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Sächsische Volkszeitung : 25.05.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192705257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19270525
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19270525
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-05
- Tag 1927-05-25
-
Monat
1927-05
-
Jahr
1927
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.05.1927
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Die große Aussprache auf -em Kieler Parleilage — Dr. Rosenfeld r „Die Moskauer Methoden -es Parteivorslandes" — Ministerpräsident Braun: „Sachsen ein Schul beispiel» wie man es nicht machen sott" Ser soziMemokralische garleilag Kiel. 22. Mai. Mit einer von mehr als 8000 Personen besuchte» großen öffent lichen Kundgebung in der mit frischem Grün, Arbeiterfahnen »no dem Bilde Legiens geschmückten Kieler Nordostsee-Halle be gann der diesjährige Parteitag der scuialdeniokratschen Partei Deutschlands, zu deni mehr als 400 Delegierte aus dem ganzen Reiche eingetroffcn sind. Unter den Gästen befinden sich auch zahlreiche Vertreter aus dem Auslande, u. a. aus Italien. Frankreich, Polen, der Tscheckioslowakei und Rufiland Zu Vorsitzenden des Parteitages wurde» gewählt der Kieler Parteivorsitzende Eggerstedt und der Partei- Der Redner verwies dann aus den gedruckt vorliegenden Be richt des Parteivorstandes, wonach die Zahl der organisierten Parteimitglieder von 844 485 am 1. Avril l925 auf 806 268 am 61. Dezember 1825 zurückgeganaen ist. Der Kampf der Partei gehe um den Sozialismus, die Demokratie, und die Arbeiterschaft. Heute sei der Zeitpunkt besonders günstig hinsichtlich der Gewinnung der christ lichen Arbeiterschaft. Unter dem lebhaften Beifall des Parteitages schloß der Parteivorsitzcndc sein- Ausüihrungen mit I dem Aufruf zu gemeinsamem Denken und Handeln aller Hand- und Kopfarbeiter, um die Massen des Volkes kür den Sozialismus zu gewinnen. Vorsitzende Otto Wels. Der Parteivorsitzende Wels über nimmt darauf die Geschäfte. Daraus werden die Geschäftsführer ernannt, und die Mandatsvriifunaskommission wird einacsetzt. Die eigentlichen Arbeiten nahmen am Montag im überfüllten, mit roten und schwarz-rot-goldenen Zahnen geschmück ten großen Saale des Gcwcrkschaftshauses ihren Anfang. Zu nächst wurden weitere Begrüßungsansprachen der Vertreter der ausländischen sozialdemokratischen Parteien entgegen genommen. Dann erstattete Otto Wels den Bericht des Partei«»» standes. Er führte u. a. aus: Nicht immer ging das Arbeiten reibungslos von statten. Trotzdem hat der Aufoau der Sozialdemokraten bei keiner ande ren Partei seinesgleichen (Sehr richtig), die Tätigkeit der Sozial demokratie auf dem Gebiete der Gewertfchaftspolitik, der Arbeitersport- und anderer Verbände gibt einen Ueberblick über das kulturelle Werk der Partei zum Wähle der Arbeiterklasse, llnsee Stellungnahme zur Frage der Fürstenabfindung wurde in der Partei heftig kritisiert. Ich gestehe ohne weiteres, daß unsere Kritiker rein gefühlsmäßig recht haben. Aber in anserer Lage hätten sie auch nicht anders handeln können als wir. Wir hätten sonst eine viel größere Zersplitterung gehabt, und der Riß wäre mitten durch die Sozialdemokratische Partei gegangen. Die Kommunisten hätten erreicht, worauf cs ihnen überhaupt dur ankam. Das haben wir mit unserer Taktik verhindert. Auf inscre Taktik ist der große moralische Erfolg des Volksentschei des zuriickzuführen, der ein großes politisches