersuchung der Leiche ergeben. Neue Prüfungsfächer an -er Technischen Kochschule Das Ministerium für Volksbildung hat sür die Kandidaten des lstiheren Schulamtes der mathematisch-physikalischen und che mischen Richtung an der Technischen Hochschule, sowie sür die wissenschaftliche Prüfung der Kandidaten des höheren Schulamtes In der zeichnerisch-wissenschaftlichen, der musikalisch-wissenschaft lichen und der turnerisch-wisseuschastlichcn Richtung als neue Prüfungsfächer Botanik und Zoologie zugelassen. : Sonderveranstaltungen ln der Iahresschau. Zu den weit Über hundert Sonderveranstallungen. welche die Iahresschau für diesen Sommer vorbereitet, kommt für die Inhaber der Dauerkarten zur diesjährigen Papierausstellung noch «ine be sondere Uebcrraschung. Im Verlaufe der Ausstellung werden drei Wettbewerbe nur für Da u e r k a r t e n i u habe r aus geschrieben, die so gehalten sein werden, Laß sich Damen und Herren und alt und jung daran beieiligen können. Der erste soll bereits im Juni ftattsinden. Hierzu sind jeweils fünf Geldpreise ausgesetzt, und zwar in Höhe von 200 Mark, 150 Mk., 75 Mk., 50 Mi. und 25 Mk. Näheres über den Wett bewerb wird bald nach der Eröffnung bekannigegeben. Jeder, der in diesem Sommer Vergnügen und Erholung sucht, wird beides in der Iahresschau finden. Es wird empfohlen, sich möglichst rechtzeitig mit Dauerkarten zu versehen, da er fahrungsgemäß in den letzten Wochen und Tagen vor der Er öffnung der Andrang außerordentlich stark ist. Der Vorver kauf ist eröffnet in den Verkaufsstellen in der Verwaltung, Lennestraße 3, Zimmer 2 sKartenausgabe), im Deikehrsverein, Hauptbahnhos-Ostbau und bei F. Ries, Seestrabe. Der Preis einer Herrcnkarte beträgt 15 Mark, der der Damenkarte 12 Mark, eine Karte für Inge,Gliche bis zum 20. Lebensjahre kostet 6 Mark, eine solche für Kinder bis zu 14 Jahren 4 Mark. : Immer das alte LI6>. Am Sonntagnachmiitag kehrte ei» Zug „Hakenkreuzler" in der Heidemühle bei Dresden ein. Sie wurden beim Verlassen des Restaurants von drei Angehörigen der Kommunistischen Partei angerempelt. Es kam zu einer Schlägerei, bei der zwei Kommunisten verletzt wurden. Die Verletzungen des einen erwiesen sich so schwer, daß er mit dem Auto des Ucbersallkommandos, das man Herbeigerusen hatte, ins Krankenhaus gebracht werden mußte. ; Unregelmäßigkeiten eines Bürgermeisters. Die Diszipli- narkammer verhandelte gegen den Bürgermeister N. ans Nie» d e r c u n n e r s d o r s, Amtsh. Löbau, gegen den die Vorgesetzte Behörde den Antrag aus Dienstentlassung gestellt hotte. Unter der verantwortlichen Leitung des Angeklagten sind in der Giro kasse der Gemeinde Niedercunnersdorf in der Zeit von 1024— 1026 erhebliche Unregelmäßigkeiten durch Gewährung von Personalkrediten an insolvente Firmen und andere Per sonen vorgenommen, aus denen der Gemeinde ein Gesamtscha den von etwa 30—35 000 Mark entstanden ist. Der Angeklagte Hof auch ohne Sicherheit den Kredit der Girokasse in Anspruch genommen und fernerhin geduldet, daß die übrigen Gemeinde beamten und Angestellten ihre Konten überzogen. Nur die Rücksicht darauf, daß eigennützige Motive nicht in Frage kommen, hat die Disziplinarkammer veranlaßt, dem Antrag aus Dienstentlassung nicht staltzugedeu. Sie hat jedoch