Akti»um bedeutet. Wir haben die Abfindung nicht gebilligt, weil man den Hohen- wllerii, den geschworenen Feinden der Republik, in der Zeit der Rot des Volkes, viel zu viel gab. Aber hätten wir eine Taktik iefolgen sollen, die den Sturz der Sozialdemokraten in der »reußischen Negierung zur Folge gehabt hätte Sollten wir in »er Zeit der Fememorde die Regierung stürzen, die allein das Verdienst hat, Deutschland vor dem Sturz ins Dunkle bewahrt »u haben? Der Redner wandte sich dann gegen den Antrag der Leipziger Organisation, der sich auf di« Rede des preußischen Innen ministers Grzesinski aus Anlaß des Todes des Generals von Mrisbcrg bezieht. Dieser Antrag verurteilt die „würdelose Art, in welcher der preußische Innenminister Erezisinski aus An laß des Vosalles am Bismarckdenkmal in Berlin gesprochen hat, und die das Vertrauen der Arbeiterschaft zu ihm erschüttern müsse. Grzesinski hat, so betonte den Redner, gerade wegen seines Verhaltens aus Anlaß des Vorfalles am Vismarkdenkmal vor rechts heftige Angriffe erfahren. Wir sollten uns hüten, allein ins Zeitungsnachrichten über solche Sachen hin Anträge dieser Art an den Parteitag zu stellen. „Würdelos" ist ein starkes Wort, besonders wenn es sich um eknen Mann handelt, der von der 113 Mann starken Fraktion die Preußischen Landtags kontrolliert wird. Vogelfrei sind die Mit glieder, die tas Unglück haben, Minister zu sein, denn doch nicht, (Lebh. Zustimmung), wenigstens innerhalb der Partei nicht. Draußen kann es ihnen ja passieren, erschossen zu werden, wie es Sevcring und anderen angedroht wurde. Opposition gibt cs überall, und auch bei uns. Wir haben sogar '-m Parteivorstand Rter abstimme,i müssen, und letzthin einmal sogar mit Zetteln. Es handelte sich dabei allerdings um eine sehr wichtige Frage, die das weibliche Geschlecht berührte. (Gr. Heiterkeit.) Aber eine geschloffene Opposition darf es in der Partei nicht geben. Wenn wir erst wieder von „wir" und „Ahr" zu reden beginnen, dann kommt die Zeit, wo wir uns nicht mehr verstehen. (SHr richtig!) Dem Richtungsstreit aber wollen wir in der Partei keinen Platz mehr cinräumen. Nur so zerschlagen wir die Hofinunader Kommunisten aus Zellenbildung in unserer Bewegung. Wer, wie während der Beratungen über den Wehretat »ind der Tagung der Friedeilsgcsellschaften unter dem Vorsitz eines Parteigenossen versucht, einen Druck auf die Fraktion dadurch auszuüben, daß mit der Gründung einer neuen Parte, gedroht wird (Hört, hört!), der wird verstehe», wenn ich sag«. Unke Freunde sollten sich dreimal überlegen, ob sie bei wichen Mionen sich beteiligen sollen. Denn dies« Gruppen lind vollkommen einflußlos L Kiel. 23. Mai. Nach Wels erstattete in der Montagssitzung des Sozial demokratischen Parteitages Krüger den Organisations- und Kaffeubericht. Er teilte mit, daß die Gejamtpartei im Jahre 1926 eine Ein» ahme von rund 8,5 Millionen hatte. Da nach kommt pro Kopf des Parteimitgliedes aus ganz Deutschland berechnet, ein Betrag von über 10 Mark pro Jahr für die politische Organisation. Das sei eine Leistung, auf die di« Sozialdemokratische Partei beson ders stolz ist. (Bravo!) Pom Jahre 1924 bis 1927, also in drei Jahren, habe die Partei für Wahlen, Volksentscheid usw. über fünf Millionen ausgegeben. Für Bildungszwecke habe der Reichsausschuß für sozialistische Vildungsarbeit im Jahre 1926 255 860 M. aufgewenvet. Der Berichlerstatter gab dann eine Uebersicht über die Zusammensetzung der Partei mitglieder nach Berufen: Handarbeiter 73,14 Proz.: Kopfarbeiter 11,83 Proz.: selbständige Gewerbetreibende 4,62 Prozent: freie Berufe 2,04 Proz.: ohne Angabe 9,17 Proz. Weibliche Mitglieder seien insgesamt 165 498 vorhanden. Nach der Mittagspause hielt zum Thema „Bericht des Parteivorstandcs" Staatssekretär a. D. und Reichstagsabaeord- netcr Schulz ein Referat über Kultursragen In der Aussprache wendet sich Reichstägsabg. Dr. Rosen- tcld scharf gegen die Angriffe, die Wels auf die Meinungs freiheit dadurch gerichtet habe, daß er sich gegen die Kor respondenz Levi wandte, deren Namen er nicht nannte, die aber für die Partei unbedingt notwendig sei. (Beifall, Gegen- kundgebungen.) Wels habe zwar gesagt, Meinungsfreiheit könne gewährt werden, es habe aber aus seinen Worten herausgc- klungen, daß Meinungsfreiheit nicht von der sogenannten Oppo sition ausgeübt werden dürfe. (Sehr richtig!) Man solle dem gegenüber doch erst einmal im Zcntralorgan der Partei, dem „Vorwärts", für Die Freiheit der Meinungsäußerung sorgen. <Sehr richtig! — Gegenkundaebimge».) Ick, hätte, so erklärte der Redner, vom Parteivorsitzenden erwartet, daß er seine An sichten in ganz anderer Weise fundiert, wenn er glaubt, einer großen Anzahl von Parteifreunden versteckte Absichten unter schieben zu können. (Dauernde Unterbrechungen.) Diese Leute flüchten rn die Levi-Korrespondenz, weil der „Vorwärts" jede freie Meinungsäußerung ausjchließt, und weil auch der sozial demokratische Pressedienst seine parteiamtlich« Eigensck)ast nie verleugnen kann. Wir sind keine kommunistische Partei, in der jeder nach oem Diktat Moskaus zu handeln hat. Ich möchte nicht aus Aus schluß von Wels plädie.».,. aber gegen die Moskauer Methoden LlSels' möchte ich doch entschieden opponieren. (Große Unruhe und Ruse: Unerhört!) Der Redner richtete darauf heftige An griffe gegen den Parteivorstand wegen seiner Haltung in der Frage der Fürstenabfindung. Nachdem der Kampf mit habe auch keine Rücksicht auf die Thüringer Fürstensrage ge nommen, so daß bei den Thüringer Sozialdemokraten der Ein druck entstand, daß sie in dieser Frage auf sich allein ange wiesen seien. Der prerchische Fürstenvergleich sei von einem Teil der Partei als ein Dolchstoß empfunden morden. iBeifall bei einem Teile der Versammlung und Ruse: Unerhört!) Die Lösung der Fllrstenabsindnngssrage sei In uxiten Kreisen der Partei nicht gebilligt worden. Man habe sich durch den Preußenvergleich der Möglichleft begeben, weit« Kreise der Rentner zur Partei heranzuzieheu. In dieser Frage hätte es kein Kompromiß geben dürfen, und man sollt« ans diesem Er eignis erkennen lernen, daß es Kämpfe gibt, die mit Kompro missen nicht durchzufcckiten sind. (Teilweise! Beifall.) Liepma*«-Leipzig bezeichnet ln« Lippvsitkon, o,e nichts sagen darf, wa» sie für notwendig befindet, als Unfug. Ich wollte, so erklärte der Redner, einmal den Parteivorstand sehen, wenn er in der Weife angegriffen würde, wie er cs heute mit der Opposition gemacht hat. Der Parteivorstand bedrohe geradezu die Meinungsfreiheit der Opposition. Cr gehe mit brutaler Rücksichtslosigkeit vor, die an einzelnen Beispiele» nachzuweisen sei. (Große Unruhe). Niemand könne dulden, daß die Opposi tion eine Organisation schaffe: aber keine Partei könne ohne Opposition auskommen. Der preußische Ministerpräsident Braun führte dann gegenüber dem Reichstagsabgeordnete» Rosenfeld zur Frag« des Hohenzollernvergleichs aus: „Ich habe nach dem Abschluß des Vergleichs gesagt, daß nach drei Wochen kein Mensch