aus die zu lässige Höchstgcldstrase im Betrage von 4 Monatsgehältern erkannt. : Beim Baden in der freien Elbe ist gestern gegen 5 Uhr nachmitlags der 21 Jahre alte Schlosser Friß Wehn er er trunken und obgeschwommen. : Beim Spielen in der Elbe ertrunken. Am Sonnabend- nachmitiag gegen 4.30 Uhr fiel ein 7sähr!ges Schulmädchen beim Spielen unterhalb der Albertbrücke in die Eibe und ertrank. Die Leiche ist abgeschwcnnmen und konnte bisher nicht geborgen wer den. : Kindeslötung. Am 7. Mai 1027 wurde di« Mordkom mission des Kriminalamtes Dresden fernmündlich nach Kessels- dors gerufen. Dort «hotte in den zeitigen Morgenstunden des 6. Mai 1927 «ine ledige Wiriscl)afisgehi«lfin in der elterlichen Wohnung heimlich entbunden. Das neugeborene Kind war dann am Abend tot im Bett ausgesunden worden. Da an seinem Halse Strangulations-Merkmale sichtbar waren, erschien der Verdacht einer strafbaren Handlung begründet, und die dortige Hebamme erstattete Pflichtgemäß Anzeige. Nach anfänglichem Leugnen gab die Kindesmuiter bei ihrer Vernehmung zu, das Kind kurz nach der Geburt mit dem Band ihres Unterrockes geivürgt zu haben, so daß sofort Blut aus Mund und Nase ge flossen sei. Trotzdem «habe cs aber nach einigen Stunden noch Lebenszeichen von sich gegeben. i-riprig uncl Umgebung - Der alte Iohannisfriedhof in Leipzig mit seinen weri- vollen Denkmälern ist wegen Mangel an Mitteln in Verfall geraten. Die Kosten für Instandsetzung der bedeutendsten Denk mäler veranschlagt der Rat auf 15 000 Mark. Das Landesamt für Denkmalspflege hat auf das Ersuchen des Rates hin einen Beitrag von 6000 Mark in drei Jahresraten in Aussicht gestellt, während die übrigen Kosten von der Stadt getragen werden müßten. Der Rat beabsichtigt die dringlichsten Arbeiten in diesem Jahre zur Ausführung zu bringen und hierfür einen Betrag von 6000 Mark bereitzustellen. Dieser Beschluß bedark der Zustimmung der Abgeordneten. ) Die Polizeistunde. Das Polizeipräsidium weist darauf hin, daß bezüglich der Polizeistunde einige verschärfende Bestim mungen in der früheren Verordnung des Polizeiamies vom 19. September 1921, die mit der Rechtsprechung nicht mehr in Einklang zu bringen sind, beseitigt worden sind. An der «Schluß» stunde um 1 Uhr nachts ändert sich bis aus weiteres nichts. ) Reichsverband der Deutsche» Biirstsnindustri«. Der Reichsverband der Deutschen Mirstenlnduslri«, Sitz Freiburg i. B., hielt in Leipzig seinen diesjährigen Verbandstag ab. Den um fassenden Geschäftsbericht über die bisherige Verbandstäligkeit erstattete Syndikus Dr. Grub. Syndikus Elsässer Mannheim) berichleie über Fragen der Sozialpolitik. Weiter referierten die Fabrikanten Borrmann (Breslau). Heidrich (Berlin), Weycr- Zweierlei Gestchl Es ist durchaus verständlich, wenn in und nach dem Welt kriege das Auge des Volkes wieder mehr und mehr nach Vor bildern, nach Männern aus seiner Geschichte Ausschau gehalten hat, die in «der Zeit der Not besonders geeignet erscheinen konnten, die Hoffnung und den Willen zum Aufstieg zu stärken und zu erhalten. Und es ist auch durchaus verständlich, daß ein großer Teil des Volkes sich mit besonderer Vorliebe der Gestalt des Preußenkönigs Friedrich II. zugewendet hat. Es wäre unklug zu bestreiten, daß so manches an