mehr darüber reden werde. Ich dachte dabei allerdings noch nicht an den Parteitag und an Dr. Rosenfeld. (Heiterkeit.) Der Vergleich war ei» Gebot nüchterner, praktischer Politik. Nach dem Versagen des Volksentscheids mußte der Vergleich aus der Situation herauskommen. Diese Erwägung hat die Preußische Sozialdemokratie geleitet bei der Regelung der Frage. Einen anderen Weg gab es nicht, nachdem das Reichsjustizministerium weiland unter Mitwirkung des Herr» Justizministers Dr. Rosen feld in seine Beschlagnahmeverordnung seinerzeit hiuein- geschriebcn hatte, daß es dabei nicht daraus ankam, die Hoheu- zollern zu enteignen, sondern vielmehr, das Permögen vorsorglich sicherzustellen. (Lebhaftes hört! hört!) All« Gerichtsurteile, die zu Ungunsten des Preußischen Staates gefällt worden sind, haben sich auf diesen Wortlaut bezogen, indem sie ganz richtig erklärten, daß es der Wille der damals von den Polksbeaus- tragten geleiteten Gesetzgebung gewesen sei. (Erneutes hört! hört!) Dr. Rosenfeld meinte, die sächsisch«» Wahlen wären besser ausgesallen, wenn der Vergleich nicht abgeschlossen wurde. Ob die Rückläufigkeit der Partei in Sachsen lediglich aus d«n Vergleich zuriickzuführen ist, möchte ich doch bezweifeln. Darüber hinaus aber muß ich sagen: Als unsere sächsische» Parteifreunde seinerzeit im Verein mit den Kommunisten den Vergleich mit den Wettinern abgeschlossen haben, haben sie uns Preußen auch nicht gefragt, ob uns das recht sei. (Sehr richtig!) Es wurde gerade uns gegenüber immer daraus hingewiesen, daß doch die Sozialdemokraten in Sachsen zu sammen mit den Kommunisten längst einen Vergleich mit de» Fürsten abgeschlossen haben, wir in Preußen »och immer nicht. Ls gab sür uns, nachdem das letzte Mittel des Volksentscheides versagt hatte, nur eine Möglichkeit, nämlich aus dem Boden des Vergleiches für den Staat soviel als möglich zu retten. Wenn Dr. Rofeufeld meint, wir hätten uns damals die Möglichkeit genommen, unter den Jnflattonsopsern zu werben, so muß ich gestehen, es heißt die Werbekraft der Partei niedrig einschätze», wenn man sie lediglich auf solch« Vorgänge stützen wollte. (Lebh. Zustimmung.) Wenn wir nicht den Vergleich abge schlossen hätten, dann hätten die Hohenzollern durch Gerichts urteil alles herausbekommen und das Land Preußen gar nichts. (Zustimmung.) Zur Frage der M e i n u ng s s r c ih e i t führt der Minister präsident aus, daß gar kein Zweifel bestehen könne, daß jeder Parteifreund ebenso wie jeder Staatsbürger Meinungsfreiheit habe. Aber Meinungsfreiheit haben und von ihr Gebrauch machen, sei doch ein Unterschied. Meinung könne jeder haben, so r-.. -.«n- .. ki^. ül der Förderung der Arbeiterbewegung. Wird die Meinungs freiheit so geäußert, daß dieser Zweck nicht erreicht wird, und daß sogar das Gegenteil «intritt, dann ist das Mißbrauch der Meinungssreiheit, den wir zumindesten kritisieren müssen. Auf die Frage der preußischen Politik wird das Referat Hilferding- Severing noch eingehen. Aber, wen» Dr. Rosenfeld meint, wir müßten nach der Methode des wissenschaftlichen Sozialismus die Macht erringen, muß ich sagen, daß wir, wenn wir uns allein darauf beschränken wollten, nicht einen Schritt weiter kommen könnten. (Sehr richtig!) So c > n s a ch ist das Regieren nicht. Wenn jetzt die sächsische» Parteifreunde, nachdem sie ihre Parteiangelegenheiten und di« Frage der sächsischen Politik daß dort ein Schulbeispiel dafür gegeben worden ist, wie ma» cs nicht machen soll, i Lebhafte Zustimmung.) Hab«» uns die Kommunisten im Verein mit de» Deutschnntionalen nicht aus der preussiick-en Regierung herausgebracht? — Die Sachsen bringen es auch scrtig. Freiwillig geben wir diese Macht position nicht aus. (Stürmischer Beizall.) Reichstagsabg. Aufhiius«r erklärte, man dürfe die Be- amtenfrage nicht, wie Wels es »orgeschiagen habe, der Ent- gegenüber einer » Beamtend und, auer nicht durch führbar. Hierauf werden die Verhandlungen auf Dienstag vertagt ?ammenten - Ooläslickerei - Kunstsloplei-ei bleuanlertgiunz Ausbesserung - Oervissenlislte ^cbeii Ein erbarmungsloser Fein- Frei nach dem Englischen bearbeitet hö°» Klara Nh rin au. Nachdruck verboten.) (37. Fortsetzung.) „Bien, Monsieur, heute mackste ich «inen Spaziergang: »vnn ich hatte Mademoiselle ausgchen sehen. Sie hinterließ solch reizende kleine Fußtapfen im Schnee, daß ich mich versucht fühlte, denselben zu folgen. Sie führten in rin Gehölz, hinter dem ei» Bootshaus war. Ich trete näher. Die Türe ist ver schlossen, aber ich höre drinnen Dacres und die von Mademoi selle. Da ich nicht gern störte, so gehe ich weg, aber ich treffe de» Gärtner und sage ihm, im Bootshaus seien Landstreicher, er solle sie hinausjage». Er geht, Monsieur öffnet die Türe, schilt ihn aus und schickt« ihn weg. aber der Gärtner I>at nur Monsieur gesehen. Später, als Mr. Dacre beim Diener ist, gehe ich in dieses Bootshaus. Es- liegen Segeln darin zum Aus bessern, vermute ich. Ich blickte dahinter, und — finde daselbst diese rote Schleife, und er zeigt« Sir Robert die rote Schleife, die Marie an ihrem Kroge» getragen hatte." Der Baronet ergriff die Schleif« und rief mit höhnischem Lächeln: „Die soll mir Helsen!" 2 6. Kapitel. Mrs. Munro hatte Schmerz und Schwäche bekämpft, um noch Hause zurückzukehre», denn sie hatte eine groß«, wenn auch geheime Furcht, ihren Enkel mit seinem Cousin allein zu lasten. Bald noch ihrer Rückkehr ließ sie sich durch dasseslbe Ge fühl bestimmen, in Claude zu dringen, er solle doch jetzt feinen unterbrochenen Besuch im Norden fortsetzen und Claude tot dies nur zu gerne, in der geheimen Absicht, »ach einem mckhr- maligen mehrtägigen Aufenthalt bei feinen Freunden, seine Nachforschungen noch Mariens Eltern zu beginnen. So reiste er denn schon den Tag nach Mrs Munros Rückkehr ab, und überließ S>r Robert der Pflege der Tomen, wie er sich aus drückte. „Me ich nur zu nötig halbe," sagt« sein Cousin, di« Achseln »uckeud. „Nach und nach muß ich sehen, ob ich nicht ein« Dam« find«, di« barmherzia genug wäre, di« Sorge für mich armen Invaliden zu übernehmen. Vielleicht könne» mein Titel und Vermögen einen tröstenden Engel erkaufen!" fügte er etwas höhnisch bei. „Sehr wahrscheinlich," stimmte Claude in dem selben Tone bei, „wenn du die moralischen Eigenschaften deiner Dame nicht in Betracht ziehen willst." „O, sonst mühte ich lange suchen!" entgegnet« Sir Robert. „Ich verlange nichts Unmögliches. In Bezug aus Schönheit und Stimme würde mir Amy Delvilles Gesellschafterin gerade passen." Während er sprach, waren seine sckiarse» Augen auf Claude gerichtet, und er bemerkte die Nöte, die sich über feines Cousins Züge ergoß. „Miß Tromnlle besitzt, das steht fest, auch moralische Eigenschaften. Sie wäre in jeder Art der Auszeichnung Claude sarkastisch. „Du glaubst? Nun dann will ich ihre Ansprüche üixr- legen," sagte Sir Robert kühl. Claudes Augen sprühten vor Entrüstung. „Ich glaub«, Robert," ries er, „es wäre bester, wenn wir den Namen dieses