dem Charakter Fried richs des Großen unserer Zeit besonders imponieren muß. Es wäre aber auch unklug zu bestreiten, daß diese Verehrung des Preußenkönigs zuni großen Teil nur möglich ist auf der Basis einer Geschichtsdarstellung, die heute von ernsthafter Seite als wissenschaftlich einseitig und subjektiv sehr scharf umstritten wird. Diese letztere Tatsache ist schließlich auch ein« der Ur- achen, die das Charakterbild des großen Friedrich zu einem so chwankenden gemacht hat. Zwei Beispiele, wie sich die Geister n der Beurteilung dieses Mannes ziemlich konträr gegenüber» tehen, seien im folgenden angeführt. Im Verlage von Hermann Klemm A.-G. lBerlln Grunewald) sind vor kurzem „Die Briefe Friedrichs des Große» an seinen vormaligen Kammer diener Fredersdorf" erschienen, herausgegeben und er schlossen von Johannes Richter. Fredersdorf war in der Rheins, berger Zeit des Kronprinzen Friedrichs Kammerdiner, noch dessen Regierungsantritt 1740 dessen „Geheimer Kammerier", d. h. der Verwalter der königlichen „Schatulle". Voltaire hat ihn mit vollem Recht das Faktotum des Königs genannt. An Hand dieser Briefe, die in den Jahren 1745 bis 1756 geschrieben worden sind — 305 an der Zahl — will der Herausgeber den Menschen Friedrich dem Leser nahebringen. Man muß zugeben, daß er sich dieser Aufgabe in durcl)aus rechter und sachlicher Welse unterzieht. Es ist ober auch ganz selbstverständlich, daß der Unterbau, die grundsätzlich« Stellungnahme zu dem Problem Friedrich H. für den Briefexegeten von vornherein festliegt. Und diese grundsätzlich« Einstellung verlangt ein Gesamturteil über den geschichtlichen Preußenkönig in allen seinen Wesens, zügen, als Mensch, als Politiker, als Deutscher. Richter sieht als Preuße einseitig den Mehrer der preußischen Hausmacht, der dann zufällig durch Bismarcks Fortsetzung der kleindeut schen Politik „Glück" gehabt hat. Sein ernsthaftes Bemühen geht also dahin, das Bild der Größe dieses. Preußenkönigs möglichst auch in. menschlicher Hinsicht aus diesen Briefen zu rechtfertigen, die Fehler — hier meist nur die menschlichen — zu verstehen und zu verzeihen. Das Ergebnis ist naturgemäß ein idealer Friedrich der Große, mit dessen Gestalt man aller dings im geschichtswissenschastlichen Streit um diesen Namen nicht viel ansangen kann. Trotzdem bleibt natürlich ein Ver dienst, der Oeffentlichkeit dieses Briefmaterial zugänglich und durch meist sehr instruktive Kommentierung verständlich gemacht zu habe». Das Buch will ja nur ein kleiner Beitrag zur Litera tur dieses Mannes sein, verdient aber jedenfalls auch für den Vertreter einer gegenteiligen Auffassung vom Geschichtsgcstalter Friedrich vollste Beachlung. (Die Ausstattung durch den Verlag ist äußerst gediegen und ansprechend.) Ein sehr interessantes Gegenstück zu dieser Neuerscheinung ist das bei Jakob Hegner. Heller«», erschienene Buch: „Fri- dericus oder das Königsopfer" von Werner Hege monn, das jetzt in neuer Auflage vorliegt. Es zählt natürlich für die unbedingten Friderikus-Anhänger zu den Kamps- oder gar .Schmähschriften". Vom objektiven Standpunkt aus gesehen, ist es aber eine durchaus sachliche Materialsammlung aller der Daten und Urteile, die gegen die einseitige Verherr lichung des großen Friedrich