vorzüglichen, seiiigeLildeten, höchst anstän digen Mädchens ganz aus dem Spiele ließen." Sir Robert verneigte sich. „Wie du wünschest, mein Vetter." entgegnet« er. „Ich versichere dir, ich l>abe alle Achtung vor der jungen Dame. Und mit dein Takt und der Geschicklichkeit eines erfah renen Weltmannes lenkte er die Unterhaltung ans andere Dinge. Nichtsdestoweniger fühlte sich Claude ei» wenig unbehog- . lieh. Er bedauerte, etngewilligt zu haben, während der An wesenheit seines Cousins Oakhurst zu verlassen, denn er sürcki- tete die Unannehmlichkeiten, denen Marie ausgesetzt sei» könnt«. Claude erzählte Marie, wie sehr Sir Robert sie bewundere, und daß er ihr rvahrscheinlich «inen Antrag machen iverde. „Es wäre »in« sehr glänzende Heirat, meine Liebe," fügte er bet. „aber selbst wenn du ineine Verlobte nicht wärest, Mari«, würde ich dick anslehen, nicht auf ihn zu hören. Er ist ein böser, sogar schlechter Monn." „Fürchten Sie nichts, Claude," sagte sie stolz, „ich bin tm Stande, mich selbst zu schützen." „Aber versprich mir, daß du mich sofort benachrichtigst, wem, du nrrine HUfe brauchst," sagte er eifrig: „Di mußt mir schreiben oder telegraphieren. Hier ist ineine Adreste -- «er- sprich mir, mich zu rufen -—>" du mich brauchst - Marte versprach es. „Auch das Kreuz, von dem du sprachst, mußt du mir geben," fügte er bei, „ich will es mit meinem Leben schützen: cs kann mir vielleicht bei meinen Nachforschungen von Nutzen sein." „Morgen früh will ich es beim Frühstück herunter brin gen," sprach sie. Am nächste» Tage legte Marie ihr Kreuz i» Claudes Hände und empfing sein letztes Lebewohl, ehe er sich von seiner Groß mutter verabschiedete, die erleichtert aufatmete. als er das Haus verlassen hatte. — Mrs. Munro war lmstnnde. um die Zeit des Erscheinens ihres Neffen — nach dein Frühstück — in de» Salon hinobzu kommen, und sie fanden gegenseitig ihre Gesellschaft o»genehm und unterhaltend. Gewöhnlich blieben sie allein, denn die junge» Dame» machten lange Spaziergänge und kehrten erst zurück, wenn der Tag zur Neige ging. Dann sang Marie, aus Roberts Bitten, bis die Adenügtocke erklang. Die Abende bracht« Sir Robert damit zu, mit seiner Tante der er die ganze Aufmerksamkeit widmete, Schach zu spielen oder er lauschte Mariens Gesang, den er nie müde ward, zu hören. So vergingen die Tage und immer noch iveilte Sir Rodert in Oakhurst — manchmal durch seine Krankheit ans Zimmer gefesselt, dann wieder etivas wohl und von der Abreise sprechend. Weihnachten fand ihn jedoch „och im Herrenhaus. Die Geduld seiner Tante war erschöpft, und die gütige Dame sah nicht ohne Erregung Sir Roberts langes Bcnoeiten unter ihrem Dach, als eines Nachmittags, bei ihrem gewohnten Plauderstündchen, Sir Robert begann. „Es ist Zeit, daß ich dein gostfreundlickies Haus »erlast«. Tonte: aber ich fürchte mich fast, nach meinem öde» Heim zurückzukehreii, ivo ich die Freuden des häuslichen Lebens entbehren muß, die ich hier so reichen» Matze genossen." „Es freut mich, daß es dir bei »ns gefallen hat. Robert." entgegnet« die Tante kühl. „Und nxnn du wolltest, teure Tante, könntest du diese« Besuch zum Anfang eines neuen Lebens sür mich machen." Mit dein Ausdruck hoher Ueberraschung erhob Mrtz. Munro die Augen von ihrer Arbeit. „Wie so?" srogte sie. „Indem -u mir hilfst, eine Gattin von deinem Heim ip das meinige zu entführen." „Eine Gattin. Rodert! Dl kannst dach a»miß nicht denken daß Amy ..." Hvrtkrßuni» folgt.)
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