sprechen. Das dieses Material in einer sehr lebhaften, flüssigen Dialogform bargeboten wird und in seiner Anordnung oft zu einer schweren Anklage, allerdings weniger des Preußenkönigs als seiner blinden und fanatischen Verehrer wird, liegt in der Natur der Sache. In keiner Weise aber spricht dos gegen di« Berechtigung einer in ihrer Art natür lich auch einseitig sein wollenden Schrift: im Gegenteil, der Fridericus-Rex-Kult, der neuerdings in verschiedenen Kreisen künstlich großgezüchtet worden ist, fordert nacimcrade zu einer Korrektur mancher Ansichten heraus. Und gerade weil die Person dieses Preußenkönigs noch heute so stark umstritten ist, fordert eine Orientierung über oll« Seiten dieses Problems, also auch eine sehr ernste Vertiefung in die Negativa, die Werner Hegemann hier in einer romanhaft flüssige» Form aneinandergerelht Hot. Die erneute Auflage ist der beste Be weis dafür, daß für diese Fragen höchste» Interesse in der Oeffentlichkeit besteht. Damit, daß der Stahlhelm an der Gruft Friedrichs H. in der Potsdamer Garnisonkirche vorbeidisiliert, ist der geschicht lichen Wahrheit nicht geholfen. Cs ist schon nötig, das Für und Wider der Parteiungen und Anschauungen sehr gründlich kennenzulernen, ehe man einigermaßen sein Urteil bilden kann. Letzten Endes muß doch einer objektiven Geschichtswissenschaft das letzte Wort bleiben. M. D. Theater- und Musik-Lileralur Das Theater (Berlin W. 9, Schellingstraße L). Die Hefte 7—0 befassen sich mit „Schoufpielmusik", Wiener. Münchner, Köl ner. Krefelder, Greisswalder und Bremer Uraufführungen, mit den Düsseldorfer Theater» und den Vereinigten Städtischen Büh nen in Duisburg und Bochum. Beachtung finden ferner das schwedische Musik- und Dichtersest in Godesberg, die Arbeit in den Provinztheatern, Piscator auf «der Bühne und die Thcater- aufführungen in Berlin. Ebenso interessant sind die Abhandlun. gen über die neuen Moden und über „Gesellschaft und Tanz". Die mit zahlreichen, trefsiichen und aktuellen Illustrationen ge schmückten Hefte enthalten auch «sonst noch viel Anreizendes und Lesenswertes. Mustca sacra (Joses Kösel und Friedrich Pustet, K.-G., Mün chen). Hcst 4 setzt die „Missa choralis" vonFr. Liszt fort, wür digt die kirchenmusikalischen Verhältnisse in Baden und Hohen- zollern und fesselt auch sonst durch wissensivcrten Stoff. Signale für di« musikalifche Welt (Berlin S. 59. Hasenheid« 54). Die Hefte 12—18 enthalten die umfangreiche, außerordent. sich interessierende Expori-Nummer (Heft 14), bringen Berichte über Ur- und Erstaufführungen, sowie Neueinstudierungen (Fal staff. Frau ohne Schatten, Lästerschule, Vampir, Himmelskleid, Macht des Schicksals, außerdem Musikbriese aus Ncuyork, Brüs sel, Wien, Bochum, Dresden, Königsberg, Essen, Holland. Bre men, Koblenz u, a, O,, Konzertberichte aus Berlin, aktuelle Ab handlungen über Beethoven und eine Fülle anderweitigen wert vollen Stoffes. Die „Kleinen Mitteilungen" unterrichten über das deutsche und internationale Musikleben in weitestgehenden' Umfange. Die Szene (Oesterheld u. Co., Berlin W. 15). Heft 4: Veet- Hoven und die Sängerinnen (W. Röntz), Eduard Devrient (K. Ziak). die Musik und die Oper (PH. Iarnack) u a. m.
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